WEDDELL SEA SCOTIA SEA
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Die große Anzahl der erwachsenen Königspinguine stand bewegungslos in Reih<br />
und Glied. Sie hatten alle den gleichen Abstand zu ihren Nachbarn, nämlich so<br />
weit ihr Schnabel reichte, das ist ihr persönliches Körperterritorium. Ihr Bauch<br />
war unten stark ausgebeult. Sie legen sich das einzige Ei auf die Füße und<br />
bedecken es mit der Bauchfalte. Wir konnten beobachten, wie ab und zu einer<br />
der Pinguine die Bauchfalte lüftete und das Ei freilegte. Es wurde dann mit dem<br />
Schnabel gewendet. Das gab immer etliche Aufregung bei den Filmern und<br />
Fotografen, weil jeder natürlich ein Bild vom Ei haben wollte. Manche der<br />
Pinguine nahmen darauf Rücksicht und lüfteten ihr Ei sehr lange, andere waren<br />
aber nicht so nett und bedeckten es schnell wieder.<br />
Wir hätten es trotz Kälte und Nieselregen noch viel länger ausgehalten, aber<br />
auch die interessanteste Zeit geht vorüber, und es erwarteten uns ja noch die<br />
Wanderalbatrosse auf der nächsten Insel.<br />
Diese Kleine, in der Bay of Isles gelegene Insel ist nach den Walvögeln (Prions)<br />
benannt, die dort ihre Nester haben, von denen wir allerdings nur Flügelreste<br />
sehen konnten. Diese hatten Skuas und Riesensturmvögel von ihren Mahlzeiten<br />
übrig gelassen. Die kleinen Walvögel kommen zwar nur im Schutze der<br />
Dunkelheit zu ihren Nestern, werden aber dennoch häufig Beute der Raubvögel.<br />
Kaum hatten wir die Zodiacs verlassen, erregte ein junger, hellbeige gefärbter<br />
Seebär unsere Aufmerksamkeit. Wir erfuhren bald, dass es sich hierbei nicht um<br />
einen Albino handelt, sondern um eine Laune der Natur, die ungefähr jeden<br />
1000sten Seebär hellbeige färbt, statt Dunkelbraun, was man sich für Zählungen<br />
zunutze macht. Mittels Luftaufnahmen zählt man die auffällig hellen Seebären<br />
und nimmt diese Zahl mal 1000, so erhält man die ungefähre Anzahl von<br />
Seebären auf Südgeorgien.<br />
Nachdem die Seebären im 19. Jahrhundert wegen ihres wertvollen Pelzes fast<br />
ausgerottet worden waren, haben sie sich seitdem sie streng geschützt sind gut<br />
erholt und bevölkern im Sommer die Strände, um ihre Jungen dort zur Welt zu<br />
bringen und aufzuziehen. Immer wieder war zu beobachten, wie ein Weibchen<br />
gut gesättigt an Land kam und nach ihrem Jungtier schrie, um es dann wieder zu<br />
säugen. Unser Weg führte aber weg vom Strand, in einem winzigen Bach nach<br />
oben - zum Glück konnte man sich seitlich an den Büscheln des Tussockgrases<br />
festhalten, was den glitschigen Aufstieg wenigstens etwas erleichterte - zu den<br />
Nestern von Wanderalbatrossen und Riesensturmvögeln. Majestätisch saßen die<br />
Albatrosse auf ihren Nestern und brüteten mit stoischer Ruhe ihre Eier aus.<br />
Besonders spannend war es, zwei Partnern bei Begrüßungs- oder Balzritualen<br />
zuzuschauen. Bewegte sich aber ein Albatros an Land wirkte dies schon sehr<br />
viel weniger majestätisch, mit weit vorgerecktem Hals waren sie auf ihren<br />
breiten Füßen unterwegs, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, auch so<br />
manches Startmanöver glückte nicht gleich beim ersten Mal.<br />
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