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12 Text:Eduard Lüning | Illustration: Thorsten Enning Sternstunden In memoriam Dominik B. Quést-ce que cést, mon dieu?? Alt, antik und altbekannt und jeder Willi weiß, er weiß - weise, weiser, Volkes Mund! Sternstunde... eine unbeschriebene, ungeschriebene Weisheit, hoch über den Wolken? Grenzenlose, göttliche Fügung? Eingebung? Legende? Oder nur mehr Sahnehäubchen, i-Tüpfelchen und schicke, lichte Momente??? Der Brockhaus schweigt sich über eben jene Stunde sattsam aus. Klammert sie klammheimlich aus. Wie anderes auch. Sternentwicklung, Sternentfernung, Sternholze, Sternkaktus, Sternhaufen… Wir erfahren viel, sehr viel sogar! Sternschnuppen, Sternsteine, Sternzeichen, Sternzeiten, Sterntage… Kosmisch viel erfahren wir. Zu viel! Lauter böhmische Dörfer!! Wenn sie, die Sternstunde, denn nun aber kaum beschrieben ist, gibt es sie dann überhaupt? Und wann und wo kommt sie wohl vor? Oder ist denn alles ohnehin schon klar - sternenklar? Scheint doch eine seltsam besondere Stunde zu sein. Weit, weit weg, schier unerreichbar und unfassbar. Und nur eine Stunde lang kurz! Eine schöne Stunde? Oder einfach nur bemerkenswert? Merkwürdig... Scheint alles in den Sternen zu stehń. Allein ich seh´ sie, diese Stunde nicht. Scheint wohl doch nicht so viel drinzustehń... Juli diesen Jahres: Buch-Publikation... ein Doppelpack! 16. Juli - ein Prosaband, ein Lyrikband. _'Blätterwaldperlen..., na warte!' Eine Sternstunde? Allein ich fass´ und fühl´ sie nicht. Bücher schreiben, publizieren, das, das steckt doch einfach in mir drin, wie in Dir der Feuerwehrmann, Architekt oder Installateur... Berge besteigen, Weiber besteigen… Rekorde knacken, Bestmarken brechen und dusende Duftmarken setzen. Ein Medizinerleben lang den Tod besiegen... <strong>Sie</strong>gen, siegen und besiegen!! Alles Sternstunden oder was?! Alles relativ, sagt das Auge des Betrach- ters. Hmmhh, kann, ja, kann sie denn, mein Gott, nicht sonst wo noch sein, diese sternstündige Fee? Hinter den sieben Bergen? Am Fuße der steinernen Riesen?? München, Tatort S-Bahnsteig. September eleventh - the day after… 2009! Dominik wurde nur 50 Jahre alt. An seiner Gruft klebt nun Blut, ein blutiger Orden - das Bundesverdienstkreuz. Posthum! _Dominik hat sich randalierenden Jugendlichen in den Weg gestellt, um gefährdete Kinder vor den Schlägern zu schützen. Und sich dafür tottreten lassen. Unfassbar! Eine Sternstunde für die Schwächeren - Sterntalernacht! Ein geschenktes Leben, zwei Mörder und ein Märtyrertod. Eine unbändige Courage - Zivilcourage!! <strong>Sie</strong> schreit nach weiteren Sternstunden... und schreit den 17 Christenmenschen zu, nicht länger untätig am S-Bahnsteig zu stehń und das verblutende Leben eines Sterbenden zu begaffen. _Dominik - einer von vielen. Sein Tod hat mir mein Leben näher gebracht: die Grenzen... die Menschen... und die Stunden - Sternstunden!! Nur zu gut und gar sehr oft erleb´ ich sie heut´, wenn ich denn nur gut genug hinseh´. Und wenn mich Dominik eines gelehrt hat, dann ein wenig mehr Mut. Zivilcourage, eine minimale Dosis nur, mein Gott. Mitten im Leben und nicht erst danach. Eine klitzkleine Prise Puder nur und lauter leise Stunden, du. Sternstunden! Lauter kleine Momente, hier und heute - unter uns. #
Bericht | Text : Christine Klatt | Foto: Sigi Nasner About Mike Harte Schale, weicher Kern Mike ist 34 Jahre alt und ein großer, kräftiger Kerl, der mit seinem Lächeln sparsam umgeht. Er hat eine steile Karriere hinter sich, die leider krimineller Natur ist. In einem Gespräch erzählt er ~-Autorin Christine Klatt die Erlebnisse, die sein Leben in den letzten 20 Jahren geprägt haben. _“Die Gesellschaft gibt mir das Gefühl, dass sie mich nicht braucht. Ich aber brauche noch eine Chance von ihr“, sagt Mike. Es kommt einem so vor, als habe er eine Wand zwischen den Geschehnissen der Vergangenheit und seinen Emotionen gezogen. Er betont immer wieder, dass er zu einem großen Teil selbst schuld an seiner jetzigen Situation ist. Mit Sicherheit ist es nicht leicht, so schonungslos offen mit einem Leben umzugehen, das wohl bei den meisten Menschen auf Unverständnis und Ablehnung stößt. Wer spricht in unserer Leistungsgesellschaft schon gern über Misserfolg und Scheitern. Aber Mike traut sich. _Mike ist in Coerde aufgewachsen. Über Kindheit und Familienleben möchte er nicht sprechen. Im Alter von 14,15 Jahren beginnt er zu trinken und prügelt sich. Mit 16 bekommt er einen Ausbildungsplatz. Die Ausbildung bricht er nach eineinhalb Jahren ab. Von jetzt an geht es steil bergab. Diebstähle, Körperverletzungen, Drogenkonsum. Mike sagt, er wusste mit seiner Zeit einfach nichts anzufangen. Keine Hobbys, keine Menschen, die ihn aufhalten. Mit 19 fliegt er aus dem Elternhaus, weil der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht. Er zieht in ein betreutes Wohnen in der Tibusstraße und beginnt mit Drogen zu handeln. Dann lernt er ein Mädchen kennen, wird ruhiger. Er sieht wieder einen Sinn in seinem Leben. Doch die Beziehung zerbricht, kurz nachdem sie zusammengezogen sind. Danach irgendwann wird er obdachlos. Er gerät in die Technoszene. Er feiert jeden Tag und macht gleichzeitig Geschäfte mit Drogen, um seinen eigenen Konsum finanzieren zu können. Dann kommt seine Zeit in der rechten Szene. Unter anderem der Zusammenhalt in der Gruppe zieht ihn an. Mike wird wegen Volksverhetzung inhaftiert, nach mehreren Monaten kommt er wieder heraus. Nach exzessivem Drogenkonsum versucht Mike schließlich, sich helfen zu lassen. Mit 25 Jahren macht er eine Entgiftung. Dann kommt er wieder in Haft, für ein Jahr, wegen Körperverletzung. Er beginnt weitere Therapien, die er aber immer wieder abbricht. Mike versucht schließlich, sich umzubringen. _2005 beginnt er, als Veranstaltungstechniker zu arbeiten. Der Job macht ihm Spaß, sein Traumjob, wie er sagt. Und er lernt seine Freundin auf einer Technoparty kennen. Er zieht mit ihr zusammen. Auch seine Drogenprobleme bekommt er langsam in den Griff. Alles scheint in eine gute Richtung zu laufen. Aber dann plötzlich bekommt Mike die Hiobsbotschaft: Seine Bandscheibe ist kaputt. Er wird nie wieder körperlich hart arbeiten können. Sicherlich ist das auch eine Folge seines bisherigen Lebensstils. Das Problem: Für all die Jobs, die er bisher gemacht hat, brauchte er seine kräftige Statur mit einem gesunden Rücken. _Bis heute ist das sein Problem. Seine Freundin arbeitet jeden Tag und Mike weiß nicht, was er die langen fünf Tage in der Woche allein machen soll. Er will arbeiten, er will sich seinen Lebensunterhalt selbst verdienen und nicht mehr weiter auf Kosten des Steuerzahlers leben. Er sagt, er fühlt sich in unserer Gesellschaft wertlos ohne einen Arbeitsplatz. _Zur Zeit ist er jeden Tag in den Räumen der draußen anzutreffen. Er arbeitet Sozialstunden ab. Er macht Botengänge, gibt Zeitungen aus. Eine Chance hätte er gerne noch. Und wem würde es etwas bringen, ihm diese Chance zu verwehren? # Für Bürotätigkeiten oder leichte körperliche Arbeiten ist Mike auf jeden Fall einsetzbar. Wer ihm helfen möchte und kann, melde sich doch bitte bei ihm unter der Nummer 0176/29590425 Diese Seite wurde gesponsert vom Zoodirektor Jörg Adler 13
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