"3-TTT" Grand Prix 2006 - Rosental an der Kainach
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Holladaro!<br />
Das unser aller liebe Mutter Erde eine<br />
tickende Zeitbombe ist, wissen wir.<br />
Jedoch wir Österreicher leben in unserer<br />
eigenen Kugel mit einer Zeitbombe und<br />
vielen vielen Konfettis darin!<br />
Damit meine ich die unzählbar vielen<br />
Feiern, Ver<strong>an</strong>staltungen (Events), Frühjahrs-<br />
u. Sommerfeste und nicht zu vergessen<br />
die vielen Ehrungen etc. Nicht alle<br />
enden gut! Dazu fällt mir eine<br />
Geschichte ein:<br />
Ungefähr 60 Leute waren zu einer Ehrung<br />
eingeladen, darunter auch wir,<br />
mein M<strong>an</strong>n und ich. Bei Ver<strong>an</strong>staltungen<br />
dieser Art lagen Tischkarten vor den<br />
Gedecken, da ja eigentlich keiner keinen<br />
k<strong>an</strong>nte. Dementsprechend ruhig, nur<br />
von heimlichen Blicken hinter den Löffeln<br />
versteckt, wurde das Essen hie und<br />
da unterbrochen.<br />
Neugierig wie ich eben bin, sah ich mich<br />
(nicht heimlich) hoch erhobenen Hauptes<br />
lächelnd um und musste feststellen,<br />
dass beinahe alle sprachen; allerdings<br />
eben nur flüsternd und nur Ehepaare<br />
unterein<strong>an</strong><strong>der</strong>.<br />
Als endlich auch das letzte kleinste Desserttellerchen<br />
abgeräumt war, spendierte<br />
<strong>der</strong> freundliche, schlaue Wirt eine<br />
Runde "Gutes für den Magen"<br />
(Schnaps). Die meisten <strong>der</strong> <strong>an</strong>wesenden<br />
Damen verweigerten ihn zu trinken und<br />
schoben ihn ihrem jeweiligen Freund<br />
o<strong>der</strong> Ehem<strong>an</strong>n zu.<br />
Als logische Folge kamen die Männer<br />
auf die Idee, sich gegenseitig auf ein<br />
Schnäpschen, ein Bierchen o<strong>der</strong> sonst<br />
ein Getränk einzuladen. Beim zweiten<br />
Getränk waren sie unterein<strong>an</strong><strong>der</strong> bereits<br />
per DU! Nach dem fünften Getränk unterhielten<br />
sie sich bereits so schwungvoll<br />
und vertraut mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> als würden sie<br />
sich bereits seit dem Kin<strong>der</strong>garten kennen.<br />
Irgendw<strong>an</strong>n nach Mitternacht beg<strong>an</strong>nen<br />
die Herren <strong>der</strong> Schöpfung in kleine<br />
Gruppen aufgeteilt, zu verschwinden.<br />
Innerhalb einer viertel Stunde waren bis<br />
auf einige, ihren Freuen treu ergebene,<br />
o<strong>der</strong> verängstigte ältere Herren, alle <strong>an</strong><br />
<strong>der</strong> Bar verschwunden.<br />
Ab und zu sah ich den einen o<strong>der</strong> den<br />
<strong>an</strong><strong>der</strong>en M<strong>an</strong>n kurz in den nunmehr<br />
zum "Damenzimmer" erklärten Raum<br />
kommen, um sich seine Zigaretten zu<br />
ROSENTALER NACHRICHTEN<br />
holen und seinem, ihm in Stille treu ergebenen<br />
Weibe etwas ins Ohr zu flüstern.<br />
D<strong>an</strong>n verschw<strong>an</strong>d er wie<strong>der</strong>. Übrigens<br />
gehörte mein M<strong>an</strong>n auch zu den<br />
Bar-Stehern. Die gute Laune <strong>der</strong> Herren<br />
stieg und stieg. Zwischendurch hörten<br />
wir sie sogar singen. Darin kamen immer<br />
wie<strong>der</strong> Herz ergreifende Lie<strong>der</strong> über Heimat,<br />
Freundschaft und Holladaro vor.<br />
Im "Damenzimmer" dagegen war und<br />
blieb die Stimmung lauwarm. Trinken<br />
durften wir auch nichts. Irgendwer musste<br />
ja nach Hause fahren (die ungefragten<br />
Auserwählten waren wir Ehefrauen).<br />
Das einzige, was wir in dieser Nacht mit<br />
den Männern gemeinsam hatten war,<br />
dass auch wir Frauen uns in Gruppen<br />
aufteilten. Ansonsten erinnere ich mich<br />
nicht mal mehr <strong>an</strong>nähernd <strong>an</strong> die Anzahl<br />
<strong>der</strong> Enkerlkin<strong>der</strong>fotos, einschließlich<br />
<strong>der</strong>en Enkerlkin<strong>der</strong>namen, <strong>der</strong>en<br />
Lieblingsspeisen inklusive sämtlicher dazugehörenden<br />
Rezepte. Ich armes Hascherl<br />
bekam null Punkte, da ich nicht<br />
einmal ein klitzekleines Enkerl vorweisen<br />
konnte.<br />
Wie zur Strafe kamen die zuckersüßen<br />
Omis zu mir um ir ihre persönlichen Enkerl-Kin<strong>der</strong>-Geschichten<br />
zu erzählen.<br />
D<strong>an</strong>n war da noch stricken, nähen,<br />
häkeln usw. Ich tat als verstünde ich nur<br />
Bahnhof und hasste mich für meine<br />
Feigheit nicht einfach aufzustehen und<br />
zu gehen. Außerdem schien dem Wirt<br />
die Limonade auszugehen!<br />
Die Raucherinnen unter uns waren noch<br />
ärmer dr<strong>an</strong>. Bis endlich gegen 3 Uhr in<br />
<strong>der</strong> Früh eine, bereits zittrige Damenh<strong>an</strong>d<br />
sich eine Zigarette <strong>an</strong>zündete. Dadurch<br />
wurde, allerdings nur für einen<br />
kurzen Moment, auch die Stimmung bei<br />
uns Frauen etwas lockerer, da viele von<br />
uns sich nun als Raucherinnen entpuppten.<br />
Ich starrte ein Riesenloch in die W<strong>an</strong>d.<br />
Seit 11 Uhr Abend dachte und sah ich<br />
nur mein treues einsames Bett vor mir.<br />
Hätte ich um 11 Uhr geahnt, dass ich<br />
den l<strong>an</strong>gweiligsten Teil <strong>der</strong> "Feier" erst<br />
noch vor mir hatte, wäre ich auf <strong>der</strong> Stelle<br />
davonger<strong>an</strong>nt.<br />
So gegen fünf Uhr morgens hieß es endlich,<br />
Sperrstunde! Einige Paare waren<br />
bereits früher geg<strong>an</strong>gen. Meinen M<strong>an</strong>n<br />
23<br />
VON CHRISTA STEGER<br />
hatte ich in <strong>der</strong> Zwischenzeit nur einmal<br />
kurz getroffen. Er wollte mir erzählen<br />
wie viele tolle gute Freunde "von früher<br />
und für immer" er kennen gelernt hätte.<br />
Ich sah weg und sprach kein Wort,<br />
worauf er sich mit einem lustigen "bis<br />
später" wie<strong>der</strong> verzog. Zu seinen lieben<br />
Freunden!<br />
Ich hörte also Sperrstunde, st<strong>an</strong>d auf<br />
und setzte mich ins Auto. Kurz darauf,<br />
na sagen wir ungefähr eine Stunde später<br />
erschien singend mein Herr und Gebieter.<br />
Er ließ sich, bereits schlafend, in<br />
den Wagen fallen. Was nach unserer<br />
Heimkehr geschah liegt unter "Geheim"<br />
im Archiv.<br />
Aber <strong>der</strong> darauf folgende Tag war mein<br />
Tag! Das k<strong>an</strong>n ich Ihnen versichern!<br />
Sofort nach seinem Erwachen bemerkte<br />
ich, dass sich mein M<strong>an</strong>, ab einem relativ<br />
frühen Moment <strong>der</strong> verg<strong>an</strong>genen<br />
Nacht <strong>an</strong> nichts mehr erinnern konnte.<br />
Er seinerseits bemerkte auch recht<br />
schnell, dass ich am "spinnen" war und<br />
dass er nicht mehr wusste, warum. Ich<br />
ließ mich umwerben und hörte mir die<br />
schönen Komplimente von ihm <strong>an</strong>, ließ<br />
ihn aber auf seine Fragen noch einige<br />
Zeit im Regen stehen.<br />
D<strong>an</strong>ach bat ich ihm sich zu mir zu setzen,<br />
d<strong>an</strong>n würde er mich verstehen. Gesagt,<br />
get<strong>an</strong>!<br />
Ich erzählte, erklärte, beg<strong>an</strong>n ein bisschen<br />
zu weinen und überlegte was ich,<br />
so im Vorübergehen, gleich noch mit<br />
<strong>an</strong>bringen könnte. Mein M<strong>an</strong>n hörte mir<br />
sol<strong>an</strong>ge zu, bis ich "dem Himmel sei<br />
D<strong>an</strong>k" selber bemerkte, dass ich mich<br />
schon längst dem Selbstmitleid ergeben<br />
hatte und vom eigentlichen Streitthema<br />
schon längst weit weg war. Die Versöhnung<br />
war wie<strong>der</strong> einmal gelungen und<br />
<strong>der</strong> Rest des Tages war sehr schön, fast<br />
kitschig.<br />
Zusammengefasst: Niem<strong>an</strong>d k<strong>an</strong>n für<br />
eine schöne, lustige Nacht gar<strong>an</strong>tieren.<br />
Nicht verzagen und weiterhin lustig sein<br />
heißt die Devise.<br />
HOLLADARO!<br />
IMPRESSUM: Herausgeber und Verleger:<br />
Gemeindeamt <strong>Rosental</strong> a. d. <strong>Kainach</strong><br />
Für den Inhalt ver<strong>an</strong>twortlich: Bürgermeister Fr<strong>an</strong>z Schriebl<br />
Fotos: Gemeinde <strong>Rosental</strong>, Fotostudio Mense, Agathon Koren,<br />
K.K.<br />
Herstellung: Hort Schalk, Voitsberg