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„Mein kleiner Bruder ist todkrank“ „Studien an Kindern sind Studien ...

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International<br />

sonne<br />

Neue Erfahrungen und Träume im Gepäck<br />

Hilfe zur Selbsthilfe – Das Ukraine-Projekt der ÖKKH geht in die nächste Phase<br />

Seit September 2007 absolviert die<br />

ukrainische Oberärztin Li<strong>an</strong>a Nykytenko<br />

ein von der GIGAX-Stiftung1 fi n<strong>an</strong>ziertes<br />

Fortbildungsprogramm im St. Anna<br />

Kinderspital in Wien. Mit der SONNE<br />

sprach sie über den Alltag auf ihrer<br />

Kinderkrebsstation in der Ukraine und<br />

ihre Eindrücke und Erfahrungen in<br />

Österreich.<br />

Als Li<strong>an</strong>a Nykytenko zum ersten Mal<br />

die onkologische Abteilung des<br />

St. Anna Kinderspitals in Wien betrat,<br />

fühlte sie sich wie in einer <strong>an</strong>deren<br />

Welt: „Ich hatte zuvor überhaupt keine<br />

Vorstellung, wie modern eine onkologische<br />

Abteilung ausgestattet sein k<strong>an</strong>n“, erzählt<br />

die leitende Ärztin der Krebsstation am<br />

Kinderkr<strong>an</strong>kenhaus von Sumy.<br />

225 000 Kinder und Jugendliche leben<br />

in der Region Sumy im Nordosten der<br />

Ukraine, 25 bis 30 erkr<strong>an</strong>ken jedes Jahr <strong>an</strong><br />

Krebs. Bei 12 bis 15 von ihnen wird Leukämie<br />

oder ein Lymphom diagnostiziert.<br />

Oberärztin Dr. Li<strong>an</strong>a Nykytenko auf Besuch im Büro der ÖKKH<br />

8 1/08<br />

Kinder, die <strong>an</strong> einer onkologischen Erkr<strong>an</strong>kung<br />

leiden, werden seit 2001 im 20<br />

Betten umfassenden hämatologischen<br />

Department des regionalen Kinderkr<strong>an</strong>kenhauses<br />

Sumy beh<strong>an</strong>delt. Vorher gab<br />

es nicht einmal eine eigene Abteilung<br />

für junge Krebspatient Innen. Leukämiekr<strong>an</strong>ke<br />

Kinder werden seit 1991 mit der<br />

Chemotherapie nach dem so gen<strong>an</strong>nten<br />

BFM-Protokoll, wie es auch in Österreich<br />

St<strong>an</strong>dard <strong>ist</strong>, beh<strong>an</strong>delt. In diesem Bereich<br />

hat das Department auch durchwegs gute<br />

Erfolge: Im Zeitraum von 1996 bis 2006<br />

überlebten 70 Prozent der Kinder mit akuter<br />

lymphatischer Leukämie. Dieser Erfolg<br />

geht nicht zuletzt auf die Unterstützung<br />

der Österreichischen Kinder-Krebs-Hilfe<br />

(ÖKKH) zurück: Seit 2001 bekommt das<br />

Department 50.000,– Euro jährlich, um<br />

Medikamente <strong>an</strong>schaffen zu können.<br />

Von der ukrainischen Regierung kommen<br />

– allerdings erst seit 2004 – ebenfalls<br />

50. 000,– Euro pro Jahr. So können 25 bis<br />

30 Prozent des Bedarfs <strong>an</strong> Medikamenten<br />

gedeckt werden. Vor 2001 mussten die Eltern<br />

für die gesamten Kosten aufkommen.<br />

„Ich erinnere mich <strong>an</strong> viele Fälle, wo Familien<br />

ihr gesamtes Hab und Gut verkauften,<br />

um das Leben des Kindes retten zu können“,<br />

erzählt Dr. Nykytenko.<br />

Begrenzte Möglichkeiten<br />

Obwohl sich in den letzten Jahren einiges<br />

gebessert hat, k<strong>an</strong>n Li<strong>an</strong>a Nykytenko<br />

von einer modernen Ausstattung und<br />

Org<strong>an</strong>isation, wie sie hierzul<strong>an</strong>de St<strong>an</strong>dard<br />

<strong>ist</strong>, nur träumen. So gebe es <strong>an</strong> ihrer<br />

Station in Sumy erst seit kurzer Zeit genügend<br />

Infusomaten, sodass die Eltern nun<br />

nicht mehr Tag und Nacht über Wochen<br />

die Infusionstropfen zählen müssten. Erst<br />

vor kurzem bekam die Abteilung von der<br />

Caritas Trier ein Isolierzimmer sowie zwei<br />

Monitore und Inhalatoren fi n<strong>an</strong>ziert. „Aber<br />

es fehlt immer noch viel <strong>an</strong> wichtiger Ausstattung“,<br />

sagt Nykytenko.<br />

Ein Wunsch der Ärztin <strong>sind</strong> Einzelzimmer<br />

für ihre PatientInnen. Heute müssen pro<br />

Zimmer oft vier Kinder und ihre Mütter<br />

untergebracht werden, was gerade bei<br />

KrebspatientInnen nicht ideal <strong>ist</strong>.<br />

Auch für die Diagnose stehen dem Team<br />

von Li<strong>an</strong>a Nykytenko nur begrenzte Möglichkeiten<br />

zur Verfügung: „In Sumy können<br />

wir eigentlich nur Routinemessungen<br />

machen“, erzählt die Ärztin. Komplexere<br />

Analysen seien nur in Kiew möglich. Me<strong>ist</strong><br />

machen sich d<strong>an</strong>n die Eltern mit den Proben<br />

des Kindes im Gepäck in die 300 km<br />

entfernte Hauptstadt auf.<br />

Andere Dimensionen<br />

Besonders beeindruckt <strong>ist</strong> Li<strong>an</strong>a Nykytenko<br />

von der Professionalität des Personals im<br />

St. Anna Kinderspital: „Die Pfl egerInnen<br />

hier <strong>sind</strong> bestens geschult und kennen sich<br />

genau mit den speziellen Bedürfnissen von<br />

KrebspatientInnen aus.“ Und viele ÄrztInnen<br />

hier seien nicht nur PraktikerInnen,<br />

sondern auch ForscherInnen. In „ihrem“<br />

Eine Mutter am Bett ihres krebskr<strong>an</strong>ken Kindes im Kinderkr<strong>an</strong>kenhaus Sumy<br />

1 Die GIGAX-Stiftung wurde im Mai 1990 gegründet und gibt ÄrztInnen, Schwestern und Labor<strong>an</strong>tInnen aus dem<br />

osteuropäischen Raum die Möglichkeit, im St. Anna Kinderspital in Wien ihren Wissensst<strong>an</strong>d bezüglich der Beh<strong>an</strong>dlung<br />

kindlicher Krebserkr<strong>an</strong>kungen auf westliches Niveau zu heben.

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