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Die DFS wird verramscht Kapitalprivatisierung Auswirkungen durch ...

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BerlinJet AG<br />

<strong>Die</strong> BerlinJet darf man zu den düsteren Kapiteln deutscher<br />

Luftfahrtgeschichte zählen. Deren Gründer, die<br />

Studenten Oliver A. Heinz und Torsten Mache, riefen<br />

Mitte 2000 unter dem Namen "highsky media" in<br />

Wetzlar eine Online-Werbeagentur ins Leben, die<br />

allerdings nur ein Jahr <strong>durch</strong>hält. Angeblich wurden<br />

die Kunden nicht seriös behandelt, so daß die Agentur<br />

Ende 2001 dem Vernehmen nach keinen einzigen<br />

Kunden mehr hatte. Aber noch 2001 widmeten die<br />

beiden sich einer neuen Idee, der Gründung einer<br />

Fluggesellschaft: Im August 2001 tauchte im Internet<br />

unter dem Arbeitstitel "jump away" erstmalig ihr neues<br />

Vorhaben auf. Mit Boeing B737-300 oder Boeing B757-<br />

200 beabsichtigte die Gesellschaft einen Linienbetrieb<br />

von Schönefeld aus aufzuziehen. Neben einer Business-<br />

Class sollte auch eine low-cost Touristenklasse angeboten<br />

werden. <strong>Die</strong> Verwaltungskosten würden <strong>durch</strong><br />

ticketloses Fliegen auf ein Minimum reduziert werden.<br />

Der zweite Newsletter von jump away aus dem<br />

September 2001 las sich wie folgt:<br />

"jump away geht - BerlinJet kommt. Wir freuen uns,<br />

Ihnen mitteilen zu dürfen, dass jump away ab sofort<br />

seinen endgültigen Markennamen BerlinJet trägt. Damit<br />

gehört der von Beginn an nur als Arbeitstitel gedachte<br />

Name nun der Vergangenheit an. Da wir nun in die Endphase<br />

unserer Vorbereitungen für den Flugbetriebsstart<br />

Ende diesen Jahres kommen, haben wir uns zum jetzigen<br />

Zeitpunkt für den Namenswechsel entschieden. Den<br />

konkreten Flugplan, alle Destinationen, Abflugzeiten<br />

und Preise werden wir in kürze bekannt geben. Wichtig<br />

für alle, die sobald wie möglich mit BerlinJet fliegen<br />

möchten: Derzeit können leider noch keine Tickets gebucht<br />

werden. Wir werden Sie selbstverständlich rechtzeitig<br />

über den Verkaufsstart informieren und bitten<br />

bis dahin um Ihr Verständnis. Ab <strong>Die</strong>nstag, den 11. September<br />

2001 finden Sie weitere aktuelle Informationen<br />

rund um BerlinJet auch online unter www.berlinjet.com.<br />

Wir bedanken uns sehr herzlich für Ihr Interesse an<br />

jump away und freuen uns gemeinsam auf BerlinJet -<br />

That's Freedom!"<br />

Der Betriebsstart wurde Ende 2001 auf das erste Quartal<br />

2002 und als das anbrach, auf das zweite Quartal<br />

verschoben. Gleichzeitig verkündeten die Geschäftsführer<br />

Heinz und Mache, die zusammen mit drei weiteren<br />

erfahrenen "Airlinern" hinter ihrer Fluggesellschaft<br />

standen, daß BerlinJet zum 01. April 2002 mit<br />

drei bis vier Boeing B737-300 bzw. B737-400 an den<br />

Start gehen werde. <strong>Die</strong> Flugzeugoberflächen sollten<br />

nach amerikanischem Vorbild für Werbezwecke vermietet<br />

werden. Wunschziele von Berlin-Schönefeld<br />

wären Hahn, München und Brüssel. Für die benötigten<br />

40 Piloten und achtzig Flugbegleiter lagen Ende 2001<br />

etwa 600 Bewerbungen vor. Der Flugbetrieb sollte von<br />

einem ehemaligen Kapitän der Lufthansa Cargo organisiert<br />

werden. Da die Airline keine eigene Flugbetriebslizenz<br />

hatte, bemühte sie sich erfolglos um Kooperationsverhandlungen,<br />

u.a. mit Germania und Hamburg<br />

International. Germania setzte gar eine Unterlassungs-<br />

Airlines<br />

klage gegen BerlinJet <strong>durch</strong> - da sie <strong>durch</strong> eine zum<br />

Verwechseln ähnliche Internetadresse den Eindruck<br />

erweckte, Kooperationspartner von Germania zu sein.<br />

Bis Mitte Februar 2002 verfügte BerlinJet weder über<br />

eine Betriebslizenz noch über das entsprechende Fluggerät<br />

oder die notwendigen Airport-Slots. Ende März<br />

2002 <strong>wird</strong> die Betriebsaufnahme abermalig, jetzt auf<br />

den Sommer 2002, verschoben. Offenbar waren Mache<br />

und Heinz zwischenzeitlich zur Einsicht gelangt, daß<br />

sich eine eigene Fluggesellschaft nicht realisieren läßt.<br />

Im August 2002 gründeten sie daher die Vertriebsgesellschaft<br />

"BJ Flugreisen GmbH" mit Sitz in Neu-Isenburg,<br />

deren Gesellschafter neben den Gründern der<br />

BerlinJet die TSA GmbH, Herr Hüttenberg und Klaus<br />

Marzina wurden. Letzterer war bereits in den achtziger<br />

Jahren als Gründer und Geschäftsführer der in Mannheim<br />

beheimateten Air Pegasus in Erscheinung getreten.<br />

BJ Flugreisen sollte im Prinzip die Flüge organisieren<br />

und die entsprechenden Flugscheine verkaufen. <strong>Die</strong><br />

Flüge selbst würden von bestehenden Fluggesellschaften<br />

<strong>durch</strong>geführt werden. Ein Partner war auch schnell<br />

gefunden, denn schließlich erfolgte überraschend die<br />

Betriebsaufnahme auf der Strecke von Frankfurt nach<br />

Brüssel am 22. September 2002 (vorgesehen war ursprünglich<br />

der 16. September) mit zwei Tagesrandverbindungen,<br />

die Umsteigeverbindungen in die USA<br />

mit der belgischen Delsey Airlines ermöglichen sollten.<br />

Das Fluggerät, eine Embraer 120 "Brasilia", stammte<br />

von der spanischen Ibertrans Aérea S.L. (IBT/--;<br />

"Ibertrans"). Insgesamt fanden fünfzehn Flüge bis<br />

zum 03. Oktober 2002 statt. Danach wurde der Flugbetrieb<br />

eingestellt. Bereits am 30. September 2002<br />

sollte mit der Verbindung von Berlin-Tempelhof nach<br />

Frankfurt/Main eine weitere Strecke eröffnet werden.<br />

Der auf den 07. Oktober verschobene Erstflug fand<br />

allerdings nie statt. Nach ausstehenden Zahlungen<br />

zog Ibertrans Anfang Oktober 2002, nach rd. eineinhalb<br />

Wochen ihr Fluggerät wieder ein. Nach dem chaotischen<br />

Auftakt wurde versucht, die auf dem Flugplatz<br />

Siegerland ansäßige Avanti Air (ATV/--; “Avanti Air”)<br />

vorübergehend für die Flüge zu gewinnen, was aber<br />

nicht gelang. Der nächste Versuch startete am 10.<br />

Februar 2003 mit einer McDonnell Douglas MD-83 der<br />

isländischen MD Airlines von Berlin-Schönefeld nach<br />

München, Paris-Beauvais und Mailand-Malpensa. Der<br />

komplette Tagesumlauf der MD-83 las sich folgendermaßen:<br />

EDDB-EDDM-EDDB-LFOB-EDDB-LIMC-EDDB-<br />

EDDM-EDDB. Wenigstens einmal mußte der Kurs über<br />

den etwa 200km vor Paris gelegenen Frachtflughafen<br />

Paris-Vatry südlich von Reims geführt werden, dem sich<br />

ein Bustransfer nach Beauvais anschloß. Ursprünglich<br />

war die Maschine bis September 2003 gemietet, aber<br />

eine unkalkulierbare Auslastung, die zwischen 15%<br />

und 95% schwankte, sowie Unstimmigkeiten mit MD<br />

Airlines resultierten bereits am 20. Februar in einer<br />

erneuten Betriebseinstellung nach nur 35 Flügen. <strong>Die</strong><br />

zu dünne Kapitaldecke war BerlinJets Grundproblem:<br />

Durch den Verkauf der Flugtickets über Kreditkarten<br />

war das Kapital nicht sofort verfügbar und nach Aus-<br />

AIRLINES<br />

57 der flugleiter 2006/02

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