Gemeindebrief - Evangelische Kirchengemeinde Xanten-Mörmter
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dabei lerne ich ganz neue Dinge,<br />
denn in Israel gibt es keine solchen<br />
Monumente mit Maßwerk und vielen<br />
besonderen Formen wie hier am<br />
Dom. Ich kann jetzt nach wenigen<br />
Monaten also schon Arbeiten machen,<br />
die es in Israel gar nicht gibt.<br />
B.M. Was bedeuten Steine für Sie?<br />
Ohad Cohen: Für mich symbolisiert<br />
der Stein eine große Ruhe. So, als<br />
wenn er sagt: „Alles ist ruhig, gelassen,<br />
alles ist o.k.“ Das ist Stein. Vielleicht<br />
verwittert der Stein. Und doch<br />
bleibt er Stein.<br />
B.M.: Macht es einen Unterschied<br />
im Gefühl, ob sie mit neuen, unbehauenen<br />
Steinen arbeiten oder<br />
ob Sie einen Stein restaurieren, der<br />
vor langer Zeit von anderen bearbeitet<br />
wurde?<br />
Ohad Cohen: Ja, es ist ein anderes<br />
Gefühl, an einem alten Stein zu arbeiten.<br />
Der Stein ist der Boss, der<br />
Hausherr. Er sagt: „Ich bin Ich seit<br />
600 Jahren. Ich war hier, längst ehe<br />
du geboren wurdest, und ich werde<br />
hier sein, wenn du längst tot bist.“<br />
Ich begegne solchem Stein mit Respekt.<br />
Bei einem neuen Stein bin ich<br />
der Boss, so etwas wie der Schöpfer.<br />
Und was entsteht, bekommt allmählich<br />
Form. Es ist wie ein Baby, und<br />
dann ist es da.<br />
B.M.: Haben sie einen Lieblingsstein?<br />
Ohad Cohen: Nein, bis jetzt noch<br />
hema<br />
nicht. Jetzt arbeite ich mit Kalkstein,<br />
der ist weich wie Butter. Sandstein<br />
ist mittelhart, das ist gut. Eine neue<br />
Erfahrung war die Arbeit an Trachyt,<br />
einem sehr harten Stein. Das war<br />
harte Arbeit, denn der harte Stein<br />
springt dich unerwartet an. Er gibt<br />
zurück, was du ihm antust.<br />
B.M. Sie bleiben drei Jahre hier zur<br />
Ausbildung. Danach haben sie vor,<br />
wieder in Israel zu arbeiten?<br />
Ohad Cohen: Ja, Ein paar Leute beginnen<br />
dort gerade mit einer Restaurationsirma.<br />
Das ist vielleicht eine<br />
Möglichkeit. Aber in Israel planen<br />
wir eigentlich nicht über die nächste<br />
Woche hinaus. Es ist nicht normal,<br />
jemanden zu fragen, was er in einigen<br />
Monaten macht. Wenn man in<br />
Israel ein Haus baut, ist im Hinterkopf<br />
immer auch der Gedanke: Wer<br />
weiß, wie lange ich hier sein kann.<br />
B.M.: Dann war meine Frage zu<br />
weit in die Zukunt gedacht?<br />
Ohad Cohen: Ich mache mir meine<br />
Gedanken, aber zugleich bleibt alles<br />
auch ofen. Erst seit etwa 15 Jahren<br />
gibt es von Privatleuten Interesse,<br />
alte Gebäude zu restaurieren. Meine<br />
Ausbildung hier in <strong>Xanten</strong> hat eine<br />
sehr hohe Qualität. Also, wer weiß,<br />
was mir noch alles begegnet. Meine<br />
ganze Geschichte, wie ich bis hierher<br />
gekommen bin, ist nicht normal.<br />
Mein ganzes Leben ist nicht normal.<br />
Und das ist schön!<br />
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