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Foto: Corbis<br />

logische Wunderwaffe. Ohnehin ist der Begriff Profiler<br />

in Deutschland nicht mehr gebräuchlich; abgelöst wurde<br />

er durch die Bezeichnung Operative Fallanalyse, die<br />

nicht nur eingeführt wurde, um den medial erzeugten<br />

Mythologisierungen entgegenzusteuern, sondern auch,<br />

weil es der treffendere Ausdruck ist. Denn hinter allen<br />

Fallanalyse- bzw. Profilingverfahren steckt die Idee, das<br />

Täterverhalten und die psychosozialen Zusammenhänge<br />

als Informationsquelle zur Aufklärung von Straftaten<br />

zu nutzen. Zentral sind dabei also Verhaltensabläufe<br />

und Handlungen des Täters. So kann eine Fallanalyse<br />

zwar in einem Täterprofil münden, muss dies aber nicht<br />

zwangsläufig. Andersherum ist ohne eine gründliche<br />

Fallanalyse die Erstellung eines Täterprofils nicht möglich.<br />

Dass aber aufgrund höchst spekulativer Datenlage<br />

auf einen unbekannten Täter geschlossen werden kann,<br />

gehört nun tatsächlich ins Reich der Mythen. Der Fallanalytiker<br />

schließt auf Basis kriminalistischer Erkenntnisse,<br />

von Spuren am Tatort, Indizien und den Besonderheiten<br />

der Tat auf das Verhalten des Täters, erkennt<br />

dann möglicherweise ein Muster und stellt eine Hypothese<br />

auf, die anhand von statistischen Daten überprüft<br />

wird. So stellt sich der Fallanalytiker bei einer Tatortanalyse<br />

etwa die Frage, was ein Täter getan hat, was er nicht<br />

hätte tun müssen. Es geht beispielsweise um spezifische<br />

Handlungsmuster und Entscheidungen des Täters. War-<br />

Reportage Profiler<br />

Sie werden hinzugezogen, wenn es gilt,<br />

besonders schwierige Fälle – meist Morde<br />

oder Anschläge in Serie zu klären: die Profiler<br />

– oder wie sie in Deutschland bezeichnet<br />

werden – Fallanalytiker. Nicht wenige Mythen<br />

ranken sich um das Berufsbild der Spezialisten,<br />

deren Aufgabe es unter anderem ist, Täterprofile<br />

zu erstellen. Dass Profiling nicht allein<br />

mittels Intuition funktioniert, sondern eine<br />

kriminalistische Ermittlungstechnik ist, die<br />

auch auf objektiven Daten basiert, zeigt sich<br />

bei näherer Betrachtung.<br />

<strong>insurance</strong> 2009<br />

um hat er sich gerade dieses Opfer ausgewählt? Welche<br />

Verletzungen hat er ihm zugefügt? Warum hat er es auf<br />

eine bestimmte Art und Weise drapiert? „Der prinzipielle<br />

Unterschied der Fallanalyse zum herkömmlichen<br />

kriminalistischen Vorgehen ist“, so definiert die Psychologin<br />

und Kriminologin Cornelia Musolff, „altbewährte<br />

Strategien und Erfahrungen, aber auch intuitives Wissen<br />

des Kriminalbeamten herauszuarbeiten, weiterzuentwickeln,<br />

zu systematisieren, manche Annahmen zu<br />

revidieren und daneben interdisziplinäres Wissen explizit<br />

zu nutzen und gezielt zu berücksichtigen.“ Wichtige<br />

Instrumente sind umfassende kriminalistische Datenbanken,<br />

mit denen national und international Parallelen<br />

zu anderen Fällen gezogen werden können, oder das geografische<br />

Fallanalysesystem GEOFAS.<br />

„Jeder Mensch ist ein<br />

Abgrund“ (Georg Büchner)<br />

Als Begründer des Profilings gilt der Psychoanalytiker<br />

James Brussel, der in den Fünfzigerjahren des 20.<br />

Jahrhunderts das Persönlichkeitsprofil des so genannten<br />

Mad Bombers erstellte, der innerhalb von 17 Jahren<br />

30 Sprengsätze in New York zündete und zahlreiche<br />

anonyme Bekennerschreiben verfasste. Als der Täter

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