Matthias Röhrig Assunçao - bei Chamada de Mandinga
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Candomblé, und er selbst übte die wichtige Funktion eines ogã aus. Sein Vater führte ihn<br />
das Kampfspiel batuque ein. Bimba selbst war ein talentierter Musiker, <strong>de</strong>r nicht nur<br />
neue Capoeira-Rythmen und Lie<strong>de</strong>r schuf, son<strong>de</strong>rn sich auch in an<strong>de</strong>ren traditionellen<br />
afro-brasilianischen Kunstformen wie <strong>de</strong>m samba <strong>de</strong> roda zu Hause fühlte. Auch die<br />
Herkunft <strong>de</strong>r von ihm eingeführten Kicks ist umstritten. In <strong>de</strong>n dreißiger o<strong>de</strong>r vierziger<br />
Jahren sahen selbst die traditionellen Capoeira-Meister kein Problem in <strong>de</strong>r Einführung<br />
von neuen Bewegungen - in <strong>de</strong>r Regel benutzten alle spezifische Schläge als Teil ihres<br />
individuellen Stils. Seit <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n 1980er Jahren erfolgten Revalorisierung <strong>de</strong>s<br />
afrikanischen Erbes jedoch erscheint die Einführung von “nicht-brasilianischen”<br />
Elementen in die Capoeira in einem an<strong>de</strong>rem Licht. Daher versuchen Bimba’s Schüler,<br />
diese Erneuerungen hauptsächlich auf spezifische Elemente <strong>de</strong>s batuque zurück<br />
zuführen. 63 Wie <strong>de</strong>m auch sei, es ist schon seltsam, die Einführung von Elementen<br />
asiatischer Kampfkünste “Einweißung” zu nennen.<br />
Ebenso ist die immer unterstellte Nähe Bimbas zur Macht <strong>bei</strong> näherer Betrachtung<br />
fragwürdig. Bimba trachtete danach, seine Kunst zu verbreiten und scheute keinen<br />
Kontakt mit Politikern, von <strong>de</strong>nen einige ihn instrumentalisieren wollten. Aber von einer<br />
institutionellen Einbindung kann, mit Ausnahme <strong>de</strong>r kurzen Perio<strong>de</strong> 1939-42, kaum die<br />
Re<strong>de</strong> sein. Jair Moura zufolge sympathisierte Bimba sogar mit <strong>de</strong>r Kommunistischen<br />
Partei Brasiliens, 64 was von an<strong>de</strong>ren Schüler vehement bestritten wird. 65 Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
Seite benutzten die Regional-Aka<strong>de</strong>mien am Anfang und En<strong>de</strong> je<strong>de</strong>r Unterrichtsstun<strong>de</strong><br />
einen faschistoi<strong>de</strong>n Gruß mit gestrecktem Arm, wo<strong>bei</strong> in Anlehnung an die italienischen<br />
Faschisten <strong>de</strong>r römische Gruß “Salve” gerufen wird. Bimba und sein Stil reflektieren<br />
somit die Wi<strong>de</strong>rsprüche <strong>de</strong>s “Zeitalters <strong>de</strong>r Extreme” in <strong>de</strong>nen die Capoeira Regional<br />
entstand. Auch ist es wichtig, zwischen Bimba und seinen Schülern, sowie <strong>de</strong>r<br />
Entwicklung <strong>de</strong>r Regional unter Bimba und die nach seinem Ableben zu unterschei<strong>de</strong>n.<br />
Seine Schüler entwarfen die Uniformen, schrieben die Regeln und verfassten die<br />
Lehrbücher. Sie kamen von sehr unterschiedlichen i<strong>de</strong>ologischen Horizonten und<br />
versuchten ihre Überzeugungen in die Aka<strong>de</strong>mie einzubringen. Kein Wun<strong>de</strong>r, dass hier<br />
wi<strong>de</strong>rsprüchliche Elemente aufeinan<strong>de</strong>r trafen, die sich später in neuen Schulen mit<br />
entgegengesetzten Ausrichtungen wie<strong>de</strong>r trennten.<br />
Auch die Gleichsetzung von Regional als eine Capoeira für weiße Mittelklassen ist<br />
unzutreffend. Im Gegenteil, die Regional erst bewirkte, dass die Praxis <strong>de</strong>r Capoeira sich<br />
auf alle Klassen <strong>de</strong>r brasilianischen Bevölkerung ausbreitete und dass auch Frauen in die<br />
Aka<strong>de</strong>mien eintraten. Die Mehrheit <strong>de</strong>r Anhänger <strong>de</strong>r Regional in Brasilien waren und<br />
sind nicht “weiß”. Regional-Meister wie Raimundo César <strong>de</strong> Almeida (Mestre Itapoan)<br />
unterstreichen, dass das Wachstum <strong>de</strong>r Regional auch zur Verbreitung von afrobrasilianischer<br />
(richtiger wäre afro-bahianischer) Kultur innerhalb Brasiliens geführt hat.<br />
63 Bira Almeida (Mestre Acor<strong>de</strong>on, Capoeira. A Brazilian Art Form. History, Philosophy and Practice. 2.<br />
ed., Berkeley (Calif.): North Atlantic Books, 1986, S. 32; Raimundo César Alves <strong>de</strong> Almeida (Mestre<br />
Itapoan), Mestre Atenilo: o Relâmpago da Capoeira Regional (<strong>de</strong>poimento). Salvador, Edição do autor,<br />
1991, S. 32 und <strong>de</strong>rselbe, A saga <strong>de</strong> Mestre Bimba. Salvador, Ginga Associação <strong>de</strong> Capoeira, 1994,<br />
S. 48.<br />
64 Vgl. Nestor Capoeira, Capoeira: os fundamentos da malícia. Rio <strong>de</strong> Janeiro, Record, 1992, S. 77-79.<br />
65 Interview mit Raimundo Alves César <strong>de</strong> Almeida (Mestre Itapoan), Salvador, 1997.<br />
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