gemeinsam die zukunft gestalten - Zukunftswerkstatt Heinersdorf
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schon einer der größten Güterverschiebebahnhöfe in Deutschland – „Pankow-<strong>Heinersdorf</strong>“ fertig gestellt. Alles dahin –<br />
heute eine große Ödfläche. Tempora mutandi (lateinisch:.– Die Zeiten ändern sich)!<br />
1907/08 wurde <strong>die</strong> Industriebahn von Friedrichsfelde nach Tegel gebaut, mit einem eigenen Güterbahnhof in<br />
<strong>Heinersdorf</strong> (zwischen Blankenburger- und Malchower Straße). An <strong>die</strong>ser Bahn siedelten sich kleinere Betriebe an:<br />
Dachpappenfabrik „Zorn“, Tiefbau, Dampfwäscherei, Quarzschmelze, Niederlassungen von Farbenfabriken. Weitere<br />
Industrie entstand in der Rothenbachstraße mit der Sauerkohlfabrik „Tinius“, einer kleinen Lackfabrik daneben, <strong>die</strong><br />
Bonbonfabrik „Bockisch“ Berliner Straße /Treskowstrasse. Seit 8.8.1924 ist <strong>die</strong> S-Bahn nach Bernau elektrifiziert.- Seit<br />
1911 führt eine Straßenbahn durch <strong>die</strong> promenadenartige Berliner Straße, vorbei an den Kleingartenanlagen „Grüne<br />
Wiese“ und „Rot-Kreuz“. Letztere war <strong>die</strong> Erste in Deutschland, <strong>die</strong> 1905 vom Volksheilstättenverein des Roten<br />
Kreuzes gegründet wurde. 1910/11 errichtete man den Wasserturm mit schöner Kuppel und großen Uhren an den<br />
Seitenflächen. Kaum gebaut war er technisch schon überflüssig geworden.<br />
Nach dem Deutsch-Französischen Krieg verkauften <strong>die</strong> Bauern ihre Äcker nach und nach an Bodenspekulanten.<br />
Schließlich war alles Land bis zum Zeitpunkt der Dreißiger Jahre aufgebraucht. Die <strong>Heinersdorf</strong>er gelangten zu<br />
Wohlstand und Selbstbewusstsein. Das drückte sich auch darin aus, dass sie ein Gebäudeensemble geplant hatten,<br />
dass neben Wasserturm und Schule noch ein Rathaus vorsah. Das ansehnliche Projekt hätte vielleicht alle<br />
benachbarten Ortschaften in den Schatten gestellt, wurde aber vom Kreis Niederbarnim untersagt. Der 1. Weltkrieg<br />
und <strong>die</strong> 1920 erfolgte Eingemeindung zu Berlin haben sicherlich dazu beigetragen, <strong>die</strong> Ausführung zu verhindern. Auch<br />
das Pfarrhaus, vom berühmten Architekten Carl James Bühring (der Architekt des Munizipalviertels in Weißensee)<br />
errichtet, immer noch eines der repräsentativsten der Mark Brandenburg, musste kleiner gebaut werden.<br />
Schade, dass <strong>die</strong> <strong>Heinersdorf</strong>er kein Rathaus errichten durften! Hätten wir ein Rathaus besessen, hätten wir<br />
<strong>Heinersdorf</strong>er auch Bürgermeister gehabt, <strong>die</strong> unsere Interessen vertreten hätten. Ansonsten hat sich bis zum<br />
gegenwärtigen Zeitpunkt noch keiner um <strong>die</strong> Belange der <strong>Heinersdorf</strong>er gekümmert!<br />
Noch kurz Angaben zu Einwohnerzahlen bis etwa zur Jahrhundertwende: 1734 (79 EW), 1817 (101 bei 16<br />
Wohnhäusern), 1899 (500), 1910 (854).<br />
In der Zeit vor dem 2. Weltkrieg besaß <strong>Heinersdorf</strong> etwa sein heutiges Gesicht und deshalb ist es an der Zeit<br />
festzuhalten: Was war <strong>Heinersdorf</strong>?<br />
Es war eines der schönsten Gartenstädte Berlins, in solcher Eigenschaft nahe dem Zentrum gelegen, verkehrsmäßig<br />
gut durch Straßenbahn, S-Bahn und Busse erschlossen. Eine ruhige Ortschaft (!!), weil damals noch keine großen<br />
Fahrzeugströme durch den Ort führten, geschweige denn Flugströme über den Ort. Die Rieselfelder mit ihren<br />
Geruchsbelästigungen endeten an der Gemarkung von <strong>Heinersdorf</strong> und machten sich kaum bemerkbar. Flächenmäßig<br />
nahmen <strong>die</strong> Kleingartenanlagen den größten Anteil ein: Grüne Wiese, Rot-Kreuz, Familiengärten, Feuchter Winkel,<br />
Kühler Grund, Rothenbachsiedlung, Sommerland, wie sie auch alle hießen. Ein kleiner Rest landwirtschaftlicher Fläche,<br />
<strong>die</strong> sog. Koppel bestand noch zwischen dem Gebiet um <strong>die</strong> Malchower und Blankenburger Straße. Dann gab es um <strong>die</strong><br />
sog. Ortsmitte herum Grundstücke mit Ein- und Zweifamilienhäusern. Sie waren sehr begehrt, da Abwasseranschluss<br />
und Gasanschluss bestanden. Den benachbarten Orte Blankenburg, Karow und Buch fehlten <strong>die</strong>se Installationen. Des<br />
weiteren gab es Altbauten im sog. Ortszentrum und hübsche Neubauten in der damaligen Kronprinzen- (westlicher Teil<br />
der Romain-Rolland-Strasse), Neukirch- und Idunastraße, auch auf der zu <strong>Heinersdorf</strong> gehörenden Seite der<br />
Prenzlauer Promenade. Dazu muss man noch <strong>die</strong> gut ein Dutzend Gärtnereien des Ortes erwähnen. Es sind auch grüne<br />
Lungen gewesen.<br />
Vergesst das nicht mit den grünen Lungen, liebe <strong>Heinersdorf</strong>er, wenn <strong>die</strong> heute abgeräumten Flächen der Gärtnereien<br />
als Gewerbegebiete deklariert werden! Es sind Grünflächen gewesen und das sollen sie auch bleiben.<br />
In <strong>Heinersdorf</strong> bestand ein sehr ausgewogenes Verhältnis zwischen den einzelnen erwähnten Flächen und auch in<br />
Bezug zu den eingestreuten Gewerbebereichen.<br />
Es gab früher nur Nutzgärten. Die hier lebende Bevölkerung wollte durch Obst, Gemüse und Kleinvieh ihren Speiseplan<br />
ergänzen (besonders in der Kriegs- und Nachkriegszeit!). Alles war mit dem Garten beschäftigt. Selten erfreuten sich<br />
Gartenbesitzer einer Konifere oder eines Steingartens. Deshalb mag zunächst kein Interesse an öffentlichen Anlagen<br />
bestanden haben.<br />
In der heutigen Zeit muss das Fehlen öffentlicher Grünflächen und Parkanlagen als ein ausgesprochener Mangel<br />
angesehen werden. <strong>Heinersdorf</strong>er Gartenbesitzer bevorzugen nunmehr überwiegend Ziergärten. Jetzt würde sich jeder<br />
freuen, wenn man sich gelegentlich auf eine Bank setzen könnte, um auf eine Wiese, Bäume oder einen kleinen Teich<br />
zu schauen. Daran, sowie an Kinderspielplätzen, fehlt es in <strong>Heinersdorf</strong>. Das alles muss behoben werden, zumal noch<br />
ausreichend Freiflächen in <strong>Heinersdorf</strong> vorhanden sind. Hätten <strong>die</strong> Stadtväter in Pankow (z. B. der Stadtverordnete<br />
und Arzt Dr. Mendel) und Weißensee zur Jahrhundertwende nicht vorausschauend Flächen aufgekauft und der<br />
Bodenspekulation entzogen, dann gäbe es keinen Bürgerpark, Brosepark, Schlosspark sowie <strong>die</strong> Anlagen um den<br />
Weißen See herum. Und damit wären <strong>die</strong>se Orte ähnliche Steinwüsten, wie manch andere in Berlin!<br />
In der Kriegszeit fielen auf <strong>Heinersdorf</strong> sicherlich mehr Bomben, als auf Weißensee oder Pankow, <strong>die</strong>weil hier eine<br />
Flakstellung auf den Rieselfeldern stand. Der Ort ist aber nicht so dicht besiedelt, so dass <strong>Heinersdorf</strong> insgesamt noch<br />
ganz glimpflich davon kam. Trotzdem fiel so manche Bombe in Grundstücke und Häuser. In der Romain-Rolland- und<br />
der Idunastrasse wurden Häuserblocks zerstört, <strong>die</strong> später teilweise wieder aufgebaut wurden. Dem Wasserturm<br />
wurde seine Kuppel mit der dazugehörigen Plattform abgeschossen.<br />
<strong>Zukunftswerkstatt</strong> <strong>Heinersdorf</strong> | Dokumentation der Zukunftskonferenz, Internetfassung | 12.03.2008 | Seite 35