Katalog 14 - Antiquariat Müller & Draheim

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p. 49–52 48 GOETHES LEKTÜRE AM ABEND DES 17. JANUAR 1815 36 OUSELEY, WILLIAM (ed.). The Oriental Collections: Consisting of Original Essays and Dissertations, Translations and Miscellaneous Papers; Illustrating the History and Antiquities, the Arts, Sciences, and Literature of Asia. Quartalsschrift. Jahrgänge I–III, Heft 1–2 (alles Erschienene) in 3 Bänden. London, Cadell & Davies, 1797–99 (Bandtitel III: 1800). 4to (30 : 23 cm). Mit 42 Kupfertafeln, davon 5 gefaltet, 1 Falttabelle und 10 Textholzschnitten, davon 1 koloriert. Braunrote englische Halbleinenbände des späten 19. Jahrhunderts mit goldgeprägten Rückenschildern und marmorierten Deckeln. 4800.– Vollständiges Exemplar der ersten orientalistischen Zeitschrift Englands, der dritte Halbband offenbar nurmehr in kleinster Auflage erschienen. Ouseley nennt die Asiatick Researches in Calcutta als Vorbild. Themen & Typographie der Collections gleichen den 1809 einsetzenden Fundgruben des Orients. Ouseleys Zeitschrift befand sich in Hammers Bibliothek und mag ihrerseits Vorbild für seinen schwunghaften Betrieb (Goethe) gewesen sein. Ouseley selbst veröffentlicht hier frühe Editionen & Übersetzungen von Firdausî, Hafiz, Sa’adi, Nizâmî, Dschâmî, Rûmî und Attâr. Das erste Heft enthält seine Remarks on the Collation of Manuscripts; with various Readings in the Gulistan of Sadi; Band II Essay on the Lyrick Poetry of the Persians sowie Illustrations of Persian History and Romance. II & III bringen den Anfang eines Catalogue of the Arabick, Persian and Turkish Manuscripts belonging to the British Museum. Dabei stößt Ouseley auf Raphaelis du Mans Descriptio Persiae, communicata Engelberto Kaempfero, Ispahanae 1684, er teilt Auszüge mit. Einem Manuskript von al- Qazwînîs Kosmographie entnimmt Ouseley illustrierte Beschreibungen der Vögel Bulbul und Hudhud, Sketches of Persian Zoology, Account of an original Asiatick Map of the World und Eastern Zodiack, die beiden letzten im seltenen Band III. Die Oriental Collections enthalten die ersten arabischen Abdrucke aus 1001 Nacht von nennenswertem Umfang. Jonathan Scott ediert & übersetzt I, 245–57 die fünfte Nacht; II, 160–73 & 228–57 die Rahmenhandlung; III, 349–67 die Nächte 483–89. Hauptquelle war eine von Edward Wortley Montague in der Türkei erworbene Handschrift in 7 Bänden, die über Joseph White in Scotts Besitz gelangt war. Der genaue Inhalt dieser bis dahin umfangreichsten Handschrift in Europa wird II, 25–35 mitgeteilt. 1811 veröffentlichte Scott eine vollständige Übertragung. Der erste umfassende Textdruck der 1001 Nacht erschien Calcutta 18<strong>14</strong>. Goethe entlieh die Collections der Weimarer Bibliothek vom 17. I. bis 1. IV. 1815. Er begann die Lektüre gleich gegen Abend und exzerpierte den ersten Aufsatz Sketch, Biographical and Literary, of al Motanabbi von J. H. Hindley. Aber daß es nicht zuletzt die 1001–Nacht-Partien in den Oriental Collections waren, die Goethes Aufmerksamkeit fesselten … läßt sich darum mit Bestimmtheit sagen, weil er von ebendieser 1001-Nacht-Veröffentlichung Jonathan Scotts die Anregung zu einer orientalischen Dichtung empfing (Mommsen). Es handelt es sich um die orientalische Oper Feradeddin und Kolaila, die Goethe bis Februar 1816 begeistert vorantrieb, mangels eines geeigneten Komponisten aber verwarf. Angeregt hatte ihn schon am 18. I. 1815 Scotts fünfte Nacht, die bei Galland fehlende Erzählung des Wesirs Mahmud. Ouseleys Interessen sind bis Ostasien gespannt: Joseph Hager bildet auf je 1 Tafel in Band III Alphabet of Corea und Family of the Island of Jesso nach einem japanischen Druckwerk ab. Im gleichen Band teilt Ouseley Chinese Dialogue – From a Manuscript of the late Dr. Hyde of Oxford mit. Von Eyles Irwin, Teilnehmer der Gesandtschaftsreise Lord Amhersts, stam
men 2 Tafeln Chinese Musick. Aus seiner eigenen Bibliothek läßt Ouseley ein Chinese Vocabulary stechen, die Tafel stellt 24 Ideogramme und 24 Rebus-Bilder einander gegenüber. Geiger & Kuhn, Grundriss der iranischen Philologie II, p. 305 (Hafiz); Schnurrer, Bibliotheca Arabica p. 488 (nur Scotts fünfte Nacht); K. Mommsen, Goethe und 1001 Nacht, 1960, p. 104 ff.; Dieselbe, Goethe und die Arabische Welt, 2001, p. 495. – Rückenschild von Band III mit Ausbrüchen. Das zum 2. Quartal 1797 erschienene Subskribentenverzeichnis (p. III–VI) in die Vorstücke des ersten Heftes verbunden. Band- und erste Hefttitel mit englischem Schulstempel, etwa 3 Bögen von Band II wasserrandig. Unbeschnittenes und sehr breitrandiges Exemplar, stellenweise verstaubt & stockfleckig. 49
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