05.01.2013 Aufrufe

Wunder in Peru - Peru-Aktion

Wunder in Peru - Peru-Aktion

Wunder in Peru - Peru-Aktion

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Liebe Freunde der <strong>Peru</strong>-<strong>Aktion</strong>,<br />

<strong>in</strong> diesem Brief wollen wir Ihnen e<strong>in</strong> wenig über unsere Gruppenreise nach <strong>Peru</strong> erzählen, die wir im<br />

Oktober mit 15 Spendern und Paten unternommen haben. Alle Reiseteilnehmer wollten PROSOYA<br />

kennen lernen, aber die weite Reise auch nutzen, um die touristischen Attraktionen <strong>Peru</strong>s – Orte<br />

wie Arequipa, Puno, den Titicacasee, Cusco und Machu Picchu – zu erleben.<br />

Alles war vom Reisebüro Inka Travel bestens vorbereitet. <strong>Peru</strong> präsentiert sich <strong>in</strong>zwischen als e<strong>in</strong><br />

Land mit guten Hotels und Restaurants von <strong>in</strong>ternationalem Standard. Der Wirtschaftsaufschwung<br />

ist nicht zu übersehen. Es gibt also Menschen, die verdienen, und der Tourismus ist e<strong>in</strong>e gute E<strong>in</strong>nahmequelle.<br />

Aber die Armut ist geblieben. Sie begegnet e<strong>in</strong>em überall. An den Straßen und vor<br />

Kirchentüren sitzen Bettler. Frauen mit Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern auf dem Rücken bieten sich <strong>in</strong> farbenfroher<br />

Tracht zum Foto an. Andere Frauen und K<strong>in</strong>der verkaufen auf den Märkten kle<strong>in</strong>e Handarbeiten und<br />

sonstige D<strong>in</strong>ge. Man spürt, wie dr<strong>in</strong>gend sie den kle<strong>in</strong>sten Verdienst brauchen.<br />

Besonders <strong>in</strong> ländlichen Gebieten hat sich seit Jahrhunderten kaum etwas verändert. Das Ochsengespann<br />

und der Holzpfl ug werden von den Bauern abwechselnd geme<strong>in</strong>sam genutzt. Auf den<br />

kle<strong>in</strong>en Terrassenfeldern und an den steilen Hängen aber bleibt nur der uralte Handpfl ug im E<strong>in</strong>satz,<br />

um e<strong>in</strong>en bescheidenen Ertrag zu erzielen. Hier leben die Menschen <strong>in</strong> äußerst ärmlichen Behausungen<br />

und haben oft nicht genug fürs tägliche Brot. Nur selten gel<strong>in</strong>gt es E<strong>in</strong>zelnen, sich aus der<br />

hoffnungslosen Realität zu befreien.<br />

- 1 -<br />

Dezember 2008


In Städten wie Arequipa, Puno und Cusco sieht man jedoch auch moderne Gebäude, die leider<br />

nicht immer den örtlichen Baustil aufnehmen und dann wie Fremdkörper wirken. Dort haben wir<br />

Unter-kunft gefunden und erlebt, dass doch nicht alles so vollkommen war, wie es auf den ersten<br />

Blick schien. Mal streikte der Fön im Bad oder es fehlte die Ablage für den Koffer. Toiletten wollten<br />

besonders zuvorkommend bedient werden, oder sie sprudelten die ganze Nacht und liefen über.<br />

Aber überall trafen wir auf freundliche, hilfsbereite Menschen. Besonders unsere deutschsprachigen<br />

Führer besaßen hervorragende Sachkenntnis und vermittelten uns durch ihre unterschiedliche<br />

Persönlichkeit e<strong>in</strong> eigenes Stückchen <strong>Peru</strong>.<br />

Wir haben viel erlebt und gesehen <strong>in</strong> den zwei Wochen unserer Rundreise. Unvergessliche E<strong>in</strong>drücke<br />

s<strong>in</strong>d geblieben, aber erst <strong>in</strong> PROSOYA berührte uns das unmittelbar pulsierende Leben.<br />

- 2 -<br />

Krista Schlegel und Kar<strong>in</strong> Rhiemeier


- 3 -


Während der Rundreise haben wir immer wieder daran er<strong>in</strong>nert, auf die eigenen Sachen zu achten<br />

und nichts liegen zu lassen. Magda Görler hatte Glück und machte positive Erfahrungen.<br />

<strong>Wunder</strong> <strong>in</strong> <strong>Peru</strong><br />

Auf unserer Reise stand auch die wunderschöne Fahrt mit der berühmten Andenbahn von Puno<br />

nach Cusco - <strong>in</strong>klusive Mittagessen - auf dem Programm. Formvollendet versuchte e<strong>in</strong>e Truppe<br />

von Kellnern das Menü aufzutragen. Dabei kämpften sie immer wieder mit e<strong>in</strong>er Tür, die ihnen vor<br />

der Nase und den gefüllten Tellern <strong>in</strong> ihren Händen zufi el. Bernd, hilfsbereit wie immer, zauberte<br />

e<strong>in</strong> Klappmesser hervor und<br />

fi xierte damit die Tür.<br />

Als das Mittagessen beendet<br />

war und die Kellner alles<br />

abgeräumt hatten, wollte<br />

er se<strong>in</strong> Klappmesser wieder<br />

unter der Tür hervorziehen<br />

und es wegstecken. Aber<br />

es war nicht mehr da! Viele<br />

beteiligten sich an der Suche<br />

unter Tischen und Bänken<br />

und leuchteten <strong>in</strong> alle W<strong>in</strong>kel.<br />

Auch e<strong>in</strong> Suchtrupp der<br />

Kellner konnte nichts daran<br />

ändern: Das Messer war und<br />

blieb verschwunden.<br />

Bernds Ärger blieb auch dem Oberkellner nicht verborgen. Und oh <strong>Wunder</strong>! Vor der Ankunft des<br />

Zuges <strong>in</strong> Cusco wurde ihm das Messer vom Oberkellner mit vielen Entschuldigungen und e<strong>in</strong>em<br />

kle<strong>in</strong>en Geschenk zurückgebracht. So kehrte wieder Frieden e<strong>in</strong>.<br />

Ich selber vermisste am nächsten Tag me<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es und von mir sehr geliebtes Fernglas, e<strong>in</strong>e ‚Leica’.<br />

Nach Durchstöbern me<strong>in</strong>es Rucksacks, dem Suchen <strong>in</strong> allen Hosen- und Anoraktaschen und dem<br />

Umkippen des Koffers war mir klar: Ich muss es <strong>in</strong> dem besagten Zug verloren haben.<br />

Als ich das am Morgen unserer Reiseführer<strong>in</strong> Maria mitteilte, schüttelte sie nur den Kopf und<br />

me<strong>in</strong>te: „Aussichtslos“. Aber sie wollte sich trotzdem erkundigen. Am Abend kam sie mit der<br />

Nachricht zu uns: „E<strong>in</strong> Fernglas wurde tatsächlich im Zug gefunden, aber es hat bereits die Reise<br />

zurück nach Puno angetreten.“<br />

Am späten Abend des nächsten Tages - wir hatten e<strong>in</strong>en langen Ausfl ug nach ’Machu Picchu’<br />

h<strong>in</strong>ter uns - erwartete Maria uns schon im Hotel . Sie wollte mit mir zum Bahnhof fahren. Dort<br />

sollte ich me<strong>in</strong> Fernglas identifi zieren. Dazu brauchte ich das Zugticket und me<strong>in</strong>en Pass. Da ich<br />

als E<strong>in</strong>zige e<strong>in</strong> namenloses Ticket hatte und es so schnell nicht fi nden konnte, übernahm Krista<br />

me<strong>in</strong>en Part und brachte mir kurz vor Mitternacht, oh <strong>Wunder</strong>, me<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Fernglas zurück. Es<br />

war die letzte Möglichkeit. Am nächsten Tag reisten wir weiter nach Lima.<br />

Noch e<strong>in</strong>mal: Danke, liebe Krista!<br />

- 4 -


Angelika Hummel spendet seit vielen Jahren Erlöse aus ihrer E<strong>in</strong>e-Welt-Gruppe für PROSOYA. Nun<br />

wollte sie nicht nur das Projekt, sondern auch das Land <strong>Peru</strong> näher kennen lernen.<br />

Cusco<br />

Aufwachen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er fremden Stadt,<br />

h<strong>in</strong>ausschauen,<br />

die Dächer zählen,<br />

das Viele <strong>in</strong> sich h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>nehmen,<br />

sich wundern, sich freuen,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neuen Welt zu se<strong>in</strong>.<br />

Flüchtige Bilder und Gedanken<br />

Da gehst du Mann am Straßenrand,<br />

so alt und arm ist de<strong>in</strong>e Gestalt,<br />

so hager de<strong>in</strong> Gesicht.<br />

Zwei Hunde, grade so verhärmt und dürr,<br />

begleiten dich.<br />

Wo gehst du h<strong>in</strong>?<br />

Der Weg ist ste<strong>in</strong>ig,<br />

Urwald nur am Wegesrand.<br />

Wie weit ist’s noch bis zu der Hütte?<br />

Hast du ´ne Bleibe, hast du e<strong>in</strong> Zuhaus?<br />

Wer sorgt für dich, wenn de<strong>in</strong>e Kräfte mal versagen?<br />

Der Anblick armer Leute ist für uns e<strong>in</strong> Graus,<br />

doch wissen wir auch nicht, wie helfen bei den Plagen.<br />

Noch heute gibt es oben – unten <strong>in</strong> jedem Land;<br />

Doch hier <strong>in</strong> <strong>Peru</strong> ist es krass.<br />

Mit Nächstenliebe lecken meistens wir nur Wunden<br />

Und echte Heilung bleibt unmöglich, bleibet blass.<br />

Längst ist der Bus vorbeigefahren und wir s<strong>in</strong>d fort.<br />

- 5 -


Angekommen<br />

Der Bus hält vor der Brücke an;<br />

Er ist zu hoch, muss durch den Bach.<br />

Wir gehen leicht den Berg h<strong>in</strong>an<br />

und schreiten durch das Tor;<br />

Ach, jetzt s<strong>in</strong>d wir da!<br />

Fast kehren wir nach Haus,<br />

auch wenn die E<strong>in</strong>kehr<br />

hier zum ersten Mal.<br />

Da stehen viele Jungen, erwartungsvoll<br />

und Ältere auch und K<strong>in</strong>der<br />

und natürlich Hugo mit der Kamera.<br />

Nun gibt es Küsse zur Begrüßung<br />

wie’s <strong>in</strong> <strong>Peru</strong> so Sitte ist.<br />

Ne<strong>in</strong>, diese Herzlichkeit<br />

wäre <strong>in</strong> Deutschland kaum zu fi nden.<br />

Das Blau und Weiß der Häuser,<br />

Ste<strong>in</strong>e, Brückle<strong>in</strong>, Bänke –<br />

Wir s<strong>in</strong>d aufgenommen<br />

In e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Welt,<br />

die wohlig uns umgibt.<br />

Jetzt s<strong>in</strong>d wir nicht Touristen mehr,<br />

e<strong>in</strong> jeder darf hier Gast se<strong>in</strong>:<br />

Willkommen <strong>in</strong> PROSOYA<br />

- 6 -


Kommst du als Tourist nach PROSOYA, so ist e<strong>in</strong>e Fahrt nach Pozuzo, ‘der e<strong>in</strong>zigen österreichischen<br />

Kolonie der Welt’, e<strong>in</strong> Muss. Also wurde auch für unsere Reisegruppe dieser Ausfl ug e<strong>in</strong>geplant.<br />

Christiane Deutsch<br />

Verwurzelt <strong>in</strong> <strong>Peru</strong><br />

Nach e<strong>in</strong>er vierstündigen Fahrt, auf der die Federung des Busses und der Sitzplätze der ‘Qualität’<br />

der Straße kaum gewachsen waren, gelangten wir von PROSOYA (1.800 m) nach Pozuzo (800 m),<br />

an e<strong>in</strong>en von Tirolern und Rhe<strong>in</strong>ländern gegründet Ort im Bergurwald. Obwohl die Öffnungszeit<br />

des ‘Museums Schafferer’ vorbei war, wurde uns von e<strong>in</strong>er freundlichen Frau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eleganten<br />

rosafarbenen Kostüm geöffnet, und wir konnten uns mit ihrer Hilfe gut über die ersten Siedler ab<br />

1859 und über die weitere Entwicklung dieses für lange Zeit von der Umwelt vergessenen Dorfes<br />

<strong>in</strong>formieren.<br />

Sie selbst – Eva Solleda – war 1953 als Zweijährige mit ihrer Familie aus Straub<strong>in</strong>g/Bayern hergekommen,<br />

weil der Vater während der Nachkriegszeit <strong>in</strong> <strong>Peru</strong> Zukunftschancen für sich und<br />

se<strong>in</strong>e Familie sah. Als Erwachsene besuchte sie zusammen mit ihrer Schwester noch e<strong>in</strong>mal ihren<br />

Geburtsort und staunte zunächst nur über den Wohlstand: „O, mei liaba Vata, wenn du des da<br />

seg’n tat’s, tat’s de dann net Leid, dass’d mit uns nach Pozuzo ganga bist?“<br />

Aber nach vier Wochen <strong>in</strong> Deutschland begann das Heimweh nach <strong>Peru</strong>, und obwohl ihr angeboten<br />

wurde, endgültig zu bleiben, spürte sie ihre Verwurzelung <strong>in</strong> Pozuzo. Trotz fehlenden westlichen<br />

Standards, trotz des Tropenklimas und trotz aller Andersartigkeit der nicht deutschstämmigen<br />

Mitbewohner lebt sie gerne weiter <strong>in</strong> ihrer Heimat Pozuzo, <strong>in</strong> der es bescheidene Fortschritte<br />

vor allem im Baulichen gibt, die – mit deutschen nostalgischen Augen betrachtet –manchmal<br />

bedauerlich s<strong>in</strong>d, da der alte Baustil meist nicht beibehalten wird.<br />

- 7 -


„Der Zufall ist die <strong>in</strong> Schleier gehüllte Notwendigkeit.“<br />

Marie Ebner-Eschenbach<br />

Kle<strong>in</strong>e Margot und große Margot treffen sich <strong>in</strong> Quillazú<br />

Te lo digo madr<strong>in</strong>a Zwei Welten entsprungen<br />

te lo digo cada día s<strong>in</strong>d wir uns begegnet<br />

te lo digo de noche y de día zufällige Träger gleichen Namens<br />

con mucha alegría Wie zwei Sonnen<br />

Sí no tengo la luna strahlten de<strong>in</strong>e Augen<br />

tampoco el sol Freude vere<strong>in</strong>te uns<br />

como quisiera <strong>in</strong> zarter Umarmung<br />

dar tanta alegría Freude möge dich<br />

a mi madr<strong>in</strong>a mía geleiten durch e<strong>in</strong> nun lichtes Leben<br />

Im März 2008 begann für die sechs Mädchen Roxana, Liz, Ruthmery, Janeth, Edith<br />

und Margot das neue Leben <strong>in</strong> Prosoya Quillazú. Wir hatten uns entschlossen,<br />

Paten von Margot C<strong>in</strong>dy Roca Ybáñez zu werden und s<strong>in</strong>d glücklich, dass wir sie<br />

während unserer <strong>Peru</strong>reise <strong>in</strong> die Arme schließen konnten.<br />

Ich gebe e<strong>in</strong>s von Margots Gedichten preis, das sie mir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ihrer Briefe<br />

gewidmet hat. Des Reimschemas und der Sprachmelodie halber habe ich es unübersetzt<br />

gelassen.<br />

Margot und Wolfgang Jüngst, Oerl<strong>in</strong>ghausen, Mitglieder der <strong>Peru</strong>-<strong>Aktion</strong><br />

- 8 -


Am Freitag, dem 17.Oktober, lerne ich endlich unser 15-jähriges Patenk<strong>in</strong>d Margot<br />

<strong>in</strong> ihrem neuen Zuhause <strong>in</strong> PROSOYA Quillazú kennen. Sie steht <strong>in</strong>mitten der anderen<br />

fünf Mädchen. Alle erwarten uns <strong>in</strong> ihren leuchtend roten Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsanzügen,<br />

aufgereiht wie Perlen an der Schnur, auf der Veranda des Hauses. Gemauert und<br />

weiß getüncht ruht es wie e<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>od auf abschüssigem Gelände<br />

Nun ist sie da, die Herausforderung: Wer von diesen glücklich strahlenden Mädchen<br />

ist unser Patenk<strong>in</strong>d Margot? Ich höre auf me<strong>in</strong> „Ich b<strong>in</strong> Margot, und wer bist<br />

du?“ e<strong>in</strong> „Liz“, e<strong>in</strong> „Roxana“, e<strong>in</strong> „Ruthmery“, dann aus dem Mund aller Mädchen<br />

„Margot!“. Das strahlendste Lächeln begegnet me<strong>in</strong>em suchenden Blick – und<br />

Herzen. Ich weiß nicht, was plötzlich <strong>in</strong> mir empor wallt, ist es unbändige Freude,<br />

ist es die Erleichterung, dass das Warten endlich zu Ende ist? Ich jedenfalls<br />

hebe dieses zarte Bündel hoch, wirble es durch die Luft und stelle es, viel zu früh,<br />

wieder auf den Boden zurück. Ich habe das Gefühl, ich könnte tanzen. Ja, und<br />

dann ist es ist Liz, die uns <strong>Peru</strong>reisende mit e<strong>in</strong>em eigenen Gedicht willkommen<br />

heißt. Anschließend bieten uns die Mädchen Saft und ‚Mamita Ened<strong>in</strong>as‛ leckeren<br />

Schmandkuchen an. Später sehe ich sie <strong>in</strong> fröhlicher Geme<strong>in</strong>schaft beim Abwasch<br />

<strong>in</strong> Rosas Reich, der Küche. Stolz zeigen sie uns e<strong>in</strong>zelne, noch jungfräuliche Bereiche<br />

ihres neuen Zuhauses, den Gemüsegarten h<strong>in</strong>ter dem Haus, die biologische<br />

Kläranlage mit der Biotoppfl anze Vetiver und erste handwerkliche Produkte. Wir<br />

fühlen, dass sich hier mit dem Engagement von Ened<strong>in</strong>a und Rosa e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft<br />

gebildet hat, die sich <strong>in</strong> liebevollem Mite<strong>in</strong>ander und gegenseitigem<br />

Geben und Nehmen e<strong>in</strong>e bessere Zukunft erschließt.<br />

… und vor dem Haus fassen, wenngleich noch spärlich, die ersten Fleißigen Lieschen<br />

Fuß!<br />

- 9 -


In der PROSOYA Kapelle fi ndet morgens häufi g e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Andacht statt. Siegfried Ezel, Reiseteilnehmer<br />

und Mitglied des CVJM-Weltdienstes, bot sich an, e<strong>in</strong>mal diese Aufgabe zu übernehmen.<br />

Zusage<br />

Als ich mich vor dieser Reise von Freunden verabschiedete, fragten sie mich: Was tust du denn <strong>in</strong><br />

<strong>Peru</strong>? E<strong>in</strong> anderer antwortete: „Er will die Weite des Reiches Gottes kennen lernen.“ Und so freue<br />

ich mich, heute morgen mit euch diese Weite zu spüren – weit weg von zu Hause – und doch<br />

unter Brüdern und Schwestern im Glauben.<br />

Das Wort, das uns heute begleitet, heißt: „Ich b<strong>in</strong> mit euch!“<br />

Gott hat es durch den Propheten Haggai an die Israeliten gerichtet. Sie waren aus der babylonischen<br />

Gefangenschaft zurückgekehrt und standen vor der schweren Aufgabe, den zerstörten Tempel<br />

wieder aufzubauen. Vor wenigen Tagen haben auch wir vor Tempeltrümmern der Inkas gestanden.<br />

Im Anblick dieser enorm großen, schweren Ste<strong>in</strong>e kann man verstehen, dass e<strong>in</strong>e solche Aufgabe<br />

Angst macht. Aber Gott verspricht: „ Ich b<strong>in</strong> mit euch!“<br />

Spüren wir e<strong>in</strong>e Parallele zu PROSOYA? Die Anfänge damals nach dem Kauf der alten Hazienda<br />

waren mühsam, aber getragen von Mut und Hoffnung. Doch Gott hat Kraft geschenkt und hat<br />

die Vision der Initiatoren mit se<strong>in</strong>em Segen begleitet - bis zum heutigen Tag.<br />

Auch auf unserer Reise haben wir es dankbar erlebt: „Ich b<strong>in</strong> mit euch!“<br />

- bei den vielen Kilometern zuerst im Flieger<br />

- dann mit dem Bus<br />

- bei den Beschwerden anfangs <strong>in</strong> der großen Höhe der Anden<br />

- bei den Problemen von e<strong>in</strong>igen im Bauch<br />

- <strong>in</strong> der Angst, ob’s wohl gut geht auf der Fahrt am Rand der tiefen Schluchten<br />

durch den Urwald<br />

Es ist Gottes Geheimnis, wie er sich uns zuwendet, hier <strong>in</strong> PROSOYA und dann wieder zu Hause.<br />

Wir sehen, dass gelebter Mut mit Gottes Zusage verknüpft e<strong>in</strong>e wunderbare Ausstrahlung hat. Das<br />

gilt auch für jeden von euch, nicht nur heute, sondern an jedem neuen Tag: „Ich b<strong>in</strong> mit euch.“<br />

- 10 -


Das Erdbeben am 1. Juli hat <strong>in</strong> vielen Ortschaften rund um PROSOYA starke Schäden angerichtet.<br />

Die <strong>Peru</strong>-<strong>Aktion</strong> und auch Amntena haben spontan fi nanziell geholfen und es Hugo Fernández<br />

überlassen, über die Verwendung der Mittel zu entscheiden. Nun soll im Nachbardorf e<strong>in</strong> zerstörter<br />

K<strong>in</strong>dergarten wieder aufgebaut werden.<br />

Ananas statt ANANA<br />

Heute br<strong>in</strong>gt der Bus unsere Reisegruppe auf<br />

die andere Seite des Chorrobamba-Flusses.<br />

Hugo sagt: „Der Bürgermeister von Jatumpata<br />

möchte sich für die Spenden aus Deutschland<br />

bedanken, mit denen das Baumaterial für den<br />

neuen K<strong>in</strong>dergarten gekauft worden ist.“<br />

Uns voraus fährt e<strong>in</strong> dunkelblauer Jeep des<br />

Sicherheitsdienstes mit drei wichtig ausschauenden<br />

und fl eißig fi lmenden Uniformierten. Die<br />

Piste ist schmal und wird an vielen Stellen durch<br />

Senken gekreuzt, durch die kle<strong>in</strong>e R<strong>in</strong>nsale<br />

bergab geleitet werden. Bevor der Bus durch<br />

e<strong>in</strong>e solche Vertiefung fährt, prüfen unsere<br />

Fahrer genau, ob die Senke fl ach genug ist,<br />

um e<strong>in</strong> Aufsetzen des Busses zu vermeiden.<br />

E<strong>in</strong>mal werden wir gebeten auszusteigen, um<br />

mehr Bodenfreiheit zu gew<strong>in</strong>nen. An manchen<br />

Stellen s<strong>in</strong>d Straßenbaumasch<strong>in</strong>en dabei, die<br />

letzten Erdbebenschäden zu beseitigen und den<br />

Weg zu verbreitern.<br />

Nach 7 Kilometern tauchen e<strong>in</strong> paar Hütten am<br />

Wegrand auf: Jatumpata. Im Nu s<strong>in</strong>d wir von<br />

Menschen umr<strong>in</strong>gt, werden freudig begrüßt und<br />

den Hang h<strong>in</strong>auf zu e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Zelt geführt,<br />

<strong>in</strong> dem seit Anfang Juli der K<strong>in</strong>dergarten des<br />

Ortes untergebracht ist. E<strong>in</strong> Grüppchen 3-<br />

bis 5-Jähriger hat sich davor aufgebaut und<br />

br<strong>in</strong>gt uns e<strong>in</strong> Ständchen mit verschiedenen<br />

- 11 -<br />

K<strong>in</strong>derliedern. Die ‘alemanes’ lassen sich nicht<br />

lumpen und s<strong>in</strong>gen ‘E<strong>in</strong> Männle<strong>in</strong> steht im<br />

Walde’ und ‘Vom Aufgang der Sonne’. Artig<br />

bedankt sich der Bürgermeister und erläutert<br />

<strong>in</strong> knappen Worten, wo und wie der neue K<strong>in</strong>dergarten<br />

gebaut werden soll. Krista bekommt<br />

e<strong>in</strong>en Ste<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Hand und wird gebeten, den<br />

Grundste<strong>in</strong> zu legen. E<strong>in</strong> junger Bau<strong>in</strong>genieur ist<br />

auch vor Ort und berichtet stolz, dass dies e<strong>in</strong><br />

Haus mit ‘fl ießend Wasser’ und e<strong>in</strong>er richtigen<br />

Toilette werden soll. Auch andere der aufzubauenden<br />

Hütten werden künftig diesen Luxus<br />

haben. Noch leben die meisten der betroffenen<br />

Familien <strong>in</strong> eilig zusammengebastelten Notunterkünften.<br />

Neugierig wagen sich e<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> unseren<br />

Bus und ergattern e<strong>in</strong> paar Gummibärchen. E<strong>in</strong><br />

junger Mann bedeutet uns gestenreich, mit der<br />

Abfahrt noch zu warten, und rennt davon, um<br />

kurz darauf mit e<strong>in</strong>em Arm voll frisch geernteter<br />

Ananas zurückzukommen. E<strong>in</strong> Zweiter folgt<br />

se<strong>in</strong>em Beispiel, und schon füllt sich der E<strong>in</strong>stiegsbereich<br />

unseres Busses mit Säcken voller<br />

duftender Ananas, die <strong>in</strong> den folgenden Tagen<br />

unser Frühstück zum Genuss machen.<br />

Eigentlich wollten wir ja noch zum Wasserfall<br />

ANANA fahren, aber der Zustand des Weges<br />

zw<strong>in</strong>gt uns nach wenigen Kurven zur Umkehr.<br />

So gibt es halt statt ANANA leckere Ananas<br />

– und niemand ist traurig über diesen Tausch.<br />

Kar<strong>in</strong> Rhiemeier


Was ist aus unseren ehemaligen Schülern geworden? Diese Frage bewegt uns immer wieder. Wir<br />

hörten, dass zurzeit m<strong>in</strong>destens zehn von ihnen <strong>in</strong> Lima s<strong>in</strong>d und mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehen.<br />

So konnten wir uns kurz vor unserer Rückreise mit e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Gruppe <strong>in</strong> Hugos Haus treffen.<br />

Auf eigenen Füßen<br />

Unsere wenigen Tage <strong>in</strong> Lima s<strong>in</strong>d wie immer<br />

gefüllt mit Besuchen, Verabredungen und<br />

E<strong>in</strong>käufen von Mitbr<strong>in</strong>gseln. Hugo als treuer<br />

Begleiter schleust uns an diesem Sonntag geschickt<br />

durch den chaotischen Verkehr. Leicht<br />

verspätet erreichen wir se<strong>in</strong> Haus. Da stehen sie<br />

schon: Henry, Ronel, Heber, Edward, Marco und<br />

Tonny, sechs unserer ehemaligen Schüler. Leicht<br />

verlegen gr<strong>in</strong>send fallen sie uns nache<strong>in</strong>ander<br />

um den Hals. Die Freude über das Wiedersehen<br />

ist riesengroß. Auch dem ‚Profe’ wird freundschaftlich<br />

der Arm um die Schulter gelegt. Dann<br />

beg<strong>in</strong>nt das Erzählen.<br />

Tonny ist der Star. Er trägt wegen der anschließenden<br />

Hochzeit se<strong>in</strong>er Schwester Anzug und<br />

Krawatte und strahlt übers ganze Gesicht. Er ist<br />

der E<strong>in</strong>zige, der es geschafft hat, an e<strong>in</strong>em renommierten<br />

Staatlichem Institut für Metallberufe<br />

aufgenommen zu werden. Se<strong>in</strong>e Ausbildung<br />

hat er so gut wie abgeschlossen und bereits den<br />

größten Teil der Abschlussprüfungen mit gutem<br />

Erfolg bestanden. Das waren drei harte Jahre,<br />

tagsüber Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Werkstatt, um se<strong>in</strong>en<br />

Unterhalt zu verdienen, und abends Studium. Er<br />

musste sich sehr anstrengen und betont, dass er<br />

es ohne die Hilfe se<strong>in</strong>er deutschen Paten nicht<br />

geschafft hätte. Wir haben vor, ihm <strong>in</strong> PROSOYA<br />

Verantwortung zu übertragen.<br />

Auch Marco wollte studieren. Er hatte sich an<br />

der Universität von Oxapampa e<strong>in</strong>geschrieben.<br />

Aber das Jahr 2008 war das Jahr der Streiks.<br />

Die Professoren wollten mehr verdienen. Sie<br />

- 12 -<br />

streikten, und so fand der Unterricht e<strong>in</strong>fach<br />

nicht statt. Als die Monate verg<strong>in</strong>gen und die<br />

Aussicht auf e<strong>in</strong>en regulären Studienbetrieb<br />

schwand, machte sich Marco auf nach Lima und<br />

fand dort Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Masch<strong>in</strong>enfabrik.<br />

In Lima traf er auf die Brüder Ronel und Heber<br />

und zog mit ihnen zusammen. Die Beiden<br />

hatten schon an verschieden Orten versucht,<br />

sich irgendwie durchzuschlagen. Heber hatte<br />

bei e<strong>in</strong>em Viehzüchter <strong>in</strong> Pozuzo gearbeitet,<br />

und Ronel hatte es mit Gelegenheitsjobs <strong>in</strong><br />

Oxapampa versucht. Aber das war alles nichts,<br />

sie hatten so gut wie ke<strong>in</strong>en Verdienst. Die<br />

Verzweifl ung muss zwischenzeitlich recht groß<br />

gewesen se<strong>in</strong>, denn sie ließen sich von ihrem<br />

Vater zum Goldwaschen überreden. Schnell<br />

erkannten sie, dass auch das nicht der richtige<br />

Weg war. So blieb ihnen nur noch Lima. Dort<br />

arbeitet Heber nun im Lager e<strong>in</strong>es Verlages und<br />

verkauft auch Bücher auf der Straße. Ronel fand<br />

e<strong>in</strong>e Anstellung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Keksfabrik, wo er zum<br />

Fahrer ausgebildet wird.<br />

Auch Henry, der <strong>in</strong> PROSOYA e<strong>in</strong> geschickter<br />

Tischler wurde, arbeitet heute im Metallbereich.<br />

Diese Jungs s<strong>in</strong>d so vielseitig ausgebildet und<br />

berichten stolz, dass ihre Arbeitgeber staunen<br />

und von ihren Fähigkeiten bee<strong>in</strong>druckt s<strong>in</strong>d.<br />

"Das haben wir PROSOYA zu verdanken!"<br />

Edward, der sich als Vierter der Wohngeme<strong>in</strong>schaft<br />

anschloss, arbeitet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>eren<br />

Betrieb, der Honig vermarktet. Auch er kann das<br />

anwenden, was er <strong>in</strong> PROSOYA <strong>in</strong> der Imkerei<br />

gelernt hat.<br />

Alle Jungs träumen von Oxapampa, von<br />

PROSOYA, von ihrer Heimat, von der schönen<br />

Landschaft und von e<strong>in</strong>er Rückkehr dorth<strong>in</strong>. Sie<br />

s<strong>in</strong>d sich e<strong>in</strong>ig: Lima ist der Ort, wo sie jetzt e<strong>in</strong><br />

wenig Geld verdienen und etwas zurücklegen<br />

können. Aber ihre Zukunft sehen sie dort im<br />

Bergurwald auf eigenem Land mit e<strong>in</strong> paar<br />

R<strong>in</strong>dern, Bienenstöcken oder e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />

Werkstatt. Dafür s<strong>in</strong>d sie bereit, Entbehrungen<br />

<strong>in</strong> Kauf zu nehmen und eisern zu sparen. Die<br />

Hoffnung trägt sie!<br />

Krista Schlegel


Die fröhliche Feier zur Verabschiedung der Gruppe enthielt neben Musik, Gesang und fl ammenden<br />

Reden unserer Jungs auch e<strong>in</strong>en Beitrag, mit dem Flavio e<strong>in</strong>en Wettbewerb im Vortragen von Gedichten<br />

gewonnen hatte. Das Werk beschreibt die Lebensrealität, aus der unsere Schüler kommen.<br />

Alle<strong>in</strong> gelassen<br />

Alle<strong>in</strong> gelassen auf me<strong>in</strong>em Feld –<br />

Alle<strong>in</strong> gelassen <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Hütte –<br />

Draußen bellen die Hunde,<br />

als sähen sie Gespenster.<br />

Sie wecken me<strong>in</strong>e düsteren Gedanken.<br />

Er<strong>in</strong>nerst du dich?<br />

Denkst du noch an me<strong>in</strong>en Just<strong>in</strong>o?<br />

Das arme K<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>er Seele?<br />

Acht Jahre alt, es trug me<strong>in</strong>en Namen<br />

Und wachte e<strong>in</strong>es Morgens auf<br />

Mit brennenden Augen und heißem Körper.<br />

Ich sterbe, Taita, sagte er,<br />

ich sterbe, Mama! schrie er.<br />

Ich habe Durst wie e<strong>in</strong> Gequälter<br />

Und spüre, wie Feuer mich umarmt.<br />

Reich mir den Krug, Taita!<br />

Wasser, Wasser, Wasser, Mama!<br />

Wasser, Wasser, Wasser, Taita!<br />

Der Doktor – behäbig und gleichgültig –<br />

ließ mich wissen:<br />

Die Wissenschaft ist nicht für die Armen da.<br />

Die Wissenschaft bewegt sich nicht zu Pferde.<br />

Doch dort, wo Ärzte sich nicht h<strong>in</strong> bewegen,<br />

kreuzt den Weg im Galopp der Tod<br />

und die Not beg<strong>in</strong>nt.<br />

Er ließ mir e<strong>in</strong>e Limonade geben,<br />

damit der Kranke sie tr<strong>in</strong>ke,<br />

wenn das Fieber vergeht.<br />

Ich kehrte heim, kehrte heim<br />

– wie üblich für alle Armen -<br />

Das Herz auf der Zunge und Trauer <strong>in</strong> der Seele.<br />

Der Arzt kam nicht –<br />

nicht weil der Weg zu uns schlecht wäre,<br />

sondern weil ich nichts hatte, ihn zu bezahlen.<br />

Wie denn die Wissenschaft bezahlen –<br />

Meilen entfernt?<br />

Nicht lange währte das Fieber –<br />

Es endete am Morgen, als die Drossel sang<br />

und die Seele sanft sich wehrte.<br />

- 13 -<br />

Die Mutter umarmte me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d,<br />

me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d mit der eiskalten Stirn,<br />

und ich – verharrte sprachlos,<br />

wie abwesend an se<strong>in</strong>em Bett.<br />

Kaum war er zu Grabe getragen,<br />

veränderte Juana sich.<br />

Sie we<strong>in</strong>te, sie schwieg, sie lachte,<br />

die Augen <strong>in</strong>s Nichts gewandt,<br />

mit erhobenen Armen,<br />

als halte sie e<strong>in</strong> schlafendes K<strong>in</strong>d vor der Brust,<br />

und g<strong>in</strong>g von mir – die Arme.<br />

Möge die Erde sie bewahren,<br />

<strong>in</strong> ihren Armen me<strong>in</strong> Unglück!<br />

Ich b<strong>in</strong> alle<strong>in</strong>, alle<strong>in</strong> auf me<strong>in</strong>em Feld,<br />

b<strong>in</strong> alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Hütte.<br />

Draußen bellen die Hunde, als sähen sie<br />

Gespenster.<br />

Sie wecken me<strong>in</strong>e düsteren Gedanken.<br />

Bruder, Bruder, verteidige mich,<br />

wenn man mich morgen e<strong>in</strong>en Banditen nennt,<br />

e<strong>in</strong>en bösen, hartherzigen Menschen.<br />

Ich war wie e<strong>in</strong> Schaf und wurde zum Puma.<br />

Ich war wie e<strong>in</strong> Ochse, doch<br />

man hat mir Krallen verpasst – ha, ha, ha!<br />

Wie schnell es Tag wird!<br />

Wie schnell es Tag wird!<br />

Wenn es stimmt, dass es e<strong>in</strong>en Gott gibt,<br />

warum br<strong>in</strong>gt er die Seele,<br />

diesen Schrei, nicht zum Schweigen?<br />

Diesen Schrei nach<br />

Wasser, Wasser, Wasser, Mama!<br />

Wasser, Wasser, Wasser, Taita!


Seit Ende August unterstützen Caspar Kolster und Pablo Ryan als neue Zivis unser Projekt. Neben<br />

ihrem handwerklichen E<strong>in</strong>satz leisten sie e<strong>in</strong>en wertvollen Beitrag als ‚Musikerzieher’ unserer Schüler.<br />

Unsere Reisegruppe war von ihrem Duett mit Cello und Geige tief bee<strong>in</strong>druckt.<br />

Mit Cello und Geige <strong>in</strong> den Urwald<br />

Seit wir unseren Dienst <strong>in</strong> PROSOYA angetreten<br />

haben, s<strong>in</strong>d nun schon drei Monate<br />

vergangen. Obwohl man erwarten könnte,<br />

dass sich nach dieser Zeit e<strong>in</strong>e gewisse Rout<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>gestellt hat, ist genau das Gegenteil der<br />

Fall. Die E<strong>in</strong>gewöhnung <strong>in</strong> den ‚Lebensraum<br />

PROSOYA’ wurde uns zwar von Mitarbeitern<br />

und Schülern leicht gemacht, doch Abläufe,<br />

die dem Ausdruck ‚Alltag’ gerecht werden, beschränken<br />

sich bisher auf Mahlzeiten und den<br />

‚noticiero’ (abendliche Nachrichtensendung).<br />

Die Arbeit h<strong>in</strong>gegen br<strong>in</strong>gt jede Woche neue<br />

Aufgaben aus so verschiedenen Bereichen mit<br />

sich, dass für Rout<strong>in</strong>e oder gar Langeweile ke<strong>in</strong><br />

Raum bleibt.<br />

Da wir beide musikalisch ausgebildet s<strong>in</strong>d,<br />

haben wir uns vorgenommen, für die Schüler<br />

richtigen Musikunterricht anzubieten<br />

und sie <strong>in</strong> Rhythmus, Gitarrenspiel und <strong>in</strong><br />

den Grundlagen der Musiktheorie zu unterrichten.<br />

Mit Spendengeldern konnten<br />

wir sogar das notwendige Material dafür<br />

<strong>in</strong> Lima e<strong>in</strong>kaufen, wie Gitarren, ‚cajones’,<br />

Tambur<strong>in</strong>e, Notenständer etc. Die Kurse<br />

fi nden abends viermal die Woche für alle<br />

<strong>in</strong>teressierten Schüler statt und ergänzen so<br />

unser Angebot von Englisch- und Deutsch-<br />

Unterricht. Die Schüler s<strong>in</strong>d begeistert und<br />

nutzen jede Gelegenheit, um auch außerhalb<br />

der Unterrichtszeiten zu üben. Natürlich ist<br />

dieser Betrieb nicht immer ganz e<strong>in</strong>fach für<br />

uns, denn wer das Projekt kennt, weiß auch,<br />

dass die Diszipl<strong>in</strong> manchmal der ungestümen<br />

Freude zum Opfer fällt. Doch gerade das<br />

macht die Atmosphäre so angenehm und<br />

spannend. Wenn man aus dem menschlich<br />

oft etwas unterkühlten Deutschland <strong>in</strong> so<br />

e<strong>in</strong> herzliches Umfeld kommt, ist dies nicht<br />

nur e<strong>in</strong> schönes Erlebnis, sondern auch sehr<br />

e<strong>in</strong>fach für uns Neuankömml<strong>in</strong>ge.<br />

- 14 -<br />

E<strong>in</strong>e besondere Herausforderung wird unser<br />

E<strong>in</strong>satz beim gerade begonnenen Bau des<br />

zweiten Hauses <strong>in</strong> Quillazú se<strong>in</strong>. Das verdanken<br />

wir Pablo, der ausgebildeter und sogar<br />

preisgekrönter Zimmermann ist (Sieger 2008<br />

im Landeswettbewerb Schleswig-Holste<strong>in</strong>) und<br />

entsprechend die nötigen Vorkenntnisse besitzt.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs werden Arbeiten <strong>in</strong> <strong>Peru</strong> oft ganz anders<br />

ausgeführt als <strong>in</strong> Deutschland. So lernen<br />

wir im Austausch mit den e<strong>in</strong>heimischen<br />

Arbeitern ständig dazu. Wir freuen uns auf<br />

die nächsten 9 Monate unseres Dienstes, die<br />

sicher noch viele Überraschungen für uns<br />

bereithalten.


Christ<strong>in</strong> Tellisch und Ute Gerbershagen, Student<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Potsdam bzw. Leipzig, verwöhnten im<br />

August unsere Schüler mit abwechslungsreichen Aktivitäten. Auch <strong>in</strong> Deutschland setzen sie sich<br />

weiter für PROSOYA e<strong>in</strong>.<br />

Von Beethoven bis<br />

Rock’n Roll<br />

Me<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> Ute kam <strong>in</strong> diesem Sommer<br />

erstmalig mit nach <strong>Peru</strong>. Für mich war es bereits<br />

das zweite Mal. Diese geme<strong>in</strong>same Zeit<br />

werden wir nicht so schnell vergessen. Schon<br />

zwei Jahre im voraus veranstalteten wir Konzerte<br />

von Klassik bis Rock, hielten Vorträge<br />

über <strong>Peru</strong> und PROSOYA und sammelten durch<br />

weitere Aktivitäten Spendengelder. So war es<br />

uns möglich, auch <strong>in</strong> materieller H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>iges<br />

<strong>in</strong> PROSOYA zu <strong>in</strong>vestieren.<br />

Aber das war noch längst nicht alles: In<br />

PROSOYA boten wir jeden Abend Unterricht<br />

an und versuchten, unsere Kenntnisse an die<br />

Schüler weiterzugeben. Es gab e<strong>in</strong>en Kurs <strong>in</strong><br />

englischer und e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> deutscher Sprache.<br />

Die Kreativität der Jugendlichen wurde durch<br />

Kunst- und Musikunterricht gefördert. Schon<br />

am frühen Nachmittag fragten e<strong>in</strong>ige, wann<br />

sie wieder Aquarelle malen oder Kratzbilder<br />

erstellen dürften. Ihre Ausdauer bei diesen Arbeiten<br />

war bewundernswert. Manche der Jungs<br />

musizierten mit viel Geduld entweder als ’kle<strong>in</strong>e<br />

Solo-Künstler’ oder auch <strong>in</strong> der Gruppe.<br />

Ziel aller Aktivitäten war das Abschlussfest, zu<br />

dem jeder unserer Deutsch-, Englisch-, Kunstund<br />

Musikschüler etwas präsentieren durfte.<br />

Bereits Tage vorher fi eberten die Jungen diesem<br />

Anlass entgegen und übten zusätzlich, so viel<br />

sie konnten. Dann war es endlich soweit: Die<br />

Sirene ertönte, die Anspannung und Aufregung<br />

der kle<strong>in</strong>en Künstler erreichte ihren Höhepunkt.<br />

Ihre Hände zitterten schon, bevor sie an der Reihe<br />

waren. E<strong>in</strong>er nach dem anderen absolvierte<br />

se<strong>in</strong> Programm. Es gab Stücke von Beethoven<br />

(„An die Freude“) bis Rock’n Roll. Stolz zeigten<br />

die Jugendlichen allen Zuhörern, was sie <strong>in</strong> den<br />

letzten Wochen gelernt hatten.<br />

Diese strahlenden Gesichter bei tosendem Applaus<br />

werden wir wohl nicht vergessen.<br />

- 15 -<br />

E<strong>in</strong>ige Male durften wir auch mit den Mädchen<br />

<strong>in</strong> Quillazú arbeiten und konnten ihre vielen<br />

kle<strong>in</strong>en Talente entdecken. Ihre Kreativität<br />

zeigte sich besonders beim Kunstunterricht<br />

und beim Klavierspiel. Wir verbrachten viele<br />

fröhliche Stunden <strong>in</strong> ihrer Geme<strong>in</strong>schaft und<br />

erlebten beim Unterrichten, wie so manches<br />

glückliche Lächeln auf ihren Gesichtern erschien.<br />

Stolz zeigten sie uns auch ihr wunderschönes,<br />

neues Zuhause.<br />

E<strong>in</strong> großer Wunsch bleibt <strong>in</strong> unseren Herzen<br />

bestehen: Wir möchten möglichst bald nach<br />

PROSOYA und zu diesen dankbaren jungen<br />

Menschen zurückkehren.<br />

Achtung!<br />

Am 11.12.2008 um 19 Uhr wird<br />

Christ<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Kaiser Friedrich Kirche<br />

<strong>in</strong> Potsdam/Golm e<strong>in</strong> Benefi zkonzert<br />

veranstalten. Es gibt weihnachtliche<br />

Musik von Bach bis Elton John.<br />

Jeder Leser ist herzlich e<strong>in</strong>geladen.


Die Mitglieder unsere Reisegruppe, mit denen<br />

wir drei Wochen lang so viele schöne Erlebnisse<br />

geteilt hatten, trennten sich nur schweren<br />

Herzens von PROSOYA und der liebgewordenen<br />

lebendigen Geme<strong>in</strong>schaft. Für uns kam nach<br />

ihrer Abreise die Zeit der Gespräche mit dem<br />

Projektleiter Hugo Fernández und se<strong>in</strong>en Mitarbeitern.<br />

Jeder E<strong>in</strong>zelne durfte über se<strong>in</strong>e Arbeit<br />

berichten, Fragen und Probleme ansprechen<br />

und Verbesserungsvorschläge äußern. Natürlich<br />

hatten auch wir D<strong>in</strong>ge beobachtet, die wir gern<br />

verändern oder verbessern würden. Bei diesem<br />

<strong>in</strong>tensiven Gedankenaustausch wird uns jedes<br />

Jahr erneut klar, wie anders die <strong>Peru</strong>aner denken<br />

und dass wir als Deutsche nicht e<strong>in</strong>fach unsere<br />

Vorstellungen auf <strong>Peru</strong> übertragen dürfen. So<br />

gab es e<strong>in</strong>e fruchtbare Ause<strong>in</strong>andersetzung,<br />

der allerd<strong>in</strong>gs die mutmachende Erkenntnis zu<br />

Grunde lag: Es läuft gut im Projekt, und jeder bemüht sich mit allen Kräften, dazu beizutragen. Es ist<br />

wirklich bewundernswert, wie sehr sich unsere Mitarbeiter mit den sozialen Grundgedanken identifi<br />

zieren und stolz darauf s<strong>in</strong>d, mithelfen zu können und zur großen PROSOYA Familie zu gehören.<br />

So s<strong>in</strong>d wir erfüllt von Dankbarkeit und neuer Motivation. Dankbar s<strong>in</strong>d wir vor allen D<strong>in</strong>gen auch<br />

Ihnen allen, unseren lieben Spendern und Paten, die Sie uns die fi nanziellen Mittel zur Verfügung stellen,<br />

damit die Arbeit <strong>in</strong> PROSOYA und nun auch <strong>in</strong> PROSOYA Quillazú fortgesetzt werden kann.<br />

Wir wünschen Ihnen e<strong>in</strong>e gesegnete Advents- und Weihnachtszeit und dann auch e<strong>in</strong> gutes, friedliches<br />

neues Jahr 2009<br />

Ihre<br />

Krista Schlegel, 1. Vorsitzende Kar<strong>in</strong> Rhiemeier, 2. Vor sit zen de<br />

Nur e<strong>in</strong> Spendenkonto !<br />

Wir er<strong>in</strong>nern noch e<strong>in</strong>mal daran,dass für beide Projekte nur e<strong>in</strong> Spendenkonto gilt. Wenn Ihre<br />

Zuwendung für die Mädchen gedacht ist, sollten Sie das auf dem Überweisungsträger vermerken.<br />

Sehr hilfreich für unsere Buchungen wäre die Angabe Ihrer Spender-Nr. (s. Umschlag<br />

Rundbrief).<br />

Für Spender aus dem Ausland geben wir hier noch unsere IBAN NR. bekannt:<br />

IBAN: DE09 4805 0161 0006 7423 99<br />

SWIFT-BIC: SPBIDE 3B XXX<br />

1. Vorsitzende: Krista Schlegel • Hohensonne 11 • 32699 Extertal<br />

Tel.: 0 52 62 - 27 17 • Fax: 0 52 62 - 99 47 64 • E-Mail: peru-aktion@gmx.de • www.peru-aktion.de<br />

Spendenkonto PROSOYA: Sparkasse Bielefeld, BLZ: 480 501 61, Kto.-Nr.: 67 42 39 9<br />

- 16 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!