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Rund ums Handbuch für den „Fuchsfahrer“ des Günther

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Dann kam der Arlberg, <strong>für</strong> mich eine große Herausforderung. Es war schon Spätnachmittag,<br />

die Hitze nicht mehr ganz so arg, das könnte vorteilhaft sein. Ich hatte<br />

nämlich <strong>den</strong> Motor schon vorher viele Stun<strong>den</strong> am Prüfstand „gefahren“, so wusste<br />

ich, dass mit wenig Kühlung, das war bei der Bergfahrt immer der Fall, nur 5 Minuten<br />

Vollgas gefahren wer<strong>den</strong> darf.<br />

In Landeck war noch ein herrlich kühler Brunnen, dann kam eine lange Strecke<br />

sandiger Straße mit tiefen Fahrrinnen, ein kleiner Ort, unmittelbar dahinter eine<br />

gleichmä8ig steile Sandstraße. Vollgas, noch vier Minuten. Dann nur noch eine Minute<br />

und dann stand ich. Mitten in der Steigung, Hinterrad an einem Kieshügel abgestützt,<br />

fünf Minuten Pause. Den Berg herunter kam ein Moto Guzzi, leise und schnell. Ich versuchte<br />

anzufahren, das ging wirklich nicht. Trotz Mittreten, trotz Nebenherlaufen.<br />

Links fiel das Gelände einige hundert Meter tief ab, ich sah die Bäume ganz<br />

winzig. Rechts ging es ebenso steil bergauf. Kein Geländer, Leitplanken waren damals<br />

unbekannt. Mit viel Mut stellte ich das Fahrrad quer zur schmalen Straße. Nun musste<br />

der Motor mit der ersten Umdrehung anspringen, ich trat kräftig in die Pedale und<br />

lenkte gleichzeitig scharf nach rechts, bergauf. Scharf am Abgrund, fast schon stürzend,<br />

lief der Motor und ich konnte weitere fünf Minuten bergan fahren. Die große<br />

Steigung hatte ich dann hinter mir, Sankt Anton und Sankt Christophen liegen fast auf<br />

einer Hochebene.<br />

Sofort ging es weiter, die steile Abfahrt musste auch noch bezwungen wer<strong>den</strong>.<br />

Auch das ist normalerweise schwierig, ein normales Fahrrad hat ja nur eine Rücktrittbremse<br />

und vielleicht noch eine Felgenbremse, das alles wird auf so einer Steilstrecke<br />

zumin<strong>des</strong>t sehr heiß. Da hatte ich aber nun einen Vorteil. Der Fuchsmotor hat,<br />

ein so genanntes Dekompressorventil, beim Anspringen wird das geöffnet, der Motor<br />

dreht dann leichter und springt beim Schließen <strong>des</strong> Ventils zumeist sofort an. Dieses<br />

Ventil konnte ich bergab öffnen, mit zischendem Geräusch und fast ohne zu bremsen<br />

gelang die Abfahrt. Schon fast am Ende <strong>des</strong> Gefälles stand ein großer englischer Wagen.<br />

Just als ich vorbeifuhr öffnete der Fahrer <strong>den</strong> Kühler, eine Fontäne aus bräunlicher<br />

Kühlerflüssigkeit stieg hoch.<br />

Im „Ländle“ bekam ich nach einigen Kilometern ein gutes Quartier, in einem<br />

großen Haus, ganz oben unterm Dach. Ich verstand die Bäuerin fast nicht, schlief aber<br />

gut und fest. Am nächsten Morgen erwachte ich vom Geräusch vieler Stimmen –<br />

mühsam kroch ich zum winzigen Fenster. Direkt vor dem Fenster war ein riesiger<br />

Baum, so hoch wie das mehrstöckige Haus, der sollte gefällt wer<strong>den</strong>. Da wurde mit<br />

Seilen gezogen, gesägt und gerufen, es war eine richtige große Schau.<br />

Mein weiterer Weg führte mich nach Bregenz. Dort habe ich <strong>für</strong> meine Verhältnisse<br />

große Beträge <strong>für</strong> wenig Essen ausgegeben, nach einigen Stun<strong>den</strong> befand ich<br />

mich wieder auf dem Rückweg.<br />

Zunächst verlief die Rückfahrt über Salzburg und Linz noch ohne Probleme, aber<br />

kurz vor Melk kam das Aus: es regnete, und wieder einmal war die Vergaserdüse verstopft.<br />

Routiniert blies ich sie durch und steckte <strong>den</strong> Benzinschlauch wieder an <strong>den</strong><br />

Vergaser. Dabei gerieten einige Tropfen Benzin-Ölgemisch an <strong>den</strong> Reifen. Auf der<br />

nassen und gepflasterten Straße gab es einen riesigen Rutscher, krachend flog das<br />

Fahrrad auf die Straße. Ich bekam schnell einen riesigen Bluterguss an der Hüfte, der<br />

Motorträger war so sehr verbogen, dass sich das Hinterrad nicht mehr drehen konnte,<br />

der Motordeckel mit dem schönen Fuchssymbol war eingedrückt, und die Schwungscheibe<br />

stand schräg zur Kurbelwelle. Ich bog <strong>den</strong> Motorträger zurück, das Hinterrad<br />

konnte sich wieder drehen, das Fahrrad konnte geschoben wer<strong>den</strong> – und ab gings zum<br />

Bahnhof . . . .<br />

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