SwissGuide Tessin (5018 KB) - Deka (Swiss)

Selbst Erich Mühsam, Hermann Hesse,
der Heidelberger Soziologe Max Weber
und andere Berühmtheiten unterzogen
sich im vegetarischen Naturheilsanatorium
von Henri Oedenkoven und Ida
Hofmann der Kur aus Rohkost, Licht,
Luft und frugaler Lebensphilosophie.
Gleichwohl hat die Jüngerschaft bis
heute nicht nur Steine hinterlassen.
Sondern einen essentiellen Schritt zur
liberalen Kultur Europas, ein Ascona,
das Einzigartiges ausstrahlt, ein Stück
Freigeist, dessen Magie noch heute
nachwirkt.
Einsamere Wege nahmen die Wesen
der Dunkelheit unter ihre Füße. Schmuggel
hat im Tessin so etwas wie Tradition.
Was für arme Familien die einzige
Geldquelle und Überlebenschance war,
nutzten junge Hitzköpfe als mutigen
Tatbeweis gegen die ungeliebte Obrigkeit.
Das Schmugglermuseum in den
Felsenkellern von Gandria ist eine kleine
Schifffahrt wert und zeigt die findigen
Methoden der raffinierten Zigarettenund
Alkoholverschieber von heute.
Ein weitaus düstereres Kapitel schreibt
die Geschichte über die bis ins jüngere
Zeitalter reichende Armut des Tessins.
Kleine Kinder wurden als Kaminfeger
(Spazzacamino) nach Norditalien verkauft,
weil sie – bis auf die Knochen
abgemagert – besser durch die Kamine
der reichen Italiener passten.
SWISSGUIDE | KANTON TESSIN | 9