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seitenbühne 11–12 - Niedersächsische Staatstheater Hannover

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BAllett<br />

Knöß Wenn du von »wir« sprichst, meinst du<br />

die Kostüm- und Maskenwerkstätten?<br />

Pitz Genau. Ich bin auch deshalb so gerne in<br />

<strong>Hannover</strong>, weil die Werkstätten bereit sind,<br />

mit mir Dinge auszuprobieren. Die Menschen,<br />

mit denen ich hier zusammenarbeite,<br />

haben ein großes Wissen über Materialien,<br />

Technik und Verarbeitung, von dem auch<br />

ich profitiere. Zugleich sehe ich, mit welcher<br />

Begeisterung, Lust und Kraft alle daran gehen,<br />

meine Entwürfe umzusetzen. Das ist<br />

ein wirkliches Geschenk.<br />

Knöß In Nussknacker und Mausekönig und<br />

Ein Sommernachtstraum, deinen beiden<br />

bisherigen Arbeiten mit Jörg Mannes, und<br />

auch jetzt in Alice im Wunderland tragen<br />

deine Kostüme ganz entscheidend zum Gesamtbild<br />

des Balletts bei. Beim genaueren<br />

Betrachten gibt es dann viele Details zu entdecken,<br />

die die Figuren stark individualisieren<br />

und subtil charakterisieren. Alle drei<br />

Stücke basieren auf literarischen Vorlagen –<br />

wie führt dein Weg vom Text zum Kostüm?<br />

Pitz Wenn ich lese, stellen sich bei mir zunächst<br />

noch keine wirklichen Bilder, wohl<br />

aber Intuitionen und Gefühle zu den einzelnen<br />

Figuren ein. Dann beginne ich, alles<br />

Mögliche aus einem spontanen Impuls heraus<br />

zu sammeln: Bildbände, Zeitschriften,<br />

Filme, einfach alles, was ich mit dem Stoff<br />

assoziiere, werte ich aus. Auch wenn ich es<br />

oft noch gar nicht benennen kann, taucht<br />

darin das Gefühl, das ich zu den einzelnen<br />

Figuren hatte, wieder auf. Häufig ist der Bezug<br />

noch nicht offensichtlich, Aber dadurch,<br />

dass ich diese erste, sehr breit gefächerte<br />

Auswahl wieder und wieder durch sehe und<br />

die raupe, ensemble (probenfoto)<br />

Dinge auswähle, zurrt sich das immer enger<br />

um einzelne Figuren oder auch um Figurengruppen<br />

zusammen, bis klare Vorstellungen<br />

und Bilder entstehen.<br />

Knöß In Alice im Wunderland kommen keine<br />

»normalen« Menschen vor – auch Alice<br />

selbst fühlt sich keineswegs normal, weil sie<br />

sich dauernd verändert, größer und kleiner<br />

wird. Das Wunderland ist eine phantastische<br />

Welt, bevölkert von seltsamen Figuren<br />

und Tieren.<br />

Pitz Hier habe ich grundsätzlich überlegt,<br />

wie ich diese Welt sichtbar machen kann.<br />

Ich wollte ein Bild dafür finden, das eine<br />

Fremdheit hat und trotzdem eine Klarheit.<br />

Dabei versuche ich die Dinge immer so anzureißen,<br />

dass sie sich im Kopf des Betrachters<br />

weiterentwickeln können.<br />

Eine Grundentscheidung war für mich, das<br />

Ganze durch eine bestimmte Farbigkeit zu<br />

ordnen und verständlich zu machen. Die<br />

zweite Grundentscheidung war, die Alice-<br />

Figur an den Zeichnungen von John Tenniel<br />

aus der Original-Ausgabe von Lewis Car-<br />

rolls Buch zu orientieren. Alice sollte wiedererkennbar<br />

sein trotz der Verfremdung,<br />

die dieses größer und kleiner Werden mit<br />

sich bringt.<br />

Knöß Die verblüffende Seite der Geschichte,<br />

dass Alice die Tiere versteht, und dass die<br />

Tiere sehr menschlich mit Sprache umgehen,<br />

sie ironisieren und in den Nonsens treiben,<br />

kann man allein tänzerisch nicht darstellen ...<br />

Pitz Deshalb habe ich es vermieden, Tiere<br />

darzustellen. Ich wollte ihnen etwas Menschliches<br />

belassen, zumal es mir auch zu nahe<br />

liegend und nicht interessant genug erschien,<br />

sie eins zu eins umzusetzen.<br />

Knöß Lewis Carroll hat in Alice im Wunderland<br />

so viele Figuren und Tiere geschaffen,<br />

dass – trotz einiger Striche – die Tänzer des<br />

30-köpfigen Ensemble jeweils mehrere verkörpern<br />

müssen. Dieses Hin- und Herspringen<br />

erfordert von ihnen Flexibilität und<br />

schnelles Umschalten, aber es bringt auch<br />

Konsequenzen für das Kostümbild mit sich.<br />

Pitz Hier stellt sich mir die Frage, welche<br />

Zeichen es braucht, um mit wenigen Mitteln

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