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Bericht | Text und Foto: Sigi Nasner<br />

Ne Kiste Bier und dann reflektieren<br />

Interview mit Stefan Stoppok<br />

Die Welt der Musikindustrie ist eiskalt<br />

und nicht für Individualisten. Die Produzenten<br />

der großen Plattenfirmen nötigen<br />

die Musiker, ihre Songs so umzuschreiben,<br />

dass sie bei der breiten Masse<br />

auch gut verkauft werden können. Letztendlich<br />

geht es dabei nur um „das grosse<br />

Geld“. Stefan Stoppok, etlichen Münsteranern<br />

bestimmt von Auftritten auf<br />

dem Stadtfest und dem Jovel bekannt,<br />

ist da eine Ausnahme, denn er lässt sich<br />

nicht von den großen Geld-Machern vereinnahmen.<br />

Am 6. Dezember stellte er<br />

seine neue CD „Grundblues“auf seiner<br />

aktuellen Tour im Cineplex vor, ein Gemeinschaftsprojekt<br />

von ihm und seinem<br />

Bassisten Reggie Worthy. Sigi Nasner<br />

sprach mit dem Blues-Barden.<br />

~: Hallo Stefan. Es heißt, dass ein<br />

Musikprofessor zu dir einmal gesagt haben<br />

soll, dass du besser die Finger von der<br />

Musik lassen solltest. Was ist an der Geschichte<br />

dran?<br />

Stoppok: Die Geschichte stimmt. Ich habe<br />

mich bei der Musikhochschule vorgestellt<br />

und wollte klassische Gitarre studieren<br />

und ich dachte ganz naiv, ich spiel dem<br />

Professor da mal was vor. So Country- und<br />

Folk-Sachen, und Finger-Picking. Der<br />

Mann hat schon Pickel gekriegt, als er<br />

meine Gitarre nur gesehen hat. Auf jeden<br />

Fall hat der mich danach zur Schnecke<br />

gemacht und gesagt, ich wäre völlig unmusikalisch<br />

und hat mich dann rausgeschmissen.<br />

~: Deine erste Gitarre hattest du<br />

mit 12 Jahren, heißt es, wie ging's dann<br />

weiter. Wann kam die Idee, Profi zu werden.<br />

Stoppok: Profi werden, das hatte ich gar<br />

nicht so <strong>richtig</strong> vor. Ich hab ab meinem<br />

zwölften Lebensjahr einfach immer nur<br />

Gitarre gespielt. Nichts mehr für die Schule<br />

gemacht. Eigentlich wurde das ganz<br />

schnell klar mit der Musik. Ich war zwar<br />

noch auf der Fachhochschule für Sozialpädagogik,<br />

bin dann aber mit 18 los und<br />

hab Straßenmusik gemacht.<br />

~: Wie war das so in deiner Zeit auf<br />

der Straße?<br />

Stoppok: Das war so Mitte der siebziger<br />

Jahre im Süden, in Italien, Frankreich<br />

und Spanien und so. Da waren einfach<br />

sehr viele Freaks unterwegs und das<br />

mischte sich mit den wirklich gestrandeten<br />

Leuten. Das hatte einen romantischeren<br />

Touch als heute. Man half sich<br />

noch gegenseitig.<br />

~: Es heißt, du bist eingefleischter<br />

Jimi Hendrix-Fan. Gibt es da noch weitere<br />

Musiker, die Orientierungspunkte für<br />

dich darstellen?<br />

Stoppok: Ja, es gibt da von der Folk-<br />

Musik einen Typen, der erst vor kurzem<br />

verstorben ist: John Martin. Der war für<br />

mich irgendwie ein absoluter Held. Der<br />

hat auch dieses Finger-Picking- Style<br />

erfunden hat.<br />

~: Du hast musikalisch immer dein<br />

eigenes Ding gemacht, wolltest dich nie<br />

von der Musikindustrie vereinnahmen<br />

lassen. Bist du nicht doch mal in Versuchung<br />

gekommen, das „große Geld“<br />

zu kassieren?<br />

Stoppok: Bin ich schon. In den 80ern war<br />

das. Da gibt es so ein furchtbares Cover:<br />

„Nie genug“ heißt die Platte, 1985 ist die<br />

rausgekommen. Das hat mich gereizt<br />

und ich hatte viele Angebote. Dann hab<br />

ich aber sofort wieder die Finger davon<br />

gelassen, weil das nicht mein Leben war,<br />

dieses Sich-Vermarkten-Lassen. Und<br />

überhaupt mit so Leuten, die da in dem<br />

Business sind. Das ist grauenvoll. Da<br />

konnte ich nicht mit klar kommen.<br />

~: Wie kam es zu der Zusammenarbeit<br />

mit Christof Stein-Schneider von 'Fury<br />

in the Slaughterhouse'?<br />

Stoppok: Der Christof war zu Anfang der<br />

90er verheiratet mit Ute Elke Schneider,<br />

die zu dem Zeitpunkt mein Management<br />

gemacht hat. So kam das eigentlich. Und<br />

dann haben wir zusammen die Plattenfirma<br />

gegründet Ende der 90er.<br />

~: Deine Texte sind aus dem Leben<br />

gegriffen, sie sind sehr authentisch. Wie<br />

kommst du zu deinen musikalischen<br />

Ideen?<br />

Stoppok: Ne Kiste Bier und dann reflektieren<br />

(lacht). Oder ganz simpel, wie bei<br />

meinen Song „Mein Freund der Kühlschrank“.<br />

Da haben wir uns zusammengesetzt,<br />

mein Freund Bernie und ich. Wir<br />

wollten gerade anfangen, was zu machen,<br />

und er sagt: Hol doch mal ein Bier aus<br />

dem Kühlschrank. Ich geh zum Kühlschrank<br />

und das Bier war warm, der<br />

Kühlschrank war im Arsch. Und so ist der<br />

Song dann entstanden.<br />

~: Du hast zum Beispiel auch mal<br />

eine Platte rausgebracht mit dem Titel<br />

„Haste mal 'ne Mark?“. Wie kam das?<br />

Stoppok: Das kam durch Günnie Semmler,<br />

der hat, glaube ich, zwanzig Jahre Platte<br />

gemacht und hat wirklich die schlimmsten<br />

Erlebnisse gehabt. Er war zu dem<br />

Zeitpunkt schon so Mitte 60, wie ich den<br />

kennen gelernt habe. Der ist immer von<br />

Kneipe zu Kneipe gezogen mit seinem<br />

Akkordeon. War in vielen Schlägereien<br />

auf der Straße verwickelt. Hat sich dann<br />

wieder bekrabbelt und über eine evangelische<br />

Kirchengemeinde ein Zimmer<br />

gekriegt. Das war auch ganz rührig: Der<br />

hat so'n Kumpel am Bahnhof gehabt, der<br />

Platte gemacht hat. Den hat er dann<br />

immer auf seiner kleinen Pritsche da<br />

schlafen lassen. Hat den auch oft zu Konzerten<br />

mitgebracht. Der Typ, der Günnie,<br />

mit dem hatten wir einen Song gemacht,<br />

da hat er einfach so frei improvisiert und<br />

hat dann auch manchmal gesagt: „Eh,<br />

haste mal 'ne Mark“. Und so ist das gekommen<br />

mit dem Titel für die Platte.<br />

~. Mit Reggie Worthy hast du ja<br />

einen Mann an deiner Seite, der schon<br />

bei Ike & Tina Turner Bass gespielt hat.<br />

Wie habt ihr euch eigentlich kennen<br />

gelernt?<br />

Stoppok: Den hab ich Anfang der 90er<br />

bei 'ner Studiosession kennen gelernt.<br />

Seit '95 arbeiten wir zusammen. Für mich

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