gemeinsam die zukunft gestalten - Zukunftswerkstatt Heinersdorf
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Anhang: Vortrag über <strong>Heinersdorf</strong><br />
<strong>Heinersdorf</strong>: Geografische Gegebenheiten und Geschichte<br />
Vortrag von Dr. Jürgen Beckert<br />
Will man über <strong>Heinersdorf</strong> diskutieren, dann muss man wissen, worum es sich bei <strong>die</strong>sem Ort handelt. Deshalb einige<br />
kurze Bemerkungen über <strong>die</strong> natürlichen Gegebenheiten und einen kleinen Abriss über <strong>die</strong> Geschichte des Ortes mit<br />
Bezug auf <strong>die</strong> Gegenwart.<br />
Zunächst muss ich betonen, dass ich kein Fachmann bin! Für Ergänzungen, Berichtigungen und Verbesserungen bin<br />
ich deshalb sehr dankbar.<br />
Das Zentrum von <strong>Heinersdorf</strong> besitzt, das ist im GPS-Zeitalter wichtig, <strong>die</strong> Koordinaten 52° 34´ 1´´nördlicher Breite<br />
und 13° 26´ 24´´ östlicher Länge.<br />
Der Ort liegt genau im Norden des Stadtzentrums von Berlin, noch nicht einmal 6 – 7 km von demselben entfernt. Mit<br />
dem Zentrum ist hier der Alexanderplatz gemeint, früher wurde dem Dönhoffplatz <strong>die</strong>se Aufgabe zugewiesen.<br />
Der Ort besitzt <strong>die</strong> Form eines Faustkeiles, wobei <strong>die</strong> Spitze nach Süden zeigt. Die Ausdehnung in der Länge beträgt<br />
ziemlich genau 3 km, in der größten Breite knapp 2 km. Der Ortskern um <strong>die</strong> Kirche herum liegt exzentrisch nach<br />
Südost, also mehr nach Weißensee ausgerichtet. Aufgrund <strong>die</strong>ser Charakterisierung ist der Ort eigentlich nicht<br />
zentrumsorientiert. Außerdem muss es uns nicht verwundern, wenn <strong>die</strong> Interessenlagen der Bewohner bei der<br />
gestreuten Besiedlung unterschiedlich sind.<br />
<strong>Heinersdorf</strong> besitzt keine landschaftlichen Besonderheiten, keinen See, kein erwähnenswertes Gewässer, keinen Park,<br />
kein Denkmal, keine geschichtlichen Extravaganzen, <strong>die</strong> den Ort in der Umgebung irgendwie bekannt machen oder ein<br />
Anziehungspunkt wären. Als Wahrzeichen kann man lediglich <strong>die</strong> Kirche und allenfalls den Wasserturm benennen. Das<br />
sollte sich ändern!<br />
Der Ortskern wurde bei seiner Gründung, entsprechend den Gegebenheiten der Eiszeit, auf einer etwa west-östlich<br />
verlaufenden Grundmoränenkuppe angelegt. Somit lag er quer zu einer Nord-Südverbindung, genauso wie <strong>die</strong><br />
Ortskerne von Blankenburg und Buch. Eine Verbindungsstraße in der genannten Richtung lässt deshalb keine<br />
geradlinige Führung zu. Infolgedessen sind von <strong>Heinersdorf</strong> nach Buch zirka 13 mehr oder weniger seichte Kurven zu<br />
überwinden. Die Hauptverkehrswege zur Uckermark (Prenzlauer Chaussee) und nach Pommern (Greifswalder Straße)<br />
umgingen möglichst solche komplizierte Straßenführung und führten deshalb an <strong>Heinersdorf</strong> vorbei. Ja, <strong>Heinersdorf</strong><br />
besaß zeitweise überhaupt keine direkte Wegverbindung nach Berlin und war dann nur über Pankow oder Weißensee<br />
zu erreichen. Gerade in der heutigen Zeit bereiteten <strong>die</strong> mit stetem Richtungswechsel verbundenen, nunmehr<br />
frequentierten Straßenführungen um <strong>die</strong> Ortskerne herum den Verkehrsplanern große Schwierigkeiten.<br />
Es ist in <strong>die</strong>sem Zusammenhang erwähnenswert, dass <strong>Heinersdorf</strong> ebenso einen Dorfanger besaß, wie z. B. <strong>die</strong> Orte<br />
Blankenburg, Pankow und Lübars . Die Kirche stand mitten auf <strong>die</strong>sem Dorfanger, wie üblich von 2 Wegen umgeben.<br />
Die Bauern verstanden es aber, ihre Grundstücke immer weiter vorzuschieben, sodass ein Weg entstand und<br />
schließlich der Dorfanger verschwand. Jetzt gibt es nur noch eine Straße, in <strong>die</strong> sich sogar <strong>die</strong> Feldsteinmauer des<br />
Kirchhofes vorwölbt. Wie passend wäre heutzutage <strong>die</strong> alte Dorfanlage mit 2 Straßenzügen (Einbahnstraße hin- und<br />
zurück!).<br />
Napoleon mit seinen Fähigkeiten in Geografie und Topografie hatte schon lange, lange bevor unsere Behörden jemals<br />
darauf kommen werden, <strong>die</strong> Bedeutung von <strong>Heinersdorf</strong> erkannt. Er ließ eine Heerstraße über <strong>die</strong> Malchower Straße<br />
durch den Ort nach Berlin führen. Zur Kennzeichnung der Stadtnähe pflanzte er am Anfang der Malchower Straße<br />
italienische (Pyramiden-) Pappeln und ansonsten Schwarzpappeln. Beide Pappelvarietäten sind sogar auf einer alten<br />
Postkarte mit Luftansicht von <strong>Heinersdorf</strong> zu sehen.<br />
Der Umstand, dass <strong>die</strong> großen Verkehrswege <strong>Heinersdorf</strong> aussparten, mag gelegentlich von Vorteil gewesen sein,<br />
wenn z. B. in Kriegszeiten maro<strong>die</strong>rende Truppen den Weg zum Ort nicht so schnell ausfindig machen konnten. Im<br />
Großen und Ganzen ist es sicherlich ein Nachteil gewesen. Man wurde in gewissem Maße von Kommunikation, Verkehr<br />
und von der Entwicklung, ausgeschlossen und führte ein Mauerblümchendasein.<br />
Als Beispiel dafür, dass das Verhalten der <strong>Heinersdorf</strong>er nicht als zeitgemäß galt, deutet ein Lied an, dass Berliner um<br />
<strong>die</strong> Jahrhundertwende sangen: „Die <strong>Heinersdorf</strong>er Mädchen tragen Schnallen auf den Schuhen.“<br />
Das Mauerblümchendasein haftet <strong>Heinersdorf</strong> immer noch etwas an, äußert sich auch in stiefmütterlicher Behandlung<br />
seitens der Behörden. Des weiteren kennt man <strong>die</strong> Ortschaft trotz der Nähe zu Berlin kaum (sieht man einmal von den<br />
Schlagzeilen über den Moscheebau in den letzten Jahren ab, <strong>die</strong> uns sogar in <strong>die</strong> Weltpresse befördert haben). Man<br />
weiß eigentlich nur, dass es dort eine Autobahnauffahrt, sehr frequentierte Verkehrskreuzungen und einen<br />
halbzerstörten Wasserturm gibt.<br />
Die Bodenbeschaffenheit in <strong>Heinersdorf</strong> ist gut: Braunboden (überwiegend tonig-sandig) auf Geschiebemergel in einer<br />
Grundmoränenplatte wie es <strong>die</strong> Geologen ausdrücken. Ursprünglich bildete <strong>die</strong> Gegend, wie schon angedeutet, ein<br />
Feuchtbiotop mit der ihm eigenen Verlandungstendenz. Es gab Sümpfe mit eiszeitlichen Abflussrinnen zur Panke hin<br />
(geblieben ist noch der Schmöckpfuhlgraben an der Grenze zu Blankenburg), Toteislöcher (viele Sölle und Pfühle), <strong>die</strong><br />
später zugeschüttet wurden (zuletzt ließ man noch trotz Umweltgesetze und „Grüner Partei“ einen hübschen kleinen<br />
Teich im Bereich des heutigen Blumenwinkels, ohne Aufhebens zuplanieren). Die gesamte Fläche von <strong>Heinersdorf</strong><br />
wurde aufgrund der guten Bodenverhältnisse, <strong>die</strong> in der Streusandbüchse Brandenburg bekanntlicherweise nicht<br />
gerade häufig anzutreffen sind, ausschließlich für den landwirtschaftlichen Bedarf genutzt. Für Waldbestände blieb<br />
<strong>Zukunftswerkstatt</strong> <strong>Heinersdorf</strong> | Dokumentation der Zukunftskonferenz, Internetfassung | 12.03.2008 | Seite 33