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Das deutsche Schulsystem im Vergleich

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<strong>Das</strong> <strong>deutsche</strong> <strong>Schulsystem</strong> <strong>im</strong> <strong>Vergleich</strong><br />

DDR<br />

und<br />

OECD-Studie


1. BRD und DDR<br />

1.1 Historische Entwicklung<br />

BRD nach 1950 (Phoenix 411f)<br />

Wiedereinführung des traditionellen, dreigliedrigen <strong>Schulsystem</strong> – stark<br />

sozial selektiv<br />

Reaktion auf NS-Zeit, gegen Reeducation der Aliierten und gegen die<br />

„sozialistische Herausforderung“ in der DDR<br />

Wenig Bedarf an Bildungsreform, da wegen vieler Flüchtlinge kein<br />

Arbeitskräftemangel herrschte<br />

Abwehr egalitärer Bildungsideen -> Antikommunismus (Mauerbau ´61) – Kampf<br />

gegen sozialistische Einheitsschule und auch gegen die Gesamtschule<br />

DDR nach 1950 (Phoenix 412f)<br />

Einführung der sozialistischen Einheitsschule


1.1 Historische Entwicklung<br />

DDR nach 1950 (Phoenix 412f)<br />

Einführung der sozialistischen Einheitsschule<br />

„Antifaschistische demokratische Schulrefom“<br />

Gegen geschlechts- und klassenspezifische Diskr<strong>im</strong>inierung in der<br />

Sekundarschule<br />

Arbeiter- und Bauernfakultäten<br />

Quotensystem für Arbeiter und Frauen, offen zuungunsten von<br />

Bürgerkindern<br />

Zentralistische staatliche Lenkung und parteiliche Lenkung<br />

DDR als kommunistische Version einer modernen Gesellschaft unter<br />

Führung der SED (heute PDS), der Staatspartei der DDR


1.1 Historische Entwicklung (nach 1966)<br />

DDR – Konsolidierung (Phoenix S. 413)<br />

BRD – Bildungsreformen (oder 1.5)<br />

´57 Sputnikschock, ´61 Mauerbau, ´62 Kubakrise, ´66 Große Koalition, ´67-68<br />

Studentenunruhen, ´69 sozialliberale Koalition (Brandt: „Mehr Demokratie wagen!“)<br />

Erreichte Ziele (Phoenix S. 415)<br />

Didaktische Änderung i. d. Grundschule, Abschaffung von Noten in den ersten Jahren<br />

Begrenzte Öffnung der weiterführenden Bildung<br />

Zweiter Bildungsweg<br />

Veränderung der zuvor eher autoritären Lehrerrolle<br />

Wissenschaftliche Ausbildung für alle Lehrämter<br />

Einführung von Orientierungsstufen und Gesamtschulen parallel zu 3-gliedrigen Schulwesen<br />

Oberstufe mit breiterer Wahlmöglichkeit für unterschiedliche Fächer und deutliche<br />

Wissenschaftsorientierung<br />

Steigerung der Abiturientenzahlen und Universitätsausbau


1.2 Aufbau der Systeme<br />

DDR:<br />

BRD:<br />

Einheitsschule = Polytechnische Oberschule (POS), Erweiterte Oberschule<br />

und Berufsausbildung mit Abitur<br />

s. Phoenix S. 413 und „Rot-Grün für eine grundlegende Bildungsreform“<br />

3-gliedriges Schulwesen + ggfs. Gesamtschule (NRW) und ggfs. ohne<br />

Hauptschule (Brandenburg) + Duale Berufsausbildung<br />

s. Phoenix S. 409


1.3 Gesellschaftliches Umfeld<br />

DDR:<br />

Staat und SED lenken zentral – keine privaten Schulen<br />

Pioniere und FDJ arbeiten mit der Schule zusammen<br />

(s. Schülernormen, FDJ-Arbeitsplan, FDJ- und Pionierstatut)<br />

Zeugnisse geben auch über „Parteilichkeit“ (politische Gesinnung) Auskunft<br />

Klare Trennung von Kirche und Staat<br />

FDJ-Statut:<br />

„Die Freie Deutsche Jugend ist die einheitliche sozialistische Massenorganisation<br />

... Sie vereint junge Menschen ... , die gemeinsam mit allen Werktätigen die<br />

entwickelte sozialistische Gesellschaft weitergestalten ... Die FDJ arbeitet unter<br />

Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschland und betrachtet sich als<br />

deren aktiver Helfer und Kampfreserve. Grundlage für ihre gesamte Tätigkeit sind<br />

das Programm und die Beschlüsse der SED.


1.3 Gesellschaftliches Umfeld<br />

BRD: (Phoenix S. 410)<br />

Einordnung in pluralistische, demokratische Staatsverfassung<br />

Weltanschaulich neutrale Zeugnisse ohne „Kopfnoten“<br />

Föderalistische Struktur – KMK mit Einst<strong>im</strong>migkeitsprinzip<br />

Wenige, meist staatlich subventionierte private Träger<br />

Verhältnis von Kirche und Staat<br />

RK/EK je 35% der Bevölkerung<br />

RK/EK-Curricula und entsprechende beamtete Lehrer, außer Bremen, Berlin<br />

und (Brandenburg)<br />

In der Regel kein „staatlicher“ islamischer Religionsunterricht<br />

Kirche oftmals Träger vorschulischer Einrichtungen, die nicht zu den<br />

Bildungs- sondern zu den Sozialministerien zählen


1.4 Normen und Ziele in BRD und DDR<br />

BRD: z.B: Erziehungsziele in der Verfassung von NRW<br />

Präambel:<br />

In Verantwortung vor Gott und den Menschen, verbunden mit allen Deutschen, erfüllt<br />

von dem Willen, die Not der Gegenwart in gemeinschaftlicher Arbeit zu überwinden,<br />

dem inneren und äußeren Frieden zu dienen, Freiheit, Gerechtigkeit und Wohlstand für<br />

alle zu schaffen, haben sich die Männer und Frauen des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

diese Verfassung gegeben<br />

Dritter Abschnitt - Schule, Kunst und Wissenschaft, Religion und<br />

Religionsgemeinschaften:<br />

Artikel 7<br />

(1) Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor der Würde des Menschen und Bereitschaft zum<br />

sozialen Handeln zu wecken, ist vornehmstes Ziel der Erziehung<br />

(2) Die Jugend soll erzogen werden <strong>im</strong> Geiste der Menschlichkeit, der Demokratie und<br />

Freiheit, zur Duldsamkeit und zur Achtung vor der Überzeugung des anderen, in Liebe<br />

zu Volk und He<strong>im</strong>at, zur Völkergemeinschaft und Friedensgesinnung.<br />

Am 18. Juni 1950 per Volksentscheid mit der Mehrheit der Abst<strong>im</strong>menden<br />

verabschiedet


1.4 Normen und Ziele in BRD und DDR<br />

Richtlinien NRW: (s. Kopie)<br />

Wissenschaftspropädeutik<br />

Grundlagenwissen, Selbstständiges Lernen und Arbeiten, Reflexionsund<br />

Urteilsfähigkeit<br />

Persönliche Entfaltung und soziale Verantwortung<br />

Individuelle Fähigkeiten entfalten<br />

Sich mit Werten, Wertsystemen und Orientierungsmustern<br />

auseinandersetzen ... Tragfähige Antworten auf die Sinnfrage zu<br />

finden<br />

Soziale Kompetenzen entwickeln und demokratiefähig werden<br />

Auf ein Leben <strong>im</strong> zusammenwachsenden Europa vorbereitet werden<br />

Unterstützt werden bei der Studien- und Berufswahl


1.4 Normen und Ziele in BRD und DDR<br />

DDR: (s. <strong>Schulsystem</strong> der DDR 3.1)<br />

Ziel einer allseitig gebildeten sozialistischen Persönlichkeit<br />

Es wurde als Aufgabe der Schule definiert,<br />

"die Jugend zu allseitig entwickelten Persönlichkeiten zu erziehen, die fähig<br />

und bereit sind, den Sozialismus aufzubauen und die Errungenschaften der<br />

Werktätigen bis zum äußersten zu verteidigen."<br />

Die Aufgabe der Oberschule ist es,<br />

eine solide, polytechnisch orientierte, grundlegende Allgemeinbildung zu<br />

vermitteln. Sie dient dem <strong>im</strong> Programm der SED 1976 formulierten Ziel,<br />

allseitig entwickelte Persönlichkeiten zu erziehen und auszubilden, die ihre<br />

Fähigkeiten und Begabung zum Wohle der sozialistischen Gesellschaft<br />

entfalten, sich durch Arbeitsliebe und Verteidigungsbereitschaft, durch<br />

Gemeinschaftsgeist und das Streben nach hohen kommunistischen Idealen<br />

auszeichnen.


2.1 OECD-Studie zum <strong>Schulsystem</strong> 2004<br />

Zu große Klassen, vor allem in Vor- und Grundschule<br />

Schüler-Lehrerrelation (Vor-/Grundschule) Ø: 15 / D 24<br />

Schlechte Kindergartenförderung<br />

Dem Sozial-, nicht Bildungsministerium zugeordnet, in D doppelt so teuer für<br />

Eltern<br />

Unterricht für 7- bis 8-jährige<br />

D: 160 Stunden weniger als der OECD-Durchschnitt von 788 Stunden<br />

Zu wenig Hochschulabsolventen<br />

Uni-Abschlüsse: Ø: 32% - D: 19% - Best in Class: 45%<br />

Studienanfänger: Ø: 50% - D: 35% - Best in Class: 71%<br />

Abiturienten: Ø: 51% - D: 43% - Kein Wert <strong>im</strong> Summary<br />

Zu geringe Bildungsausgaben:<br />

Bildungsetaterhöhungen 95/01: Ø: allg.: 21%/Uni: 30% - D: allg.: 6%/Uni 7%<br />

Bildungsanteil am Haushalt: Ø: 12,7% - D: 9,7%


2.2 Pisa-Studie 2003<br />

Keine gleichmäßige Verteilung sozialer Schichten auf die Schulformen<br />

HS: 45% unteres Quartil – Gym: 50% oberes Quartil<br />

Schulform best<strong>im</strong>mt in hohem Maße das Kompetenzniveau (Mathe)<br />

Zusammenhang von Kompetenz und Herkunft stark über Schulform vermittelt<br />

Zahlreiche ausgezeichnete Bildungsergebnisse ohne so starke Kopplung von Herkunft<br />

und Kompetenz<br />

Jugendliche Migranten 1. Generation besser als die der 2. Generation -> Vorschule<br />

Nach Leistung differenzierende Schulen, verstärken die Unterschiede zwischen den<br />

Schulformen<br />

Deutschland Besserung in MATH/NAT durch Besserung der Besseren – Kopplung<br />

zwischen Schicht und Kompetenz scheint sich zu verstärken<br />

Folgerungen für die nächsten Jahre<br />

Förderung der Migranten (-> Vor- und Grundschule)<br />

Anhebung <strong>im</strong> unteren Leistungsbereich (-> Vor- und Grundschule -> <strong>Schulsystem</strong>)<br />

Entkopplung von Schicht, Bildungsbeteiligung und Kompetenzunterschieden<br />

(-> <strong>Schulsystem</strong>)


2.3 Forderungen der Politik<br />

Christa Sager (Grüne), Fraktionsvorsitzende<br />

<strong>Schulsystem</strong>, in dem die Kinder 9 bis 10 Jahre zusammen bleiben und besser<br />

gefördert werden – 3-gliedriges System abschaffen<br />

Doris Ahnen (SPD), KMK-Vorsitzende<br />

Mehr Durchlässigkeit, was die soziale Herkunft angeht<br />

Merkel (CDU), Parteivorsitzende<br />

Ganztagsschulen ausbauen und Kindergärten und Grundschule stärken<br />

OECD-Studie trifft nicht das 3-gliedrige Schulwesen<br />

Christoph Matschie (SPD), Thüringen<br />

3-gliedriges Schulwesen passt besser zu mittelalterlicher Ständeordnung als zu<br />

einer modernen Gesellschaft, also abschaffen<br />

Hohlmeier (CSU), Kultusministerin in Bayern<br />

Gesamtschule sei eindeutiger Verlierer der PISA-Studie<br />

Ulrike Flach (FDP), Vorsitzende Bundestagsausschuss<br />

Qualitätsmängel als Anlass zu einer Strukturdebatte (3-gliedrig oder nicht) zu<br />

nehmen, sei völliger Unfug

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