100 Jahre Stadtmission in Annweiler - Evangelischer ...
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Den Besuchern der Gnadauer Regionalkonferenz <strong>in</strong> Kaiserslautern<br />
ist sie bekannt. Sie wurde dort offiziell begrüßt<br />
und dankte dafür mit e<strong>in</strong>em kurzen Bekenntnis, das sie ganz<br />
spontan <strong>in</strong> Reime fasste:<br />
Gott ist getreu, all Morgen neu!<br />
Durch Sturm und W<strong>in</strong>d trug ER auch mich, se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d�<br />
Der Schriftleiter überbrachte der <strong>100</strong>jährigen als Gruß vom<br />
„himmelwärts“, das sie eifrig gelesen hat, solange es ihren<br />
Augen möglich war, zwei Bilder, die sie <strong>in</strong>mitten der Festversammlung<br />
<strong>in</strong> Kaiserslautern zeigen�<br />
In großer geistiger Frische und <strong>in</strong> reger Anteilnahme am Geschehen<br />
<strong>in</strong> der Welt und im Reich Gottes hat Fräule<strong>in</strong> Schultz<br />
ihr neues Lebensjahr begonnen� Am meisten gefreut hat sie<br />
sich über den Gruß des <strong>Annweiler</strong>er Posaunenchores � Mit<br />
dem Ort, an dem sie zum Glauben an Jesus Christus geführt<br />
wurde, und wo sie <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>schaft mit vielen K<strong>in</strong>dern<br />
Gottes geistliche Heimat und geistliche Nahrung fand, bleibt<br />
sie <strong>in</strong> treuer Fürbitte verbunden� Was sie noch an guten und<br />
dankbaren Er<strong>in</strong>nerungen bewegt, hat sie mir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em langen<br />
Gespräch erzählt� Ich durfte es auf Tonband aufzeichnen� In<br />
e<strong>in</strong>er der nächsten Nummern ersche<strong>in</strong>t das Wichtigste davon<br />
als Interview�<br />
Dass die Betagte aber auch noch das Neue um sich herum<br />
aufnimmt und geistlich verarbeitet, wird deutlich, wenn sie<br />
sagt: „Und ich bete auch jeden Tag für unsre Geme<strong>in</strong>schaft<br />
hier <strong>in</strong> Landau mit ihrem neuen Prediger�“<br />
Wie reich beschenkt s<strong>in</strong>d wir mit so treuen alten Geschwistern!<br />
Lasst uns ebenso treu an sie denken, für sie beten und<br />
sie besuchen!<br />
Frau Maie Schultz wurde im Alter von 104 <strong>Jahre</strong>n <strong>in</strong> die ewige<br />
Heimat abgerufen� Die Beerdigungsrede hielt ihren Wunsch<br />
entsprechend Missions-Inspektor Christian Hermann, der gemischte<br />
Chor und Posaunenchor wirkten bei der Trauerfeier<br />
mit�<br />
Mit Marie Schultz verlor die Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> <strong>Annweiler</strong> e<strong>in</strong>e<br />
treue Glaubensschwester an die wir uns als Vorbild gerne er<strong>in</strong>nern�<br />
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Lebenser<strong>in</strong>nerung des Richard Schwarz<br />
Me<strong>in</strong> Vater Richard Eugen Schwarz wurde am 26�10�1911 als 3�<br />
K<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>er Eltern, Jean & Luise Schwarz, <strong>in</strong> <strong>Annweiler</strong> geboren�<br />
Er besuchte <strong>in</strong> <strong>Annweiler</strong> die Volksschule und g<strong>in</strong>g nach<br />
se<strong>in</strong>em Schulabschluss als kaufmännischer Lehrl<strong>in</strong>g <strong>in</strong> die<br />
Emailfabrik Ullrich zur Berufsausbildung� Damit er die Lehre<br />
antreten durfte, vermachte se<strong>in</strong> Vater e<strong>in</strong> an das Firmengelände<br />
angrenzendes Grundstück an den Betriebs<strong>in</strong>haber�<br />
Vater wurde die Verwaltung des Fertigwarenlagers übertragen�<br />
Schon früh war er mit e<strong>in</strong>em Augenleiden behaftet� Im<br />
Jahr 1928 unterzog er sich <strong>in</strong> Karlsruhe-Durlach e<strong>in</strong>er Augenoperation�<br />
Während se<strong>in</strong>es Krankenhausaufenthaltes<br />
überflog Graf Zeppel<strong>in</strong> mit se<strong>in</strong>em Luftschiff Karlsruhe. Damit<br />
er dieses Ereignis sehen konnte, entfernte die Schwester<br />
den Augenverband, was die Erbl<strong>in</strong>dung des operierten<br />
Auges nach sich zog� Für ihn war das e<strong>in</strong> folgenschwerer<br />
Schlag, unter dem er se<strong>in</strong> Leben lang litt� Während se<strong>in</strong>er<br />
Jugendzeit besuchte er die <strong>Annweiler</strong>er Geme<strong>in</strong>schaft�<br />
Es waren e<strong>in</strong>ige gleichaltrige, die sich sehr oft im Hause<br />
von Elise und Babette Ruth trafen� Die beiden Schwestern<br />
nannten diese Gruppe „unsere Buben“� E<strong>in</strong>ige spielten<br />
im Posaunenchor, oder sangen im gemischten Chor mit�<br />
Im Jahr 1937 trat Vater mit Anna Karol<strong>in</strong>a Anton aus Kaiserslautern<br />
<strong>in</strong> den Ehestand� Die Vermählung fand <strong>in</strong><br />
<strong>Annweiler</strong> statt� Die Eltern nahmen im eigenen Haus <strong>in</strong><br />
der Hauptstrasse ihren Wohnsitz� Hier erblickten me<strong>in</strong>e<br />
Schwester Gertrud und ich das Licht der Welt�<br />
Im Herbst 1944 nahm Vater se<strong>in</strong>e Schwiegereltern, Schwäger<strong>in</strong><br />
und deren zwei K<strong>in</strong>der zu sich <strong>in</strong> die Wohnung<br />
auf, nachdem sie <strong>in</strong> Kaiserslautern ausgebombt waren�<br />
Am 29� Dezember 1944 wurde dann die Innenstadt<br />
von <strong>Annweiler</strong> ebenfalls zerbombt� Auch unser<br />
Haus wurde zerstört und war nicht mehr bewohnbar�<br />
Kurze Zeit danach wurden unsere Mutter und wir als K<strong>in</strong>der<br />
nach Bayern <strong>in</strong> die Nähe von Landshut auf e<strong>in</strong>en Bauernhof<br />
evakuiert� Vater blieb <strong>in</strong> den Trümmern zurück�<br />
Im August 1945 kamen wir zurück nach <strong>Annweiler</strong> und bezogen<br />
bei der Schwester des Vaters <strong>in</strong> der Bahnhofstrasse e<strong>in</strong>e<br />
2-Zimmer-Wohnung�