Nr.1 Sie sind nicht normal! - Vogel und Detambel

Beschreiben, nicht beurteilen!
Würden Sie uns glauben, wenn wir Ihnen sagen, dass wir wahnsinnig erfolgreich,
international erfahren und zudem überaus gutaussehend sind? Hoffentlich nicht!
Wenn wir Ihnen aber berichten, dass wir im letzten Jahr mehr als 10 Mio. Euro
verdient haben, seit 3 Jahren eigene Büros in Shanghai und New York unterhalten
und zudem im letzten Monat auf dem Titelblatt von „Mens Health“ als bestaussehendste
Manager Deutschlands abgedruckt waren, würden Sie vermutlich
zu dem Schluss kommen, dass wir erfolgreich, international und gutaussehend
sind. Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass nichts davon wahr ist. Leider.
Ähnlich ist es doch, wenn Sie sich überlegen, ob Sie
dieses oder jenes Produkt kaufen. Niemand käme
auf die Idee, einen Fernseher zu kaufen, nur weil
der Verkäufer behauptet, dass dieser Fernseher der
Beste sei und zu einem wahnsinnig tollen Sehgenuss
führt. Erst dann, wenn der Verkäufer „Fakten“
auf den Tisch legt, lassen wir uns davon (möglicherweise)
überzeugen. Umso mehr verwundert
es, dass Bewerber glauben, sich als erfolgsorientiert,
führungsstark, dynamisch, motiviert, handson
etc. beurteilen zu müssen. Und zwar nicht nur
im Anschreiben, sondern auch im Vorstellungsgespräch.
Nicht selten drängt sich der Verdacht auf,
dass es irgendwo ein Buch gibt mit dem Titel „Die
100 gefragtesten Schlüsselqualifikationen“, aus
dem die Bewerber dann wahllos 20 oder mehr Ei-
genschaften herausgreifen und sich zuschreiben.
Weder wird es Ihnen damit gelingen, sich zu positionieren
(welcher Gesprächspartner kann sich
schon 20 Eigenschaften merken), noch zu überzeugen.
Daher sollten Sie es vermeiden, sich selbst zu
beurteilen. Beschreiben Sie sich stattdessen und
überlassen Sie die Beurteilung anderen. Schon
deswegen, weil Selbstbeurteilungen keine Überzeugungskraft
haben. Sagen Sie nicht, ich kann gut
Englisch; sagen Sie vielmehr: „Ich habe in Harvard
studiert und in meinem letzten Unternehmen war
„Vermeiden Sie es, sich selbst zu beurteilen.“
Sie sind nicht normal!
die Geschäftssprache Englisch.“ Niemand dürfte
nach einer solchen Aussage noch einen Zweifel
haben, dass Englisch für Sie wirklich „no problem“
ist. Dass diese Angabe wahr sein sollte, sei nur der
Vollständigkeit halber erwähnt.
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