Schuleingangsbereich
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1 Die Problemstellung der Schuleingangsphase am<br />
Beispiel der Wiener Volksschule<br />
Die derzeitige Regelung für Schulanfänger ist eindeutig: Wer bis zum<br />
31. August eines Kalenderjahres das 6. Lebensjahr vollendet ist schulpflichtig,<br />
muss also in die Schule gehen; wer zwischen dem<br />
1. September und dem 31. Dezember das 6.Lebensjahr vollendet, kann in die<br />
Schule gehen, sofern die sog. „Schulreife“ gegeben ist.<br />
Für beide Schulanfängergruppen (schulpflichtige bzw. vorzeitige Aufnahmen)<br />
gilt, dass im Falle festgestellter mangelnder Schulreife eine Zurückstellung<br />
(Widerruf der vorzeitigen Aufnahme) möglich ist. Für diese Kinder wurde die<br />
Einrichtung der Vorschulklasse geschaffen.<br />
Die Vorschulklasse ist also eine kompensatorische Einrichtung, die<br />
SchülerInnen helfen soll, wenn Schwierigkeiten in der Schuleingangsphase<br />
auftreten: Die Schwierigkeiten können sowohl im Bereich der sozialen<br />
Fähigkeiten als auch im kognitiven Bereich liegen.<br />
Die Vorschulklassen, die erstmals bereits 1964 in Form von Schulversuchen<br />
erprobt wurden, sollen also durch vorschulische Erziehung jene Mängel<br />
beheben, die dem allgemeinen Verständnis von Schulreife widersprechen.<br />
Seit Existenz der Vorschulklassen sehen kritische Pädagogen die<br />
systematischen Mängel:<br />
Die Feststellung der fehlenden oder mangelnden Schulreife ist vor bzw. zum<br />
Schuleintritt mit großen Unsicherheiten verbunden. Die gesetzlich bis zum<br />
31.12. eines Kalenderjahres mögliche Rückstellung schulpflichtiger Kinder<br />
erhöht den Prognosewert hinsichtlich der weiteren Entwicklung nur<br />
unwesentlich. Insbesondere die Klassen- bzw. Vorschulklassenbildung wird<br />
häufig in die Überlegung miteinbezogen und in „Grenzfällen“ zum<br />
entscheidenden Faktor der Zuweisung.<br />
Oftmals wird der Schuleintritt der Kinder von Misserfolgserlebnissen der<br />
„Nicht-Reife“ bzw. der Aussonderung begleitet. An die Stelle von Motivation<br />
und Förderung tritt somit gleich zu Beginn der Schullaufbahn die Selektion,<br />
das erlebbare Versagen.<br />
Dabei sind häufig Leistungsunterschiede bei SchülerInnen der<br />
Schuleingangsphase auf das unterschiedliche „Lerntempo“ zurückzuführen:<br />
Gerade in dieser für Sechsjährige lebensentscheidenden Veränderung ist es<br />
erforderlich, den Kindern Zeit zu geben.<br />
Diese kritischen Sichtweisen sowie das Wissen um die Problematik des<br />
Terminus „Schulreife“ haben dazu geführt, dass Schulversuche zur Erprobung<br />
einer flexiblen Gestaltung der Schuleingangsphase eingeleitet wurden.<br />
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