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möbel, pendulen, bronzen, spiegel, tapisserien ... - Koller Auktionen

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1221 (Detail)<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL,<br />

TAPISSERIEN UND DEKORATIVE KUNST<br />

BEDEUTENDE AUKTION:<br />

DONNERSTAG, 22. MÄRZ 2007<br />

10.00 Uhr Katalognummern 1001-1127<br />

14.00 Uhr Katalognummern 1128-1395<br />

Teilinventar des Château de Vincy/VD<br />

mit hochbedeutendem französischem und italienischem Mobiliar<br />

des 18. Jahrhunderts<br />

sowie<br />

aus wichtigen in- und ausländischen Sammlungen<br />

Möbel und Einrichtungsgegenstände<br />

von der Renaissance bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert<br />

BEARBEITUNG:<br />

LIC. PHIL. LUCA RASCHÈR, SIGRID PFYFFER, SILVANA GHIDOLI


2<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

Um 1724 begannen die Arbeiten auf den Hügeln bei Vincy zum Bau<br />

des heutigen Château. Die «seigneurerie» war kurz zuvor von der<br />

Familie De Vasserot erworben worden, welche sich als aus Frankreich<br />

emigrierte Protestanten in den Niederlanden niederliessen und als<br />

Kaufleute ein immenses Vermögen erwirtschafteten. Nachdem der<br />

«Grand Electeur» von Brandenburg Jean de Vasserot den Titel eines<br />

Barons verliehen hatte, konnte die Familie das Anwesen unweit des<br />

Genfersees kaufen.<br />

Von der Schönheit der Landschaft verzaubert, liessen die De Vasserot<br />

nach Vorbildern der königlichen Residenzen Frankreichs ein<br />

imposantes Schloss erbauen, das schon nach kurzer Zeit als eines der<br />

schönsten Schlösser der gesamten Westschweiz galt. Bald besuchten<br />

bedeutende Persönlichkeiten des 18. Jahrhunderts das Schloss. Voltaire<br />

etwa schrieb am 28.4.1758 der Familie de Vasserot: «Quoique je sois<br />

toujours malade, je tâcherai de n’être pas un malade incommode. J’ai<br />

une grande envie de voir votre belle maison et une bien plus grande<br />

encore de faire ma cour à son aimable maître et à Madame de Vincy.»<br />

Im späten 18. Jahrhundert leitete Auguste de Vasserot die Geschicke<br />

des Schlosses mit dem riesigen Anwesen. Er liess neue und innovative<br />

Arbeiten am Schloss durchführen; die Durchsetzung klassizistischer<br />

Architektur, die Vergrösserung der Terrasse und die Ausführung<br />

zahlreicher Aufträge durch den Bildhauer Jean Jacquet aus Genf, der<br />

eine Vielzahl von Boiserien und Konsolen lieferte. A. de Vasserot<br />

blieb zeitlebens eine schillernde, gar «intrigante» Persönlichkeit, die<br />

mit folgender Anekdote skizziert werden kann: «Un jour, il invita<br />

à dîner quelques amis, avec le pasteur du village, qu’il appelait son<br />

clergé. Il devait leur faire déguster des bécasses accomodées d’une<br />

façon spéciale. Un grand plat, couvert d’une cloche, excitait l’appétit<br />

de tous les convives, quand, l’amphitryon le découvrant d’un beau<br />

geste, seule une feuille de papier se présenta à la vue des invités déçus.<br />

Il expliqua alors à ses hôtes qu’au lieu de bécasses promises, et qu’il<br />

n’avait pu se procurer, il se faisait un plaisir de leur offrir la recette<br />

pour les accomoder …» Zu Vasserots illustren Freunden gehörte auch<br />

der Duke of Kent, Vater der späteren Königin Victoria, der dem Baron<br />

zeitweise den Schlosswein abkaufte. 1881 wurde das Schloss von der<br />

Familie Delessert gekauft, welche im 18. Jahrhundert und durch das<br />

gesamte 19. Jahrhundert hindurch eine der wohlhabendsten Bankiersund<br />

Industriellenfamilien Frankreichs war.<br />

Château de Vincy<br />

1996 wurde das Château de Vincy samt den Weinbergen vom<br />

heutigen Besitzer erworben, der es gemeinsam mit seiner Gattin<br />

mit beachtlichem Aufwand und vor allem mit viel Liebe von Grund<br />

auf renovierte und prachtvoll möblierte; die Räume wurden in<br />

ihren ursprünglichen Zustand versetzt, die riesigen Kellergewölbe<br />

freigeräumt, alle Kamine wieder funktionstüchtig gemacht, die<br />

Parkettböden restauriert, die Fassaden instand gestellt. Das Anwesen<br />

erstrahlte, bereichert durch den bezaubernden Garten «dans le<br />

goût français», in einer bis anhin kaum gekannten Pracht. Eine<br />

der schönsten Schweizer Sammlungen an bedeutendem Mobiliar,<br />

Bronzen und Einrichtungsgegenständen fand darin das richtige<br />

Ambiente. Die konzeptionelle Leidenschaft der Schlossbesitzer,<br />

deren erlesener Geschmack und profundes Wissen über die<br />

höfische «joie de vivre» des 18. Jahrhunderts ermöglichten ein<br />

Wiederaufleben vergangener Epochen im Hier und Jetzt. Jeder<br />

Salon, jedes Zimmer wurde anders bemalt, tapeziert oder mit<br />

diversen Boiserien versehen, jedes Möbel, jedes Gemälde und jeder<br />

Gegenstand mit viel Sachverstand und perfektem Auge in Relation<br />

zu seiner Umgebung und teils mit wenigen modernen Gegenständen<br />

in eine spannende Kontrapunktion gebracht.<br />

Ende 2006 entschieden sich die Schlossbesitzer, ihren Wohnsitz<br />

zu verlegen und das Château zu verkaufen. Mit der perfekten<br />

Instandstellung und Möblierung schien diese Episode abgeschlossen<br />

und die Leidenschaft des Kreierens, Einrichtens, Gestaltens in<br />

neue Richtungen zu gleiten. Ein altes Stadthaus wird die neue<br />

Herausforderung, vergangenes Wohnambiente mit viel Liebe und<br />

Sachkenntnis neu zu ordnen und zu erschaffen. Die Suche nach und<br />

die Auseinandersetzung mit der vollendeten Schönheit der Räume,<br />

des Wohnens und des Seins – sprich des Lebens – geht weiter...<br />

Die Galerie <strong>Koller</strong> ist geehrt, das Teilinventar des Château de Vincy<br />

anbieten zu dürfen, und überzeugt, dass die Magie dieser stupenden<br />

Sammlung die Aufmerksamkeit und Begeisterung von Sammlern,<br />

Kennern, Museen und Liebhabern finden wird.


Around 1724 on the hills near Vincy, work began on the<br />

construction of the castle as it is today. The «seigneurerie» had<br />

been acquired shortly beforehand by the De Vasserot family, who,<br />

being Protestants, had left France and settled in The Netherlands<br />

and had generated an immense fortune as merchants. After the<br />

«Grand Electeur» of Brandenburg had granted Jean de Vasserot the<br />

title of Baron, the family was able to buy the estate not far from<br />

Lake Geneva.<br />

Enchanted by the beauty of the landscape, the De Vasserot family had<br />

an imposing castle built, modelled after the French royal residences,<br />

and which shortly was considered one of the most beautiful castles<br />

in the whole of West Switzerland. Soon, important personalities<br />

of the 18th century were visiting the castle. Voltaire for example<br />

wrote to the De Vasserot family on 28 April1758: «Quoique je sois<br />

toujours malade, je tâcherai de n’être pas un malade incommode.<br />

J’ai une grande envie de voir votre belle maison et une bien plus<br />

grande encore de faire ma cour à son aimable maître et à Madame<br />

de Vincy.»<br />

In the late 18th century Auguste de Vasserot decided the destiny of<br />

the castle with the establishment of a great estate. He had new and<br />

innovative works carried out on the castle; the use of Classical style<br />

architecture, the enlargement of the terrace and the execution of<br />

numerous contracts by the sculptor Jean Jacquet from Geneva, who<br />

supplied a large quantity of boiserie and consoles. G. de Vasserot<br />

remained throughout his life a dazzling, indeed «intriguing»<br />

personality, who can be summed up with the following anecdote:<br />

«Un jour, il invita à dîner quelques amis, avec le pasteur du village,<br />

qu’il appelait son clergé. Il devait leur faire déguster des bécasses<br />

accomodées d’une façon spéciale. Un grand plat, couvert d’une<br />

cloche, excitait l’appétit de tous les convives, quand, l’amphitryon<br />

le découvrant d’un beau geste, seule une feuille de papier se présenta<br />

à la vue des invités déçus. Il expliqua alors à ses hôtes qu’au lieu de<br />

bécasses promises, et qu’il n’avait pu se procurer, il se faisait un<br />

plaisir de leur offrir la recette pour les accomoder …» Vasserot’s<br />

illustrious friends included the Duke of Kent, father of the later<br />

Queen Victoria, who occasionally bought wines from the castle. In<br />

1881 the castle was purchased by the Delessert family, who in the<br />

18th century and throughout the whole of the 19th century were<br />

one of the most prosperous bankers and industrialists in France.<br />

Château de Vincy (Blick in den Salon)<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 3<br />

In 1996 the castle and the vineyards were acquired by the current<br />

owner: he and his wife renovated the place from the ground<br />

upwards at considerable expense and above all with great love, and<br />

furnished it splendidly; the rooms were returned to their original<br />

condition, the enormous basement vault exposed, all fireplaces<br />

made functioning again, the parquet floors restored, the facades<br />

made good. The estate, enhanced by the enchanting garden «dans<br />

le goût français», was bathed in a splendour rarely seen before.<br />

One of the most beautiful Swiss collections of important furniture,<br />

bronzes and decorations was given the setting it deserved. The<br />

concept was the passion of the castle owners, whose exquisite taste<br />

and thorough knowledge of the »joie de vivre» of the 18th century<br />

court made possible a reawakening of the past here in the present.<br />

Every salon and every room was painted differently or decorated<br />

with tapestries or boiserie; every piece of furniture, every painting<br />

and every object was placed with expert knowledge and a perfect<br />

eye in relation to its surroundings and, sometimes with a few<br />

modern objects, formed an exciting counterpoint.<br />

At the end of 2006 the owners decided to transfer their residence<br />

and to sell the castle. Having restored and furnished the place to<br />

perfection, this episode now appears to have come to a close and<br />

their passion for creating, decorating and arranging is heading in<br />

a new direction. An old town house presents the new challenge,<br />

where rooms from the past will be rearranged and recreated with<br />

expert care and knowledge. The search for and the examination of<br />

the final beauty of a space, for living and for being – that is, of life<br />

– goes on...<br />

Galerie <strong>Koller</strong> has the honour of presenting the part inventory of<br />

Château de Vincy and is certain that the magic of this marvellous<br />

collection will attract the attention and enthusiasm of collectors,<br />

connoisseurs, museums and enthusiasts.


4<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

Auktion:<br />

Donnerstag, 22. März 2007, 10.00 Uhr<br />

Katalognr. 1001-1127<br />

1002<br />

1001 (1 Paar)<br />

1001<br />

1 PAAR TÜRKLOPFER, Renaissance, Norditalien um 1600.<br />

Bronze brüniert. Maskaronbeschmückter Griff mit seitlichen<br />

weiblichen Figuren. Auf Plexiglasplatte montiert. B 24 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />

CHF 4 000.- / 7 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 400.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1002<br />

KLEINE BEMALTE EISENSCHATULLE, Renaissance, deutsch, 17. Jh.<br />

Eisen bemalt; die Schauseite mit Putten, der Deckel und die Seiten<br />

mit stilisierten Blumen und Blättern. Rechteckiger Korpus mit<br />

leicht vorstehendem Deckel und seitlichen Traghenkeln. Feines<br />

Eisenschloss. Dekorative Eisenzierbänder. 15x8x10 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung, Basel.<br />

CHF 2 500.- / 3 500.-<br />

(€ 1 600.- / 2 200.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1003*<br />

SONNENUHR, Barock, Deutschland, 18. Jh.<br />

Gravierter schwarzer Schiefer und Bronze. Quadratische Platte mit<br />

Angaben für Tageszeit und Datum sowie durchbrochenem, hochklappbarem<br />

Zeiger. 18x18 cm.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 900.- / 1 600.-)<br />

1004<br />

RELIEFPLAKETTE, Barock, Norditalien um 1700.<br />

Bronze brüniert. Darstellung der Heiligen 3 Könige. In fein vergoldetem,<br />

durchbrochenem Bronzerahmen. H 14 cm, B 8 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung, Basel.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 900.- / 1 600.-)


1005<br />

GROSSE EISENSOLDTRUHE, Renaissance, deutsch um 1680.<br />

Schmiedeisen. Rechteckiger Korpus mit vorstehendem Deckel und<br />

Beilade. Fein graviertes, grosses Eisenschloss und -zierbänder.<br />

97x50x46 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

CHF 5 000.- / 9 000.-<br />

(€ 3 100.- / 5 700.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1006<br />

EISENSOLDTRUHE, Renaissance, deutsch um 1700.<br />

Schmiedeisen. Rechteckiger Korpus mit vorstehendem Deckel. Fein<br />

graviertes, grosses Eisenschloss und -zierbänder. 77x45x45 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

CHF 4 000.- / 7 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 400.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1005<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 5<br />

1006


6<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1007 1008<br />

1009 (Detail)<br />

1007<br />

KLEINE BRONZEBÜSTE, Frühbarock, Norditalien, 18. Jh.<br />

Bronze brüniert. Junge Frau mit gewelltem Haar. H 8 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung, Basel.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 900.- / 1 600.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1008<br />

HIRSCH ALS KERZENSTOCK, Frühbarock, wohl deutsch, 18. Jh.<br />

Bronze brüniert. Stehender Hirsch, auf dem Rücken 1 zylindrische<br />

Tülle tragend. H 12 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung, Basel.<br />

CHF 2 500.- / 4 500.-<br />

(€ 1 600.- / 2 800.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1009*<br />

FIGUR EINES JÄGERS, Frühbarock, wohl Nürnberg oder Flandern,<br />

1. Hälfte 16. Jh.<br />

Gelbguss brüniert. Kniender Jäger mit Bart und fein ausgearbeiteter<br />

Jacke. H 26 cm.<br />

Provenienz: Aus einer hochbedeutenden europäischen Privatsammlung.<br />

Bedeutende und ausserordentlich seltene Figur von hoher Qualität.<br />

Ähnliche Figuren waren Bestand der Sammlungen Dr. A. Figdor in Wien und<br />

sind im Ausstellungskatalog von 1930 (Tafel 483) publiziert. Weitere Figuren<br />

sind abgebildet in: O. Falke / E. Meyer, Romanische Leuchten und Gefässe -<br />

Giessgefässe der Gotik, München o.J.; S. 88 (Abb. 527).<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 9 400.- / 15 700.-)<br />

Siehe Abb.


1009<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 7


8<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1010<br />

1012<br />

1011<br />

1010<br />

KLEINES DECKELGEFÄSS, Renaissance, Norditalien, 17. Jh.<br />

Bronze brüniert. Runder, mit Draperie und Blumen verzierter<br />

Schalenkörper, der Deckel mit lesendem Mann als Aufsatz, auf 3<br />

markanten Karyatidenstützen. Bestossungen. H 19 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung, Basel.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 300.- / 1 900.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1011*<br />

KRUZIFIX, Frühbarock, wohl deutsch, 17./18. Jh.<br />

Bergkristall, Silber, Amethyst, Achat sowie grüne und blaue<br />

Schmucksteine. Mit Strahlenkranz, Drachen, Heiligenfiguren,<br />

Voluten und Zierfries beschmücktes Kruzifix auf Ovalsockel mit<br />

drachenförmigen Füssen. H 54 cm.<br />

CHF 8 000.- / 14 000.-<br />

(€ 5 000.- / 8 800.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1012<br />

KANZEL-SANDUHR, Frühbarock, monogr. MM (Michael Mann,<br />

tätig um 1600), Nürnberg um 1600.<br />

Nussbaum und -wurzelmaser profiliert und eingelegt mit Ebenholzfilets<br />

sowie fein graviertes, reliefiertes Messing. 2 Sanduhren<br />

mit Resten der alten Bemalung in käfigartigem, drehbarem<br />

Gehäuse, auf halboktogonalem, eingezogenem Sockel mit Kugelfüssen.<br />

Zu restaurieren, 2 Sanduhren fehlen. H 48 cm.<br />

Provenienz: Zürcher Privatsammlung.<br />

Die Kanzeluhren dienten vor allem dazu, in Kirchen und Gerichtssälen die<br />

Redezeit von Geistlichen und Anwälten zu begrenzen.<br />

Lit.: J. Abeler, Meister der Uhrmacherkunst, Wuppertal 1977; S. 409 (biogr.<br />

Hinweise). E. Bassermann-Jordan / H. Bertele, Uhren, Würzburg 1969, S.<br />

340f. (Angaben zur Entstehung und Entwicklung der Sanduhren) und Abb.<br />

178-182.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 1 900.- / 3 100.-)<br />

Siehe Abb.


1013<br />

SCHMUCKSCHATULLE, späte Renaissance, teils aus alten Elementen,<br />

Florenz.<br />

Holz ebonisiert und eingelegt mit roten Schildpattreserven und<br />

„Pietra Dura“. Rechteckiger Korpus mit leicht vorstehendem,<br />

innen <strong>spiegel</strong>belegtem Deckel auf gekehltem Sockel mit gequetschten<br />

Kugelfüssen. Inwendig mit blauer Seide bezogen und mit herausnehmbarem<br />

Fach. Vergoldete Bronzebeschläge. 36x32x25 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Aus einer deutschen Privatsammlung.<br />

- Auktion Galerie <strong>Koller</strong> Zürich am 9.9.1999 (Katalognr. 1525).<br />

- Privatbesitz, Lugano.<br />

Feine Schatulle von hoher Qualität.<br />

Lit.: A. Gonzales-Palacios, Il Tempo del Gusto, La Toscana e l’Italia<br />

Settentrionale, Mailand 1986; I, S. 41 und II, S. 55-65 (Abb. analoger<br />

Schatullen).<br />

CHF 5 000.- / 9 000.-<br />

(€ 3 100.- / 5 700.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1014*<br />

BÜSTE DES DANTE (Dante Alighieri, Florenz 1265-1321 Ravenna),<br />

Italien, 19. Jh.<br />

Bronze brüniert. Dante mit Kopfbedeckung und Hemd. Sign. A.<br />

SOMMER NAPOLI und bez. DANTES. Fehlstellen. H 31 cm.<br />

Dante Alighieri war einer der bedeutendsten italienischen Dichter und<br />

Philosophen. Wie kein anderer Dichter vor ihm stellte er die eigene Person als<br />

Liebender und Leidender, als Irrender und Lernender in den Mittelpunkt seiner<br />

Werke; zu den berühmtesten gehören die „Rime“ (ab ca. 1283), „Vita Nova“<br />

(1292-1295), „Convivio“ (ca. 1303-1306) und natürlich „Die göttliche<br />

Kommödie“, die zwischen 1307 und 1320 entstand. Sie schildert Dantes eigene<br />

Reise durch die Hölle, zum Läuterungsberg und Fegefeuer bis hin ins<br />

Paradies.<br />

CHF 1 600.- / 2 600.-<br />

(€ 1 000.- / 1 600.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1013<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 9<br />

1015*<br />

KASSETTE, Frühbarock, deutsch, 17. Jh.<br />

Holz und Eisen. Rechteckiger, allseitig mit durchbrochenen Eisenbändern<br />

beschlagener Korpus mit aufklappbarem Deckel und<br />

Traghenkeln. Schloss fehlt. 40x32x23 cm.<br />

1014<br />

CHF 6 000.- / 9 000.-<br />

(€ 3 800.- / 5 700.-)<br />

1016<br />

SCHREIBZEUGBEHÄLTER, Frühbarock, wohl osmanisches Reich<br />

oder Indien, 18. Jh.<br />

Messing. Schmaler Schaft mit Deckel und seitlich angebrachtem<br />

Tintenfass. L 28 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 800.- / 1 400.-<br />

(€ 500.- / 900.-)


10<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1018<br />

1017<br />

1017*<br />

MARMORFRAGMENT, Renaissance, wohl Italien, 16./17. Jh.<br />

Weisser Marmor. Kopf eines Rindes. Bestossungen, 1 Hornspitze<br />

und 1 Ohr fehlen. 34x31 cm.<br />

CHF 4 500.- / 6 500.-<br />

(€ 2 800.- / 4 100.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1018*<br />

SKULPTUR EINER FRAU, Spätbarock, wohl Italien, 18. Jh.<br />

Weisser Marmor. Stehende junge Frau in faltenreichem Gewand auf<br />

bastionsförmigem Sockel. Bestossungen, der Kopf fehlt. H 112 cm.<br />

CHF 6 500.- / 9 500.-<br />

(€ 4 100.- / 6 000.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1019<br />

BEMALTE EISENUHR MIT MONDPHASE UND SOCKEL, Barock,<br />

Friesland, 18. Jh.<br />

Portalförmige Wandplatte mit durchbrochenem Kranz und seitlichen<br />

Sirenen auf gekehltem Sockel. Rechteckiges Uhrgehäuse mit<br />

durchbrochenem Fronton und seitlichen Sirenen auf hohen, stilisierten<br />

Kreiselfüssen. Bemalter Zifferring mit arabischen Minuten-<br />

und römischen Stundenzahlen sowie Datum, darüber Mondphasenfenster.<br />

Feines Spindel- und Weckerwerk mit Eisenrädern und<br />

1/2-Stundenschlag auf 2 Glocken sowie Wecker. Wandplatte<br />

83x40x28 cm, Uhr 33x15x48 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 6 000.- / 10 000.-<br />

(€ 3 800.- / 6 300.-)


1020*<br />

TAPISSERIE, flämisch um 1680.<br />

Darstellung des Alexander beim Einzug in eine eroberte Stadt, mit<br />

reicher Figurenstaffage. H 242 cm, B 345 cm.<br />

Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />

Alexander der Grosse gehört zu den bedeutendsten historischen Persönlichkeiten;<br />

er veränderte in seinem kurzen Leben in den Gebieten der Kultur, Religion, des<br />

Handels und der Kriegführung die östliche und somit auch die westliche Welt<br />

erheblich. Er wurde 356 v. Chr. als Sohn des makedonischen Königs Philipp II.<br />

und Olympias, einer epeirotischen Prinzessin, geboren. Seine Kindheit war<br />

geprägt von der Abwesenheit seines Vaters, der ständig auf Kriegszügen gegen<br />

die Hellenen und Barbaren war.<br />

In der Schlacht bei Chäronea (338 v. Chr.) bewährte Alexander sich zum ersten<br />

Mal als Soldat und besiegte die griechischen Truppen. Zwei Jahre später<br />

wurde Philipp II. von Pausanias, dem Anführer seiner persönlichen Leibgarde,<br />

ermordet, und Alexander von der makedonischen Heeresversammlung als<br />

Alexander III. zum König ausgerufen, womit er gleichzeitig griechischer<br />

Hegemon war. Die Griechen anerkannten ihn als Leiter des Korinthischen<br />

Bundes. Von der harten Hand Philipps befreit, glaubten die Griechen und<br />

Barbaren, die makedonische Herrschaft los zu werden. Doch Alexander zog<br />

mit überraschender Schnelligkeit gegen die Aufständischen, organisierte auf<br />

beeindruckende Weise seine Truppen, unterwarf Illyrer, Triballer, Geten,<br />

Kelten und Thraker in einem blitzartigen Feldzug. 335 v. Chr. warf er den<br />

Aufstand der Thebaner nieder und zerstörte ihre Stadt. Ein Jahr später begann<br />

er den Krieg gegen Persien. Nach dem Sieg über die persischen Satrapen von<br />

Kleinasien am Fluss Granikon (Mai 334 v. Chr.) liess Alexander zur<br />

Abschreckung alle griechischen Söldner des persischen Heeres massakrieren.<br />

In Phrygiens Hauptstadt Gordion löste er den berühmten Gordischen Knoten<br />

mit einem Schwertstreich. Gemäss der Prophezeiung sollte derjenige, der den<br />

Knoten löst, Persien erobern, und Alexander machte sich sogleich daran, die<br />

Prophezeiung zu erfüllen. Er überschritt den Taurus und den Amanus und<br />

schlug im November 333 bei Issos in einer „Schlacht der verkehrten Fronten“<br />

den persischen Grosskönig Darius III.<br />

Im gleichen Jahr zog Alexander wieder gegen Persien, überschritt den Tigris<br />

und vernichtete im Oktober 332 das persische Grossheer bei Gaugamela.<br />

Darius hielt wiederum nicht stand und floh vor dem durchsetzungsfähigen<br />

und willensstarken Alexander in den Iran. Alexander zog ungehindert zur<br />

1020<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 11<br />

persischen Hauptstadt Babylon, die ihm ihren Staatsschatz auslieferte - die<br />

gewaltige Summe von 50000 Talenten in Gold - und zum neuen Grosskönig<br />

Persiens ausrief. Residenzen der Achämeniden fielen ihm kampflos zu. Die<br />

alte Kulturstadt Persepolis gab Alexander zur Plünderung frei (als Sühne für<br />

die Zerstörung Athens 480) und liess die Burg einäschern, womit der „panhellenische<br />

Rachefeldzug“ zu Ende war. Allerdings folgten erbitterte Kämpfe im<br />

Ostiran, zur Sicherung der Macht. Danach, 327 v. Chr., begann Alexander den<br />

Indienfeldzug, der wohl eher auf seine romantischen Neigungen, „bis ans Ende<br />

der Welt“ zu gelangen, zurückzuführen ist. Gegen König Poros schlug er 326<br />

am Fluss Hydaspes (Jhelum) die letzte Feldschlacht seines Lebens und besiegte<br />

ihn nur mit einer gewaltigen Anstrengung. Das erschöpfte Heer forderte ein<br />

Ende des Vormarsches, und Alexander, im Begriff zum Ganges vorzudringen,<br />

kehrte gezwungenermassen zum Indus zurück. Im Kampf gegen die Maller<br />

wurde er so schwer verwundet, dass die von ihm in der Sogdiane und Baktrien<br />

zwangsangesiedelten Griechen glaubten, er sei tot, und in die Heimat zurückkehrten.<br />

Im Juli 325 v. Chr. erreichte Alexander Pattala im Indus-Delta: Das<br />

Fünfstromland Punjab lag zu seinen Füssen. Von hier aus brach er mit einem<br />

grossen Teil des Heeres durch die gedrosische Wüste (Belutschistan) zum persischen<br />

Kernland auf. Die Armee, die schon unter den mörderischen<br />

Verhältnissen des indischen Dschungels gelitten hatte, musste bei diesem<br />

schlecht organisierten Wüstenmarsch gewaltige Verluste hinnehmen, vor allem<br />

der riesige Tross von Händlern, Schauspielern, Prostituierten und deren<br />

Kindern. 324 kehrte Alexander schliesslich nach Persien zurück. In den folgenden<br />

Jahren entwarf er neue Pläne zur Umsegelung Arabiens und Unterwerfung<br />

des gesamten Westens der damals bekannten Welt. Am 13. Juni 323 v. Chr.<br />

starb Alexander der Grosse, erst 33jährig, nach einer zweiwöchigen Krankheit<br />

in Babylon.<br />

Alexanders Eroberung des Perserreiches schuf die Grundlagen eines<br />

Weltverkehrs und Welthandels, wie es frühere Epochen nicht gekannt hatten.<br />

Die von ihm gegründeten Städte (mehr als 70) wurden die Zellen der griechischen<br />

Kultur im Osten. Alexander glaubte an einen höheren Ursprung seines<br />

Schaffens; die Verbindung von Eroberung, Vision und Herrscherkult war der<br />

kulturelle Keim der späteren Kaiserkulte des Abendlandes.<br />

CHF 24 000.- / 34 000.-<br />

(€ 15 100.- / 21 400.-)<br />

Siehe Abb.


12<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1021<br />

1 PAAR ARMLEHNSTÜHLE, Barock, Norditalien um 1650.<br />

Nussbaum profiliert. Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit<br />

durch H-Steg verbundenen Balusterbeinen. Hohe, flache, ganz<br />

überpolsterte und jochförmig abschliessende Rückenlehne mit<br />

ausladenden Armlehnen auf Balusterstützen. Gelber Seidenbezug<br />

mit Blumen und Blättern. 66x48x55x140 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />

1022<br />

CHF 6 000.- / 10 000.-<br />

(€ 3 800.- / 6 300.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1021<br />

1022<br />

KONSOLENTISCH, Frühbarock, Norditalien um 1650.<br />

Nussbaum profiliert. Geschweiftes, trapezförmiges und vorstehendes<br />

Blatt auf gerader Zarge auf mit geschweiften, durch Kreuzsteg<br />

verbundenen Balusterbeinen. Front mit 2 nebeneinander liegenden<br />

Schubladen. 150x62x84 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 6 300.- / 9 400.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1023*<br />

TISCHUHR, späte Renaissance, das Zifferblatt sign. L. LEROY & CIE<br />

GALERIE MONTPENSIER, der Boden bez. LE LEROY & CIE 13-15<br />

PALAIS ROYAL PARIS (Louis Leroy und Jules Desfontaines, Zusammenarbeit<br />

ab 1898) und num. 15012, Frankreich, Ende 19. Jh.<br />

Bronze matt- und glanzvergoldet, teils versilbert und graviert. Quaderförmiges<br />

Gehäuse mit fein gravierten, reliefierten Seiten und<br />

kannelierten Ecksäulen auf gequetschten Kugelfüssen. Graviertes<br />

Silberzifferblatt mit arabischen Minuten- und römischen Stundenzahlen,<br />

2 gebläuten Zeigern und „fleurs de lys“. 9x9x8 cm.<br />

CHF 6 000.- / 9 000.-<br />

(€ 3 800.- / 5 700.-)<br />

1024<br />

KLEINER HAUSALTAR MIT EMAILPLAKETTEN, Spätrenaissance,<br />

wohl Limoges, 19. Jh.<br />

Darstellung der Jungfrau Maria mit Kind, 4 Evangelisten und<br />

Heiligen. In fein vergoldetem Messingrahmen. H 22 cm, B 14 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung, Basel.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 1 900.- / 3 100.-)


1025<br />

SCHREIBKOMMODE, Frühbarock, Norditalien um 1600.<br />

Nussbaum und heimische Früchtehölzer gefriest sowie mit Reserven<br />

und Filets eingelegt. Rechteckiger Korpus mit randprofiliertem,<br />

vorstehendem Blatt und reich beschnitzten, vorstehenden<br />

abgerundeten Eckstollen auf gekehltem Sockel mit gequetschten<br />

Kugelfüssen. In der Mitte eingezogene Front mit 4 Schubladen, die<br />

oberste abklapbar und 1 Schreibfach mit 10 Schubladen auf 2<br />

Reihen freigebend. Bronzebeschläge und -hänger. Restaurationen.<br />

150x66x(offen 90)x104 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

Feines Möbel von hoher Qualität.<br />

CHF 9 000.- / 14 000.-<br />

(€ 5 700.- / 8 800.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1026<br />

1 PAAR FENSTERVERKLEIDUNGEN, Spätrenaissance, wohl<br />

Frankreich um 1880.<br />

Samt fein bestickt. Je 13 rechteckige, nebeneinander angeordnete Felder<br />

mit Darstellungen von Landsknechten mit Wappen. 164x39 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 300.- / 500.-<br />

(€ 190.- / 310.-)<br />

1027<br />

TRUHE, sog. „cassone“, Renaissance, Norditalien, 17. Jh.<br />

Nussbaum profiliert und reich beschnitzt mit Kartuschen und<br />

Blättern. Rechteckiger Korpus mit vorstehendem Deckel und kassettierter<br />

Front auf ausgeschnittenen Volutenfüssen. Eisenschloss.<br />

Ergänzungen. 167x57x60 cm.<br />

Provenienz: Zürcher Privatsammlung.<br />

CHF 6 000.- / 10 000.-<br />

(€ 3 800.- / 6 300.-)<br />

1025<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 13<br />

1028<br />

FOLGE VON 7 TAPISSERIE-STÜHLEN, spätes Louis XIII, Frankreich,<br />

19. Jh.<br />

Nussbaum profiliert. Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit<br />

durch geschweiften Kreuzsteg mit Vasenaufsatz verbundenen<br />

Balusterbeinen. Flache, ganz überpolsterte und jochförmig<br />

abschliessende Rückenlehne. Feiner Tapisseriebezug mit bunter<br />

Figurenstaffage und Tieren auf dunklem Fond. 52x44x40x108 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Auktion „Dom Pedro“ Galerie <strong>Koller</strong> Zürich am 10.3.1983 (Katalognr. 8).<br />

- Privatbesitz, Lugano.<br />

Feine Folge mit sehr gut erhaltenen Tapisseriebezügen.<br />

1028<br />

CHF 9 000.- / 14 000.-<br />

(€ 5 700.- / 8 800.-)<br />

Siehe Abb.


14<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1029<br />

1 PAAR STÜHLE, sog. „sgabelli“, Renaissance, Venedig um 1580.<br />

Nussbaum durchbrochen und ausserordentlich fein beschnitzt<br />

mit weiblichen Figuren, Maskaron, Kartuschen, Wappen, Blumen<br />

und Blättern sowie teils goldgefasst. Oktogonaler, vertiefter Sitz<br />

auf durchbrochenen Stollenfüssen. Feine, wappenförmige, durchbrochene<br />

und jochförmig abschliessende Rückenlehne.<br />

45x48x52x117 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />

Sehr seltenes Paar in hervorragendem Erhaltungszustand.<br />

Ein sehr ähnlicher „sgabello“ aus der Sammlung Cini ist abgebildet in: A.<br />

Gonzales-Palacios, Europäische Möbelkunst - Italien, München 1975; S. 34<br />

(Abb. 38). Darin wird festgehalten: „Das reiche Schnitzereidekor mit der manieristischen<br />

Maske auf der Rückenlehne und mit Kartusche und Wappen auf<br />

dem vorderen Stollen lässt auf einen venezianischen Künstler des 16.<br />

Jahrhunderts als Schöpfer dieses Stuhls schliessen. Interessant ist hierbei die<br />

enorme Bedeutung, die in der Seerepublik stets dem Dekor beigemessen wurde.<br />

Es scheint im Widerspruch zu der schlichten Ausgewogenheit zu stehen, die die<br />

1029 (Detail)<br />

Florentiner Möbelkunst auszeichnet und die doch als Charakteristikum der<br />

Renaissance schlechthin gilt.“<br />

1029 (Detail) 1030<br />

CHF 30 000.- / 50 000.-<br />

(€ 18 900.- / 31 400.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1030<br />

ANRICHTE, sog. „credenza“, Renaisance, wohl Toskana, 17. Jh.<br />

Nussbaum profiliert. Rechteckiger Korpus mit vorstehendem Blatt<br />

auf profiliertem Sockel mit ausgeschnittenen Füssen. Architektonisch<br />

gegliederte Front mit 2 kassettierten Türen unter Schublade<br />

zwischen markanten Lisenen. Bronzebeschläge und -knöpfe.<br />

Ergänzungen. 174x50x120 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

Lit.: M. Cera, Il mobile italiano, Mailand 1983; S. 35 (Abb. 36, eine sehr<br />

ähnliche „credenza“).<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 6 300.- / 9 400.-)<br />

Siehe Abb.


1029


16<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1035<br />

1033<br />

1032<br />

1031<br />

PULVERFLASCHE, deutsch, 2. Hälfte 16. Jh.<br />

Beinkörper allseitig geglättet und graviert mit Jagdszenen. Ersetzte<br />

Eisengarnitur, 2 Tragringe. L 19,5 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Tessin.<br />

CHF 2 500.- / 4 500.-<br />

(€ 1 600.- / 2 800.-)<br />

1032<br />

PULVERFLASCHE, deutsch, 2. Hälfte 16. Jh.<br />

Hirschhornkörper mit zweiseitigem Gabelende; die Frontseite<br />

geglättet und graviert mit Darstellung von Samson im Kampf mit<br />

dem Löwen. Ersetzte Eisengarnitur mit Federverschluss. L 22 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Tessin.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 1 900.- / 3 100.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1033<br />

PULVERFLASCHE, deutsch, 2. Hälfte 16. Jh.<br />

Beinkörper mit zweiseitigem Gabelende, allseitig geglättet und graviert<br />

mit Darstellung der Kreuzigung Jesu und Blattdekor. Geschwärzte<br />

Eisengarnitur mit Federverschluss und Tragclip. L 24 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Tessin.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 300.- / 1 900.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1034<br />

PULVERFLASCHE, deutsch, 2. Hälfte 16. Jh.<br />

Hirschhornkörper mit zweiseitigem Gabelende; die Frontseite<br />

geglättet und graviert mit Darstellung der Judith mit dem Haupt<br />

des Holofernes. Geschwärzte Eisengarnitur mit langer Tülle,<br />

Federverschluss. 4 Tragringe und -clip. L 24 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Tessin.<br />

CHF 2 500.- / 4 500.-<br />

(€ 1 600.- / 2 800.-)


1035<br />

PULVERFLASCHE, deutsch, 2. Hälfte 16. Jh.<br />

Hirschhornkörper mit zweiseitigem Gabelende; die Frontseite<br />

geglättet und beschnitzt mit Darstellung der „Taufe im Jordan“.<br />

Gravierte Messinggarnitur und 4 Tragringe. L 20 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Tessin.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 1 900.- / 3 100.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1036<br />

ARMBRUST, dat. 1619, deutsch.<br />

Kirschholz. Leicht gebauchte, einseitig gekehlte Säule mit feinen,<br />

teils gravierten Beineinlagen in Form von Maskaronen, Fabelwesen<br />

und Zierfries. Eisenhebel, -ring und -bogen. L Säule 64 cm, L<br />

Bogen 60,5 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Tessin.<br />

Schöner, originaler Erhaltungszustand.<br />

CHF 18 000.- / 28 000.-<br />

(€ 11 300.- / 17 600.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1037<br />

JAGDBÜCHSE, Schlesien um 1640.<br />

Oktogonaler Lauf mit Resten der alten Gravur. Nussbaum-Schaft<br />

in der Art von Teschinken mit reichen, gravierten Bein- und Perlmutteinlagen<br />

in Form von musizierenden Personen, Tieren, stilisierten<br />

Blumen und Kringeldekor sowie mit seitlichem Schiebefach.<br />

Holzladestock mit Beinabschluss. Eisengarnitur und<br />

Radschloss mit gravierter Jagdszene. Aussen liegendes Rad, gewinkelter<br />

Hahn und Schiebedeckel. 1 Schloss-Schraube fehlt, wenige<br />

Beinteile ersetzt. L Lauf 73 cm, L total 100 cm. Kaliber 22 mm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Tessin.<br />

Guter Erhaltungszustand.<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 12 600.- / 18 900.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1036<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 17<br />

1037


18<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1038<br />

1038*<br />

PENDULE, Louis XV, wohl deutsch, 18. Jh.<br />

Rosenholz fein eingelegt mit hellen Reserven und Filets. Geschweiftes,<br />

dreiseitig verglastes Gehäuse mit Vasenaufsatz und Volutenfüssen.<br />

Rundes, bombiertes Zifferblatt mit arabischen Minuten-<br />

und römischen Stundenzahlen sowie 2 feinen, sternförmigen<br />

Zeigern. Spindelwerk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Vergoldete<br />

Bronzebeschläge in Form von Blumen und Kartuschen.<br />

31x17x65 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

1040<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 600.- / 900.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1039<br />

1039<br />

ARMLEHNSTUHL, Louis XV, deutsch um 1760.<br />

Nussbaum profiliert und beschnitzt mit Blättern und Zierfries.<br />

Trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

geschweiften Beinen auf Bocksfüssen. Flache, ganz überpolsterte<br />

und jochförmig abschliessende Rückenlehne mit ausladenden<br />

Armlehnen auf geschweiften -stützen. Roter, gestreifter Stoffbezug<br />

mit bunten Blumen und Blättern. 60x58x47x116 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 600.- / 900.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1040<br />

STOCKUHR MIT MONDPHASE, Barock, das Werk sign. CIPRIA-<br />

NUS REUTTER AUGSBURG (tätig 1633-1704), Augsburg um 1680.<br />

Nussbaum profiliert und ebonisiert. Rechteckiges Gehäuse mit<br />

gewulstetem Kranz auf profiliertem Sockel mit gequetschten<br />

Kugelfüssen. Fein graviertes, vergoldetes Bronzezifferblatt mit<br />

versilbertem Silberring für römische Stundenzahlen und fein<br />

bemalter Mondphase. Vorderpendel. Spindelwerk mit 1/2-Stundenschlag<br />

auf Glocke. 32x11x32 cm.<br />

Provenienz: Zürcher Privatsammlung.<br />

CHF 5 000.- / 9 000.-<br />

(€ 3 100.- / 5 700.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1041<br />

AUFSATZSCHREIBKOMMODE, sog. „Tabernakel“, Barock,<br />

Österreich um 1730.<br />

Nussbaum, -wurzelmaser und heimische Früchtehölzer gefriest<br />

sowie fein eingelegt mit Bandelwerk, Filets und Zierfries. Rechteckiger<br />

Korpus mit mehrfach geschweiftem, gekehltem Kranz auf<br />

profiliertem Sockel mit gequetschten Kugelfüssen. Front mit schräger,<br />

aufklappbarer Schreibplatte über mehrfach geschweifter Front<br />

mit 3 Schubladen. Inneneinteilung mit grossem Zentralfach, flankiert<br />

von je 3 übereinander liegenden Schubladen. Zurückgesetzter<br />

Aufsatz mit Zentraltüre, umgeben von 27 ungleich grossen Schubladen.<br />

Bronzebeschläge. 130x63x(offen 89)x201 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Zürich.<br />

Feines Möbel von bestechender Formgebung und mit markantem Furnierbild.<br />

CHF 18 000.- / 28 000.-<br />

(€ 11 300.- / 17 600.-)<br />

Siehe Abb.


1041


20<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1042<br />

KOMMODE, Louis XV, wohl westdeutsch, 18. Jh.<br />

Nussbaum und -wurzelmaser gefriest sowie mit Reserven und<br />

Filets eingelegt. Geschweifter, rechteckiger Korpus mit vorstehenden<br />

vorderen Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

geschweiften Beinen. In der Mitte gebauchte Front mit 2 Schubladen.<br />

Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Profilierte „Brèche<br />

d’Alep“-Platte. 123x76x113 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 9 000.- / 14 000.-<br />

(€ 5 700.- / 8 800.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1043<br />

BEISTELLTISCH, Louis XV, Wien um 1760.<br />

Nussbaum, Kirsche und diverse Edelhölzer gefriest sowie ausserordentlich<br />

fein eingelegt mit Reserven, Filets und Zierfries. Eingezogenes,<br />

rechteckiges Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

hohen, geschweiften Beinen. Front mit 1 Schublade, seitlich je 1<br />

1043 (Blatt)<br />

1042<br />

kleine, herausklappbare Schublade. Bronzeknöpfe. 51x356x75 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Zürich.<br />

Ausserordentlich feines Möbel von perfekter Qualität und Eleganz.<br />

Eine wissenschaftlich fundierte Darstellung der Möbelkunst des österreichischen<br />

Rokoko ist noch nicht möglich. Es lässt sich jedoch feststellen, dass in<br />

Österreich zu dieser Zeit neben dem kaiserlichen Hof und dem beschatteten<br />

Hochadel auch die Klöster in einem Umfang Kunstschreinerarbeiten in<br />

Auftrag gaben wie kaum in einem anderen Gebiet des deutschen Sprachraums.<br />

Im späten Rokoko, als die Grenzen zwischen Hof und Bürgertum zu verschwimmen<br />

begannen, fand gerade das allgemein-bürgerliche Möbel zu einem<br />

künstlerischen und technischen Höhepunkt in der Fertigung; die<br />

Reichshauptstadt wurde dadurch zu einem führenden Produktionszentrum<br />

und schuf mit einem vollendeten Lokalkolorit ein spezifisches „Wiener<br />

Möbel“.<br />

Lit.: H. Kreisel, Die Kunst des deutschen Möbels, München 1970; II, S. 219f.<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 6 300.- / 9 400.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1044*<br />

1 PAAR KERZENSTÖCKE, Barock, deutsch um 1700.<br />

Holz beschnitzt und goldgefasst. Dreikantiger Schaft mit rundem<br />

Tropfteller auf volutenförmigem Dreisockel. Bestossungen, Fassung<br />

überarbeitet. Zu restaurieren. H 85 cm.<br />

CHF 600.- / 900.-<br />

(€ 400.- / 600.-)<br />

1045<br />

SPIELTISCH, spätes Louis XV, süddeutsch um 1800.<br />

Kirsche, Nussbaum und heimische Früchtehölzer gefriest sowie<br />

fein eingelegt mit Schachbrett, Faltsternen, Filets und Zierfries.<br />

Geschweiftes, rechteckiges und innen mit grünem Filz bezogenes<br />

Blatt auf ausziehbarer, wellig ausgeschnittener Zarge mit markant<br />

geschweiften Beinen. 75x35,5x(offen 71)x73 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Zürich.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 300.- / 1 900.-)


1043<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 21


22<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1046<br />

ASTRONOMISCHE STUTZUHR, Régence, eine Kartusche und das<br />

Werk sign. PA GOTTFRIDT GRAUPNER FECIT AUGSPURG (Paul<br />

Gottfried Graupner, Dresden ca. 1680-1756 Augsburg), um 1720.<br />

Nussbaum profiliert. Allseitig verglastes, rechteckiges Gehäuse mit<br />

pagodenförmig abschliessendem Kranz auf gewulstetem Sockel<br />

mit gequetschten Kugelfüssen. Fein reliefiertes, durchbrochenes<br />

Zifferblatt mit Silberapplikationen; das Hauptzifferblatt mit drehendem<br />

Ring für Datum, Tagesheiligen und Monat; der nächste<br />

Ring mit arabischen Minuten- und 2x römischen Stundenzahlen.<br />

Im Zentrum das Astrolabium mit Tierkreisring, in der Mitte der<br />

Stundenzeiger, die Mondphase und das Mondalter. Darüber<br />

getriebene, durchbrochene Darstellung einer Taufe mit Spruch:<br />

„Dis ist mein lieber Sohn an welchem ich Wohlgefallen hab - Mat<br />

3“ vor Scheinpendel mit gravierter Sonne. 4 weitere kleine Zifferblätter<br />

mit Angaben der Wochentage, Weckerscheibe, Regulierung<br />

des Schlagwerks und Tierkreisdarstellung (unvollständig). Geh-<br />

1046 (Werk)<br />

werk mit Spindelgang und 1/4-Stundenschlag auf 2 Glocken, einstellbar<br />

auf 12 oder 24 Stunden. Schneckengetriebe für die astronomischen<br />

Anzeigen. Das Gehäuse restauriert. 38x22x58 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Zürich.<br />

Die hier angebotene Stutzuhr war zwischen 1985 und 2005 als Leihgabe im<br />

Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart ausgestellt.<br />

Stutzuhren mit komplizierten astronomischen Angaben aus dem frühen 18.<br />

Jahrhundert sind als selten zu bezeichnen.<br />

Lit.: J. Abeler, Meister der Uhrmacherkunst, Wuppertal 1977; S. 222 (biogr.<br />

Angaben).<br />

CHF 70 000.- / 120 000.-<br />

(€ 44 000.- / 75 500.-)<br />

Siehe Abb.


1046<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 23


24<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1047*<br />

1 PAAR KOMMODEN „A DECOR DE CHASSE“, Louis XV, Würzburg<br />

um 1750.<br />

Nussbaum und -wurzelmaser gefriest, die Schubladen eingelegt mit<br />

fein gravierten Zinn- und Messingplaketten; Jäger in idealisierter<br />

Landschaft, Kartuschen, Rocaillen und Zierfries. Rechteckiger Korpus<br />

mit randgefasstem, vorstehendem Blatt auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. Mehrfach geschweifte Front mit 2<br />

Schubladen. Innen mit altem Büttenpapier ausgeschlagen. Feine,<br />

ehemals versilberte Bronzebeschläge. 123x60x87 cm.<br />

Provenienz: Sammlung Martin von Hirsch, Deutschland.<br />

Der Typus der Kommode auf geschnitztem Unterbau sowie die gravierten<br />

Einlegearbeiten in Messing und Zinn lassen sich dem süddeutschen Raum zuordnen,<br />

auf Grund eines Vergleichsstücks im Mainfränkischen Museum in Würzburg<br />

(A14536). Die Vorlagen für die Gravuren sind in den Augsburger Kupferstichen zu<br />

suchen. Neben ihrem Ruf als Stadt der Goldschmiedearbeiten avancierte die freie<br />

Reichsstadt Augsburg ab etwa 1740 zur Verlagsstadt.Durch Wiedergaben von<br />

Meisterwerken in handlichem Format und zu erschwinglichem Preis wurden<br />

Kunstwerke in Form von Kupferstichen einem vergleichsweise breiten Publikum<br />

zugänglich gemacht. Daneben entstanden bevorzugt Allegorien, Jahreszeiten-<br />

Darstellungen, Jagd- und Genreszenen und vor allem frei erfundenes Rocaille-<br />

1047 (Detail)<br />

1047 (Detail)<br />

Ornament, die als Vorlagen für kunsthandwerkliche Arbeiten jeglicher Couleur<br />

weite Verbreitung fanden. Nicht nur Gold-, Silber und Zinnschmiede, sondern auch<br />

Porzellanmaler bedienten sich der Augsburger Vorlagen, und nicht zuletzt geschickte<br />

Graveure, die in Zusammenarbeit mit Kunstschreinern kunstvolle Möbel dekorierten.<br />

Die Darstellungen von Tieren in lebensnaher Umgebung, die höchst realistisch im<br />

Sprung begriffen sind, in rasendem Lauf fliehen oder kämpfen waren die Domäne<br />

von Johann Elias Ridinger (1698-1767). Sein umfangreiches Oeuvre wurde im 19.<br />

Jahrhundert mehrmals neu aufgelegt.<br />

Als verfeinert im Geschmack, kombiniert mit Rocaille-Kartuschen sind die höfischen<br />

Jagdszenen zu werten. Vertreter dieser Richtung waren Jeremias Wachsmuth<br />

(1711-1771) und Johann Wolfgang Baumgartner (1712-1761). In Waldlandschaften<br />

oder auf sanften Hügeln mit Schlossarchitekturen im Hintergrund illustrieren die<br />

Szenen den Alltag der höfischen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts. Ihr war das<br />

Jagdprivileg vorbehalten, was zu Folge hatte, dass ihr auch der Genuss von Fleisch<br />

vorbehalten war. Ideenreich werden kleine Jagdappercus mit Schäferszenen durchmischt.<br />

Typisch ist die Art der Rahmung: C-Bögen, wellige Muschelränder,<br />

Rocaillen und pavillonartige Räume mit einem Spalier aus Gitterwerk flankieren<br />

die drei mittleren Reserven.<br />

Der Stil und die Entwicklung des Rokoko-Möbels in Franken wurden durch die<br />

Grossaufträge für die Innenausstattung der Würzburger Residenz bestimmt, die in<br />

mehreren Etappen zusammengetragen und ergänzt wurde. Eine der bedeutendsten<br />

Werkstätten um 1730/40 war jene von G.A. Guthmann, urkundlich belegt ab<br />

1735. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich bei G.A. Guthmann um einen<br />

ursprünglich aus München angeworbenen Kunstschreiner, der mit drei seiner<br />

Familienangehörigen in Würzburg tätig war. Seine Werke zeigen den Einfluss der<br />

bayrischen Metropole und von F. Cuvilliés (1695-1768). Seine Formensprache<br />

muss als prachtvolle und lokal angepasste Weiterentwicklung der französischen<br />

Hof<strong>möbel</strong> verstanden werden, die in den 1730er und 40er Jahren in die Residenz<br />

geliefert wurden und auf die lokalen Handwerker einen grossen Einfluss ausübten.<br />

Die an sich bereits neuen „Münchner“ Formen und Schnitzereien entwickelten sich<br />

im Würzburger Raum weiter. Der sehr eigenwillige Stil, geprägt von der Opulenz der<br />

französischen Régence und der Verspieltheit der Münchner Werke, wurde auf qualitativ<br />

hohem Niveau angewandt.<br />

Lit.: H. Kreisel, Die Kunst des deutschen Möbels - Spätbarock und Rokoko,<br />

München 1970; II, S. 189-202. A. Gonzales-Palacios, Europäische Möbelkunst -<br />

Deutschland, München 1975; S. 49-52.<br />

Wir danken Frau Dr. H.Graf, München, für die kunsthistorischen Hinweise zu<br />

dieser Losnr.<br />

CHF 80 000.- / 140 000.-<br />

(€ 50 300.- / 88 100.-)<br />

Siehe Abb.


MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 25<br />

1047


26<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1048<br />

SPIEGEL, Louis XV, von J.F. FUNK (Johann Friedrich Funk, 1706<br />

Bern 1775), Bern um 1770.<br />

Holz durchbrochen und reich beschnitzt mit Kartuschen, Blumen,<br />

Blättern und Zierfries sowie vergoldet. Rechteckiger, gewulsteter<br />

Rahmen mit markant durchbrochenem Kartuschenaufsatz. Zweigeteiltes<br />

Spiegelglas. H 155 cm, B 90 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

1048 1049<br />

J.F. Funk entstammte einer berühmten Berner Kunsthandwerker-Familie und<br />

war der Bruder des Ebenisten Mathäus Funk. Anfang der 1720er Jahre wurde<br />

J.F. Funk von seinem Vater in eine Bildhauer-Lehre geschickt. Wo genau er die<br />

Ausbildung absolvierte, weiss man nicht, sicher ist nur, dass er während seiner<br />

Gesellenzeit u.a. in Genf tätig war - ein Vertrag aus dem Jahr 1730 belegt<br />

seine Arbeit am Landhaus Lullin und erwähnt ihn als „Jean Friedrich Founk<br />

sculpteur“. Ende 1731 richtete er eine Werkstatt in Bern ein, wo er bald als<br />

wohlerfahrener Bildhauer bekannt war. Ein Jahr später erhielt er von der<br />

„Burgerkammer“ die Erlaubnis, in Bern Wohnsitz zu nehmen, womit die<br />

Voraussetzungen erfüllt waren, Aufträge zu erhalten. Nach dem „Roten<br />

Löwen“, dem Hauszeichen der Zunft zu Mittellöwen, folgte ein hochbedeutender<br />

Auftrag des Rates von Bern, nämlich die Schaffung eines neuen Thrones<br />

für das Haupt der Republik im Rathaus. In der Zeit zwischen 1740 und 1750<br />

war J.F. Funk besonders produktiv; es gelang ihm, als Bildschnitzer und<br />

Spiegelhändler zur württembergischen Spiegelfabrik in Stuttgart, einer fürstlichen<br />

Institution, so gute Kontakte zu knüpfen, dass er 1742 das Monopol für<br />

den Verkauf von Glas und Spiegelglas für die Schweiz erhielt. Von grosser<br />

künstlerischer Bedeutung für J.F. Funk und seine Werkstatt war der Aufenthalt<br />

des berühmten Bildhauers und Stukkateurs Johann August Nahl, der von 1746<br />

bis 1755 in Bern tätig war. Sein Einfluss auf das Funk-Atelier ist unverkennbar.<br />

Die zahlreichen Werke, die im folgenden Vierteljahrhundert entstanden<br />

und weit über Bern hinaus bekannt und beliebt waren, bezeugen die grosse<br />

Bedeutung des Betriebes.<br />

Lit.: H. von Fischer, Die Kunsthandwerker-Familie Funk im 18. Jahrhundert,<br />

Bern 1961. Ibid., Fonck.a.Berne, Bern 2001 (biogr. Angaben).<br />

CHF 7 000.- / 12 000.-<br />

(€ 4 400.- / 7 500.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1049<br />

SPIEGEL, Louis XV, J.F. FUNK (Johann Friedrich Funk, 1706 Bern<br />

1775) zuzuschreiben, Bern, 18. Jh.<br />

Holz durchbrochen und fein beschnitzt mit Muscheln, Blättern<br />

und Zierfries sowie vergoldet. Mehrfach profilierter Rahmen mit<br />

Giebelabschluss und Blätterkartusche. Zweigeteiltes Spiegelglas. H<br />

175 cm, B 76 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

CHF 6 000.- / 10 000.-<br />

(€ 3 800.- / 6 300.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1050*<br />

KOMMODE, Louis XV, von M. FUNK (Mathäus Funk, Murten<br />

1697-1783 Bern), Bern um 1760.<br />

Nussbaum und -wurzelmaser gefriest. Geschweifter, trapezförmiger<br />

Korpus mit vorstehenden vorderen Eckstollen auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. In der Mitte gebauchte Front<br />

mit 2 Schubladen. Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete<br />

Bronzebeschläge und -sabots. Mehrfach profilierte „Oberhasli“-Marmorplatte.<br />

111x60x87 cm.<br />

M. Funk entstammte einer berühmten Berner Kunsthandwerker-Familie. Seine<br />

etwa acht Jahre dauernde Gesellenzeit als Ebenist verbrachte er unter anderem<br />

in Frankfurt am Main und Paris; 1724 kehrte er nach Bern zurück, wo er von<br />

der „Burgerkammer“ die Erlaubnis erhielt, in der Stadt als „kunstreicher Ebenist<br />

und Vergolder“ Wohnsitz zu nehmen. Ein Jahr später heiratete er die Tochter<br />

eines Tuchmachers und Färbers, Maria Magdalena Wäber. Zusammen mit<br />

anderen Familienmitgliedern, Johann Friedrich - Bildhauer und -schnitzer - und<br />

Daniel Beat Ludwig - Uhrmacher -, führte Mathäus Funk in Bern eine florierende<br />

Werkstatt, die im gesamten deutschsprachigen Raum für herausragende<br />

Werke bekannt war und nicht nur Einzelstücke, sondern auch ganze Hauseinrichtungen<br />

lieferte; man denke an das sog. „Blaue Haus“ in Basel. Funks Notorietät<br />

lässt sich auch daran erkennen, dass in seiner Werkstatt Gesellen aus<br />

verschiedenen Regionen des deutschen Reiches und aus Schweden arbeiteten.<br />

CHF 80 000.- / 140 000.-<br />

(€ 50 300.- / 88 100.-)<br />

Siehe Abb.


1050


28<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1051<br />

CARILLON-UHR, sog. „bracket clock“, Régence, das Zifferblatt<br />

und Werk sign. JOHN BUSHMAN LONDON (tätig um 1700), das<br />

Gehäuse wohl Augsburg, um 1710.<br />

Ebenholz, Messing, Horn und Zinn graviert sowie fein eingelegt<br />

mit rotem Schildpatt; Engelsfiguren, Blumen, Blätter und Zierfries.<br />

Rechteckiges Gehäuse mit durchbrochenem, pagodenförmigem<br />

Kranz und frei stehenden Ecksäulen, auf gewulstetem Sockel<br />

mit durchbrochenen Volutenfüssen. Versilberter Bronzezifferring<br />

mit arabischen Minuten- und römischen Stundenzahlen sowie<br />

Datumsfenster und Weckerscheibe. Fein graviertes Spindelwerk<br />

mit Schnecke und Darmseite für 1/2-Stundenschlag auf 6 Glocken.<br />

Repetition auf Anfrage. Kurzer Hinterpendel. Zu überholen.<br />

38x26x63 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Zürich.<br />

Feine Uhr von hoher Qualität.<br />

1051 (Werk)<br />

Eine ähnliche „bracket clock“ ist Bestand der Sammlungen von Schloss<br />

Fasanerie, Hessen (Inventarnr. WO U 8028). Weitere analoge Stutzuhren sind<br />

Bestand der Sammlungen N. Langmaid in Washington.<br />

John Bushman, der eigentlich Johann Buschmann hiess, wurde 1661 in<br />

Augsburg geboren wurde; er war Spross einer dort ansässigen, bedeutenden<br />

Uhrmacherdynastie. Es ist anzunehmen, dass Bushman zu Beginn der 1680er<br />

Jahre nach London übersiedelte und 1687 in die Gilde der „Clockmakers<br />

Company“ aufgenommen wurde, wo er bis etwa 1710 Mitglied war.<br />

Lit: A. Dobler / M. Müller, Gehäuse der Zeit - Uhren aus fünf Jahrhunderten<br />

im Besitz der Hessischen Hausstiftung, Ausstellungskatalog 25.5 bis<br />

31.10.2003, Fulda 2002; S. 38-41 (mit Abb. der Stutzuhr aus der Fasanerie<br />

und biogr. Angaben).<br />

CHF 25 000.- / 45 000.-<br />

(€ 15 700.- / 28 300.-)<br />

Siehe Abb.


1051<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 29


30<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1052<br />

1052*<br />

FAUTEUIL „A LA REINE“, Louis XV, wohl nach Vorlagen des R.<br />

ADAM (Robert Adam, Edinburgh 1728-1792 London), England, 18. Jh.<br />

Holz ausserordentlich reich beschnitzt mit Blumen, Kartuschen,<br />

Blättern und Zierfries sowie vergoldet. Geschweifter, trapezförmiger<br />

Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen.<br />

Flache, s-förmig eingezogene Rückenlehne mit ausladenden<br />

Armlehnen auf geschweiften -stützen. Defekter, beiger Seidenbezug<br />

mit Blumenmuster. 60x58x52x100 cm.<br />

CHF 3 500.- / 5 500.-<br />

(€ 2 200.- / 3 500.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1053*<br />

ECKAUFSATZ-ENCOIGNURE, Barock, Niederlande um 1740.<br />

Mahagoni und diverse Edelhölzer beschnitzt sowie ausserordentlich<br />

reich eingelegt mit Perlmutt; Blumen, Blätter, Filets und<br />

Zierfries. Viertelkreisrunder Korpus mit fein beschnitztem, jochförmig<br />

abschliessendem Kranz auf gekehltem Sockel mit Stollenfüssen.<br />

Eintüriges Unterteil mit markanten, volutenförmigen<br />

Ecklisenen. Entsprechender, eintüriger Aufsatz. 100x68x210 cm.<br />

CHF 28 000.- / 48 000.-<br />

(€ 17 600.- / 30 200.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1054<br />

1 PAAR HIMMELS- UND ERDGLOBEN, George III, sign. G.<br />

ADAMS LONDON (1750-1795), England, 2. Hälfte 18. Jh.<br />

Der Erdglobus bez. BRITANNIARUM REGI AUGUSTISSIMO,<br />

GEORGIO TERTIO. SCIENTIARUM CULTORI PARITER ET PRAES-<br />

IDIO GLOBUM HUNC TERRESTREM. OMNES HACTENUX<br />

EXPLORA OS TERRARUM TRACTUS, AD OBSERVATIONES NAVI-<br />

GANTIUM ITINERANTIUM, ET ALTRONOMORUM RECENTIO-<br />

RES ACCURATISSIME DESCRIPTOS EXHIBENTEM, GRATI ANIMI<br />

ET PIETATIS MONUMENTUM, DDQ, OMNI CULTU ET OFFICIO<br />

DEVINCTIMIMUS G. ADAMS, LONDINI APAD G. ADAMS ARTI-<br />

FICEM RE(..)UM, INVICO FLEETSTREET. Der Himmelglobus bez.<br />

BRITANNIARUM REGI AUGUSTISSIMO, GEORGIO TERTIO.<br />

AFRONOMORUM PARRONO MUR DIVENTISSIMO, CELEBER-<br />

RIMO NOVAM ET EMENDATIOREM CAELI IMAGINEM, SYDERA<br />

APUD, AFRICAE PROMANTORIO AUFI(..)ALE NUPERRIME<br />

OBSERVATA, STELLAS CATALOGI FLAMIEDIANI UNIVERSAS<br />

VERE EXPERIMENTEM, GRATI ANIMI ET PIETATIS MONUMEN-<br />

1053<br />

TUM, DDQ, ONMI CULTU ET OFFICIO DEVINCTISSIMUS,<br />

LONDINI APAD G. ADAMS (..) INVICO FLEETSTREET. Mit 2<br />

Vermessungsringen. Auf Mahagoni-Dreibein mit schuhleistenförmigen<br />

Füssen. H 92 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

Ein analoger, ebenfalls signierter Himmelsglobus ist Bestand der Sammlungen<br />

von J. Lanman, Yale (Inventarnr. 28).<br />

Himmelsgloben entstanden vor den Erdgloben. Bereits in der griechischen und<br />

römischen Antike werden sie in zeitgenössischen Quellen erwähnt; Cicero<br />

schreibt in seinem Traktat „De Republica“ über Archimedes und dessen Arbeit<br />

mit Himmelsgloben. Den ersten Erdglobus fertigte aller Wahrscheinlichkeit<br />

nach Kratos von Mallos ca. 150 v. Chr. Nach dem Untergang des römischen<br />

Imperiums wurden die Erdgloben vor allem von Geographen und<br />

Wissenschaftern der arabischen Welt gefertigt, verwendet und im 15.<br />

Jahrhundert in Europa wieder eingeführt. Im deutschen Reich galt die Stadt<br />

Nürnberg als bedeutendstes Zentrum für die Fertigung von Globen. Quellen<br />

erwähnen einen Himmelsglobus des Mathematikers Nikolas von Cusa (1401-<br />

1464). Der älteste noch bekannte Erdglobus wurde von Martin Behaim (1459-<br />

1506) gefertigt, er beschrieb die Erde vor den Entdeckungen des C. Kolumbus.<br />

Ab dem 16. Jahrhundert waren es vor allem die grossen Seefahrernationen -<br />

Niederlande, Spanien, Portugal und England - welche die damals genauesten<br />

Globen herstellten, wobei im 18. Jahrhundert die englischen Kartographen als<br />

die versiertesten ihres Faches galten.<br />

Das Atelier von George Adams, des wohl bedeutendsten Produzenten wissenschaftlicher<br />

Instrumente der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, wurde 1735<br />

unter dem Namen Tycho-Brahe’s Head in der Londoner Fleet Street gegründet,<br />

ursprünglich zur Herstellung astronomischer Globen, und kurz danach von<br />

weiteren wissenschaftlichen Ausrüstungen. Adams philosophische Instrumente<br />

waren teilweise Bestand der Sammlungen von König George III. Nach dem Tod<br />

des Gründers übernahm der Sohn George Adams Jr. (1750-1795) das<br />

Unternehmen. Schon bald wurde eine beträchtliche Anzahl bedeutender<br />

Schriften über Mikroskopie, Geographie, Astronomie und Physik herausgegeben.<br />

Nach dem Tod von Geroge Jr. kaufte sein Bruder Dudley das gesamte<br />

Lager und behielt den Firmennamen bis 1830 bei. Zu Beginn wurden alle<br />

Instrumente mit dem Herstellungsdatum versehen, nach 1760 jedoch nur noch<br />

mit dem Namen „G. Adams London“. Eine genaue Datierung ist somit - wie<br />

bei unseren Globen - schwierig.<br />

CHF 40 000.- / 70 000.-<br />

(€ 25 200.- / 44 000.-)<br />

Siehe Abb.


MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 31<br />

1054


32<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1056<br />

1055<br />

1055<br />

FOLGE VON 8 STÜHLEN, Frühbarock, Venedig, 18. Jh.<br />

Nussbaum profiliert und beschnitzt mit Voluten und Zierfries.<br />

Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit vorderen Kartuschen-<br />

und hinteren Volutenbeinen. Hohe, flache, rechteckige und ganz<br />

überpolsterte Rückenlehne. Beiger Stoffbezug mit Blumen und<br />

Blättern. 54x38x51x114 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Privatbesitz, Genf.<br />

- Auktion Galerie <strong>Koller</strong> Zürich am 8.12.2000 (Katalognr. 1482).<br />

- Privatbesitz, Lugano.<br />

Feine Folge in sehr gutem, restauriertem Erhaltungszustand.<br />

Lit.: M. Cera, Il mobile italiano, Mailand 1983; S. 204 (Abb. 357, ein nahezu<br />

modellogleicher Stuhl).<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 12 600.- / 18 900.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1056<br />

SPIEGEL, Louis XV, Italien um 1740/50.<br />

Holz durchbrochen und reich beschnitzt mit Kartuschen, Blumen,<br />

Blättern und Zierfries sowie mit Resten der alten Vergoldung.<br />

Rechteckiger, profilierter Rahmen mit markant durchbrochenem<br />

Kartuschenaufsatz. H 158 cm, B 105 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

CHF 6 000.- / 10 000.-<br />

(€ 3 800.- / 6 300.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1057<br />

TISCH, Barock, Venedig um 1730.<br />

Nussbaum profiliert. Rechteckiges, randprofiliertes Blatt auf gerader<br />

Zarge mit durch geschweiften H-Steg verbundenen Volutenbeinen<br />

auf Bocksfüssen. 118x58x76 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />

Für Angaben zum venezianischen Kunsthandwerk siehe auch die Fussnote der<br />

Katalognr. 1072.<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 9 400.- / 15 700.-)<br />

Siehe Abb.


1058*<br />

BÜSTE DES CARACALLA, Spätbarock, Rom, 19. Jh.<br />

„Carrara“- und brauner Marmor. Auf späterem, grau/weiss gesprenkeltem<br />

Rundsockel. H 85 cm.<br />

Expressive Büste von hoher Qualität.<br />

Caracalla wurde am 4. April 188 n.Chr. in Lugdunum (Lyon) als Sohn des<br />

Septimus Severus und der Iulia Domna geboren. Als der Vater Imperator geworden<br />

war, ernannte er seinen Sohn 195 oder 196 zum Caesar (Prinz und<br />

designierten Nachfolger) und änderte dessen Namen in Marcus Aurelius<br />

Antonius, um so der fiktiven Selbstadoption seiner Familie in die des verstorbenen<br />

Kaisers Marcus Aurelius Ausdruck zu verleihen. Zwei Jahre später<br />

wurde Caracalla Mitherrscher, der jüngere Bruder Septimus Geta wurde<br />

Caesar. 201 erklärte man Caracalla im Alter von 15 Jahren für mündig. Gegen<br />

seinen Willen musste er 202 die Tochter des Praefectus Praetorio Plautianus<br />

(Befehlshaber der kaiserlichen Garde der Prätorianer) Fulvia Plautilla heiraten.<br />

Schon zu dieser Zeit wurde der Hass zwischen Caracalla und Geta deutlich.<br />

205 liess Caracalla seinen Schwiegervater ermorden und seine Frau<br />

Fulvia aus Rom verbannen. Zusammen mit der Familie folgte er dem Vater<br />

Septimus Severus drei Jahre später nach Britannien, wo Geta ebenfalls zum<br />

„Augustus“ und somit zum Mitherrscher ernannt wurde - was Caracallas<br />

Plänen absolut zuwider lief. Nach dem Tod des Severus 211 in Eburacum<br />

traten Caracalla und Geta die Nachfolge an. Der Krieg in Britannien wurde<br />

durch einen Friedensvertrag beendet, die Familie kehrte nach Rom zurück, wo<br />

Caracalla zuerst seine Frau, danach auch seinen Bruder ermorden und an<br />

seinen mutmasslichen Gegnern (die Quellen erzählen von 20000 Personen)<br />

ein grausames Strafgericht vollziehen liess. Nun errichtete der brutale Kaiser<br />

eine Terrorherrschaft, gestützt auf die von ihm verwöhnte und ebenso gewalttätige<br />

Armee. 212 erliess er die Verordnung „Constitutio Antoniniana“, die<br />

allen Einwohnern des Reiches römisches Bürgerrecht verlieh. Caracalla erhoffte<br />

sich dadurch höhere Steuereinnamen, die er für die Realisierung seines<br />

Traumes benötigte - ein Reich, wie Alexander der Grosse es erschaffen hatte.<br />

Ab 213 bekämpfte Caracalla den germanischen Stammesverband der<br />

Alamannen, 214 begann der grossangelegte Feldzug gegen die Parther. Das<br />

Jahr 215 verging mit Verhandlungen mit dem Parther König, dessen Tochter<br />

Caracalla zur Frau nehmen wollte, um das ersehnte Grossreich zu verwirklichen.<br />

Im Frühjahr 216 begann der Krieg gegen Syrien. Am 8. April 217 wurde<br />

Caracalla auf dem Weg nach Carrhae in Mesopotamien auf Veranlassung des<br />

Gardepräfekten Marcus Opellius Macrinus ermordet.<br />

CHF 25 000.- / 45 000.-<br />

(€ 15 700.- / 28 300.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1057<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 33<br />

1058


34<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1059<br />

BETBANK, Barock, Lombardei um 1740/50.<br />

Nussbaum und Palisander gefries sowie teils ebonisiert und ausserordentlich<br />

fein eingelegt mit graviertem Elfenbein; „Die Flucht<br />

der Heiligen Familie“ und „Die Anbetung der 3 Könige“. Geschweiftes,<br />

trapezförmiges und vorstehendes Blatt auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit Volutenstütze und mehrfach geschweifter Kniestütze<br />

auf ausgeschnittenem Sockel. Front mit 1 Schublade.<br />

Bronzeknopf. H 90 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />

Ausserordentlich feine Betbank von bestechender Qualität und Eleganz, die<br />

sich in der Formensprache an venezianischen Arbeiten orientiert, jedoch aufgrund<br />

der feinen Elfenbeinmarketerie dem lombardischen Raum zugeschrieben<br />

werden muss.<br />

Lit.: M. Cera, Il mobile italiano, Mailand 1983; S. 101 (Abb. 150, eine sehr<br />

ähnliche, venezianische Betbank).<br />

1059 (Detail)<br />

CHF 25 000.- / 45 000.-<br />

(€ 15 700.- / 28 300.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1059 (Detail)<br />

1060<br />

1 PAAR GEFASSTE HÄNGEKONSOLEN, Barock, Norditalien um<br />

1740.<br />

Holz durchbrochen und reich beschnitzt mit Blumen, Blättern<br />

und Zierfies sowie weiss gefasst und teilweise vergoldet.<br />

Geschweifte, trapezförmige, „en faux malachite“ gefasste Platte<br />

auf durchbrochener Zarge mit Volutenstützen und durchbrochener<br />

Wandplatte. Bestossungen. 66x40x69 cm.<br />

Provenienz: Adelsbesitz, Tessin.<br />

1060 (1 Paar)<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 1 900.- / 3 100.-)<br />

Siehe Abb.


1059<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 35


36<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1061 (Folge von 4)<br />

1061<br />

FOLGE VON 4 GROSSEN SPIEGELAPPLIKEN, Louis XV, Norditalien<br />

um 1745/50.<br />

Holz durchbrochen und reich beschnitzt mit Kartuschen, Blumen,<br />

Blättern und Zierfries sowie vergoldet. Rechteckiger, profilierter<br />

und ver<strong>spiegel</strong>ter Doppelrahmen mit ver<strong>spiegel</strong>tem Kartuschenaufsatz<br />

und 3 geschweiften Lichtarmen mit blätterförmigem<br />

Tropfteller und vasenförmiger Tülle. Etwas zu überholen. H 127<br />

cm, B 66 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

CHF 12 000.- / 20 000.-<br />

(€ 7 500.- / 12 600.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1062<br />

ARMLEHNSTUHL, Barock, in der Art von A. BRUSTOLON<br />

(Andrea Brustolon, 1662 Belluno 1732), Venedig um 1730.<br />

Nussbaum fein beschnitzt mit Figuren, Tatzen und Zierfries. Trapezförmiger<br />

Sitz auf gerader Zarge mit geschweiften, durch Kreuzsteg<br />

verbundenen Beinen auf Tatzenfüssen. Flache, jochförmig<br />

abschliessende Rückenlehne mit geschweiften Armlehnen, mit<br />

liegenden Putti beschmückt, auf markanten Mohrenstützen. Hellgrüner<br />

Veloursbezug. 75x60x45x120 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Nachlass Zöllner, Risch.<br />

- Auktion Galerie <strong>Koller</strong> am 2.12.1999 (Katalognr. 1559).<br />

- Privatbesitz, Lugano.<br />

Lit.: W. Terni de Gregory, Vecchi mobili italiani, Mailand 1981; S. 115 (Abb.<br />

100, der Fauteuil von A. Brustolon, heute Bestand der Sammlungen des Museo<br />

Ca’Rezzonico in Venedig).<br />

CHF 9 000.- / 14 000.-<br />

(€ 5 700.- / 8 800.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1063<br />

1 PAAR SPIEGEL, Louis XV, Italien um 1760.<br />

Holz vergoldet und beschnitzt mit Muschel, Blumen, Kartuschen,<br />

Voluten und Zierfries. Trapezförmiger Rahmen mit markantem,<br />

durchbrochenem Muschelaufsatz. Reparaturen und Fehlstellen. H<br />

95 cm, B 48 cm.<br />

CHF 5 000.- / 7 000.-<br />

(€ 3 100.- / 4 400.-)<br />

1062<br />

1064<br />

1 PAAR SCHREIBKOMMODEN, Barock, Lombardei um 1740.<br />

Nussbaum und -wurzelmaser gefriest sowie mit Reserven eingelegt.<br />

Allseitig bombierter Korpus mit vorstehenden vorderen Eckstollen<br />

auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen.<br />

Schräge, aufklappbare Schreibplatte über mehrfach bombiertem<br />

Unterteil mit 3 Schubladen, die unteren breiter und ohne Traverse.<br />

Inneneinteilung mit 4 Schubladen auf 2 Reihen. Darüber zurückgesetzte<br />

schmale Kopfschublade. Bronzebeschläge und teils<br />

ersetzte Holzknöpfe. 117x56x(offen 88)x117 cm.<br />

Provenienz: Adelsbesitz, Tessin.<br />

Eine nahezu identische Schreibkommode ist abgebildet in: M. Cera, Il mobile<br />

italiano, Mailand 1983; S. 116 (Abb. 180).<br />

Die aussergewöhnlich starke Bombierung des Möbels und das feine<br />

Wurzelmaserfurnier zeigen die Formensprache der lombardischen Ebenisten<br />

in exemplarischer Weise. Eine analoge Kommode ist abgebildet in: A.<br />

Gonzales-Palacios, Europäische Möbelkunst - Italien, 16.-18. Jahrhundert,<br />

München 1975; S. 71 (Abb. 90).<br />

Mit der Eroberung der Lombardei durch österreichische Truppen 1714 erlebte<br />

das lokale Kunsthandwerk eine neue Blüte. Die zentrale Lage der Region liess<br />

verschiedene Einflüsse aus Frankreich, Ligurien und Venedig zusammenschmelzen<br />

und sich zu einem „neuen Ganzen“ weiterentwickeln, dessen<br />

Markenzeichen markante Formgebung mit starker Bombierung des Korpusses,<br />

feine Furniere mit Vorliebe für Wurzelmaser, geschweifte Früchteholz-Reserven<br />

und elegant geschweifte Volutenbeine waren.<br />

Lit.: M. Cera, Il mobile italiano, Mailand 1983; S. 61-67 (Abb. analoger<br />

Kommoden). A. Disertori / A.M. Necchi-Disertori, Il mobile del settecento -<br />

Italia; Novara 1985; S. 70-75 (Abb. ähnlicher Kommoden).<br />

CHF 40 000.- / 70 000.-<br />

(€ 25 200.- / 44 000.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1065<br />

1 PAAR SPIEGELAPPLIKEN, Barock, Norditalien um 1750.<br />

Holz durchbrochen und beschnitzt mit Kartuschen, Blättern und<br />

Zierfries sowie vergoldet. Wappenförmiger Rahmen mit markantem<br />

Kartuschenaufsatz und 2 geschweiften Lichtarmen mit breitem<br />

Tropfteller. Geschliffenes Spiegelglas. H 114 cm.<br />

CHF 5 000.- / 9 000.-<br />

(€ 3 100.- / 5 700.-)


1064


38<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1067 (1 Paar)<br />

1066<br />

1066<br />

FOLGE VON 4 PORTE-TORCHEREN „AUX BUSTES DE FEM-<br />

MES“, Régence, wohl Norditalien, 18./19. Jh.<br />

Holz ausserordentlich fein beschnitzt mit weiblichen Büsten,<br />

Blättern und Zierfries sowie vergoldet. Mehrfach geschweiftes<br />

Blatt auf blätterbeschmücktem Schaft mit weiblicher Büste und<br />

markantem Volutendreifuss. Fehlstellen. H 123 cm.<br />

Provenienz: Adelsbesitz, Tessin.<br />

Elegant konzipierte und gefertigte Lichtträger.<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 12 600.- / 18 900.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1067<br />

1 PAAR WANDLEUCHTER, Barock, Norditalien, 18. Jh.<br />

Holz durchbrochen, beschnitzt und vergoldet. Fein durchbrochene<br />

Wandplatte mit breitem Tropfteller. H 110 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />

CHF 6 000.- / 10 000.-<br />

(€ 3 800.- / 6 300.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1068<br />

LESEPULT, sog. „leggio“, Louis XV, Venedig um 1740.<br />

Holz ausserordentlich fein beschnitzt mit Kartuschen, Blättern und<br />

Zierfries. Geschweiftes, zusammenklappbares Gestell mit geprägter<br />

Lederplatte auf markanten Volutenstützen. 60x72x160 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />

Lesepult von seltener Ausformung, bestechender Qualität und Eleganz.<br />

Lit.: M. Cera, Il mobile italiano, Mailand 1983; S. 259 (mit Abb. ähnlicher<br />

Lesepulte).<br />

Für Angaben zum venezianischen Kunsthandwerk siehe auch die Fussnote der<br />

Katalognr. 1072.<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 9 400.- / 15 700.-)<br />

Siehe Abb.


1068<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 39


40<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1069<br />

KOMMODE, Louis XV, Neapel um 1760.<br />

Rosenholz, Palisander und diverse Edelhölzer gefriest sowie eingelegt<br />

mit Faltsternen, Filets und Zierfries. Geschweifter, trapezförmiger<br />

Korpus mit vorstehenden vorderen Eckstollen auf wellig<br />

ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. In der Mitte<br />

gebauchte Front mit 2 Schubladen. Mehrfach profilierte „Giallo di<br />

Siena“-Platte. 145x68x96 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />

1070<br />

1069<br />

Feine Kommode in sehr gutem Erhaltungszustand.<br />

Die relativ kleine neapolitanische Oberschicht - von 220000 Einwohnern<br />

konnten sich nur ca. 300 als sog. „benestanti“ bezeichnen - manifestierte ihren<br />

Reichtum mit einer Vielzahl von Aufträgen für hochwertiges, teures<br />

Mobiliar. Französische Prunk<strong>möbel</strong> dienten als Vorbilder, welche von den<br />

Ebenisten der Vesuvstadt zu eigenständigen Modellen weiterentwickelt wurden.<br />

Markenzeichen dieser „lokalen“ Modelle waren feine Marketerie mit<br />

Zentralrosette, elegante Bronzebeschläge und Zierfriese.<br />

Lit.: A. Disertori / A.M. Necchi-Disertori, Il mobile del settecento - Italia,<br />

Novara 1985; S. 85-92 (Angaben zur Entwicklung des neapolitanischen<br />

Kunsthandwerks). M. Cera, Il mobile italiano, Mailand 1983; S. 64 (Abb. 64,<br />

eine sehr ähnliche Kommode).<br />

CHF 45 000.- / 75 000.-<br />

(€ 28 300.- / 47 200.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1070<br />

KONSOLE, Barock, Norditalien um 1750.<br />

Holz reich beschnitzt mit Blumen, Blättern, Kartuschen und Zierfries<br />

sowie vergoldet. Trapezförmige, markant vorstehende und<br />

randprofilierte Platte „en faux marbre“ auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit durch geschweiften H-Steg verbundenen Volutenbeinen.<br />

106x41x83 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />

CHF 5 000.- / 9 000.-<br />

(€ 3 100.- / 5 700.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1071<br />

SPIEGEL, Louis XV, Italien, 18. Jh.<br />

Holz durchbrochen und fein beschnitzt mit Kartuschen, Blättern<br />

und Zierfries sowie vergoldet. Rechteckiger, profilierter Rahmen<br />

mit durchbrochenem, ver<strong>spiegel</strong>tem Kartuschenaufsatz. H 100<br />

cm, B 72 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 1 900.- / 3 100.-)


1072<br />

PRUNK-KONSOLE, Barock, Venedig um 1740.<br />

Nussbaum und -wurzelmaser sowie Edelhölzer gefriest und mit<br />

feinem Bandelwerk eingelegt. Markant geschweiftes, trapezförmiges<br />

und vorstehendes Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

durch geschweiften Steg verbundenen Volutenbeinen auf Kugelfüssen.<br />

In der Mitte gebauchte Front mit 1 Schublade. 184x68x84 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />

Hochbedeutende Konsole von perfekter Qualität und Eleganz, die hohe<br />

Handwerkskunst venezianischer Ebenisten in exemplarischer Weise evidenzierend.<br />

Militärische Konflikte auf See und in den norditalienischen Regionen, die den<br />

finanziellen „declino“ der Lagunenstadt einläuteten, standen in krassem<br />

Widerspruch zur kulturellen Blüte, die duch das rigorose Zunftwesen garantiert<br />

wurde. Das lokale Kunsthandwerk wurde genauestens organisiert, strukturiert<br />

und in verschiedene Sparten eingeteilt: „marangoni di noghera“<br />

(Hersteller von Massivholz<strong>möbel</strong>n), „marangoni di coaze“ (Bestandteil-<br />

Schnitzer), „intaiadori“, „tapezzieri“, „bolzeri“, „doratori“, „vetrai“, „specchieri“<br />

und vor allem „depentori“ (Lackierer von Luxus<strong>möbel</strong>n). Durch diese<br />

straffe Einteilung war eine grosse Produktion auf hohem Niveau möglich, sie<br />

verunmöglicht jedoch die Identifizierung der Objekte bzw. deren Zuschreibung<br />

an ein bestimmtes Atelier oder einen Künstler. Die eigentliche Spezialität der<br />

Kunsthandwerker von Venedig waren die als einmalig zu bezeichnenden „intagli“<br />

- wohl auch bedingt durch die hochwertige, berühmte Schiffsproduktion<br />

mit reichen Schnitzereien -, fein lackierte und geschnitzte Möbel, ausserordentlich<br />

originelle und eigenständige Formen- und Dekorationssprache und eine<br />

qualitativ hochwertige Ausführung.<br />

Lit.: M. Griffo, Il mobile del seicento - Italia, Novara 1985; S. 33-43 (allg.<br />

Angaben zur Entwicklung des venezianischen Möbels im 17./18.<br />

Jahrhundert).<br />

CHF 50 000.- / 90 000.-<br />

(€ 31 400.- / 56 600.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1073<br />

PRUNK-SPIEGEL, Régence, wohl Turin um 1730.<br />

Holz durchbrochen und reich beschnitzt mit Maskaron, Kartuschen,<br />

Blättern und Zierfries sowie vergoldet. Rechteckiger, profilierter<br />

Rahmen mit markantem, durchbrochenem und ver<strong>spiegel</strong>tem Maskaronenaufsatz.<br />

Etwas zu überholen. H 208 cm, B 120 cm.<br />

Provenienz: Adelsbesitz, Tessin.<br />

CHF 8 000.- / 14 000.-<br />

(€ 5 000.- / 8 800.-)<br />

1072<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 41<br />

1074*<br />

1 PAAR KERZENSTÖCKE, späte Régence, wohl Norditalien, 19. Jh.<br />

Bronze. Balusterförmiger Schaft mit breitem Tropfteller auf profiliertem,<br />

mehrpassigem Rundfuss. H 24 cm.<br />

1075<br />

CHF 800.- / 1 200.-<br />

(€ 500.- / 800.-)<br />

1075<br />

SALONTISCH, Louis XV, wohl Norditalien um 1760.<br />

Nussbaum reich beschnitzt mit Kartuschen, Blättern und Zierfries.<br />

Rechteckige, ersetzte und profilierte, gelb/grau gesprenkelte<br />

Marmorplatte auf wellig ausgeschnittener Zarge mit markant<br />

geschweiften Beinen. 77x55x75 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />

CHF 6 000.- / 10 000.-<br />

(€ 3 800.- / 6 300.-)<br />

Siehe Abb.


42<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1076<br />

FOLGE VON 8 GEFASSTEN KOMBINATIONSSTÜHLEN, sog.<br />

„chaises d‘orangerie“, Louis XV-Stil, Norditalien.<br />

Nussbaum moulüriert und grün/rosa gefasst. Geschweifter, trapezförmiger<br />

Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />

Beinen. Flache, jochförmig abschliessende und abklappbare, den<br />

Fauteuil zum Hocker umfunktionierende Rückenlehne mit ausladenden<br />

Armlehnen auf geschweiften -stützen. Polychromer Seidenbezug<br />

mit exotischen Vögeln und Blumen. 68x45x44x90 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

Elegante Folge mit eigenwilliger Ausformung.<br />

Passend zu Katalognr. 1077.<br />

1077 (Folge von 8)<br />

CHF 4 000.- / 7 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 400.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1076<br />

1077<br />

FOLGE VON 8 TIEFEN GEFASSTEN TISCHEN, Louis XV-Stil,<br />

Norditalien.<br />

Nussbaum moulüriert und grün/blau gefasst. Geschweifte, rechteckige<br />

und vorstehende, „en faux marbre“ gefasste Platte auf wellig<br />

ausgeschnittener Zarge mit kurzen, geschweiften Beinen.<br />

59x38x26 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

Passend zu Katalognr. 1076.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 900.- / 1 600.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1078<br />

1 PAAR GEFASSTE KOMMODEN, Louis XV, Genua, 18. Jh., die<br />

Fassung später.<br />

Holz allseitig gefasst; auf hellblauem Fond polychrome Chinoiserien<br />

mit Pagoden- und Figurenstaffage. Markant geschweifter,<br />

trapezförmiger Korpus mit vorstehenden vorderen Eckstollen auf<br />

wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. In der<br />

Mitte gebauchte Front mit 2 Schubladen. Ersetzte, vergoldete<br />

Bronzebeschläge und -sabots. Mehrfach profilierte, ersetzte<br />

„Brèche Violette“-Platte. Leicht unterschiedliche Masse, ca.<br />

145x64x92 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

ür Angaben zu Genueser Möbeln siehe auch die Fussnote der Katalognr.<br />

1279.<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 12 600.- / 18 900.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1079<br />

1 PAAR APPLIKEN, späte Régence, Paris, 18./19. Jh.<br />

Bronze. Wandplatte in Form einer weiblichen bzw. männlichen<br />

Halbfigur mit 2 geschweiften Lichtarmen, auf Konsolensockel. H<br />

49 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 1 000.- / 1 500.-<br />

(€ 600.- / 900.-)


1078


44<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1080*<br />

BUREAU MAZARIN, Louis XIV, von T. HACHE (Thomas Hache, 1721<br />

„Ebéniste et Garde des Meubles de Monseigneur le Duc d’Orléans“),<br />

Paris um 1710.<br />

Nussbaum, -wurzelmaser und diverse Obsthölzer gefriest sowie ausserordentlich<br />

fein eingelegt mit Blumen, Blättern, Kartuschen, Rocaillen,<br />

Bandelwerk und Zierfries. Rechteckiges, in profilierten Messingstab<br />

gefasstes Blatt auf gerader Zarge mit 8 durch 2 geschweifte Kreuzstege<br />

verbundenen Vierkantbeinen auf Zwiebelfüssen. Architektonisch<br />

gegliederte Front mit schmaler Zentralschublade über eingezogenem<br />

Fach, flankiert von je 3 übereinander liegenden Schubladen. Bronzebeschläge.<br />

116x69x80 cm.<br />

Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />

Das „bureau Mazarin“ kann als Schreibtisch als Vorläufer der vierbeinigen eleganten,<br />

leichter wirkenden Bureau-Plats der Régence bezeichnet werden.<br />

Kardinal Mazarin (1602-1662), Nachfolger von Richelieu am französischen Hof<br />

und in den 1650er Jahren politischer „Architekt“ der Vormachtstellung Frankreichs<br />

in Europa, gab diesem Möbel seinen Namen. Vermutlich war er einer der ersten, die<br />

einen Tisch von solcher Form besassen.<br />

Neben den namhaften Pariser Ateliers gehört jenes der Hache in Grenoble, gegründet<br />

durch Thomas Hache zu Beginn des 18. Jahrhunderts, zu den produktivsten<br />

und hervorragendsten französischen Werkstätten für Kunstschreinerei. Sowohl<br />

Thomas (1721) wie auch sein Sohn Pierre (1757) und sein Enkel Jean-François (ca.<br />

1770) erhielten die hohe Auszeichnung eines „Ebéniste et Garde (des Meubles) de<br />

Monseigneur le Duc d’Orléans“. Es finden sich zahlreiche, leicht unterschiedliche<br />

Signaturen, auf Grund derer der eigentliche Ebenist eruiert werden kann; vor allem<br />

die an den Schubladen fixierten Etiketten sind zu erwähnen, welche die grosse<br />

1081<br />

1080 (Blattl)<br />

Produktion dieser Dynastie offenbart: „A Grenoble, Hache fils, Ebéniste de<br />

Monseigneur le Duc d’Orléans, fait et vend toutes sortes d’ouvrages de Marqueterie<br />

en bois des Indes et autres de pays, loupes et racines de toutes couleurs; comme<br />

Bureaux, Secrétaires, Encoignures, Bibliothèques, Commodes à dessus de marbre,<br />

Tables de jeux de toutes espèce, pliantes et autres à Trictrac, Tablettes à livres,<br />

Coffrets, Ecritoires, Cabarets, Trictracs et Damiers, Chiffonières et Toilettes pour<br />

Dames, de tout prix, et autres ouvrages d’Ebénisterie, propres à faire des présents“.<br />

Trotz der geographischen Nähe zu Italien orientierten sich die Hache an den königlichen<br />

Werken der französischen Metropole, um ihre eigene, lokale Formensprache<br />

zu finden; die ausserordentlich elegante, leichte Formgebung, die sorgfältige<br />

Furnierwahl und die Verwendung von hauptsächlich heimischen Hölzern der<br />

Dauphiné zeugen vom Pariser Einfluss. Die zahlreichen Hölzer - Amboina, Thuya,<br />

Nussbaum, Esche, Ahorn, Maulbeerbaum, Sykomore und Zitronenbaum - zierten<br />

die meist mit Wurzelmaser gestaltete Grundstruktur der Möbel. Die Wurzelmaser<br />

mit seinem sehr lebendigen Erscheinungsbild stellte nicht nur eine für die Hache<br />

typische Holzwahl dar, sondern auch eine markante visuelle Bereicherung des<br />

Möbels, das somit nicht auf aufwendige Bronzebeschläge angewiesen war.<br />

Die genauere Aufgabenverteilung innerhalb des Ateliers der Hache konnte durch die<br />

neueste Forschung in wichtigen Ansätzen eruiert werden. Pierre und Jean-François<br />

wirkten in der gleichen Familienunternehmung. Es gilt heute jedoch als gesichert,<br />

dass Jean-François ab ca. 1745 einen selbständigen Weg einzuschlagen begann.<br />

Beide bedeutenden Meister hatten ihre eigenen persönlichen Mitarbeiter. Jean-<br />

François reiste in den Jahren 1755/56 mehrfach nach Paris und verbrachte dort<br />

einen mehrmonatigen Aufenthalt im Atelier des berühmten „Ebéniste du Roi“ Jean-<br />

François Oeben. Dessen Einfluss ist in den Werken von Jean-François markant ersichtlich,<br />

vor allem in der Entwicklung der Blumen- und Girlandenmarketerie der<br />

Möbel um 1760. In diese Zeit ist auch der eigentliche „Durchbruch“ von Jean-<br />

François innerhalb des familiären Unternehmens zu datieren. Vater und Sohn<br />

hatten wohl eine intern getrennte Buchführung, die übereinstimmend mit dem<br />

gleichzeitigen Gebrauch des Stempels HACHE A GRENOBLE und HACHE FILS A<br />

GRENOBLE lief. 1770 lieferten sie dem Präsidenten V. de la Tour ein bedeutendes<br />

Zylinderbureau (ehemals Sammlung der Gräfin D. de Bonvouloir), dessen heute<br />

noch erhaltene Rechnung von beiden Meistern signiert ist - vom Vater in der<br />

Eigenschaft des Schreiners, vom Sohn in jener des Kunsttischlers.<br />

Lit.: M. Clerc, Hache Ebénistes à Grenoble, Grenoble 1997; S. 12-68 (biogr.<br />

Angaben). R. Fonvieille, La dynastie des Hache, Grenoble 1974 (biogr. Angaben).<br />

CHF 90 000.- / 140 000.-<br />

(€ 56 600.- / 88 100.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1081*<br />

1 PAAR GEFASSTE STÜHLE, Louis XV, Würzburg um 1760.<br />

Holz profiliert und rot/gold gefasst. Geschweifter, trapezförmiger<br />

Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen.<br />

Flache, durchbrochene und jochförmig abschliessende Rückenlehne.<br />

Joncbezug. Etwas zu überholen. 49x38x47x101 cm.<br />

CHF 1 200.- / 1 800.-<br />

(€ 800.- / 1 100.-)<br />

Siehe Abb.


1080


46<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1082<br />

KONSOLE, Régence, wohl nach Vorlagen von F. CUVILLIES (François<br />

Cuvilliés, 1695-1768), München um 1730.<br />

Holz durchbrochen und ausserordentlich fein beschnitzt mit<br />

Maskaronen, Kartuschen, Blumen, Blättern und Zierfries sowie<br />

vergoldet. Geschweifte, mehrfach profilierte „Griotte Rouge“-<br />

Platte auf durchbrochener Zarge mit durch Steg verbundenen<br />

Volutenstützen, auf späterer Sockelplatte. 158x51x94 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

Feine Konsole von perfekter Qualität und Eleganz, welche die eigenständige<br />

Formensprache der bayerischen Hofkunst offenbart.<br />

Das Münchner Rokoko orientierte sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />

fast ausschliesslich an Pariser Hof<strong>möbel</strong>n. Es ist daher nicht erstaunlich, dass<br />

zahlreiche Prunk<strong>möbel</strong> der Münchner Residenz Werke der französischen<br />

Meister wie C. Cressent, A.B. Gaudreaux, B. Van Risenburgh, P. Migeon und<br />

P.F. Carel waren.<br />

Mit Vorlagen und Zeichnungen des Wallonen F. Cuvilliés, der ab 1716 für das<br />

Münchner Baubüro tätig war, erlebte die bayrische Metropole einen künstlerischen<br />

Höhepunkt, dessen Erzeugnisse durch neue Formgebung und Dekoration<br />

den Pariser Werken in nichts nachstanden. Die Möbel, ursprünglich als Teile einer<br />

gesamten Raumausstattung konzipiert, zeichnen sich durch grosszügige, elegante<br />

Formgebung und ausserordentlich kräftige, naturalistische Schnitzerei aus.<br />

1083<br />

1082<br />

Lit.: H. Kreisel, Die Kunst des deutschen Möbels - Spätbarock und Rokoko,<br />

München 1970; II, S. 168-182 (Abb. 434 und 435, die Konsolen aus New York<br />

und München). B. Langer / A. von Württemberg, Die Residenz München II -<br />

die deutschen Möbel des 16. bis 18. Jahrhunderts, München 1996; S. 139f.<br />

(die erwähnte Prunkkonsole) und S. 155-159 (die Münchner Konsolen).<br />

CHF 25 000.- / 45 000.-<br />

(€ 15 700.- / 28 300.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1083<br />

KLEINES OHRENCANAPE, Régence, Paris um 1730.<br />

Buche fein beschnitzt mit Muscheln, Kartuschen und Blättern.<br />

Trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

geschweiften Beinen. Flache, ganz überpolsterte und jochförmig<br />

abschliessende Rückenlehne mit seitlichen Ohren, direkt in die<br />

ebenfalls ganz überpolsterten Armlehnen und -stützen übergehend.<br />

Beiger Stoffbezug. Sitzkissen. 130x57x49x114 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

CHF 4 000.- / 7 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 400.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1084<br />

SPIEGEL „AUX DRAGONS“, Régence, Paris um 1740.<br />

Holz durchbrochen und ausserordentlich reich beschnitzt mit<br />

Drachen, Kartuschen, Blumen, Blättern und Zierfries sowie vergoldet.<br />

Geschweifter, rechteckiger Doppelrahmen mit ver<strong>spiegel</strong>tem,<br />

durchbrochenem Kartuschenaufsatz. Zweigeteiltes Spiegelglas. H<br />

187 cm, B 113 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

Ein nahezu identischer Spiegel wurde bei Christie’s New York am 18.10.2002<br />

(Katalognr. 589) verkauft. Ein weiterer Spiegel mit identischem Kartuschenmotiv<br />

ist Bestand der Sammlungen des Palazzo Pitti in Florenz.<br />

Lit.: E. Colle, I mobili di Palazzo Pitti - Il primo periodo Lorenese 1737-1799,<br />

Florenz 1992; S. 148 (Nr. 76, der erwähnte Spiegel - leider geben die Inventare<br />

keine genaue Angaben darüber, wo der Spiegel erworben wurde).<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 9 400.- / 15 700.-)<br />

Siehe Abb.


1084


48<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1085<br />

1 PAAR GROSSE FAUTEUILS „A LA REINE“, Régence, aus einer<br />

Pariser Meisterwerkstatt, um 1730/40.<br />

Buche moulüriert und ausserordentlich fein beschnitzt mit Muscheln,<br />

Blättern, Kartuschen und Zierfries sowie vergoldet. Geschweifter, trapezförmiger<br />

Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />

Beinen. Flache, jochförmig abschliessende Rückenlehne mit gepolsterten<br />

Armlehnen auf geschweiften -stützen. Bordeauxroter Veloursbezug<br />

mit dekorativem Nagelbeschlag. 70x59x48x103 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

Hochbedeutendes Paar von perfekter Qualität und Eleganz, in sehr gutem<br />

Erhaltungszustand.<br />

Ein Paar Fauteuils mit sehr ähnlich gestalteten Rückenlehnen wurde bei Christie’s<br />

New York am 22.5.2002 (Katalognr. 450) verkauft. Im Katalogtext wird zudem<br />

angemerkt, dass die Qualität dieser Fauteuils, obwohl nicht mehr eruierbar, auf M.<br />

Cresson oder J.B. Tilliard hinweisen. Ein in Formgebung und Schnitzerei ähnliches<br />

Paar aus der Sammlung M. Ségoura in Paris wurde in unserer Juni-Auktion 1998<br />

(Katalognr. 1060) und in unserer Dezember-Auktion 2006 (Katalognr. 1084) verkauft.<br />

Ab ca. 1720 entwickelten sich die Fauteuils in ihrer Form „solennelle et monumentale“<br />

zu leichter wirkenden, bequemeren Modellen mit breiterem Sitz. Zur gleichen<br />

Zeit wurden verschiedene neue Typen von Sitz<strong>möbel</strong>n erschaffen, wie z.B. die<br />

Bergère und die „vovelle“; es tauchten neue Elemente in den Gestell-Schnitzereien<br />

auf. G. Janneau beschreibt sie wie folgt: „A partir de 1725 s’élabore, à son tour, un<br />

répertoire nouveau, formé de coquilles de fantaisie, de feston-nages ondés...<br />

c’étaient les ornements rocailles.“<br />

Lit.: G. Janneau, Le mobilier français - les sièges, Lüttich o.J.: S. 545-561. B.G.B.<br />

Pallot, Le mobilier du Musée du Louvre, Beaumes-les-Dames 1993; II, S. 45-47<br />

und 54f. (mit Abb. verschiedener Fauteuils).<br />

1085 (verso)<br />

CHF 30 000.- / 50 000.-<br />

(€ 18 900.- / 31 400.-)<br />

Siehe Abb.


1085


50<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1086<br />

SPIEGEL „AUX BUSTES D’INDIENS“, Régence, Paris um 1740.<br />

Holz durchbrochen und ausserordentlich reich beschnitzt mit<br />

Indianerbüsten, Kartuschen, Blumen, Blättern und Zierfries sowie<br />

vergoldet. Geschweifter, ver<strong>spiegel</strong>ter Doppelrahmen mit durchbrochenem<br />

und ver<strong>spiegel</strong>tem Kartuschenaufsatz. Zweigeteiltes<br />

Spiegelglas. H 175 cm, B 100 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

1086 1087 (Detail)<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 9 400.- / 15 700.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1087<br />

GROSSER MITTELTISCH „AU MASCARON“, sog. „table à<br />

gibier“, Régence, aus einer Pariser Meisterwerkstatt, wohl nach<br />

Entwürfen von J.B.H. TORO (Jean Bernard Honoré Turreau, gen.<br />

Toro, Toulon 1672-1731 Paris), um 1730.<br />

Holz durchbrochen und ausserordentlich fein beschnitzt mit<br />

1087 (Detail)<br />

Maskaronen, Delphinköpfen, Kartuschen, Blumen, Blättern und<br />

Zierfries sowie vergoldet. Rechteckige, mehrfach profilierte, grau/<br />

rosa gesprenkelte Marmorplatte mit abgerundeten Ecken auf wellig<br />

ausgeschnittener und durchbrochener Zarge mit durch Kreuzsteg<br />

verbundenen Volutenbeinen mit Delphinfüssen. Vergoldung<br />

teils zu restaurieren. 158x76x85 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

Konsole von hoher Qualität und mit herausragender Schnitzereiarbeit.<br />

Unser Möbel zeigt in exemplarischer Weise den Stil der Régence während des<br />

Übergangs vom für die Louis XIV-Epoche typischen, stark architektonischen<br />

Aufbau mit geraden, monumentalen Formen zu den eleganteren, leichteren<br />

Schweifungen. Die Weiterentwicklung dieser Formensprache läutete in den<br />

darauffolgenden Jahrzehnten den „style Louis XV“ ein.<br />

J.B.H. Turreau, gen. Toro, war der Sohn von Pierre Turreau, eines im<br />

Bildhauer-Atelier des Arsenals von Toulon tätigen Schnitzers, und lernte sein<br />

Handwerk beim Vater und im Arsenal. Um 1695 reiste Turreau nach Aix, wo<br />

er zahlreiche Möbel für verschiedene „Hôtels“ fertigte. Etwa zehn Jahre später<br />

arbeitete er unter anderem für den Präsidenten François de Boyer in Avignon.<br />

1717 kehrte Turreau nach Toulon zurück, wo er ab 1718 als „maître entretenu“<br />

das Bildhauer-Atelier des Arsenals leitete. Da er aber das gleiche Gehalt<br />

wie sein Vorgänger verlangte, wurde ihm der Auftrag zur Anfertigung von<br />

Entwürfen entzogen. In einem Schreiben an den Marineminister rühmte der<br />

Intendant von Toulon 1728 Turreau als einen der tüchtigsten französischen<br />

Bildhauer, bezeichnete ihn aber auch als Mann „capricieux et fantasque“, der<br />

grosse Ansprüche erhebe.<br />

Turreau war nicht nur als Schnitzer und Bildhauer tätig, er zeichnete auch<br />

unzählige Ornamentblätter und Entwürfe für Möbel und war vor allem für<br />

seine fantasievollen Fabeltiere und Maskaronen bekannt.<br />

Lit.: A. Ponte, Il mobile del settecento - Francia, Novara 1985; S. 13 und 16<br />

(mit Abb. ähnlicher Konsolen). Thieme/Becker, Leipzig 1999; 33/34, S. 499<br />

(biogr. Angaben).<br />

CHF 30 000.- / 50 000.-<br />

(€ 18 900.- / 31 400.-)<br />

Siehe Abb.


1087


52<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1088<br />

LIEGEBETT, sog. „duchesse en bâteau“, Régence, Paris um 1740.<br />

Buche ausserordentlich reich beschnitzt mit Kartuschen, Blumen,<br />

Blättern und Zierfries. Ovaler Sitz auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit kurzen, geschweiften Beinen. Flache, jochförmig<br />

abschliessende Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf<br />

geschweiften -stützen. Tiefere, ebenfalls jochförmig abschliessende<br />

Fusslehne. Joncbezug. Braunes Seidensitzkissen mit stilisiertem<br />

Blumenmotiv. 145x70x37x97 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

(Château de Vincy; Südansicht)<br />

1088<br />

Sehr bedeutendes, ausserordentlich seltenes Liegebett von perfekter Qualität<br />

und Eleganz. Eine sehr ähnliche Duchesse ist abgebildet in: M. Jarry / P.<br />

Devinoy, Le siège français, Fribourg 1973; S. 71 (Abb. 62 und 63).<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 12 600.- / 18 900.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1089<br />

1 PAAR JARDINIEREN, Régence, Paris um 1730/40.<br />

Olivgrüner, gelb/braun gesprenkelter Marmor. Ovaler Gefässkörper<br />

mit godronierter Wandung, auf kanneliertem, profiliertem<br />

Rundfuss. 47x29x24 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

Ausserordentlich feines, höchst dekoratives Paar.<br />

CHF 100 000.- / 150 000.-<br />

(€ 62 900.- / 94 300.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1090*<br />

KLEINER ARBEITSTISCH, Louis XV, Paris um 1760.<br />

Rosenholz gefriest sowie mit Reserven und Filets eingelegt. Rechteckiges,<br />

vorstehendes, mit rotem, goldgepresstem Leder bezogenes<br />

und randgefasstes Blatt auf bogenförmig ausgeschnittener Zarge<br />

mit hohen, geschweiften Beinen. Seitlich 1 Schublade. Bronzebeschläge<br />

und -sabots. 63x40x67 cm.<br />

CHF 1 800.- / 2 800.-<br />

(€ 1 100.- / 1 800.-)<br />

1091*<br />

1 PAAR GROSSE APPLIKEN, späte Régence, Frankreich, 19. Jh.<br />

Bronze matt- und glanzvergoldet. Geschweifte Wandplatte mit 3<br />

geschweiften Lichtarmen mit blätterförmigem Tropfteller und<br />

blütenförmiger Tülle. H 61 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung, Deutschland.<br />

CHF 2 500.- / 4 500.-<br />

(€ 1 600.- / 2 800.-)


1089


54<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1092<br />

VERDURE, Régence, Frankreich um 1700.<br />

Darstellung eines Reihers und Jagdhundes in idealisierter Wald-<br />

und Flusslandschaft, im Hintergrund Stadt. Blumen- und Blätterbordüre.<br />

Etwas ausgebleicht. H 250, B 458 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

1093<br />

CHF 8 000.- / 14 000.-<br />

(€ 5 000.- / 8 800.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1093*<br />

KOMMODE „EN TOMBEAU“, Régence, Paris um 1730.<br />

Veilchenholz und Palisander gefriest sowie mit Reserven und<br />

Filets eingelegt. Alleseitig bombierter, rechteckiger Korpus mit<br />

vorstehenden vorderen Eckstollen auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. In der Mitte markant gebauchte<br />

Front mit 3 Schubladen, die oberste zweigeteilt. Reiche, matt- und<br />

glanzvergoldete Bronzebeschläge. Profilierte „Bleu turquin“-Platte.<br />

Restaurationen. 138x48x85 cm.<br />

CHF 24 000.- / 36 000.-<br />

(€ 15 100.- / 22 600.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1094<br />

1 PAAR BRONZEGRUPPEN, späte Régence, nach Vorlagen des<br />

GIANBOLOGNA (Giovanni di Bologna, Douai 1529-1608 Florenz),<br />

Paris, 19. Jh.<br />

1092<br />

Bronze brüniert. Auf Hengst sitzender bärtiger Mann, eine junge<br />

Sabinerin raubend, bzw. der Kentaur Nessus, Deianeira entführend.<br />

Auf oktogonalem Holzsockel mit Messingeinlagen und<br />

Bronzefüssen. H 41 bzw. 43 cm, mit Sockel 51 bzw. 53 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

Auf dem Weg zu ihrem Freund Keyx erreichten Herkules und seine Gemahlin<br />

Deianeira die Ufer des reissenden Flusses Euenos, der für die junge Frau nicht<br />

zu überqueren war. Der Kentaur Nessus, welcher am Gestade wohnte, bot dem<br />

Paar seine Hilfe an. Herkules übergab ihm die ängstliche Deianeira und schritt<br />

voran in die Fluten. Da hörte er seine Gemahlin schreien, drehte sich um und<br />

sah, dass Nessus über Deianeira herfiel. Zornig über die schändliche Tat<br />

spannte Herkules seinen Bogen, schoss dem Centauren erst einen vergifteten<br />

Pfeil in den Rücken und erschlug ihn dann mit seiner Keule.<br />

Stetig wuchs die junge Stadt Rom, die Romulus 753 gegründet hatte. Bald jedoch<br />

wurde es offenbar, dass es dem Staate an Frauen fehlte. So schickte<br />

Romulus Gesandte in die Nachbarstädte, mit der Bitte um Bündnisse und<br />

Eheschliessungen, doch vergebens. Da kam er auf die Idee, ein Fest auszurichten<br />

und die Nachbarvölker dazu einzuladen. Begierig, die neue Stadt zu sehen,<br />

strömten die Menschen herbei, besonders die Sabiner kamen in grosser Zahl.<br />

Dann begannen die Spiele, und auf ein Zeichen von Romulus ergriffen die<br />

jungen Römer die sabinischen Frauen und schleppen sie fort. Dies geschah so<br />

schnell und überraschend, dass niemand Widerstand leisten konnte. Romulus<br />

versichterte den Frauen, dass sie ordnungsgemäss verheiratet würden und in<br />

den Genuss aller Rechte und Güter römischer Staatsbürger kämen. So besänftigt<br />

fügten sich die Sabinerinnen in ihr Schicksal. Die Familien der Geraubten<br />

jedoch rüsteten zum Krieg gegen Rom - bald befanden sich die Heere in erbittertem<br />

Kampf. Plötzlich stürzten sich die Sabinerinnen zwischen die Soldaten<br />

und flehten sie an, dem Morden ein Ende zu machen. Ihre Worte fanden<br />

Gehör, Römer und Sabiner beendeten den Krieg und schlossen ein<br />

Friedensbündnis.<br />

Giovanni di Bologna, auch Jean de Boulogne oder Gianbologna genannt,<br />

lernte bei Jacques Dubroeucq in Mons sein Handwerk und ging 1554/55 nach<br />

Italien. Danach studierte er zwei Jahre in Rom und war ab 1557 in Florenz<br />

tätig, wo er eine Werkstatt leitete, für die zahlreiche bekannte Bildhauer arbeiteten,<br />

wie z.B. Francavilla, Hans Reichle von Augsburg, Hubert Gerhart und<br />

Adriaen de Vries. Zu Gianbolognas Hauptwerken zählen der „Fliegende<br />

Merkur“ (1564), der „Raub der Sabinerinnen“ (1579), „Herkules und der<br />

Centaur“ (1599), der „Neptun-Brunnen“ (1563-67), die „Fontana dell’Isolotto“<br />

(1569-1576), Reiterdenkmäler, Klein<strong>bronzen</strong> von Tieren, Bauerngruppen und<br />

Vogelstellern.<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 6 300.- / 9 400.-)<br />

Siehe Abb.


1094


56<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1095*<br />

BUREAU-PLAT „AUX ESPAGNOLETTES“, Régence, Paris um 1730.<br />

Veilchenholz und Palisander gefriest sowie mit Reserven und<br />

Zierfries eingelegt. Rechteckiges, in profilierten Bronzestab gefasstes,<br />

leicht vorstehendes und mit braunem, goldgepresstem Leder<br />

bezogenes Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge in „contour à<br />

l’arbalète“, mit markant geschweiften Beinen. Front mit breiter<br />

Zentralschublade, flankiert von je 1 Schublade. Gleiche, jedoch<br />

blinde Einteilung auf der Rückseite. Ausserordentlich reiche, matt-<br />

und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Restaurationen<br />

und Ergänzungen. 162x81x77 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

1096<br />

CHF 30 000.- / 50 000.-<br />

(€ 18 900.- / 31 400.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1095<br />

1096<br />

KOMMODE „AUX ESPAGNOLETTES“, Régence, Paris um 1740.<br />

Nussbaum und Palisander gefriest sowie mit Reserven und Filets<br />

eingelegt. Rechteckiger Korpus mit vorstehendem, in profilierten<br />

Bronzestab gefasstem Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

kurzen, geschweiften Beinen. In der Mitte gebauchte Front mit 3<br />

Schubladen. Reiche, teils ersetzte Bronzebeschläge und -sabots.<br />

130x64x84 cm.<br />

Provenienz: Westschweizer Privatbesitz.<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 6 300.- / 9 400.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1097*<br />

1 PAAR APPLIKEN, spätes Louis XV, Paris, 18./19. Jh.<br />

Bronze matt- und glanzvergoldet. Blätterförmige Wandplatte mit<br />

2 geschweiften Lichtarmen mit blattförmigem Tropfteller und<br />

blütenförmiger Tülle. H 34 cm.<br />

Provenienz: Aus einer deutschen Sammlung.<br />

CHF 1 200.- / 1 800.-<br />

(€ 800.- / 1 100.-)<br />

1098*<br />

FAUTEUIL „EN CABRIOLET“, Louis XV, Frankreich, 18. Jh.<br />

Buche moulüriert und beschnitzt mit Blumen, Blättern und Zierfries.<br />

Hufförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

geschweiften Beinen. Eingezogene, jochförmig abschliessende<br />

Rückenlehne mit ausladenden Armlehnen auf geschweiften -stützen.<br />

Jonc-Bezug. Hellgrünes Velourssitzkissen. 57x47x44x93 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

CHF 1 200.- / 2 000.-<br />

(€ 800.- / 1 300.-)


1099<br />

1 PAAR FAUTEUILS, Régence, Paris um 1730/40.<br />

Buche reich beschnitzt mit Muscheln, Blättern und Zierfries sowie<br />

vergoldet. Trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge<br />

mit geschweiften Beinen. Flache, ganz überpolsterte und jochförmig<br />

abschliessende Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf<br />

geschweiften -stützen. Hellblau/beige gestreifter Seidenbezug.<br />

Vergoldung leicht bestossen. 69x56x42x105 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

Für Angaben zu Sitz<strong>möbel</strong>n der Régence siehe auch die Fussnote der Katalognr.<br />

1085.<br />

CHF 12 000.- / 20 000.-<br />

(€ 7 500.- / 12 600.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1100<br />

SPIEGEL „A LA TETE DE FEMME“, Régence, Paris um 1730.<br />

Holz durchbrochen und reich beschnitzt mit Frauenkopf, Blumen,<br />

Blättern, Kartuschen und Zierfries sowie vergoldet. Geschweifter,<br />

rechteckiger und ver<strong>spiegel</strong>ter Doppelrahmen mit Abschluss in<br />

Form einer Kartusche mit lächelndem Frauenkopf. Restaurationen.<br />

H 187 cm, B 117 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

CHF 12 000.- / 20 000.-<br />

(€ 7 500.- / 12 600.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1100A*<br />

KLEINE HÄNGEETAGERE, Louis XV, J.F. HACHE (Jean-François<br />

Hache, «Ebéniste et Garde (des Meubles) de Monseigneur le Duc<br />

d›Orléans», ca. 1770) zuzuschreiben, Grenoble um 1760/80.<br />

Kirsche und ebonisiertes Birnholz gefriest sowie mit stilisierten<br />

Faltsternen und Filets eingelegt. Rechteckiger Korpus mit in der<br />

Mitte gebauchter Doppeltüre mit profilierter Schlagleiste unter 2<br />

von geschweiften Wangen mit Griffaussparungen getragenen Tablaren.<br />

Bronzebeschläge. 47,5x9,5x76 cm.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 1 900.- / 3 100.-)<br />

1099<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 57<br />

1100


58<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1101*<br />

DAMENBUREAU, Louis XV, A.N. COULERU (Abraham-Nicolas<br />

Couleru, Meister 1750) zuzuschreiben, Montbéliard um 1755/60.<br />

Nussbaum, -wurzelmaser, Birke, Birne und heimische Früchtehölzer<br />

gefriest sowie fein eingelegt mit Bandelwerk, Kartuschen,<br />

Reserven und Zierfries. Geschweifter, rechteckiger Korpus auf<br />

wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Schräge,<br />

aufklappbare Schreibplatte über 3 Schubladen auf 2 Reihen.<br />

Inneneinteilung mit 3 übereinander liegenden Fächern, flankiert<br />

von je 3 stufenmässig angeordneten Schubladen unter grossem<br />

Fach. Geheimfach. Bronzebeschläge und -hänger. Etwas zu überholen.<br />

97x55x(offen 96)x105 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

1101 1102<br />

Abraham-Nicolas ist das bekannteste Mitglied der Ebenistendynastie Couleru<br />

in Montbéliard. Wie viele seiner Familienangehörigen absolvierte er zuerst<br />

eine Ausbildung als Spinnrad-Drechsler. Während eines Aufenthaltes in Paris<br />

lernte er die Marketeriekunst. Nach seiner Rückkehr eröffnete er 1746 ein<br />

Atelier in Montbéliard und erhielt die „protection“ des Duc Charles Eugène<br />

von Württemberg, was den Erfolg seines Unternehmens förderte. In den Jahren<br />

danach stellte er zahlreiche Möbel mit etwas schweren Formen, guten<br />

Proportionen und von perfekter Ausführung her - Kommoden, Sekretäre,<br />

Bureaux und Kassetten. Diese Stücke wurden von Couleru mit Marketerien in<br />

Form geometrischer Motive, geschweifter Filets, Blumen oder Stilleben verse-<br />

1103 (Carillon)<br />

hen. Sie wurden fast alle im „style Louis XV“ oder „style Transition“ gefertigt<br />

und auf der Schubladenseite signiert. 1780 zog sich A.N. Couleru aus dem<br />

Berufsleben zurück.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 189<br />

(biogr. Angaben).<br />

CHF 13 000.- / 20 000.-<br />

(€ 8 200.- / 12 600.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1102*<br />

KLEINE KOMMODE, Louis XV, sign. J.B. GALET (Jean-Baptiste<br />

Galet, Meister 1754), Paris um 1760.<br />

Rosenholz und Palisander gefriest sowie mit Reserven und Filets<br />

eingelegt. Geschweifter, trapezförmiger Korpus mit vorstehenden<br />

vorderen Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge mit kurzen,<br />

geschweiften Beinen. In der Mitte gebauchte Front mit 3 Schubladen.<br />

Vergoldete Bronzebeschläge. Profilierte „Rouge Royal“-Platte.<br />

Ergänzungen. 64x44x84 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />

J.B. Galet führte sein Atelier in der Rue du Faubourg-Saint-Antoine und genoss<br />

einen exzellenten Ruf als bedeutender Ebenist. Er fertigte sehr feine Möbel im<br />

„style Louis XV“ und in der aufkommenden Formensprache des Neo-klassizismus.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIII siècle, Paris 1989; S. 335f.<br />

(biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes français<br />

au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 136 (biogr. Angaben).<br />

CHF 12 000.- / 18 000.-<br />

(€ 7 500.- / 11 300.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1103<br />

BOULLE-PENDULE mit Carillon und Sockel, Louis XV, Neuenburg<br />

um 1750/60.<br />

Messing und koloriertes Schildpatt ausserordentlich fein eingelegt<br />

in „contre-partie“; Blumen, Blätter, Kartuschen und Zierfries.<br />

Geschweiftes Gehäuse mit Kartuschenabschluss auf sich nach<br />

unten verjüngendem Sockel. Emailzifferblatt mit römischen Minuten-<br />

und arabischen Stundenzahlen. Spindelwerk mit 4/4-Schlag<br />

auf 2 Glocken. Zugrepetition. Beim Stundenschlag ausgelöstes<br />

Glockenspiel mit 10 Glocken und 6 Melodien. 97x21x132 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

Bedeutende Pendule von perfekter Qualität, in hervorragendem Erhaltungszustand<br />

und mit fein klingendem Carillon.<br />

CHF 45 000.- / 75 000.-<br />

(€ 28 300.- / 47 200.-)<br />

Siehe Abb.


1103


60<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1105<br />

1104<br />

1104<br />

DAMENBUREAU, Louis XV, Frankreich um 1760.<br />

Veilchenholz und Palisander gefriest sowie fein eingelegt mit<br />

Diamantspitz, Rautenmuster und Zierfries. Allseitig geschweifter,<br />

rechteckiger Korpus auf wellig ausgeschnittener Zarge mit hohen,<br />

geschweiften Beinen. Front mit aufklappbarem, innen mit bordeauxrotem,<br />

goldgepresstem Leder bezogenem Blatt über 2 kleinen,<br />

nebeneinander liegenden Schubladen und breiter Schublade.<br />

Inneneinteilung mit 4 übereinander liegenden Zentralfächern,<br />

flankiert von je 3 stufenmässig angeordneten Schubladen unter<br />

Fach. Vergoldete Bronzebeschläge, -sabots und -hänger. Zum Freistellen.<br />

Ergänzungen. 94x49x(offen 82)x97 cm.<br />

Provenienz: Westschweizer Privatbesitz.<br />

CHF 10 000.- / 15 000.-<br />

(€ 6 300.- / 9 400.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1105*<br />

KLEINES CARTEL, Louis XV, sign. GILLE L’AINE A PARIS (Pierre<br />

II Gilles-Quentain, Meister 1746), Frankreich um 1760.<br />

Bronze matt- und glanzvergoldet. Kartuschenförmiges, mit<br />

Fackeln, Blumen und Blättern beschmücktes Gehäuse mit Blumenaufsatz.<br />

Emailzifferblatt mit arabischen Minuten- und römischen<br />

Stundenzahlen sowie 2 feinen Zeigern. Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag<br />

auf Glocke. 22x12x35 cm.<br />

Lit.: J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1996; S. 324 (biogr. Angaben).<br />

H.L. Tardy, Dictionnaire des horlogers français, Paris; S. 256 (biogr. Angaben).<br />

CHF 4 000.- / 7 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 400.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1106*<br />

1 PAAR KERZENSTÖCKE „AUX ENFANTS“, spätes Louis XV,<br />

Paris, 2. Hälfte 19. Jh.<br />

Bronze matt- und glanzvergoldet. Balusterförmiger, mit 3 Kindern<br />

und Kartuschen beschmückter Schaft mit vasenförmiger Tülle<br />

und mehrfach geschweiftem Rundfuss. H 26,5 cm.<br />

CHF 1 200.- / 1 800.-<br />

(€ 800.- / 1 100.-)


1107<br />

1 PAAR DECKELVASEN MIT BRONZEMONTUR, spätes Louis<br />

XV, Paris, 19. Jh.<br />

„Fleur de Pêche“-Marmor sowie matt- und glanzvergoldete Bronze.<br />

Urnenförmiger Gefässkörper mit ausladender Lippe, markanten<br />

Henkeln und rundem Deckel mit Blumenaufsatz sowie profiliertem<br />

Rundfuss, auf gestuftem, profiliertem Quadersockel. H 53 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

CHF 5 000.- / 9 000.-<br />

(€ 3 100.- / 5 700.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1108*<br />

CARTEL, spätes Louis XV, dass Zifferblatt und Werk sign.<br />

DENIERE FT DE BRONZES A PARIS (Guillaume Denière und Sohn,<br />

tätig ca. 1820-1880), Frankreich, 19. Jh.<br />

Bronze matt- und glanzvergoldet. Kartuschenförmiges, mit Blumen<br />

und Voluten beschmücktes Gehäuse. Emailzifferblatt mit arabischen<br />

Minuten- und römischen Stundenzahlen und 2 feinen Zeigern.<br />

Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. 28x16x45 cm.<br />

Guillaume Denière und sein Sohn, der den gleichen Vornamen hatte, waren<br />

Pariser Bronzetechniker und Inhaber einer bedeutenden Werkstatt für dekorative<br />

Bronzearbeiten, die sie nach eigenen oder fremden Entwürfen schufen.<br />

Vater Denière lieferte 1825 ein Bronze-Ameublement für einen Saal des landgräflichen<br />

Schlosses in Kassel, 1828 eine entsprechende Serie von Arbeiten für<br />

den Palais des Prinzen von Oranien in Brüssel. Der Sohn, dessen Werke auf<br />

der Weltausstellung in Wien (1873) und Paris (1878) allgemeine Bewunderung<br />

erregten, erhielt wiederholt bedeutende Aufträge aus dem Ausland.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 1 900.- / 3 100.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1109*<br />

1 PAAR APPLIKEN „AU CHINOIS“, spätes Louis XV, Frankreich, 19. Jh.<br />

Bronze matt- und glanzvergoldet. Geschweifte Wandplatte mit<br />

Chinesenfigur und 2 geschweiften Lichtarmen mit breitem Tropfteller<br />

und blütenförmiger Tülle. H 48 cm<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 1 900.- / 3 100.-)<br />

1107<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 61<br />

1108


62<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1110 1111<br />

1112<br />

1110*<br />

KAMINPENDULE „A L’AMOUR“, spätes Louis XV, Paris, 19. Jh.<br />

Bronze matt- und glanzvergoldet. Geschweiftes, mit Kartuschen,<br />

Voluten und Rocaillen beschmücktes Uhrgehäuse mit Volutenfüssen<br />

und auf einer Wolke sitzendem Amor als Aufsatz. Emailzifferblatt<br />

mit arabischen Minuten- und römischen Stundenzahlen<br />

sowie 2 feinen Zeigern. Pariser Werk mit 1/2-Stundenschlag auf<br />

Glocke. 26x12x49 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung, Deutschland.<br />

CHF 4 000.- / 7 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 400.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1111<br />

KAMNINPENDULE „A L’AMOUR“, spätes Louis XV, das Zifferblatt<br />

sign. CHARLES FRODSHAM PARIS (tätig um 1850/80), das<br />

Werk sign. E. COLIN & CIE PARIS (tätig in der Rue Lazare um<br />

1860/80), Paris um 1860/80.<br />

Bronze matt- und glanzvergoldet. Geschweiftes Gehäuse mit Amoraufsatz<br />

auf markanten Volutenbeinen mit geschweiftem Sockel.<br />

Emailzifferblatt mit römischen Stundenzahlen. Pariser Werk mit<br />

1/2-Stundenschlag auf Glocke. 35x20x63 cm.<br />

Provenienz: Zürcher Privatsammlung.<br />

Lit.: Tardy, Dictionnaire des horlogers francais, Paris; S. 135 (biogr. Angaben<br />

zu Colin).<br />

CHF 5 000.- / 9 000.-<br />

(€ 3 100.- / 5 700.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1112<br />

KOMBINATIONSMÖBEL, sog. „meuble d’en cas“, Transition,<br />

sign. P. ROUSSEL (Pierre Roussel, Meister 1745), Innungsstempel,<br />

Paris um 1770.<br />

Rosenholz gefriest. Rechteckiger Korpus auf bogenförmig ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. Doppeltürige Front<br />

mit Lamellenverschluss unter Kopfschublade. Vertiefte, profilierte,<br />

grau/rosa gesprenkelte Marmorplatte. Feine, vergoldete Bronzebeschläge,<br />

-sabots und -traghenkel. Zum Freistellen. Restaurationen<br />

und Ergänzungen. 49x34x105 cm.


Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

Feines, ungewöhnliches Möbel von eleganter Ausformung.<br />

Für weitere Angaben zu P. Roussel siehe auch die Fussnote der Katalognr.<br />

1185.<br />

CHF 9 000.- / 14 000.-<br />

(€ 5 700.- / 8 800.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1113<br />

1 PAAR KORBDECKENLEUCHTER, Louis XV und später, wohl<br />

Paris.<br />

Bronze und Messing sowie teils geschliffener Glas- und Kristallbehang.<br />

Korbförmiges Gestell mit 12 Lichtarmen auf 2 Ebenen und<br />

markanter Lichtkrone. Elektrifiziert. D 104 cm, H 85 cm.<br />

Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />

CHF 8 000.- / 14 000.-<br />

(€ 5 000.- / 8 800.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1114<br />

KLEINES GUERIDON, spätes Louis XV, Paris, 19. Jh.<br />

Rosenholz gefriest und eingelegt mit getönten Edelholzfilets und<br />

„en papillon“. Geschweifter, rechteckiger Korpus mit randgefasstem<br />

Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge mit hohen, geschweiften<br />

Beinen. Front mit 3 Schubladen. Vergoldete Bronzebeschläge<br />

und -sabots. Zum Freistellen. 41x32x70 cm.<br />

Provenienz: Westschweizer Privatbesitz.<br />

CHF 1 200.- / 1 800.-<br />

(€ 800.- / 1 100.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1115*<br />

1 PAAR BRONZERELIEFS, spätes Louis XV, Paris, 19. Jh.<br />

Bronze matt- und glanzvergoldet. 2 Putti als Allegorie der Musik<br />

und bildenden Künste, auf mit Samt bezogener Spanplatte montiert.<br />

H Figur 26,5 cm.<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 900.- / 1 600.-)<br />

1113<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 63<br />

1114


64<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1117<br />

1116<br />

1116<br />

KOMMODE, Louis XV, Provence um 1760.<br />

Nussbaum profiliert und fein beschnitzt mit Kartuschen und<br />

Reserven. Rechteckiger Korpus mit abgerundeten vorderen Eckstollen<br />

auf wellig ausgeschnittener Zarge mit kurzen, geschweiften<br />

Beinen. Mehrfach geschweifte Front „en arbalète“ mit 3 Schubladen.<br />

Feine, vergoldete Bronzebeschläge. Profilierte und reparierte,<br />

graue Marmorplatte. 124x61x100 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Zürich.<br />

Feine Kommode in unberührtem Erhaltungszustand.<br />

CHF 12 000.- / 20 000.-<br />

(€ 7 500.- / 12 600.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1117<br />

ENCOIGNURE, Louis XV, mit Inventarbrandstempel IRF, Paris<br />

um 1760.<br />

Rosenholz und Palisander gefriest sowie fein eingelegt mit Reserven<br />

und Filets. Viertelkreisrunder Korpus mit vorstehenden Eckstollen<br />

auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen.<br />

Doppeltürige Front mit gewulsteter Schlagleiste. Bronzebeschläge<br />

und -sabots. Mehrfach profilierte „Fleur de Pêche“-Platte. Etwas zu<br />

überholen. 72x53x93 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz, Zürich.<br />

CHF 6 000.- / 9 000.-<br />

(€ 3 800.- / 5 700.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1118*<br />

BUREAU-FAUTEUIL, Louis XV und später, Paris, 18./19. Jh.<br />

Buche moulüriert und beschnitzt mit Blumen und Blättern. Hufförmiger<br />

Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />

Beinen. Markant eingezogene, bogenförmig abschliessende<br />

Rückenlehne, direkt in die Armlehnen mit geschweiften -stützen<br />

übergehend. Hellroter Seidenbezug mit Blumen und Blättern.<br />

70x44x45x88 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 1 900.- / 3 100.-)


1119<br />

1 PAAR GROSSE FAUTEUILS „A LA REINE“, Louis XV, P. NOGA-<br />

RET (Pierre Nogaret, Meister 1745) zuzuschreiben, Lyon um 1760.<br />

Buche moulüriert und fein beschnitzt mit Blumen, Blättern und<br />

Zierfries. Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. Flache, jochförmig abschliessende<br />

Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf geschweiften<br />

-stützen. Hellbeiger „Petit Point“-Bezug mit Blumen und Blättern.<br />

66x50x43x96 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

P. Nogaret muss als einer der wichtigsten Sitz<strong>möbel</strong>hersteller bezeichnet werden,<br />

die nicht in Paris tätig waren. Er wurde in Paris geboren, verbrachte dort<br />

seine Lehrzeit und ging 1743 nach Lyon, wo er wenig später zusammen mit<br />

François Girard ein Atelier führte. Kurze Zeit darauf eröffnete Nogaret eine<br />

eigene Werkstatt; seine Sitz<strong>möbel</strong> fanden rasch höchste Anerkennung. Seine<br />

Arbeiten waren gekennzeichnet durch eine innovative Formensprache, hohe<br />

Qualität und markante Blattwerk-Schnitzerei und standen jenen aus der<br />

französischen Metropole in nichts nach.<br />

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 603ff.<br />

(biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes français<br />

au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 335f. (biogr. Angaben). B.G.B. Pallot, Le<br />

mobilier du Musée du Louvre, Dijon 1993; II, S. 197 (biogr. Angaben).<br />

CHF 4 000.- / 7 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 400.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1120<br />

GUERIDON, Louis XV, sign. N. PETIT (Nicolas Petit, Meister<br />

1761), Paris um 1760.<br />

Rosenholz und Palisander gefriest sowie mit Reserven und Filets<br />

eingelegt. Prismierte, vorstehende und in Bronzestab gefasste<br />

„Brèche d’Alep“-Platte auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />

hohen, geschweiften Beinen. Seitlich 1 Schublade. Vergoldete<br />

Bronzebeschläge und -sabots. Zum Freistellen. 54x41x70 cm.<br />

Provenienz: Westschweizer Privatbesitz.<br />

Für weitere Angaben zu N. Petit siehe auch die Fussnote der Katalognr. 1221.<br />

CHF 7 000.- / 10 000.-<br />

(€ 4 400.- / 6 300.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1119<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 65<br />

1121*<br />

KLEINES CARTEL „AU CHINOIS“, spätes Louis XV, das ältere<br />

Werk sign. MARWICK MARKHAM LONDON (tätig ca. 1725-<br />

1805), England, 18./19. Jh.<br />

Bronze matt- und glanzvergoldet. Kartuschenförmiges Gehäuse<br />

mit Chinesenaufsatz. Emailzifferblatt mit arabischen Minuten-<br />

und römischen Stundenzahlen. Fein graviertes, vergoldetes<br />

Taschenuhrwerk. 10x8x17 cm.<br />

1120<br />

CHF 1 500.- / 2 500.-<br />

(€ 900.- / 1 600.-)


66<br />

MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />

1123<br />

1122<br />

1122*<br />

1 PAAR FAUTEUILS „A LA REINE“, Louis XV, Frankreich um 1760.<br />

Nussbaum moulüriert und fein beschnitzt mit Blumen und Blättern.<br />

Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener<br />

Zarge mit geschweiften Beinen. Flache, jochförmig abschliessende<br />

Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen.<br />

Hellgrüner Veloursbezug. 67x50x47x100 cm.<br />

CHF 3 500.- / 5 500.-<br />

(€ 2 200.- / 3 500.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1123<br />

DAMENBUREAU, sog. „table de capucin“, spätes Louis XV, Paris,<br />

18./19. Jh.<br />

Veilchenholz gefriest sowie mit Reserven und Zierfries eingelegt.<br />

Rechteckiger Korpus mit aufklappbarem, randgefasstem, innen<br />

mit braunem Leder bezogenem und vorstehendem Blatt auf wellig<br />

ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Herausziehbare<br />

Inneneinteilung mit 2 übereinander liegenden Zentralfächern,<br />

flankiert von je 1 Schublade unter 2 Fächern. Zu restaurieren.<br />

49x31x(offen 48)x70 cm.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 5 000.- / 9 000.-<br />

(€ 3 100.- / 5 700.-)<br />

Siehe Abb.<br />

1124*<br />

1 PAAR APPLIKEN „AUX MASCARONS DE FEMMES“, Régence,<br />

Paris, 18. Jh.<br />

Bronze matt- und glanzvergoldet. Kartuschenförmige Wandplatte<br />

mit feinem Frauenmaskaron und markant geschweiftem Lichtarm<br />

mit breitem Tropfteller und vasenförmiger Tülle. H 15 cm.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 1 900.- / 3 100.-)

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