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tod eines Mieters in Bern Fussball-WM: Fairplay auf dem Balkon

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n: Fred Laupers<br />

2009. Beide waren aber schon stark<br />

nervlich mitgenommen. Durch das<br />

rücksichtslose Vorgehen des Vermieters<br />

seien sie gesundheitlich existenziell<br />

gefährdet, hatte die anwält<strong>in</strong> vor<br />

der Schlichtungsstelle festgestellt.<br />

Durch die <strong>Mieters</strong>treckung hatte<br />

das Seniorenpaar zwar wieder etwas<br />

luft, doch <strong>dem</strong> Zwang zur Suche e<strong>in</strong>er<br />

neuen Wohnung konnten sie nicht<br />

entgehen. als sie <strong>in</strong> <strong>Bern</strong>-Bethlehem<br />

e<strong>in</strong>e alterstaugliche alternative fanden,<br />

kündigten sie Ende November<br />

2009 die Wohnung. prompt erhielten<br />

sie e<strong>in</strong>e 23 punkte umfassende Checkliste<br />

für die Wohnungsabgabe: Sie<br />

sollten nicht nur Böden, Türen, Tür-<br />

zargen, Fenster, Estrich, Keller <strong>in</strong>klusiv<br />

Hurde, Brief- und Milchkasten re<strong>in</strong>igen,<br />

sondern auch Fensterläden und<br />

lamellenstoren waschen, die lavaboabläufe<br />

<strong>in</strong>kl. der Siphons re<strong>in</strong>igen,<br />

E<strong>in</strong>en alten Baum zu versetzen bedeutet,<br />

ihn zu entwurzeln und zu entwürdigen.<br />

Tief traurig und fassungslos teilen wir mit, dass das grosse, gute Herz unseres allseits<br />

geliebten Ehemanns und Vaters <strong>in</strong> den frühen Morgenstunden des 24. Januar 2010 völlig<br />

unerwartet <strong>auf</strong>gehört hat, zu schlagen.<br />

Fred Lauper – Nyffeler<br />

21. Oktober 1926 bis 24. Januar 2010<br />

Den Verlust der seit 1968 gemieteten Wohnung an der Blumenbergstrasse 36 und die damit<br />

e<strong>in</strong>hergehenden Schikanen hat er nicht zu verw<strong>in</strong>den vermocht – se<strong>in</strong> Glaube an das Gute <strong>in</strong><br />

je<strong>dem</strong> Menschen und den zwischenmenschlichen Respekt wurde dadurch zutiefst erschüttert.<br />

Unser Dank geht an den Mieterverband des Kt. <strong>Bern</strong>, Frau Fürsprecher<strong>in</strong> Riitta Diener-Alho<br />

<strong>in</strong> Müns<strong>in</strong>gen und Herrn Gerichtspräsident Hofmann – sie haben <strong>dem</strong> Verstorbenen zu<br />

e<strong>in</strong>igen Jahren <strong>Mieters</strong>treckung und so zu e<strong>in</strong>em sehr bedeutsamen Stück Lebensqualität und<br />

Würde verholfen. Auch danken wir Herrn Pascal Niederer, der <strong>dem</strong> Verstorbenen e<strong>in</strong> neues,<br />

schönes Zuhause am Neuhausweg 25 vermittelte.<br />

„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist,<br />

werden die Menschen feststellen, dass man Geld nicht essen kann.“ (Prophezeiung der Cree)<br />

Die Trauerfamilie / Traueradresse:<br />

Ruth und Urs Lauper<br />

Neuhausweg 25<br />

3027 <strong>Bern</strong><br />

Fred Laupers ungewöhnliche Todesanzeige<br />

erschien <strong>in</strong> den <strong>Bern</strong>er Zeitungen.<br />

Die Abdankungsfeier, zu der alle, die den Verstorbenen kannten, herzlich e<strong>in</strong>geladen s<strong>in</strong>d,<br />

f<strong>in</strong>det am Freitag, den 29. Januar 2010 um 14.30 Uhr <strong>in</strong> der grossen Abdankungshalle des<br />

Krematoriums im Bremgartenfriedhof <strong>in</strong> <strong>Bern</strong> statt. Aufbahrung beim Bestattungsdienst des<br />

Inselspitals, E<strong>in</strong>gang 24 A bis Donnerstagnachmittag.<br />

Aufgrund der tragischen Umstände sehen sich die Angehörigen nicht <strong>in</strong> der Lage, e<strong>in</strong><br />

Leichenmahl auszurichten und danken für das entgegengebrachte Verständnis.<br />

Kondolenzbesuche bitte erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Wochen und nach Absprache.<br />

Wer des Verstorbenen anders als mit Blumen gedenken möchte, unterstütze den Mieterverband<br />

des Kt. <strong>Bern</strong> im Kampf gegen die Immobilienspekulation: PC Nr. 30-240509-7.<br />

private Installationen entfernen sowie<br />

defekte Teile an Klosett, Badewanne,<br />

Toilette, Duschschlauch und Kühlschrank<br />

ersetzen und den WC-Spülkasten<br />

<strong>in</strong>nen re<strong>in</strong>igen und entkalken. Für<br />

Verzögerungen wurde e<strong>in</strong>e Haftung<br />

angedroht und für allfällige Nachbearbeitungen<br />

nicht nur die Kosten,<br />

sondern e<strong>in</strong>e Entschädigung von 5%<br />

des Totals verlangt.<br />

laupers fragten sich, warum das<br />

alles notwendig sei, wenn doch saniert<br />

werden soll. Die Hausverwaltung<br />

beschied, die Wohnung werde vorläufig<br />

nicht saniert, sondern zwischenvermietet.<br />

In e<strong>in</strong>er Wohnung, die <strong>in</strong><br />

40 Jahren lediglich e<strong>in</strong>mal neu gestrichen<br />

wurde, mussten die laupers nun<br />

sämtliche Kleber <strong>auf</strong> den Wandfliesen<br />

<strong>in</strong> Bad und Küche entfernen, Hahn-<br />

dichtungen ersetzen und Siphons<br />

dichten, zahlreiche Kle<strong>in</strong>reparaturen<br />

ausführen, e<strong>in</strong>e Fototapete entfernen<br />

und zwei Zimmer neu streichen lassen.<br />

alles <strong>in</strong> allem mehr als zwei Wochen<br />

arbeit. Vierzehn Tage später stell-<br />

te sich bei e<strong>in</strong>em augensche<strong>in</strong> heraus,<br />

dass gar ke<strong>in</strong>e Zwischenvermietung<br />

stattgefunden haben konnte: Die<br />

Sanierung war bereits <strong>in</strong> vollem Gang,<br />

das Badezimmer und die Küche restlos<br />

herausgebrochen!<br />

Die letzten Worte<br />

am 20. Januar 2010, nach<strong>dem</strong> der<br />

84jährige Fred lauper von dieser offenkundigen<br />

Schikane erfahren hatte,<br />

musste er im Rettungswagen <strong>in</strong>s Inselspital<br />

gefahren und notoperiert<br />

werden. Er hatte sich zufolge Erbrechens<br />

e<strong>in</strong>en leistenbruch zugezogen.<br />

E<strong>in</strong>e lungenentzündung setzte ihm<br />

im Spital so sehr zu, dass er trotz gelungener<br />

Operation am frühen Morgen<br />

des 24. Januar unerwartet verstarb.<br />

laut der Krankenschwester, die<br />

ihn zuletzt betreut hatte, habe er ihr<br />

noch unter der Sauerstoffmaske von<br />

se<strong>in</strong>em leidensweg mit der Hausverwaltung<br />

anlässlich der Wohnungsabgabe<br />

geklagt. Dies seien se<strong>in</strong>e letzten<br />

Worte gewesen.<br />

Geld kann man nicht essen<br />

Weshalb ist Fred lauper gestorben?<br />

Se<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>terbliebenen sagen: «Wer<br />

ihn <strong>in</strong> den letzten Tagen und Stunden<br />

erlebt hat, der weiss, was <strong>in</strong> ihm<br />

vorg<strong>in</strong>g und wie sehr er unter <strong>dem</strong> Erlebten<br />

gelitten hat.» Deshalb haben<br />

die angehörigen e<strong>in</strong>e eher unübliche<br />

Todesanzeige geschaltet, <strong>in</strong> der<br />

die Schikanen erwähnt s<strong>in</strong>d, <strong>dem</strong><br />

MV <strong>Bern</strong> sowie <strong>dem</strong> Gerichtspräsidenten<br />

für ihre Hilfestellung gedankt<br />

sowie dazu <strong>auf</strong>gerufen wird, den Mieter<strong>in</strong>nen-<br />

und Mieterverband <strong>Bern</strong><br />

im Kampf gegen die Immobilienspekulation<br />

zu unterstützen (pC Nr. 30-<br />

240509-7). Ebenso setzten sie den berühmten<br />

Spruch der Cree-Indianer <strong>in</strong>s<br />

Inserat: «Erst wenn der letzte Baum<br />

gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der<br />

letzte Fisch gefangen ist, werden die<br />

Menschen feststellen, dass man Geld<br />

nicht essen kann.»<br />

Faire Mieten für Zürich<br />

m&w | Am 13. Juni stimmt die Stadt Zürich über die vom MV mitlancierte<br />

<strong>in</strong>itiative für zahlbare Wohnungen und Gewerberäume ab. es geht um<br />

die Verankerung des mieterfreundlichen Kostenpr<strong>in</strong>zips.<br />

Wohnungen der Spekulation entziehen:<br />

Diesem Ziel ist die<br />

Stadtzürcher Wohnpolitik verpflichtet.<br />

Die Stadt unterstützt Baugenossenschaften<br />

mit günstigen Baurechtsverträgen<br />

und besitzt selber rund<br />

10‘000 Wohnungen.<br />

Bisher galt für all diese Wohnungen<br />

die Kostenmiete. Mit den Miete<strong>in</strong>nahmen<br />

werden die Kapital- und<br />

Betriebskosten gedeckt und Rückstellungen<br />

für grössere Sanierungen<br />

gebildet. Weil <strong>auf</strong> spekulative Mietz<strong>in</strong>serhöhungen<br />

verzichtet wird, s<strong>in</strong>d<br />

die geme<strong>in</strong>nützigen Wohnungen bis<br />

zu 40 prozent günstiger als die privatwohnungen.<br />

Kostenmiete <strong>in</strong> Gefahr<br />

Für 2’600 städtische Wohnungen ist<br />

diese Kostenmiete <strong>in</strong> Gefahr, weil der<br />

Kanton die Stadt zur anpassung der<br />

anlagewerte zw<strong>in</strong>gt (siehe M&W<br />

3/09). Solche anpassungen will die<br />

Initiative verh<strong>in</strong>dern. Sie verankert<br />

das pr<strong>in</strong>zip der Kostenmiete für die<br />

städtischen liegenschaften <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>deordnung.<br />

Sie verlangt ausser<strong>dem</strong>,<br />

dass die Stadt ertragsschwache<br />

Gewerbebetriebe mit zahlbaren Geschäftsräumen<br />

unterstützt und diesen<br />

so zu e<strong>in</strong>er soliden Existenzbasis<br />

verhilft.<br />

unverständlich ist deshalb, dass<br />

sich der Gewerbeverband e<strong>in</strong>em von<br />

der Zürcher Immobilienlobby (HEV<br />

und Verband Zürcher Immobilienunternehmen)<br />

organisierten «Komitee<br />

gegen unnötige Mietgeschenke» angeschlossen<br />

hat, das mit völlig aus<br />

der luft gegriffenen argumenten gegen<br />

die Initiative wettert. angesichts<br />

der grossen Reserven, die aus den<br />

Mietz<strong>in</strong>szahlungen der städtischen<br />

MieterInnen gebildet werden können,<br />

kann nämlich von Mietgeschenken<br />

ke<strong>in</strong>e Rede se<strong>in</strong>.<br />

� www.faire-mieten.ch<br />

Abstimmungsplakat<br />

des Komitees für<br />

bezahlbare Wohnungen<br />

und Gewerberäume.<br />

MIETEN & WOHNEN 4|10<br />

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