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echte Wiener: rapper jenseits des gürtels - Biber

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Daniel gontz ist videokünstler und Fotograf.<br />

nach sechs jahren in Wien kehrte der -jährige<br />

in seine heimatstadt bukarest zurück. biber<br />

gibt er einen einblick in „sein“ Wien und erklärt,<br />

warum er seinen Platz doch in bukarest sieht.<br />

Aufgezeichnet von Simone Leonhartsberger<br />

Ein klares Nein hört man in Wien selten. Hier wird ein Nein<br />

übersetzt mit: „Ja, schauen wir mal“. Das habe ich erst lernen<br />

müssen. Von Wien wusste ich überhaupt nichts, bevor ich mich<br />

entschieden habe, von der Universität in bukarest an die Akademie<br />

der bildenden Künste zu wechseln. Ich kannte in Österreich<br />

nur Graz und habe das Land als fröhlicher und gelassener in Erinnerung<br />

als Deutschland. So bin ich in Wien gelandet.<br />

Vieles weiß ich hier zu schätzen: Meine Freunde, das Museumsquartier,<br />

die Serviceleistungen, das Nachtleben mit den After-<br />

Show-Partys in der Wohnung, die ich damals mit einem DJ und<br />

einem Türsteher geteilt habe.<br />

„naCH wien kOmme iCH wieder miT 60“<br />

WIen ISt Für mICh rUhIg,<br />

entSPannt UnD langWeIlIg<br />

Aber abgesehen davon ist Wien für mich ruhig, entspannt und<br />

langweilig. Nach Wien komme ich vielleicht wieder, wenn ich 60<br />

Jahre alt bin. Integrieren konnte ich mich hier trotz eines großen<br />

Freun<strong>des</strong>kreises nie wirklich.<br />

Wien ist anders – auch die Frauen. Ich verstehe sie nicht. Wenn<br />

ich ihnen Komplimente mache, sehe ich das als einen Teil meiner<br />

Kultur. Viele sind darüber entsetzt und werfen mir vor, dass ich<br />

sie nicht ernst nehme und wie Kollegen behandeln solle. Aber ich<br />

kann Frauen nicht wie Kumpel behandeln!<br />

Das Leben in Wien ist zu strukturiert. Es ist schwierig, Genehmigungen<br />

für Projekte zu bekommen. Vieles kommt dadurch<br />

gar nicht zustande und steht still. Man verbringt viel zeit damit,<br />

persönliche Kontakte zu pflegen, um etwas zu erreichen. Hier<br />

spielt es eine große Rolle, woher man kommt und wen man kennt.<br />

Das ist mühsam.<br />

bukarest ist verrückt, idiotisch aber ungleich aufregender. Viele<br />

verlassen Rumänien, weil sie im Westen bessere Chancen sehen.<br />

Aber jetzt ist die zeit, in der unsere Generation mit anpacken<br />

muss. Es gibt vieles zu korrigieren und zu ändern, während unsere<br />

Politiker ununterbrochen reden, aber nichts sagen. Mit bürokratie<br />

haben wir zwar auch in Rumänien zu kämpfen – wenn sie nicht<br />

durch den ‚beschleunigungsfaktor’ Korruption umgangen werden.<br />

Aber selbst wenn man keine offizielle Genehmigung bekommt,<br />

hindert mich das in den wenigsten Fällen, meine Projekte durchzuziehen.<br />

Der lebenSrhythmUS In<br />

bUkareSt ISt SChneller<br />

Der Lebensrhythmus in bukarest ist schneller. Gesetze ändern<br />

sich oft von einem Tag auf den nächsten. Das öffnet Möglichkeiten<br />

und manchmal auch das reine Chaos. Roten Ampeln wird im<br />

Straßenverkehr wenig beachtung geschenkt, das Auto bleibt dort<br />

stehen, wo gerade Platz ist. Der tägliche Verkehrskollaps an den<br />

Hauptverkehrsadern um bukarest ist programmiert. Auch völlig<br />

banale Dinge wie das Wetter – Schnee und Regen – sorgen immer<br />

wieder für Überraschungen: Dann ist bukarest nicht mehr das<br />

„Paris <strong>des</strong> Ostens“ sondern nur ein schmutziges „Klein-Venedig“.<br />

Im Chaos entfaltet sich die Kreativität. Mit dem Fotografieren<br />

habe ich begonnen, weil ich dachte, so leichter an Mädchen<br />

heran zu kommen. Mittlerweile hat sich daraus eine erfolgreiche<br />

künstlerische Laufbahn entwickelt bis zum Videokünstler und<br />

Visual Jockey, der live visuelle Performances auf einer Leinwand<br />

präsentiert. Mein Motto: „Live an exemplary life.“ Den Platz für<br />

dieses ‚beispielhafte Leben’ habe ich für mich in bukarest gesehen.<br />

Ich sehe mehr Gestaltungspotenzial für mich. Große Aufmerksamkeit<br />

bekamen etwa die in allen Farben schillernden brunnen,<br />

die ich auf dem riesigen boulevard vor dem überdimensionalen<br />

Parlamentsgebäude in bukarest mit Lebensmittelfarbe gefärbt<br />

habe. Der berufliche Einstieg vor einem Jahr ging sehr schnell.<br />

Rumänien war verrückt nach allen, die aus dem Ausland kamen.<br />

Die Auslandserfahrung und die Sprachkenntnisse waren ein großer<br />

Vorteil für mich. Jetzt konzentriere ich mich auf neue Projekt in<br />

bukarest. <strong>Biber</strong>_103x135.qxp Wie gesagt, danach, 23.01.2008 mit 60, komme 16:36 ich Seite wieder. 1<br />

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