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Matthias Röhrig Assunçao - bei Chamada de Mandinga

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für <strong>de</strong>n möglichen Wi<strong>de</strong>rstand im Alltag: Sich scheinbar anpassen, um so besser die<br />

Strukturen auszunutzen. Er übt keinen heroischen, systemüberwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand<br />

aus. Der malandro steht für die individuelle Anpassung und Selbstbehauptung <strong>de</strong>s<br />

Subalternen, er repräsentiert nicht nur ein afro-amerikanisches Erbe, son<strong>de</strong>rn das <strong>de</strong>s<br />

Kolonisierten insgesamt. Die Geschichte <strong>de</strong>r Capoeira ist so eng mit <strong>de</strong>r Herausbildung<br />

<strong>de</strong>s malandros in Rio <strong>de</strong> Janeiro und Salvador verbun<strong>de</strong>n, dass jeweils <strong>de</strong>r eine Begriff<br />

zur Definition <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren herangezogen wer<strong>de</strong>n kann: Capoeira ist malandragem und<br />

malandros waren und sind Capoeiristas. Die Entwicklung <strong>de</strong>r Capoeira reflektiert daher<br />

die brasilianische Geschichte mit allen ihren Wi<strong>de</strong>rsprüchen, und die Verän<strong>de</strong>rung ihrer<br />

Charakterzüge spiegelt die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Realität <strong>de</strong>r brasilianischen Städte. Auch <strong>de</strong>r<br />

malandro musste sich verän<strong>de</strong>rn. Wie es Chico Buarque singt: Die alte malandragem<br />

gibt es nicht mehr, jetzt haben die malandros Verträge, Kravatte, Kapital und ein Foto in<br />

<strong>de</strong>r Sozialkolonne in <strong>de</strong>r Zeitung.<br />

Ein vor kurzem veröffentlichtes Buch <strong>de</strong>s Meisters Val<strong>de</strong>nor aus São Paulo reproduziert<br />

auf <strong>de</strong>m Deckblatt eine Abbildung <strong>de</strong>s brasilianischen Or<strong>de</strong>ns (Comendador do Cruzeiro)<br />

und ein Foto <strong>de</strong>r Zeremonie, mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r schwarze Sportminister Pelé <strong>de</strong>n ebenfalls<br />

schwarzen Meister und Capoeira-Politico für seine Verdienste auszeichnet. 71 Ein Zeichen<br />

für <strong>de</strong>n langen Weg, <strong>de</strong>n die Capoeira gegangen ist. Gleichzeitig benutzen in die<br />

Marginalität abgedriftete malandros in Salvador noch immer Capoeira-Techniken, um<br />

Touristen auszurauben, die vielleicht gera<strong>de</strong> einen Capoeira-Musikbogen (berimbau) als<br />

“typisches” An<strong>de</strong>nken aus Bahia gekauft haben. Mit diesen Wi<strong>de</strong>rsprüchen wird die<br />

Capoeira auch in Zukunft leben müssen.<br />

71 Val<strong>de</strong>nor Silva dos Santos, Conversando “nos bastidores” com o Capoeirista. São Paulo, Associação<br />

Nova Luanda, 1996.<br />

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