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seitenbühne 11–12 - Niedersächsische Staatstheater Hannover

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<strong>seitenbühne</strong> <strong>11–12</strong><br />

Das Journal der Staatsoper <strong>Hannover</strong>


oper proszenium<br />

Verkehrte Welt<br />

»Einer der Gründe, die für Frankfurt als Studienort sprechen, ist dieser: Von Frankfurt aus ist<br />

man sehr schnell woanders.« Frankfurt liegt mittendrin auf der europäischen Theaterlandkarte<br />

zwischen Berlin (3 1/2 Std.), Basel (2 3/4 Std.), Paris (3 3/4 Std.), München (3 1/4 Std.).<br />

Von Frankfurt nach <strong>Hannover</strong> pendelt man 2 Std. 19 Min. Diese Fahrt ist meine persönliche<br />

Distanz zwischen meinen zwei Mittelpunkten, bin ich doch gerade von Frankfurt an die Oper<br />

<strong>Hannover</strong> gegangen. Der Ausstieg aus dem Zug offenbart Erstaunliches über diese Stadt im<br />

Norden (aus der Perspektive einer Hessin): Die zentrale Einkaufszone, zwischen Kröpcke und<br />

Steintor, ähnelt sie nicht der Zeil, Frankfurts Haupteinkaufsstraße? Graue Steinplatten, vereinzelte<br />

Bäume, die gleichen Ladenketten, und vor allem die Bauwut, und sogar die Büdchen,<br />

von denen in Frankfurt kein öffentlicher Platz lange verschont bleibt. Der Gang aus der<br />

Rückseite des Bahnhofs gen Norden hinaus macht schwindeln. Es geht bergab, in einen<br />

Schlund, treppab und wieder treppauf. Der Raschplatz (man sagte mir, er hieße so, weil man<br />

ihn rasch überquere), oder doch die Hauptwache, wo bin ich? Die Hauptwache. Einst ein<br />

belebter Ort am Ende der Zeil, prangt nun ein treppengesäumtes Loch, der Zugang zur »B-<br />

Ebene«, dem Anfang des Abstiegs, zur U-Bahn meine ich.<br />

Die Freunde fragen, wo geht man hin in <strong>Hannover</strong>, wo ist es schön? Etwas länger in der<br />

Stadt kann ich sagen: Es gibt viel Schönes! Gleich hinter dem Raschplatz, gefunden in einem<br />

Zeitloch vor Zugabfahrt, da geht die Lister Meile los, das kann man sich vorstellen wie ... Ja,<br />

wie die Bergerstraße, Frankfurts längste Café- und Bummelstrecke. Der Vergleich hinkt kein<br />

bisschen. Wenn es um »Schönes« geht, ein kleiner Vergleich in eigener Sache: Bei aller<br />

Liebe zu den hinter Glas prangenden Metallwolken, die die Fassade der Oper Frankfurt prägen<br />

– glasglatt-kühl fügt sich das Gebäude wunderbar ein in das Bankenviertel, in dessen<br />

Mitte es windumpfeift steht – die Oper <strong>Hannover</strong> ist einfach der schönere Bau (verzeihe,<br />

Frankfurt!). Hier anzufangen war unter architekturästhetischem Gesichtspunkt eine leichte<br />

Entscheidung.<br />

Überhaupt, Frankfurt-<strong>Hannover</strong>, das wechselt sich wunderbar. Etwa gleich groß (Fahrradstrecke<br />

zur Arbeit 15 Minuten) etwa gleich viele Menschen (<strong>Hannover</strong>: Wohnberechtigte<br />

Bevölkerung am 1. Januar 2010 mit Haupt- und Nebenwohnung 526.306; Frankfurt: 684<br />

562), fast gleich laut (<strong>Hannover</strong> ist laut neuesten Messungen die lauteste, Frankfurt die<br />

zweitlauteste Stadt Deutschlands – siehe Bauwut weiter oben), fast gleich gefährlich (wollte<br />

mir doch einer erzählen, <strong>Hannover</strong> führe die Kriminalitätsstatistik an, dabei ist das doch<br />

traditionell Frankfurt), je ein Fluss (zugegeben, der Main ist breiter, dafür haben »die Mädchen<br />

an der Leine lange Beine«) ... Zwischen den zwei Städten hin- und herblickend, kommt<br />

mir ein Lied in den Sinn, wie ging es noch gleich? »Un es will mer net in mein Kopp enei;<br />

wie kann nor en Mensch net von« - warte mal, »wie kann nor en Mensch net von Hannove ... « –<br />

eine Silbe zu viel! von wo? Wo war ich doch gleich?*<br />

Ihre Katja Leclerc<br />

Dramaturgin und Leiterin Junge Oper<br />

*Das Lied ist vom Frankfurter Nationaldichter Friedrich Stoltze und geht, was dem unverwirrten Kopf, befindet<br />

er sich einmal sicher in Frankfurt, natürlich klar ist: »un es will mer net in mein Kopp enei; wie kann nor en<br />

Mensch net von Frankfurt sei!«


02. 03 Foyer<br />

AdVent AdVent<br />

Der etwas andere Weihnachtskalender<br />

die staatsoper hannover öffnet auch in diesem Jahr wieder im Advent täglich<br />

vom 1. bis 23. dezember (außer sonntags) die türchen eines Adventskalenders<br />

der besonderen Art:<br />

Jeden Abend wartet um 17.00 Uhr im Foyer des Opern-<br />

hauses eine kleine Überraschung auf die Besucher. Im<br />

Lebenden Adventskalender präsentieren Mitglieder des<br />

Ensembles Geschichten, Gedichte und Lieder – mal be-<br />

kannte, heitere und besinnliche Weihnachtsklassiker,<br />

mal eher Unbekanntes, Ungewöhnliches und Komisches.<br />

Wir freuen uns auf Weihnachten – und auf Sie!


Foyer


04. 04.05 05 BAllett<br />

Brigitte KnöSS<br />

der phAntAsie AuF die sprünge helFen<br />

Über das Kostümbild zur Uraufführung des Balletts Alice im Wunderland von Jörg Mannes<br />

Fantasy im Wunderland – groteske Figuren, seltsame tiere und ein mädchen, dessen neugier<br />

und Furchtlosigkeit auf die probe gestellt werden, spielen die hauptrolle in Jörg mannes´ Ballett<br />

Alice im Wunderland.<br />

Alice’ Abenteuer beginnt mit dem weißen<br />

Kaninchen mit der Taschenuhr. Ihm folgt sie<br />

in seinen Bau, saust in die Tiefe – und nichts<br />

ist mehr wie zuvor. Dinge, die sie gut kennt,<br />

sind plötzlich ganz anders, und Alice selbst<br />

verändert sich ständig: Mal ist sie riesengroß,<br />

dann wieder winzig klein. Im Wunderland<br />

begegnen ihr Grinsekatze und Raupe,<br />

Frosch und Fisch, der verrückte Hutmacher,<br />

Märzhase und Siebenschläfer, Flamingos und<br />

Igel, Pilz und Rosen, Köchin, Herzogin und<br />

Schwein, König und Königin mit ihrem Hofstaat.<br />

Diese verwirrende Menge so zu zeichnen,<br />

dass sie auf der Bühne als Figuren sichtbar<br />

wird, ist eine Herausforderung. Typ isches<br />

Bewegungsmaterial, das Jörg Man nes auf die<br />

einzelnen Tänzer zuschneidet, hilft bei der<br />

Charakterisierung der Individuen. Andererseits<br />

muss der Choreograph die vielen Episoden<br />

zu Gruppen und Szenen bündeln, um<br />

einen Sinnzusammenhang herzustellen. Doch<br />

das Ballett allein könnte einen so reichen<br />

Kosmos kaum kreieren: Der Ausstattung kommt<br />

in diesem Stück eine besondere Bedeutung<br />

zu.<br />

Kostümbildnerin Alexandra Pitz möchte der<br />

Phantasie des Publikums auf die Sprünge<br />

helfen. Jenseits der Vor-Bilder, die fast jeder<br />

von Alice im Wunderland in sich trägt, will<br />

sie der Imagination eine weitere Facette hinzufügen.<br />

Dabei nützt ihr neben ihrer Kreativität<br />

die langjährige Berufserfahrung, die<br />

sie in ganz unterschiedlichen Arbeitszusammenhängen<br />

erworben hat.<br />

Brigitte Knöß Du arbeitest überwiegend an<br />

etablierten Häusern, aber auch in freien<br />

Produktionen und bist in allen Sparten zu<br />

Hause. Du machst Bühne und Kostüme für<br />

Oper, Schauspiel, Tanz und Film.<br />

Alexandra Pitz Ich mag diesen Wechsel,<br />

dieses Switchen von einer Ebene zur anderen.<br />

Daraus ergibt sich immer wieder ein<br />

etwas anderer Zugriff auf das Kostüm, und<br />

das macht es interessant – genauso wie die<br />

Zusammenarbeit mit ganz unterschiedlichen<br />

Regisseuren und Choreographen.<br />

Vorwiegend im Schauspiel begegnen mir<br />

manchmal gewisse Ressentiments vor einer<br />

zu dezidierten Setzung durch das Kostümbild.<br />

Diese Angst vor dem Kostüm ist in der<br />

Zusammenarbeit mit Jörg Mannes glücklicherweise<br />

kein Thema. Er hat Spaß daran,<br />

sich auf Experimente einzulassen und Dinge<br />

auszuprobieren – wie zum Beispiel im Nussknacker<br />

und Mausekönig, als ich Luftballons<br />

in die Kostüme im Blumenwalzer einbaute.<br />

Knöß Das war ein überraschender Effekt,<br />

der in scheinbarer Leichtigkeit ein schönes<br />

Bild kreierte. Aber wie so oft lag die Tücke<br />

im Detail, denn das Eigenleben der Ballons<br />

war schwer zu bändigen und musste mit der<br />

Choreographie in Einklang gebracht werden.<br />

Natürlich spielen im Tanz bestimmte<br />

Dinge eine Rolle, die so in den anderen<br />

Sparten nicht relevant sind.<br />

Pitz Vor allem muss ich dem Tänzer einen<br />

hundertprozentigen Bewegungsraum schaffen,<br />

daraus ergibt sich eine völlig andere<br />

Auseinandersetzung mit dem Kostüm als im<br />

Schauspiel oder in der Oper. Diese Grundvoraussetzung<br />

legt die Arbeit mit bestimmten<br />

Materialien nahe, die eine gewisse Elastizität<br />

haben. Das schafft Grenzen – und gerade<br />

dadurch wird es interessant, weil man durch<br />

die raupe, aus der materialsammlung von Alexandra pitz<br />

den speziellen Zuschnitt eines nicht elastischen<br />

Stoffes zu einer großen Beweglichkeit<br />

kommt und so ein Material gewissermaßen<br />

überlisten kann. Im Sommernachtstraum<br />

von Jörg Mannes hatte ich für Oberon ein<br />

durchsichtiges Kostüm entworfen – einen<br />

kompletten Frack mit Hose, Weste und allem<br />

Drum und Dran. Hier wollte ich ein Material,<br />

das einen Fall und Körper hat – wie ein<br />

Frack-Stoff, aber durchsichtig ist. Trotzdem<br />

durfte es beim Tanzen nicht reißen! In diesem<br />

Fall haben wir lange herumprobiert, um<br />

den gewünschten Effekt zu erzielen, und<br />

sind zunächst Irrwege gegangen, aber<br />

schließlich ist es uns doch gelungen.


BAllett<br />

Knöß Wenn du von »wir« sprichst, meinst du<br />

die Kostüm- und Maskenwerkstätten?<br />

Pitz Genau. Ich bin auch deshalb so gerne in<br />

<strong>Hannover</strong>, weil die Werkstätten bereit sind,<br />

mit mir Dinge auszuprobieren. Die Menschen,<br />

mit denen ich hier zusammenarbeite,<br />

haben ein großes Wissen über Materialien,<br />

Technik und Verarbeitung, von dem auch<br />

ich profitiere. Zugleich sehe ich, mit welcher<br />

Begeisterung, Lust und Kraft alle daran gehen,<br />

meine Entwürfe umzusetzen. Das ist<br />

ein wirkliches Geschenk.<br />

Knöß In Nussknacker und Mausekönig und<br />

Ein Sommernachtstraum, deinen beiden<br />

bisherigen Arbeiten mit Jörg Mannes, und<br />

auch jetzt in Alice im Wunderland tragen<br />

deine Kostüme ganz entscheidend zum Gesamtbild<br />

des Balletts bei. Beim genaueren<br />

Betrachten gibt es dann viele Details zu entdecken,<br />

die die Figuren stark individualisieren<br />

und subtil charakterisieren. Alle drei<br />

Stücke basieren auf literarischen Vorlagen –<br />

wie führt dein Weg vom Text zum Kostüm?<br />

Pitz Wenn ich lese, stellen sich bei mir zunächst<br />

noch keine wirklichen Bilder, wohl<br />

aber Intuitionen und Gefühle zu den einzelnen<br />

Figuren ein. Dann beginne ich, alles<br />

Mögliche aus einem spontanen Impuls heraus<br />

zu sammeln: Bildbände, Zeitschriften,<br />

Filme, einfach alles, was ich mit dem Stoff<br />

assoziiere, werte ich aus. Auch wenn ich es<br />

oft noch gar nicht benennen kann, taucht<br />

darin das Gefühl, das ich zu den einzelnen<br />

Figuren hatte, wieder auf. Häufig ist der Bezug<br />

noch nicht offensichtlich, Aber dadurch,<br />

dass ich diese erste, sehr breit gefächerte<br />

Auswahl wieder und wieder durch sehe und<br />

die raupe, ensemble (probenfoto)<br />

Dinge auswähle, zurrt sich das immer enger<br />

um einzelne Figuren oder auch um Figurengruppen<br />

zusammen, bis klare Vorstellungen<br />

und Bilder entstehen.<br />

Knöß In Alice im Wunderland kommen keine<br />

»normalen« Menschen vor – auch Alice<br />

selbst fühlt sich keineswegs normal, weil sie<br />

sich dauernd verändert, größer und kleiner<br />

wird. Das Wunderland ist eine phantastische<br />

Welt, bevölkert von seltsamen Figuren<br />

und Tieren.<br />

Pitz Hier habe ich grundsätzlich überlegt,<br />

wie ich diese Welt sichtbar machen kann.<br />

Ich wollte ein Bild dafür finden, das eine<br />

Fremdheit hat und trotzdem eine Klarheit.<br />

Dabei versuche ich die Dinge immer so anzureißen,<br />

dass sie sich im Kopf des Betrachters<br />

weiterentwickeln können.<br />

Eine Grundentscheidung war für mich, das<br />

Ganze durch eine bestimmte Farbigkeit zu<br />

ordnen und verständlich zu machen. Die<br />

zweite Grundentscheidung war, die Alice-<br />

Figur an den Zeichnungen von John Tenniel<br />

aus der Original-Ausgabe von Lewis Car-<br />

rolls Buch zu orientieren. Alice sollte wiedererkennbar<br />

sein trotz der Verfremdung,<br />

die dieses größer und kleiner Werden mit<br />

sich bringt.<br />

Knöß Die verblüffende Seite der Geschichte,<br />

dass Alice die Tiere versteht, und dass die<br />

Tiere sehr menschlich mit Sprache umgehen,<br />

sie ironisieren und in den Nonsens treiben,<br />

kann man allein tänzerisch nicht darstellen ...<br />

Pitz Deshalb habe ich es vermieden, Tiere<br />

darzustellen. Ich wollte ihnen etwas Menschliches<br />

belassen, zumal es mir auch zu nahe<br />

liegend und nicht interessant genug erschien,<br />

sie eins zu eins umzusetzen.<br />

Knöß Lewis Carroll hat in Alice im Wunderland<br />

so viele Figuren und Tiere geschaffen,<br />

dass – trotz einiger Striche – die Tänzer des<br />

30-köpfigen Ensemble jeweils mehrere verkörpern<br />

müssen. Dieses Hin- und Herspringen<br />

erfordert von ihnen Flexibilität und<br />

schnelles Umschalten, aber es bringt auch<br />

Konsequenzen für das Kostümbild mit sich.<br />

Pitz Hier stellt sich mir die Frage, welche<br />

Zeichen es braucht, um mit wenigen Mitteln


06. 06.07 BAllett<br />

ein Kostüm so zu verändern, dass daraus ganz klar erkenntlich<br />

eine andere Figur, ein anderes Tier, ein anderer Mensch wird. Das<br />

reizt mich.<br />

Knöß Mit diesen Veränderungen sind hinter der Bühne Vorgänge<br />

verbunden, von denen das Publikum keine Vorstellung hat: die<br />

schnellen Umzüge.<br />

Pitz Ja. Dafür habe ich hier aber wunderbare Mannschaften zur Verfügung:<br />

Die Tänzer sind, sobald sie sich mit einem Kostüm vertraut<br />

gemacht haben, wahnsinnig fix. Und die Ankleider werden sowieso<br />

mit jeder Probe schneller, so dass wir die Umzüge im Endeffekt auf<br />

sehr kurze Zeiten herunterfahren können. In der Regel ist das zu<br />

schaffen, aber es gibt auch Herausforderungen, die einfach zu groß<br />

sind. Deshalb nützt es oft nichts, sich viele komplette Kostüme auszudenken,<br />

weil niemand in den paar Sekunden, die zur Verfügung<br />

stehen, einen kompletten Umzug schafft. Dieses Zeitlimit lässt sich<br />

nicht mit Geld lösen, sondern nur im Kopf. Ich muss Dinge so minimieren,<br />

dass sie in kürzester Zeit zu verändern sind, trotzdem aber<br />

ihre Kenntlichkeit behalten. Das Beste aus dieser Beschränkung herauszuholen,<br />

macht mir allerdings viel Spaß.<br />

AlexAndrA Pitz<br />

Alexandra Pitz machte zunächst eine Ausbildung als Theatermalerin an der<br />

Deutschen Oper Berlin ehe sie an der HDK Berlin Kostümbild studierte. Sie war<br />

Assistentin an der Schaubühne Berlin, der Deutschen Oper Berlin und am<br />

<strong>Staatstheater</strong> Kassel. Seit 1990 ist sie als freischaffende Künstlerin tätig und<br />

schuf auch die Kostüme für den Film Allemagne Neuf Zero von Jean-Luc Godard.<br />

Seither entstanden zahlreiche Kostümbilder für die Sparten Schauspiel,<br />

Oper und Ballett an Theatern in Potsdam, Bonn, Darmstadt, Paris, München,<br />

Freiburg, Oberhausen und Linz, u.a. mit den Regisseuren Hans Zischler, Edith<br />

Clever, Heinz Kreidl, Heiner Goebbels, André Wilms, Udo Samel, Gerhard Willert,<br />

Bernarda Horres, Sabine Mitterecker, Götz Spielmann und Julia von Sell.<br />

Seit 2003 hat Alexandra Pitz auch regelmäßig Bühnenbilder entworfen. In<br />

<strong>Hannover</strong> entwarf sie die Kostüme für Les Contes d’Hoffmann, Nussknacker<br />

und Mausekönig, Ein Sommernachtstraum, King Arthur, Alice im Wunderland.<br />

AliCe iM WUnderlAnd (UrAUfführUng)<br />

Ballett von Jörg Mannes nach Lewis Carroll<br />

Musik von Erik Satie und Antonín Dvorák<br />

MUSiKAliSChe leitUng Toshiaki Murakami, Benjamin Reiners ChoreogrAPhie Jörg<br />

Mannes Bühne Florian Parbs Video Philipp Contag-Lada KoStüMe Alexandra Pitz<br />

liCht Elana Siberski drAMAtUrgie Brigitte Knöß<br />

Ballett der Staatsoper <strong>Hannover</strong>, <strong>Niedersächsische</strong>s Staatsorchester <strong>Hannover</strong><br />

öffentliChe generAlProBe 10. November 2011, 18.30 Uhr<br />

UrAUfführUng 11. November 2011, 19.30 Uhr<br />

die näChSten VorStellUngen 18. und 25. November, 04. und 29. Dezember 2011<br />

nussknAcker und<br />

mAusekönig<br />

Ballett von Jörg Mannes nach der gleichnamigen Erzählung von E.T.A. Hoffmann,<br />

Musik von Peter I. Tschaikowsky<br />

»Weihnachten kann auch ganz schön lustig sein. Wenn da die Tänzer<br />

als dicke, extrafluffige Schneebälle über die Bühne fliegen. Und<br />

Männer in Tütüs sind immer für einen Lacher gut, vor allem, wenn<br />

es so geschmackssicher wie in Jörg Mannes’ neuem Nussknacker<br />

passiert. Allein wie hier der berühmte Schneeflocken-Walzer vertanzt<br />

wird, lohnt schon den Besuch.« Neue Presse<br />

MUSiKAliSChe leitUng Toshiaki Murakami ChoreogrAPhie Jörg Mannes Bühne Florian<br />

Parbs KoStüMe Alexandra Pitz liCht Peter Hörtner drAMAtUrgie Brigitte Knöß<br />

Ballett der Staatsoper <strong>Hannover</strong>, <strong>Niedersächsische</strong>s Staatsorchester <strong>Hannover</strong><br />

SoliSt Reynard Rott/Christine Balke (Violoncello)<br />

WiederAUfnAhMe 06. Dezember 2011<br />

Weitere VorStellUngen 17. und 25. Dezember 2011


BAllett oper<br />

intollerAnzA 1960<br />

»Zweifellos ist Benedikt von Peter (...) eine der<br />

kühnsten ›Intolleranza‹-Aufführungen gelungen, die je<br />

zu sehen war. Das betrifft nicht nur die spektakuläre<br />

Raumsituation mit dem Orchester teils unterhalb der<br />

Bühne und teils auf den Galerien des Bühnenturms<br />

verteilt, was ein Raumklang-Erlebnis ergibt, wie man<br />

es so hinreißend kaum für möglich halten mag. Das<br />

betrifft auch das Konzept dieser Aufführung.« Die<br />

Deutsche Bühne<br />

»Intelligenter, differenzierter, besser kann man die<br />

Relevanz eines Musiktheaters nicht vermitteln.«<br />

Opernwelt<br />

Benedikt von Peter<br />

nominiert für den<br />

Deutschen Theaterpreis<br />

DER FAUST 2011<br />

für die beste »Regie<br />

Musiktheater«<br />

MUSiKAliSChe leitUng Stefan Klingele inSzenierUng Benedikt von<br />

Peter Bühne Katrin Wittig KoStüMe Geraldine Arnold KlAnginStAllAtion<br />

Tamer Fahri Özgönenc, Markus Hübner Video Bert<br />

Zander Chor Dan Ratiu drAMAtUrgie Sylvia Roth<br />

WiederAUfnAhMe 06. November 2011 um 16 Uhr und 20 Uhr<br />

Weitere VorStellUngen 09. November und 07. Dezember 2011


08.<br />

dorotheA hArtMAnn<br />

09 oper<br />

eine oper üBer oper<br />

Zur Premiere von Hugo von Hofmannsthals und Richard Strauss’ Oper Ariadne auf Naxos<br />

ina yoshikawa spielt zerbinetta. zerbinetta spielt zerbinetta. Brigitte hahn spielt die primadonna. die primadonna spielt Ariadne.<br />

Es sollte eine kleine Arbeit werden, eine Kammeroper von 30<br />

Minuten: Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal planten mit<br />

Ariadne auf Naxos lediglich ein »Gelegenheitswerk«, eingeschoben<br />

zwischen dem Rosenkavalier und anderen großen Opernplänen<br />

wie Die Frau ohne Schatten. Doch die kleine Zwischenarbeit wuchs<br />

sich zur abendfüllenden Oper aus und wurde dabei zur Reibungsflä-<br />

che für die Autoren, die deren charakterliche Unterschiede und<br />

künstlerische Differenzen so deutlich werden ließ, dass es mehrmals<br />

fast zum Bruch gekommen wäre. In verschiedenen Fassungen<br />

arbeiteten sich Hofmannsthal und Strauss über fünf Jahre hinweg<br />

an der selbst auferlegten Aufgabe ab, ein Werk zu schaffen, das<br />

unterschiedliche Theatertraditionen, Epochen und Gattungen aufgreift<br />

und im Gewand des 20. Jahrhunderts zu etwas Neuem verschmilzt:<br />

Das barocke Theater Molières trifft auf die italienische<br />

commedia dell’arte, opera seria wird mit opera buffa konfrontiert,<br />

auf Ironie und Persiflage folgen Pathos und Leidenschaft. Entstanden<br />

ist mit der letzten Version von 1916 ein virtuoses Theater im<br />

Theater, das sich auf unterschiedlichen Ebenen mit künstlerischen<br />

Mitteln selbst reflektiert: Eine Oper über Oper, in der theoretisch<br />

über die Gattung diskutiert und praktisch mit ihr experimentiert<br />

wird. Der erste Teil, mit »Vorspiel« betitelt, zeigt explizit den Theater<br />

betrieb backstage, die Vorbereitungen zur Aufführung der Oper<br />

Ariadne auf Naxos, die im zweiten Teil vor doppeltem Publikum –<br />

auf der Bühne und im Zuschauerraum – gegeben wird. Ariadne auf<br />

Naxos, das heterogene Ergebnis jahrelanger kunstästhetischer Aus-<br />

einandersetzungen der Autoren, regt auch heute noch zum Nach-<br />

denken über die Bedeutung und Möglichkeiten von Oper und Kunst<br />

an: Kunst als Möglichkeit zur Flucht aus der Welt? Kunst als ästhetizistisches<br />

l’art pour l’art-Spiel? Oder Kunst als Spiegel der Gesellschaft<br />

und Mittel der Kommunikation?<br />

Spiegel der Welt<br />

Schon in den ersten Diskussionen über das gemeinsame Projekt<br />

zeigten sich die letztlich unüberbrückbaren Differenzen zwischen<br />

Hugo von Hofmannsthal und seinem Komponisten. Strauss wünschte<br />

sich einen starken Realismus, »politisch-satirische Parodien schärfsten<br />

Stils« mit »wirklich interessanten Menschen« und vermisste die<br />

»roten Blutkörperchen« in den Texten seines Librettisten. Der hingegen<br />

verlor sich in Märchenfiguren, im Wunderbaren, Mythologischen<br />

und Mystischen und verschloss die Augen vor der Realität der eige-<br />

nen Zeit, die ihm im Chaos des auseinander brechenden Vielvölker-<br />

staats Österreich keinen Halt mehr bieten konnte.<br />

Für eine Bearbeitung von Molières Comédie-Ballet Le Bourgeois<br />

gentilhomme (Der Bürger als Edelmann) griff Hofmannsthal einmal<br />

mehr zu einem antiken Stoff und fügte in das Schauspiel statt des<br />

abschließenden Balletts eine Oper über den Mythos der Ariadne ein,


oper<br />

den er verschränkte mit Figuren der commedia dell’arte. Ariadne,<br />

das Urbild der verlassenen Frau, die unbeirrt einem einzigen Mann<br />

die Treue hält, wird kontrastiert mit »Harlekins und Scaramouches,<br />

welche ein mit dem heroischen Element fortwährend verwebtes<br />

Buffo-Element tragen« (Hofmannsthal) – eine Idee, die Strauss zerschmetterte<br />

mit für den sensiblen Dichter unerträglich harschen<br />

Worten. Strauss fand das »dramatische Gerippe an sich dünn« und<br />

bat um »schwungvolle Rhetorik«, um »über nicht Interessantes<br />

glücklich hinwegkomponieren zu können.« Dafür konnte er umso<br />

mehr anfangen mit der Idee eines Vorspiels zur eigentlichen Oper.<br />

Hier sah Strauss, der mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein von<br />

sich behauptete, der einzige Komponist »in ganz Europa« zu sein,<br />

»der wirklich Humor und Witz und ein ausgesprochen parodistisches<br />

Talent hat«, die Möglichkeit zu einer großen Persiflage auf den<br />

Kunstbetrieb seiner Zeit. Das Vorspiel wurde in diesem Sinne zum<br />

Brennspiegel der Wirklichkeit und der eigenen Biographie, kannte<br />

Strauss die Starallüren, Eifersüchteleien, Machtspielchen und gegenseitigen<br />

Demütigungen zwischen den Künstlern hinter der Bühne<br />

selbst nur allzu gut. Außerdem interessierten ihn die Fragen von<br />

Kunst und Kommerz, von künstlerischer Freiheit und pragmatischer<br />

Anpassung an den Geschmack der Zuschauer, die im Zentrum des<br />

Vorspiels stehen: Ein unbekannter Auftraggeber, der »reichste Mann<br />

von Wien«, ordnet zur Unterhaltung des Publikums in seinem Haus die<br />

Verschränkung unterschiedlichster Kunstformen an. Die tragische<br />

Oper Ariadne und das komische Intermezzo Zerbinetta und ihre ungetreuen<br />

Liebhaber sollen gleichzeitig gespielt werden, damit die<br />

»wüste Insel« Ariadnes auf der Bühne mittels einer bunten Harlekinade<br />

»einigermaßen ausstaffiert« werde. Dabei stoßen mit den verschiedenen<br />

Gattungen auch unterschiedliche Lebenseinstellungen aufeinander:<br />

Zerbinetta und ihre commedia dell’arte-Truppe, erfahren in<br />

der Improvisation, sehen die Aufgabe als spielerische Herausforderung<br />

an die Kreativität und Spontaneität ihrer Kunst – eine Kunst, die sich<br />

permanent neu erfindet und im ständigen Wandel begriffen ist. Der<br />

Komponist der Oper Ariadne hingegen hat jedes gesungene Wort für<br />

seine Interpreten unabänderlich in der Partitur fixiert. Er pocht auf die<br />

Werkautonomie seiner Komposition und die Unantastbarkeit des geist<br />

igen Eigentums – Fragen, mit denen sich Richard Strauss im Kampf<br />

gegen unautorisierte Striche in seinen Werken ebenfalls häufig selbst<br />

konfrontiert sah.<br />

Weltflucht<br />

Mit einem leichten Parlando über einem durchsichtigen Orchestersatz<br />

steht die Kommunikation im Vordergrund des Vorspiels. Was<br />

hier theoretisch diskutiert wird, stößt im zweiten Teil während der<br />

Opernaufführung aufeinander: das Tragische und das Komische,<br />

Ariadne und Zerbinetta, einander kontrastierende Figuren, die


10.<br />

11 oper<br />

unterschwellig doch miteinander verbunden sind. Ähnliche Paa-<br />

rungen finden sich in vielen Texten Hofmannsthals: Elektra und Chry-<br />

sotemis etwa oder die »Arabella des Tages« und Zdenka, die »Arabella<br />

der Nacht«, oder die merkwürdig schizophrene Figur Maria/Mariquita<br />

im Andreas-Roman. Immer wieder werden Reinheit und Sünde, Treue<br />

und Untreue, Weltflucht und Kommunikation, Beharrung und Verwandlung<br />

des Menschen einander gegenübergestellt.<br />

»Zerbinetta ist in ihrem Element, wenn sie von einem zum andern<br />

taumelt. Ariadne konnte nur eines Mannes Gattin oder Geliebte, sie<br />

kann nur eines Mannes Hinterbliebene, Verlassene sein«, schrieb<br />

Hofmannsthal im berühmten Ariadne-Brief an seinen Komponisten<br />

und versuchte, diesem den philosophischen Überbau seines Librettos<br />

zu erklären: »Es handelt sich um ein simples und ungeheueres<br />

Lebensproblem: das der Treue. An dem Verlorenen festhalten, ewig<br />

beharren, bis an den Tod – oder aber leben, weiterleben, hinwegkommen,<br />

sich verwandeln, die Einheit der Seele preisgeben.«<br />

Doch es bleibt nicht beim bloßen Kontrast zweier Opernformen und<br />

Prinzipien. Das Verbindende im scheinbar Gegensätzlichen zu zeigen,<br />

war eines der wesentlichen dichterischen Anliegen Hugo von<br />

Hofmannsthals. Und so verschränken sich schon im Vorspiel die<br />

Truppen: Der Komponist verliebt sich in die scheinbar treulose und<br />

flatterhafte Zerbinetta, den personifizierten Kontrast zu seiner Oper<br />

Ariadne und der eigenen Lebenseinstellung. Denn Zerbinetta entdeckt<br />

in dem Komponisten ihre Sehnsucht nach einem Ariadne-<br />

Erlebnis, die Sehnsucht nach »dem Einen, dem sie treu sein könnte,<br />

treu bis ans Ende«. Und wenn Ariadne sich schließlich doch einem<br />

Fremden, Bacchus, hingibt, glaubt Zerbinetta die eigene Lebensphilosophie<br />

bestätigt: »Kommt der neue Gott gegangen, hingegeben<br />

sind wir stumm.«<br />

Den »neuen Gott« erkennt Ariadne jedoch nicht in seiner wahren<br />

Gestalt. Sie glaubt bis zuletzt, dem Tod zu begegnen: »O Todesbote!<br />

Süß ist deine Stimme.« Hofmannsthal selbst schrieb dazu in einem<br />

Brief: »Sie hält ihn (Bacchus) für einen andern, für Hermes, den<br />

Todesboten, der sie hinabzuholen kommt. Es bleibt bei dem Irrtum:<br />

der Irrtum ist so schön.« Ariadne bleibt Ariadne, es gibt keine Kommunikation<br />

mit Zerbinetta und kein Zerbinetta-Erlebnis. Ariadne<br />

bleibt dem einen Mann treu – bis in den Tod.<br />

Die selbst auferlegte Distanz zum Theater konnten oder wollten die<br />

Autoren hier nicht mehr halten: Nicht mit dem Rahmen des Vorspiels,<br />

nicht mit einem Abschluss des Spiels im Spiel, nicht mit Komödie<br />

und Persiflage schließt die Oper, sondern mit spätroman-<br />

tischem Pathos und glühender Emphase. Ariadne erstarrt im Duett<br />

mit Bacchus während einer mächtigen Steigerung zur Schlussapotheose<br />

zum Bild einer sich dem Tod hingebenden und erst im Tod<br />

Erlösung findenden Frau. »Schön« nennt Hofmannsthal den Irrtum<br />

der Ariadne, und eine berauschend schöne, üppig blühende Musik<br />

von Strauss liefert den glänzenden Goldgrund dieses ornamentalen<br />

Jugendstil-Bildes.<br />

Zeit seines Lebens war sich Hofmannsthal einer »Gefahr der Isoliertheit,<br />

des selbstischen Erstarrens« (Ad me ipsum) der eigenen Person<br />

und seines literarischen Werkes bewusst. Mit einer aktiven Hinwendung<br />

zur Kommunikation und zum Mitmenschen suchte er immer<br />

wieder seinen, wie er formulierte, »Weg zum Sozialen« aus der Einsamkeit<br />

des Ästhetizismus. Zerbinetta und Ariadne vertreten diese<br />

gegensätzlichen Möglichkeiten von Kunstauffassung und Lebenseinstellung.<br />

Ariadne auf Naxos ist der Versuch, sie in einen Dialog<br />

treten zu lassen.<br />

AriAdne AUf nAxoS<br />

Oper von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss (1916)<br />

MUSiKAliSChe leitUng Karen Kamensek inSzenierUng Ingo Kerkhof Bühne Anne<br />

Neuser KoStüMe Inge Medert ChoreogrAPhie Mathias Brühlmann liCht Claus<br />

Ackenhausen drAMAtUrgie Dorothea Hartmann<br />

der hAUShofMeiSter Sigrun Schneggenburger ein MUSiKlehrer Stefan Adam der<br />

KoMPoniSt Julia Faylenbogen der tenor/BACChUS Robert Künzli ein offizier Edgar<br />

Schäfer ein PerüCKenMACher Roland Wagenführer ein tAnzMeiSter/BrighellA Ivan<br />

Tursic , ein lAKAi Frank Schneiders zerBinettA Ina Yoshikawa PriMAdonnA/AriAdne<br />

Brigitte Hahn hArleKin Christopher Tonkin SCArAMUCCio Tivadar Kiss trUffAldino<br />

Young Kwon nAjAde Dorothea Maria Marx dryAde Julie-Marie Sundal eCho Sara<br />

Eterno <strong>Niedersächsische</strong>s Staatsorchester <strong>Hannover</strong><br />

einführUngSMAtinee 27. November 2011, 11 Uhr, Laves-Foyer<br />

öffentliChe generAlProBe 01. Dezember 2011, 18.30 Uhr<br />

PreMiere 03. Dezember 2011, 19.30 Uhr<br />

Weitere VorStellUngen 03., 10., 16. und 28. Dezember 2011<br />

feStliCher oPernABend am 18. Januar 2012 mit Camilla Nylund als »Ariadne«<br />

und Michelle Breedt als »Komponist«


Festlicher opernABend<br />

La traviata – konzertant<br />

Als Giuseppe Verdi 1851–1853 La traviata komponierte, bezeichnete<br />

er sie selbst als »Stoff unserer Zeit«. Die Geschichte der Kurtisane<br />

Violetta Valéry, die durch gesellschaftliche Zwänge und Krankheit<br />

kein Anrecht auf wahre Liebe erhält, war geradezu skandalös. Mittlerweile<br />

ist Verdis La traviata eine der populärsten Opern aller<br />

Zeiten. Nach der fulminanten Eröffnungspremiere im September<br />

präsentiert die Staatsoper <strong>Hannover</strong> nun La traviata in einer konzertanten<br />

Aufführung als Festlichen Opernabend – mit Stars der internationalen<br />

Opernszene Seite an Seite mit Sängern aus dem hauseigenen<br />

Ensemble.<br />

Für die Titelpartie von Verdis La traviata konnte mit der Rumänin<br />

Elena Mosuc eine der bedeutendsten Interpretinnen dieser Partie<br />

verpflichtet werden. In der ganzen Welt hat sie Violetta Valéry mit<br />

umjubeltem Erfolg gesungen: in Berlin, München, Zürich und Verona,<br />

am Teatro La Fenice in Venedig, an der New Israeli Opera in Tel Aviv,<br />

an der Wiener Staatsoper und im New National Theatre Tokyo. Ein<br />

Höhepunkt ihrer bisherigen Laufbahn war ihr Debüt an der Mailänder<br />

Scala – ebenfalls als Violetta. Als Giorgio Germont kehrt der<br />

slowakische Bariton Dalibor Jenis ans Opernhaus zurück, wo er bereits<br />

als Stargast im Stiftungskonzert zu Spielzeitbeginn 2009/10<br />

begeisterte. Der Bariton ist regelmäßig Gast der Wiener Staatsoper,<br />

der Opernhäuser in Hamburg, Berlin, Dresden und München, des<br />

Royal Opera House Covent Garden in London, der Opéra National de<br />

Paris sowie an Opernhäusern in Spanien, Italien, Argentinien, Japan<br />

und den USA.<br />

ViolettA VAléry Elena Mosuc<br />

giorgio gerMont Dalibor Jenis<br />

Samstag, 12. November 2011, 19.30 Uhr<br />

im progrAmm<br />

der Jungen oper<br />

King ArthUr – Ab 14 jahren<br />

Arthur, König der Briten, hat Oswald, den König der Sachsen, besiegt.<br />

Doch Oswald will die Niederlage nicht akzeptieren und lässt Emmeline,<br />

Arthurs blinde Verlobte, entführen. Ein neuer Kampf beginnt, der in<br />

gefährliche Territorien führt: Erd-, Luft- und Kältegeister ziehen durch<br />

das Geschehen, locken die Protagonisten in todbringende Sümpfe und<br />

eiskalten Frost. Als Arthur und Oswald einander schließlich Auge in<br />

Auge gegenüberstehen und einen letzten Zweikampf führen, wendet<br />

sich doch noch alles zum Guten ...<br />

02.11., 10.11., 19.11., 29.11., 3.12., 16.12.2011 im Ballhof Eins<br />

Mit freundlicher Unterstützung von Stiftung Staatsoper <strong>Hannover</strong> und<br />

Stiftung <strong>Niedersächsische</strong>r Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />

die SChneeKönigin – Ab 9 jahren<br />

18.11., 7.12., 8.12., 14.12., 15.12., 17.12., 20.12., 21.12.2011<br />

im Ballhof Eins<br />

Bi­BA­BUtzeMAnn! – Ab 4 jahren.<br />

20.11., 21.11., 24.11., 16.12.2011 im Ballhof Zwei


12.13 12 13 Junge oper<br />

KAtjA leClerC<br />

dAs grosse BAllhoFFest 2011<br />

Rückblick auf die Eröffnungsfeier der Jungen Oper und des Jungen Schauspiel <strong>Hannover</strong><br />

Vieles ist neu in der Jungen Oper und aller<br />

Anfang will gefeiert werden: Mit der gerade<br />

angebrochenen Spielzeit 2011/12 hat sich<br />

mit meinem Antritt in <strong>Hannover</strong> ein Wechsel<br />

in der Leitung der Jungen Oper vollzogen,<br />

dem die Neuberufung von Florian Fiedler als<br />

Leiter des Jungen Schauspiels nur ein paar<br />

Wochen vorausging. Unser gemeinsamer Impuls<br />

für das kommende Jahr zielt klar auf<br />

eine enge Zusammenarbeit der beiden Kinder-<br />

und Jugendsparten des <strong>Staatstheater</strong>s<br />

<strong>Hannover</strong> ab. Wir teilen uns eine Spielstätte,<br />

den Ballhof. Was lag näher, als in diesem<br />

Jahr mit einem gemeinschaftlichen Eröffnungsmarathon<br />

zu starten, die Pforten des<br />

Ballhofs weit zu öffnen und alle herein zu bitten.<br />

Ein herrlicher, spätsommerlicher Herbsttag<br />

am 1. Oktober schenkte uns die besten<br />

Voraussetzungen, an unserer Schönwettervariante<br />

fest zu halten und das Fest schon vor<br />

den Türen unserer Foyers – auf dem Ballhofplatz<br />

– zu beginnen.<br />

Der Tag wurde musikalisch mit dem Orchester<br />

des Kinderzirkus Giovanni eröffnet und<br />

musikalisch sollte es im Programm weiter<br />

gehen. Im Ballhof Eins gaben Starke Stim­<br />

men, die Sänger des Junge Oper-Ensembles,<br />

erste Einblicke ins Programm dieser Saison,<br />

moderiert von Heini, dem kleinen Vampir<br />

vom Figurentheater Marmelock, und begleitet<br />

von André Dolabella am Flügel. Von der<br />

zweiten Premiere dieser Spielzeit, dem Oper-<br />

Thriller Hübsch hässlich, konnte man hier<br />

heini, der kleine Vampir, moderiert die<br />

»starken stimmen«<br />

die selbstgebastelte »Ballhof-harfe«<br />

katja leclerc und Florian Fiedler eröffnen das Ballhoffest<br />

mareike morr im »Bi-Ba-Butzemann!« im Ballhof zwei


Junge oper<br />

zumindest schon etwas hören – die szenische<br />

Gestaltung in der Regie von Karsten<br />

Barthold entsteht noch und Kostüm- und<br />

Bühnenbild werden noch gefertigt.<br />

Dass Kinder nicht nur als Gäste bei uns willkommen<br />

sind, sondern selbst auf der Bühne<br />

des Opernhauses stehen können, zeigte der<br />

Kinderchor der Staatsoper unter der Leitung<br />

von Dan Ratiu. Lust aufs Mitmachen bekamen<br />

die jüngeren Besucher des Festes auch<br />

bei den angebotenen Workshops der Musiktheaterpädagogik.<br />

Die Teuflischen Märchen,<br />

gelesen von Ensemblemitglied Carola Rentz,<br />

begleitete eine Gruppe Kinder auf selbstgebastelten<br />

Instrumenten mit verschiedenen<br />

Musik- und Geräuschstimmungen. Nach<br />

dem Motto »Such den Ballhof!« galt es, auch<br />

die entlegensten Orte jenseits der Bühnen<br />

bei einer Rallye zu erkunden und in den<br />

Foyers des Ballhofs wurden Requisiten für<br />

das Kinderchorkonzert gebastelt, mit Musikern<br />

des <strong>Niedersächsische</strong>n Staatsorchesters<br />

Instrumente ausprobiert, bei den »Fratzenmachern«<br />

aus der Maske Farbe aufgetragen ...<br />

open air-performance von »mickybo und ich«<br />

(Junges schauspiel)<br />

Abends spielten Bands aus <strong>Hannover</strong> auf,<br />

darunter »alte Bekannte« der Jugendkonzertnacht<br />

open stage, wie Sam & Brian und ikarus<br />

& EL-P. Die hinreißend und detailverliebt<br />

von der Ausstattung des Ballhofs besorgte<br />

Umdekorierung entführte die Spätaktiven im<br />

BlingBling-Partymodus in die Nacht.<br />

Mit dem Ballhof einen offenen Ort etablieren,<br />

mit allen Generationen – angefangen<br />

bei den Kleinsten – zusammenkommen, sich<br />

mit Spaß an die Musik herantasten oder mit<br />

Verve am eigenen Können feilen, gemeinsam<br />

eine Liebe zu einem Theater pflegen,<br />

das sich nicht in gesprochenes und gesungenes<br />

Wort zwischen Sprechtheater und<br />

Oper so einfach aufteilen lässt, und die Feste<br />

am besten so feiern, wie sie kommen: Der<br />

Auftakt hat für mich schon einmal den richtigen<br />

Ton für das nächste Jahr vorgegeben:<br />

die Starken Stimmen.<br />

kinderschminken bei den »Fratzenmacher«<br />

die jungen Artisten von zirkus giovanni, zirkus Fetzis und dem kinder- und<br />

Jugendvarieté träumer, tänzer und Artisten e.V.<br />

und es geht Weiter<br />

Die nächsten Feste feiert die Junge Oper im<br />

Opernhaus am 29. Januar 2012 mit dem Kinderfest<br />

zum Thema Wunderwelten und bei<br />

open stage, der Plattform für junge Ensembles<br />

aus <strong>Hannover</strong>, am 09. Juni 2012.


14. 15<br />

KAthArinA ortMAnn<br />

15 konzert<br />

russische klAngmAgier<br />

Zum 3. Sinfoniekonzert<br />

Anlässlich des 80. geburtstags der grande dame der russischen zeitgenössischen musik, sofia<br />

gubaidulina, führt das niedersächsische staatsorchester ihr Märchenpoem auf. mit auf dem programm<br />

steht musik eines anderen großen russen, igor strawinskys Petruschka. Als gast am pult<br />

des staatsorchesters steht der renommierte dirigent Johannes debus, direktor der canadian<br />

opera company in toronto.<br />

An so manchen Schicksalen russischer Komponisten des 20. Jahr-<br />

hunderts kann man die extremen politischen und gesellschaftlichen<br />

Umbrüche ihrer Heimat ablesen.<br />

Für Igor Strawinsky entscheidend waren die Ereignisse der Oktoberrevolution<br />

1918: Da die Rückkehr nach St. Petersburg für ihn<br />

nicht mehr möglich war, führte ihn sein Weg von Paris in die<br />

Schweiz bis in die USA, wohin er im Alter von 58 Jahren auswanderte<br />

und bis zu seinem Tod 1971 auch blieb. Die für Strawinsky<br />

wohl prägendste Begegnung hinsichtlich seiner Laufbahn fand<br />

knapp zehn Jahre vor der Revolution statt, eine Begegnung zudem,<br />

die ihm den Weg ins westliche Europa erschloss: 1909 beauftragte<br />

der russische Impresario Sergej Diaghilew den 27-jährigen, noch<br />

unbekannten Igor Strawinsky, für die Ballets Russes die Musik zu<br />

L’Oiseau de feu (Der Feuervogel) zu schreiben. Was als Wagnis begann,<br />

wurde zur Erfolgsgeschichte: Schon im Juni 1910, nach der<br />

Uraufführung des Feuervogels in Paris, war Igor Strawinsky über<br />

Nacht weltberühmt. Die Verbindung mit Diaghilew und den damals<br />

ganz Paris begeisternden Ballets Russes war für Strawinsky aber<br />

auch hinsichtlich seiner Musikästhetik und seiner Klangsprache<br />

entscheidend: Durch sie war er zum Ballettkomponisten geworden.<br />

Zwischen seinen musikalischen Vorstellungen und den Bedingungen<br />

und Möglichkeiten des Tanzes bestand eine schöpferische<br />

Affinität, die Meisterwerke wie L’Oiseau de feu oder Le Sacre du<br />

printemps (Das Frühlingsopfer) hervorbrachte. Die fruchtbare Verbindung<br />

von Tanz und Musik in den ersten Jahren seiner Laufbahn<br />

sollte Strawinskys gesamtes Lebenswerk prägen, über die Ballettkompositionen<br />

hinaus. Der Musikwissenschaftler und Strawinsky-<br />

Biograph Volker Scherlies beschreibt den Charakter von Strawinskys<br />

Musik so auch als »tönende Bewegung«: »Es geht in ihr um das<br />

Wechselspiel von Bewegungszusammenhängen. Kleine und größere<br />

Gesten, einzelne und mehrere, nebeneinander und miteinander<br />

verknüpft, sich gegenseitig steigernd und eine in der anderen aufgehend.<br />

Auf eine Formel gebracht: Strawinskys Partituren sind keine<br />

programmatischen Schilderungen, sind nicht Erzählung, Psychogramm,<br />

Drama oder Rhetorik, sondern Choreografie«.<br />

sofia gubaidulina


konzert<br />

Petruschka entstand 1910 zwischen L‘Oiseau<br />

und Le Sacre du Printemps und wie beide<br />

Werke für die Ballets Russes. Mit der<br />

Petruschka-Partitur wurde Strawinsky zu<br />

einer Schlüsselfigur der musikalischen Mo-<br />

derne. Zwar rief die Uraufführung von Pe­<br />

truschka keinen öffentlichen Skandal hervor<br />

wie drei Jahre später das Sacre in Paris. Die<br />

Wirkung der Petruschka-Partitur war den-<br />

noch gewaltig: Claude Debussy attestierte<br />

dem über zwei Jahrzehnte jüngeren Komponisten<br />

bezüglich Petruschka »einen genialen<br />

Sinn für Klang und Rhythmus« und prophezeite<br />

ihm eine glänzende Zukunft.<br />

Als Sofia Gubaidulina am 24. Oktober 1931<br />

im Uralgebirge geboren wurde, war Igor<br />

Strawinsky bereits der in Europa etablierte<br />

Komponist. Gubaidulina gehört zu der Komponistengeneration,<br />

die mit ihren westlichen<br />

Vertretern wie Karlheinz Stockhausen in<br />

Köln, Pierre Boulez in Paris oder John Cage in<br />

New York die Musikszene durch radikale Experimente<br />

prägte. Das musikalische Bild<br />

Russlands im Ausland wurde jedoch noch<br />

lange durch die Generation Strawinsky und<br />

Schostakowitsch geprägt. Die kulturpolitische<br />

Situation der Sowjetunion ermöglichte<br />

es kaum, dass Komponisten, die eigene<br />

Wege gingen, musikalisch zu Wort kamen.<br />

Gubaidulina, durch Schostakowitsch dazu<br />

ermutigt, wiedersetzte sich als Komponistin<br />

von Beginn an dem vom System verordneten<br />

sozialistischen Realismus. Das hatte zur Folge,<br />

dass ihr die Kulturpolitiker der Sowjetunion<br />

mit Skepsis entgegentraten und ihre<br />

sofia gubaidulina<br />

Werke (auch im Ausland) zumeist unaufgeführt<br />

blieben. Erst seit zwei Jahrzehnten gehört<br />

Sofia Gubaidulina, zusammen mit Alfred<br />

Schnittke und Edisson Denissow, zu den<br />

führenden Komponisten, weltweit und in ihrer<br />

Heimat. Ihren Durchbruch im Westen erlebte<br />

sie 1981 mit der Uraufführung ihres<br />

Violinkonzertes Offertorium durch Gidon<br />

Kremer bei den Wiener Festwochen. Kurz<br />

nach dem Niedergang der Sowjetunion, im<br />

Jahr 1991, siedelte Gubaidulina nach<br />

Deutschland über und wohnte, unterstützt<br />

durch ein Stipendium des Landes Nie-<br />

dersachsen, zunächst in den Künstlerkolonien<br />

Worpswede und Schreyahn. Heute lebt<br />

sie in der Nähe von Hamburg. Am 24. Oktober<br />

feiert sie nun, als weltweit anerkannte<br />

Komponistin, ihren achtzigsten Geburtstag.<br />

Sofia Gubaidulinas klangfarbenreiche Musik<br />

fließt und strömt; die für Strawinsky typischen<br />

abrupten stilistischen Brüche sind<br />

bei ihr nicht zu finden. Charakteristisch für<br />

Gubaidulinas Komponieren ist die Verbindung<br />

von Musik und Text, Musik und Bild,<br />

Musik und Poesie. Fast nie schreibt sie absolute<br />

Musik. In ihren Kompositionen findet


16. 17 17.<br />

17 konzert<br />

sich zumeist etwas, das über das rein Musi-<br />

kalische hinausführt. Die Musik steht so in<br />

einem Bezug zu außermusikalischen Inhal-<br />

ten: Symbole, philosophische, religiöse oder<br />

mystische Grundhaltungen und lyrische<br />

Texte. Das Märchenpoem schrieb Gubaidulina<br />

im Jahre 1971 als Musik zu einer Rundfunksendung<br />

über das tschechische Märchen<br />

Die kleine Kreide: Es ist eine Parabel<br />

von einem kleinen Stück Tafelkreide, das<br />

angesichts seiner schnöden Existenz in eine<br />

Sinnkrise verfällt, schließlich aber seine Erfüllung<br />

(und sein glückliches Ende) in den<br />

Händen von Plätzen und Straßen bemalenden<br />

Kindern findet – eine Geschichte, die<br />

Gubaidulina auch als Bild des Schicksals<br />

eines Künstlers versteht. Sofia Gubaidulinas<br />

Musik besitzt eine unmittelbare, suggestive<br />

Kraft: Ihre farbenreiche Klangsprache und<br />

raffinierte Orchesterbehandlung machen die<br />

Aufführung des Märchenpoems zu einem<br />

eindringlichen Hörerlebnis.<br />

Die beiden musikalischen Welten Stra winsky<br />

und Gubaidulinas verbinden in diesem Kon-<br />

zert nicht nur das märchenhafte Sujet und<br />

ihre (jeweils individuell ausgeführte) magische<br />

Klangsprache. Als Brücke zwischen<br />

ihnen fungiert das 1934 entstandene Flötenkonzert<br />

des französischen Komponisten Jacques<br />

Ibert, das Klangfarbenreichtum und<br />

rhythmische Raffinesse zusammen führt.<br />

3. SinfonieKonzert<br />

SofiA gUBAidUlinA Märchenpoem<br />

jACqUeS iBert Konzert für Flöte und Orchester<br />

igor StrAWinSKy Petruschka<br />

SoliSt Vukan Milin (Flöte)<br />

dirigent Johannes Debus<br />

Sonntag, 20. November 2011, 17 Uhr<br />

Montag, 21. November 2011, 19.30 Uhr<br />

Kurzeinführungen jeweils 45 Minuten vor dem Konzert<br />

WeihnAChtSKonzerte in<br />

herrenhAUSen<br />

WolfgAng AMAdeUS MozArt<br />

Sinfonie Nr. 36, C-Dur KV 425,<br />

Linzer Sinfonie<br />

Motette Exsultate, jubilate KV 165<br />

joSePh hAydn<br />

Sinfonie Nr. 45 fis-Moll,<br />

Abschiedssinfonie<br />

<strong>Niedersächsische</strong>s Staatsorchester <strong>Hannover</strong><br />

SoliStin Ania Vegry (Sopran)<br />

dirigent Rainer Mühlbach<br />

Samstag, 10. Dezember 2011, 20 Uhr*<br />

Sonntag, 11.Dezember 2011, 17 Uhr<br />

Galeriegebäude Herrenhausen<br />

*zUgUnSten der StiftUng niederSäChSiSCheS StAAtS­<br />

orCheSter hAnnoVer<br />

4. SinfonieKonzert<br />

Das Staatsorchester widmet dieses Konzert<br />

einem der größten Komponisten der Musikgeschichte:<br />

Ludwig van Beethoven. Es dirigiert<br />

Allesandro de Marchi, der sich als Spezialist<br />

für Musik des Barocks und der Klassik<br />

einen Namen gemacht hat.<br />

Solist des 5. Klavierkonzerts von Beethoven<br />

ist der junge italienische Klaviervirtuose<br />

Gianluca Cascioli, der zuletzt u.a. mit den<br />

Berliner Philharmonikern, dem Boston und<br />

dem London Philharmonic Orchestra und<br />

mit Dirigenten wie Claudio Abbado, Riccardo<br />

Muti oder Daniel Harding auftrat.<br />

lUdWig VAn BeethoVen<br />

Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 C-Dur op. 72 (1806)<br />

Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op.<br />

73 (1811)<br />

Sinfonie Nr. 8 op. 93 (1814)<br />

Sonntag, 18. Dezember 2011, 17 Uhr<br />

Montag, 19. Dezember 2011, 19.30 Uhr<br />

Kurzeinführungen jeweils 45 Minuten vor dem Konzert<br />

liedMAtinee<br />

»eUroPäiSChe WeihnACht«<br />

Zusammen mit dem Europäischen Informationszentrum<br />

lädt die Staatsoper zu einer<br />

»Europäischen Weihnacht«. Sängerinnen<br />

und Sänger des Opernensembles präsentieren<br />

weihnachtliche Lieder aus verschiedenen<br />

Ländern, von Spanien bis Polen, von<br />

Finnland bis Italien, und zeigen, wie vielfältig<br />

dieses vereinte Europa ist. Garniert wird<br />

das Programm mit literarischen Texten, die<br />

das Weihnachtsfest mal feierlich, mal ironisch<br />

unter die Lupe nehmen.<br />

Sonntag, 4. Dezember 2011, 11 Uhr, Laves-Foyer<br />

tAnz UM den gloBUS<br />

Das Neujahrskonzert des <strong>Niedersächsische</strong>n<br />

Staatsorchesters <strong>Hannover</strong><br />

Wenn die Raketen der Neujahrsnacht verglüht<br />

sind, laden wir Sie zu einem musikalischen<br />

Feuerwerk ins Opernhaus ein. Gut<br />

gelaunt möchten wir mit Tänzen aus aller<br />

Welt das neue Jahr begrüßen. Unter dem<br />

Zauberstab von Generalmusikdirektorin Karen<br />

Kamensek entführt Sie das <strong>Niedersächsische</strong><br />

Staatsorchester in nahe und ferne<br />

Länder. Von Österreich, Tschechien, Ungarn<br />

und Spanien geht es auch in exotischere<br />

Gefilde: in den Nahen Osten, nach Mexiko,<br />

nach Russ land, ja selbst ins wilde Kurdistan<br />

und nach Armenien. Unterwegs treffen wir<br />

auf Komponisten wie Emmanuel Chabrier,<br />

Aram Chatschaturjan, Antonín Dvora , k, Jules<br />

Massenet oder Dmitri Schostakowitsch, die<br />

uns zeigen, wie andere Völker tanzen und zu<br />

feiern verstehen. Und natürlich darf bei einer<br />

solchen Reise auch Johann Strauß nicht<br />

fehlen.<br />

Sonntag, 1. Januar 2012, 12 und 19.30 Uhr<br />

dirigentin Karen Kamensek


orchester<br />

toBiAS KrUSe<br />

reingehört!<br />

Zurück zu den Wurzeln – der Dirigent Mark Rohde, geboren in Ham-<br />

burg und im Alter von acht Jahren nach München gezogen, findet<br />

2011 zu dem Ort zurück, an dem seine Familie schon verwurzelt ist:<br />

<strong>Hannover</strong>. So war beispielsweise sein Urgroßvater Superintendent<br />

der Pauluskirche in der Südstadt, ein Urahn konstruierte die Wasserspiele<br />

in Herrenhausen. Der Urenkel stellt sich nun als 1. Kapellmeister<br />

der Staatsoper <strong>Hannover</strong> vor.<br />

Die Musik wurde ihm in die Wiege gelegt. Seine ungarische Mutter<br />

war Harfenistin, sein deutscher Vater Solobratschist der Münchner<br />

Philharmoniker. Mit fünf Jahren begann Mark Rohde Harfe zu spielen.<br />

Es folgten Klavier und Violine, dann das Instrumentalstudium.<br />

Musik ist für ihn eine abstrakte Sprache, die in sich Strukturen,<br />

Spannungsverläufe und Gesetzmäßigkeiten einer ganzen Gefühlswelt<br />

vereint. Mit einem Schmunzeln erzählt Rohde aus seinem Studium:<br />

»Das reine Exerzieren von Tonleitern hat mir wenig Freude<br />

bereitet. Für mich beinhaltete die Musik stets viel mehr.« Er genoss<br />

einen Klavierunterricht, der seine orchestrale Klangempfindung förderte.<br />

»Du musst eigentlich dirigieren, Mark«, legte ihm sein Klavierprofessor<br />

ans Herz. 1999 wagte er den Sprung ans Pult und studierte<br />

bei Prof. Christof Prick in Hamburg Dirigieren. Warum bei ihm?<br />

Rohde antwortet überzeugt: »Prick ist einer der wenigen Dirigier-<br />

lehrer, der mit beiden Beinen in der Berufspraxis steht. Die Aus-<br />

bildung seiner Studenten orientiert sich an den realen Anforder-<br />

ungen im Theateralltag.« Vorbildfunktion und Inspiration fand und<br />

findet er bei Dirigenten wie Sergiu Celibidache, Carlos Kleiber oder<br />

Wilhelm Furtwängler. Aber auch die Probenarbeit von James Levine<br />

2001 mit den Münchner Philharmonikern gehört für ihn zum<br />

»Besten, was ich je gesehen und gehört habe. Unglaublich beseelt,<br />

lebendig, anschaulich – einfach phänomenal.«<br />

Neben der Musik pulsieren in dem 35-jährigen auch noch andere<br />

Leidenschaften. »Beim Segeln kann ich in Verbindung mit der Natur<br />

Freiheit erleben.« Zudem kocht Rohde gern. Egal, ob asiatisch, indisch,<br />

italienisch oder ungarisch – für ihn ist die internationale<br />

Küche ein Hochgenuss. Diese Neugier und Offenheit bewahrt Rohde<br />

sich auch auf seinen Wegen durch das In- und Ausland. »Hamburg<br />

und München sind meine Heimatstädte. Trotzdem reise und entdecke<br />

ich sehr gern.« Auch gibt Rohde zu, dass er eine Schwäche für technische<br />

Spielereien hat. Das Schönste auf der Welt sei aber die Musik.<br />

»Musik ist Lebendigkeit. Und es macht Spaß, die Spannungsbögen,<br />

Nuancen und Farben zu erarbeiten. Sie muss für alle verständlich<br />

sein.« <strong>Hannover</strong> darf auf den neuen 1. Kapellmeister gespannt sein.<br />

der neue 1. kapellmeister mark rohde<br />

die AUfnAhMen<br />

Celibidade - Münchner Philharmoniker Bruckners Edition (EMI)<br />

Mitsuko Uchida Schubert Klaviersonate d 960 (PHILIPS)<br />

Andrew Previn We got Rhythm - A Gershwin Songbook (DG)<br />

Jamie Callum Twentysomething (VERVE)


18.<br />

19<br />

AnnA Vogt<br />

19 kAntinenplAusch<br />

»musik ist meine BeruFung«<br />

Kantinenplausch mit István Szentpáli zum 40-jährigen Hausjubiläum<br />

István Szentpáli kennt die Staatsoper Hanno-<br />

ver so lange, wie nur wenige außer ihm. In<br />

dieser Saison feiert er sein 40-jähriges Hausjubiläum.<br />

Zugleich wird diese Spielzeit seine<br />

letzte sein, bevor er sich in den wohlverdienten<br />

Ruhestand begibt. Höchste Zeit, mit<br />

István Szentpáli einmal ausführlich über seine<br />

Zeit an diesem Haus zu sprechen – und zu<br />

erzählen hat der gebürtige Ungar viel!<br />

Szentpáli wurde 1947 im ungarischen Debrecen<br />

geboren. Sein älterer Bruder lernte Geige<br />

und der kleine István war von diesem Instrument<br />

so angetan, dass er mit fünf Jahren<br />

ebenfalls mit dem Violinunterricht begann –<br />

und seine große Liebe zur Musik entdeckte.<br />

Nach dem Besuch des Musik gymnasiums<br />

und einem Violin- und Dirigierstudium am<br />

Konservatorium seiner Heimatstadt musste<br />

er aus politischen Gründen zum weiteren<br />

Studium ins Ausland gehen. So landete er<br />

über verschlungene Wege schließlich in<br />

<strong>Hannover</strong>, wo er 1971 mit 24 Jahren das<br />

Probespiel für das <strong>Niedersächsische</strong> Staatsorchester<br />

gewann. Zuerst in der 2. Violine,<br />

dann mehrere Jahre in der 1. Violine und<br />

schließlich als Stimmführer der 2. Geigen<br />

prägte er seitdem das Orchester entscheidend<br />

mit. Doch das war ihm bald nicht mehr<br />

genug: Fünf Jahre lang war er daneben Konzertmeister<br />

des Bad Hersfelder Festspielorchesters,<br />

wo er auch immer wieder solistisch<br />

in Barockkonzerten auftrat. Außerdem ist er<br />

seit mehr als 20 Jahren jeden Sommer im<br />

Bayreuther Festspielorchester eingeladen –<br />

eine große Ehre für jeden Musiker! Daneben<br />

konzertierte er immer wieder in verschiedenen<br />

Kammermusikformationen mit Kollegen<br />

und seiner ersten Frau, einer Pianistin.<br />

Diese Auftritte waren für ihn immer wichtig,<br />

um sich künstlerisch auszudrücken, aber<br />

auch, um die Situation des solistischen Vorspiels<br />

zu üben, immerhin hat er auch im<br />

Orchester als Stimmführer immer wieder<br />

verantwortungsvolle Soli zu bewältigen –<br />

und dann möchte er optimal vorbereitet<br />

sein. »Ich will im Orchester mit der Gewissheit<br />

sitzen: Mich bringt nichts aus der Ruhe«,<br />

sagt er mit einem verschmitzten Lächeln.<br />

Ihm war es stets wichtig, als Geiger so gut<br />

wie möglich zu sein, und deshalb setzte er<br />

auch seine Studien, trotz seiner festen Stelle<br />

im Orchester, weiter fort: zuerst in der Solistenklasse<br />

von Werner Heutling in <strong>Hannover</strong>,<br />

dann in der Meisterklasse von Boris<br />

Goldstein in Würzburg.<br />

Und in der Tat scheint István Szentpáli heute<br />

nichts mehr aus der Ruhe bringen zu können,<br />

auch wenn ihm ein gelegentlich aufbrausendes<br />

ungarisches Temperament nachgesagt<br />

wird. Seine Augen funkeln, wenn er<br />

von den vielen schönen Erlebnissen der letzten<br />

40 Jahre berichtet: von seinen Auftritten<br />

als Bühnenmusiker, von den Orchester-Reisen<br />

unter GMD George Alex ander Albrecht<br />

und von dessen herausragenden Mahler-<br />

Sinfonien oder auch von Christof Pricks Antrittskonzert<br />

als GMD. Die Freude an seiner<br />

speziellen Arbeit hat István Szentpáli über<br />

die vielen Jahre nie verloren, auch nicht, als<br />

er mehrere Jahre wegen Schulterproblemen<br />

unter großen Schmerzen spielen musste, bis<br />

eine – zum Glück erfolgreiche – Operation<br />

ihn davon befreite. Freizeit blieb wegen seiner<br />

vielfältigen musikalischen Aktivitäten<br />

meist wenig, immerhin hat er auch noch drei<br />

Söhne groß gezogen und 1993 das »Johann-<br />

Strauss-Orchester« gegründet, als dessen<br />

Leiter er bis 2006 die von ihm initiierten<br />

Neujahrskonzerte an der Staatsoper mit<br />

großem Erfolg dirigierte. Zur Entspannung<br />

zwischendurch widmet er sich seit drei Jahren<br />

passioniert dem Golfen, außerdem kocht<br />

er gerne. Die Küche seines Heimatlandes genießt<br />

er allerdings nur noch selten – sie ist<br />

ihm »zu fett und zu schwer«, da bevorzugt er<br />

meist mediterrane Gerichte. Das Rezept aber,<br />

das er mitgebracht hat, ist eine Spezialität<br />

aus seiner alten Heimatstadt Debrecen:<br />

deBreCziner KrAUtWiCKel<br />

Im Sauerkraut-Fass gesäuerte ganze Kohlköpfe entblättern<br />

(erhältlich beim Griechen in der Markthalle).<br />

Den Strunk rausschneiden. Kasseler Nacken durch<br />

den Fleischwolf drehen und mit gekochtem Reis<br />

vermischen. Mit dieser Masse die Blätter füllen. Die<br />

Krautwickel kochen, den Kochsud anschließend mit<br />

Tomatenmark eindicken und Schmand zugeben.


Aus den ABteilungen<br />

eVA hArriSon<br />

ABonnieren lohnt sich!<br />

m<br />

»Abonnieren lohnt sich!«, finden die sympathischen Kolleginnen des<br />

Abo-Büros, die passionierten Theatergängern »für alle Fragen rund<br />

ums Abonnement zur Verfügung stehen«. Ina Fiedler, Leiterin der Abteilung,<br />

die im nächsten Jahr bereits ihr 30-jähriges Jubiläum im Abo-<br />

Büro feiert, legt großen Wert darauf, dass »ihre Damen« zunächst erfragen,<br />

was dem Kunden wichtig ist, bevor er sich auf ein bestimmtes<br />

Abo festlegt: Ob er einen festen Platz bevorzugt, einen bestimmten<br />

Wochentag zum »Theatertag« erklären möchte, welche Sparten im<br />

Abonnement enthalten sein sollen; ob er gemeinsam mit Kritikern und<br />

Opernschaffenden der Premiere einer Neuinszenierung entgegenfiebert<br />

oder die regelmäßigen Theaterbesuche terminlich möglichst flexibel<br />

gestalten will. Wer gerne Neues für sich entdeckt und »offen<br />

dafür ist, seine Zeit auch unbekannteren Stücken zu widmen, kann<br />

sich mit einem ›Los-Abo‹ animieren lassen, Vorstellungen auf der Bühne<br />

zu erleben, die man von sich aus vielleicht nie ausgewählt hätte«;<br />

wer noch kurzfristig ein besonderes Weihnachtsgeschenk sucht, ist<br />

mit dem »Einsteiger-Abo« auf der sicheren Seite. Die Liste der unterschiedlichen<br />

Abo-Möglichkeiten ist lang. Bevor ein Kunde daraus ›sein<br />

Abo‹ auswählen kann, müssen Vorstellungen eingerichtet, Preise errechnet,<br />

Vorstellungen zugeordnet werden. Eine besondere Herausforderung<br />

sind hierbei die »Festplatzabonnements«, bei deren Vergabe<br />

Überschneidungen ausgeschlossen werden müssen.<br />

Ina Fiedlers Team besteht in der Konstellation mit Margit Zicke,<br />

Daniela Bartels und Anita Meier inzwischen seit knapp zwanzig Jah-<br />

ren; Anja Schulze ist seit drei Jahren dabei, steht ihren Kolleginnen in<br />

ihrer Begeisterung für Theater aber in nichts nach. »Entweder wechselt<br />

man schnell, oder man bleibt«, konstatiert Ina Fiedler nicht ohne<br />

Stolz. Die Stammkundschaft weiß diese Verlässlichkeit zu schätzen.<br />

Nicht wenige kommen regelmäßig nach dem Vorstellungsbesuch im<br />

Abo-Büro vorbei, um sich mit den Damen über das Erlebte auszutauschen.<br />

Dabei geht es nicht immer harmonisch zu; ab und an fungiert das<br />

Abo-Büro auch als Katalysator für den Unmut über eine Inszenierung, die<br />

der Erwartungshaltung eines Kunden nicht entsprochen hat. Aber zum<br />

Glück kommt so etwas nicht allzu häufig vor. Darüber hinaus werden<br />

Sorgen und Nöte der Kunden von den Damen des Abo-Büros behutsam<br />

aufgefangen – viele haben ihr Abo schon seit Jahrzehnten und nehmen<br />

die individuelle Beratung vis-à-vis umfassend in Anspruch.<br />

Auch privat gehen die Abo-Damen gerne ins Theater. So wurde der<br />

Grundstein für ihre Begeisterung für Musiktheater bei Margit Zicke bereits<br />

im Grundschulalter gesetzt: Wie viele <strong>Hannover</strong>aner hat auch sie<br />

einst in der vierten Klasse Hänsel und Gretel im Opernhaus erlebt.<br />

Seither gehört für sie ein Besuch der <strong>Hannover</strong>schen Kultinszenierung<br />

von Steffen Tiggeler (aus dem Jahr 1964) zur Vorweihnachtszeit ein-<br />

v.l.n.r. Anja schulze, daniela Bartels, ina Fiedler, margit zicke (nicht auf dem Bild: Anita meier)<br />

fach dazu. Daniela Bartels schwört auf Intolleranza 1960 in der Inszenierung<br />

von Benedikt von Peter: Um es aus unterschiedlichen Perspektiven<br />

erleben zu können, hat sie gleich drei Vorstellungen der mit<br />

dem Faust-Preis nominierten Inszenierung besucht. »Das war Theater<br />

hautnah! Einfach großartig!«, stimmen auch die übrigen Damen begeistert<br />

ein. »Sogar diejenigen der Abo-Kunden, die sich zunächst<br />

skeptisch zu der besonderen Zuschauerposition geäußert hatten,<br />

zeigten sich hinterher schwer davon beeindruckt, wie sehr diese Inszenierung<br />

unter die Haut geht!«<br />

Über ein Theater-Abo den Partner fürs Leben kennen lernen; auch das<br />

kommt vor, wissen die Damen abschließend zu erzählen: »Als das Los-<br />

Abo vor 19 Jahren eingeführt wurde, haben wir es intern scherzhaft<br />

›Kontakt-Abo‹ genannt, da es bei diesem Abo manchmal vorkam, dass<br />

der Computer eine Platzkarte doppelt vergeben hat.« Erst kürzlich erfuhr<br />

Margit Zicke von einem Bekannten aus München, dass sich seine<br />

Nachbarn vor ca. 19 Jahren im Rahmen ihres »Los-Abos« an der<br />

Staatsoper <strong>Hannover</strong> auf eben diese Weise kennen und lieben gelernt<br />

haben. Es trifft also in vielerlei Hinsicht zu: Abonnieren lohnt sich!


20. 21 Fundus<br />

opernrätsel<br />

Brügge sehen und sterben<br />

Der Sohn eines jüdischen Musikkritikers galt<br />

als Wunderkind: Schon im Teenageralter<br />

schrieb er Klaviersonaten und mit nur 22<br />

Jahren dirigierte er in Wien mit großem Erfolg<br />

selbstkomponierte Opern. Ein Jahr darauf<br />

wurde seine dritte Oper in zwei deutschen<br />

Städten gleichzeitig uraufgeführt, denn<br />

der junge Komponist war mittlerweile so beliebt,<br />

dass die Theater sich um seine Werke<br />

förmlich rissen. Auch bei den Zuschauern<br />

kam dieses – hier von uns gesuchte – Stück<br />

gut an. Die Bewältigung des Todes geliebter<br />

Menschen war für das durch den Ersten<br />

Weltkrieg traumatisierte Publikum ein nur<br />

allzu bekanntes Thema. Die Partitur der Oper<br />

zeigt deutliche Einflüsse von Puccini und<br />

Richard Strauss und stellt höchste Ansprüche<br />

an die Sänger der beiden Hauptfiguren. Die<br />

wohl bekannteste Arie wurde in zahlreichen<br />

Filmen verwendet, so auch in The Big Lebowski<br />

von den Coen-Brüdern. Filmmusika-<br />

Sängerinnen, Sänger, Musiker, Dirigenten<br />

und Assistenten der Staatsoper sind auch<br />

außerhalb <strong>Hannover</strong>s gefragt: Die Musiker<br />

des <strong>Niedersächsische</strong>n Staatsorchesters <strong>Hannover</strong><br />

Ruth­Alice Marino, Michael Wild und<br />

Volker Droysen von Hamilton wirkten im<br />

Sommer bei den Bayreuther Festspielen mit.<br />

Im Theater im Pfalzbau Ludwigshafen übernimmt<br />

Julia Faylenbogen im Oktober die<br />

Rolle der Fricka in Wagners Die Walküre.<br />

Ebenfalls im Oktober und im November gastiert<br />

Sopranistin Dorothea Maria Marx als<br />

Königin der Nacht im Oldenburgischen<br />

<strong>Staatstheater</strong>. Seit Oktober ist Khatuna Mikaberidze<br />

als Jezibaba in der Neuinszenie-<br />

lisch ging es auch für unseren Komponisten<br />

weiter. Das Dritte Reich zwang ihn zur Emigration<br />

in die Vereinigten Staaten, wo er<br />

eine beträchtliche Hollywood-Karriere hinlegte.<br />

Seine Soundtracks, die er unter anderem<br />

für die Warner Brothers produzierte,<br />

gewannen zwei Oscars. Seit 1995 werden<br />

in Deutschland unter seinem Namen Künstler<br />

für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.<br />

Unsere Frage: Wie heißt der Komponist und<br />

seine dritte Oper?<br />

Ihre Antwort schicken Sie bis zum 15. Dezember<br />

2011 an die Staatsoper <strong>Hannover</strong> .<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit . Opernplatz<br />

1. 30159 <strong>Hannover</strong> oder per Email an<br />

presse-oper@staatstheater-hannover.de<br />

Vergessen Sie nicht Ihren Absender!<br />

Unter allen richtigen Antworten verlosen<br />

wir 5 x 2 Karten für Ariadne auf Naxos am<br />

05. Januar 2012 um 19.30 Uhr sowie zehn<br />

hAnnoVerAner unterWegs<br />

Gastierungen<br />

rung Rusalka am Theater Basel zu erleben.<br />

In ihrer polnischen Heimat gibt Monika<br />

Walerowicz einen Liederabend in Danzig,<br />

während Ania Vegry im Konzerthaus Berlin<br />

und in der Alten Oper Frankfurt im Dezem-<br />

ber zusammen mit dem Dresdner Kreuzchor<br />

und dem Konzerthausorchester Berlin auftritt.<br />

Albert Pesendorfer übernimmt die Rolle<br />

des Hans Sachs in der Neuinszenierung Die<br />

Meistersinger von Nürnberg am <strong>Staatstheater</strong><br />

Nürnberg. Als Baron Ochs in Der Rosenkavalier<br />

gastiert der gebürtige Österreicher<br />

im November am Aalto-Theater in Essen<br />

und im Dezember an der Deutschen Oper<br />

Berlin. Nur wenige Kilometer entfernt an der<br />

CDs des Jubiläumskonzertes zum 375-jährigen<br />

Bestehen des <strong>Niedersächsische</strong>n Staatsorchesters<br />

<strong>Hannover</strong>.<br />

Die Lösungen des letzten Opernrätsels:<br />

1. Bei der gesuchten »Musikerspeise« handelt<br />

es sich um den »Pfirsich Melba«.<br />

2. Georges Auguste Escoffier erfand das ge -<br />

nan nte Dessert 1892.<br />

3. Inspiriert wurde er durch die Oper Lohen grin.<br />

4. Der enthäutete Pfirsich mit zwei Kugeln<br />

Vanilleeis, überzogen mit einem Himbeerschleier,<br />

stellt die Pose des mythischen<br />

Schwans aus dem ersten Akt dar.<br />

5. Der gesuchte Künstlername lautet »Nelly<br />

Melba« und ist eine Anspielung auf ihre Geburtsstadt<br />

Melbourne. Mit bürgerlichem Namen<br />

hieß die berühmte australische Opernsängerin<br />

Helen Porter Armstrong.<br />

Komischen Oper Berlin dirigiert der 1. Kapellmeister<br />

Ivan Repušic , bis Ende des Jahres<br />

mehrer Vorstellungen von Giuseppe Verdis<br />

Rigoletto. Karsten Barthold, Regie assistent<br />

an der Staatsoper <strong>Hannover</strong>, inszeniert das<br />

Musical Jekyll & Hyde am Theater Hof – Premiere<br />

war am 28.10.2011. Weitere Vorstellungen<br />

in Hof, Bayreuth, Selb und Bamberg<br />

folgen bis zum Sommer 2012. Und last but<br />

not least verfasste Chefdramaturg Klaus Angermann<br />

das Libretto zum experimentellen<br />

Musiktheater Robert S., das am 29. Oktober<br />

2011 im Alten Malersaal des Theater Bonn<br />

in der Regie von Michael von zur Mühlen uraufgeführt<br />

wurde.<br />

iMPreSSUM herAUSgeBer <strong>Niedersächsische</strong> <strong>Staatstheater</strong> <strong>Hannover</strong> GmbH, Staatsoper <strong>Hannover</strong>, Opernplatz 1, 30159 <strong>Hannover</strong> intendAnt Dr. Michael Klügl<br />

redAKtion Andrea Bartsch texte Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit, Musiktheaterpädagogik tyPogrAfiSCheS KonzePt María José Aquilanti, Birgit Schmidt geStAlteriSChe<br />

UMSetzUng Philipp Baier drUCK Steppat Druck fotoS Jörg Landsberg (Titel und S. 1), Fanny Schories, Tobias Kruse (2-3) Gert Weigelt (5-6), Thomas M. Jauk (7-9), Suzanne<br />

Schwiertz (11), Katrin Ribbe, Daniel Kunzfeld (12-13), Sikorski Musikverlage (14-15), Eva Harrison (12-13, 19) und privat titelBild Lady in the Dark, Winnie Böwe.


<strong>seitenbühne</strong> . November/Dezember 2011


<strong>seitenbühne</strong> <strong>11–12</strong><br />

Das Journal der Staatsoper <strong>Hannover</strong>

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