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Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung 10. Auflage

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Arist von Schlippe / Jochen Schweitzer, <strong>Lehrbuch</strong> <strong>der</strong> <strong>systemischen</strong> <strong>Therapie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beratung</strong><br />

Von <strong>der</strong> Familientherapie zur <strong>systemischen</strong> <strong>Therapie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beratung</strong> 25<br />

Strukturen thematisiert wurde. Bis heute bleibt es eine hilfreiche Frage<br />

in <strong>der</strong> Arbeit mit Familien, auf welche Weise das Elternsubsystem <strong>und</strong><br />

das <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> miteinan<strong>der</strong> in Beziehung sind <strong>und</strong> ob die Grenzen in<br />

<strong>der</strong> Familie klar o<strong>der</strong> diffus sind. Die mutige <strong>und</strong> klare, oft konfrontative<br />

Art MINUCHINS hat viele ermutigt, in <strong>der</strong> <strong>Therapie</strong> Wagnisse einzugehen<br />

<strong>und</strong> eine deutliche Sprache zu sprechen. MINUCHIN <strong>und</strong> seine<br />

Arbeitsgruppe gehören darüber hinaus bis heute zu denjenigen, die ihre<br />

Arbeit systematisch empirischer Überprüfung unterzogen (vgl.<br />

APONTE U. VANDEUSEN 1981) <strong>und</strong> die Konzepte für die Arbeit mit<br />

Randschichtfamilien entwickelten (MiNucHIN et al. 1967).<br />

Das Mehrgenerationenkonzept, das BOSZORMENYI-NAGY formulierte<br />

<strong>und</strong> das zum Konzept von Delegation <strong>und</strong> bezogener Individuation<br />

von STIERLIN (z. B. 1975) weiterentwickelt wurde, führte die Perspektive<br />

in die systemische <strong>Therapie</strong> ein, über das aktuelle Geschehen<br />

hinaus danach zu suchen, wie Verhalten, Erleben o<strong>der</strong> auch Symptome<br />

Sinn ergeben, wenn man Vermächtnisse aus früheren Generationen<br />

berücksichtigt <strong>und</strong> die Frage stellt, inwieweit diese erfüllt wurden<br />

beziehungsweise erfüllbar waren.<br />

Eine generationenübergreifende Perspektive wurde auch in den familientherapeutischen<br />

Konzepten eingenommen, die wir in Tabelle 1 unter<br />

dem Begriff »erlebnisorientiert« zusammengefaßt haben. Es ist das<br />

große Verdienst von SATIR, gerade in einer Phase, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Blick auf<br />

das Individuum <strong>und</strong> auf die therapeutische Beziehung eher vernachlässigt<br />

wurde, darauf verwiesen zu haben, daß <strong>der</strong> Selbstwert einer Person<br />

für eine stimmige Kommunikation unerläßlich ist, <strong>und</strong> daß somit eine<br />

vertrauensvolle therapeutische Beziehung einen wesentlichen Bestandteil<br />

des Verän<strong>der</strong>ungsprozesses darstellt (vgl. die Untersuchungen von<br />

GREEN U. HERGET 1991). Ihre Fähigkeit, schnell einen herzlichen <strong>und</strong><br />

liebevollen Kontakt aufzubauen, bleibt bis heute bewun<strong>der</strong>nswert. Die<br />

dem erlebnisorientierten Ansatz zugeschriebene Methode <strong>der</strong> Familienskulptur<br />

ist bis heute Standardmethode in <strong>der</strong> <strong>systemischen</strong> Arbeit.<br />

WHITAKER, <strong>der</strong> ebenfalls dieser Orientierung zugerechnet werden kann,<br />

betonte die Bedeutung des kreativen Spiels. In seiner sehr unorthodoxen<br />

Art zu arbeiten ist er bis heute ein Vorbild, wie man die von Theorien<br />

gesteckten Grenzen kreativ <strong>und</strong> erfolgreich überschreitet.<br />

Aus <strong>der</strong> strategischen Familientherapie, die sich mit dem Namen<br />

JAY HALEYS verbindet, bezieht die systemische <strong>Therapie</strong> bis heute eine<br />

beson<strong>der</strong>e Sensibilität für die verschiedenen Positionen, in die man als<br />

Therapeut geraten kann. Auch wenn es gegenwärtig für weniger wichtig<br />

gehalten wird, daß <strong>der</strong> Therapeut »up« bleibt im Sinne von Macht<br />

<strong>und</strong> Überlegenheit, so geht es doch bis heute darum, wie es für Thera-<br />

© 2007; 1996 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen<br />

ISBN Print: 978-3-525-45659-0

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