26 ..........................................................................MOBIL IN DEUTSCHLAND // APRIL/MAI 2010 POLITIK © Fotolia.com
WEG MIT DER UNSINN-ZONE! DIE ZAHLEN SPRECHEN FÜR SICH: LAUT DER GROSSEN ONLINE-VERKEHRSUMFRAGE 2010 VON MOBIL IN DEUTSCHLAND GLAUBEN FAST 85 PROZENT DER DEUTSCHEN AUTOFAHRER, DASS UM- WELTZONEN DER BLANKE UNSINN SIND! MOBIL IN DEUTSCHLAND FORDERT DESHALB: WEG MIT DER UNSINN-ZONE! HIER ALLE FAKTEN RUND UM DIESES THEMA. Wenn Sie von München mit dem Auto nach Berl<strong>in</strong> oder Hannover fahren, sollten Sie sich fragen, ob Sie e<strong>in</strong>en an der Scheibe haben. E<strong>in</strong>en richtigen an der Scheibe. Denn Sie kommen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> als Autofahrer nicht mehr weit ohne den richtigen Umweltzonen-Aufkleber. Nur, welcher ist <strong>in</strong> welcher der mittlerweile 50 Zonen-Städte <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> der richtige? Die Umweltzone (von Bürokraten für Bürokraten) ist wie geschaffen für den deutschen Ordnungswahn: Allerorts treibt sie neue, uns<strong>in</strong>nige Blüten, so dass sie im Volksmund auch schon treffend Uns<strong>in</strong>n-Zone genannt wird. Beispiel Berl<strong>in</strong>: Über 150.000 Berl<strong>in</strong>er Autofahrer dürfen seit dem 1. Januar nicht mehr ihre gewohnten Straßen <strong>in</strong> der Hauptstadt befahren, falls diese <strong>in</strong> der Umweltzone liegen. Nicht etwa, weil ihr Auto ke<strong>in</strong>e Umweltplakette hätte. Ne<strong>in</strong>. Es handelt sich hierbei überwiegend um Diesel-PKW, die bis vor kurzem von der Politik noch als e<strong>in</strong> Wunder an Umweltfreundlichkeit hofi ert wurden. An ihren Scheiben prangt deshalb e<strong>in</strong> roter oder gelber Umweltpunkt. Der ist aber nicht mehr gut genug für Berl<strong>in</strong>s <strong>Mobil</strong>itätsbremser. Seit Jahresbeg<strong>in</strong>n muss <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> alles grün se<strong>in</strong>, sprich: In der Zone gelten die strengsten Abgasbestimmungen. Wer e<strong>in</strong> Auto mit rotem und gelbem Punkt auf der Scheibe hat, ist raus, wenn er denn nicht 40 Euro Strafe zahlen und e<strong>in</strong>en Punkt <strong>in</strong> Flensburg riskieren will. Beispiel München: Hier dürfen die 150.000 Berl<strong>in</strong>er wie der Rest der Republik mit der ganzen Farbpalette der Uns<strong>in</strong>n-Plakette durch die Zone düsen. Erst ab Oktober diesen Jahres müssen <strong>in</strong> München zunächst Fahrzeuge mit rotem Punkt draußen bleiben, und erst im Oktober 2012 ist die Münchner Umweltzone vollständig grün. Bis es soweit ist und vermutlich auch noch danach, gibt es (wie <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> übrigens auch) jede Menge Ausnahmeregeln, die e<strong>in</strong> paar Seiten dieses Magaz<strong>in</strong>s füllen würden. Was die Uns<strong>in</strong>n-Zone noch uns<strong>in</strong>niger macht. Beispiel Hannover: Auch hier hat seit Jahresbeg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong> jeder e<strong>in</strong>en richtig grünen an der Scheibe zu haben, sonst ist Schluss mit Lustig. Aber auch <strong>in</strong> Hannover gibt es viele Ausnahmen von den Regeln, allerd<strong>in</strong>gs: Wer mit se<strong>in</strong>em gelben Punkt an der Scheibe und se<strong>in</strong>er Ausnahmebesche<strong>in</strong>igung von Hannover <strong>in</strong> die Berl<strong>in</strong>er Uns<strong>in</strong>n-Zone e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gt, muss zahlen. Die Ausnahmeerlaubnis e<strong>in</strong>er Stadt ist nämlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anderen Stadt nicht gültig. Wenn also beispielsweise e<strong>in</strong> Spediteur mit Ausnahmebesche<strong>in</strong>igung die Möbel von, sagen wir mal, Herrn Gerhard Schröder von Hannover nach Berl<strong>in</strong> transportieren soll, zahlt er dort 40 Euro. Schwerer als das ärgerliche Bußgeld wiegt jedoch der Strafpunkt <strong>in</strong> Flensburg, da Spediteure regelmäßig <strong>in</strong> verschiedenste deutsche Städte liefern müssen. Deshalb fordert <strong>Mobil</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> e.V. Vorsitzender Dr. Michael Haberland: „Es muss dr<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche und klare Regelung für die Umweltzonen her. Dieses Durche<strong>in</strong>ander stellt für viele Autofahrer e<strong>in</strong> unkalkulierbares Risiko dar. Niemand sollte se<strong>in</strong>en Führersche<strong>in</strong> verlieren, nur weil die Umweltzonen undurchsichtige Grauzonen s<strong>in</strong>d. H<strong>in</strong>zu kommt, dass e<strong>in</strong>e Wirksamkeit nicht mal nachgewiesen ist, am besten schafft man diese Uns<strong>in</strong>n-Zonen komplett ab!“ Und folgt damit dem Beispiel Nürnberg: Dr. Ulrich Maly (SPD) will ke<strong>in</strong>e Uns<strong>in</strong>n-Zone <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Stadt. Weil es nix br<strong>in</strong>gt außer Ärger und Verdruss für die Bürger. Nürnberg will andere Wege gehen. Zu <strong>Mobil</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> sagt Dr. Maly: „Wir setzen <strong>in</strong> Nürnberg darauf, mit e<strong>in</strong>em umfangreichen Paket an technischen und verkehrsgestaltenden Maßnahmen wirkungsvoller zur Verbesserung der Luftgüte beitragen zu können, als mit E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er Umweltzone, zumal sich die Regelungen der Plakettenverordnung auf die Fe<strong>in</strong>staubemissionen beziehen und nicht auf den <strong>in</strong> Nürnberg maßgeblichen Luftgüteparameter Stickstoffdioxid.“ Die ungeklärte Wirksamkeit der Zonen: Bisher gibt es noch ke<strong>in</strong>e seriösen Studien, die beweisen, dass Umweltzonen tatsächlich den Fe<strong>in</strong>staub <strong>in</strong> Ballungsräumen reduzieren können. Experten, die dies trotzdem behaupten, argumentieren oft mit dem Vergleich von Äpfeln und Birnen, <strong>in</strong>dem sie nur die Fe<strong>in</strong>staubmessungen vor und nach der E<strong>in</strong>führung der Zonen heranziehen. Unbestritten aber ist das Wetter der wichtigste Faktor bei der Entstehung dieser Umweltbelastung. Und das lässt sich neben vielen weiteren E<strong>in</strong>fl üssen auf die Luftqualität nicht mit e<strong>in</strong>em Aufkleber bee<strong>in</strong>fl ussen… <strong>Mobil</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> fordert deshalb die Bundesregierung auf, die Wirksamkeit von Umweltzonen endlich wissenschaftlich nachzuweisen und bis dah<strong>in</strong>, das Chaos durch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitlich verb<strong>in</strong>dliche Regelung <strong>in</strong> allen Städten zu beenden! Bundesverkehrsm<strong>in</strong>ister Peter Ramsauer (CSU) sagt auf Anfrage von <strong>Mobil</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>: „E<strong>in</strong> ‚Umweltzonenchaos‘ sehe ich nicht. Gleichwohl sieht der Koalitionsvertrag vor, bei der E<strong>in</strong>richtung von Umweltzonen auf Wirksamkeit und Verhältnismäßigkeit zu achten. Fahrverbote sollen dort gelockert werden, wo die E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em vernünftigen Verhältnis zu dem Ziel steht, Fe<strong>in</strong>staub zu reduzieren. Dazu müssen Ausnahmeregelungen bundesweit vere<strong>in</strong>heitlicht werden. Das zuständige Bundesumweltm<strong>in</strong>isterium hat bereits Gespräche mit den Ländern geführt.“ Neben Nürnberg hat auf diese Ankündigung auch Hamburg reagiert: Die Umweltzone vorerst e<strong>in</strong>e Idee – Realisierung mehr als fraglich. Fazit: „Dieses uns<strong>in</strong>nige Treiben mit der Umweltzone muss e<strong>in</strong> Ende haben“, fordert <strong>Mobil</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> e.V. Vorsitzender Dr. Michael Haberland. „Bisher wurde damit von den Behörden nur erreicht, den Menschen das Leben schwerer zu machen. Das können wir so nicht h<strong>in</strong>nehmen. Deshalb fordert <strong>Mobil</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>: Weg mit der Uns<strong>in</strong>n-Zone“! Wichtige <strong>in</strong>formationen zum Umweltzonenchaos fi nden Sie auf www.mobil.org, e<strong>in</strong>e Übersicht über alle Städte und Details zur E<strong>in</strong>führung von Umweltzonen auf www.umwelt-plakette.de. POLITIK MOBIL IN DEUTSCHLAND // APRIL/MAI 2010 ......................................................................... 27