tod eines Mieters in Bern Fussball-WM: Fairplay auf dem Balkon
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Anfangsmietz<strong>in</strong>s anfechten<br />
m&w: Zürichs Mieten steigen stark an.<br />
Wo liegen die Gründe?<br />
Felicitas Huggenberger: Die jüngsten<br />
Zahlen aus <strong>dem</strong> Zürcher Städte<strong>in</strong>dex<br />
der Mietpreise zeigen, dass im zweiten<br />
Halbjahr 2009 die Mieten <strong>in</strong> 8,4%<br />
der Wohnungen privater<br />
Eigentümer erhöht<br />
wurden. Bei den Institutionellen<br />
liegt die<br />
Quote gar bei 10,6%.<br />
Felicitas<br />
Huggenberger<br />
Nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil geht<br />
<strong>auf</strong> Wertvermehrungen<br />
zurück. Der Haupt-<br />
grund liegt dar<strong>in</strong>, dass die Vermieter<br />
die Situation ausnützen und bei Mieterwechseln<br />
die Mieten her<strong>auf</strong>setzen.<br />
Was können Mietende dagegen tun?<br />
Das Mietrecht sieht die Möglichkeit<br />
vor, den anfangsmietz<strong>in</strong>s anzufechten,<br />
wenn er missbräuchlich sche<strong>in</strong>t. Davon<br />
wird aber bis jetzt praktisch nur <strong>in</strong><br />
der Westschweiz Gebrauch gemacht.<br />
Von den 278 anfechtungsfällen, die<br />
im zweiten Semester 2009 landesweit<br />
registriert wurden, stammten nur<br />
gerade vier aus <strong>dem</strong> Kanton Zürich.<br />
Weshalb wird diese Möglichkeit nicht<br />
mehr genutzt?<br />
Den Mietz<strong>in</strong>s beim E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
neue Wohnung anzufechten ist bei<br />
uns verpönt. ausser<strong>dem</strong> gibt es Verfahrensrisiken.<br />
Die Mietenden müssen<br />
beweisen, dass die Miete überhöht<br />
ist. Die Beweislast liegt bei<br />
> G a S T K O M M E N T a R<br />
m&w | <strong>in</strong> Zürich nutzen die Vermieter die Wohnungsnot aus und schlagen<br />
bei Mieterwechseln häufig <strong>auf</strong>. Der MV Zürich hat deshalb e<strong>in</strong>e offensive<br />
zur Anfechtung von Anfangsmieten gestartet. M&W sprach mit<br />
Felicitas huggenberger, Geschäftsleiter<strong>in</strong> des MV Zürich.<br />
ihnen. auch muss die anfechtung <strong>in</strong>nert<br />
dreissig Tagen erfolgen.<br />
Das s<strong>in</strong>d hohe Hürden. Wie wollen Sie<br />
diese überw<strong>in</strong>den?<br />
Die explodierenden Mieten <strong>in</strong> Zürich<br />
haben viele leute hellhörig gemacht.<br />
Das sehen wir <strong>in</strong> den Beratungen. Die<br />
Zahl der Fälle, bei denen es um den<br />
anfangsmietz<strong>in</strong>s g<strong>in</strong>g, hat sich verdoppelt.<br />
Wir wollen diese <strong>auf</strong>merksamkeit<br />
ausnützen und vermehrt <strong>auf</strong><br />
die anfechtungsmöglichkeit h<strong>in</strong>weisen.<br />
Es ist wichtig, Mietenden deutlich<br />
zu machen, dass sie gegen hohe<br />
Mieten nicht machtlos s<strong>in</strong>d.<br />
Gibt es entsprechende Erfahrungen?<br />
Wir haben unsere Rechtsberater<strong>in</strong>nen<br />
und -berater entsprechend <strong>in</strong>struiert.<br />
In e<strong>in</strong>igen Fällen konnten wir bereits<br />
Erfolge erzielen, <strong>in</strong><strong>dem</strong> es vor der<br />
Schlichtungsbehörde zu Vergleichen<br />
kam. Strittige Mietz<strong>in</strong>serhöhungen<br />
wurden <strong>in</strong> aussergerichtlichen Verfahren<br />
oder vor Schlichtungsbehörde<br />
herabgesetzt. Dies zeigt, dass Mietende,<br />
die den anfangsmietz<strong>in</strong>s anfechten,<br />
trotz hohen Rechtshürden<br />
etwas erreichen können.<br />
Wie sollen Mietende wissen, ob der Anfangsmietz<strong>in</strong>s<br />
überrissen ist?<br />
Wir empfehlen allen Mietenden, beim<br />
e<strong>in</strong>e Charta für ethisch denkende eigentümer<strong>in</strong>nen<br />
Vor allem <strong>in</strong> städtischen Zentren s<strong>in</strong>d<br />
günstige Wohnungen rar und die Mieten<br />
für Läden und Gewerbe s<strong>in</strong>d oft<br />
nicht mehr bezahlbar.<br />
In vielen Dörfern<br />
s<strong>in</strong>d Läden, Poststellen,<br />
Schulhäuser und<br />
der öffentliche Verkehr<br />
Jürg Wittwer bedroht. Der Hausvere<strong>in</strong><br />
Schweiz will hier<br />
Gegensteuer geben und hat an se<strong>in</strong>er<br />
Delegiertenversammlung Ende Mai<br />
2010 darüber diskutiert, was diese Problemstellung<br />
für se<strong>in</strong>e ethisch denkenden,<br />
verantwortungsbewussten Mitglieder<br />
bedeutet.<br />
Der Hausvere<strong>in</strong> will sich <strong>in</strong>sbesondere<br />
dafür e<strong>in</strong>setzen, dass<br />
� Wohnungen und Häuser auch an<br />
teuren Lagen bezahlbar bleiben,<br />
� Läden und Kle<strong>in</strong>gewerbe weiter-<br />
h<strong>in</strong> zur Lebendigkeit <strong>e<strong>in</strong>es</strong> Quartiers<br />
beitragen,<br />
� grosse Wohnungen und E<strong>in</strong>familienhäuser<br />
auch für Familien erschw<strong>in</strong>glich<br />
s<strong>in</strong>d,<br />
� e<strong>in</strong> Haus nicht nur sozial, sondern<br />
auch ökologisch e<strong>in</strong>en Beitrag an die<br />
Nachhaltigkeit der Gesellschaft leistet<br />
und auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Bausubstanz der<br />
Nachwelt erhalten bleibt,<br />
� die Infrastruktur von Dörfern und<br />
Quartieren, namentlich Läden, Poststellen<br />
oder der öffentliche Verkehr,<br />
nicht ausgedünnt werden.<br />
Die Mitglieder des Hausvere<strong>in</strong>s stehen<br />
für faire, transparente und tolerante<br />
Mietverhältnisse e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e angemesse<br />
Rendite soll sich nach <strong>dem</strong> Pr<strong>in</strong>zip der<br />
Kostenmiete richten. Grosse Wohnungen<br />
s<strong>in</strong>d als Familienwohnungen zu<br />
erhalten und nicht <strong>in</strong> mehrere kle<strong>in</strong>e<br />
Bild m&w<br />
Bezug e<strong>in</strong>er Wohnung den Vermieter<br />
oder die Vormieter zu fragen, wie<br />
hoch der Mietz<strong>in</strong>s vorher war. Der Vermieter<br />
ist gemäss Obligationenrecht<br />
verpflichtet, <strong>dem</strong> Mieter die Höhe<br />
des früheren Mietz<strong>in</strong>ses mitzuteilen.<br />
Wichtig ist, dass beim E<strong>in</strong>zug nicht<br />
lange zugewartet wird, da der Mieter<br />
den anfangsmietz<strong>in</strong>s <strong>in</strong>nert 30 Tagen<br />
ab E<strong>in</strong>zug anfechten muss. Erkundigt<br />
man sich nicht nach <strong>dem</strong> früheren<br />
Mietz<strong>in</strong>s, so wird er häufig später bekannt<br />
und man fühlt sich dann über<br />
den Tisch gezogen. E<strong>in</strong>e grosse Hilfe<br />
wäre es für die Mietenden, wenn der<br />
Vermieter verpflichtet würde, <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>em<br />
amtlichen Formular die frühere<br />
Miete anzugeben.<br />
Wohnungen <strong>auf</strong>zuteilen. Geeignete<br />
Räumlichkeiten werden nach Möglichkeit<br />
zu tragbaren Z<strong>in</strong>sen an Läden und<br />
Gewerbetreibende vermietet. Beim Ver-<br />
k<strong>auf</strong> e<strong>in</strong>er Liegenschaft soll e<strong>in</strong> fairer<br />
Verk<strong>auf</strong>spreis angestrebt werden.<br />
Wenn er sich e<strong>in</strong>zig nach den Möglichkeiten<br />
des Meistbietenden richtet, werden<br />
die Mieten nach <strong>dem</strong> Verk<strong>auf</strong> so<br />
stark steigen, dass die bisherigen MieterInnen<br />
vertrieben werden.<br />
E<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe des Hausvere<strong>in</strong>s<br />
Schweiz wird diese Inhalte <strong>in</strong> den<br />
nächsten Monaten weiter konkretisieren.<br />
Die Charta soll an der DV 2011<br />
des Hausvere<strong>in</strong>s Schweiz genehmigt<br />
werden. Der Hausvere<strong>in</strong> will die Zusammenarbeit<br />
mit verwandten Organisationen<br />
suchen, um die Charta umzusetzen.<br />
Jürg Wittwer,<br />
Geschäftsleiter Hausvere<strong>in</strong> Schweiz<br />
Nach Sanierungen wird<br />
<strong>in</strong> Zürich oft kräftig <strong>auf</strong>geschlagen.<br />
MIETEN & WOHNEN 4|10<br />
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