Werkzeugkasten - Würth
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ICH BIN EIN ABSOLUTER<br />
DARUM FÄLLT MEINE WAHL<br />
Im Leben von Martin Bauer dreht sich<br />
alles um das Zweirad. Der 36-jährige ist<br />
Inhaber eines Betriebs mit Werkstatt für<br />
Fahrwerks- und Motoroptimierung für<br />
Motorräder, in der Entwicklung bei KTM<br />
tätig und als leidenschaftlicher Motorrad-<br />
Rennfahrer international erfolgreich. Wir<br />
haben Martin Bauer in seiner Werkstatt<br />
zum Interview getroffen und uns von der<br />
Begeisterung für den Motorsport inspirieren<br />
lassen.<br />
<strong>Werkzeugkasten</strong>: Herr Bauer, Motorsport<br />
scheint Ihr Leben zu bestimmen. Wie ist es dazu<br />
gekommen?<br />
Schon als Kind war ich vom Motorsport begeistert,<br />
aber erst im Alter von 18 Jahren habe ich meine<br />
ersten Motorradfahrten absolviert, weil ich das Gefühl<br />
auf der Rennstrecke kennenlernen wollte. Dort<br />
habe ich festgestellt, dass ich sehr gut mit diesem<br />
Sport zurechtkomme und bald darauf bin ich meinen<br />
ersten Cup gefahren, den Kawasaki Cup Österreich.<br />
Ich war sehr rasch vorne mit dabei, bin daher ein<br />
Jahr später in die österreichische Staatsmeisterschaft<br />
eingestiegen und auf Anhieb Vizemeister geworden.<br />
Ein Jahr später habe ich die Staatsmeisterschaft in<br />
der größten Hubraumklasse Superbike gewonnen.<br />
Kurz darauf habe ich internationale Erfolge in der<br />
Europameisterschaft und der Deutschen Meisterschaft<br />
gefeiert. Auch in der Weltmeisterschaft bin ich<br />
einige Rennen mitgefahren.<br />
<strong>Werkzeugkasten</strong>: Sie haben Mechatronik<br />
studiert, ein enormes technisches Verständnis und<br />
dadurch wertvolles Know-how, auf das Hersteller<br />
gerne zurückgreifen.<br />
Aufgrund meines technischen Wissens war ich für<br />
Hersteller nicht nur als Fahrer interessant, sondern<br />
auch als Entwickler. Seit 2004 haben sich daher<br />
neben den Möglichkeiten als Rennfahrer auch<br />
Perspektiven auf der Entwicklerseite ergeben, die in<br />
den letzten 3 Jahren in Tätigkeiten für KTM gegipfelt<br />
haben. In dieser Zeit haben wir die RC8 entwickelt,<br />
das erste Straßenmotorrad von KTM, das ich letztes<br />
2 11/2012<br />
Jahr in der internationalen Deutschen<br />
Motorradmeisterschaft zum Sieg<br />
geführt habe.<br />
<strong>Werkzeugkasten</strong>: Ihr Betrieb<br />
„bikeperformance“ hat sich daraus<br />
entwickelt?<br />
Ja, aufgrund meines technischen<br />
Wissens war ich in der Lage, jedem<br />
Fahrer – egal ob auf der Rennstrecke<br />
oder im Straßenverkehr – bei technischen<br />
Problemen wie z.B. beim Fahrwerk,<br />
bei Motorabstimmungen oder<br />
bei der Elektronik weiter zu helfen.<br />
Ich bekam 2004 die Möglichkeit,<br />
für einen großen Fahrwerkshersteller<br />
den Import und den Vertrieb für<br />
Österreich zu übernehmen – das<br />
war der Start für meinen Betrieb, den<br />
ich laufend weiterentwickelt habe.<br />
Heute können wir komplette Motorradumbauten<br />
je nach Kundenwunsch<br />
fahrwerks- und motorseitig vornehmen.<br />
<strong>Werkzeugkasten</strong>: Warum sind Sie mit dieser<br />
Spezialisierung federführend am österreichischen<br />
Markt?<br />
Von einfachen Anpassungen bis zur High-Performance,<br />
die auf der Rennstrecke benötigt wird,<br />
können wir das Fahrwerk und die Motorcharakteristik<br />
einstellen. Da wir keine Werkstatt im klassischen<br />
Sinne sind, sondern auf Spezialanfragen<br />
ausgerichtet sind, die sonst keine Werkstatt<br />
in Österreich bewältigen kann,<br />
haben wir uns etabliert und betreuen Kunden<br />
aus dem In- und Ausland, zu denen<br />
Endkunden genauso zählen wie mehrere<br />
hundert Händler. Wir übernehmen die<br />
technische Umsetzung, die Umbauten<br />
der Motorräder, die sonst nur die Hersteller<br />
selbst vornehmen können. Dadurch<br />
sind wir zur Anlaufstelle für Händler bei<br />
erforderlichen Spezialumbauten geworden. Wir vertreiben<br />
aber auch die Produkte, mit denen wir selbst<br />
arbeiten.<br />
<strong>Werkzeugkasten</strong>: Auf welche Motorräder sind<br />
Sie spezialisiert?<br />
Wir sind auf Straßenmotorräder spezialisiert, betreuen<br />
aber auch die Chopper-Szene, also z.B. Harley<br />
Davidson Fahrer.<br />
<strong>Werkzeugkasten</strong>: Welches Ziel hatten Sie seit<br />
Anbeginn Ihrer Karriere vor Augen?<br />
Ich wollte einen sehr hohen Stellenwert in der Rennszene<br />
erreichen, und das habe ich auch geschafft.<br />
Ich bin einer der gefragtesten Fahrer, auch für die<br />
Entwicklungsseite. Es war immer mein Ziel, mein<br />
technisches Wissen und die Fähigkeit, Motorräder an<br />
ihre Grenze zu bewegen, anbieten zu können.<br />
<strong>Werkzeugkasten</strong>: Ihr Projekt, nächstes Jahr an<br />
der Weltmeisterschaft teilzunehmen, liegt vorläufig<br />
auf Eis. Warum?<br />
Der Motorradmarkt hat sich sehr stark geändert, der<br />
Absatz von Straßenmotorrädern ist sehr stark rückläufig.<br />
Davon betroffen ist auch die RC8, die wir für<br />
die WM weiterentwickeln wollten. Leider hat man<br />
sich entschlossen, diese Motorräder bis auf Weiteres<br />
nicht weiterzuentwickeln.<br />
<strong>Werkzeugkasten</strong>: Wie erklären Sie sich persönlich<br />
diese Veränderung am Markt?<br />
Zum einen sind die Motorräder für die Straße zu<br />
stark geworden. Die Fahrer müssen sich und das Motorrad<br />
gut im Griff haben, wenn man bedenkt, dass<br />
man mit dem ersten Gang auf 140 km/h beschleunigen<br />
kann. Zum anderen greift die Exekutive stark<br />
ein, es dürfen viele Straßen von Motorrädern nur<br />
mehr mit maximal 70 km/h befahren werden. Daher<br />
werden Motorräder von der Straße auf die Rennstrecke<br />
verdrängt und es verkleinert sich der Kundenkreis<br />
enorm. Dazu kommt, dass in wirtschaftlich unsicheren<br />
Zeiten Geld eher für ein Auto ausgegeben wird, als<br />
für ein Motorrad, das zum Luxusgut geworden ist.