möbel, pendulen, bronzen, spiegel, tapisserien ... - Koller Auktionen
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1221 (Detail)<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL,<br />
TAPISSERIEN UND DEKORATIVE KUNST<br />
BEDEUTENDE AUKTION:<br />
DONNERSTAG, 22. MÄRZ 2007<br />
10.00 Uhr Katalognummern 1001-1127<br />
14.00 Uhr Katalognummern 1128-1395<br />
Teilinventar des Château de Vincy/VD<br />
mit hochbedeutendem französischem und italienischem Mobiliar<br />
des 18. Jahrhunderts<br />
sowie<br />
aus wichtigen in- und ausländischen Sammlungen<br />
Möbel und Einrichtungsgegenstände<br />
von der Renaissance bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert<br />
BEARBEITUNG:<br />
LIC. PHIL. LUCA RASCHÈR, SIGRID PFYFFER, SILVANA GHIDOLI
2<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
Um 1724 begannen die Arbeiten auf den Hügeln bei Vincy zum Bau<br />
des heutigen Château. Die «seigneurerie» war kurz zuvor von der<br />
Familie De Vasserot erworben worden, welche sich als aus Frankreich<br />
emigrierte Protestanten in den Niederlanden niederliessen und als<br />
Kaufleute ein immenses Vermögen erwirtschafteten. Nachdem der<br />
«Grand Electeur» von Brandenburg Jean de Vasserot den Titel eines<br />
Barons verliehen hatte, konnte die Familie das Anwesen unweit des<br />
Genfersees kaufen.<br />
Von der Schönheit der Landschaft verzaubert, liessen die De Vasserot<br />
nach Vorbildern der königlichen Residenzen Frankreichs ein<br />
imposantes Schloss erbauen, das schon nach kurzer Zeit als eines der<br />
schönsten Schlösser der gesamten Westschweiz galt. Bald besuchten<br />
bedeutende Persönlichkeiten des 18. Jahrhunderts das Schloss. Voltaire<br />
etwa schrieb am 28.4.1758 der Familie de Vasserot: «Quoique je sois<br />
toujours malade, je tâcherai de n’être pas un malade incommode. J’ai<br />
une grande envie de voir votre belle maison et une bien plus grande<br />
encore de faire ma cour à son aimable maître et à Madame de Vincy.»<br />
Im späten 18. Jahrhundert leitete Auguste de Vasserot die Geschicke<br />
des Schlosses mit dem riesigen Anwesen. Er liess neue und innovative<br />
Arbeiten am Schloss durchführen; die Durchsetzung klassizistischer<br />
Architektur, die Vergrösserung der Terrasse und die Ausführung<br />
zahlreicher Aufträge durch den Bildhauer Jean Jacquet aus Genf, der<br />
eine Vielzahl von Boiserien und Konsolen lieferte. A. de Vasserot<br />
blieb zeitlebens eine schillernde, gar «intrigante» Persönlichkeit, die<br />
mit folgender Anekdote skizziert werden kann: «Un jour, il invita<br />
à dîner quelques amis, avec le pasteur du village, qu’il appelait son<br />
clergé. Il devait leur faire déguster des bécasses accomodées d’une<br />
façon spéciale. Un grand plat, couvert d’une cloche, excitait l’appétit<br />
de tous les convives, quand, l’amphitryon le découvrant d’un beau<br />
geste, seule une feuille de papier se présenta à la vue des invités déçus.<br />
Il expliqua alors à ses hôtes qu’au lieu de bécasses promises, et qu’il<br />
n’avait pu se procurer, il se faisait un plaisir de leur offrir la recette<br />
pour les accomoder …» Zu Vasserots illustren Freunden gehörte auch<br />
der Duke of Kent, Vater der späteren Königin Victoria, der dem Baron<br />
zeitweise den Schlosswein abkaufte. 1881 wurde das Schloss von der<br />
Familie Delessert gekauft, welche im 18. Jahrhundert und durch das<br />
gesamte 19. Jahrhundert hindurch eine der wohlhabendsten Bankiersund<br />
Industriellenfamilien Frankreichs war.<br />
Château de Vincy<br />
1996 wurde das Château de Vincy samt den Weinbergen vom<br />
heutigen Besitzer erworben, der es gemeinsam mit seiner Gattin<br />
mit beachtlichem Aufwand und vor allem mit viel Liebe von Grund<br />
auf renovierte und prachtvoll möblierte; die Räume wurden in<br />
ihren ursprünglichen Zustand versetzt, die riesigen Kellergewölbe<br />
freigeräumt, alle Kamine wieder funktionstüchtig gemacht, die<br />
Parkettböden restauriert, die Fassaden instand gestellt. Das Anwesen<br />
erstrahlte, bereichert durch den bezaubernden Garten «dans le<br />
goût français», in einer bis anhin kaum gekannten Pracht. Eine<br />
der schönsten Schweizer Sammlungen an bedeutendem Mobiliar,<br />
Bronzen und Einrichtungsgegenständen fand darin das richtige<br />
Ambiente. Die konzeptionelle Leidenschaft der Schlossbesitzer,<br />
deren erlesener Geschmack und profundes Wissen über die<br />
höfische «joie de vivre» des 18. Jahrhunderts ermöglichten ein<br />
Wiederaufleben vergangener Epochen im Hier und Jetzt. Jeder<br />
Salon, jedes Zimmer wurde anders bemalt, tapeziert oder mit<br />
diversen Boiserien versehen, jedes Möbel, jedes Gemälde und jeder<br />
Gegenstand mit viel Sachverstand und perfektem Auge in Relation<br />
zu seiner Umgebung und teils mit wenigen modernen Gegenständen<br />
in eine spannende Kontrapunktion gebracht.<br />
Ende 2006 entschieden sich die Schlossbesitzer, ihren Wohnsitz<br />
zu verlegen und das Château zu verkaufen. Mit der perfekten<br />
Instandstellung und Möblierung schien diese Episode abgeschlossen<br />
und die Leidenschaft des Kreierens, Einrichtens, Gestaltens in<br />
neue Richtungen zu gleiten. Ein altes Stadthaus wird die neue<br />
Herausforderung, vergangenes Wohnambiente mit viel Liebe und<br />
Sachkenntnis neu zu ordnen und zu erschaffen. Die Suche nach und<br />
die Auseinandersetzung mit der vollendeten Schönheit der Räume,<br />
des Wohnens und des Seins – sprich des Lebens – geht weiter...<br />
Die Galerie <strong>Koller</strong> ist geehrt, das Teilinventar des Château de Vincy<br />
anbieten zu dürfen, und überzeugt, dass die Magie dieser stupenden<br />
Sammlung die Aufmerksamkeit und Begeisterung von Sammlern,<br />
Kennern, Museen und Liebhabern finden wird.
Around 1724 on the hills near Vincy, work began on the<br />
construction of the castle as it is today. The «seigneurerie» had<br />
been acquired shortly beforehand by the De Vasserot family, who,<br />
being Protestants, had left France and settled in The Netherlands<br />
and had generated an immense fortune as merchants. After the<br />
«Grand Electeur» of Brandenburg had granted Jean de Vasserot the<br />
title of Baron, the family was able to buy the estate not far from<br />
Lake Geneva.<br />
Enchanted by the beauty of the landscape, the De Vasserot family had<br />
an imposing castle built, modelled after the French royal residences,<br />
and which shortly was considered one of the most beautiful castles<br />
in the whole of West Switzerland. Soon, important personalities<br />
of the 18th century were visiting the castle. Voltaire for example<br />
wrote to the De Vasserot family on 28 April1758: «Quoique je sois<br />
toujours malade, je tâcherai de n’être pas un malade incommode.<br />
J’ai une grande envie de voir votre belle maison et une bien plus<br />
grande encore de faire ma cour à son aimable maître et à Madame<br />
de Vincy.»<br />
In the late 18th century Auguste de Vasserot decided the destiny of<br />
the castle with the establishment of a great estate. He had new and<br />
innovative works carried out on the castle; the use of Classical style<br />
architecture, the enlargement of the terrace and the execution of<br />
numerous contracts by the sculptor Jean Jacquet from Geneva, who<br />
supplied a large quantity of boiserie and consoles. G. de Vasserot<br />
remained throughout his life a dazzling, indeed «intriguing»<br />
personality, who can be summed up with the following anecdote:<br />
«Un jour, il invita à dîner quelques amis, avec le pasteur du village,<br />
qu’il appelait son clergé. Il devait leur faire déguster des bécasses<br />
accomodées d’une façon spéciale. Un grand plat, couvert d’une<br />
cloche, excitait l’appétit de tous les convives, quand, l’amphitryon<br />
le découvrant d’un beau geste, seule une feuille de papier se présenta<br />
à la vue des invités déçus. Il expliqua alors à ses hôtes qu’au lieu de<br />
bécasses promises, et qu’il n’avait pu se procurer, il se faisait un<br />
plaisir de leur offrir la recette pour les accomoder …» Vasserot’s<br />
illustrious friends included the Duke of Kent, father of the later<br />
Queen Victoria, who occasionally bought wines from the castle. In<br />
1881 the castle was purchased by the Delessert family, who in the<br />
18th century and throughout the whole of the 19th century were<br />
one of the most prosperous bankers and industrialists in France.<br />
Château de Vincy (Blick in den Salon)<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 3<br />
In 1996 the castle and the vineyards were acquired by the current<br />
owner: he and his wife renovated the place from the ground<br />
upwards at considerable expense and above all with great love, and<br />
furnished it splendidly; the rooms were returned to their original<br />
condition, the enormous basement vault exposed, all fireplaces<br />
made functioning again, the parquet floors restored, the facades<br />
made good. The estate, enhanced by the enchanting garden «dans<br />
le goût français», was bathed in a splendour rarely seen before.<br />
One of the most beautiful Swiss collections of important furniture,<br />
bronzes and decorations was given the setting it deserved. The<br />
concept was the passion of the castle owners, whose exquisite taste<br />
and thorough knowledge of the »joie de vivre» of the 18th century<br />
court made possible a reawakening of the past here in the present.<br />
Every salon and every room was painted differently or decorated<br />
with tapestries or boiserie; every piece of furniture, every painting<br />
and every object was placed with expert knowledge and a perfect<br />
eye in relation to its surroundings and, sometimes with a few<br />
modern objects, formed an exciting counterpoint.<br />
At the end of 2006 the owners decided to transfer their residence<br />
and to sell the castle. Having restored and furnished the place to<br />
perfection, this episode now appears to have come to a close and<br />
their passion for creating, decorating and arranging is heading in<br />
a new direction. An old town house presents the new challenge,<br />
where rooms from the past will be rearranged and recreated with<br />
expert care and knowledge. The search for and the examination of<br />
the final beauty of a space, for living and for being – that is, of life<br />
– goes on...<br />
Galerie <strong>Koller</strong> has the honour of presenting the part inventory of<br />
Château de Vincy and is certain that the magic of this marvellous<br />
collection will attract the attention and enthusiasm of collectors,<br />
connoisseurs, museums and enthusiasts.
4<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
Auktion:<br />
Donnerstag, 22. März 2007, 10.00 Uhr<br />
Katalognr. 1001-1127<br />
1002<br />
1001 (1 Paar)<br />
1001<br />
1 PAAR TÜRKLOPFER, Renaissance, Norditalien um 1600.<br />
Bronze brüniert. Maskaronbeschmückter Griff mit seitlichen<br />
weiblichen Figuren. Auf Plexiglasplatte montiert. B 24 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />
CHF 4 000.- / 7 000.-<br />
(€ 2 500.- / 4 400.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1002<br />
KLEINE BEMALTE EISENSCHATULLE, Renaissance, deutsch, 17. Jh.<br />
Eisen bemalt; die Schauseite mit Putten, der Deckel und die Seiten<br />
mit stilisierten Blumen und Blättern. Rechteckiger Korpus mit<br />
leicht vorstehendem Deckel und seitlichen Traghenkeln. Feines<br />
Eisenschloss. Dekorative Eisenzierbänder. 15x8x10 cm.<br />
Provenienz: Privatsammlung, Basel.<br />
CHF 2 500.- / 3 500.-<br />
(€ 1 600.- / 2 200.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1003*<br />
SONNENUHR, Barock, Deutschland, 18. Jh.<br />
Gravierter schwarzer Schiefer und Bronze. Quadratische Platte mit<br />
Angaben für Tageszeit und Datum sowie durchbrochenem, hochklappbarem<br />
Zeiger. 18x18 cm.<br />
CHF 1 500.- / 2 500.-<br />
(€ 900.- / 1 600.-)<br />
1004<br />
RELIEFPLAKETTE, Barock, Norditalien um 1700.<br />
Bronze brüniert. Darstellung der Heiligen 3 Könige. In fein vergoldetem,<br />
durchbrochenem Bronzerahmen. H 14 cm, B 8 cm.<br />
Provenienz: Privatsammlung, Basel.<br />
CHF 1 500.- / 2 500.-<br />
(€ 900.- / 1 600.-)
1005<br />
GROSSE EISENSOLDTRUHE, Renaissance, deutsch um 1680.<br />
Schmiedeisen. Rechteckiger Korpus mit vorstehendem Deckel und<br />
Beilade. Fein graviertes, grosses Eisenschloss und -zierbänder.<br />
97x50x46 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
CHF 5 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 100.- / 5 700.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1006<br />
EISENSOLDTRUHE, Renaissance, deutsch um 1700.<br />
Schmiedeisen. Rechteckiger Korpus mit vorstehendem Deckel. Fein<br />
graviertes, grosses Eisenschloss und -zierbänder. 77x45x45 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
CHF 4 000.- / 7 000.-<br />
(€ 2 500.- / 4 400.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1005<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 5<br />
1006
6<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1007 1008<br />
1009 (Detail)<br />
1007<br />
KLEINE BRONZEBÜSTE, Frühbarock, Norditalien, 18. Jh.<br />
Bronze brüniert. Junge Frau mit gewelltem Haar. H 8 cm.<br />
Provenienz: Privatsammlung, Basel.<br />
CHF 1 500.- / 2 500.-<br />
(€ 900.- / 1 600.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1008<br />
HIRSCH ALS KERZENSTOCK, Frühbarock, wohl deutsch, 18. Jh.<br />
Bronze brüniert. Stehender Hirsch, auf dem Rücken 1 zylindrische<br />
Tülle tragend. H 12 cm.<br />
Provenienz: Privatsammlung, Basel.<br />
CHF 2 500.- / 4 500.-<br />
(€ 1 600.- / 2 800.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1009*<br />
FIGUR EINES JÄGERS, Frühbarock, wohl Nürnberg oder Flandern,<br />
1. Hälfte 16. Jh.<br />
Gelbguss brüniert. Kniender Jäger mit Bart und fein ausgearbeiteter<br />
Jacke. H 26 cm.<br />
Provenienz: Aus einer hochbedeutenden europäischen Privatsammlung.<br />
Bedeutende und ausserordentlich seltene Figur von hoher Qualität.<br />
Ähnliche Figuren waren Bestand der Sammlungen Dr. A. Figdor in Wien und<br />
sind im Ausstellungskatalog von 1930 (Tafel 483) publiziert. Weitere Figuren<br />
sind abgebildet in: O. Falke / E. Meyer, Romanische Leuchten und Gefässe -<br />
Giessgefässe der Gotik, München o.J.; S. 88 (Abb. 527).<br />
CHF 15 000.- / 25 000.-<br />
(€ 9 400.- / 15 700.-)<br />
Siehe Abb.
1009<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 7
8<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1010<br />
1012<br />
1011<br />
1010<br />
KLEINES DECKELGEFÄSS, Renaissance, Norditalien, 17. Jh.<br />
Bronze brüniert. Runder, mit Draperie und Blumen verzierter<br />
Schalenkörper, der Deckel mit lesendem Mann als Aufsatz, auf 3<br />
markanten Karyatidenstützen. Bestossungen. H 19 cm.<br />
Provenienz: Privatsammlung, Basel.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 300.- / 1 900.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1011*<br />
KRUZIFIX, Frühbarock, wohl deutsch, 17./18. Jh.<br />
Bergkristall, Silber, Amethyst, Achat sowie grüne und blaue<br />
Schmucksteine. Mit Strahlenkranz, Drachen, Heiligenfiguren,<br />
Voluten und Zierfries beschmücktes Kruzifix auf Ovalsockel mit<br />
drachenförmigen Füssen. H 54 cm.<br />
CHF 8 000.- / 14 000.-<br />
(€ 5 000.- / 8 800.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1012<br />
KANZEL-SANDUHR, Frühbarock, monogr. MM (Michael Mann,<br />
tätig um 1600), Nürnberg um 1600.<br />
Nussbaum und -wurzelmaser profiliert und eingelegt mit Ebenholzfilets<br />
sowie fein graviertes, reliefiertes Messing. 2 Sanduhren<br />
mit Resten der alten Bemalung in käfigartigem, drehbarem<br />
Gehäuse, auf halboktogonalem, eingezogenem Sockel mit Kugelfüssen.<br />
Zu restaurieren, 2 Sanduhren fehlen. H 48 cm.<br />
Provenienz: Zürcher Privatsammlung.<br />
Die Kanzeluhren dienten vor allem dazu, in Kirchen und Gerichtssälen die<br />
Redezeit von Geistlichen und Anwälten zu begrenzen.<br />
Lit.: J. Abeler, Meister der Uhrmacherkunst, Wuppertal 1977; S. 409 (biogr.<br />
Hinweise). E. Bassermann-Jordan / H. Bertele, Uhren, Würzburg 1969, S.<br />
340f. (Angaben zur Entstehung und Entwicklung der Sanduhren) und Abb.<br />
178-182.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 1 900.- / 3 100.-)<br />
Siehe Abb.
1013<br />
SCHMUCKSCHATULLE, späte Renaissance, teils aus alten Elementen,<br />
Florenz.<br />
Holz ebonisiert und eingelegt mit roten Schildpattreserven und<br />
„Pietra Dura“. Rechteckiger Korpus mit leicht vorstehendem,<br />
innen <strong>spiegel</strong>belegtem Deckel auf gekehltem Sockel mit gequetschten<br />
Kugelfüssen. Inwendig mit blauer Seide bezogen und mit herausnehmbarem<br />
Fach. Vergoldete Bronzebeschläge. 36x32x25 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Aus einer deutschen Privatsammlung.<br />
- Auktion Galerie <strong>Koller</strong> Zürich am 9.9.1999 (Katalognr. 1525).<br />
- Privatbesitz, Lugano.<br />
Feine Schatulle von hoher Qualität.<br />
Lit.: A. Gonzales-Palacios, Il Tempo del Gusto, La Toscana e l’Italia<br />
Settentrionale, Mailand 1986; I, S. 41 und II, S. 55-65 (Abb. analoger<br />
Schatullen).<br />
CHF 5 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 100.- / 5 700.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1014*<br />
BÜSTE DES DANTE (Dante Alighieri, Florenz 1265-1321 Ravenna),<br />
Italien, 19. Jh.<br />
Bronze brüniert. Dante mit Kopfbedeckung und Hemd. Sign. A.<br />
SOMMER NAPOLI und bez. DANTES. Fehlstellen. H 31 cm.<br />
Dante Alighieri war einer der bedeutendsten italienischen Dichter und<br />
Philosophen. Wie kein anderer Dichter vor ihm stellte er die eigene Person als<br />
Liebender und Leidender, als Irrender und Lernender in den Mittelpunkt seiner<br />
Werke; zu den berühmtesten gehören die „Rime“ (ab ca. 1283), „Vita Nova“<br />
(1292-1295), „Convivio“ (ca. 1303-1306) und natürlich „Die göttliche<br />
Kommödie“, die zwischen 1307 und 1320 entstand. Sie schildert Dantes eigene<br />
Reise durch die Hölle, zum Läuterungsberg und Fegefeuer bis hin ins<br />
Paradies.<br />
CHF 1 600.- / 2 600.-<br />
(€ 1 000.- / 1 600.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1013<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 9<br />
1015*<br />
KASSETTE, Frühbarock, deutsch, 17. Jh.<br />
Holz und Eisen. Rechteckiger, allseitig mit durchbrochenen Eisenbändern<br />
beschlagener Korpus mit aufklappbarem Deckel und<br />
Traghenkeln. Schloss fehlt. 40x32x23 cm.<br />
1014<br />
CHF 6 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 800.- / 5 700.-)<br />
1016<br />
SCHREIBZEUGBEHÄLTER, Frühbarock, wohl osmanisches Reich<br />
oder Indien, 18. Jh.<br />
Messing. Schmaler Schaft mit Deckel und seitlich angebrachtem<br />
Tintenfass. L 28 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />
CHF 800.- / 1 400.-<br />
(€ 500.- / 900.-)
10<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1018<br />
1017<br />
1017*<br />
MARMORFRAGMENT, Renaissance, wohl Italien, 16./17. Jh.<br />
Weisser Marmor. Kopf eines Rindes. Bestossungen, 1 Hornspitze<br />
und 1 Ohr fehlen. 34x31 cm.<br />
CHF 4 500.- / 6 500.-<br />
(€ 2 800.- / 4 100.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1018*<br />
SKULPTUR EINER FRAU, Spätbarock, wohl Italien, 18. Jh.<br />
Weisser Marmor. Stehende junge Frau in faltenreichem Gewand auf<br />
bastionsförmigem Sockel. Bestossungen, der Kopf fehlt. H 112 cm.<br />
CHF 6 500.- / 9 500.-<br />
(€ 4 100.- / 6 000.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1019<br />
BEMALTE EISENUHR MIT MONDPHASE UND SOCKEL, Barock,<br />
Friesland, 18. Jh.<br />
Portalförmige Wandplatte mit durchbrochenem Kranz und seitlichen<br />
Sirenen auf gekehltem Sockel. Rechteckiges Uhrgehäuse mit<br />
durchbrochenem Fronton und seitlichen Sirenen auf hohen, stilisierten<br />
Kreiselfüssen. Bemalter Zifferring mit arabischen Minuten-<br />
und römischen Stundenzahlen sowie Datum, darüber Mondphasenfenster.<br />
Feines Spindel- und Weckerwerk mit Eisenrädern und<br />
1/2-Stundenschlag auf 2 Glocken sowie Wecker. Wandplatte<br />
83x40x28 cm, Uhr 33x15x48 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />
CHF 6 000.- / 10 000.-<br />
(€ 3 800.- / 6 300.-)
1020*<br />
TAPISSERIE, flämisch um 1680.<br />
Darstellung des Alexander beim Einzug in eine eroberte Stadt, mit<br />
reicher Figurenstaffage. H 242 cm, B 345 cm.<br />
Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />
Alexander der Grosse gehört zu den bedeutendsten historischen Persönlichkeiten;<br />
er veränderte in seinem kurzen Leben in den Gebieten der Kultur, Religion, des<br />
Handels und der Kriegführung die östliche und somit auch die westliche Welt<br />
erheblich. Er wurde 356 v. Chr. als Sohn des makedonischen Königs Philipp II.<br />
und Olympias, einer epeirotischen Prinzessin, geboren. Seine Kindheit war<br />
geprägt von der Abwesenheit seines Vaters, der ständig auf Kriegszügen gegen<br />
die Hellenen und Barbaren war.<br />
In der Schlacht bei Chäronea (338 v. Chr.) bewährte Alexander sich zum ersten<br />
Mal als Soldat und besiegte die griechischen Truppen. Zwei Jahre später<br />
wurde Philipp II. von Pausanias, dem Anführer seiner persönlichen Leibgarde,<br />
ermordet, und Alexander von der makedonischen Heeresversammlung als<br />
Alexander III. zum König ausgerufen, womit er gleichzeitig griechischer<br />
Hegemon war. Die Griechen anerkannten ihn als Leiter des Korinthischen<br />
Bundes. Von der harten Hand Philipps befreit, glaubten die Griechen und<br />
Barbaren, die makedonische Herrschaft los zu werden. Doch Alexander zog<br />
mit überraschender Schnelligkeit gegen die Aufständischen, organisierte auf<br />
beeindruckende Weise seine Truppen, unterwarf Illyrer, Triballer, Geten,<br />
Kelten und Thraker in einem blitzartigen Feldzug. 335 v. Chr. warf er den<br />
Aufstand der Thebaner nieder und zerstörte ihre Stadt. Ein Jahr später begann<br />
er den Krieg gegen Persien. Nach dem Sieg über die persischen Satrapen von<br />
Kleinasien am Fluss Granikon (Mai 334 v. Chr.) liess Alexander zur<br />
Abschreckung alle griechischen Söldner des persischen Heeres massakrieren.<br />
In Phrygiens Hauptstadt Gordion löste er den berühmten Gordischen Knoten<br />
mit einem Schwertstreich. Gemäss der Prophezeiung sollte derjenige, der den<br />
Knoten löst, Persien erobern, und Alexander machte sich sogleich daran, die<br />
Prophezeiung zu erfüllen. Er überschritt den Taurus und den Amanus und<br />
schlug im November 333 bei Issos in einer „Schlacht der verkehrten Fronten“<br />
den persischen Grosskönig Darius III.<br />
Im gleichen Jahr zog Alexander wieder gegen Persien, überschritt den Tigris<br />
und vernichtete im Oktober 332 das persische Grossheer bei Gaugamela.<br />
Darius hielt wiederum nicht stand und floh vor dem durchsetzungsfähigen<br />
und willensstarken Alexander in den Iran. Alexander zog ungehindert zur<br />
1020<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 11<br />
persischen Hauptstadt Babylon, die ihm ihren Staatsschatz auslieferte - die<br />
gewaltige Summe von 50000 Talenten in Gold - und zum neuen Grosskönig<br />
Persiens ausrief. Residenzen der Achämeniden fielen ihm kampflos zu. Die<br />
alte Kulturstadt Persepolis gab Alexander zur Plünderung frei (als Sühne für<br />
die Zerstörung Athens 480) und liess die Burg einäschern, womit der „panhellenische<br />
Rachefeldzug“ zu Ende war. Allerdings folgten erbitterte Kämpfe im<br />
Ostiran, zur Sicherung der Macht. Danach, 327 v. Chr., begann Alexander den<br />
Indienfeldzug, der wohl eher auf seine romantischen Neigungen, „bis ans Ende<br />
der Welt“ zu gelangen, zurückzuführen ist. Gegen König Poros schlug er 326<br />
am Fluss Hydaspes (Jhelum) die letzte Feldschlacht seines Lebens und besiegte<br />
ihn nur mit einer gewaltigen Anstrengung. Das erschöpfte Heer forderte ein<br />
Ende des Vormarsches, und Alexander, im Begriff zum Ganges vorzudringen,<br />
kehrte gezwungenermassen zum Indus zurück. Im Kampf gegen die Maller<br />
wurde er so schwer verwundet, dass die von ihm in der Sogdiane und Baktrien<br />
zwangsangesiedelten Griechen glaubten, er sei tot, und in die Heimat zurückkehrten.<br />
Im Juli 325 v. Chr. erreichte Alexander Pattala im Indus-Delta: Das<br />
Fünfstromland Punjab lag zu seinen Füssen. Von hier aus brach er mit einem<br />
grossen Teil des Heeres durch die gedrosische Wüste (Belutschistan) zum persischen<br />
Kernland auf. Die Armee, die schon unter den mörderischen<br />
Verhältnissen des indischen Dschungels gelitten hatte, musste bei diesem<br />
schlecht organisierten Wüstenmarsch gewaltige Verluste hinnehmen, vor allem<br />
der riesige Tross von Händlern, Schauspielern, Prostituierten und deren<br />
Kindern. 324 kehrte Alexander schliesslich nach Persien zurück. In den folgenden<br />
Jahren entwarf er neue Pläne zur Umsegelung Arabiens und Unterwerfung<br />
des gesamten Westens der damals bekannten Welt. Am 13. Juni 323 v. Chr.<br />
starb Alexander der Grosse, erst 33jährig, nach einer zweiwöchigen Krankheit<br />
in Babylon.<br />
Alexanders Eroberung des Perserreiches schuf die Grundlagen eines<br />
Weltverkehrs und Welthandels, wie es frühere Epochen nicht gekannt hatten.<br />
Die von ihm gegründeten Städte (mehr als 70) wurden die Zellen der griechischen<br />
Kultur im Osten. Alexander glaubte an einen höheren Ursprung seines<br />
Schaffens; die Verbindung von Eroberung, Vision und Herrscherkult war der<br />
kulturelle Keim der späteren Kaiserkulte des Abendlandes.<br />
CHF 24 000.- / 34 000.-<br />
(€ 15 100.- / 21 400.-)<br />
Siehe Abb.
12<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1021<br />
1 PAAR ARMLEHNSTÜHLE, Barock, Norditalien um 1650.<br />
Nussbaum profiliert. Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit<br />
durch H-Steg verbundenen Balusterbeinen. Hohe, flache, ganz<br />
überpolsterte und jochförmig abschliessende Rückenlehne mit<br />
ausladenden Armlehnen auf Balusterstützen. Gelber Seidenbezug<br />
mit Blumen und Blättern. 66x48x55x140 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />
1022<br />
CHF 6 000.- / 10 000.-<br />
(€ 3 800.- / 6 300.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1021<br />
1022<br />
KONSOLENTISCH, Frühbarock, Norditalien um 1650.<br />
Nussbaum profiliert. Geschweiftes, trapezförmiges und vorstehendes<br />
Blatt auf gerader Zarge auf mit geschweiften, durch Kreuzsteg<br />
verbundenen Balusterbeinen. Front mit 2 nebeneinander liegenden<br />
Schubladen. 150x62x84 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 6 300.- / 9 400.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1023*<br />
TISCHUHR, späte Renaissance, das Zifferblatt sign. L. LEROY & CIE<br />
GALERIE MONTPENSIER, der Boden bez. LE LEROY & CIE 13-15<br />
PALAIS ROYAL PARIS (Louis Leroy und Jules Desfontaines, Zusammenarbeit<br />
ab 1898) und num. 15012, Frankreich, Ende 19. Jh.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet, teils versilbert und graviert. Quaderförmiges<br />
Gehäuse mit fein gravierten, reliefierten Seiten und<br />
kannelierten Ecksäulen auf gequetschten Kugelfüssen. Graviertes<br />
Silberzifferblatt mit arabischen Minuten- und römischen Stundenzahlen,<br />
2 gebläuten Zeigern und „fleurs de lys“. 9x9x8 cm.<br />
CHF 6 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 800.- / 5 700.-)<br />
1024<br />
KLEINER HAUSALTAR MIT EMAILPLAKETTEN, Spätrenaissance,<br />
wohl Limoges, 19. Jh.<br />
Darstellung der Jungfrau Maria mit Kind, 4 Evangelisten und<br />
Heiligen. In fein vergoldetem Messingrahmen. H 22 cm, B 14 cm.<br />
Provenienz: Privatsammlung, Basel.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 1 900.- / 3 100.-)
1025<br />
SCHREIBKOMMODE, Frühbarock, Norditalien um 1600.<br />
Nussbaum und heimische Früchtehölzer gefriest sowie mit Reserven<br />
und Filets eingelegt. Rechteckiger Korpus mit randprofiliertem,<br />
vorstehendem Blatt und reich beschnitzten, vorstehenden<br />
abgerundeten Eckstollen auf gekehltem Sockel mit gequetschten<br />
Kugelfüssen. In der Mitte eingezogene Front mit 4 Schubladen, die<br />
oberste abklapbar und 1 Schreibfach mit 10 Schubladen auf 2<br />
Reihen freigebend. Bronzebeschläge und -hänger. Restaurationen.<br />
150x66x(offen 90)x104 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
Feines Möbel von hoher Qualität.<br />
CHF 9 000.- / 14 000.-<br />
(€ 5 700.- / 8 800.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1026<br />
1 PAAR FENSTERVERKLEIDUNGEN, Spätrenaissance, wohl<br />
Frankreich um 1880.<br />
Samt fein bestickt. Je 13 rechteckige, nebeneinander angeordnete Felder<br />
mit Darstellungen von Landsknechten mit Wappen. 164x39 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />
CHF 300.- / 500.-<br />
(€ 190.- / 310.-)<br />
1027<br />
TRUHE, sog. „cassone“, Renaissance, Norditalien, 17. Jh.<br />
Nussbaum profiliert und reich beschnitzt mit Kartuschen und<br />
Blättern. Rechteckiger Korpus mit vorstehendem Deckel und kassettierter<br />
Front auf ausgeschnittenen Volutenfüssen. Eisenschloss.<br />
Ergänzungen. 167x57x60 cm.<br />
Provenienz: Zürcher Privatsammlung.<br />
CHF 6 000.- / 10 000.-<br />
(€ 3 800.- / 6 300.-)<br />
1025<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 13<br />
1028<br />
FOLGE VON 7 TAPISSERIE-STÜHLEN, spätes Louis XIII, Frankreich,<br />
19. Jh.<br />
Nussbaum profiliert. Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit<br />
durch geschweiften Kreuzsteg mit Vasenaufsatz verbundenen<br />
Balusterbeinen. Flache, ganz überpolsterte und jochförmig<br />
abschliessende Rückenlehne. Feiner Tapisseriebezug mit bunter<br />
Figurenstaffage und Tieren auf dunklem Fond. 52x44x40x108 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Auktion „Dom Pedro“ Galerie <strong>Koller</strong> Zürich am 10.3.1983 (Katalognr. 8).<br />
- Privatbesitz, Lugano.<br />
Feine Folge mit sehr gut erhaltenen Tapisseriebezügen.<br />
1028<br />
CHF 9 000.- / 14 000.-<br />
(€ 5 700.- / 8 800.-)<br />
Siehe Abb.
14<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1029<br />
1 PAAR STÜHLE, sog. „sgabelli“, Renaissance, Venedig um 1580.<br />
Nussbaum durchbrochen und ausserordentlich fein beschnitzt<br />
mit weiblichen Figuren, Maskaron, Kartuschen, Wappen, Blumen<br />
und Blättern sowie teils goldgefasst. Oktogonaler, vertiefter Sitz<br />
auf durchbrochenen Stollenfüssen. Feine, wappenförmige, durchbrochene<br />
und jochförmig abschliessende Rückenlehne.<br />
45x48x52x117 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />
Sehr seltenes Paar in hervorragendem Erhaltungszustand.<br />
Ein sehr ähnlicher „sgabello“ aus der Sammlung Cini ist abgebildet in: A.<br />
Gonzales-Palacios, Europäische Möbelkunst - Italien, München 1975; S. 34<br />
(Abb. 38). Darin wird festgehalten: „Das reiche Schnitzereidekor mit der manieristischen<br />
Maske auf der Rückenlehne und mit Kartusche und Wappen auf<br />
dem vorderen Stollen lässt auf einen venezianischen Künstler des 16.<br />
Jahrhunderts als Schöpfer dieses Stuhls schliessen. Interessant ist hierbei die<br />
enorme Bedeutung, die in der Seerepublik stets dem Dekor beigemessen wurde.<br />
Es scheint im Widerspruch zu der schlichten Ausgewogenheit zu stehen, die die<br />
1029 (Detail)<br />
Florentiner Möbelkunst auszeichnet und die doch als Charakteristikum der<br />
Renaissance schlechthin gilt.“<br />
1029 (Detail) 1030<br />
CHF 30 000.- / 50 000.-<br />
(€ 18 900.- / 31 400.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1030<br />
ANRICHTE, sog. „credenza“, Renaisance, wohl Toskana, 17. Jh.<br />
Nussbaum profiliert. Rechteckiger Korpus mit vorstehendem Blatt<br />
auf profiliertem Sockel mit ausgeschnittenen Füssen. Architektonisch<br />
gegliederte Front mit 2 kassettierten Türen unter Schublade<br />
zwischen markanten Lisenen. Bronzebeschläge und -knöpfe.<br />
Ergänzungen. 174x50x120 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />
Lit.: M. Cera, Il mobile italiano, Mailand 1983; S. 35 (Abb. 36, eine sehr<br />
ähnliche „credenza“).<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 6 300.- / 9 400.-)<br />
Siehe Abb.
1029
16<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1035<br />
1033<br />
1032<br />
1031<br />
PULVERFLASCHE, deutsch, 2. Hälfte 16. Jh.<br />
Beinkörper allseitig geglättet und graviert mit Jagdszenen. Ersetzte<br />
Eisengarnitur, 2 Tragringe. L 19,5 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Tessin.<br />
CHF 2 500.- / 4 500.-<br />
(€ 1 600.- / 2 800.-)<br />
1032<br />
PULVERFLASCHE, deutsch, 2. Hälfte 16. Jh.<br />
Hirschhornkörper mit zweiseitigem Gabelende; die Frontseite<br />
geglättet und graviert mit Darstellung von Samson im Kampf mit<br />
dem Löwen. Ersetzte Eisengarnitur mit Federverschluss. L 22 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Tessin.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 1 900.- / 3 100.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1033<br />
PULVERFLASCHE, deutsch, 2. Hälfte 16. Jh.<br />
Beinkörper mit zweiseitigem Gabelende, allseitig geglättet und graviert<br />
mit Darstellung der Kreuzigung Jesu und Blattdekor. Geschwärzte<br />
Eisengarnitur mit Federverschluss und Tragclip. L 24 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Tessin.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 300.- / 1 900.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1034<br />
PULVERFLASCHE, deutsch, 2. Hälfte 16. Jh.<br />
Hirschhornkörper mit zweiseitigem Gabelende; die Frontseite<br />
geglättet und graviert mit Darstellung der Judith mit dem Haupt<br />
des Holofernes. Geschwärzte Eisengarnitur mit langer Tülle,<br />
Federverschluss. 4 Tragringe und -clip. L 24 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Tessin.<br />
CHF 2 500.- / 4 500.-<br />
(€ 1 600.- / 2 800.-)
1035<br />
PULVERFLASCHE, deutsch, 2. Hälfte 16. Jh.<br />
Hirschhornkörper mit zweiseitigem Gabelende; die Frontseite<br />
geglättet und beschnitzt mit Darstellung der „Taufe im Jordan“.<br />
Gravierte Messinggarnitur und 4 Tragringe. L 20 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Tessin.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 1 900.- / 3 100.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1036<br />
ARMBRUST, dat. 1619, deutsch.<br />
Kirschholz. Leicht gebauchte, einseitig gekehlte Säule mit feinen,<br />
teils gravierten Beineinlagen in Form von Maskaronen, Fabelwesen<br />
und Zierfries. Eisenhebel, -ring und -bogen. L Säule 64 cm, L<br />
Bogen 60,5 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Tessin.<br />
Schöner, originaler Erhaltungszustand.<br />
CHF 18 000.- / 28 000.-<br />
(€ 11 300.- / 17 600.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1037<br />
JAGDBÜCHSE, Schlesien um 1640.<br />
Oktogonaler Lauf mit Resten der alten Gravur. Nussbaum-Schaft<br />
in der Art von Teschinken mit reichen, gravierten Bein- und Perlmutteinlagen<br />
in Form von musizierenden Personen, Tieren, stilisierten<br />
Blumen und Kringeldekor sowie mit seitlichem Schiebefach.<br />
Holzladestock mit Beinabschluss. Eisengarnitur und<br />
Radschloss mit gravierter Jagdszene. Aussen liegendes Rad, gewinkelter<br />
Hahn und Schiebedeckel. 1 Schloss-Schraube fehlt, wenige<br />
Beinteile ersetzt. L Lauf 73 cm, L total 100 cm. Kaliber 22 mm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Tessin.<br />
Guter Erhaltungszustand.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 12 600.- / 18 900.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1036<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 17<br />
1037
18<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1038<br />
1038*<br />
PENDULE, Louis XV, wohl deutsch, 18. Jh.<br />
Rosenholz fein eingelegt mit hellen Reserven und Filets. Geschweiftes,<br />
dreiseitig verglastes Gehäuse mit Vasenaufsatz und Volutenfüssen.<br />
Rundes, bombiertes Zifferblatt mit arabischen Minuten-<br />
und römischen Stundenzahlen sowie 2 feinen, sternförmigen<br />
Zeigern. Spindelwerk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Vergoldete<br />
Bronzebeschläge in Form von Blumen und Kartuschen.<br />
31x17x65 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />
1040<br />
CHF 1 000.- / 1 500.-<br />
(€ 600.- / 900.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1039<br />
1039<br />
ARMLEHNSTUHL, Louis XV, deutsch um 1760.<br />
Nussbaum profiliert und beschnitzt mit Blättern und Zierfries.<br />
Trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />
geschweiften Beinen auf Bocksfüssen. Flache, ganz überpolsterte<br />
und jochförmig abschliessende Rückenlehne mit ausladenden<br />
Armlehnen auf geschweiften -stützen. Roter, gestreifter Stoffbezug<br />
mit bunten Blumen und Blättern. 60x58x47x116 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />
CHF 1 000.- / 1 500.-<br />
(€ 600.- / 900.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1040<br />
STOCKUHR MIT MONDPHASE, Barock, das Werk sign. CIPRIA-<br />
NUS REUTTER AUGSBURG (tätig 1633-1704), Augsburg um 1680.<br />
Nussbaum profiliert und ebonisiert. Rechteckiges Gehäuse mit<br />
gewulstetem Kranz auf profiliertem Sockel mit gequetschten<br />
Kugelfüssen. Fein graviertes, vergoldetes Bronzezifferblatt mit<br />
versilbertem Silberring für römische Stundenzahlen und fein<br />
bemalter Mondphase. Vorderpendel. Spindelwerk mit 1/2-Stundenschlag<br />
auf Glocke. 32x11x32 cm.<br />
Provenienz: Zürcher Privatsammlung.<br />
CHF 5 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 100.- / 5 700.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1041<br />
AUFSATZSCHREIBKOMMODE, sog. „Tabernakel“, Barock,<br />
Österreich um 1730.<br />
Nussbaum, -wurzelmaser und heimische Früchtehölzer gefriest<br />
sowie fein eingelegt mit Bandelwerk, Filets und Zierfries. Rechteckiger<br />
Korpus mit mehrfach geschweiftem, gekehltem Kranz auf<br />
profiliertem Sockel mit gequetschten Kugelfüssen. Front mit schräger,<br />
aufklappbarer Schreibplatte über mehrfach geschweifter Front<br />
mit 3 Schubladen. Inneneinteilung mit grossem Zentralfach, flankiert<br />
von je 3 übereinander liegenden Schubladen. Zurückgesetzter<br />
Aufsatz mit Zentraltüre, umgeben von 27 ungleich grossen Schubladen.<br />
Bronzebeschläge. 130x63x(offen 89)x201 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Zürich.<br />
Feines Möbel von bestechender Formgebung und mit markantem Furnierbild.<br />
CHF 18 000.- / 28 000.-<br />
(€ 11 300.- / 17 600.-)<br />
Siehe Abb.
1041
20<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1042<br />
KOMMODE, Louis XV, wohl westdeutsch, 18. Jh.<br />
Nussbaum und -wurzelmaser gefriest sowie mit Reserven und<br />
Filets eingelegt. Geschweifter, rechteckiger Korpus mit vorstehenden<br />
vorderen Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />
geschweiften Beinen. In der Mitte gebauchte Front mit 2 Schubladen.<br />
Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Profilierte „Brèche<br />
d’Alep“-Platte. 123x76x113 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />
CHF 9 000.- / 14 000.-<br />
(€ 5 700.- / 8 800.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1043<br />
BEISTELLTISCH, Louis XV, Wien um 1760.<br />
Nussbaum, Kirsche und diverse Edelhölzer gefriest sowie ausserordentlich<br />
fein eingelegt mit Reserven, Filets und Zierfries. Eingezogenes,<br />
rechteckiges Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />
hohen, geschweiften Beinen. Front mit 1 Schublade, seitlich je 1<br />
1043 (Blatt)<br />
1042<br />
kleine, herausklappbare Schublade. Bronzeknöpfe. 51x356x75 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Zürich.<br />
Ausserordentlich feines Möbel von perfekter Qualität und Eleganz.<br />
Eine wissenschaftlich fundierte Darstellung der Möbelkunst des österreichischen<br />
Rokoko ist noch nicht möglich. Es lässt sich jedoch feststellen, dass in<br />
Österreich zu dieser Zeit neben dem kaiserlichen Hof und dem beschatteten<br />
Hochadel auch die Klöster in einem Umfang Kunstschreinerarbeiten in<br />
Auftrag gaben wie kaum in einem anderen Gebiet des deutschen Sprachraums.<br />
Im späten Rokoko, als die Grenzen zwischen Hof und Bürgertum zu verschwimmen<br />
begannen, fand gerade das allgemein-bürgerliche Möbel zu einem<br />
künstlerischen und technischen Höhepunkt in der Fertigung; die<br />
Reichshauptstadt wurde dadurch zu einem führenden Produktionszentrum<br />
und schuf mit einem vollendeten Lokalkolorit ein spezifisches „Wiener<br />
Möbel“.<br />
Lit.: H. Kreisel, Die Kunst des deutschen Möbels, München 1970; II, S. 219f.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 6 300.- / 9 400.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1044*<br />
1 PAAR KERZENSTÖCKE, Barock, deutsch um 1700.<br />
Holz beschnitzt und goldgefasst. Dreikantiger Schaft mit rundem<br />
Tropfteller auf volutenförmigem Dreisockel. Bestossungen, Fassung<br />
überarbeitet. Zu restaurieren. H 85 cm.<br />
CHF 600.- / 900.-<br />
(€ 400.- / 600.-)<br />
1045<br />
SPIELTISCH, spätes Louis XV, süddeutsch um 1800.<br />
Kirsche, Nussbaum und heimische Früchtehölzer gefriest sowie<br />
fein eingelegt mit Schachbrett, Faltsternen, Filets und Zierfries.<br />
Geschweiftes, rechteckiges und innen mit grünem Filz bezogenes<br />
Blatt auf ausziehbarer, wellig ausgeschnittener Zarge mit markant<br />
geschweiften Beinen. 75x35,5x(offen 71)x73 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Zürich.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 300.- / 1 900.-)
1043<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 21
22<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1046<br />
ASTRONOMISCHE STUTZUHR, Régence, eine Kartusche und das<br />
Werk sign. PA GOTTFRIDT GRAUPNER FECIT AUGSPURG (Paul<br />
Gottfried Graupner, Dresden ca. 1680-1756 Augsburg), um 1720.<br />
Nussbaum profiliert. Allseitig verglastes, rechteckiges Gehäuse mit<br />
pagodenförmig abschliessendem Kranz auf gewulstetem Sockel<br />
mit gequetschten Kugelfüssen. Fein reliefiertes, durchbrochenes<br />
Zifferblatt mit Silberapplikationen; das Hauptzifferblatt mit drehendem<br />
Ring für Datum, Tagesheiligen und Monat; der nächste<br />
Ring mit arabischen Minuten- und 2x römischen Stundenzahlen.<br />
Im Zentrum das Astrolabium mit Tierkreisring, in der Mitte der<br />
Stundenzeiger, die Mondphase und das Mondalter. Darüber<br />
getriebene, durchbrochene Darstellung einer Taufe mit Spruch:<br />
„Dis ist mein lieber Sohn an welchem ich Wohlgefallen hab - Mat<br />
3“ vor Scheinpendel mit gravierter Sonne. 4 weitere kleine Zifferblätter<br />
mit Angaben der Wochentage, Weckerscheibe, Regulierung<br />
des Schlagwerks und Tierkreisdarstellung (unvollständig). Geh-<br />
1046 (Werk)<br />
werk mit Spindelgang und 1/4-Stundenschlag auf 2 Glocken, einstellbar<br />
auf 12 oder 24 Stunden. Schneckengetriebe für die astronomischen<br />
Anzeigen. Das Gehäuse restauriert. 38x22x58 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Zürich.<br />
Die hier angebotene Stutzuhr war zwischen 1985 und 2005 als Leihgabe im<br />
Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart ausgestellt.<br />
Stutzuhren mit komplizierten astronomischen Angaben aus dem frühen 18.<br />
Jahrhundert sind als selten zu bezeichnen.<br />
Lit.: J. Abeler, Meister der Uhrmacherkunst, Wuppertal 1977; S. 222 (biogr.<br />
Angaben).<br />
CHF 70 000.- / 120 000.-<br />
(€ 44 000.- / 75 500.-)<br />
Siehe Abb.
1046<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 23
24<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1047*<br />
1 PAAR KOMMODEN „A DECOR DE CHASSE“, Louis XV, Würzburg<br />
um 1750.<br />
Nussbaum und -wurzelmaser gefriest, die Schubladen eingelegt mit<br />
fein gravierten Zinn- und Messingplaketten; Jäger in idealisierter<br />
Landschaft, Kartuschen, Rocaillen und Zierfries. Rechteckiger Korpus<br />
mit randgefasstem, vorstehendem Blatt auf wellig ausgeschnittener<br />
Zarge mit geschweiften Beinen. Mehrfach geschweifte Front mit 2<br />
Schubladen. Innen mit altem Büttenpapier ausgeschlagen. Feine,<br />
ehemals versilberte Bronzebeschläge. 123x60x87 cm.<br />
Provenienz: Sammlung Martin von Hirsch, Deutschland.<br />
Der Typus der Kommode auf geschnitztem Unterbau sowie die gravierten<br />
Einlegearbeiten in Messing und Zinn lassen sich dem süddeutschen Raum zuordnen,<br />
auf Grund eines Vergleichsstücks im Mainfränkischen Museum in Würzburg<br />
(A14536). Die Vorlagen für die Gravuren sind in den Augsburger Kupferstichen zu<br />
suchen. Neben ihrem Ruf als Stadt der Goldschmiedearbeiten avancierte die freie<br />
Reichsstadt Augsburg ab etwa 1740 zur Verlagsstadt.Durch Wiedergaben von<br />
Meisterwerken in handlichem Format und zu erschwinglichem Preis wurden<br />
Kunstwerke in Form von Kupferstichen einem vergleichsweise breiten Publikum<br />
zugänglich gemacht. Daneben entstanden bevorzugt Allegorien, Jahreszeiten-<br />
Darstellungen, Jagd- und Genreszenen und vor allem frei erfundenes Rocaille-<br />
1047 (Detail)<br />
1047 (Detail)<br />
Ornament, die als Vorlagen für kunsthandwerkliche Arbeiten jeglicher Couleur<br />
weite Verbreitung fanden. Nicht nur Gold-, Silber und Zinnschmiede, sondern auch<br />
Porzellanmaler bedienten sich der Augsburger Vorlagen, und nicht zuletzt geschickte<br />
Graveure, die in Zusammenarbeit mit Kunstschreinern kunstvolle Möbel dekorierten.<br />
Die Darstellungen von Tieren in lebensnaher Umgebung, die höchst realistisch im<br />
Sprung begriffen sind, in rasendem Lauf fliehen oder kämpfen waren die Domäne<br />
von Johann Elias Ridinger (1698-1767). Sein umfangreiches Oeuvre wurde im 19.<br />
Jahrhundert mehrmals neu aufgelegt.<br />
Als verfeinert im Geschmack, kombiniert mit Rocaille-Kartuschen sind die höfischen<br />
Jagdszenen zu werten. Vertreter dieser Richtung waren Jeremias Wachsmuth<br />
(1711-1771) und Johann Wolfgang Baumgartner (1712-1761). In Waldlandschaften<br />
oder auf sanften Hügeln mit Schlossarchitekturen im Hintergrund illustrieren die<br />
Szenen den Alltag der höfischen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts. Ihr war das<br />
Jagdprivileg vorbehalten, was zu Folge hatte, dass ihr auch der Genuss von Fleisch<br />
vorbehalten war. Ideenreich werden kleine Jagdappercus mit Schäferszenen durchmischt.<br />
Typisch ist die Art der Rahmung: C-Bögen, wellige Muschelränder,<br />
Rocaillen und pavillonartige Räume mit einem Spalier aus Gitterwerk flankieren<br />
die drei mittleren Reserven.<br />
Der Stil und die Entwicklung des Rokoko-Möbels in Franken wurden durch die<br />
Grossaufträge für die Innenausstattung der Würzburger Residenz bestimmt, die in<br />
mehreren Etappen zusammengetragen und ergänzt wurde. Eine der bedeutendsten<br />
Werkstätten um 1730/40 war jene von G.A. Guthmann, urkundlich belegt ab<br />
1735. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich bei G.A. Guthmann um einen<br />
ursprünglich aus München angeworbenen Kunstschreiner, der mit drei seiner<br />
Familienangehörigen in Würzburg tätig war. Seine Werke zeigen den Einfluss der<br />
bayrischen Metropole und von F. Cuvilliés (1695-1768). Seine Formensprache<br />
muss als prachtvolle und lokal angepasste Weiterentwicklung der französischen<br />
Hof<strong>möbel</strong> verstanden werden, die in den 1730er und 40er Jahren in die Residenz<br />
geliefert wurden und auf die lokalen Handwerker einen grossen Einfluss ausübten.<br />
Die an sich bereits neuen „Münchner“ Formen und Schnitzereien entwickelten sich<br />
im Würzburger Raum weiter. Der sehr eigenwillige Stil, geprägt von der Opulenz der<br />
französischen Régence und der Verspieltheit der Münchner Werke, wurde auf qualitativ<br />
hohem Niveau angewandt.<br />
Lit.: H. Kreisel, Die Kunst des deutschen Möbels - Spätbarock und Rokoko,<br />
München 1970; II, S. 189-202. A. Gonzales-Palacios, Europäische Möbelkunst -<br />
Deutschland, München 1975; S. 49-52.<br />
Wir danken Frau Dr. H.Graf, München, für die kunsthistorischen Hinweise zu<br />
dieser Losnr.<br />
CHF 80 000.- / 140 000.-<br />
(€ 50 300.- / 88 100.-)<br />
Siehe Abb.
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 25<br />
1047
26<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1048<br />
SPIEGEL, Louis XV, von J.F. FUNK (Johann Friedrich Funk, 1706<br />
Bern 1775), Bern um 1770.<br />
Holz durchbrochen und reich beschnitzt mit Kartuschen, Blumen,<br />
Blättern und Zierfries sowie vergoldet. Rechteckiger, gewulsteter<br />
Rahmen mit markant durchbrochenem Kartuschenaufsatz. Zweigeteiltes<br />
Spiegelglas. H 155 cm, B 90 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
1048 1049<br />
J.F. Funk entstammte einer berühmten Berner Kunsthandwerker-Familie und<br />
war der Bruder des Ebenisten Mathäus Funk. Anfang der 1720er Jahre wurde<br />
J.F. Funk von seinem Vater in eine Bildhauer-Lehre geschickt. Wo genau er die<br />
Ausbildung absolvierte, weiss man nicht, sicher ist nur, dass er während seiner<br />
Gesellenzeit u.a. in Genf tätig war - ein Vertrag aus dem Jahr 1730 belegt<br />
seine Arbeit am Landhaus Lullin und erwähnt ihn als „Jean Friedrich Founk<br />
sculpteur“. Ende 1731 richtete er eine Werkstatt in Bern ein, wo er bald als<br />
wohlerfahrener Bildhauer bekannt war. Ein Jahr später erhielt er von der<br />
„Burgerkammer“ die Erlaubnis, in Bern Wohnsitz zu nehmen, womit die<br />
Voraussetzungen erfüllt waren, Aufträge zu erhalten. Nach dem „Roten<br />
Löwen“, dem Hauszeichen der Zunft zu Mittellöwen, folgte ein hochbedeutender<br />
Auftrag des Rates von Bern, nämlich die Schaffung eines neuen Thrones<br />
für das Haupt der Republik im Rathaus. In der Zeit zwischen 1740 und 1750<br />
war J.F. Funk besonders produktiv; es gelang ihm, als Bildschnitzer und<br />
Spiegelhändler zur württembergischen Spiegelfabrik in Stuttgart, einer fürstlichen<br />
Institution, so gute Kontakte zu knüpfen, dass er 1742 das Monopol für<br />
den Verkauf von Glas und Spiegelglas für die Schweiz erhielt. Von grosser<br />
künstlerischer Bedeutung für J.F. Funk und seine Werkstatt war der Aufenthalt<br />
des berühmten Bildhauers und Stukkateurs Johann August Nahl, der von 1746<br />
bis 1755 in Bern tätig war. Sein Einfluss auf das Funk-Atelier ist unverkennbar.<br />
Die zahlreichen Werke, die im folgenden Vierteljahrhundert entstanden<br />
und weit über Bern hinaus bekannt und beliebt waren, bezeugen die grosse<br />
Bedeutung des Betriebes.<br />
Lit.: H. von Fischer, Die Kunsthandwerker-Familie Funk im 18. Jahrhundert,<br />
Bern 1961. Ibid., Fonck.a.Berne, Bern 2001 (biogr. Angaben).<br />
CHF 7 000.- / 12 000.-<br />
(€ 4 400.- / 7 500.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1049<br />
SPIEGEL, Louis XV, J.F. FUNK (Johann Friedrich Funk, 1706 Bern<br />
1775) zuzuschreiben, Bern, 18. Jh.<br />
Holz durchbrochen und fein beschnitzt mit Muscheln, Blättern<br />
und Zierfries sowie vergoldet. Mehrfach profilierter Rahmen mit<br />
Giebelabschluss und Blätterkartusche. Zweigeteiltes Spiegelglas. H<br />
175 cm, B 76 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
CHF 6 000.- / 10 000.-<br />
(€ 3 800.- / 6 300.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1050*<br />
KOMMODE, Louis XV, von M. FUNK (Mathäus Funk, Murten<br />
1697-1783 Bern), Bern um 1760.<br />
Nussbaum und -wurzelmaser gefriest. Geschweifter, trapezförmiger<br />
Korpus mit vorstehenden vorderen Eckstollen auf wellig ausgeschnittener<br />
Zarge mit geschweiften Beinen. In der Mitte gebauchte Front<br />
mit 2 Schubladen. Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete<br />
Bronzebeschläge und -sabots. Mehrfach profilierte „Oberhasli“-Marmorplatte.<br />
111x60x87 cm.<br />
M. Funk entstammte einer berühmten Berner Kunsthandwerker-Familie. Seine<br />
etwa acht Jahre dauernde Gesellenzeit als Ebenist verbrachte er unter anderem<br />
in Frankfurt am Main und Paris; 1724 kehrte er nach Bern zurück, wo er von<br />
der „Burgerkammer“ die Erlaubnis erhielt, in der Stadt als „kunstreicher Ebenist<br />
und Vergolder“ Wohnsitz zu nehmen. Ein Jahr später heiratete er die Tochter<br />
eines Tuchmachers und Färbers, Maria Magdalena Wäber. Zusammen mit<br />
anderen Familienmitgliedern, Johann Friedrich - Bildhauer und -schnitzer - und<br />
Daniel Beat Ludwig - Uhrmacher -, führte Mathäus Funk in Bern eine florierende<br />
Werkstatt, die im gesamten deutschsprachigen Raum für herausragende<br />
Werke bekannt war und nicht nur Einzelstücke, sondern auch ganze Hauseinrichtungen<br />
lieferte; man denke an das sog. „Blaue Haus“ in Basel. Funks Notorietät<br />
lässt sich auch daran erkennen, dass in seiner Werkstatt Gesellen aus<br />
verschiedenen Regionen des deutschen Reiches und aus Schweden arbeiteten.<br />
CHF 80 000.- / 140 000.-<br />
(€ 50 300.- / 88 100.-)<br />
Siehe Abb.
1050
28<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1051<br />
CARILLON-UHR, sog. „bracket clock“, Régence, das Zifferblatt<br />
und Werk sign. JOHN BUSHMAN LONDON (tätig um 1700), das<br />
Gehäuse wohl Augsburg, um 1710.<br />
Ebenholz, Messing, Horn und Zinn graviert sowie fein eingelegt<br />
mit rotem Schildpatt; Engelsfiguren, Blumen, Blätter und Zierfries.<br />
Rechteckiges Gehäuse mit durchbrochenem, pagodenförmigem<br />
Kranz und frei stehenden Ecksäulen, auf gewulstetem Sockel<br />
mit durchbrochenen Volutenfüssen. Versilberter Bronzezifferring<br />
mit arabischen Minuten- und römischen Stundenzahlen sowie<br />
Datumsfenster und Weckerscheibe. Fein graviertes Spindelwerk<br />
mit Schnecke und Darmseite für 1/2-Stundenschlag auf 6 Glocken.<br />
Repetition auf Anfrage. Kurzer Hinterpendel. Zu überholen.<br />
38x26x63 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Zürich.<br />
Feine Uhr von hoher Qualität.<br />
1051 (Werk)<br />
Eine ähnliche „bracket clock“ ist Bestand der Sammlungen von Schloss<br />
Fasanerie, Hessen (Inventarnr. WO U 8028). Weitere analoge Stutzuhren sind<br />
Bestand der Sammlungen N. Langmaid in Washington.<br />
John Bushman, der eigentlich Johann Buschmann hiess, wurde 1661 in<br />
Augsburg geboren wurde; er war Spross einer dort ansässigen, bedeutenden<br />
Uhrmacherdynastie. Es ist anzunehmen, dass Bushman zu Beginn der 1680er<br />
Jahre nach London übersiedelte und 1687 in die Gilde der „Clockmakers<br />
Company“ aufgenommen wurde, wo er bis etwa 1710 Mitglied war.<br />
Lit: A. Dobler / M. Müller, Gehäuse der Zeit - Uhren aus fünf Jahrhunderten<br />
im Besitz der Hessischen Hausstiftung, Ausstellungskatalog 25.5 bis<br />
31.10.2003, Fulda 2002; S. 38-41 (mit Abb. der Stutzuhr aus der Fasanerie<br />
und biogr. Angaben).<br />
CHF 25 000.- / 45 000.-<br />
(€ 15 700.- / 28 300.-)<br />
Siehe Abb.
1051<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 29
30<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1052<br />
1052*<br />
FAUTEUIL „A LA REINE“, Louis XV, wohl nach Vorlagen des R.<br />
ADAM (Robert Adam, Edinburgh 1728-1792 London), England, 18. Jh.<br />
Holz ausserordentlich reich beschnitzt mit Blumen, Kartuschen,<br />
Blättern und Zierfries sowie vergoldet. Geschweifter, trapezförmiger<br />
Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen.<br />
Flache, s-förmig eingezogene Rückenlehne mit ausladenden<br />
Armlehnen auf geschweiften -stützen. Defekter, beiger Seidenbezug<br />
mit Blumenmuster. 60x58x52x100 cm.<br />
CHF 3 500.- / 5 500.-<br />
(€ 2 200.- / 3 500.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1053*<br />
ECKAUFSATZ-ENCOIGNURE, Barock, Niederlande um 1740.<br />
Mahagoni und diverse Edelhölzer beschnitzt sowie ausserordentlich<br />
reich eingelegt mit Perlmutt; Blumen, Blätter, Filets und<br />
Zierfries. Viertelkreisrunder Korpus mit fein beschnitztem, jochförmig<br />
abschliessendem Kranz auf gekehltem Sockel mit Stollenfüssen.<br />
Eintüriges Unterteil mit markanten, volutenförmigen<br />
Ecklisenen. Entsprechender, eintüriger Aufsatz. 100x68x210 cm.<br />
CHF 28 000.- / 48 000.-<br />
(€ 17 600.- / 30 200.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1054<br />
1 PAAR HIMMELS- UND ERDGLOBEN, George III, sign. G.<br />
ADAMS LONDON (1750-1795), England, 2. Hälfte 18. Jh.<br />
Der Erdglobus bez. BRITANNIARUM REGI AUGUSTISSIMO,<br />
GEORGIO TERTIO. SCIENTIARUM CULTORI PARITER ET PRAES-<br />
IDIO GLOBUM HUNC TERRESTREM. OMNES HACTENUX<br />
EXPLORA OS TERRARUM TRACTUS, AD OBSERVATIONES NAVI-<br />
GANTIUM ITINERANTIUM, ET ALTRONOMORUM RECENTIO-<br />
RES ACCURATISSIME DESCRIPTOS EXHIBENTEM, GRATI ANIMI<br />
ET PIETATIS MONUMENTUM, DDQ, OMNI CULTU ET OFFICIO<br />
DEVINCTIMIMUS G. ADAMS, LONDINI APAD G. ADAMS ARTI-<br />
FICEM RE(..)UM, INVICO FLEETSTREET. Der Himmelglobus bez.<br />
BRITANNIARUM REGI AUGUSTISSIMO, GEORGIO TERTIO.<br />
AFRONOMORUM PARRONO MUR DIVENTISSIMO, CELEBER-<br />
RIMO NOVAM ET EMENDATIOREM CAELI IMAGINEM, SYDERA<br />
APUD, AFRICAE PROMANTORIO AUFI(..)ALE NUPERRIME<br />
OBSERVATA, STELLAS CATALOGI FLAMIEDIANI UNIVERSAS<br />
VERE EXPERIMENTEM, GRATI ANIMI ET PIETATIS MONUMEN-<br />
1053<br />
TUM, DDQ, ONMI CULTU ET OFFICIO DEVINCTISSIMUS,<br />
LONDINI APAD G. ADAMS (..) INVICO FLEETSTREET. Mit 2<br />
Vermessungsringen. Auf Mahagoni-Dreibein mit schuhleistenförmigen<br />
Füssen. H 92 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
Ein analoger, ebenfalls signierter Himmelsglobus ist Bestand der Sammlungen<br />
von J. Lanman, Yale (Inventarnr. 28).<br />
Himmelsgloben entstanden vor den Erdgloben. Bereits in der griechischen und<br />
römischen Antike werden sie in zeitgenössischen Quellen erwähnt; Cicero<br />
schreibt in seinem Traktat „De Republica“ über Archimedes und dessen Arbeit<br />
mit Himmelsgloben. Den ersten Erdglobus fertigte aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach Kratos von Mallos ca. 150 v. Chr. Nach dem Untergang des römischen<br />
Imperiums wurden die Erdgloben vor allem von Geographen und<br />
Wissenschaftern der arabischen Welt gefertigt, verwendet und im 15.<br />
Jahrhundert in Europa wieder eingeführt. Im deutschen Reich galt die Stadt<br />
Nürnberg als bedeutendstes Zentrum für die Fertigung von Globen. Quellen<br />
erwähnen einen Himmelsglobus des Mathematikers Nikolas von Cusa (1401-<br />
1464). Der älteste noch bekannte Erdglobus wurde von Martin Behaim (1459-<br />
1506) gefertigt, er beschrieb die Erde vor den Entdeckungen des C. Kolumbus.<br />
Ab dem 16. Jahrhundert waren es vor allem die grossen Seefahrernationen -<br />
Niederlande, Spanien, Portugal und England - welche die damals genauesten<br />
Globen herstellten, wobei im 18. Jahrhundert die englischen Kartographen als<br />
die versiertesten ihres Faches galten.<br />
Das Atelier von George Adams, des wohl bedeutendsten Produzenten wissenschaftlicher<br />
Instrumente der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, wurde 1735<br />
unter dem Namen Tycho-Brahe’s Head in der Londoner Fleet Street gegründet,<br />
ursprünglich zur Herstellung astronomischer Globen, und kurz danach von<br />
weiteren wissenschaftlichen Ausrüstungen. Adams philosophische Instrumente<br />
waren teilweise Bestand der Sammlungen von König George III. Nach dem Tod<br />
des Gründers übernahm der Sohn George Adams Jr. (1750-1795) das<br />
Unternehmen. Schon bald wurde eine beträchtliche Anzahl bedeutender<br />
Schriften über Mikroskopie, Geographie, Astronomie und Physik herausgegeben.<br />
Nach dem Tod von Geroge Jr. kaufte sein Bruder Dudley das gesamte<br />
Lager und behielt den Firmennamen bis 1830 bei. Zu Beginn wurden alle<br />
Instrumente mit dem Herstellungsdatum versehen, nach 1760 jedoch nur noch<br />
mit dem Namen „G. Adams London“. Eine genaue Datierung ist somit - wie<br />
bei unseren Globen - schwierig.<br />
CHF 40 000.- / 70 000.-<br />
(€ 25 200.- / 44 000.-)<br />
Siehe Abb.
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 31<br />
1054
32<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1056<br />
1055<br />
1055<br />
FOLGE VON 8 STÜHLEN, Frühbarock, Venedig, 18. Jh.<br />
Nussbaum profiliert und beschnitzt mit Voluten und Zierfries.<br />
Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit vorderen Kartuschen-<br />
und hinteren Volutenbeinen. Hohe, flache, rechteckige und ganz<br />
überpolsterte Rückenlehne. Beiger Stoffbezug mit Blumen und<br />
Blättern. 54x38x51x114 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Privatbesitz, Genf.<br />
- Auktion Galerie <strong>Koller</strong> Zürich am 8.12.2000 (Katalognr. 1482).<br />
- Privatbesitz, Lugano.<br />
Feine Folge in sehr gutem, restauriertem Erhaltungszustand.<br />
Lit.: M. Cera, Il mobile italiano, Mailand 1983; S. 204 (Abb. 357, ein nahezu<br />
modellogleicher Stuhl).<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 12 600.- / 18 900.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1056<br />
SPIEGEL, Louis XV, Italien um 1740/50.<br />
Holz durchbrochen und reich beschnitzt mit Kartuschen, Blumen,<br />
Blättern und Zierfries sowie mit Resten der alten Vergoldung.<br />
Rechteckiger, profilierter Rahmen mit markant durchbrochenem<br />
Kartuschenaufsatz. H 158 cm, B 105 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
CHF 6 000.- / 10 000.-<br />
(€ 3 800.- / 6 300.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1057<br />
TISCH, Barock, Venedig um 1730.<br />
Nussbaum profiliert. Rechteckiges, randprofiliertes Blatt auf gerader<br />
Zarge mit durch geschweiften H-Steg verbundenen Volutenbeinen<br />
auf Bocksfüssen. 118x58x76 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />
Für Angaben zum venezianischen Kunsthandwerk siehe auch die Fussnote der<br />
Katalognr. 1072.<br />
CHF 15 000.- / 25 000.-<br />
(€ 9 400.- / 15 700.-)<br />
Siehe Abb.
1058*<br />
BÜSTE DES CARACALLA, Spätbarock, Rom, 19. Jh.<br />
„Carrara“- und brauner Marmor. Auf späterem, grau/weiss gesprenkeltem<br />
Rundsockel. H 85 cm.<br />
Expressive Büste von hoher Qualität.<br />
Caracalla wurde am 4. April 188 n.Chr. in Lugdunum (Lyon) als Sohn des<br />
Septimus Severus und der Iulia Domna geboren. Als der Vater Imperator geworden<br />
war, ernannte er seinen Sohn 195 oder 196 zum Caesar (Prinz und<br />
designierten Nachfolger) und änderte dessen Namen in Marcus Aurelius<br />
Antonius, um so der fiktiven Selbstadoption seiner Familie in die des verstorbenen<br />
Kaisers Marcus Aurelius Ausdruck zu verleihen. Zwei Jahre später<br />
wurde Caracalla Mitherrscher, der jüngere Bruder Septimus Geta wurde<br />
Caesar. 201 erklärte man Caracalla im Alter von 15 Jahren für mündig. Gegen<br />
seinen Willen musste er 202 die Tochter des Praefectus Praetorio Plautianus<br />
(Befehlshaber der kaiserlichen Garde der Prätorianer) Fulvia Plautilla heiraten.<br />
Schon zu dieser Zeit wurde der Hass zwischen Caracalla und Geta deutlich.<br />
205 liess Caracalla seinen Schwiegervater ermorden und seine Frau<br />
Fulvia aus Rom verbannen. Zusammen mit der Familie folgte er dem Vater<br />
Septimus Severus drei Jahre später nach Britannien, wo Geta ebenfalls zum<br />
„Augustus“ und somit zum Mitherrscher ernannt wurde - was Caracallas<br />
Plänen absolut zuwider lief. Nach dem Tod des Severus 211 in Eburacum<br />
traten Caracalla und Geta die Nachfolge an. Der Krieg in Britannien wurde<br />
durch einen Friedensvertrag beendet, die Familie kehrte nach Rom zurück, wo<br />
Caracalla zuerst seine Frau, danach auch seinen Bruder ermorden und an<br />
seinen mutmasslichen Gegnern (die Quellen erzählen von 20000 Personen)<br />
ein grausames Strafgericht vollziehen liess. Nun errichtete der brutale Kaiser<br />
eine Terrorherrschaft, gestützt auf die von ihm verwöhnte und ebenso gewalttätige<br />
Armee. 212 erliess er die Verordnung „Constitutio Antoniniana“, die<br />
allen Einwohnern des Reiches römisches Bürgerrecht verlieh. Caracalla erhoffte<br />
sich dadurch höhere Steuereinnamen, die er für die Realisierung seines<br />
Traumes benötigte - ein Reich, wie Alexander der Grosse es erschaffen hatte.<br />
Ab 213 bekämpfte Caracalla den germanischen Stammesverband der<br />
Alamannen, 214 begann der grossangelegte Feldzug gegen die Parther. Das<br />
Jahr 215 verging mit Verhandlungen mit dem Parther König, dessen Tochter<br />
Caracalla zur Frau nehmen wollte, um das ersehnte Grossreich zu verwirklichen.<br />
Im Frühjahr 216 begann der Krieg gegen Syrien. Am 8. April 217 wurde<br />
Caracalla auf dem Weg nach Carrhae in Mesopotamien auf Veranlassung des<br />
Gardepräfekten Marcus Opellius Macrinus ermordet.<br />
CHF 25 000.- / 45 000.-<br />
(€ 15 700.- / 28 300.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1057<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 33<br />
1058
34<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1059<br />
BETBANK, Barock, Lombardei um 1740/50.<br />
Nussbaum und Palisander gefries sowie teils ebonisiert und ausserordentlich<br />
fein eingelegt mit graviertem Elfenbein; „Die Flucht<br />
der Heiligen Familie“ und „Die Anbetung der 3 Könige“. Geschweiftes,<br />
trapezförmiges und vorstehendes Blatt auf wellig ausgeschnittener<br />
Zarge mit Volutenstütze und mehrfach geschweifter Kniestütze<br />
auf ausgeschnittenem Sockel. Front mit 1 Schublade.<br />
Bronzeknopf. H 90 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />
Ausserordentlich feine Betbank von bestechender Qualität und Eleganz, die<br />
sich in der Formensprache an venezianischen Arbeiten orientiert, jedoch aufgrund<br />
der feinen Elfenbeinmarketerie dem lombardischen Raum zugeschrieben<br />
werden muss.<br />
Lit.: M. Cera, Il mobile italiano, Mailand 1983; S. 101 (Abb. 150, eine sehr<br />
ähnliche, venezianische Betbank).<br />
1059 (Detail)<br />
CHF 25 000.- / 45 000.-<br />
(€ 15 700.- / 28 300.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1059 (Detail)<br />
1060<br />
1 PAAR GEFASSTE HÄNGEKONSOLEN, Barock, Norditalien um<br />
1740.<br />
Holz durchbrochen und reich beschnitzt mit Blumen, Blättern<br />
und Zierfies sowie weiss gefasst und teilweise vergoldet.<br />
Geschweifte, trapezförmige, „en faux malachite“ gefasste Platte<br />
auf durchbrochener Zarge mit Volutenstützen und durchbrochener<br />
Wandplatte. Bestossungen. 66x40x69 cm.<br />
Provenienz: Adelsbesitz, Tessin.<br />
1060 (1 Paar)<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 1 900.- / 3 100.-)<br />
Siehe Abb.
1059<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 35
36<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1061 (Folge von 4)<br />
1061<br />
FOLGE VON 4 GROSSEN SPIEGELAPPLIKEN, Louis XV, Norditalien<br />
um 1745/50.<br />
Holz durchbrochen und reich beschnitzt mit Kartuschen, Blumen,<br />
Blättern und Zierfries sowie vergoldet. Rechteckiger, profilierter<br />
und ver<strong>spiegel</strong>ter Doppelrahmen mit ver<strong>spiegel</strong>tem Kartuschenaufsatz<br />
und 3 geschweiften Lichtarmen mit blätterförmigem<br />
Tropfteller und vasenförmiger Tülle. Etwas zu überholen. H 127<br />
cm, B 66 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
CHF 12 000.- / 20 000.-<br />
(€ 7 500.- / 12 600.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1062<br />
ARMLEHNSTUHL, Barock, in der Art von A. BRUSTOLON<br />
(Andrea Brustolon, 1662 Belluno 1732), Venedig um 1730.<br />
Nussbaum fein beschnitzt mit Figuren, Tatzen und Zierfries. Trapezförmiger<br />
Sitz auf gerader Zarge mit geschweiften, durch Kreuzsteg<br />
verbundenen Beinen auf Tatzenfüssen. Flache, jochförmig<br />
abschliessende Rückenlehne mit geschweiften Armlehnen, mit<br />
liegenden Putti beschmückt, auf markanten Mohrenstützen. Hellgrüner<br />
Veloursbezug. 75x60x45x120 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Nachlass Zöllner, Risch.<br />
- Auktion Galerie <strong>Koller</strong> am 2.12.1999 (Katalognr. 1559).<br />
- Privatbesitz, Lugano.<br />
Lit.: W. Terni de Gregory, Vecchi mobili italiani, Mailand 1981; S. 115 (Abb.<br />
100, der Fauteuil von A. Brustolon, heute Bestand der Sammlungen des Museo<br />
Ca’Rezzonico in Venedig).<br />
CHF 9 000.- / 14 000.-<br />
(€ 5 700.- / 8 800.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1063<br />
1 PAAR SPIEGEL, Louis XV, Italien um 1760.<br />
Holz vergoldet und beschnitzt mit Muschel, Blumen, Kartuschen,<br />
Voluten und Zierfries. Trapezförmiger Rahmen mit markantem,<br />
durchbrochenem Muschelaufsatz. Reparaturen und Fehlstellen. H<br />
95 cm, B 48 cm.<br />
CHF 5 000.- / 7 000.-<br />
(€ 3 100.- / 4 400.-)<br />
1062<br />
1064<br />
1 PAAR SCHREIBKOMMODEN, Barock, Lombardei um 1740.<br />
Nussbaum und -wurzelmaser gefriest sowie mit Reserven eingelegt.<br />
Allseitig bombierter Korpus mit vorstehenden vorderen Eckstollen<br />
auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen.<br />
Schräge, aufklappbare Schreibplatte über mehrfach bombiertem<br />
Unterteil mit 3 Schubladen, die unteren breiter und ohne Traverse.<br />
Inneneinteilung mit 4 Schubladen auf 2 Reihen. Darüber zurückgesetzte<br />
schmale Kopfschublade. Bronzebeschläge und teils<br />
ersetzte Holzknöpfe. 117x56x(offen 88)x117 cm.<br />
Provenienz: Adelsbesitz, Tessin.<br />
Eine nahezu identische Schreibkommode ist abgebildet in: M. Cera, Il mobile<br />
italiano, Mailand 1983; S. 116 (Abb. 180).<br />
Die aussergewöhnlich starke Bombierung des Möbels und das feine<br />
Wurzelmaserfurnier zeigen die Formensprache der lombardischen Ebenisten<br />
in exemplarischer Weise. Eine analoge Kommode ist abgebildet in: A.<br />
Gonzales-Palacios, Europäische Möbelkunst - Italien, 16.-18. Jahrhundert,<br />
München 1975; S. 71 (Abb. 90).<br />
Mit der Eroberung der Lombardei durch österreichische Truppen 1714 erlebte<br />
das lokale Kunsthandwerk eine neue Blüte. Die zentrale Lage der Region liess<br />
verschiedene Einflüsse aus Frankreich, Ligurien und Venedig zusammenschmelzen<br />
und sich zu einem „neuen Ganzen“ weiterentwickeln, dessen<br />
Markenzeichen markante Formgebung mit starker Bombierung des Korpusses,<br />
feine Furniere mit Vorliebe für Wurzelmaser, geschweifte Früchteholz-Reserven<br />
und elegant geschweifte Volutenbeine waren.<br />
Lit.: M. Cera, Il mobile italiano, Mailand 1983; S. 61-67 (Abb. analoger<br />
Kommoden). A. Disertori / A.M. Necchi-Disertori, Il mobile del settecento -<br />
Italia; Novara 1985; S. 70-75 (Abb. ähnlicher Kommoden).<br />
CHF 40 000.- / 70 000.-<br />
(€ 25 200.- / 44 000.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1065<br />
1 PAAR SPIEGELAPPLIKEN, Barock, Norditalien um 1750.<br />
Holz durchbrochen und beschnitzt mit Kartuschen, Blättern und<br />
Zierfries sowie vergoldet. Wappenförmiger Rahmen mit markantem<br />
Kartuschenaufsatz und 2 geschweiften Lichtarmen mit breitem<br />
Tropfteller. Geschliffenes Spiegelglas. H 114 cm.<br />
CHF 5 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 100.- / 5 700.-)
1064
38<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1067 (1 Paar)<br />
1066<br />
1066<br />
FOLGE VON 4 PORTE-TORCHEREN „AUX BUSTES DE FEM-<br />
MES“, Régence, wohl Norditalien, 18./19. Jh.<br />
Holz ausserordentlich fein beschnitzt mit weiblichen Büsten,<br />
Blättern und Zierfries sowie vergoldet. Mehrfach geschweiftes<br />
Blatt auf blätterbeschmücktem Schaft mit weiblicher Büste und<br />
markantem Volutendreifuss. Fehlstellen. H 123 cm.<br />
Provenienz: Adelsbesitz, Tessin.<br />
Elegant konzipierte und gefertigte Lichtträger.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 12 600.- / 18 900.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1067<br />
1 PAAR WANDLEUCHTER, Barock, Norditalien, 18. Jh.<br />
Holz durchbrochen, beschnitzt und vergoldet. Fein durchbrochene<br />
Wandplatte mit breitem Tropfteller. H 110 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />
CHF 6 000.- / 10 000.-<br />
(€ 3 800.- / 6 300.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1068<br />
LESEPULT, sog. „leggio“, Louis XV, Venedig um 1740.<br />
Holz ausserordentlich fein beschnitzt mit Kartuschen, Blättern und<br />
Zierfries. Geschweiftes, zusammenklappbares Gestell mit geprägter<br />
Lederplatte auf markanten Volutenstützen. 60x72x160 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />
Lesepult von seltener Ausformung, bestechender Qualität und Eleganz.<br />
Lit.: M. Cera, Il mobile italiano, Mailand 1983; S. 259 (mit Abb. ähnlicher<br />
Lesepulte).<br />
Für Angaben zum venezianischen Kunsthandwerk siehe auch die Fussnote der<br />
Katalognr. 1072.<br />
CHF 15 000.- / 25 000.-<br />
(€ 9 400.- / 15 700.-)<br />
Siehe Abb.
1068<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 39
40<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1069<br />
KOMMODE, Louis XV, Neapel um 1760.<br />
Rosenholz, Palisander und diverse Edelhölzer gefriest sowie eingelegt<br />
mit Faltsternen, Filets und Zierfries. Geschweifter, trapezförmiger<br />
Korpus mit vorstehenden vorderen Eckstollen auf wellig<br />
ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. In der Mitte<br />
gebauchte Front mit 2 Schubladen. Mehrfach profilierte „Giallo di<br />
Siena“-Platte. 145x68x96 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />
1070<br />
1069<br />
Feine Kommode in sehr gutem Erhaltungszustand.<br />
Die relativ kleine neapolitanische Oberschicht - von 220000 Einwohnern<br />
konnten sich nur ca. 300 als sog. „benestanti“ bezeichnen - manifestierte ihren<br />
Reichtum mit einer Vielzahl von Aufträgen für hochwertiges, teures<br />
Mobiliar. Französische Prunk<strong>möbel</strong> dienten als Vorbilder, welche von den<br />
Ebenisten der Vesuvstadt zu eigenständigen Modellen weiterentwickelt wurden.<br />
Markenzeichen dieser „lokalen“ Modelle waren feine Marketerie mit<br />
Zentralrosette, elegante Bronzebeschläge und Zierfriese.<br />
Lit.: A. Disertori / A.M. Necchi-Disertori, Il mobile del settecento - Italia,<br />
Novara 1985; S. 85-92 (Angaben zur Entwicklung des neapolitanischen<br />
Kunsthandwerks). M. Cera, Il mobile italiano, Mailand 1983; S. 64 (Abb. 64,<br />
eine sehr ähnliche Kommode).<br />
CHF 45 000.- / 75 000.-<br />
(€ 28 300.- / 47 200.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1070<br />
KONSOLE, Barock, Norditalien um 1750.<br />
Holz reich beschnitzt mit Blumen, Blättern, Kartuschen und Zierfries<br />
sowie vergoldet. Trapezförmige, markant vorstehende und<br />
randprofilierte Platte „en faux marbre“ auf wellig ausgeschnittener<br />
Zarge mit durch geschweiften H-Steg verbundenen Volutenbeinen.<br />
106x41x83 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />
CHF 5 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 100.- / 5 700.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1071<br />
SPIEGEL, Louis XV, Italien, 18. Jh.<br />
Holz durchbrochen und fein beschnitzt mit Kartuschen, Blättern<br />
und Zierfries sowie vergoldet. Rechteckiger, profilierter Rahmen<br />
mit durchbrochenem, ver<strong>spiegel</strong>tem Kartuschenaufsatz. H 100<br />
cm, B 72 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 1 900.- / 3 100.-)
1072<br />
PRUNK-KONSOLE, Barock, Venedig um 1740.<br />
Nussbaum und -wurzelmaser sowie Edelhölzer gefriest und mit<br />
feinem Bandelwerk eingelegt. Markant geschweiftes, trapezförmiges<br />
und vorstehendes Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />
durch geschweiften Steg verbundenen Volutenbeinen auf Kugelfüssen.<br />
In der Mitte gebauchte Front mit 1 Schublade. 184x68x84 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />
Hochbedeutende Konsole von perfekter Qualität und Eleganz, die hohe<br />
Handwerkskunst venezianischer Ebenisten in exemplarischer Weise evidenzierend.<br />
Militärische Konflikte auf See und in den norditalienischen Regionen, die den<br />
finanziellen „declino“ der Lagunenstadt einläuteten, standen in krassem<br />
Widerspruch zur kulturellen Blüte, die duch das rigorose Zunftwesen garantiert<br />
wurde. Das lokale Kunsthandwerk wurde genauestens organisiert, strukturiert<br />
und in verschiedene Sparten eingeteilt: „marangoni di noghera“<br />
(Hersteller von Massivholz<strong>möbel</strong>n), „marangoni di coaze“ (Bestandteil-<br />
Schnitzer), „intaiadori“, „tapezzieri“, „bolzeri“, „doratori“, „vetrai“, „specchieri“<br />
und vor allem „depentori“ (Lackierer von Luxus<strong>möbel</strong>n). Durch diese<br />
straffe Einteilung war eine grosse Produktion auf hohem Niveau möglich, sie<br />
verunmöglicht jedoch die Identifizierung der Objekte bzw. deren Zuschreibung<br />
an ein bestimmtes Atelier oder einen Künstler. Die eigentliche Spezialität der<br />
Kunsthandwerker von Venedig waren die als einmalig zu bezeichnenden „intagli“<br />
- wohl auch bedingt durch die hochwertige, berühmte Schiffsproduktion<br />
mit reichen Schnitzereien -, fein lackierte und geschnitzte Möbel, ausserordentlich<br />
originelle und eigenständige Formen- und Dekorationssprache und eine<br />
qualitativ hochwertige Ausführung.<br />
Lit.: M. Griffo, Il mobile del seicento - Italia, Novara 1985; S. 33-43 (allg.<br />
Angaben zur Entwicklung des venezianischen Möbels im 17./18.<br />
Jahrhundert).<br />
CHF 50 000.- / 90 000.-<br />
(€ 31 400.- / 56 600.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1073<br />
PRUNK-SPIEGEL, Régence, wohl Turin um 1730.<br />
Holz durchbrochen und reich beschnitzt mit Maskaron, Kartuschen,<br />
Blättern und Zierfries sowie vergoldet. Rechteckiger, profilierter<br />
Rahmen mit markantem, durchbrochenem und ver<strong>spiegel</strong>tem Maskaronenaufsatz.<br />
Etwas zu überholen. H 208 cm, B 120 cm.<br />
Provenienz: Adelsbesitz, Tessin.<br />
CHF 8 000.- / 14 000.-<br />
(€ 5 000.- / 8 800.-)<br />
1072<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 41<br />
1074*<br />
1 PAAR KERZENSTÖCKE, späte Régence, wohl Norditalien, 19. Jh.<br />
Bronze. Balusterförmiger Schaft mit breitem Tropfteller auf profiliertem,<br />
mehrpassigem Rundfuss. H 24 cm.<br />
1075<br />
CHF 800.- / 1 200.-<br />
(€ 500.- / 800.-)<br />
1075<br />
SALONTISCH, Louis XV, wohl Norditalien um 1760.<br />
Nussbaum reich beschnitzt mit Kartuschen, Blättern und Zierfries.<br />
Rechteckige, ersetzte und profilierte, gelb/grau gesprenkelte<br />
Marmorplatte auf wellig ausgeschnittener Zarge mit markant<br />
geschweiften Beinen. 77x55x75 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Lugano.<br />
CHF 6 000.- / 10 000.-<br />
(€ 3 800.- / 6 300.-)<br />
Siehe Abb.
42<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1076<br />
FOLGE VON 8 GEFASSTEN KOMBINATIONSSTÜHLEN, sog.<br />
„chaises d‘orangerie“, Louis XV-Stil, Norditalien.<br />
Nussbaum moulüriert und grün/rosa gefasst. Geschweifter, trapezförmiger<br />
Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />
Beinen. Flache, jochförmig abschliessende und abklappbare, den<br />
Fauteuil zum Hocker umfunktionierende Rückenlehne mit ausladenden<br />
Armlehnen auf geschweiften -stützen. Polychromer Seidenbezug<br />
mit exotischen Vögeln und Blumen. 68x45x44x90 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
Elegante Folge mit eigenwilliger Ausformung.<br />
Passend zu Katalognr. 1077.<br />
1077 (Folge von 8)<br />
CHF 4 000.- / 7 000.-<br />
(€ 2 500.- / 4 400.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1076<br />
1077<br />
FOLGE VON 8 TIEFEN GEFASSTEN TISCHEN, Louis XV-Stil,<br />
Norditalien.<br />
Nussbaum moulüriert und grün/blau gefasst. Geschweifte, rechteckige<br />
und vorstehende, „en faux marbre“ gefasste Platte auf wellig<br />
ausgeschnittener Zarge mit kurzen, geschweiften Beinen.<br />
59x38x26 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
Passend zu Katalognr. 1076.<br />
CHF 1 500.- / 2 500.-<br />
(€ 900.- / 1 600.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1078<br />
1 PAAR GEFASSTE KOMMODEN, Louis XV, Genua, 18. Jh., die<br />
Fassung später.<br />
Holz allseitig gefasst; auf hellblauem Fond polychrome Chinoiserien<br />
mit Pagoden- und Figurenstaffage. Markant geschweifter,<br />
trapezförmiger Korpus mit vorstehenden vorderen Eckstollen auf<br />
wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. In der<br />
Mitte gebauchte Front mit 2 Schubladen. Ersetzte, vergoldete<br />
Bronzebeschläge und -sabots. Mehrfach profilierte, ersetzte<br />
„Brèche Violette“-Platte. Leicht unterschiedliche Masse, ca.<br />
145x64x92 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
ür Angaben zu Genueser Möbeln siehe auch die Fussnote der Katalognr.<br />
1279.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 12 600.- / 18 900.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1079<br />
1 PAAR APPLIKEN, späte Régence, Paris, 18./19. Jh.<br />
Bronze. Wandplatte in Form einer weiblichen bzw. männlichen<br />
Halbfigur mit 2 geschweiften Lichtarmen, auf Konsolensockel. H<br />
49 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />
CHF 1 000.- / 1 500.-<br />
(€ 600.- / 900.-)
1078
44<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1080*<br />
BUREAU MAZARIN, Louis XIV, von T. HACHE (Thomas Hache, 1721<br />
„Ebéniste et Garde des Meubles de Monseigneur le Duc d’Orléans“),<br />
Paris um 1710.<br />
Nussbaum, -wurzelmaser und diverse Obsthölzer gefriest sowie ausserordentlich<br />
fein eingelegt mit Blumen, Blättern, Kartuschen, Rocaillen,<br />
Bandelwerk und Zierfries. Rechteckiges, in profilierten Messingstab<br />
gefasstes Blatt auf gerader Zarge mit 8 durch 2 geschweifte Kreuzstege<br />
verbundenen Vierkantbeinen auf Zwiebelfüssen. Architektonisch<br />
gegliederte Front mit schmaler Zentralschublade über eingezogenem<br />
Fach, flankiert von je 3 übereinander liegenden Schubladen. Bronzebeschläge.<br />
116x69x80 cm.<br />
Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />
Das „bureau Mazarin“ kann als Schreibtisch als Vorläufer der vierbeinigen eleganten,<br />
leichter wirkenden Bureau-Plats der Régence bezeichnet werden.<br />
Kardinal Mazarin (1602-1662), Nachfolger von Richelieu am französischen Hof<br />
und in den 1650er Jahren politischer „Architekt“ der Vormachtstellung Frankreichs<br />
in Europa, gab diesem Möbel seinen Namen. Vermutlich war er einer der ersten, die<br />
einen Tisch von solcher Form besassen.<br />
Neben den namhaften Pariser Ateliers gehört jenes der Hache in Grenoble, gegründet<br />
durch Thomas Hache zu Beginn des 18. Jahrhunderts, zu den produktivsten<br />
und hervorragendsten französischen Werkstätten für Kunstschreinerei. Sowohl<br />
Thomas (1721) wie auch sein Sohn Pierre (1757) und sein Enkel Jean-François (ca.<br />
1770) erhielten die hohe Auszeichnung eines „Ebéniste et Garde (des Meubles) de<br />
Monseigneur le Duc d’Orléans“. Es finden sich zahlreiche, leicht unterschiedliche<br />
Signaturen, auf Grund derer der eigentliche Ebenist eruiert werden kann; vor allem<br />
die an den Schubladen fixierten Etiketten sind zu erwähnen, welche die grosse<br />
1081<br />
1080 (Blattl)<br />
Produktion dieser Dynastie offenbart: „A Grenoble, Hache fils, Ebéniste de<br />
Monseigneur le Duc d’Orléans, fait et vend toutes sortes d’ouvrages de Marqueterie<br />
en bois des Indes et autres de pays, loupes et racines de toutes couleurs; comme<br />
Bureaux, Secrétaires, Encoignures, Bibliothèques, Commodes à dessus de marbre,<br />
Tables de jeux de toutes espèce, pliantes et autres à Trictrac, Tablettes à livres,<br />
Coffrets, Ecritoires, Cabarets, Trictracs et Damiers, Chiffonières et Toilettes pour<br />
Dames, de tout prix, et autres ouvrages d’Ebénisterie, propres à faire des présents“.<br />
Trotz der geographischen Nähe zu Italien orientierten sich die Hache an den königlichen<br />
Werken der französischen Metropole, um ihre eigene, lokale Formensprache<br />
zu finden; die ausserordentlich elegante, leichte Formgebung, die sorgfältige<br />
Furnierwahl und die Verwendung von hauptsächlich heimischen Hölzern der<br />
Dauphiné zeugen vom Pariser Einfluss. Die zahlreichen Hölzer - Amboina, Thuya,<br />
Nussbaum, Esche, Ahorn, Maulbeerbaum, Sykomore und Zitronenbaum - zierten<br />
die meist mit Wurzelmaser gestaltete Grundstruktur der Möbel. Die Wurzelmaser<br />
mit seinem sehr lebendigen Erscheinungsbild stellte nicht nur eine für die Hache<br />
typische Holzwahl dar, sondern auch eine markante visuelle Bereicherung des<br />
Möbels, das somit nicht auf aufwendige Bronzebeschläge angewiesen war.<br />
Die genauere Aufgabenverteilung innerhalb des Ateliers der Hache konnte durch die<br />
neueste Forschung in wichtigen Ansätzen eruiert werden. Pierre und Jean-François<br />
wirkten in der gleichen Familienunternehmung. Es gilt heute jedoch als gesichert,<br />
dass Jean-François ab ca. 1745 einen selbständigen Weg einzuschlagen begann.<br />
Beide bedeutenden Meister hatten ihre eigenen persönlichen Mitarbeiter. Jean-<br />
François reiste in den Jahren 1755/56 mehrfach nach Paris und verbrachte dort<br />
einen mehrmonatigen Aufenthalt im Atelier des berühmten „Ebéniste du Roi“ Jean-<br />
François Oeben. Dessen Einfluss ist in den Werken von Jean-François markant ersichtlich,<br />
vor allem in der Entwicklung der Blumen- und Girlandenmarketerie der<br />
Möbel um 1760. In diese Zeit ist auch der eigentliche „Durchbruch“ von Jean-<br />
François innerhalb des familiären Unternehmens zu datieren. Vater und Sohn<br />
hatten wohl eine intern getrennte Buchführung, die übereinstimmend mit dem<br />
gleichzeitigen Gebrauch des Stempels HACHE A GRENOBLE und HACHE FILS A<br />
GRENOBLE lief. 1770 lieferten sie dem Präsidenten V. de la Tour ein bedeutendes<br />
Zylinderbureau (ehemals Sammlung der Gräfin D. de Bonvouloir), dessen heute<br />
noch erhaltene Rechnung von beiden Meistern signiert ist - vom Vater in der<br />
Eigenschaft des Schreiners, vom Sohn in jener des Kunsttischlers.<br />
Lit.: M. Clerc, Hache Ebénistes à Grenoble, Grenoble 1997; S. 12-68 (biogr.<br />
Angaben). R. Fonvieille, La dynastie des Hache, Grenoble 1974 (biogr. Angaben).<br />
CHF 90 000.- / 140 000.-<br />
(€ 56 600.- / 88 100.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1081*<br />
1 PAAR GEFASSTE STÜHLE, Louis XV, Würzburg um 1760.<br />
Holz profiliert und rot/gold gefasst. Geschweifter, trapezförmiger<br />
Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen.<br />
Flache, durchbrochene und jochförmig abschliessende Rückenlehne.<br />
Joncbezug. Etwas zu überholen. 49x38x47x101 cm.<br />
CHF 1 200.- / 1 800.-<br />
(€ 800.- / 1 100.-)<br />
Siehe Abb.
1080
46<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1082<br />
KONSOLE, Régence, wohl nach Vorlagen von F. CUVILLIES (François<br />
Cuvilliés, 1695-1768), München um 1730.<br />
Holz durchbrochen und ausserordentlich fein beschnitzt mit<br />
Maskaronen, Kartuschen, Blumen, Blättern und Zierfries sowie<br />
vergoldet. Geschweifte, mehrfach profilierte „Griotte Rouge“-<br />
Platte auf durchbrochener Zarge mit durch Steg verbundenen<br />
Volutenstützen, auf späterer Sockelplatte. 158x51x94 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
Feine Konsole von perfekter Qualität und Eleganz, welche die eigenständige<br />
Formensprache der bayerischen Hofkunst offenbart.<br />
Das Münchner Rokoko orientierte sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />
fast ausschliesslich an Pariser Hof<strong>möbel</strong>n. Es ist daher nicht erstaunlich, dass<br />
zahlreiche Prunk<strong>möbel</strong> der Münchner Residenz Werke der französischen<br />
Meister wie C. Cressent, A.B. Gaudreaux, B. Van Risenburgh, P. Migeon und<br />
P.F. Carel waren.<br />
Mit Vorlagen und Zeichnungen des Wallonen F. Cuvilliés, der ab 1716 für das<br />
Münchner Baubüro tätig war, erlebte die bayrische Metropole einen künstlerischen<br />
Höhepunkt, dessen Erzeugnisse durch neue Formgebung und Dekoration<br />
den Pariser Werken in nichts nachstanden. Die Möbel, ursprünglich als Teile einer<br />
gesamten Raumausstattung konzipiert, zeichnen sich durch grosszügige, elegante<br />
Formgebung und ausserordentlich kräftige, naturalistische Schnitzerei aus.<br />
1083<br />
1082<br />
Lit.: H. Kreisel, Die Kunst des deutschen Möbels - Spätbarock und Rokoko,<br />
München 1970; II, S. 168-182 (Abb. 434 und 435, die Konsolen aus New York<br />
und München). B. Langer / A. von Württemberg, Die Residenz München II -<br />
die deutschen Möbel des 16. bis 18. Jahrhunderts, München 1996; S. 139f.<br />
(die erwähnte Prunkkonsole) und S. 155-159 (die Münchner Konsolen).<br />
CHF 25 000.- / 45 000.-<br />
(€ 15 700.- / 28 300.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1083<br />
KLEINES OHRENCANAPE, Régence, Paris um 1730.<br />
Buche fein beschnitzt mit Muscheln, Kartuschen und Blättern.<br />
Trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />
geschweiften Beinen. Flache, ganz überpolsterte und jochförmig<br />
abschliessende Rückenlehne mit seitlichen Ohren, direkt in die<br />
ebenfalls ganz überpolsterten Armlehnen und -stützen übergehend.<br />
Beiger Stoffbezug. Sitzkissen. 130x57x49x114 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
CHF 4 000.- / 7 000.-<br />
(€ 2 500.- / 4 400.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1084<br />
SPIEGEL „AUX DRAGONS“, Régence, Paris um 1740.<br />
Holz durchbrochen und ausserordentlich reich beschnitzt mit<br />
Drachen, Kartuschen, Blumen, Blättern und Zierfries sowie vergoldet.<br />
Geschweifter, rechteckiger Doppelrahmen mit ver<strong>spiegel</strong>tem,<br />
durchbrochenem Kartuschenaufsatz. Zweigeteiltes Spiegelglas. H<br />
187 cm, B 113 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
Ein nahezu identischer Spiegel wurde bei Christie’s New York am 18.10.2002<br />
(Katalognr. 589) verkauft. Ein weiterer Spiegel mit identischem Kartuschenmotiv<br />
ist Bestand der Sammlungen des Palazzo Pitti in Florenz.<br />
Lit.: E. Colle, I mobili di Palazzo Pitti - Il primo periodo Lorenese 1737-1799,<br />
Florenz 1992; S. 148 (Nr. 76, der erwähnte Spiegel - leider geben die Inventare<br />
keine genaue Angaben darüber, wo der Spiegel erworben wurde).<br />
CHF 15 000.- / 25 000.-<br />
(€ 9 400.- / 15 700.-)<br />
Siehe Abb.
1084
48<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1085<br />
1 PAAR GROSSE FAUTEUILS „A LA REINE“, Régence, aus einer<br />
Pariser Meisterwerkstatt, um 1730/40.<br />
Buche moulüriert und ausserordentlich fein beschnitzt mit Muscheln,<br />
Blättern, Kartuschen und Zierfries sowie vergoldet. Geschweifter, trapezförmiger<br />
Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />
Beinen. Flache, jochförmig abschliessende Rückenlehne mit gepolsterten<br />
Armlehnen auf geschweiften -stützen. Bordeauxroter Veloursbezug<br />
mit dekorativem Nagelbeschlag. 70x59x48x103 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
Hochbedeutendes Paar von perfekter Qualität und Eleganz, in sehr gutem<br />
Erhaltungszustand.<br />
Ein Paar Fauteuils mit sehr ähnlich gestalteten Rückenlehnen wurde bei Christie’s<br />
New York am 22.5.2002 (Katalognr. 450) verkauft. Im Katalogtext wird zudem<br />
angemerkt, dass die Qualität dieser Fauteuils, obwohl nicht mehr eruierbar, auf M.<br />
Cresson oder J.B. Tilliard hinweisen. Ein in Formgebung und Schnitzerei ähnliches<br />
Paar aus der Sammlung M. Ségoura in Paris wurde in unserer Juni-Auktion 1998<br />
(Katalognr. 1060) und in unserer Dezember-Auktion 2006 (Katalognr. 1084) verkauft.<br />
Ab ca. 1720 entwickelten sich die Fauteuils in ihrer Form „solennelle et monumentale“<br />
zu leichter wirkenden, bequemeren Modellen mit breiterem Sitz. Zur gleichen<br />
Zeit wurden verschiedene neue Typen von Sitz<strong>möbel</strong>n erschaffen, wie z.B. die<br />
Bergère und die „vovelle“; es tauchten neue Elemente in den Gestell-Schnitzereien<br />
auf. G. Janneau beschreibt sie wie folgt: „A partir de 1725 s’élabore, à son tour, un<br />
répertoire nouveau, formé de coquilles de fantaisie, de feston-nages ondés...<br />
c’étaient les ornements rocailles.“<br />
Lit.: G. Janneau, Le mobilier français - les sièges, Lüttich o.J.: S. 545-561. B.G.B.<br />
Pallot, Le mobilier du Musée du Louvre, Beaumes-les-Dames 1993; II, S. 45-47<br />
und 54f. (mit Abb. verschiedener Fauteuils).<br />
1085 (verso)<br />
CHF 30 000.- / 50 000.-<br />
(€ 18 900.- / 31 400.-)<br />
Siehe Abb.
1085
50<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1086<br />
SPIEGEL „AUX BUSTES D’INDIENS“, Régence, Paris um 1740.<br />
Holz durchbrochen und ausserordentlich reich beschnitzt mit<br />
Indianerbüsten, Kartuschen, Blumen, Blättern und Zierfries sowie<br />
vergoldet. Geschweifter, ver<strong>spiegel</strong>ter Doppelrahmen mit durchbrochenem<br />
und ver<strong>spiegel</strong>tem Kartuschenaufsatz. Zweigeteiltes<br />
Spiegelglas. H 175 cm, B 100 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
1086 1087 (Detail)<br />
CHF 15 000.- / 25 000.-<br />
(€ 9 400.- / 15 700.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1087<br />
GROSSER MITTELTISCH „AU MASCARON“, sog. „table à<br />
gibier“, Régence, aus einer Pariser Meisterwerkstatt, wohl nach<br />
Entwürfen von J.B.H. TORO (Jean Bernard Honoré Turreau, gen.<br />
Toro, Toulon 1672-1731 Paris), um 1730.<br />
Holz durchbrochen und ausserordentlich fein beschnitzt mit<br />
1087 (Detail)<br />
Maskaronen, Delphinköpfen, Kartuschen, Blumen, Blättern und<br />
Zierfries sowie vergoldet. Rechteckige, mehrfach profilierte, grau/<br />
rosa gesprenkelte Marmorplatte mit abgerundeten Ecken auf wellig<br />
ausgeschnittener und durchbrochener Zarge mit durch Kreuzsteg<br />
verbundenen Volutenbeinen mit Delphinfüssen. Vergoldung<br />
teils zu restaurieren. 158x76x85 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
Konsole von hoher Qualität und mit herausragender Schnitzereiarbeit.<br />
Unser Möbel zeigt in exemplarischer Weise den Stil der Régence während des<br />
Übergangs vom für die Louis XIV-Epoche typischen, stark architektonischen<br />
Aufbau mit geraden, monumentalen Formen zu den eleganteren, leichteren<br />
Schweifungen. Die Weiterentwicklung dieser Formensprache läutete in den<br />
darauffolgenden Jahrzehnten den „style Louis XV“ ein.<br />
J.B.H. Turreau, gen. Toro, war der Sohn von Pierre Turreau, eines im<br />
Bildhauer-Atelier des Arsenals von Toulon tätigen Schnitzers, und lernte sein<br />
Handwerk beim Vater und im Arsenal. Um 1695 reiste Turreau nach Aix, wo<br />
er zahlreiche Möbel für verschiedene „Hôtels“ fertigte. Etwa zehn Jahre später<br />
arbeitete er unter anderem für den Präsidenten François de Boyer in Avignon.<br />
1717 kehrte Turreau nach Toulon zurück, wo er ab 1718 als „maître entretenu“<br />
das Bildhauer-Atelier des Arsenals leitete. Da er aber das gleiche Gehalt<br />
wie sein Vorgänger verlangte, wurde ihm der Auftrag zur Anfertigung von<br />
Entwürfen entzogen. In einem Schreiben an den Marineminister rühmte der<br />
Intendant von Toulon 1728 Turreau als einen der tüchtigsten französischen<br />
Bildhauer, bezeichnete ihn aber auch als Mann „capricieux et fantasque“, der<br />
grosse Ansprüche erhebe.<br />
Turreau war nicht nur als Schnitzer und Bildhauer tätig, er zeichnete auch<br />
unzählige Ornamentblätter und Entwürfe für Möbel und war vor allem für<br />
seine fantasievollen Fabeltiere und Maskaronen bekannt.<br />
Lit.: A. Ponte, Il mobile del settecento - Francia, Novara 1985; S. 13 und 16<br />
(mit Abb. ähnlicher Konsolen). Thieme/Becker, Leipzig 1999; 33/34, S. 499<br />
(biogr. Angaben).<br />
CHF 30 000.- / 50 000.-<br />
(€ 18 900.- / 31 400.-)<br />
Siehe Abb.
1087
52<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1088<br />
LIEGEBETT, sog. „duchesse en bâteau“, Régence, Paris um 1740.<br />
Buche ausserordentlich reich beschnitzt mit Kartuschen, Blumen,<br />
Blättern und Zierfries. Ovaler Sitz auf wellig ausgeschnittener<br />
Zarge mit kurzen, geschweiften Beinen. Flache, jochförmig<br />
abschliessende Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf<br />
geschweiften -stützen. Tiefere, ebenfalls jochförmig abschliessende<br />
Fusslehne. Joncbezug. Braunes Seidensitzkissen mit stilisiertem<br />
Blumenmotiv. 145x70x37x97 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
(Château de Vincy; Südansicht)<br />
1088<br />
Sehr bedeutendes, ausserordentlich seltenes Liegebett von perfekter Qualität<br />
und Eleganz. Eine sehr ähnliche Duchesse ist abgebildet in: M. Jarry / P.<br />
Devinoy, Le siège français, Fribourg 1973; S. 71 (Abb. 62 und 63).<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 12 600.- / 18 900.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1089<br />
1 PAAR JARDINIEREN, Régence, Paris um 1730/40.<br />
Olivgrüner, gelb/braun gesprenkelter Marmor. Ovaler Gefässkörper<br />
mit godronierter Wandung, auf kanneliertem, profiliertem<br />
Rundfuss. 47x29x24 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
Ausserordentlich feines, höchst dekoratives Paar.<br />
CHF 100 000.- / 150 000.-<br />
(€ 62 900.- / 94 300.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1090*<br />
KLEINER ARBEITSTISCH, Louis XV, Paris um 1760.<br />
Rosenholz gefriest sowie mit Reserven und Filets eingelegt. Rechteckiges,<br />
vorstehendes, mit rotem, goldgepresstem Leder bezogenes<br />
und randgefasstes Blatt auf bogenförmig ausgeschnittener Zarge<br />
mit hohen, geschweiften Beinen. Seitlich 1 Schublade. Bronzebeschläge<br />
und -sabots. 63x40x67 cm.<br />
CHF 1 800.- / 2 800.-<br />
(€ 1 100.- / 1 800.-)<br />
1091*<br />
1 PAAR GROSSE APPLIKEN, späte Régence, Frankreich, 19. Jh.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Geschweifte Wandplatte mit 3<br />
geschweiften Lichtarmen mit blätterförmigem Tropfteller und<br />
blütenförmiger Tülle. H 61 cm.<br />
Provenienz: Privatsammlung, Deutschland.<br />
CHF 2 500.- / 4 500.-<br />
(€ 1 600.- / 2 800.-)
1089
54<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1092<br />
VERDURE, Régence, Frankreich um 1700.<br />
Darstellung eines Reihers und Jagdhundes in idealisierter Wald-<br />
und Flusslandschaft, im Hintergrund Stadt. Blumen- und Blätterbordüre.<br />
Etwas ausgebleicht. H 250, B 458 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
1093<br />
CHF 8 000.- / 14 000.-<br />
(€ 5 000.- / 8 800.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1093*<br />
KOMMODE „EN TOMBEAU“, Régence, Paris um 1730.<br />
Veilchenholz und Palisander gefriest sowie mit Reserven und<br />
Filets eingelegt. Alleseitig bombierter, rechteckiger Korpus mit<br />
vorstehenden vorderen Eckstollen auf wellig ausgeschnittener<br />
Zarge mit geschweiften Beinen. In der Mitte markant gebauchte<br />
Front mit 3 Schubladen, die oberste zweigeteilt. Reiche, matt- und<br />
glanzvergoldete Bronzebeschläge. Profilierte „Bleu turquin“-Platte.<br />
Restaurationen. 138x48x85 cm.<br />
CHF 24 000.- / 36 000.-<br />
(€ 15 100.- / 22 600.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1094<br />
1 PAAR BRONZEGRUPPEN, späte Régence, nach Vorlagen des<br />
GIANBOLOGNA (Giovanni di Bologna, Douai 1529-1608 Florenz),<br />
Paris, 19. Jh.<br />
1092<br />
Bronze brüniert. Auf Hengst sitzender bärtiger Mann, eine junge<br />
Sabinerin raubend, bzw. der Kentaur Nessus, Deianeira entführend.<br />
Auf oktogonalem Holzsockel mit Messingeinlagen und<br />
Bronzefüssen. H 41 bzw. 43 cm, mit Sockel 51 bzw. 53 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
Auf dem Weg zu ihrem Freund Keyx erreichten Herkules und seine Gemahlin<br />
Deianeira die Ufer des reissenden Flusses Euenos, der für die junge Frau nicht<br />
zu überqueren war. Der Kentaur Nessus, welcher am Gestade wohnte, bot dem<br />
Paar seine Hilfe an. Herkules übergab ihm die ängstliche Deianeira und schritt<br />
voran in die Fluten. Da hörte er seine Gemahlin schreien, drehte sich um und<br />
sah, dass Nessus über Deianeira herfiel. Zornig über die schändliche Tat<br />
spannte Herkules seinen Bogen, schoss dem Centauren erst einen vergifteten<br />
Pfeil in den Rücken und erschlug ihn dann mit seiner Keule.<br />
Stetig wuchs die junge Stadt Rom, die Romulus 753 gegründet hatte. Bald jedoch<br />
wurde es offenbar, dass es dem Staate an Frauen fehlte. So schickte<br />
Romulus Gesandte in die Nachbarstädte, mit der Bitte um Bündnisse und<br />
Eheschliessungen, doch vergebens. Da kam er auf die Idee, ein Fest auszurichten<br />
und die Nachbarvölker dazu einzuladen. Begierig, die neue Stadt zu sehen,<br />
strömten die Menschen herbei, besonders die Sabiner kamen in grosser Zahl.<br />
Dann begannen die Spiele, und auf ein Zeichen von Romulus ergriffen die<br />
jungen Römer die sabinischen Frauen und schleppen sie fort. Dies geschah so<br />
schnell und überraschend, dass niemand Widerstand leisten konnte. Romulus<br />
versichterte den Frauen, dass sie ordnungsgemäss verheiratet würden und in<br />
den Genuss aller Rechte und Güter römischer Staatsbürger kämen. So besänftigt<br />
fügten sich die Sabinerinnen in ihr Schicksal. Die Familien der Geraubten<br />
jedoch rüsteten zum Krieg gegen Rom - bald befanden sich die Heere in erbittertem<br />
Kampf. Plötzlich stürzten sich die Sabinerinnen zwischen die Soldaten<br />
und flehten sie an, dem Morden ein Ende zu machen. Ihre Worte fanden<br />
Gehör, Römer und Sabiner beendeten den Krieg und schlossen ein<br />
Friedensbündnis.<br />
Giovanni di Bologna, auch Jean de Boulogne oder Gianbologna genannt,<br />
lernte bei Jacques Dubroeucq in Mons sein Handwerk und ging 1554/55 nach<br />
Italien. Danach studierte er zwei Jahre in Rom und war ab 1557 in Florenz<br />
tätig, wo er eine Werkstatt leitete, für die zahlreiche bekannte Bildhauer arbeiteten,<br />
wie z.B. Francavilla, Hans Reichle von Augsburg, Hubert Gerhart und<br />
Adriaen de Vries. Zu Gianbolognas Hauptwerken zählen der „Fliegende<br />
Merkur“ (1564), der „Raub der Sabinerinnen“ (1579), „Herkules und der<br />
Centaur“ (1599), der „Neptun-Brunnen“ (1563-67), die „Fontana dell’Isolotto“<br />
(1569-1576), Reiterdenkmäler, Klein<strong>bronzen</strong> von Tieren, Bauerngruppen und<br />
Vogelstellern.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 6 300.- / 9 400.-)<br />
Siehe Abb.
1094
56<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1095*<br />
BUREAU-PLAT „AUX ESPAGNOLETTES“, Régence, Paris um 1730.<br />
Veilchenholz und Palisander gefriest sowie mit Reserven und<br />
Zierfries eingelegt. Rechteckiges, in profilierten Bronzestab gefasstes,<br />
leicht vorstehendes und mit braunem, goldgepresstem Leder<br />
bezogenes Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge in „contour à<br />
l’arbalète“, mit markant geschweiften Beinen. Front mit breiter<br />
Zentralschublade, flankiert von je 1 Schublade. Gleiche, jedoch<br />
blinde Einteilung auf der Rückseite. Ausserordentlich reiche, matt-<br />
und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Restaurationen<br />
und Ergänzungen. 162x81x77 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />
1096<br />
CHF 30 000.- / 50 000.-<br />
(€ 18 900.- / 31 400.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1095<br />
1096<br />
KOMMODE „AUX ESPAGNOLETTES“, Régence, Paris um 1740.<br />
Nussbaum und Palisander gefriest sowie mit Reserven und Filets<br />
eingelegt. Rechteckiger Korpus mit vorstehendem, in profilierten<br />
Bronzestab gefasstem Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />
kurzen, geschweiften Beinen. In der Mitte gebauchte Front mit 3<br />
Schubladen. Reiche, teils ersetzte Bronzebeschläge und -sabots.<br />
130x64x84 cm.<br />
Provenienz: Westschweizer Privatbesitz.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 6 300.- / 9 400.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1097*<br />
1 PAAR APPLIKEN, spätes Louis XV, Paris, 18./19. Jh.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Blätterförmige Wandplatte mit<br />
2 geschweiften Lichtarmen mit blattförmigem Tropfteller und<br />
blütenförmiger Tülle. H 34 cm.<br />
Provenienz: Aus einer deutschen Sammlung.<br />
CHF 1 200.- / 1 800.-<br />
(€ 800.- / 1 100.-)<br />
1098*<br />
FAUTEUIL „EN CABRIOLET“, Louis XV, Frankreich, 18. Jh.<br />
Buche moulüriert und beschnitzt mit Blumen, Blättern und Zierfries.<br />
Hufförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />
geschweiften Beinen. Eingezogene, jochförmig abschliessende<br />
Rückenlehne mit ausladenden Armlehnen auf geschweiften -stützen.<br />
Jonc-Bezug. Hellgrünes Velourssitzkissen. 57x47x44x93 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />
CHF 1 200.- / 2 000.-<br />
(€ 800.- / 1 300.-)
1099<br />
1 PAAR FAUTEUILS, Régence, Paris um 1730/40.<br />
Buche reich beschnitzt mit Muscheln, Blättern und Zierfries sowie<br />
vergoldet. Trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge<br />
mit geschweiften Beinen. Flache, ganz überpolsterte und jochförmig<br />
abschliessende Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf<br />
geschweiften -stützen. Hellblau/beige gestreifter Seidenbezug.<br />
Vergoldung leicht bestossen. 69x56x42x105 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
Für Angaben zu Sitz<strong>möbel</strong>n der Régence siehe auch die Fussnote der Katalognr.<br />
1085.<br />
CHF 12 000.- / 20 000.-<br />
(€ 7 500.- / 12 600.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1100<br />
SPIEGEL „A LA TETE DE FEMME“, Régence, Paris um 1730.<br />
Holz durchbrochen und reich beschnitzt mit Frauenkopf, Blumen,<br />
Blättern, Kartuschen und Zierfries sowie vergoldet. Geschweifter,<br />
rechteckiger und ver<strong>spiegel</strong>ter Doppelrahmen mit Abschluss in<br />
Form einer Kartusche mit lächelndem Frauenkopf. Restaurationen.<br />
H 187 cm, B 117 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
CHF 12 000.- / 20 000.-<br />
(€ 7 500.- / 12 600.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1100A*<br />
KLEINE HÄNGEETAGERE, Louis XV, J.F. HACHE (Jean-François<br />
Hache, «Ebéniste et Garde (des Meubles) de Monseigneur le Duc<br />
d›Orléans», ca. 1770) zuzuschreiben, Grenoble um 1760/80.<br />
Kirsche und ebonisiertes Birnholz gefriest sowie mit stilisierten<br />
Faltsternen und Filets eingelegt. Rechteckiger Korpus mit in der<br />
Mitte gebauchter Doppeltüre mit profilierter Schlagleiste unter 2<br />
von geschweiften Wangen mit Griffaussparungen getragenen Tablaren.<br />
Bronzebeschläge. 47,5x9,5x76 cm.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 1 900.- / 3 100.-)<br />
1099<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 57<br />
1100
58<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1101*<br />
DAMENBUREAU, Louis XV, A.N. COULERU (Abraham-Nicolas<br />
Couleru, Meister 1750) zuzuschreiben, Montbéliard um 1755/60.<br />
Nussbaum, -wurzelmaser, Birke, Birne und heimische Früchtehölzer<br />
gefriest sowie fein eingelegt mit Bandelwerk, Kartuschen,<br />
Reserven und Zierfries. Geschweifter, rechteckiger Korpus auf<br />
wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Schräge,<br />
aufklappbare Schreibplatte über 3 Schubladen auf 2 Reihen.<br />
Inneneinteilung mit 3 übereinander liegenden Fächern, flankiert<br />
von je 3 stufenmässig angeordneten Schubladen unter grossem<br />
Fach. Geheimfach. Bronzebeschläge und -hänger. Etwas zu überholen.<br />
97x55x(offen 96)x105 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />
1101 1102<br />
Abraham-Nicolas ist das bekannteste Mitglied der Ebenistendynastie Couleru<br />
in Montbéliard. Wie viele seiner Familienangehörigen absolvierte er zuerst<br />
eine Ausbildung als Spinnrad-Drechsler. Während eines Aufenthaltes in Paris<br />
lernte er die Marketeriekunst. Nach seiner Rückkehr eröffnete er 1746 ein<br />
Atelier in Montbéliard und erhielt die „protection“ des Duc Charles Eugène<br />
von Württemberg, was den Erfolg seines Unternehmens förderte. In den Jahren<br />
danach stellte er zahlreiche Möbel mit etwas schweren Formen, guten<br />
Proportionen und von perfekter Ausführung her - Kommoden, Sekretäre,<br />
Bureaux und Kassetten. Diese Stücke wurden von Couleru mit Marketerien in<br />
Form geometrischer Motive, geschweifter Filets, Blumen oder Stilleben verse-<br />
1103 (Carillon)<br />
hen. Sie wurden fast alle im „style Louis XV“ oder „style Transition“ gefertigt<br />
und auf der Schubladenseite signiert. 1780 zog sich A.N. Couleru aus dem<br />
Berufsleben zurück.<br />
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 189<br />
(biogr. Angaben).<br />
CHF 13 000.- / 20 000.-<br />
(€ 8 200.- / 12 600.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1102*<br />
KLEINE KOMMODE, Louis XV, sign. J.B. GALET (Jean-Baptiste<br />
Galet, Meister 1754), Paris um 1760.<br />
Rosenholz und Palisander gefriest sowie mit Reserven und Filets<br />
eingelegt. Geschweifter, trapezförmiger Korpus mit vorstehenden<br />
vorderen Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge mit kurzen,<br />
geschweiften Beinen. In der Mitte gebauchte Front mit 3 Schubladen.<br />
Vergoldete Bronzebeschläge. Profilierte „Rouge Royal“-Platte.<br />
Ergänzungen. 64x44x84 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />
J.B. Galet führte sein Atelier in der Rue du Faubourg-Saint-Antoine und genoss<br />
einen exzellenten Ruf als bedeutender Ebenist. Er fertigte sehr feine Möbel im<br />
„style Louis XV“ und in der aufkommenden Formensprache des Neo-klassizismus.<br />
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIII siècle, Paris 1989; S. 335f.<br />
(biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes français<br />
au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 136 (biogr. Angaben).<br />
CHF 12 000.- / 18 000.-<br />
(€ 7 500.- / 11 300.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1103<br />
BOULLE-PENDULE mit Carillon und Sockel, Louis XV, Neuenburg<br />
um 1750/60.<br />
Messing und koloriertes Schildpatt ausserordentlich fein eingelegt<br />
in „contre-partie“; Blumen, Blätter, Kartuschen und Zierfries.<br />
Geschweiftes Gehäuse mit Kartuschenabschluss auf sich nach<br />
unten verjüngendem Sockel. Emailzifferblatt mit römischen Minuten-<br />
und arabischen Stundenzahlen. Spindelwerk mit 4/4-Schlag<br />
auf 2 Glocken. Zugrepetition. Beim Stundenschlag ausgelöstes<br />
Glockenspiel mit 10 Glocken und 6 Melodien. 97x21x132 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />
Bedeutende Pendule von perfekter Qualität, in hervorragendem Erhaltungszustand<br />
und mit fein klingendem Carillon.<br />
CHF 45 000.- / 75 000.-<br />
(€ 28 300.- / 47 200.-)<br />
Siehe Abb.
1103
60<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1105<br />
1104<br />
1104<br />
DAMENBUREAU, Louis XV, Frankreich um 1760.<br />
Veilchenholz und Palisander gefriest sowie fein eingelegt mit<br />
Diamantspitz, Rautenmuster und Zierfries. Allseitig geschweifter,<br />
rechteckiger Korpus auf wellig ausgeschnittener Zarge mit hohen,<br />
geschweiften Beinen. Front mit aufklappbarem, innen mit bordeauxrotem,<br />
goldgepresstem Leder bezogenem Blatt über 2 kleinen,<br />
nebeneinander liegenden Schubladen und breiter Schublade.<br />
Inneneinteilung mit 4 übereinander liegenden Zentralfächern,<br />
flankiert von je 3 stufenmässig angeordneten Schubladen unter<br />
Fach. Vergoldete Bronzebeschläge, -sabots und -hänger. Zum Freistellen.<br />
Ergänzungen. 94x49x(offen 82)x97 cm.<br />
Provenienz: Westschweizer Privatbesitz.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 6 300.- / 9 400.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1105*<br />
KLEINES CARTEL, Louis XV, sign. GILLE L’AINE A PARIS (Pierre<br />
II Gilles-Quentain, Meister 1746), Frankreich um 1760.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Kartuschenförmiges, mit<br />
Fackeln, Blumen und Blättern beschmücktes Gehäuse mit Blumenaufsatz.<br />
Emailzifferblatt mit arabischen Minuten- und römischen<br />
Stundenzahlen sowie 2 feinen Zeigern. Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag<br />
auf Glocke. 22x12x35 cm.<br />
Lit.: J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1996; S. 324 (biogr. Angaben).<br />
H.L. Tardy, Dictionnaire des horlogers français, Paris; S. 256 (biogr. Angaben).<br />
CHF 4 000.- / 7 000.-<br />
(€ 2 500.- / 4 400.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1106*<br />
1 PAAR KERZENSTÖCKE „AUX ENFANTS“, spätes Louis XV,<br />
Paris, 2. Hälfte 19. Jh.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Balusterförmiger, mit 3 Kindern<br />
und Kartuschen beschmückter Schaft mit vasenförmiger Tülle<br />
und mehrfach geschweiftem Rundfuss. H 26,5 cm.<br />
CHF 1 200.- / 1 800.-<br />
(€ 800.- / 1 100.-)
1107<br />
1 PAAR DECKELVASEN MIT BRONZEMONTUR, spätes Louis<br />
XV, Paris, 19. Jh.<br />
„Fleur de Pêche“-Marmor sowie matt- und glanzvergoldete Bronze.<br />
Urnenförmiger Gefässkörper mit ausladender Lippe, markanten<br />
Henkeln und rundem Deckel mit Blumenaufsatz sowie profiliertem<br />
Rundfuss, auf gestuftem, profiliertem Quadersockel. H 53 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
CHF 5 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 100.- / 5 700.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1108*<br />
CARTEL, spätes Louis XV, dass Zifferblatt und Werk sign.<br />
DENIERE FT DE BRONZES A PARIS (Guillaume Denière und Sohn,<br />
tätig ca. 1820-1880), Frankreich, 19. Jh.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Kartuschenförmiges, mit Blumen<br />
und Voluten beschmücktes Gehäuse. Emailzifferblatt mit arabischen<br />
Minuten- und römischen Stundenzahlen und 2 feinen Zeigern.<br />
Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. 28x16x45 cm.<br />
Guillaume Denière und sein Sohn, der den gleichen Vornamen hatte, waren<br />
Pariser Bronzetechniker und Inhaber einer bedeutenden Werkstatt für dekorative<br />
Bronzearbeiten, die sie nach eigenen oder fremden Entwürfen schufen.<br />
Vater Denière lieferte 1825 ein Bronze-Ameublement für einen Saal des landgräflichen<br />
Schlosses in Kassel, 1828 eine entsprechende Serie von Arbeiten für<br />
den Palais des Prinzen von Oranien in Brüssel. Der Sohn, dessen Werke auf<br />
der Weltausstellung in Wien (1873) und Paris (1878) allgemeine Bewunderung<br />
erregten, erhielt wiederholt bedeutende Aufträge aus dem Ausland.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 1 900.- / 3 100.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1109*<br />
1 PAAR APPLIKEN „AU CHINOIS“, spätes Louis XV, Frankreich, 19. Jh.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Geschweifte Wandplatte mit<br />
Chinesenfigur und 2 geschweiften Lichtarmen mit breitem Tropfteller<br />
und blütenförmiger Tülle. H 48 cm<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 1 900.- / 3 100.-)<br />
1107<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 61<br />
1108
62<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1110 1111<br />
1112<br />
1110*<br />
KAMINPENDULE „A L’AMOUR“, spätes Louis XV, Paris, 19. Jh.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Geschweiftes, mit Kartuschen,<br />
Voluten und Rocaillen beschmücktes Uhrgehäuse mit Volutenfüssen<br />
und auf einer Wolke sitzendem Amor als Aufsatz. Emailzifferblatt<br />
mit arabischen Minuten- und römischen Stundenzahlen<br />
sowie 2 feinen Zeigern. Pariser Werk mit 1/2-Stundenschlag auf<br />
Glocke. 26x12x49 cm.<br />
Provenienz: Privatsammlung, Deutschland.<br />
CHF 4 000.- / 7 000.-<br />
(€ 2 500.- / 4 400.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1111<br />
KAMNINPENDULE „A L’AMOUR“, spätes Louis XV, das Zifferblatt<br />
sign. CHARLES FRODSHAM PARIS (tätig um 1850/80), das<br />
Werk sign. E. COLIN & CIE PARIS (tätig in der Rue Lazare um<br />
1860/80), Paris um 1860/80.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Geschweiftes Gehäuse mit Amoraufsatz<br />
auf markanten Volutenbeinen mit geschweiftem Sockel.<br />
Emailzifferblatt mit römischen Stundenzahlen. Pariser Werk mit<br />
1/2-Stundenschlag auf Glocke. 35x20x63 cm.<br />
Provenienz: Zürcher Privatsammlung.<br />
Lit.: Tardy, Dictionnaire des horlogers francais, Paris; S. 135 (biogr. Angaben<br />
zu Colin).<br />
CHF 5 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 100.- / 5 700.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1112<br />
KOMBINATIONSMÖBEL, sog. „meuble d’en cas“, Transition,<br />
sign. P. ROUSSEL (Pierre Roussel, Meister 1745), Innungsstempel,<br />
Paris um 1770.<br />
Rosenholz gefriest. Rechteckiger Korpus auf bogenförmig ausgeschnittener<br />
Zarge mit geschweiften Beinen. Doppeltürige Front<br />
mit Lamellenverschluss unter Kopfschublade. Vertiefte, profilierte,<br />
grau/rosa gesprenkelte Marmorplatte. Feine, vergoldete Bronzebeschläge,<br />
-sabots und -traghenkel. Zum Freistellen. Restaurationen<br />
und Ergänzungen. 49x34x105 cm.
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
Feines, ungewöhnliches Möbel von eleganter Ausformung.<br />
Für weitere Angaben zu P. Roussel siehe auch die Fussnote der Katalognr.<br />
1185.<br />
CHF 9 000.- / 14 000.-<br />
(€ 5 700.- / 8 800.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1113<br />
1 PAAR KORBDECKENLEUCHTER, Louis XV und später, wohl<br />
Paris.<br />
Bronze und Messing sowie teils geschliffener Glas- und Kristallbehang.<br />
Korbförmiges Gestell mit 12 Lichtarmen auf 2 Ebenen und<br />
markanter Lichtkrone. Elektrifiziert. D 104 cm, H 85 cm.<br />
Provenienz: Château de Vincy, Westschweiz.<br />
CHF 8 000.- / 14 000.-<br />
(€ 5 000.- / 8 800.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1114<br />
KLEINES GUERIDON, spätes Louis XV, Paris, 19. Jh.<br />
Rosenholz gefriest und eingelegt mit getönten Edelholzfilets und<br />
„en papillon“. Geschweifter, rechteckiger Korpus mit randgefasstem<br />
Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge mit hohen, geschweiften<br />
Beinen. Front mit 3 Schubladen. Vergoldete Bronzebeschläge<br />
und -sabots. Zum Freistellen. 41x32x70 cm.<br />
Provenienz: Westschweizer Privatbesitz.<br />
CHF 1 200.- / 1 800.-<br />
(€ 800.- / 1 100.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1115*<br />
1 PAAR BRONZERELIEFS, spätes Louis XV, Paris, 19. Jh.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. 2 Putti als Allegorie der Musik<br />
und bildenden Künste, auf mit Samt bezogener Spanplatte montiert.<br />
H Figur 26,5 cm.<br />
CHF 1 500.- / 2 500.-<br />
(€ 900.- / 1 600.-)<br />
1113<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 63<br />
1114
64<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1117<br />
1116<br />
1116<br />
KOMMODE, Louis XV, Provence um 1760.<br />
Nussbaum profiliert und fein beschnitzt mit Kartuschen und<br />
Reserven. Rechteckiger Korpus mit abgerundeten vorderen Eckstollen<br />
auf wellig ausgeschnittener Zarge mit kurzen, geschweiften<br />
Beinen. Mehrfach geschweifte Front „en arbalète“ mit 3 Schubladen.<br />
Feine, vergoldete Bronzebeschläge. Profilierte und reparierte,<br />
graue Marmorplatte. 124x61x100 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Zürich.<br />
Feine Kommode in unberührtem Erhaltungszustand.<br />
CHF 12 000.- / 20 000.-<br />
(€ 7 500.- / 12 600.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1117<br />
ENCOIGNURE, Louis XV, mit Inventarbrandstempel IRF, Paris<br />
um 1760.<br />
Rosenholz und Palisander gefriest sowie fein eingelegt mit Reserven<br />
und Filets. Viertelkreisrunder Korpus mit vorstehenden Eckstollen<br />
auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen.<br />
Doppeltürige Front mit gewulsteter Schlagleiste. Bronzebeschläge<br />
und -sabots. Mehrfach profilierte „Fleur de Pêche“-Platte. Etwas zu<br />
überholen. 72x53x93 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Zürich.<br />
CHF 6 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 800.- / 5 700.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1118*<br />
BUREAU-FAUTEUIL, Louis XV und später, Paris, 18./19. Jh.<br />
Buche moulüriert und beschnitzt mit Blumen und Blättern. Hufförmiger<br />
Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />
Beinen. Markant eingezogene, bogenförmig abschliessende<br />
Rückenlehne, direkt in die Armlehnen mit geschweiften -stützen<br />
übergehend. Hellroter Seidenbezug mit Blumen und Blättern.<br />
70x44x45x88 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 1 900.- / 3 100.-)
1119<br />
1 PAAR GROSSE FAUTEUILS „A LA REINE“, Louis XV, P. NOGA-<br />
RET (Pierre Nogaret, Meister 1745) zuzuschreiben, Lyon um 1760.<br />
Buche moulüriert und fein beschnitzt mit Blumen, Blättern und<br />
Zierfries. Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener<br />
Zarge mit geschweiften Beinen. Flache, jochförmig abschliessende<br />
Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf geschweiften<br />
-stützen. Hellbeiger „Petit Point“-Bezug mit Blumen und Blättern.<br />
66x50x43x96 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />
P. Nogaret muss als einer der wichtigsten Sitz<strong>möbel</strong>hersteller bezeichnet werden,<br />
die nicht in Paris tätig waren. Er wurde in Paris geboren, verbrachte dort<br />
seine Lehrzeit und ging 1743 nach Lyon, wo er wenig später zusammen mit<br />
François Girard ein Atelier führte. Kurze Zeit darauf eröffnete Nogaret eine<br />
eigene Werkstatt; seine Sitz<strong>möbel</strong> fanden rasch höchste Anerkennung. Seine<br />
Arbeiten waren gekennzeichnet durch eine innovative Formensprache, hohe<br />
Qualität und markante Blattwerk-Schnitzerei und standen jenen aus der<br />
französischen Metropole in nichts nach.<br />
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 603ff.<br />
(biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes français<br />
au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 335f. (biogr. Angaben). B.G.B. Pallot, Le<br />
mobilier du Musée du Louvre, Dijon 1993; II, S. 197 (biogr. Angaben).<br />
CHF 4 000.- / 7 000.-<br />
(€ 2 500.- / 4 400.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1120<br />
GUERIDON, Louis XV, sign. N. PETIT (Nicolas Petit, Meister<br />
1761), Paris um 1760.<br />
Rosenholz und Palisander gefriest sowie mit Reserven und Filets<br />
eingelegt. Prismierte, vorstehende und in Bronzestab gefasste<br />
„Brèche d’Alep“-Platte auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />
hohen, geschweiften Beinen. Seitlich 1 Schublade. Vergoldete<br />
Bronzebeschläge und -sabots. Zum Freistellen. 54x41x70 cm.<br />
Provenienz: Westschweizer Privatbesitz.<br />
Für weitere Angaben zu N. Petit siehe auch die Fussnote der Katalognr. 1221.<br />
CHF 7 000.- / 10 000.-<br />
(€ 4 400.- / 6 300.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1119<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 65<br />
1121*<br />
KLEINES CARTEL „AU CHINOIS“, spätes Louis XV, das ältere<br />
Werk sign. MARWICK MARKHAM LONDON (tätig ca. 1725-<br />
1805), England, 18./19. Jh.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Kartuschenförmiges Gehäuse<br />
mit Chinesenaufsatz. Emailzifferblatt mit arabischen Minuten-<br />
und römischen Stundenzahlen. Fein graviertes, vergoldetes<br />
Taschenuhrwerk. 10x8x17 cm.<br />
1120<br />
CHF 1 500.- / 2 500.-<br />
(€ 900.- / 1 600.-)
66<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1123<br />
1122<br />
1122*<br />
1 PAAR FAUTEUILS „A LA REINE“, Louis XV, Frankreich um 1760.<br />
Nussbaum moulüriert und fein beschnitzt mit Blumen und Blättern.<br />
Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener<br />
Zarge mit geschweiften Beinen. Flache, jochförmig abschliessende<br />
Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen.<br />
Hellgrüner Veloursbezug. 67x50x47x100 cm.<br />
CHF 3 500.- / 5 500.-<br />
(€ 2 200.- / 3 500.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1123<br />
DAMENBUREAU, sog. „table de capucin“, spätes Louis XV, Paris,<br />
18./19. Jh.<br />
Veilchenholz gefriest sowie mit Reserven und Zierfries eingelegt.<br />
Rechteckiger Korpus mit aufklappbarem, randgefasstem, innen<br />
mit braunem Leder bezogenem und vorstehendem Blatt auf wellig<br />
ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Herausziehbare<br />
Inneneinteilung mit 2 übereinander liegenden Zentralfächern,<br />
flankiert von je 1 Schublade unter 2 Fächern. Zu restaurieren.<br />
49x31x(offen 48)x70 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />
CHF 5 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 100.- / 5 700.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1124*<br />
1 PAAR APPLIKEN „AUX MASCARONS DE FEMMES“, Régence,<br />
Paris, 18. Jh.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Kartuschenförmige Wandplatte<br />
mit feinem Frauenmaskaron und markant geschweiftem Lichtarm<br />
mit breitem Tropfteller und vasenförmiger Tülle. H 15 cm.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 1 900.- / 3 100.-)