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03 leitgedanke - Salzgehalt.org

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Foto: Jochen Quast<br />

Der Musical-Komponist<br />

Konstantin Wecker, 57, schrieb einst für eine Kinder-CD<br />

ein Lied namens „Die Königin von Uelzen“, wobei er<br />

damals noch dachte, „das wäre eine Fantasiestadt, die<br />

sich jemand ausgedacht hat“. Der Musiker, Sänger,<br />

Komponist und Lyriker (Gewinner des „Deutschen<br />

Schallplattenpreises“, des „Deutschen Kleinkunstpreises“<br />

und des Tucholsky-Preises) floppte vor einiger Zeit<br />

mit einem Jim-Knopf-Kindermusical. Jetzt komponierte<br />

er die Musik für „Hundertwasser – das Musical“ und hat<br />

so doch noch herausgefunden, dass Uelzen nicht imaginär,<br />

sondern ganz real ist.<br />

Hundertwassers größter Bezug zur niedersächsischen<br />

Stadt Uelzen liegt darin, dass er im Jahr 2000<br />

den Bahnhof umgestaltete, als sich das gesamte hannoversche<br />

Umland fit für die Expo machte. Er verwischte<br />

die harten Kanten von Treppengeländern zu<br />

weichen Wellenlinien und setzte den Pfosten und<br />

Säulen bunte Dächer auf. Das Bahnhofsgelände war<br />

das letzte Architekturprojekt des 1928 geborenen<br />

Künstlers, der im Februar 2000 verstarb. Seitdem<br />

profitiert Uelzen von seinem Bahnhof als<br />

Der Hundertwasserbahnhof verhalf Uelzen<br />

zu einem neuen Selbstverständnis<br />

Touristenmagnet. „Er zieht die Leute unheimlich an“,<br />

berichtet Sandra Zessack von der Tourismuszentrale<br />

Uelzen. „Allein der Tagestourismus hat sich verzehnfacht<br />

seit es ihn gibt, und wenn die Besucher über<br />

Nacht bleiben, ist das natürlich noch besser.“ Zur Zeit<br />

kommen gut 400 000 Hundertwasser-Interessierte<br />

jedes Jahr nach Uelzen, womit das Städtchen rund<br />

zehnmal soviele Besucher lockt, wie es Einwohner<br />

hat.<br />

Der Bahnhof verhalf dem Kulturstandort Uelzen zu<br />

einem neuen Selbstverständnis, auf dessen Zug nun<br />

ab 30. Juli die Macher von „Hundertwasser – das<br />

Musical“ aufspringen. Das Stationendrama knüpft an<br />

die Lebensgeschichte des Weltverschönerers an, verwebt<br />

dabei fiktive Elemente wie einen „Chor der<br />

Gartenzwerge“, der symbolisch für Kitsch steht, mit<br />

tatsächlichen Ereignissen wie dem Bau des weltberühmten<br />

Hundertwasser-Hauses in Wien.<br />

Stückschreiber Rolf Rettberg erklärte, er habe "die<br />

eigentliche Biographie als Eckdaten genommen“. Die<br />

Hauptrolle spielt Achim Conrad, womit nach dem<br />

kurzfristigen Ausstieg Ilja Richters aus dem Projekt<br />

ein eher unbekanntes Schauspielergesicht unter die<br />

blaue Seemannsmütze schlüpft, die Hundertwasser<br />

mit Vorliebe auf dem Kopf trug. Die Musik schrieb<br />

Liedermacher Konstantin Wecker. „Ich finde beachtlich,<br />

dass Hundertwasser bis zum Ende konsequent<br />

gemäß seinen Visionen lebte“ meint der Komponist.<br />

„Und spannenderweise lebte er in seinem Leben nie<br />

geradlinig, sondern schrammte an allen Gefahren der<br />

Kunst, ob nun am Kitsch oder der Kommerzialisierung.“<br />

Mit dem „Theater an der Ilmenau“ als Aufführungsort<br />

nutzt die Kulturförderungsgesellschaft Uelzen,<br />

die das Musical produziert, geschickt die Gegebenheiten<br />

vor Ort. So zuckelt die Hundertwasser-<br />

Wegebahn, ein kleiner Lastwagen mit anhängbaren<br />

Wägelchen, derzeit noch im Stunden-Takt auf<br />

Sightseeing-Tour durch Uelzens Straßen. Sobald der<br />

Musicalbetrieb beginnt, fungiert sie als Shuttle vom<br />

Bahnhof zum Theater: Hundert Prozent Hundertwasser<br />

für die Besucher, die am gewölbten Bahnsteig<br />

aus- und in die bunte Musicalbahn umsteigen, bevor<br />

es auf der Bühne des 780-Plätze-Theaters erst richtig<br />

losgeht mit grenzenloser Farbe und Form. Mit fünf<br />

Vorstellungen pro Woche, in diesem Jahr von Juli bis<br />

Oktober und mit Folgespielzeiten geplant bis 2008<br />

ist „Hundertwasser – das Musical“ ein Mammutprojekt.<br />

„Ein gutes Viertel der Karten sind schon weg“<br />

freut sich Ingeb<strong>org</strong> Hartmann von der Musicalpro-<br />

„100Tage vor 100Wasser“ stimmen alle<br />

Welt auf den Start des Musicals ein<br />

duktionsfirma. Je nach Tag und Sitzplatz kosten sie<br />

zwischen 40 und 70 Euro. Mit bedeutend größeren<br />

Summen jongliert der Geschäftsführer Dr. Thomas<br />

Parr: Die Gesamtproduktion des Musicals schlägt mit<br />

einer dreiviertel Million Euro zu Buche, für den<br />

Umbau der Theaters sind noch einmal 6,9 Millionen<br />

Euro eingeplant, so Parr. Bis zur Premiere betrifft das<br />

in erster Linie technische Ausstattung, bald soll aber<br />

das Gebäude selbst erweitert werden, um auf 845<br />

Sitzplätze im Saal zu kommen.<br />

Bis Achim Conrad zum ersten Mal die Bühne erklimmt,<br />

stimmt sich Uelzen jeden Tag an einem<br />

andern Ort mit einem breitgefächerten Kulturpro-<br />

Sobald das Musical beginnt fungiert die Hundertwasser-<br />

Wegebahn als Shuttle zwischen Bahnhof und Theater

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