echte Wiener: rapper jenseits des gürtels - Biber
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szeNe<br />
In berlin schießen sich brutalo-<strong>rapper</strong> nieder. In Wien ist die harte Szene erst im<br />
aufbruch. Fürchten muss sich niemand, sagen die Straßen<strong>rapper</strong> <strong>jenseits</strong> <strong>des</strong> <strong>gürtels</strong>:<br />
„kannst ganz chillig weiterleben.“<br />
Von Ivana Cucujkić, Bernhard Gaul und Daniel Shaked (Fotos)<br />
Der Gangsta-Rap ist in Wien gelandet. Aggressiv, schwulenfeindlich,<br />
bedrohlich.<br />
Es geht um Männlichkeit und Stolz, um den block und das<br />
Leben in den Straßen.<br />
Wie überall sonst auf der Welt beim Gangsta-Rap auch.<br />
Wien ist da nicht anders. Und: Gangsta-Rap ist keine Eliten-<br />
Freizeitbeschäftigung.<br />
Wie in berlin rappen auch in Wien die Kinder der früheren<br />
Gastarbeiter. In Deutschlands Hauptstadt sind es bushido, Massiv<br />
und Sido. In Wien heißen sie Mevlut Khan, Jean Türk und Vojvodinac.<br />
Und wer beim Rappen was erzählen will, muss was zum<br />
Erzählen haben. Nix mit Herzschmerz oder Streit mit Mutti. Da<br />
muss schon was Härteres erzählt werden.<br />
Das ist der Sound, der Sound aus dem Westen<br />
Für alle ausländer, die Wettcafés besetzten.<br />
meine Freunde schießen oft mit der Pumpgun<br />
Die meisten von ihnen kommen direkt aus dem balkan<br />
Pass gut auf, wenn du in meinen block musst<br />
ottakringer Straße, klick klack kopfschuss.<br />
(Platinum Tongue feat. Mevlut Khan, balkanaken)<br />
Mit zeilen wie diesen brachte die Rapkooperation von<br />
Platinum Tongue und Mevlut Khan den <strong>Wiener</strong> Gangster-Rap<br />
erstmals in die Schlagzeilen. Mehr brauchte der <strong>Wiener</strong> boulevard<br />
nicht. Ganz Österreich sei geschockt, berichtete ATV über die<br />
„harten Jungs“, deren Texte vor „Gewalt, Hass und Hetze“ nur so<br />
strotzen.<br />
Die FPÖ stellte eine dringliche Anfrage an den bezirksvorsteher<br />
von Ottakring, forderte ein härteres Vorgehen der Polizei. Die<br />
Jungs freuten sich über das Echo. bisher kommt ihr Video auf<br />
180.000 zugriffe.<br />
Und das ist nur ein beispiel aus der Szene. Spätestens seit<br />
damals hat die <strong>Wiener</strong> Szene Auftrieb erhalten. Immer mehr<br />
Videos sind über youtube abrufbar. baseballschläger, Schlagstöcke,<br />
Kampfhunde, ja sogar Schusswaffen finden sich da.<br />
Wie gefährlich ist Wiens Gangsta-Rap-Szene? Muss man sich<br />
auf gewalttätige Straßenbanden vorbereiten, wie vor zwei Jahren in<br />
Frankreich? Wird Wien brennen?<br />
biber hat bei den „Gangstern“ nachgefragt.<br />
bISt DU keIner von UnS, nehmen WIr DeIn hanDy Weg<br />
„Kannst ganz chillig weiterleben,“ meint Mevlut Khan. Der<br />
Rapper sitzt in einer kleinen, unbeheizten Pizzastube bei der U-<br />
3-Endstation Ottakring. Dort schlürft der Rapper ein Cola und<br />
verkauft Karten fürs nächste Konzert. Mit dabei: seine bandkollegen<br />
von Sua Kaan (Türkisch für „Wasser und blut“): Gjana Khan,<br />
Aquil und Shino. Über die damalige Aufregung wundern sie sich<br />
noch heute.<br />
„Das ist eben Competition. Es geht ums battlen. Ist ganz normal“,<br />
sagt Mevlut Khan und meint den musikalischen Wettbewerb<br />
unter den Straßenrappen. „Wir haben damals abgelehnt, mit ATV<br />
zu sprechen. Sie hätten uns nur niedergemacht.“<br />
tschuschen von überall, das sind meine jungs.<br />
Das hier ist balkanaken-rap, gettorap<br />
bist du keiner von uns, nehmen wir dein handy weg.<br />
komm, folge mir. Dein ist mein bezirk, meine heimat, ich lebe hier.<br />
11 0 Wien, ich bin hier aufgewachsen,<br />
das sind meine Droogs, meine Parks, meine Straßen.<br />
(Platinum Tongue feat. Mevlut Khan, balkanaken)<br />
Heute sehen die bandmitglieder mit einem differenzierten blick<br />
auf die Textzeilen, die Mevlut mit den Jungs von Platinum Tongue<br />
getextet hat. „Wir haben uns nichts dabei gedacht. Wieso sollten<br />
die österreichischen Kids in Gefahr sein. Wenn ich sag, pass gut<br />
auf, meine ich sowohl Jugo, Türke als auch Schwabo. Wir lachten,<br />
während wir das getextet haben. Alle sind drauf reingefallen.“<br />
„Wir sind keine Gangster. Echte Gangster rappen nicht“,<br />
erklärten die Musiker schon im Hip-Hop-Magazin „The Massage“.<br />
Die zeiten, in denen Leute mit Waffen rumlaufen, gäbe es schon<br />
lang nicht mehr.“ zum Glück. Früher gab’s das schon. Deshalb sei<br />
der „balkanaken-Rap“, so der Titel <strong>des</strong> umstrittenen Werks, mehr<br />
ein Hommage an die zeit im Park im Sechzehnten, in dem sie<br />
immer herumgehangen sind.<br />
WIr SInD DIe neUen ÖSterreICher<br />
„Heute machen wir reifere Songs mit mehr Message und<br />
Hintergrund“ räumt Gjana Khan, der Gründer von Sua Kaan,<br />
ein. Mit Hintergrund meinen Sua Kaan ihr Viertel, in dem sie<br />
aufgewachsen sind. Ihren bezirk Ottakring. Die Parks, in denen<br />
sie Fußball spielten und den Großteil ihrer Kindheit verbrachten,<br />
beCka Sekta<br />
szeNe