Spiel? - webMoritz
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links: Ines bei einem Stadtrundgang; rechts: Tim-Ole mit seiner A-capella-Band<br />
Derzeit besonders gefragt sind Schwedisch und Polnisch.<br />
Ines führt in Deutsch und Englisch durch die Sammlung.<br />
„Hier zu arbeiten ist unheimlich gut für die Selbstbestätigung.“<br />
Schnelles und meist positives Feedback, zum Teil<br />
in Form von Trinkgeld, gehört dazu. „Das hebt meine<br />
Laune. Manchmal ist es auch anstrengend, wenn man erst<br />
23 Uhr heim kommt und am nächsten Morgen früh raus<br />
muss.“ Probleme mit ihrem Stundenplan hat Ines aber<br />
fast nie. Wenn es mal nicht passt, kann sie ihre Kollegen<br />
um Hilfe bitten. Allzu viel verdient sie in dem roten Gewand<br />
nicht, es ist eher ein Saisongeschäft. Für Studenten,<br />
die auf ein Zusatzeinkommen angewiesen sind, fällt die<br />
Touristenführer-Nummer flach. Wer sich aber in dem<br />
Beruf ausprobieren möchte und Spaß daran hat, wird auf<br />
seine Kosten kommen. Neue Leute sucht die Kustodie<br />
über Aushänge. So fand auch Ines ihren Weg zum Job.<br />
Sie absolvierte zunächst ein Praktikum im Rahmen ihres<br />
Kunstgeschichtsstudiums und bewarb sich später auf die<br />
Stelle. Wenn möglich, möchte Ines das Ganze bis zum Bachelor<br />
weiterführen. „Meine Zukunftspläne ziehen mich<br />
an andere Unis. Dort würde ich aber gerne wieder etwas<br />
Ähnliches machen.“<br />
Nicht nur Nebenberuf, sondern Ehrenamt<br />
Einen ganz anderen Weg hat Kunigunde Baldauf eingeschlagen.<br />
Die 24-jährige Masterstudentin im Fach Nachhaltigkeitsgeografie<br />
und Regionalentwicklung gelangte<br />
über einen Auslandsaufenthalt an ihren derzeitigen Job.<br />
Während ihrer Bachelorzeit reiste Kunigunde mit weltwärts<br />
für zwei Monate nach Thailand. Weltwärts, das ist<br />
der entwicklungspolitische Freiwilligendienst des Bundesministeriums<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />
Entwicklung. Er unterstützt junge Menschen finanziell<br />
bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit in Entwicklungsländern.<br />
Für Kunigunde war es damit jedoch nicht getan. Seit ihrer<br />
Rückkehr engagiert sie sich in der pädagogischen Betreuung<br />
anderer Teilnehmer und deren Vorbereitung durch<br />
Workshops und Seminare. Dazu kommt seit Kurzem auch<br />
die Ausbildung neuer Seminarleiter. Die Veranstaltungsorte<br />
sind in ganz Deutschland verstreut. Da muss schon<br />
mal der eine oder andere Dozent auf Kunigunde verzichten,<br />
was in der Regel jedoch kein Thema ist. „Die Kurse<br />
sind relativ klein, da kennt man die Profs ja meist persönlich.<br />
Und die freuen sich eigentlich immer, wenn man sich<br />
für eine Sache engagiert.“<br />
Ihre Anfahrten bekommt die 24-jährige erstattet, zusätzlich<br />
gibt es eine Aufwandsentschädigung. Leben kann<br />
man davon nicht, aber das ist ja auch nicht die Idee hinter<br />
gemeinnütziger Arbeit. Für Kunigunde bedeutet ihr Job<br />
vor allem Spaß. „Das Schönste ist, wenn man die Leute<br />
bei ihrem Vorhaben begleiten kann“, sagt sie, „wenn man<br />
sie vorher und nachher trifft und sieht, wie sie selbst daran<br />
gewachsen sind.“ Als Hauptberuf kommt die Arbeit bei<br />
weltwärts aber vorerst nicht infrage, „da steht zu viel Öffentlichkeitsarbeit<br />
an, das ist nicht so mein Ding.“ Nebenbei<br />
will Kunigunde ihre Tätigkeit jedoch gerne so lange<br />
wie möglich weiterführen. „Ehrenamtliches Engagement<br />
lässt leider nach, obwohl es so wichtig ist“, beklagt sie. Damit<br />
anzufangen, sei doch eigentlich nicht schwer.<br />
Ob nun Sänger, Tourguide oder Projektbetreuer – eines<br />
haben unsere drei Befragten gemeinsam: den Spaß an ihrer<br />
Arbeit. So ein Job, der wirklich interessiert, ist doch eigentlich<br />
der größte Wunsch aller zukünftig Berufstätigen<br />
– abgesehen von Lottogewinn und Sofortrente vielleicht.<br />
Und ob das Studium dafür nun die Wissensgrundlage<br />
oder einfach nur den Zeitrahmen bietet, das kann jeder<br />
Student für sich entscheiden.<br />
¨ Uni.versum | 21<br />
Foto: Privat