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Wettbewerb in der Marktwirtschaft im Licht ethischer Argumentation ...

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E<strong>in</strong> weiterer Mythos, <strong>der</strong> entlarvt und bekämpft werden muss, ist die Technik- und Wis-<br />

senschaftsgläubigkeit, dass die <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Marktwirtschaft</strong> auftretenden Schäden durch neue<br />

technische o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e wissenschaftliche Lösungen repariert werden können. 32 Aktuelles<br />

Beispiel für die Technikgläubigkeit ist die Verlängerung <strong>der</strong> Laufzeit von Atomreaktoren<br />

durch die schwarz-gelbe Regierung unter <strong>der</strong> Führung von Kanzler<strong>in</strong> Angela Merkel.<br />

Schließlich ist gegen den Wachstumsmythos anzugehen, <strong>der</strong> da lautet: nur durch Wachs-<br />

tum ist <strong>der</strong> Sozialstaat und e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung f<strong>in</strong>anzierbar und nur durch<br />

Wachstum können die hohen Staatsschulden getilgt werden.<br />

E<strong>in</strong>e zweite Möglichkeit besteht dar<strong>in</strong>, die Privilegierung des Wirtschaftskapitals <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

kapitalistischen <strong>Marktwirtschaft</strong> auf se<strong>in</strong>e Rationalität h<strong>in</strong> zu testen. 33 In <strong>der</strong> Projektgrup-<br />

pe "Ethik <strong>der</strong> Technik" <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Arbeitsgruppe Technikforschung<br />

wurde e<strong>in</strong>e Skala entwickelt, die von "Rationalität" bis "Irrationalität" aufgespannt ist.<br />

Dabei wird u.a. zwischen "starker" und "schwacher" Irrationalität unterschieden. Starke<br />

Irrationalität liegt dann vor, wenn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Entscheidungskontext e<strong>in</strong>e Perspektive abso-<br />

lut gesetzt wird. Das ist <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Anwendung von UWG und GWB zu bedenken. Da<br />

UWG und GWB nie Selbstzweck s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n Mittel für das Funktionieren e<strong>in</strong>er sozialen<br />

und ökologischen <strong>Marktwirtschaft</strong>, muss geprüft werden, <strong>in</strong>wieweit <strong>der</strong> letzte Zweck o<strong>der</strong><br />

auch <strong>der</strong> universale Wert, nämlich Erhaltung e<strong>in</strong>er <strong>Marktwirtschaft</strong>, die Bio-Überlebens-<br />

sicherheit für alle Menschen und universale Solidarität <strong>in</strong> Freiheit garantiert werden soll.<br />

Wie ich zu zeigen versuchte, wird dies durch die Regelung <strong>in</strong> UWG und GWB faktisch nur<br />

<strong>in</strong> Teilbereichen realisiert, etwa bei <strong>der</strong> Berücksichtigung des Verbraucherschutzes. Dage-<br />

gen ist vom kapitalistischen Kontext her gesehen die Ermöglichung e<strong>in</strong>er sozialen und<br />

ökologischen <strong>Marktwirtschaft</strong> systematisch ausgeblendet. Durch die Absolutsetzung des<br />

Wirtschaftskapitals wird die Substanz von Geme<strong>in</strong>wohl, von Umwelt und Natur, sowie die<br />

Substanz kultureller Werte geschädigt, ja vernichtet. Das ist aus <strong>ethischer</strong> Sicht für die<br />

Bio-Überlebenssicherheit e<strong>in</strong>e <strong>im</strong> höchsten Grade irrationale Praxis.<br />

Irrationalität durch die Praxis von UWG und GWB ist darüber h<strong>in</strong>aus auch dadurch gege-<br />

ben, dass kontroverse Wirtschaftspraktiken wie Korruption, Öko- und Sozialdump<strong>in</strong>g <strong>im</strong><br />

32 Hoffmann, Johannes, Hrsg., Irrationale Technikadaptation als Herausfor<strong>der</strong>ung an Ethik, Recht und<br />

Kultur. Interdiszipl<strong>in</strong>äre Studien, Frankfurt 1997.<br />

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