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Liebe Freunde der <strong>Peru</strong>-<strong>Aktion</strong>,<br />
<strong>in</strong> diesem Brief wollen wir Ihnen e<strong>in</strong> wenig über unsere Gruppenreise nach <strong>Peru</strong> erzählen, die wir im<br />
Oktober mit 15 Spendern und Paten unternommen haben. Alle Reiseteilnehmer wollten PROSOYA<br />
kennen lernen, aber die weite Reise auch nutzen, um die touristischen Attraktionen <strong>Peru</strong>s – Orte<br />
wie Arequipa, Puno, den Titicacasee, Cusco und Machu Picchu – zu erleben.<br />
Alles war vom Reisebüro Inka Travel bestens vorbereitet. <strong>Peru</strong> präsentiert sich <strong>in</strong>zwischen als e<strong>in</strong><br />
Land mit guten Hotels und Restaurants von <strong>in</strong>ternationalem Standard. Der Wirtschaftsaufschwung<br />
ist nicht zu übersehen. Es gibt also Menschen, die verdienen, und der Tourismus ist e<strong>in</strong>e gute E<strong>in</strong>nahmequelle.<br />
Aber die Armut ist geblieben. Sie begegnet e<strong>in</strong>em überall. An den Straßen und vor<br />
Kirchentüren sitzen Bettler. Frauen mit Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern auf dem Rücken bieten sich <strong>in</strong> farbenfroher<br />
Tracht zum Foto an. Andere Frauen und K<strong>in</strong>der verkaufen auf den Märkten kle<strong>in</strong>e Handarbeiten und<br />
sonstige D<strong>in</strong>ge. Man spürt, wie dr<strong>in</strong>gend sie den kle<strong>in</strong>sten Verdienst brauchen.<br />
Besonders <strong>in</strong> ländlichen Gebieten hat sich seit Jahrhunderten kaum etwas verändert. Das Ochsengespann<br />
und der Holzpfl ug werden von den Bauern abwechselnd geme<strong>in</strong>sam genutzt. Auf den<br />
kle<strong>in</strong>en Terrassenfeldern und an den steilen Hängen aber bleibt nur der uralte Handpfl ug im E<strong>in</strong>satz,<br />
um e<strong>in</strong>en bescheidenen Ertrag zu erzielen. Hier leben die Menschen <strong>in</strong> äußerst ärmlichen Behausungen<br />
und haben oft nicht genug fürs tägliche Brot. Nur selten gel<strong>in</strong>gt es E<strong>in</strong>zelnen, sich aus der<br />
hoffnungslosen Realität zu befreien.<br />
- 1 -<br />
Dezember 2008
In Städten wie Arequipa, Puno und Cusco sieht man jedoch auch moderne Gebäude, die leider<br />
nicht immer den örtlichen Baustil aufnehmen und dann wie Fremdkörper wirken. Dort haben wir<br />
Unter-kunft gefunden und erlebt, dass doch nicht alles so vollkommen war, wie es auf den ersten<br />
Blick schien. Mal streikte der Fön im Bad oder es fehlte die Ablage für den Koffer. Toiletten wollten<br />
besonders zuvorkommend bedient werden, oder sie sprudelten die ganze Nacht und liefen über.<br />
Aber überall trafen wir auf freundliche, hilfsbereite Menschen. Besonders unsere deutschsprachigen<br />
Führer besaßen hervorragende Sachkenntnis und vermittelten uns durch ihre unterschiedliche<br />
Persönlichkeit e<strong>in</strong> eigenes Stückchen <strong>Peru</strong>.<br />
Wir haben viel erlebt und gesehen <strong>in</strong> den zwei Wochen unserer Rundreise. Unvergessliche E<strong>in</strong>drücke<br />
s<strong>in</strong>d geblieben, aber erst <strong>in</strong> PROSOYA berührte uns das unmittelbar pulsierende Leben.<br />
- 2 -<br />
Krista Schlegel und Kar<strong>in</strong> Rhiemeier
- 3 -
Während der Rundreise haben wir immer wieder daran er<strong>in</strong>nert, auf die eigenen Sachen zu achten<br />
und nichts liegen zu lassen. Magda Görler hatte Glück und machte positive Erfahrungen.<br />
<strong>Wunder</strong> <strong>in</strong> <strong>Peru</strong><br />
Auf unserer Reise stand auch die wunderschöne Fahrt mit der berühmten Andenbahn von Puno<br />
nach Cusco - <strong>in</strong>klusive Mittagessen - auf dem Programm. Formvollendet versuchte e<strong>in</strong>e Truppe<br />
von Kellnern das Menü aufzutragen. Dabei kämpften sie immer wieder mit e<strong>in</strong>er Tür, die ihnen vor<br />
der Nase und den gefüllten Tellern <strong>in</strong> ihren Händen zufi el. Bernd, hilfsbereit wie immer, zauberte<br />
e<strong>in</strong> Klappmesser hervor und<br />
fi xierte damit die Tür.<br />
Als das Mittagessen beendet<br />
war und die Kellner alles<br />
abgeräumt hatten, wollte<br />
er se<strong>in</strong> Klappmesser wieder<br />
unter der Tür hervorziehen<br />
und es wegstecken. Aber<br />
es war nicht mehr da! Viele<br />
beteiligten sich an der Suche<br />
unter Tischen und Bänken<br />
und leuchteten <strong>in</strong> alle W<strong>in</strong>kel.<br />
Auch e<strong>in</strong> Suchtrupp der<br />
Kellner konnte nichts daran<br />
ändern: Das Messer war und<br />
blieb verschwunden.<br />
Bernds Ärger blieb auch dem Oberkellner nicht verborgen. Und oh <strong>Wunder</strong>! Vor der Ankunft des<br />
Zuges <strong>in</strong> Cusco wurde ihm das Messer vom Oberkellner mit vielen Entschuldigungen und e<strong>in</strong>em<br />
kle<strong>in</strong>en Geschenk zurückgebracht. So kehrte wieder Frieden e<strong>in</strong>.<br />
Ich selber vermisste am nächsten Tag me<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es und von mir sehr geliebtes Fernglas, e<strong>in</strong>e ‚Leica’.<br />
Nach Durchstöbern me<strong>in</strong>es Rucksacks, dem Suchen <strong>in</strong> allen Hosen- und Anoraktaschen und dem<br />
Umkippen des Koffers war mir klar: Ich muss es <strong>in</strong> dem besagten Zug verloren haben.<br />
Als ich das am Morgen unserer Reiseführer<strong>in</strong> Maria mitteilte, schüttelte sie nur den Kopf und<br />
me<strong>in</strong>te: „Aussichtslos“. Aber sie wollte sich trotzdem erkundigen. Am Abend kam sie mit der<br />
Nachricht zu uns: „E<strong>in</strong> Fernglas wurde tatsächlich im Zug gefunden, aber es hat bereits die Reise<br />
zurück nach Puno angetreten.“<br />
Am späten Abend des nächsten Tages - wir hatten e<strong>in</strong>en langen Ausfl ug nach ’Machu Picchu’<br />
h<strong>in</strong>ter uns - erwartete Maria uns schon im Hotel . Sie wollte mit mir zum Bahnhof fahren. Dort<br />
sollte ich me<strong>in</strong> Fernglas identifi zieren. Dazu brauchte ich das Zugticket und me<strong>in</strong>en Pass. Da ich<br />
als E<strong>in</strong>zige e<strong>in</strong> namenloses Ticket hatte und es so schnell nicht fi nden konnte, übernahm Krista<br />
me<strong>in</strong>en Part und brachte mir kurz vor Mitternacht, oh <strong>Wunder</strong>, me<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Fernglas zurück. Es<br />
war die letzte Möglichkeit. Am nächsten Tag reisten wir weiter nach Lima.<br />
Noch e<strong>in</strong>mal: Danke, liebe Krista!<br />
- 4 -
Angelika Hummel spendet seit vielen Jahren Erlöse aus ihrer E<strong>in</strong>e-Welt-Gruppe für PROSOYA. Nun<br />
wollte sie nicht nur das Projekt, sondern auch das Land <strong>Peru</strong> näher kennen lernen.<br />
Cusco<br />
Aufwachen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er fremden Stadt,<br />
h<strong>in</strong>ausschauen,<br />
die Dächer zählen,<br />
das Viele <strong>in</strong> sich h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>nehmen,<br />
sich wundern, sich freuen,<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neuen Welt zu se<strong>in</strong>.<br />
Flüchtige Bilder und Gedanken<br />
Da gehst du Mann am Straßenrand,<br />
so alt und arm ist de<strong>in</strong>e Gestalt,<br />
so hager de<strong>in</strong> Gesicht.<br />
Zwei Hunde, grade so verhärmt und dürr,<br />
begleiten dich.<br />
Wo gehst du h<strong>in</strong>?<br />
Der Weg ist ste<strong>in</strong>ig,<br />
Urwald nur am Wegesrand.<br />
Wie weit ist’s noch bis zu der Hütte?<br />
Hast du ´ne Bleibe, hast du e<strong>in</strong> Zuhaus?<br />
Wer sorgt für dich, wenn de<strong>in</strong>e Kräfte mal versagen?<br />
Der Anblick armer Leute ist für uns e<strong>in</strong> Graus,<br />
doch wissen wir auch nicht, wie helfen bei den Plagen.<br />
Noch heute gibt es oben – unten <strong>in</strong> jedem Land;<br />
Doch hier <strong>in</strong> <strong>Peru</strong> ist es krass.<br />
Mit Nächstenliebe lecken meistens wir nur Wunden<br />
Und echte Heilung bleibt unmöglich, bleibet blass.<br />
Längst ist der Bus vorbeigefahren und wir s<strong>in</strong>d fort.<br />
- 5 -
Angekommen<br />
Der Bus hält vor der Brücke an;<br />
Er ist zu hoch, muss durch den Bach.<br />
Wir gehen leicht den Berg h<strong>in</strong>an<br />
und schreiten durch das Tor;<br />
Ach, jetzt s<strong>in</strong>d wir da!<br />
Fast kehren wir nach Haus,<br />
auch wenn die E<strong>in</strong>kehr<br />
hier zum ersten Mal.<br />
Da stehen viele Jungen, erwartungsvoll<br />
und Ältere auch und K<strong>in</strong>der<br />
und natürlich Hugo mit der Kamera.<br />
Nun gibt es Küsse zur Begrüßung<br />
wie’s <strong>in</strong> <strong>Peru</strong> so Sitte ist.<br />
Ne<strong>in</strong>, diese Herzlichkeit<br />
wäre <strong>in</strong> Deutschland kaum zu fi nden.<br />
Das Blau und Weiß der Häuser,<br />
Ste<strong>in</strong>e, Brückle<strong>in</strong>, Bänke –<br />
Wir s<strong>in</strong>d aufgenommen<br />
In e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Welt,<br />
die wohlig uns umgibt.<br />
Jetzt s<strong>in</strong>d wir nicht Touristen mehr,<br />
e<strong>in</strong> jeder darf hier Gast se<strong>in</strong>:<br />
Willkommen <strong>in</strong> PROSOYA<br />
- 6 -
Kommst du als Tourist nach PROSOYA, so ist e<strong>in</strong>e Fahrt nach Pozuzo, ‘der e<strong>in</strong>zigen österreichischen<br />
Kolonie der Welt’, e<strong>in</strong> Muss. Also wurde auch für unsere Reisegruppe dieser Ausfl ug e<strong>in</strong>geplant.<br />
Christiane Deutsch<br />
Verwurzelt <strong>in</strong> <strong>Peru</strong><br />
Nach e<strong>in</strong>er vierstündigen Fahrt, auf der die Federung des Busses und der Sitzplätze der ‘Qualität’<br />
der Straße kaum gewachsen waren, gelangten wir von PROSOYA (1.800 m) nach Pozuzo (800 m),<br />
an e<strong>in</strong>en von Tirolern und Rhe<strong>in</strong>ländern gegründet Ort im Bergurwald. Obwohl die Öffnungszeit<br />
des ‘Museums Schafferer’ vorbei war, wurde uns von e<strong>in</strong>er freundlichen Frau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eleganten<br />
rosafarbenen Kostüm geöffnet, und wir konnten uns mit ihrer Hilfe gut über die ersten Siedler ab<br />
1859 und über die weitere Entwicklung dieses für lange Zeit von der Umwelt vergessenen Dorfes<br />
<strong>in</strong>formieren.<br />
Sie selbst – Eva Solleda – war 1953 als Zweijährige mit ihrer Familie aus Straub<strong>in</strong>g/Bayern hergekommen,<br />
weil der Vater während der Nachkriegszeit <strong>in</strong> <strong>Peru</strong> Zukunftschancen für sich und<br />
se<strong>in</strong>e Familie sah. Als Erwachsene besuchte sie zusammen mit ihrer Schwester noch e<strong>in</strong>mal ihren<br />
Geburtsort und staunte zunächst nur über den Wohlstand: „O, mei liaba Vata, wenn du des da<br />
seg’n tat’s, tat’s de dann net Leid, dass’d mit uns nach Pozuzo ganga bist?“<br />
Aber nach vier Wochen <strong>in</strong> Deutschland begann das Heimweh nach <strong>Peru</strong>, und obwohl ihr angeboten<br />
wurde, endgültig zu bleiben, spürte sie ihre Verwurzelung <strong>in</strong> Pozuzo. Trotz fehlenden westlichen<br />
Standards, trotz des Tropenklimas und trotz aller Andersartigkeit der nicht deutschstämmigen<br />
Mitbewohner lebt sie gerne weiter <strong>in</strong> ihrer Heimat Pozuzo, <strong>in</strong> der es bescheidene Fortschritte<br />
vor allem im Baulichen gibt, die – mit deutschen nostalgischen Augen betrachtet –manchmal<br />
bedauerlich s<strong>in</strong>d, da der alte Baustil meist nicht beibehalten wird.<br />
- 7 -
„Der Zufall ist die <strong>in</strong> Schleier gehüllte Notwendigkeit.“<br />
Marie Ebner-Eschenbach<br />
Kle<strong>in</strong>e Margot und große Margot treffen sich <strong>in</strong> Quillazú<br />
Te lo digo madr<strong>in</strong>a Zwei Welten entsprungen<br />
te lo digo cada día s<strong>in</strong>d wir uns begegnet<br />
te lo digo de noche y de día zufällige Träger gleichen Namens<br />
con mucha alegría Wie zwei Sonnen<br />
Sí no tengo la luna strahlten de<strong>in</strong>e Augen<br />
tampoco el sol Freude vere<strong>in</strong>te uns<br />
como quisiera <strong>in</strong> zarter Umarmung<br />
dar tanta alegría Freude möge dich<br />
a mi madr<strong>in</strong>a mía geleiten durch e<strong>in</strong> nun lichtes Leben<br />
Im März 2008 begann für die sechs Mädchen Roxana, Liz, Ruthmery, Janeth, Edith<br />
und Margot das neue Leben <strong>in</strong> Prosoya Quillazú. Wir hatten uns entschlossen,<br />
Paten von Margot C<strong>in</strong>dy Roca Ybáñez zu werden und s<strong>in</strong>d glücklich, dass wir sie<br />
während unserer <strong>Peru</strong>reise <strong>in</strong> die Arme schließen konnten.<br />
Ich gebe e<strong>in</strong>s von Margots Gedichten preis, das sie mir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ihrer Briefe<br />
gewidmet hat. Des Reimschemas und der Sprachmelodie halber habe ich es unübersetzt<br />
gelassen.<br />
Margot und Wolfgang Jüngst, Oerl<strong>in</strong>ghausen, Mitglieder der <strong>Peru</strong>-<strong>Aktion</strong><br />
- 8 -
Am Freitag, dem 17.Oktober, lerne ich endlich unser 15-jähriges Patenk<strong>in</strong>d Margot<br />
<strong>in</strong> ihrem neuen Zuhause <strong>in</strong> PROSOYA Quillazú kennen. Sie steht <strong>in</strong>mitten der anderen<br />
fünf Mädchen. Alle erwarten uns <strong>in</strong> ihren leuchtend roten Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsanzügen,<br />
aufgereiht wie Perlen an der Schnur, auf der Veranda des Hauses. Gemauert und<br />
weiß getüncht ruht es wie e<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>od auf abschüssigem Gelände<br />
Nun ist sie da, die Herausforderung: Wer von diesen glücklich strahlenden Mädchen<br />
ist unser Patenk<strong>in</strong>d Margot? Ich höre auf me<strong>in</strong> „Ich b<strong>in</strong> Margot, und wer bist<br />
du?“ e<strong>in</strong> „Liz“, e<strong>in</strong> „Roxana“, e<strong>in</strong> „Ruthmery“, dann aus dem Mund aller Mädchen<br />
„Margot!“. Das strahlendste Lächeln begegnet me<strong>in</strong>em suchenden Blick – und<br />
Herzen. Ich weiß nicht, was plötzlich <strong>in</strong> mir empor wallt, ist es unbändige Freude,<br />
ist es die Erleichterung, dass das Warten endlich zu Ende ist? Ich jedenfalls<br />
hebe dieses zarte Bündel hoch, wirble es durch die Luft und stelle es, viel zu früh,<br />
wieder auf den Boden zurück. Ich habe das Gefühl, ich könnte tanzen. Ja, und<br />
dann ist es ist Liz, die uns <strong>Peru</strong>reisende mit e<strong>in</strong>em eigenen Gedicht willkommen<br />
heißt. Anschließend bieten uns die Mädchen Saft und ‚Mamita Ened<strong>in</strong>as‛ leckeren<br />
Schmandkuchen an. Später sehe ich sie <strong>in</strong> fröhlicher Geme<strong>in</strong>schaft beim Abwasch<br />
<strong>in</strong> Rosas Reich, der Küche. Stolz zeigen sie uns e<strong>in</strong>zelne, noch jungfräuliche Bereiche<br />
ihres neuen Zuhauses, den Gemüsegarten h<strong>in</strong>ter dem Haus, die biologische<br />
Kläranlage mit der Biotoppfl anze Vetiver und erste handwerkliche Produkte. Wir<br />
fühlen, dass sich hier mit dem Engagement von Ened<strong>in</strong>a und Rosa e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft<br />
gebildet hat, die sich <strong>in</strong> liebevollem Mite<strong>in</strong>ander und gegenseitigem<br />
Geben und Nehmen e<strong>in</strong>e bessere Zukunft erschließt.<br />
… und vor dem Haus fassen, wenngleich noch spärlich, die ersten Fleißigen Lieschen<br />
Fuß!<br />
- 9 -
In der PROSOYA Kapelle fi ndet morgens häufi g e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Andacht statt. Siegfried Ezel, Reiseteilnehmer<br />
und Mitglied des CVJM-Weltdienstes, bot sich an, e<strong>in</strong>mal diese Aufgabe zu übernehmen.<br />
Zusage<br />
Als ich mich vor dieser Reise von Freunden verabschiedete, fragten sie mich: Was tust du denn <strong>in</strong><br />
<strong>Peru</strong>? E<strong>in</strong> anderer antwortete: „Er will die Weite des Reiches Gottes kennen lernen.“ Und so freue<br />
ich mich, heute morgen mit euch diese Weite zu spüren – weit weg von zu Hause – und doch<br />
unter Brüdern und Schwestern im Glauben.<br />
Das Wort, das uns heute begleitet, heißt: „Ich b<strong>in</strong> mit euch!“<br />
Gott hat es durch den Propheten Haggai an die Israeliten gerichtet. Sie waren aus der babylonischen<br />
Gefangenschaft zurückgekehrt und standen vor der schweren Aufgabe, den zerstörten Tempel<br />
wieder aufzubauen. Vor wenigen Tagen haben auch wir vor Tempeltrümmern der Inkas gestanden.<br />
Im Anblick dieser enorm großen, schweren Ste<strong>in</strong>e kann man verstehen, dass e<strong>in</strong>e solche Aufgabe<br />
Angst macht. Aber Gott verspricht: „ Ich b<strong>in</strong> mit euch!“<br />
Spüren wir e<strong>in</strong>e Parallele zu PROSOYA? Die Anfänge damals nach dem Kauf der alten Hazienda<br />
waren mühsam, aber getragen von Mut und Hoffnung. Doch Gott hat Kraft geschenkt und hat<br />
die Vision der Initiatoren mit se<strong>in</strong>em Segen begleitet - bis zum heutigen Tag.<br />
Auch auf unserer Reise haben wir es dankbar erlebt: „Ich b<strong>in</strong> mit euch!“<br />
- bei den vielen Kilometern zuerst im Flieger<br />
- dann mit dem Bus<br />
- bei den Beschwerden anfangs <strong>in</strong> der großen Höhe der Anden<br />
- bei den Problemen von e<strong>in</strong>igen im Bauch<br />
- <strong>in</strong> der Angst, ob’s wohl gut geht auf der Fahrt am Rand der tiefen Schluchten<br />
durch den Urwald<br />
Es ist Gottes Geheimnis, wie er sich uns zuwendet, hier <strong>in</strong> PROSOYA und dann wieder zu Hause.<br />
Wir sehen, dass gelebter Mut mit Gottes Zusage verknüpft e<strong>in</strong>e wunderbare Ausstrahlung hat. Das<br />
gilt auch für jeden von euch, nicht nur heute, sondern an jedem neuen Tag: „Ich b<strong>in</strong> mit euch.“<br />
- 10 -
Das Erdbeben am 1. Juli hat <strong>in</strong> vielen Ortschaften rund um PROSOYA starke Schäden angerichtet.<br />
Die <strong>Peru</strong>-<strong>Aktion</strong> und auch Amntena haben spontan fi nanziell geholfen und es Hugo Fernández<br />
überlassen, über die Verwendung der Mittel zu entscheiden. Nun soll im Nachbardorf e<strong>in</strong> zerstörter<br />
K<strong>in</strong>dergarten wieder aufgebaut werden.<br />
Ananas statt ANANA<br />
Heute br<strong>in</strong>gt der Bus unsere Reisegruppe auf<br />
die andere Seite des Chorrobamba-Flusses.<br />
Hugo sagt: „Der Bürgermeister von Jatumpata<br />
möchte sich für die Spenden aus Deutschland<br />
bedanken, mit denen das Baumaterial für den<br />
neuen K<strong>in</strong>dergarten gekauft worden ist.“<br />
Uns voraus fährt e<strong>in</strong> dunkelblauer Jeep des<br />
Sicherheitsdienstes mit drei wichtig ausschauenden<br />
und fl eißig fi lmenden Uniformierten. Die<br />
Piste ist schmal und wird an vielen Stellen durch<br />
Senken gekreuzt, durch die kle<strong>in</strong>e R<strong>in</strong>nsale<br />
bergab geleitet werden. Bevor der Bus durch<br />
e<strong>in</strong>e solche Vertiefung fährt, prüfen unsere<br />
Fahrer genau, ob die Senke fl ach genug ist,<br />
um e<strong>in</strong> Aufsetzen des Busses zu vermeiden.<br />
E<strong>in</strong>mal werden wir gebeten auszusteigen, um<br />
mehr Bodenfreiheit zu gew<strong>in</strong>nen. An manchen<br />
Stellen s<strong>in</strong>d Straßenbaumasch<strong>in</strong>en dabei, die<br />
letzten Erdbebenschäden zu beseitigen und den<br />
Weg zu verbreitern.<br />
Nach 7 Kilometern tauchen e<strong>in</strong> paar Hütten am<br />
Wegrand auf: Jatumpata. Im Nu s<strong>in</strong>d wir von<br />
Menschen umr<strong>in</strong>gt, werden freudig begrüßt und<br />
den Hang h<strong>in</strong>auf zu e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Zelt geführt,<br />
<strong>in</strong> dem seit Anfang Juli der K<strong>in</strong>dergarten des<br />
Ortes untergebracht ist. E<strong>in</strong> Grüppchen 3-<br />
bis 5-Jähriger hat sich davor aufgebaut und<br />
br<strong>in</strong>gt uns e<strong>in</strong> Ständchen mit verschiedenen<br />
- 11 -<br />
K<strong>in</strong>derliedern. Die ‘alemanes’ lassen sich nicht<br />
lumpen und s<strong>in</strong>gen ‘E<strong>in</strong> Männle<strong>in</strong> steht im<br />
Walde’ und ‘Vom Aufgang der Sonne’. Artig<br />
bedankt sich der Bürgermeister und erläutert<br />
<strong>in</strong> knappen Worten, wo und wie der neue K<strong>in</strong>dergarten<br />
gebaut werden soll. Krista bekommt<br />
e<strong>in</strong>en Ste<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Hand und wird gebeten, den<br />
Grundste<strong>in</strong> zu legen. E<strong>in</strong> junger Bau<strong>in</strong>genieur ist<br />
auch vor Ort und berichtet stolz, dass dies e<strong>in</strong><br />
Haus mit ‘fl ießend Wasser’ und e<strong>in</strong>er richtigen<br />
Toilette werden soll. Auch andere der aufzubauenden<br />
Hütten werden künftig diesen Luxus<br />
haben. Noch leben die meisten der betroffenen<br />
Familien <strong>in</strong> eilig zusammengebastelten Notunterkünften.<br />
Neugierig wagen sich e<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> unseren<br />
Bus und ergattern e<strong>in</strong> paar Gummibärchen. E<strong>in</strong><br />
junger Mann bedeutet uns gestenreich, mit der<br />
Abfahrt noch zu warten, und rennt davon, um<br />
kurz darauf mit e<strong>in</strong>em Arm voll frisch geernteter<br />
Ananas zurückzukommen. E<strong>in</strong> Zweiter folgt<br />
se<strong>in</strong>em Beispiel, und schon füllt sich der E<strong>in</strong>stiegsbereich<br />
unseres Busses mit Säcken voller<br />
duftender Ananas, die <strong>in</strong> den folgenden Tagen<br />
unser Frühstück zum Genuss machen.<br />
Eigentlich wollten wir ja noch zum Wasserfall<br />
ANANA fahren, aber der Zustand des Weges<br />
zw<strong>in</strong>gt uns nach wenigen Kurven zur Umkehr.<br />
So gibt es halt statt ANANA leckere Ananas<br />
– und niemand ist traurig über diesen Tausch.<br />
Kar<strong>in</strong> Rhiemeier
Was ist aus unseren ehemaligen Schülern geworden? Diese Frage bewegt uns immer wieder. Wir<br />
hörten, dass zurzeit m<strong>in</strong>destens zehn von ihnen <strong>in</strong> Lima s<strong>in</strong>d und mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehen.<br />
So konnten wir uns kurz vor unserer Rückreise mit e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Gruppe <strong>in</strong> Hugos Haus treffen.<br />
Auf eigenen Füßen<br />
Unsere wenigen Tage <strong>in</strong> Lima s<strong>in</strong>d wie immer<br />
gefüllt mit Besuchen, Verabredungen und<br />
E<strong>in</strong>käufen von Mitbr<strong>in</strong>gseln. Hugo als treuer<br />
Begleiter schleust uns an diesem Sonntag geschickt<br />
durch den chaotischen Verkehr. Leicht<br />
verspätet erreichen wir se<strong>in</strong> Haus. Da stehen sie<br />
schon: Henry, Ronel, Heber, Edward, Marco und<br />
Tonny, sechs unserer ehemaligen Schüler. Leicht<br />
verlegen gr<strong>in</strong>send fallen sie uns nache<strong>in</strong>ander<br />
um den Hals. Die Freude über das Wiedersehen<br />
ist riesengroß. Auch dem ‚Profe’ wird freundschaftlich<br />
der Arm um die Schulter gelegt. Dann<br />
beg<strong>in</strong>nt das Erzählen.<br />
Tonny ist der Star. Er trägt wegen der anschließenden<br />
Hochzeit se<strong>in</strong>er Schwester Anzug und<br />
Krawatte und strahlt übers ganze Gesicht. Er ist<br />
der E<strong>in</strong>zige, der es geschafft hat, an e<strong>in</strong>em renommierten<br />
Staatlichem Institut für Metallberufe<br />
aufgenommen zu werden. Se<strong>in</strong>e Ausbildung<br />
hat er so gut wie abgeschlossen und bereits den<br />
größten Teil der Abschlussprüfungen mit gutem<br />
Erfolg bestanden. Das waren drei harte Jahre,<br />
tagsüber Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Werkstatt, um se<strong>in</strong>en<br />
Unterhalt zu verdienen, und abends Studium. Er<br />
musste sich sehr anstrengen und betont, dass er<br />
es ohne die Hilfe se<strong>in</strong>er deutschen Paten nicht<br />
geschafft hätte. Wir haben vor, ihm <strong>in</strong> PROSOYA<br />
Verantwortung zu übertragen.<br />
Auch Marco wollte studieren. Er hatte sich an<br />
der Universität von Oxapampa e<strong>in</strong>geschrieben.<br />
Aber das Jahr 2008 war das Jahr der Streiks.<br />
Die Professoren wollten mehr verdienen. Sie<br />
- 12 -<br />
streikten, und so fand der Unterricht e<strong>in</strong>fach<br />
nicht statt. Als die Monate verg<strong>in</strong>gen und die<br />
Aussicht auf e<strong>in</strong>en regulären Studienbetrieb<br />
schwand, machte sich Marco auf nach Lima und<br />
fand dort Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Masch<strong>in</strong>enfabrik.<br />
In Lima traf er auf die Brüder Ronel und Heber<br />
und zog mit ihnen zusammen. Die Beiden<br />
hatten schon an verschieden Orten versucht,<br />
sich irgendwie durchzuschlagen. Heber hatte<br />
bei e<strong>in</strong>em Viehzüchter <strong>in</strong> Pozuzo gearbeitet,<br />
und Ronel hatte es mit Gelegenheitsjobs <strong>in</strong><br />
Oxapampa versucht. Aber das war alles nichts,<br />
sie hatten so gut wie ke<strong>in</strong>en Verdienst. Die<br />
Verzweifl ung muss zwischenzeitlich recht groß<br />
gewesen se<strong>in</strong>, denn sie ließen sich von ihrem<br />
Vater zum Goldwaschen überreden. Schnell<br />
erkannten sie, dass auch das nicht der richtige<br />
Weg war. So blieb ihnen nur noch Lima. Dort<br />
arbeitet Heber nun im Lager e<strong>in</strong>es Verlages und<br />
verkauft auch Bücher auf der Straße. Ronel fand<br />
e<strong>in</strong>e Anstellung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Keksfabrik, wo er zum<br />
Fahrer ausgebildet wird.<br />
Auch Henry, der <strong>in</strong> PROSOYA e<strong>in</strong> geschickter<br />
Tischler wurde, arbeitet heute im Metallbereich.<br />
Diese Jungs s<strong>in</strong>d so vielseitig ausgebildet und<br />
berichten stolz, dass ihre Arbeitgeber staunen<br />
und von ihren Fähigkeiten bee<strong>in</strong>druckt s<strong>in</strong>d.<br />
"Das haben wir PROSOYA zu verdanken!"<br />
Edward, der sich als Vierter der Wohngeme<strong>in</strong>schaft<br />
anschloss, arbeitet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>eren<br />
Betrieb, der Honig vermarktet. Auch er kann das<br />
anwenden, was er <strong>in</strong> PROSOYA <strong>in</strong> der Imkerei<br />
gelernt hat.<br />
Alle Jungs träumen von Oxapampa, von<br />
PROSOYA, von ihrer Heimat, von der schönen<br />
Landschaft und von e<strong>in</strong>er Rückkehr dorth<strong>in</strong>. Sie<br />
s<strong>in</strong>d sich e<strong>in</strong>ig: Lima ist der Ort, wo sie jetzt e<strong>in</strong><br />
wenig Geld verdienen und etwas zurücklegen<br />
können. Aber ihre Zukunft sehen sie dort im<br />
Bergurwald auf eigenem Land mit e<strong>in</strong> paar<br />
R<strong>in</strong>dern, Bienenstöcken oder e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />
Werkstatt. Dafür s<strong>in</strong>d sie bereit, Entbehrungen<br />
<strong>in</strong> Kauf zu nehmen und eisern zu sparen. Die<br />
Hoffnung trägt sie!<br />
Krista Schlegel
Die fröhliche Feier zur Verabschiedung der Gruppe enthielt neben Musik, Gesang und fl ammenden<br />
Reden unserer Jungs auch e<strong>in</strong>en Beitrag, mit dem Flavio e<strong>in</strong>en Wettbewerb im Vortragen von Gedichten<br />
gewonnen hatte. Das Werk beschreibt die Lebensrealität, aus der unsere Schüler kommen.<br />
Alle<strong>in</strong> gelassen<br />
Alle<strong>in</strong> gelassen auf me<strong>in</strong>em Feld –<br />
Alle<strong>in</strong> gelassen <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Hütte –<br />
Draußen bellen die Hunde,<br />
als sähen sie Gespenster.<br />
Sie wecken me<strong>in</strong>e düsteren Gedanken.<br />
Er<strong>in</strong>nerst du dich?<br />
Denkst du noch an me<strong>in</strong>en Just<strong>in</strong>o?<br />
Das arme K<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>er Seele?<br />
Acht Jahre alt, es trug me<strong>in</strong>en Namen<br />
Und wachte e<strong>in</strong>es Morgens auf<br />
Mit brennenden Augen und heißem Körper.<br />
Ich sterbe, Taita, sagte er,<br />
ich sterbe, Mama! schrie er.<br />
Ich habe Durst wie e<strong>in</strong> Gequälter<br />
Und spüre, wie Feuer mich umarmt.<br />
Reich mir den Krug, Taita!<br />
Wasser, Wasser, Wasser, Mama!<br />
Wasser, Wasser, Wasser, Taita!<br />
Der Doktor – behäbig und gleichgültig –<br />
ließ mich wissen:<br />
Die Wissenschaft ist nicht für die Armen da.<br />
Die Wissenschaft bewegt sich nicht zu Pferde.<br />
Doch dort, wo Ärzte sich nicht h<strong>in</strong> bewegen,<br />
kreuzt den Weg im Galopp der Tod<br />
und die Not beg<strong>in</strong>nt.<br />
Er ließ mir e<strong>in</strong>e Limonade geben,<br />
damit der Kranke sie tr<strong>in</strong>ke,<br />
wenn das Fieber vergeht.<br />
Ich kehrte heim, kehrte heim<br />
– wie üblich für alle Armen -<br />
Das Herz auf der Zunge und Trauer <strong>in</strong> der Seele.<br />
Der Arzt kam nicht –<br />
nicht weil der Weg zu uns schlecht wäre,<br />
sondern weil ich nichts hatte, ihn zu bezahlen.<br />
Wie denn die Wissenschaft bezahlen –<br />
Meilen entfernt?<br />
Nicht lange währte das Fieber –<br />
Es endete am Morgen, als die Drossel sang<br />
und die Seele sanft sich wehrte.<br />
- 13 -<br />
Die Mutter umarmte me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d,<br />
me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d mit der eiskalten Stirn,<br />
und ich – verharrte sprachlos,<br />
wie abwesend an se<strong>in</strong>em Bett.<br />
Kaum war er zu Grabe getragen,<br />
veränderte Juana sich.<br />
Sie we<strong>in</strong>te, sie schwieg, sie lachte,<br />
die Augen <strong>in</strong>s Nichts gewandt,<br />
mit erhobenen Armen,<br />
als halte sie e<strong>in</strong> schlafendes K<strong>in</strong>d vor der Brust,<br />
und g<strong>in</strong>g von mir – die Arme.<br />
Möge die Erde sie bewahren,<br />
<strong>in</strong> ihren Armen me<strong>in</strong> Unglück!<br />
Ich b<strong>in</strong> alle<strong>in</strong>, alle<strong>in</strong> auf me<strong>in</strong>em Feld,<br />
b<strong>in</strong> alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Hütte.<br />
Draußen bellen die Hunde, als sähen sie<br />
Gespenster.<br />
Sie wecken me<strong>in</strong>e düsteren Gedanken.<br />
Bruder, Bruder, verteidige mich,<br />
wenn man mich morgen e<strong>in</strong>en Banditen nennt,<br />
e<strong>in</strong>en bösen, hartherzigen Menschen.<br />
Ich war wie e<strong>in</strong> Schaf und wurde zum Puma.<br />
Ich war wie e<strong>in</strong> Ochse, doch<br />
man hat mir Krallen verpasst – ha, ha, ha!<br />
Wie schnell es Tag wird!<br />
Wie schnell es Tag wird!<br />
Wenn es stimmt, dass es e<strong>in</strong>en Gott gibt,<br />
warum br<strong>in</strong>gt er die Seele,<br />
diesen Schrei, nicht zum Schweigen?<br />
Diesen Schrei nach<br />
Wasser, Wasser, Wasser, Mama!<br />
Wasser, Wasser, Wasser, Taita!
Seit Ende August unterstützen Caspar Kolster und Pablo Ryan als neue Zivis unser Projekt. Neben<br />
ihrem handwerklichen E<strong>in</strong>satz leisten sie e<strong>in</strong>en wertvollen Beitrag als ‚Musikerzieher’ unserer Schüler.<br />
Unsere Reisegruppe war von ihrem Duett mit Cello und Geige tief bee<strong>in</strong>druckt.<br />
Mit Cello und Geige <strong>in</strong> den Urwald<br />
Seit wir unseren Dienst <strong>in</strong> PROSOYA angetreten<br />
haben, s<strong>in</strong>d nun schon drei Monate<br />
vergangen. Obwohl man erwarten könnte,<br />
dass sich nach dieser Zeit e<strong>in</strong>e gewisse Rout<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>gestellt hat, ist genau das Gegenteil der<br />
Fall. Die E<strong>in</strong>gewöhnung <strong>in</strong> den ‚Lebensraum<br />
PROSOYA’ wurde uns zwar von Mitarbeitern<br />
und Schülern leicht gemacht, doch Abläufe,<br />
die dem Ausdruck ‚Alltag’ gerecht werden, beschränken<br />
sich bisher auf Mahlzeiten und den<br />
‚noticiero’ (abendliche Nachrichtensendung).<br />
Die Arbeit h<strong>in</strong>gegen br<strong>in</strong>gt jede Woche neue<br />
Aufgaben aus so verschiedenen Bereichen mit<br />
sich, dass für Rout<strong>in</strong>e oder gar Langeweile ke<strong>in</strong><br />
Raum bleibt.<br />
Da wir beide musikalisch ausgebildet s<strong>in</strong>d,<br />
haben wir uns vorgenommen, für die Schüler<br />
richtigen Musikunterricht anzubieten<br />
und sie <strong>in</strong> Rhythmus, Gitarrenspiel und <strong>in</strong><br />
den Grundlagen der Musiktheorie zu unterrichten.<br />
Mit Spendengeldern konnten<br />
wir sogar das notwendige Material dafür<br />
<strong>in</strong> Lima e<strong>in</strong>kaufen, wie Gitarren, ‚cajones’,<br />
Tambur<strong>in</strong>e, Notenständer etc. Die Kurse<br />
fi nden abends viermal die Woche für alle<br />
<strong>in</strong>teressierten Schüler statt und ergänzen so<br />
unser Angebot von Englisch- und Deutsch-<br />
Unterricht. Die Schüler s<strong>in</strong>d begeistert und<br />
nutzen jede Gelegenheit, um auch außerhalb<br />
der Unterrichtszeiten zu üben. Natürlich ist<br />
dieser Betrieb nicht immer ganz e<strong>in</strong>fach für<br />
uns, denn wer das Projekt kennt, weiß auch,<br />
dass die Diszipl<strong>in</strong> manchmal der ungestümen<br />
Freude zum Opfer fällt. Doch gerade das<br />
macht die Atmosphäre so angenehm und<br />
spannend. Wenn man aus dem menschlich<br />
oft etwas unterkühlten Deutschland <strong>in</strong> so<br />
e<strong>in</strong> herzliches Umfeld kommt, ist dies nicht<br />
nur e<strong>in</strong> schönes Erlebnis, sondern auch sehr<br />
e<strong>in</strong>fach für uns Neuankömml<strong>in</strong>ge.<br />
- 14 -<br />
E<strong>in</strong>e besondere Herausforderung wird unser<br />
E<strong>in</strong>satz beim gerade begonnenen Bau des<br />
zweiten Hauses <strong>in</strong> Quillazú se<strong>in</strong>. Das verdanken<br />
wir Pablo, der ausgebildeter und sogar<br />
preisgekrönter Zimmermann ist (Sieger 2008<br />
im Landeswettbewerb Schleswig-Holste<strong>in</strong>) und<br />
entsprechend die nötigen Vorkenntnisse besitzt.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs werden Arbeiten <strong>in</strong> <strong>Peru</strong> oft ganz anders<br />
ausgeführt als <strong>in</strong> Deutschland. So lernen<br />
wir im Austausch mit den e<strong>in</strong>heimischen<br />
Arbeitern ständig dazu. Wir freuen uns auf<br />
die nächsten 9 Monate unseres Dienstes, die<br />
sicher noch viele Überraschungen für uns<br />
bereithalten.
Christ<strong>in</strong> Tellisch und Ute Gerbershagen, Student<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Potsdam bzw. Leipzig, verwöhnten im<br />
August unsere Schüler mit abwechslungsreichen Aktivitäten. Auch <strong>in</strong> Deutschland setzen sie sich<br />
weiter für PROSOYA e<strong>in</strong>.<br />
Von Beethoven bis<br />
Rock’n Roll<br />
Me<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> Ute kam <strong>in</strong> diesem Sommer<br />
erstmalig mit nach <strong>Peru</strong>. Für mich war es bereits<br />
das zweite Mal. Diese geme<strong>in</strong>same Zeit<br />
werden wir nicht so schnell vergessen. Schon<br />
zwei Jahre im voraus veranstalteten wir Konzerte<br />
von Klassik bis Rock, hielten Vorträge<br />
über <strong>Peru</strong> und PROSOYA und sammelten durch<br />
weitere Aktivitäten Spendengelder. So war es<br />
uns möglich, auch <strong>in</strong> materieller H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>iges<br />
<strong>in</strong> PROSOYA zu <strong>in</strong>vestieren.<br />
Aber das war noch längst nicht alles: In<br />
PROSOYA boten wir jeden Abend Unterricht<br />
an und versuchten, unsere Kenntnisse an die<br />
Schüler weiterzugeben. Es gab e<strong>in</strong>en Kurs <strong>in</strong><br />
englischer und e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> deutscher Sprache.<br />
Die Kreativität der Jugendlichen wurde durch<br />
Kunst- und Musikunterricht gefördert. Schon<br />
am frühen Nachmittag fragten e<strong>in</strong>ige, wann<br />
sie wieder Aquarelle malen oder Kratzbilder<br />
erstellen dürften. Ihre Ausdauer bei diesen Arbeiten<br />
war bewundernswert. Manche der Jungs<br />
musizierten mit viel Geduld entweder als ’kle<strong>in</strong>e<br />
Solo-Künstler’ oder auch <strong>in</strong> der Gruppe.<br />
Ziel aller Aktivitäten war das Abschlussfest, zu<br />
dem jeder unserer Deutsch-, Englisch-, Kunstund<br />
Musikschüler etwas präsentieren durfte.<br />
Bereits Tage vorher fi eberten die Jungen diesem<br />
Anlass entgegen und übten zusätzlich, so viel<br />
sie konnten. Dann war es endlich soweit: Die<br />
Sirene ertönte, die Anspannung und Aufregung<br />
der kle<strong>in</strong>en Künstler erreichte ihren Höhepunkt.<br />
Ihre Hände zitterten schon, bevor sie an der Reihe<br />
waren. E<strong>in</strong>er nach dem anderen absolvierte<br />
se<strong>in</strong> Programm. Es gab Stücke von Beethoven<br />
(„An die Freude“) bis Rock’n Roll. Stolz zeigten<br />
die Jugendlichen allen Zuhörern, was sie <strong>in</strong> den<br />
letzten Wochen gelernt hatten.<br />
Diese strahlenden Gesichter bei tosendem Applaus<br />
werden wir wohl nicht vergessen.<br />
- 15 -<br />
E<strong>in</strong>ige Male durften wir auch mit den Mädchen<br />
<strong>in</strong> Quillazú arbeiten und konnten ihre vielen<br />
kle<strong>in</strong>en Talente entdecken. Ihre Kreativität<br />
zeigte sich besonders beim Kunstunterricht<br />
und beim Klavierspiel. Wir verbrachten viele<br />
fröhliche Stunden <strong>in</strong> ihrer Geme<strong>in</strong>schaft und<br />
erlebten beim Unterrichten, wie so manches<br />
glückliche Lächeln auf ihren Gesichtern erschien.<br />
Stolz zeigten sie uns auch ihr wunderschönes,<br />
neues Zuhause.<br />
E<strong>in</strong> großer Wunsch bleibt <strong>in</strong> unseren Herzen<br />
bestehen: Wir möchten möglichst bald nach<br />
PROSOYA und zu diesen dankbaren jungen<br />
Menschen zurückkehren.<br />
Achtung!<br />
Am 11.12.2008 um 19 Uhr wird<br />
Christ<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Kaiser Friedrich Kirche<br />
<strong>in</strong> Potsdam/Golm e<strong>in</strong> Benefi zkonzert<br />
veranstalten. Es gibt weihnachtliche<br />
Musik von Bach bis Elton John.<br />
Jeder Leser ist herzlich e<strong>in</strong>geladen.
Die Mitglieder unsere Reisegruppe, mit denen<br />
wir drei Wochen lang so viele schöne Erlebnisse<br />
geteilt hatten, trennten sich nur schweren<br />
Herzens von PROSOYA und der liebgewordenen<br />
lebendigen Geme<strong>in</strong>schaft. Für uns kam nach<br />
ihrer Abreise die Zeit der Gespräche mit dem<br />
Projektleiter Hugo Fernández und se<strong>in</strong>en Mitarbeitern.<br />
Jeder E<strong>in</strong>zelne durfte über se<strong>in</strong>e Arbeit<br />
berichten, Fragen und Probleme ansprechen<br />
und Verbesserungsvorschläge äußern. Natürlich<br />
hatten auch wir D<strong>in</strong>ge beobachtet, die wir gern<br />
verändern oder verbessern würden. Bei diesem<br />
<strong>in</strong>tensiven Gedankenaustausch wird uns jedes<br />
Jahr erneut klar, wie anders die <strong>Peru</strong>aner denken<br />
und dass wir als Deutsche nicht e<strong>in</strong>fach unsere<br />
Vorstellungen auf <strong>Peru</strong> übertragen dürfen. So<br />
gab es e<strong>in</strong>e fruchtbare Ause<strong>in</strong>andersetzung,<br />
der allerd<strong>in</strong>gs die mutmachende Erkenntnis zu<br />
Grunde lag: Es läuft gut im Projekt, und jeder bemüht sich mit allen Kräften, dazu beizutragen. Es ist<br />
wirklich bewundernswert, wie sehr sich unsere Mitarbeiter mit den sozialen Grundgedanken identifi<br />
zieren und stolz darauf s<strong>in</strong>d, mithelfen zu können und zur großen PROSOYA Familie zu gehören.<br />
So s<strong>in</strong>d wir erfüllt von Dankbarkeit und neuer Motivation. Dankbar s<strong>in</strong>d wir vor allen D<strong>in</strong>gen auch<br />
Ihnen allen, unseren lieben Spendern und Paten, die Sie uns die fi nanziellen Mittel zur Verfügung stellen,<br />
damit die Arbeit <strong>in</strong> PROSOYA und nun auch <strong>in</strong> PROSOYA Quillazú fortgesetzt werden kann.<br />
Wir wünschen Ihnen e<strong>in</strong>e gesegnete Advents- und Weihnachtszeit und dann auch e<strong>in</strong> gutes, friedliches<br />
neues Jahr 2009<br />
Ihre<br />
Krista Schlegel, 1. Vorsitzende Kar<strong>in</strong> Rhiemeier, 2. Vor sit zen de<br />
Nur e<strong>in</strong> Spendenkonto !<br />
Wir er<strong>in</strong>nern noch e<strong>in</strong>mal daran,dass für beide Projekte nur e<strong>in</strong> Spendenkonto gilt. Wenn Ihre<br />
Zuwendung für die Mädchen gedacht ist, sollten Sie das auf dem Überweisungsträger vermerken.<br />
Sehr hilfreich für unsere Buchungen wäre die Angabe Ihrer Spender-Nr. (s. Umschlag<br />
Rundbrief).<br />
Für Spender aus dem Ausland geben wir hier noch unsere IBAN NR. bekannt:<br />
IBAN: DE09 4805 0161 0006 7423 99<br />
SWIFT-BIC: SPBIDE 3B XXX<br />
1. Vorsitzende: Krista Schlegel • Hohensonne 11 • 32699 Extertal<br />
Tel.: 0 52 62 - 27 17 • Fax: 0 52 62 - 99 47 64 • E-Mail: peru-aktion@gmx.de • www.peru-aktion.de<br />
Spendenkonto PROSOYA: Sparkasse Bielefeld, BLZ: 480 501 61, Kto.-Nr.: 67 42 39 9<br />
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