WEDDELL SEA SCOTIA SEA
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Lustig anzusehen war das so genannte „Mamajagen“. Kommt ein Elternteil vom<br />
Fischen mit vollem Magen heim und ruft nach seinen Küken, so kommen diese<br />
laut piepsend heran gelaufen. Er füttert sie jedoch nicht, sondern läuft vor ihnen<br />
weg, sie über Stock und Stein hinter ihm her, bis er eingeholt wird und das erste<br />
Küken füttert. Dann rennt er weiter und das andere, nicht gefütterte Küken, ist<br />
jetzt schneller und holt ihn wieder ein und wird jetzt gefüttert. So geht es über<br />
weite Strecken weiter und dabei werden oft andere Pinguine und Küken<br />
umgerannt, oder die jagenden Küken stolpern selbst und überschlagen sich,<br />
rennen aber sofort weiter hinter ihrem Vater oder der Mutter her. Man nimmt an,<br />
dass sich durch das Rennen die Beinmuskulatur stärkt und die Küken dann für<br />
den weiten Weg ins Meer fit sind.<br />
An einem steileren Hang saßen Königskormorane (Blauaugenscharben) auf<br />
ihren stabilen Topfnestern. Sie hatten bis zu drei Jungtiere zu versorgen. Die<br />
größeren waren schon eifrig beim Flügelschlagen, um die Flugmuskulatur zu<br />
stärken. Am Rande der Brutkolonie balzten die jüngeren Tiere direkt vor unseren<br />
Füßen. Sie verbeugten sich voreinander und umschlangen ihre Hälse. Sie<br />
werden im nächsten Jahr ihre erste Brut versuchen. Auf dem Wasser konnten wir<br />
einen großen Kormoranschwarm fischen sehen. Sie arbeiten gemeinsam und<br />
treiben gemeinsam einen Fischschwarm zusammen.<br />
Auf den Kieseln am Strand lagen drei Weddellrobben regungslos und schliefen.<br />
Die meisten Passagiere bemerkten sie erst, wenn sie ihnen gezeigt wurden,<br />
denn zwischen den Felsen waren sie gut getarnt. Ab und zu öffneten sie ihre<br />
Nasenlöcher weit und atmeten, das war das einzige Lebenszeichen, das sie von<br />
sich gaben.<br />
Hinter einem kleinen Plateau erstreckte sich ein Kratersee. Der größtenteils noch<br />
mit dünnem Eis bedeckt war. Es war erstaunlich, dass die Pinguine, die am<br />
anderen Ufer ihre Nester hatten, diesen nicht durchschwammen, sondern mit<br />
ihren kurzen Beinchen den weiten steinigen Weg um den See herumgingen.<br />
Wahrscheinlich sind mit dem Schmelzwasser viele Salze und Mineralien aus<br />
dem vulkanischen Gestein heraus gewaschen worden, die den Pinguinen das<br />
Wasser verleiden.<br />
Paulet ist auch in historischer Sicht interessant. Man kann noch die Reste einer<br />
Hütte sehen, die sich die 20 Männer der Nördenskjöld-Expedition gebaut haben,<br />
als 1903 ihr Schiff, die Antarctica vierzig Kilometer vor Paulet vom Eis zerdrückt<br />
wurde. Sie überwinterten in der kleinen Steinhütte und ernährten sich von<br />
Pinguinen, bis im nächsten Frühsommer gerettet wurden. Ein Matrose wurde<br />
krank und starb. Auf seinem Grab nisten jetzt Adéliepinguine.<br />
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