02.01.2013 Aufrufe

Rund ums Handbuch für den „Fuchsfahrer“ des Günther

Rund ums Handbuch für den „Fuchsfahrer“ des Günther

Rund ums Handbuch für den „Fuchsfahrer“ des Günther

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Chefs, <strong>den</strong> unzufrie<strong>den</strong>en Schweißer dazu zu bewegen, wenigstens die Hälfte seiner<br />

Innovationen wieder abzubauen.<br />

Unser Chef: Ingenieur Winkelhöfer, ein Veteran der Motorra<strong>den</strong>twicklung. Er<br />

war es, der in <strong>den</strong> 20iger Jahren <strong>des</strong> vorigen Jahrhunderts die Wiener Puch–<br />

Niederlassung leitete. Wiens Straßen waren damals fast ausschließlich gepflastert, es<br />

gab so gut wie keine Hinterradfederungen, und so litten die ersten Puchs unter Rahmenbrüchen.<br />

Es erforderte viel Überredungskunst Winkelhöfers, die Besitzer davon zu<br />

überzeugen, „es handelt sich hier nur um eine Ausnahme, kommt sicher nie mehr<br />

vor“. Ingenieur Winkelhöfer hatte eine eigene Vorgehensweise, er beschuldigte <strong>den</strong><br />

Fahrer stets, <strong>für</strong> Bedienungsfehler sei er allein verantwortlich. Und in gut 90 Prozent<br />

aller Fälle gaben die Kun<strong>den</strong> klein bei, von Reklamation war dann nicht mehr die Rede.<br />

Wir, die Fuchsvertretung in Wien hatten natürlich auch Kun<strong>den</strong>, die eine Reklamation<br />

anbringen wollten. Im nachfolgen<strong>den</strong> Fall kannten wir aber selbst noch<br />

nicht die Ursache <strong>des</strong> Fehlers, die „Masche vom Kun<strong>den</strong>berater Winkelhöfer“ wurde<br />

aber trotzdem angewandt. Hier die Schilderung <strong>des</strong> Vorfalles.<br />

Eosin vs Totalscha<strong>den</strong><br />

Ein kleiner, beschei<strong>den</strong>er Mann kommt mit überhitztem Motor vorgefahren. Nach wenigen<br />

Minuten ist klar, das Getriebe war so gut wie leer, kein Öl vorhan<strong>den</strong>. Ing. Winkelhöfer<br />

stemmte die Arme in die Seiten, sah <strong>den</strong> kleinen Mann (natürlich von oben<br />

her) böse an: „So etwas habe ich ja noch nie erlebt, und Sie trauen sich auch noch<br />

hierher. Schlamperei! Haben Sie <strong>den</strong>n nicht die Betriebsanleitung gelesen, da steht<br />

doch drinn, wie und wann der Ölstand zu kontrollieren ist! Wahrscheinlich ist der Motor<br />

nicht mehr zu reparieren. Sie sind womöglich schon lange Zeit ohne Öl gefahren,<br />

das muss ja zu einem unreparablen Scha<strong>den</strong> führen, das kostet sie einen neuen Motor,<br />

da<strong>für</strong> gibt es keine Garantie. Kommen sie in zwei Tagen wieder, dann werde ich<br />

ihnen sagen was sie zahlen müssen! Das ist doch unglaublich!“<br />

Der kleine Mann schlich grußlos und mit dicken Sorgenfalten auf der Stirn davon.<br />

Der Motor war dann glücklicherweise doch nicht kaputt. Nach zwei Tagen konnte<br />

der Mann mit neuer Ölfüllung und vielen Dankesbezeugungen davonfahren.<br />

Für mich hatte die Sache allerdings noch ein Nachspiel: an einem Sonntag fuhr<br />

ich durch <strong>den</strong> Wienerwald, natürlich mit dem Fuchsmotor. Vor mir lag ein leichter<br />

Rauchschleier. Nach einer Kurve sah ich <strong>den</strong> Urheber, einen anderen Fuchsfahrer.<br />

Sein Motor rauchte wie eine Pechfackel, ich sprach ihn an. Es war der schüchterne,<br />

kleine Mann. Und er erzählte, der Motor raucht viel, geht schlecht, braucht bald<br />

mehr Öl als Benzin. Und zum Kun<strong>den</strong>dienst geht er nicht mehr, die wer<strong>den</strong> ihn ja<br />

wieder beschimpfen, und er muss sicher einen neuen Motor kaufen. Lange musste ich<br />

ihm zure<strong>den</strong> bis er endlich bereit war, am Montag wieder zu uns zu kommen. Natürlich<br />

bekam er <strong>den</strong> Motor kostenlos repariert.<br />

Es hatten sich nämlich die Fälle von Motoren ohne Getriebeölfüllung gehäuft.<br />

Langsam wurde uns klar, da stimmt etwas nicht. Nach langem Nach<strong>den</strong>ken und Rücksprache<br />

mit dem Chef in Hallein vermuteten wir, es könnte die Dichtung zwischen<br />

Getriebe und Motor sein, da saugt nämlich der Motor das Getriebeöl an und verbrennt<br />

es.<br />

Wir hatten einen Plan: um das zu beweisen fuhr ich zuerst mal zur „naheliegen<strong>den</strong>“<br />

Hofapotheke und besorgte ein kleines Tütchen Eosin. Allen Fahrern die wenig<br />

oder kein Öl im Getriebe hatten wurde etwas Eosin ins Getriebeöl getan und geheißen,<br />

sie sollten nach einigen Tagen noch mal vorbeikommen.<br />

13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!