Katalog 14 - Antiquariat Müller & Draheim
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21 HERVAS Y PANDUCO, LORENZO. Catalogo delle Lingue Conosciute e Notizia della loro Affinità, e Diversità. Cesena,<br />
G. Biasini, 1784. 4to (24 : 17.5 cm). 260 S. – Angebunden: DERSELBE. Saggio Pratico delle Lingue. Cesena, G. Biasini,<br />
1787. 4to. 255 S. Pergamentband des 19. Jahrhunderts mit rotem Rückenschild und Rückenvergoldung. 1800.–<br />
Die von Streit mit Zeilenfall beschriebenen Separat-Drucke<br />
der Bände XVII und XXI seiner Idea dell’ Universo, 22 Bände,<br />
1778–92. In ihnen und den Teilen XVIII Origine … ed Armonia<br />
degl’Idiomi sowie XX Vocabolario poliglotto verarbeitete Hervás<br />
die linguistischen Sammlungen der von ihren Missionen<br />
vertriebenen Jesuiten. Die beiden vorliegenden Teile sind die<br />
Eckpfeiler einer neuen vergleichenden Sprachwissenschaft.<br />
Der Catalogo verzeichnet alle bekannten Idiome mit genauer<br />
Angabe ihrer geographischen Verbreitung: ein Sprachenatlas.<br />
Hervás hatte selbst in Amerika gewirkt, ein Schwerpunkt<br />
liegt bei den Sprachen von Feuerland bis Kanada. In Pallas’<br />
einfachen Wortlisten sollten sie den dritten Band bilden, der<br />
nicht mehr erschienen ist. Hervás sammelt auch die noch<br />
knappen Nachrichten von pazifischen Inselsprachen.<br />
Origine und Vocabulario sind traditionell angelegt, der dem Catalogo<br />
angebundene Saggio aber revolutionierte die Sprachbeschreibung.<br />
Der Hauptteil enthält das Paternoster in 307 Sprachen<br />
nach der Geographie des Catalogo. Hier bringt Hervás zwei<br />
hochbedeutsame methodische Neuerungen: Er unterlegt, sofern es ihm<br />
möglich ist, den fremdsprachigen Text mit einer Interlinearversion, und er<br />
gibt einen lexikalisch-grammatischen Kommentar. Die Interlinearversion<br />
vollzieht sozusagen den ersten Schritt jeder modernen strukturellen Beschreibung<br />
einer unbekannten Sprache: Sie segmentiert, d.h. sie führt die<br />
lexikalischen und grammatischen Konstituenten eines Satzes vor Augen.<br />
Und der Kommentar verdeutlicht und erläutert die strukturelle Besonderheit<br />
(J. Trabant, Mithridates im Paradies, 2003, p. 233 ff.).<br />
Wilhelm von Humboldt, der Hervás während seiner römischen<br />
Jahre konsultierte, hat dieses Verfahren der eigenen Forschung<br />
zugrunde gelegt. Hervás gab seine sprachwissenschaftlichen<br />
Studien 1800–05 in erweiterter spanischer Übersetzung heraus;<br />
die separaten Erstdrucke sind selten.<br />
Streit, Bibliotheca Missionum III, no. 1016. – Der Catalogo mit<br />
vereinzelten Braunflecken, der Saggio zu Beginn mit schwachem<br />
Wasserrand am Kopf. Schönes Exemplar.<br />
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