Neu an der Schule

Die im Voraus erwarteten Überraschungen
blieben erstaunlicherweise weitgehend
aus. Niemand hat bereits acht Kinder, eine
Farm in Afrika oder ein eigenes Musical
am Broadway. Alle Vorstellungen, die
man hat, wenn man überlegt, was einzelne
wohl alles gemacht haben, während man
sie aus den Augen verloren hatte, haben
sich als irgendwie falsch oder übertrieben
herausgestellt.
Zugegeben, Kinder haben bereits einige,
auch wenn es noch niemand auf acht gebracht
hat, und es gibt offensichtlich sogar
Menschen, die mit fünfundzwanzig bereits
eine Eigentumswohnung mit Moorblick
oder ein neuwertiges Rennauto besitzen,
aber die wirklich großen Überraschungen
blieben aus. Wo wir früher allen die abenteuerlichsten
Lebensläufe prophezeit haben,
stehen einem heute „Erwachsene“ gegenüber,
die tatsächlich Hausfrau sind, arbeiten
oder sich noch immer durch Studiengänge
kämpfen, die sie auf ein Arbeitsleben
in (fernerer oder näherer) Zukunft
vorbereiten. Endlich gut also? Zumindest
auf dem Wege dorthin. Zum Glück bewahrt
sich ja der eine oder andere erstaun-
Aus den Klassen
liche Eigenheiten über Jahre hinweg und
trägt damit dazu bei, das Wir-Gefühl der
Schulzeit noch einmal aufleben zu lassen.
Denn erstaunlicherweise stellte sich nach
einiger Zeit wieder so etwas ein wie das
Gefühl einer „Klassengemeinschaft“, die
es über die Schulzeit hinaus geschafft hat
zu bestehen.
Während unserer Schulzeit in Stade hat
man uns als älteste Klasse ja immer mal
wieder als „Versuchskaninchen“ bezeichnet,
die durch das Ertragen endloser
Übergangslösungen den Weg in eine routinierte
Waldorfpädagogik in Stade und
somit für nachfolgende Schülergenerationen
ebnen.
Wenn man sich die Situation jetzt anschaut
könnte man sagen: Versuch gelungen.
Von außen macht die Schule den Eindruck,
als bräuchte sie schon länger keine
Übergangslösungen mehr und auch aus
den meisten von uns scheint tatsächlich etwas
geworden zu sein oder sie arbeiten zumindest
daran und nur Ausnahmen suchen
immer noch ziellos nach Selbstverwirklichung.
JESSICA WILKE (EHEMALIGE SCHÜLERIN)
13
Heute:
Wiedersehen
sechs
Jahre
nach
dem Abi.