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Die „soziale Immunabwehr“ - VolkswagenStiftung

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Kieler Bucht angewiesen, da die Generationszeit der Seenadeln sehr lang ist<br />

und die Tiere sich im Labor nur schwer züchten lassen. Also steigt die Wissenschaftlerin<br />

regelmäßig in ihren Neoprenanzug und sammelt. Das hat sie<br />

schon in Italien, Dänemark und Schweden getan – immer auf der Suche nach<br />

derselben Art. 500 Seenadeln hält sie inzwischen für ihre Experimente; die<br />

Fische leben in Beckenanlagen des IFM- GEOMAR, drei großen Aquarienlandschaften,<br />

bestehend aus 36 Becken mit 100 bis 200 Litern Fassungsvermögen.<br />

Um den Infektionsdruck gering zu halten, schwimmen die Fische in künst -<br />

lichem Meerwasser und verstecken sich in Plastik-Seegras.<br />

Olivia Roth wird das Immunsystem der Tiere ganz grundlegend auf den Prüfstand<br />

stellen. Bei Wirbeltieren – zu denen die Knochenfische zählen – haben<br />

Weibchen generell das stärkere Immunsystem: Sie investieren mehr in den<br />

Nachwuchs und benötigen daher den besseren Schutz. Nun müssten ja,<br />

wenn die Evolutionstheorie über die Nachwuchsinvestitionen aufgeht, bei<br />

den Seenadeln die männlichen Tiere das stärkere Immunsystem vorweisen.<br />

„Um das herauszufinden, habe ich die Immunparameter meiner Seenadeln<br />

gemessen und ihre Immunkompetenz über Infektionsexperimente getestet“,<br />

beschreibt Roth. Und fügt mit wissenschaftlicher Begeisterung im Blick hinzu:<br />

„Es sieht tatsächlich so aus, als ob bei den Seenadeln die Männchen die effizientere<br />

Immunantwort haben!“ Mit einer Reihe von Experimenten will sie<br />

jetzt noch detaillierte Antworten zum Immunsystem bekommen. Geben die<br />

Männchen ihre Immunkompetenz an den Nachwuchs weiter, so wie das normalerweise<br />

eine Mutter tut? Dazu wird sie mal die Männchen, mal die Weibchen<br />

und mal beide mit einem Testkeim infizieren und prüfen, ob der Nachwuchs<br />

vor dem Keim geschützt ist – oder ob nicht. Dann werde sich zeigen,<br />

wie belastbar die bestehenden Theorien zur Evolu tion des Immunsystems<br />

sind – und wie belastbar Batemans Prinzip von der Geschlechtertrennung ist.<br />

Jo Schilling<br />

Das Forscherteam nach erfolgreicher Seenadelfangaktion<br />

mit dem Boot „Wassermann“<br />

(von links): Doktorandin Susanne Landis, die<br />

Studierenden Isabel Keller, Chantal Kabus,<br />

Lothar Miersch und Riturpana Saha; Dr. Jan<br />

<strong>Die</strong>rking sowie Dr. Olivia Roth. <strong>Die</strong> Fische<br />

ziehen um in eine der drei Beckenanlagen<br />

des Teams – im Bild links die mittlere, ein<br />

Kreislaufsystem von 18 Becken à 200 Liter.<br />

Impulse 2011 31

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