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Photovoltaik Physik und Technologie der Solarzellen - IPHT Jena

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Institut für Photonische <strong>Technologie</strong>n<br />

Albert-Einstein-Straße 9<br />

07745 <strong>Jena</strong><br />

PD Dr. rer. nat. habil. F. Falk<br />

Tel. 03641 206438<br />

e-mail: fritz.falk@ipht-jena.de<br />

<strong>Photovoltaik</strong><br />

<strong>Physik</strong> <strong>und</strong> <strong>Technologie</strong> <strong>der</strong> <strong>Solarzellen</strong><br />

Fritz Falk<br />

Wahlvorlesung mit Übung<br />

WS 2010/11<br />

HS3<br />

Helmholtzweg 3<br />

Dienstag 14:00


Inhalt<br />

1 Die Energiewirtschaft <strong>und</strong> ihre Folgen 1<br />

1.1 Energieumsatz gestern, heute <strong>und</strong> morgen 1<br />

1.2 Vorräte an Energieträgern 2<br />

1.3 Das CO 2-Problem 3<br />

1.4 Energieszenarien 6<br />

1.5 Einsatz von <strong>Solarzellen</strong> <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen 7<br />

2 Sonneneinstrahlung 9<br />

3 Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> <strong>Photovoltaik</strong> 14<br />

3.1 Geschichte <strong>der</strong> <strong>Photovoltaik</strong> 14<br />

3.2 Gr<strong>und</strong>prinzipien <strong>der</strong> <strong>Solarzellen</strong> 16<br />

3.3 Die Rolle <strong>der</strong> Bandlücke 18<br />

3.4 Absorptionskoeffizient 22<br />

3.5 Kennlinien von <strong>Solarzellen</strong> 23<br />

3.6 Übersicht über <strong>Solarzellen</strong>typen 24<br />

4 Halbleiter I: Gleichgewicht 26<br />

4.1 Kristallstruktur 26<br />

4.2 Bandstruktur 28<br />

4.3 Dynamik <strong>der</strong> Kristallelektronen 31<br />

4.4 Elektronen <strong>und</strong> Löcher 33<br />

4.5 Fermiverteilung <strong>und</strong> Ladungsträgerdichte in <strong>und</strong>otierten Halbleitern 35<br />

4.6 Dotierte Halbleiter 39<br />

4.7 Leitfähigkeit <strong>und</strong> Hall-Effekt 43<br />

4.8 Raumladungen, Fel<strong>der</strong>, Ströme 46<br />

4.9 Inhomogenitäten im Gleichgewicht 47<br />

4.9.1 Oberfläche <strong>und</strong> äußere Fel<strong>der</strong> 47<br />

4.9.2 p-n-Übergang 51<br />

4.9.3 Schottky-Kontakte 53<br />

4.9.4 Heteroübergänge 53<br />

5 Halbleiter II: Nichtgleichgewicht 56<br />

5.1 Optische Absorption 56<br />

5.2 Ladungsträger im Nichtgleichgewicht: Quasi-Fermi-Niveaus 57<br />

5.3 Generation <strong>und</strong> Rekombination 59<br />

5.4 Ladungsträgerbilanz im Nichtgleichgewicht 61<br />

5.4.1 Gr<strong>und</strong>gleichungen 61<br />

5.4.2 Photoleitung 62<br />

5.4.3 Diffusionslängen 62<br />

5.5 p-n-Übergang unter äußerer Spannung 64<br />

5.6 p-n-Übergang unter Beleuchtung: Solarzelle 68<br />

5.7 Thermodynamik <strong>der</strong> Solarzelle <strong>und</strong> maximaler Wirkungsgrad 75<br />

Inhalt F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 1 -<br />

1 Die Energiewirtschaft <strong>und</strong> ihre Folgen<br />

1.1 Energieumsatz gestern, heute <strong>und</strong> morgen<br />

Der Umsatz an Primärenergie durch die Menschheit betrug 2008 (Key World Energy Statistics<br />

2010, IEA)<br />

weltweit 5,1@10 20 J Deutschland 1,4@10 19 J<br />

An elektrischer Energie wurden 2008 verbraucht<br />

weltweit 6,7@10 19 J Deutschland 2,1@10 18 J<br />

Die Steigerungsraten zwischen 1960 <strong>und</strong> 1994 betrugen weltweit 3% pro Jahr bei <strong>der</strong> Primärenergie,<br />

5% pro Jahr bei <strong>der</strong> elektrischen Energie.<br />

Pro Einwohner wurden 2008 an Primärenergie verbraucht<br />

weltweit 7,6@10 10 J entsprechend 2,4 kW<br />

Deutschland 1,7@10 11 J entsprechend 5,4 kW<br />

Mit <strong>der</strong> Nahrung nimmt <strong>der</strong> Mensch ca. 120 W auf.<br />

Abb. 1.1 zeigt, wie sich <strong>der</strong> weltweite Energieumsatz im letzten Jahrh<strong>und</strong>ert entwickelt <strong>und</strong> auf<br />

Energieträger verteilt hat. In Abb. 1.2 ist die prognostizierte Entwicklung über die nächsten<br />

Jahrzehnte dargestellt. Der Anteil <strong>der</strong> Energieträger an <strong>der</strong> Erzeugung elektrischer Energie ist<br />

in Tabelle 1.1 zusammengestellt. Etwa 60% <strong>der</strong> elektrischen Energie wird aus fossilen Energieträgern<br />

gewonnen.<br />

Abb. 1.1: Energieumsatz weltweit<br />

Tab. 1.1: Anteil <strong>der</strong> Energieträger an <strong>der</strong> Erzeugung elektrischer Energie weltweit <strong>und</strong> in<br />

Deutschland (2008)<br />

Steinkohle Braunkohle Öl Erdgas Kernenergie Wasser<br />

Deutschland 21% 24% 1% 13% 24% 4%<br />

weltweit 41% 6% 21% 14% 16%<br />

1 Die Energiewirtschaft <strong>und</strong> ihre Folgen F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 2 -<br />

Abb. 1.2: Prognostizierte Entwicklung des weltweiten Energieumsatzes nach<br />

Primärenergiequellen (Shell Studie 1999)<br />

In den Industrielän<strong>der</strong>n ist keine erhebliche Steigerung des Energieumsatzes zu erwarten. Der<br />

Zuwachs wird im wesentlichen durch die wirtschaftliche Entwicklung in den bevölkerungsreichen<br />

Schwellenlän<strong>der</strong>n wie China <strong>und</strong> Indien bedingt sein. Eine offene Frage ist, wie weit<br />

Maßnahmen zur effektiveren Energienutzung die Steigerungsraten reduzieren werden.<br />

1.2 Vorräte an Energieträgern<br />

Tab. 1.2 zeigt die nach heutiger Kenntnis wirtschaftlich nutzbaren Vorräte <strong>und</strong> die möglicherweise<br />

darüber hinaus überhaupt vorhandenen Vorräte verschiedener Energieträger. Unter <strong>der</strong><br />

Annahme einer Steigerungsrate des Gesamtverbrauchs von 3% pro Jahr <strong>und</strong> einem gleichbleibenden<br />

Anteil am Energieumsatz ist in Tab. 1.2 aufgeführt, wie lange die Vorräte <strong>der</strong><br />

einzelnen Energieträger ausreichen.<br />

Wenn <strong>der</strong> Energieumsatz mit <strong>der</strong> heutigen Steigerungsrate weiter geht <strong>und</strong> die Energieträger<br />

mit unverän<strong>der</strong>tem Anteil eingesetzt werden, so reichen sie noch zwischen 25 <strong>und</strong> 125 Jahre<br />

lang. Insbeson<strong>der</strong>e beim Öl werden Sie noch erleben, dass die Vorräte zur Neige gehen <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Preis explodieren wird. Methanhydrat vom Meeresboden wäre eine sehr ergiebige Energiequelle,<br />

wenn es sich technisch nutzen lässt, was zur Zeit noch unklar ist.<br />

1 Die Energiewirtschaft <strong>und</strong> ihre Folgen F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 3 -<br />

Tab. 1.2: Wirtschaftlich nutzbare (Reserven) <strong>und</strong> zusätzliche, heute noch nicht wirtschaftlich<br />

nutzbare (Ressourcen) Vorräte an Energieträgern <strong>und</strong> Zeit, bis sie verbraucht sind (s. Text),<br />

Stand 2004 (Daten aus: J.P. Gerling, F.-W. Wellmer, Chemie in unserer Zeit 39 (2005), 236)<br />

Energieträger heutiger<br />

Anteil<br />

Reserven<br />

10 21 J<br />

Ressourcen<br />

10 21 J<br />

Reserven<br />

Jahre<br />

Kohle 0,232 20 117 65 125<br />

Öl 0,342 9 14 34 58<br />

Gas 0,196 6 7 38 57<br />

Gas <strong>und</strong><br />

Methanhydrat<br />

0,196 6 55 38 104<br />

Kernbrennstoff * 0,062 1 10 25 86<br />

Kernfusion 0<br />

* Ohne Brütertechnologie<br />

1.3 Das CO 2-Problem<br />

mit Ressourcen<br />

Jahre<br />

Gemäß Abb. 1.1 beruhen heute etwa 85% des Primärenergieeinsatzes auf <strong>der</strong> Verbrennung<br />

fossiler Rohstoffe, wodurch Kohlendioxid freigesetzt wird (weltweit 29@10 9 t im Jahr 2008, also<br />

4,3 t/Person). Vor dem Beginn <strong>der</strong> industriellen Revolution, als noch keine fossile Kohle<br />

verbrannt wurde, enthielt die Atmosphäre 280 ppm CO 2, heute enthält sie 390 ppm. Die<br />

zeitliche Entwicklung ist in Abb. 1.3 dargestellt. Der CO 2-Gehalt erhöht sich zur Zeit um 0,4%<br />

im Jahr. Bei dieser Steigerungsrate hat er sich in 100 Jahren auf das doppelte des vorindustriellen<br />

Wertes erhöht.<br />

CO 2 absorbiert Infrarotstrahlung im Wellenlängenbereich um 10 :m, wo das Maximum <strong>der</strong><br />

thermischen Ausstrahlung bei <strong>der</strong> Umgebungstemperatur liegt. Dadurch verringert sich die<br />

Abstrahlung <strong>der</strong> Erde <strong>und</strong> erhöht sich ihre mittlere Temperatur, wenn die sonstigen Bedingungen<br />

gleich bleiben: Treibhauseffekt. In Abb. 1.4 ist gezeigt, wie sich seit 1850 die mittlere<br />

Temperatur <strong>der</strong> Atmosphäre auf Bodenniveau verän<strong>der</strong>t hat. Dass die beobachtete Temperaturerhöhung<br />

tatsächlich die Folge des CO 2-Ausstoßes ist, wird kaum mehr bezweifelt (Abb. 1.5).<br />

Die Folgen des CO 2-Ausstoßes auf das Klima quantitativ vorherzusagen, ist schwierig: Zum<br />

einen können wir nicht genau vorhersagen, wie die Konzentration des CO 2 in <strong>der</strong> Atmosphäre<br />

vom Ausstoß abhängt. CO 2 wird von den Weltmeeren gelöst aufgenommen <strong>und</strong> eventuell sedimentiert,<br />

sowie in Pflanzen gespeichert. Die Effektivität dieser Senken hängt vom Klima ab.<br />

Selbst bei vorgegebenem CO 2-Gehalt <strong>der</strong> Atmosphäre ist es extrem schwierig, das Klima vorherzusagen,<br />

da viele an<strong>der</strong>e Faktoren nichtlinear eingehen. Ganz wesentlich ist wegen <strong>der</strong> Reflexion<br />

<strong>der</strong> Sonneneinstrahlung (Albedo) die Wolkenbedeckung, die stark von <strong>der</strong> Wassertemperatur<br />

<strong>der</strong> Ozeane abhängt. Daher muss ein Klimamodell auch die Ozeane mit ihren Strömungen<br />

umfassen.<br />

1 Die Energiewirtschaft <strong>und</strong> ihre Folgen F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 4 -<br />

Abb. 1.3: Entwicklung des CO 2-Gehalts <strong>der</strong> Atmosphäre<br />

(aus: Physics today, Aug. 2002)<br />

Abb. 1.4: Anstieg <strong>der</strong> mittleren globalen bodennahen Durchschnittstemperatur<br />

(IPCC-Report 2007)<br />

1 Die Energiewirtschaft <strong>und</strong> ihre Folgen F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 5 -<br />

Abb. 1.5: Modellierung <strong>der</strong> mittleren Temperatur <strong>der</strong> Erdatmosphäre unter verschiedenen<br />

Annahmen im Vergleich zu Messwerten (aus: IPCC Report 2001)<br />

Abb. 1.6: Szenarios <strong>der</strong> Temperaturentwicklung (aus IPCC Report 2007)<br />

Unumstritten ist, dass ein CO 2-Gehalt von 500 ppm die Temperatur so stark erhöht, dass erhebliche<br />

Folgen auftreten. Ein solcher Wert wird für nicht akzeptabel gehalten. Das heißt aber, dass<br />

die Vorräte an fossilen Brennstoffen (Tab. 1.2), insbeson<strong>der</strong>e also an Kohle, nicht in den<br />

nächsten 100 Jahren verbrannt werden dürfen. Eine CO 2-Rückhaltung <strong>und</strong> unschädliche<br />

Entsorgung wird erprobt, ist großtechnisch aber schwierig. Eine Temperaturerhöhung von 2 bis<br />

3/C im Mittel wird unvermeidlich sein (Abb. 1.6). 3/C mehr bedeuten für <strong>Jena</strong> Temperaturen<br />

wie heute in Mailand.<br />

1 Die Energiewirtschaft <strong>und</strong> ihre Folgen F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


1.4 Energieszenarien<br />

- 6 -<br />

Wegen des CO 2-Problems <strong>und</strong> auch wegen <strong>der</strong> begrenzten Vorräte kann die Nutzung <strong>der</strong><br />

fossilen Energieträger nicht mit <strong>der</strong> bisherigen Rate gesteigert werden. Wodurch kann die<br />

Menschheit ihren Energiebedarf auf an<strong>der</strong>e Weise decken?<br />

Zunächst ist alles daran zu setzen, die Steigerungsraten des Energieumsatzes durch effektivere<br />

Verwendung zu verringern. Zum zweiten müssen die fossilen Energieträger durch an<strong>der</strong>e<br />

ersetzt werden. Durch welche?<br />

Der Anteil <strong>der</strong> Kernenergie durch Spaltung könnte erhöht werden. Wahrscheinlich ist das<br />

unproblematischer, als CO 2 freizusetzen. Dennoch ist die Akzeptanz, zum mindesten in<br />

Deutschland, gering. Zudem sind Kernkraftwerke in Entwicklungslän<strong>der</strong>n problematisch. Die<br />

Vorräte an Uran sind recht begrenzt (Tab. 1.2), jedenfalls wenn keine Brutreaktoren eingesetzt<br />

werden.<br />

Die Kernfusion hätte zwar ein nahezu unerschöpfliches Potential. Nach über 50 Jahren Forschung<br />

wurde aber immer noch kein Durchbruch erzielt. Es ist unklar, ob Kernfusion jemals<br />

eine brauchbare <strong>Technologie</strong> wird.<br />

Daher bleiben nur regenerative Energien als Alternative. In Tab. 1.3 ist ihr Anteil an <strong>der</strong><br />

Stromerzeugung in Deutschland zusammengestellt.<br />

Tab. 1.3: Anteil regenerativer Energien an <strong>der</strong> Stromerzeugung in Deutschland 2009<br />

insgesamt 16%<br />

Wasser 3,3%<br />

Wind 6,4%<br />

<strong>Photovoltaik</strong> 1,0%<br />

Geothermie 0,02%<br />

Biomasse 4,4%<br />

Müll 0,9%<br />

Über ihre zukünftigen Potentiale lässt sich folgendes sagen: Wasserkraft <strong>der</strong> Flüsse wird<br />

schon weitgehend genutzt. Eine Erhöhung ist nur sehr beschränkt möglich. Wellenenergie des<br />

Meeres scheint technisch schwer gewinnbar zu sein. Erdwärme könnte verstärkt genutzt<br />

werden. Das Problem ist dabei ihre geringe Leistungsdichte. Windenergie hat sich in den<br />

letzten fünf Jahren verdreifacht <strong>und</strong> wird weiter wird verstärkt genutzt werden. Eine weitere<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Kapazität wird insbeson<strong>der</strong>e durch Anlagen vor <strong>der</strong> Meeresküste erfolgen.<br />

Verbrennung von Biomasse trägt zum CO 2-Ausstoß nicht bei, da die Pflanzen das CO 2 vorher<br />

<strong>der</strong> Atmosphäre entnehmen. Energetisch betrachtet handelt es sich um Solarenergie, mit <strong>der</strong> die<br />

Pflanzen Wasser <strong>und</strong> CO 2 zu organischen, energiereichen Verbindungen umsetzen. Der<br />

Wirkungsgrad ist aber gering <strong>und</strong> beträgt von <strong>der</strong> auf die landwirtschaftlich genutzten Fläche<br />

eingestrahlte Leistung bis zur chemischen Energie von Rapsöl (Biodiesel) 0,14%. Mit 0,4% ist<br />

1 Die Energiewirtschaft <strong>und</strong> ihre Folgen F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 8 -<br />

Da die Anfor<strong>der</strong>ungen in den verschiedenen Anwendungsgebieten verschieden sind, werden<br />

auch unterschiedliche <strong>Solarzellen</strong>typen eingesetzt.<br />

2008 waren weltweit <strong>Solarzellen</strong> mit einer Spitzenleistung von 13,4 GW p installiert, in<br />

Deutschland 5,3 GW p. Neu wurden 2008 installiert weltweit 5,6 GW p, in Deutschland 1,5 GW p.<br />

Die Produktionsanteile 2009 sind in Tab. 1.4/5 zusammen gestellt. Module kosten auf dem<br />

Spotmarkt 2010 1,5 bis 2 i/W p, wobei ab 2009 ein starker Preisverfall eintrat. Insgesamt kann<br />

eine gemittelte Lernkurve beobachtet werden, nach <strong>der</strong> die Preise sich um 22% reduzieren,<br />

wenn die kumulirte Produktion sich verdoppelt.<br />

Tab. 1.4: Produktions- <strong>und</strong> Marktanteil <strong>Solarzellen</strong> nach Län<strong>der</strong>n<br />

Län<strong>der</strong> Produktionsanteil<br />

2009<br />

Marktanteil<br />

2008<br />

China 38% 0,2%<br />

Anteil an<br />

insgesamt<br />

installierter<br />

Kapazität 2008<br />

Deutschland 15% 27% 40%<br />

Japan 12,5% 4% 16%<br />

Taiwan 12,2<br />

USA 4,4% 6% 9%<br />

Spanien 3% 48% 25%<br />

Tab. 1.5: Produktionsanteil von <strong>Solarzellen</strong> nach Firmen (2009, Photon International 3/2010)<br />

Produktionsanteil Firmen<br />

First Solar (USA, D) 8,9%<br />

Suntech Power (China) 5,7%<br />

Q-Cells (D, Thalheim S-A) 4,8%<br />

Sharp (JP) 4,8%<br />

Yingli (China) 4,3%<br />

JA Solar (China) 4,2%<br />

Trina (China) 3,2%<br />

Sunpower (Philippinen) 3,2%<br />

Gintech (Taiwan) 3,0%<br />

Kyocera (JP) 3,2%<br />

1 Die Energiewirtschaft <strong>und</strong> ihre Folgen F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


2 Sonneneinstrahlung<br />

- 9 -<br />

Unmittelbar oberhalb <strong>der</strong> Erdatmosphäre hat die Sonneneinstrahlung nahezu die Charakteristik<br />

einer Schwarzen Strahlung mit einer Strahlungsflussdichte von j AM0 = 1353 W/m 2 <strong>und</strong> einer<br />

Temperatur von 5800 K (Abb. 2.1). Für die spektrale Dichte ist zu beachten, ob sie auf das<br />

Energieintervall dE = SdT o<strong>der</strong> auf das Wellenlängenintervall d8 bezogen wird.<br />

Auf die Gesamtfläche <strong>der</strong> Erde strahlen oberhalb <strong>der</strong> Atmosphäre 1,7@10 17 W ein <strong>und</strong> damit<br />

11000 mal mehr, als die Menschen im Jahr 2000 umgesetzt haben.<br />

In <strong>der</strong> Atmosphäre absorbieren verschiedene Gase wie Wasser, Kohlendioxid, Methan <strong>und</strong><br />

Ozon einen Teil <strong>der</strong> Sonnenstrahlung. Bei senkrechtem Sonnenstand <strong>und</strong> wolkenlosem Himmel<br />

(AM1, air mass 1) kommt das Spektrum nach Abb. 2.2 auf Meereshöhe an.<br />

Die von <strong>der</strong> Strahlung zu durchdringende Luftmenge wird mit „air mass“ bezeichnet. Bei einem<br />

Sonnenstand, <strong>der</strong> um den Winkel ( von <strong>der</strong> Senkrechten abweicht, wird auf Meereshöhe eine<br />

air mass AMx mit x = 1/cos( wirksam. x gibt die Verlängerung des Weges durch die Luft an.<br />

Der AM-Wert wirkt sich auf das Spektrum des ankommenden Lichts aus. Als Referenzwerte<br />

gelten AM1.5, entsprechend einer Zenitdistanz <strong>der</strong> Sonne von 48°, <strong>und</strong> eine Strahlungsflussdichte<br />

von j = 1 kW/m 2 . Diese Werte werden für die Kalibrierung des Wirkungsgrades von<br />

<strong>Solarzellen</strong> verwendet.<br />

Im Jahres- <strong>und</strong> im Tageslauf verän<strong>der</strong>t sich die Einstrahlung wegen des Sonnenstandes <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

somit zu durchstrahlenden air mass. Bei nicht nachgeführten <strong>Solarzellen</strong> variiert zudem die auf<br />

die Strahlrichtung projizierte Fläche. Abb. 2.3 zeigt, wie die Neigung <strong>der</strong> Kollektorfläche das<br />

Tagesmittel <strong>der</strong> eingestrahlten Energie im Laufe des Jahres beeinflusst. Offensichtlich sollte ein<br />

nicht nachgeführter Kollektor um den Winkel <strong>der</strong> geographischen Breite von <strong>der</strong> Horizontalen<br />

nach Süden geneigt sein.<br />

Eine weitere Reduktion <strong>der</strong> Einstrahlung erfolgt durch Wolken. In Abb. 2.4/5 ist dargestellt, mit<br />

welcher Sonneneinstrahlung auf eine waagrechte Fläche in den verschiedenen Gegenden <strong>der</strong><br />

Welt gerechnet werden kann. In Mitteleuropa sind das ca. 2 bis 3 kWh/m 2 d entsprechend einer<br />

mittleren Leistung von 80 bis 125 W/m 2 , in den Wüstenregionen <strong>der</strong> Subtropen ca. 7 kWh/m 2 d<br />

= 300 W/m 2 . Die Einstrahlung in Deutschland zeigt Abb. 2.6. Die Einstrahlung in <strong>Jena</strong> wird von<br />

<strong>der</strong> Klimastation <strong>der</strong> Fachhochschule seit 1999 im 10-Minuten-Takt gemessen <strong>und</strong> im Internet<br />

zugänglich gemacht (http://mechatronik.mb.fh-jena.de/station). Im Jahr 2009 betrug die<br />

Einstrahlung dort 1105 kWh/m 2 o<strong>der</strong> im Mittel 3,03 kWh/m 2 d = 126 W. In Deutschland kann<br />

man mit einer Ausbeute von 800 kWh/kW pa (Norddeutschland) bis 900 kWh/kW pa (Süddeutschland)<br />

rechnen [Bine Projektinfo 03/2003], d.h. die mittlere abgegebene Leistung beträgt<br />

ca. 10% <strong>der</strong> installierten Maximalleistung.<br />

2 Sonneneinstrahlung F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


Abb. 2.1: Strahlungsflussdichte<br />

oberhalb <strong>der</strong> Erdatmosphäre<br />

[Würfel]<br />

Abb. 2.2: Strahlungsflussdichte<br />

am Erdboden [Hu]<br />

- 10 -<br />

2 Sonneneinstrahlung F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 11 -<br />

Abb. 2.3: Einstrahlung in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Jahreszeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> Neigung <strong>der</strong><br />

Solarzelle [Hu]<br />

Abb. 2.4: [Hu]<br />

2 Sonneneinstrahlung F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 12 -<br />

2 Sonneneinstrahlung F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11<br />

Abb. 2.5: Mittlere Jahressumme <strong>der</strong> Globalstrahlung


- 13 -<br />

Abb. 2.6: Mittlere Jahressumme <strong>der</strong> Globalstrahlung in Deutschland<br />

2 Sonneneinstrahlung F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 14 -<br />

3 Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> <strong>Photovoltaik</strong><br />

3.1 Geschichte <strong>der</strong> <strong>Photovoltaik</strong><br />

Unter dem photovoltaischen Effekt o<strong>der</strong> Photoeffekt versteht man die Trennung elektrischer<br />

Ladungen beim Bestrahlen von kondensierter Materie mit Licht. Man unterscheidet den äußeren<br />

<strong>und</strong> den inneren Photoeffekt, je nachdem, ob die Ladungen die bestrahlte Materie unmittelbar<br />

verlassen o<strong>der</strong> nicht. In <strong>der</strong> Vorlesung geht es um den inneren Photoeffekt. Alles, was damit<br />

zusammenhängt, wird als <strong>Photovoltaik</strong> bezeichnet. Geräte, bei denen <strong>der</strong> Photoeffekt für Messaufgaben<br />

eingesetzt wird, heißen Photozellen, wird er zur Energieversorgung eingesetzt, spricht<br />

man von <strong>Solarzellen</strong>.<br />

Die erste dokumentierte Beobachtung des Photoeffektes machte 1839 A.E. Becquerel. Er<br />

bestrahlte Metallplatten in einem Elektrolyten <strong>und</strong> beobachtete eine elektrische Spannung. 1873<br />

wurde die Erhöhung <strong>der</strong> elektrischen Leitfähigkeit des Selens unter Bestrahlung entdeckt, 1877<br />

die Entstehung einer Photospannung an Selen durch W. Adams <strong>und</strong> R. Day. 1888 entdeckte<br />

Hallwachs die Aufladung von Metallplatten bei UV-Bestrahlung. 1899 wies Lenard nach, dass<br />

dabei Elektronen aus dem Metall austreten. 1905 folgerte Einstein aus den Beobachtungen zum<br />

äußeren Photoeffekt die Existenz von Photonen mit E = h


- 15 -<br />

Abb. 3.1: E. Rhein, Du <strong>und</strong> die Elektrizität, S. 174/175<br />

3 Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> <strong>Photovoltaik</strong> F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 16 -<br />

3.2 Gr<strong>und</strong>prinzipien <strong>der</strong> <strong>Solarzellen</strong><br />

Damit in einer Solarzelle Licht in elektrische Energie verwandelt werden kann, müssen mehrere<br />

Gr<strong>und</strong>voraussetzungen erfüllt werden (Abb. 3.2):<br />

1. Das eingestrahlte Licht muss absorbiert werden<br />

2. Bei <strong>der</strong> Lichtabsorption müssen Elektronen aus ihrem Gr<strong>und</strong>zustand in Zustände höherer<br />

Energie unter gleichzeitiger Erzeugung von Löchern angeregt werden<br />

3. Die angeregten Elektronen <strong>und</strong> Löcher müssen beweglich sein<br />

4. Die angeregten Ladungsträger müssen eine ausreichende Lebensdauer besitzen<br />

5. Die beweglichen Ladungsträger müssen durch eingebaute elektrochemische Potentiale<br />

räumlich getrennt werden<br />

6. Die getrennten Ladungsträger müssen nach außen abgeführt werden<br />

p-Si<br />

+ 1,2<br />

+ 1,2<br />

Raumladungszone<br />

n-Si<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

6<br />

Abb. 3.2: Schema <strong>der</strong> Vorgänge<br />

in einer Solarzelle<br />

Alle diese Effekte tragen zur Wirksamkeit <strong>der</strong> Solarzelle bei <strong>und</strong> beeinflussen ihren Wirkungsgrad.<br />

Da die <strong>Solarzellen</strong> aus Festkörpern bestehen, zum überwiegenden Teil aus Halbleitern, in<br />

seltenen Fällen in Verbindung mit flüssigen Elektrolyten, ist im wesentlichen die Festkörperphysik,<br />

speziell die Halbleiterphysik, zuständig.<br />

Im folgenden werden die einzelnen Gr<strong>und</strong>voraussetzungen kurz erläutert, in späteren Kapiteln<br />

einzeln untersucht.<br />

1. Lichtabsorption: Wie ihr Name sagt, soll eine Solarzelle mit Sonnenlicht arbeiten (sol, lat.<br />

Sonne). Man for<strong>der</strong>t daher, dass sie möglichst das gesamte Sonnenspektrum absorbiert. Der<br />

Absorber in <strong>der</strong> Solarzelle muss also <strong>und</strong>urchsichtig sein. Typische Isolatoren wie z.B. Ionenkristalle<br />

kommen daher nicht in Frage. Die Dicke des Absorbers muss so bemessen sein, dass<br />

möglichst viel Licht absorbiert wird. Da <strong>der</strong> Absorptionskoeffizient von <strong>der</strong> Wellenlänge<br />

abhängt, ist das unter Umständen nicht im ganzen Spektralbereich <strong>der</strong> Sonnenstrahlung<br />

vollständig zu erreichen.<br />

3 Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> <strong>Photovoltaik</strong> F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 17 -<br />

2. Anregung: Die Anregungsenergie durch das einzelne Photon des Sonnenlichtes liegt in <strong>der</strong><br />

Größenordnung von eV. Bei den kommerziell erhältlichen <strong>Solarzellen</strong> erfolgt die Anregung in<br />

einem einzelnen Absorptionsschritt. Daher bewirkt die Absorption eines Photons eine<br />

elektronische Anregung <strong>und</strong> nicht etwa Schwingungsanregungen. Ein Photon bringt ein<br />

Elektron aus seinem Gr<strong>und</strong>zustand in einen angeregten Zustand.<br />

3. Beweglichkeit: Die Beweglichkeit <strong>der</strong> angeregten Ladungsträger muss ausreichend hoch<br />

sein. Die Anregung sollte also nicht in einen lokalisierten Zustand erfolgen.<br />

4. Lebensdauer: Damit die Ladungstrennung (Punkt 5) effektiv erfolgen kann, muss <strong>der</strong><br />

angeregte Zustand eine ausreichend große Lebensdauer haben. Metalle kommen daher als<br />

absorbierendes Material nicht in Frage. Hier würde das angeregte Elektron schon innerhalb von<br />

ps wie<strong>der</strong> in den Gr<strong>und</strong>zustand relaxieren.<br />

Die For<strong>der</strong>ungen 1 bis 4 lassen we<strong>der</strong> Metalle noch typische transparente Isolatoren zu. Übrig<br />

bleiben anorganische Halbleiter o<strong>der</strong> eventuell halbleitende organische Farbstoffe o<strong>der</strong><br />

Polymere. Durch die Anregung werden Elektronen vom Valenzband ins Leitungsband gebracht.<br />

Im Valenzband bleibt ein Loch zurück. Die Lebensdauer des Elektron-Loch-Paares <strong>und</strong> die<br />

Beweglichkeit sind wesentliche begrenzende Faktoren für den Wirkungsgrad <strong>der</strong> Solarzelle.<br />

Erwünscht sind eine große Lebensdauer <strong>und</strong> eine hohe Beweglichkeit.<br />

5. Ladungstrennung: Die Solarzelle muss irgend eine Inhomogenität enthalten, die dazu führt,<br />

dass sich die durch die Anregung erzeugten Elektronen im Leitungsband <strong>und</strong> Löcher im<br />

Valenzband räumlich trennen. Solche Vorrichtungen nennt man in <strong>der</strong> chemischen Thermodynamik<br />

semipermeable Membranen. Sie lassen bestimmte Spezies durchtreten, an<strong>der</strong>e nicht.<br />

In diesem Fall sind die Spezies Elektronen <strong>und</strong> Löcher. Die Ladungstrennung wird in<br />

Halbleitern entwe<strong>der</strong> durch den Einbau eines p-n-Übergangs realisiert, o<strong>der</strong> dadurch, dass man<br />

einen Heteroübergang zwischen zwei verschiedenen Halbleitern herstellt. In beiden Fällen<br />

entsteht ein Gradient des elektrochemischen Potentials (ein sogenanntes „inneres Feld“), <strong>der</strong> für<br />

Elektronen <strong>und</strong> Löcher verschieden ist <strong>und</strong> <strong>der</strong> die Ladungsträger trennt.<br />

6. Elektroden: Damit die getrennten Ladungsträger nach außen abgeführt werden können,<br />

muss die Solarzelle auf beiden Seiten mit Elektroden versehen sein. Hier ergibt sich das<br />

Problem, dass gut leitende Metallelektroden <strong>und</strong>urchsichtig sind. Auf <strong>der</strong> Seite, von <strong>der</strong> die<br />

Solarzelle bestrahlt wird, muss man im Fall einer Metallisierung diese fingerförmig ausführen<br />

<strong>und</strong> hoffen, dass das ausreicht, o<strong>der</strong> man muss eine transparente Elektrode aufbringen. Dazu<br />

eignen sich leitfähige Oxide (TCO, transparent conductive oxide), z.B. Zink- o<strong>der</strong> Zinnoxid<br />

(ITO, indium tin oxide). Ihre Leitfähigkeit ist aber nicht ideal. Oft werden daher beide<br />

Methoden kombiniert <strong>und</strong> auf eine durchgehende TCO-Schicht Metallfinger aufgebracht, die<br />

zwar eine gewisse Abschattung verursachen, dafür aber die Verluste durch den elektrischen<br />

Serienwi<strong>der</strong>stand klein halten. Die konkrete Ausführung ist ein Optimierungsproblem.<br />

Als Wirkungsgrad einer Solarzelle bezeichnet man das Verhältnis von abgegebener elektrischer<br />

Leistung zur eingestrahlten Leistung des Lichtes. Die abgegebene elektrische Leistung<br />

hängt vom Belastungswi<strong>der</strong>stand ab. Er wird für die Bestimmung des Wirkungsgrades so<br />

gewählt, dass die abgegebene Leistung maximal ist (Arbeitspunkt <strong>der</strong> Solarzelle, s. Abschnitt<br />

3.5). Da <strong>der</strong> Wirkungsgrad von <strong>der</strong> Lichtintensität <strong>und</strong> vom Spektrum abhängt, wird zur<br />

Messung des Wirkungsgrades ein Sonnensimulator eingesetzt, <strong>der</strong> ein Spektrum wie das <strong>der</strong><br />

Sonnenstrahlung auf Meereshöhe liefert. Man sich auf AM1.5 mit 1 kW/m 2 geeinigt. Der<br />

Wirkungsgrad hängt auch von <strong>der</strong> Temperatur ab. Als Referenz gilt 25°C. Typisch ist, dass<br />

reale <strong>Solarzellen</strong> lateral inhomogen sind. Für den Wirkungsgrad spielt daher auch die Fläche<br />

3 Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> <strong>Photovoltaik</strong> F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 18 -<br />

<strong>der</strong> Solarzelle eine Rolle. In Laborzellen mit 1 cm 2 o<strong>der</strong> kleiner werden oft deutlich höhere<br />

Wirkungsgrade erzielt als auf technisch relevanten Flächen von mehreren 100 cm 2 bis 1,5 m 2 .<br />

Man unterscheidet zwischen dem Wirkungsgrad <strong>der</strong> eigentliche Zelle <strong>und</strong> dem eines Moduls,<br />

<strong>der</strong> mehrere Zellen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Verschaltung umfasst.<br />

Eine weitere Größe zur Charakterisierung einer Solarzelle ist die Quantenausbeute in<br />

Abhängigkeit von <strong>der</strong> Photonenenergie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wellenlänge. Sie gibt an, wie viele Elektronen<br />

die Solarzelle pro eingestrahltes Photon an die Elektroden abgibt, <strong>und</strong> ist in herkömmlichen<br />

Zellen stets


- 19 -<br />

Abb. 3.3: Photonenabsorption <strong>und</strong> Anregung im Bandschema eines Halbleiters<br />

Der als E 1/E 0 berechnete Wirkungsgrad heißt „ultimate efficiency“ <strong>und</strong> hängt vom Verhältnis<br />

<strong>der</strong> Bandlücke zur Temperatur des abstrahlenden Körpers ab.<br />

Bei <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> ultimate efficiency ist nicht berücksichtigt, dass die Solarzelle selbst auch<br />

ein strahlen<strong>der</strong> Körper ist <strong>und</strong> Energie durch strahlende Rekombination <strong>der</strong> Ladungsträger in<br />

die Umgebung abstrahlt. Bezieht man diesen Effekt ein, so erhält man den „Shockley-<br />

Queisser-Limit“ (detailed balance limit) für den Wirkungsgrad, <strong>der</strong> kleiner ist als die ultimate<br />

efficiency, <strong>und</strong> auch noch von <strong>der</strong> Temperatur <strong>der</strong> Solarzelle <strong>und</strong> von <strong>der</strong> Einstrahlgeometrie<br />

abhängt (W. Shockley, H.J. Queisser, J. appl. Phys. 32 (1961), 510). Mehr dazu in Kap. 5.7.<br />

Werden noch an<strong>der</strong>e Rekombinationsmechanismen berücksichtigt, verringert sich <strong>der</strong><br />

Wirkungsgrad weiter. Oft werden zur Rekombination plausible Annahmen gemacht <strong>und</strong> man<br />

kommt zu einem „semiempirischen Wirkungsgrad“. Meist bezieht man sich auf eine Arbeit<br />

von M.B. Prince (J. appl. Phys. 26 (1955), 534).<br />

In Abb. 3.4 sind die verschiedenen Grenzen für den Wirkungsgrad in Abhängigkeit von <strong>der</strong><br />

Bandlücke dargestellt <strong>und</strong> Bandlücken gängiger Halbleiter eingetragen. Die günstigste<br />

Bandlücke liegt nach dem semiempirischen Wirkungsgrad bei 1,3 eV. Das Maximum ist aber<br />

breit, sodass Bandlücken von 0,8 bis 1,7 eV brauchbar sind. Folgende Halbleiter liegen in<br />

diesem Bereich (Tab. 3.1): CuInSe 2, c-Si, Cu 2S, Cu 2Te, InSe, InP, GaAs, CuInS 2, a-Si, CdTe,<br />

Zn 3P 2, AlSb, CdSe. Schlecht geeignet sind Ge, Cu 2O, AlAs, GaP, ZnTe, CdS.<br />

Das geschil<strong>der</strong>te Problem <strong>der</strong> Energieausnutzung lässt sich durch einen Kunstgriff zum Teil<br />

umgehen. Man schaltet in Einstrahlrichtung des Lichtes bei Stapelzellen (Tandemzellen)<br />

mehrere <strong>Solarzellen</strong> hintereinan<strong>der</strong>. Dabei werden die Zellen mit <strong>der</strong> jeweils größeren<br />

Bandlücke weiter vorn angeordnet. Das in <strong>der</strong> ersten Zelle nicht absorbierte langwellige Licht<br />

kann in <strong>der</strong> nächsten Zelle wirksam werden <strong>und</strong> so fort. In Abb. 3.5 ist dargestellt, wie <strong>der</strong><br />

Wirkungsgrad bei zwei hintereinan<strong>der</strong> geschalteten Zellen von ihren Bandlücken abhängt. Abb.<br />

3.6 zeigt den maximalen Wirkungsgrad in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Zellen. Praktikabel<br />

ist das Konzept nur bei Dünnschichtzellen. Zur Zeit werden bis zu drei Zellen hintereinan<strong>der</strong><br />

geschaltet. Inwiefern <strong>der</strong> höhere Herstellungsaufwand <strong>der</strong> Stapelzellen akzeptabel ist, muss sich<br />

noch zeigen.<br />

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Tab. 3.1: Bandlücken von Halbleitern<br />

- 20 -<br />

Abb. 3.4: Grenzwerte für den Wirkungsgrad in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Bandlücke. Ultimate<br />

efficiency oben links, Shockley-Queisser-limit oben rechts, semiempirischer Wirkungsgrad<br />

[Hu] unten<br />

Halbleiter Si a-Si GaAs CdTe CuInSe2 Eg/eV 1,12 1,6...1,7 1,43 1,43 1,05<br />

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- 21 -<br />

Abb. 3.5: Wirkungsgrad einer Tandemzelle in Abhängigkeit von den beiden<br />

Bandlücken [Lewerenz]<br />

Abb. 3.6:<br />

Theoretischer Wirkungsgrad<br />

von n-fach Stapelzellen<br />

mit optimalen Bandlücken<br />

(AM0-Spektrum) [Lewerenz]<br />

In Konzepten zu <strong>Solarzellen</strong> <strong>der</strong> dritten Generation entwickelt man Ideen, wie man aus<br />

hochenergetischen Photonen mehr als ein Elektron-Loch-Paar <strong>und</strong> aus mehreren nie<strong>der</strong>energetischen<br />

Photonen ein Elektron-Loch-Paar erzeugen kann. Dadurch ließen sich die<br />

genannten Grenzen des Wirkungsgrads ausweiten.<br />

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3.4 Absorptionskoeffizient<br />

- 22 -<br />

Der Absorptionskoeffizient von Halbleitern hängt nicht nur von <strong>der</strong> Bandlücke ab, son<strong>der</strong>n auch<br />

davon, ob ein direkter Halbleiter o<strong>der</strong> ein indirekter Halbleiter vorliegt. Beim direkten Halbleiter<br />

liegt im E(k)-Diagramm das Maximum des Valenzbandes <strong>und</strong> das Minimum des<br />

Leitungsbandes beim selben Wert von k, beim indirekten Halbleiter bei verschiedenen Werten<br />

von k. Als Folge davon muss bei <strong>der</strong> Absorption eines Photons in einem indirekten Halbleiter<br />

zur Impulserhaltung ein Phonon mitwirken. Der Absorptionskoeffizient ist daher im indirekten<br />

Halbleiter geringer als im direkten. Direkte Halbleiter sind GaAs, CuInSe 2, CuInS 2, CdTe, ein<br />

indirekter kristallines Si. Amorphe Halbleiter wie a-Si absorbieren wie direkte.<br />

In Abb. 3.7 sind die Absorptionskoeffizienten " relevanter Halbleiter in Abhängigkeit von <strong>der</strong><br />

Wellenlänge dargestellt. Typisch sind Werte von einigen 10 4 cm -1 für direkte <strong>und</strong> von einigen<br />

10 3 cm -1 für indirekte Halbleiter. Die Eindringtiefe des Lichts beträgt 1/". Daher benötigt man<br />

bei indirekten Halbleitern eine Schicht von typischerweise 1 :m, bei indirekten von 10 :m, um<br />

das Licht zu absorbieren.<br />

Abb. 3.7: Absorptionskoeffizienten von Halbleitern [Hu]<br />

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3.5 Kennlinien von <strong>Solarzellen</strong><br />

- 23 -<br />

Zur Ladungstrennung wird entwe<strong>der</strong> durch eine räumlich unterschiedliche Dotierung ein p-n-<br />

Übergang in den Halbleiter eingebracht o<strong>der</strong> es wird ein Heteroübergang aus verschiedenen<br />

Halbleitern hergestellt. Dadurch entsteht elektrisch gesehen eine Diode: <strong>Solarzellen</strong> sind<br />

großflächige Halbleiterdioden <strong>und</strong> die Strom-Spannungs-Kennlinie <strong>der</strong> unbeleuchteten<br />

Solarzelle ist eine Diodenkennlinie. Bei Beleuchtung verschiebt sie sich so, dass auch im<br />

Kurzschluss, also ohne äußere Spannung, <strong>der</strong> Kurzschlussstrom I sc, (sc: short circuit,<br />

eigentlich eine Stromdichte) fließt. Die Leerlaufspannung V oc (oc: open circuit) ist bei <strong>der</strong><br />

Solarzelle mit p-n-Übergang in einem Halbleitergr<strong>und</strong>material durch die Energie <strong>der</strong> Bandlücke<br />

begrenzt. In Abb. 3.8 ist die Kennlinie einer beleuchteten Zelle schematisch dargestellt. Die<br />

maximale Leistung <strong>der</strong> beleuchteten Zelle wird am Arbeitspunkt erreicht, <strong>der</strong> dort auf <strong>der</strong><br />

Kennlinie liegt, wo V@I, also das <strong>der</strong> Kennlinie einbeschriebene Rechteck maximal ist. Das ist<br />

an dem Kennlinienpunkt <strong>der</strong> Fall, wo <strong>der</strong> Winkel zwischen einer Ursprungsgerade zum<br />

Kennlinienpunkt <strong>und</strong> dem Lot zur V-Achse <strong>und</strong> <strong>der</strong> Winkel zwischen <strong>der</strong> Tangenten am<br />

Kennlinienpunkt <strong>und</strong> dem Lot gleich sind. Am Arbeitspunkt sind auch die Abschnitte auf <strong>der</strong><br />

Tangenten vom Berührpunkt zur V-Achse <strong>und</strong> vom Berührpunkt zur I-Achse gleich. Das<br />

Verhältnis <strong>der</strong> Maximalleistung, also des einbeschriebenen Rechtecks, zu V oc@I sc, also dem<br />

äußeren Rechteck, wird als Füllfaktor FF bezeichnet. Die Maximalleistung ist somit gegeben<br />

durch FF@V oc@I sc woraus <strong>der</strong> Wirkungsgrad folgt. Die Größen I sc, V oc <strong>und</strong> FF sind zur Charakterisierung<br />

einer Solarzelle wesentlich. Man sieht sofort, dass für eine gute Solarzelle nicht nur I sc<br />

<strong>und</strong> V oc möglichst groß sein sollen, son<strong>der</strong>n auch die Kennlinie möglichst rechteckig aussehen<br />

muss, damit ein hoher Füllfaktor resultiert.<br />

Für das Vorzeichen des Stroms sind verschiedene Konventionen üblich. Entsprechend den<br />

Konventionen bei Dioden als passive Bauelemente ist <strong>der</strong> Photostrom negativ.<br />

Abb. 3.8: Kennlinie einer beleuchteten Solarzelle mit Arbeitspunkt<br />

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- 24 -<br />

3.6 Übersicht über <strong>Solarzellen</strong>typen<br />

<strong>Solarzellen</strong> werden als Waferzellen o<strong>der</strong> als Dünnschichtzellen hergestellt. Bei den<br />

Wafer- o<strong>der</strong> Massivzellen ist das photovoltaisch aktive Material <strong>und</strong> <strong>der</strong> mechanische Träger<br />

identisch. Dabei wird viel photovoltaisch wirksames teures Material verschwendet, da für die<br />

mechanische Festigkeit eine viel größere Dicke erfor<strong>der</strong>lich ist als für die Lichtabsorption. Bei<br />

den Dünnschichtzellen ist das photovoltaisch aktive Material als Dünnschicht auf ein Fremdsubstrat<br />

aufgebracht, das als mechanischer Träger dient. Es wird nur so viel photovoltaisches<br />

Material eingesetzt, wie zur Lichtabsorption erfor<strong>der</strong>lich ist. Als Substrat verwendet man ein<br />

möglichst billiges Material wie Glas o<strong>der</strong> Blech. Die Dünnschichtprozessierung stellt aber<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Temperaturbeständigkeit o<strong>der</strong> an die chemische Stabilität des Substrats,<br />

die von Glas o<strong>der</strong> Blech eventuell nicht zu erfüllen sind. Dann muss man teuere hoch<br />

temperaturbeständige Substrate einsetzen <strong>und</strong> hat nicht viel gewonnen.<br />

Eine zweite Klassifizierung <strong>der</strong> <strong>Solarzellen</strong> bezieht sich auf die Methode <strong>der</strong> Ladungstrennung.<br />

Diese wird in einer Zelle, die aus einem einzigen Halbleitermaterial besteht, durch einen p-n-<br />

Übergang bewirkt. In diesem Fall muss also in das Zellmaterial eine räumlich variable<br />

Dotierung eingebracht werden. In einem an<strong>der</strong>en Zelltyp wird die Ladungstrennung durch einen<br />

Heteroübergang bewirkt, an dem zwei unterschiedliche Materialen zusammentreffen. Das<br />

können zwei Halbleiter sein, aber auch ein Halbleiter <strong>und</strong> ein dotierter Isolator o<strong>der</strong> ein halbleitendes<br />

Polymer <strong>und</strong> ein anorganisches Material.<br />

Die dritte Klassifizierung bezieht sich auf das eingesetzte Material des Absorbers. Folgende<br />

Zellen sind heute bekannt:<br />

Waferzellen mit p-n-Übergang<br />

einkristallines Silicium<br />

multikristallines Silicium (Korngrößen cm)<br />

Galliumarsenid (Zwischenstellung zwischen Wafer- <strong>und</strong> Dünnschichtzelle)<br />

Dünnschichtzellen<br />

amorphes Silicium mit p-n-Übergang o<strong>der</strong> mit a-Si/a-Si:C Heteroübergang<br />

nanokristallines Silicium (Korngrößen < 1 :m) mit p-n-Übergang<br />

mikrokristallines Silicium (Korngrößen > 1 :m) mit p-n-Übergang<br />

multikristallines Silicium (Korngrößen > 10 :m) mit p-n-Übergang<br />

Cadmiumtellurid mit Heteroübergang zu Cadmiumsulfid<br />

CIS-Zellen aus Kupferindiumdiselenid, z.T. mit partiellem Ersatz von In durch Ga <strong>und</strong><br />

von Se durch S, mit Heteroübergang zu Cadmiumsulfid<br />

Grätzelzelle (organischer Farbstoff auf Titandioxid mit flüssigem Elektrolyten)<br />

leitfähige Polymere<br />

Bei <strong>der</strong> praktischen Ausführung unterscheidet man Zellen, die unmittelbar dem Sonnenlicht<br />

ausgesetzt werden <strong>und</strong> Konzentratorzellen, bei denen das Sonnenlicht vorher durch Spiegelanordnungen<br />

o<strong>der</strong> Linsen konzentriert wird. Konzentratorzellen müssen allerdings <strong>der</strong><br />

Sonnenposition nachgeführt <strong>und</strong> eventuell aktiv gekühlt werden.<br />

In Tab. 3.2 sind die momentan käuflichen o<strong>der</strong> in Entwicklung befindlichen <strong>Solarzellen</strong>typen<br />

mit ihrem Wirkungsgrad in Laborzellen <strong>und</strong> käuflichen Modulen (soweit erhältlich) sowie dem<br />

Entwicklungsbedarf zusammengestellt<br />

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- 25 -<br />

Tab. 3.2: <strong>Solarzellen</strong>typen <strong>und</strong> ihre maximalen Wirkungsgrade unter AM1.5 Beleuchtung (M.A.<br />

Green et al., Solar Cell Efficiency Tables (Version 36), Prog. Photovolt. 18 (2010), 346; Photon<br />

Int. 2/2009)<br />

Typ Wirkungsgrad<br />

Labor/Modul<br />

%<br />

Waferzellen<br />

Anteil in <strong>der</strong><br />

Produktion<br />

2009<br />

%<br />

Entwicklungsbedarf<br />

einkristallines Si 25,0/13-17 34,1 billigere Herstellung<br />

multikristallines Si 20,4/11-15 48,3 billigere Herstellung<br />

Dünnschichtzellen<br />

amorphes Si 10,1/5-8 6,1 stabilere Prozesse<br />

CdTe 16,7/9-11 9,0 bessere Prozesse<br />

CIS/CIGS 19,4/10-11 1,7 stabilere Prozesse<br />

nanokristallines Si 10,1/... - Forschungsbedarf<br />

mikro-/polykristallines Si 10,5/7 - Forschungsbedarf<br />

Grätzel 10,4/... - Entwicklungsbedarf<br />

Polymere 5,1/... - Forschungsbedarf<br />

Praktisch werden nicht einzelne <strong>Solarzellen</strong> eingesetzt, son<strong>der</strong>n Module, in denen einige<br />

Dutzend Zellen verschaltet sind. Die Zellen werden dazu hintereinan<strong>der</strong> geschaltet, um aus ca.<br />

0,6 V Spannung <strong>der</strong> Einzelzelle eine höhere Spannung zu gewinnen. Eine reine Parallelschaltung,<br />

die bei 0,6 V zu einem Strom von über 100 A führen würde, verbietet sich.<br />

Wafervzellen mit typisch 225 cm 2 Fläche werden mit Drähten verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> zwischen<br />

Glasplatten <strong>und</strong> Polymerfolie verkapselt. Dünnschichtzellen werden gleich auf 1 bis 5 m 2 große<br />

Platten aufgebracht <strong>und</strong> während <strong>der</strong> Herstellung integriert verschaltet.<br />

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- 26 -<br />

4 Halbleiter I: Gleichgewicht<br />

Die für <strong>Solarzellen</strong> wichtigen photovoltaisch aktiven Materialien sind Halbleiter. Mit Ausnahme<br />

des amorphen Siliciums werden sie in kristalliner Form eingesetzt, <strong>und</strong> zwar einkristallin<br />

o<strong>der</strong> polykristallin. In diesem <strong>und</strong> dem nächsten Kapitel werde ich daher die wichtigsten<br />

Ergebnisse aus <strong>der</strong> Halbleiterphysik zusammenstellen, ohne sie im einzelnen zu begründen.<br />

Dies gehört in eine Vorlesung über Festkörperphysik.<br />

4.1 Kristallstruktur<br />

Die chemische Bindung in Halbleitern ist überwiegend homöopolar, bei den Verbindungshalbleitern<br />

mit einem ionischen Anteil. Die Elementhalbleiter Silicium <strong>und</strong> Germanium<br />

gehören <strong>der</strong> 4. Hauptgruppe des Periodensystems an <strong>und</strong> besitzen demnach 4 Valenzelektronen.<br />

Diese sind im Festkörper sp 3 -hybridisiert, ihre Orbitale sind tetraedrisch ausgerichtet. Dementsprechend<br />

sind die Atome tetraedrisch angeordnet <strong>und</strong> bilden ein kubisch- flächenzentriertes<br />

Diamantgitter (Abb. 4.1) mit einer Koordinationszahl, <strong>der</strong> Zahl nächster Nachbarn, von nur 4.<br />

Im flüssigen Zustand sind beide Elemente metallisch <strong>und</strong> weisen eine höhere mittlere Koordinationszahl<br />

<strong>und</strong> eine höhere Dichte auf.<br />

Die Verbindungshalbleiter haben ebenfalls eine mittlere Zahl von 4 Valenzelektronen je Atom<br />

<strong>und</strong> ähnliche Bindungsverhältnisse. Bei den IV-IV-Verbindungen SiC <strong>und</strong> SiGe ist das offensichtlich.<br />

Die an<strong>der</strong>en AB-Verbindungen wie GaAs o<strong>der</strong> CdTe sind III-V bzw. II-VI-<br />

Verbindungen. Ihre Kristallstruktur baut auf dem Diamantgitter auf, wobei die beiden Partner<br />

auf den Plätzen des Diamantgitters abwechseln. Das ist auf mehrere Weisen möglich. Die<br />

beiden einfachsten sind im kubischen Zinkblendegitter <strong>und</strong> im hexagonalen Wurtzitgitter<br />

realisiert (Abb. 4.1). Beide Gittertypen kommen in Halbleitern vor. In GaAs <strong>und</strong> CdTe ist das<br />

Zinkblendegitter die stabilere Struktur.<br />

Im amorphen Silicium (a-Si) sind die Atome zwar noch nahgeordet wie im kristallinen<br />

Silicium, es existiert aber keine Fernordnung mehr. Auch hier ist die Koordination noch überwiegend<br />

tetraedrisch wie im Kristall. Die Bindungswinkel sind aber nicht mehr genau <strong>der</strong><br />

Tetrae<strong>der</strong>winkel von 109°, son<strong>der</strong>n um diesen Mittelwert mit einer rms-Streuung von ca. 7°<br />

verteilt. Die Verteilung <strong>der</strong> Bindungslänge ist mit 1% Breite viel schmaler. Es kommen nicht<br />

nur 6-Ringe vor wie im Diamantgitter (Abb. 4.1), son<strong>der</strong>n auch eine gewisse Anzahl von 5- <strong>und</strong><br />

7-Ringen. Nicht alle Bindungen sind abgesättigt, es gibt "dangling bonds" <strong>und</strong> daher ungepaarte<br />

Spins, die mittels ESR (electron spin resonance) nachgewiesen <strong>und</strong> in ihrer Dichte bestimmt<br />

werden können. Die Spindichte wird im a-Si meist schlicht "Defektdichte" genannt. Die<br />

Spindichte wird kleiner, wenn die dangling bonds durch Wasserstoff abgesättigt sind. Bei<br />

manchen Herstellungsverfahren wird <strong>der</strong> dazu nötige Wasserstoff gleich mitgeliefert, bei<br />

an<strong>der</strong>en nicht. Für photovoltaische Anwendungen ist ein Wasserstoffgehalt von einigen at% für<br />

die erfor<strong>der</strong>liche elektronische Qualität notwendig.<br />

In den kristallinen Halbleitern existiert eine diskrete Translationssymmetrie mit den primitiven<br />

Gittervektoren als kleinste Translationseinheiten, die das Gitter in sich selbst überführen. Die<br />

Translationssymmetrie führt bei <strong>der</strong> quantenmechanischen Behandlung zu erheblichen Vereinfachungen,<br />

auf denen wesentliche Modelle <strong>und</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Festkörperphysik beruhen <strong>und</strong><br />

die im folgenden genutzt werden. Beim a-Si entfallen diese Annehmlichkeiten.<br />

4 Halbleiter I: Gleichgewicht F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 27 -<br />

Diamantgitter<br />

fcc mit Basis<br />

Zinkblendegitter (kub.) Wurtzitgitter (hex.)<br />

Tetrae<strong>der</strong>anordnung im Wurtzitgitter im Zinkblendegitter<br />

Abb. 4.1: Gitter von Halbleitern<br />

4 Halbleiter I: Gleichgewicht F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 28 -<br />

Außer dem Punktgitter, auf dem die Atomkerne im thermischen Mittel sitzen, ist das reziproke<br />

Gitter wichtig, das man als Fouriertransformierte <strong>der</strong> Gitterpunkte auffassen kann. Das<br />

reziproke Gitter wird durch die primitiven Vektoren A m aufgespannt, die mit den primitiven<br />

Vektoren a n des Gitters zusammenhängen gemäß A m@ a n=2B* mn. Die primitiven Vektoren des<br />

reziproken Gitters stehen also auf denen des Gitters paarweise senkrecht. Die Einheitszelle des<br />

reziproken Gitters heißt erste Brillouinzone. Sie wird im Sinne einer Wigner-Seitz-Zelle<br />

gebildet, also mit einem Gitterpunkt im Zentrum <strong>und</strong> einer Ausdehnung so, dass ihre Grenzen<br />

Ebenen sind, die den Abstand zu den benachbarten Gitterpunkten halbieren. Das reziproke<br />

Gitter <strong>und</strong> die Brillouinzone hängen nicht davon ab, wie die Gitterpunkte des Punktgitters mit<br />

Atomsorten besetzt sind. Sie sind deshalb für alle Gitter, die auf dem Diamantgitter basieren,<br />

gleich (Abb. 4.2).<br />

4.2 Bandstruktur<br />

Abb. 4.2: Erste Brillouinzone des Diamantgitters<br />

Die quantenmechanische Berechnung <strong>der</strong> Wellenfunktionen <strong>der</strong> Elektronen geht von <strong>der</strong> Born-<br />

Oppenheimer-Näherung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Einelektronennäherung aus. In <strong>der</strong> Born-Oppenheimer-<br />

Näherung werden die Positionen <strong>der</strong> Atomkerne fest als Parameter vorgegeben. Man berechnet<br />

die Wellenfunktionen <strong>und</strong> die Energieeigenwerte <strong>der</strong> Elektronen im Coulomb-Potential <strong>der</strong><br />

Kerne <strong>und</strong> in ihrem gegenseitigen Wechselwirkungspotential. Die reale Gitterstruktur ist dann<br />

diejenige, bei <strong>der</strong> die Gesamtenergie, also <strong>der</strong> tiefste Eigenwert des Hamiltonoperators <strong>der</strong><br />

Elektronen vermehrt um die Coulombenergie <strong>der</strong> Kerne untereinan<strong>der</strong>, minimal ist. In <strong>der</strong><br />

Einelektronennäherung betrachtet man ein einzelnes, beliebiges Elektron im Potential aller<br />

an<strong>der</strong>en, das man als zunächst vorgegeben annimmt. Aus <strong>der</strong> Aufenthaltswahrscheinlichkeit des<br />

einzelnen Elektrons in seinen verschiedenen Niveaus folgt die gesamte Elektronendichte <strong>und</strong><br />

damit das Potential aller Elektronen. Auf diese Weise wird ein selbstkonsistentes, rekursives<br />

Verfahren aufgebaut, das allerdings keine Korrelationseffekte <strong>der</strong> Elektronen enthält <strong>und</strong> daher<br />

nur solche Eigenschaften beschreibt, bei denen diese keine Rolle spielen. Für die Beschreibung<br />

<strong>der</strong> Halbleiter in <strong>der</strong> <strong>Photovoltaik</strong> ist das ausreichend, nicht aber z.B. für die Supraleitung.<br />

4 Halbleiter I: Gleichgewicht F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 29 -<br />

Das Bän<strong>der</strong>modell <strong>der</strong> Elektronen beruht ganz wesentlich auf <strong>der</strong> Einelektronennäherung <strong>und</strong><br />

auf <strong>der</strong> Translationssymmetrie des Gitters. Aus dieser folgt das Blochsche Theorem, gemäß<br />

dem die Wellenfunktionen die Form<br />

(4.1)<br />

haben, wo u k(r) eine gitterperiodische Funktion ist <strong>und</strong> k ein beliebiger reellwertiger Vektor, <strong>der</strong><br />

allerdings auf die erste Brillouinzone des reziproken Gitters beschränkt ist, eindimensional<br />

betrachtet auf -B/a bis B/a, mit <strong>der</strong> Gitterkonstanten a. k-Werte, die sich um einen reziproken<br />

Gittervektor unterscheiden, können identifiziert werden. k charakterisiert die Wellenfunktion<br />

<strong>und</strong> hat als Sk die Bedeutung eines Impulses. Für jedes k aus <strong>der</strong> ersten Brillouinzone gibt es<br />

eine diskrete Anzahl von Wellenfunktionen, die mit n durchnummeriert werden. Dementsprechend<br />

sind die Energieeigenwerte von k <strong>und</strong> n abhängig. Die Energiewerte, die bei<br />

beliebigem k zu einem festen n gehören, nennt man ein Energieband, die Gesamtheit von E n(k)<br />

die Bandstruktur. Aus Symmetriegründen gilt E(k)=E(-k). Am Rande <strong>der</strong> Brillouinzone hat E(k)<br />

in den Symmetriepunkten eine waagrechte Tangente. Für freie Elektronen gilt E(k)=S 2 k 2 /2m 0<br />

mit <strong>der</strong> Elektronenmasse m 0.<br />

Die Bän<strong>der</strong> <strong>der</strong> tiefen, kernnahen Elektronenschalen sind schmal. Sie verbreitern sich immer<br />

stärker, je weiter die Orbitale die Kernumgebung verlassen. Mehrere Bän<strong>der</strong> können sich auf<br />

<strong>der</strong> Energieskala auch überlappen. Da die Brillouinzone, also das Gebiet <strong>der</strong> möglichen k-<br />

Vektoren, ein dreidimensionales Gebilde ist, kann man die Bandstruktur schlecht zeichnen.<br />

Man legt daher Schnitte, zeichnet also E(k) entlang bestimmter ausgewählter hochsymmetrischer<br />

Richtungen im k-Raum. Die Abb. 4.3-5 zeigen die Bandstrukturen von Si, GaAs <strong>und</strong><br />

CdTe.<br />

Bei T=0 sind die Bän<strong>der</strong> von <strong>der</strong> tiefsten Energie angefangen mit Elektronen besetzt, bis alle<br />

vorhandenen Elektronen untergebracht sind, was bei <strong>der</strong> Fermi-Energie E F erreicht ist. Ob ein<br />

kristallines Material Metall, Halbleiter o<strong>der</strong> Isolator ist, hängt davon ab, wie die Bän<strong>der</strong> besetzt<br />

sind. Ist das höchste besetzte Band teilgefüllt, so liegt ein Metall vor, ist es ganz gefüllt, ein<br />

Halbleiter o<strong>der</strong> ein Isolator. Bei Halbleitern <strong>und</strong> Isolatoren liegt die Fermi-Energie in <strong>der</strong><br />

Bandlücke (Bandgap, Gap, verbotene Zone) zwischen zwei Bän<strong>der</strong>n. Das voll besetzte Band<br />

darunter heißt Valenzband, das unbesetzte darüber Leitungsband. Wenn <strong>der</strong> Abstand des<br />

Valenzbandes zum Leitungsband, <strong>der</strong> Bandabstand E g klein ist (


- 30 -<br />

Bandlückenenergie zwar ausreichend Energie, es fehlt aber an Impuls. Impulserhaltung setzt<br />

voraus, dass ein an<strong>der</strong>es Objekt, typisch ein Phonon, also eine Gitterschwingung, beteiligt wird,<br />

das Impuls aufnimmt o<strong>der</strong> abgibt. Dafür ist die Wahrscheinlichkeit aber viel kleiner, als wenn<br />

kein Phonon beteiligt werden muss. Für Photonen mit Energien etwas oberhalb <strong>der</strong> Bandkante<br />

ist also die Absorption in einem indirekten Halbleiter viel kleiner als in einem direkten (Abb.<br />

3.7).<br />

Abb. 4.3: Bandstruktur Si [En<strong>der</strong>lein]<br />

Abb. 4.4: Bandstruktur GaAs [En<strong>der</strong>lein]<br />

Abb. 4.5: Bandstruktur CdTe [En<strong>der</strong>lein]<br />

4 Halbleiter I: Gleichgewicht F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 31 -<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Elektronen, die je Volumeneinheit des Kristalls in ein k-Intervall eines Bandes<br />

passen, ist konstant <strong>und</strong> durch Z(k)d 3 k = 1/(4B 3 )d 3 k gegeben. Umgerechnet auf ein Energieintervall<br />

ergibt sich die Zustandsdichte durch Integration auf einer Energieschale im k-Raum<br />

gemäß<br />

4.3 Dynamik <strong>der</strong> Kristallelektronen<br />

Die Geschwindigkeit v eines Elektrons mit k beträgt<br />

(4.2)<br />

(4.3)<br />

Obwohl die einzelnen Elektronen mit den Kernen <strong>und</strong> mit allen an<strong>der</strong>en Elektronen wechselwirken,<br />

können sie als freie Quasiteilchen behandelt werden. Die Einflüsse, die von den Kernen<br />

<strong>und</strong> den an<strong>der</strong>en Elektronen auf ein Elektron ausgeübt werden, können bei einer durch äußere<br />

Kräfte bewirkten Bewegung dadurch implizit berücksichtigt werden, dass man ihm eine von <strong>der</strong><br />

Masse des freien Elektrons abweichende effektive Masse zuschreibt. Da die Einflüsse <strong>der</strong><br />

Kerne <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Elektronen in einem Kristallgitter aber nicht isotrop sind, ist die effektive<br />

Masse kein Skalar mehr, son<strong>der</strong>n ein symmetrischer Tensor 2. Stufe, für dessen Inverse<br />

(4.4)<br />

gilt. Die effektive Masse hängt also mit <strong>der</strong> Krümmung von E(k) zusammen <strong>und</strong> ist im<br />

allgemeinen k-abhängig. Für freie Elektronen wird m = m 01 mit dem Einheitstensor 1 isotrop,<br />

konstant <strong>und</strong> gleich <strong>der</strong> Elektronenmasse. Die Bewegungsgleichung eines Elektrons unter<br />

Einfluss einer äußeren Kraft F lautet einfach<br />

(4.5)<br />

Wegen des Tensorcharakters <strong>der</strong> effektiven Masse ist die Beschleunigung bei gleicher Kraft in<br />

verschiedene Richtungen verschieden <strong>und</strong> zudem muss die Beschleunigung nicht parallel zur<br />

Kraft erfolgen. Ein typisches Elektronenband ist in Abb. 4.6 dargestellt. Um k=0 herum ist m -1<br />

positiv <strong>und</strong> verringert sich mit wachsendem k. In <strong>der</strong> oberen Hälfte des Bandes sind m -1 <strong>und</strong> m<br />

negativ, am Wendepunkt divergiert m. Wirkt auf ein zunächst ruhendes Elektron bei k=0 in<br />

einem sonst leeren Band eine äußere Kraft, z.B. ein elektrisches Feld, dann nimmt <strong>der</strong> Impuls<br />

<strong>und</strong> damit k zusammen mit <strong>der</strong> Geschwindigkeit v zunächst zu. Am Wendepunkt in <strong>der</strong><br />

Bandmitte wird v gemäß Gl. 4.3 maximal. Danach nimmt k zwar weiter zu bis an den Rand <strong>der</strong><br />

Brillouinzone bei k = B/a. v nimmt aber wie<strong>der</strong> ab, da m negativ ist, <strong>und</strong> zwar bis auf 0, da E(k)<br />

dort eine waagrechte Tangente hat. k klappt dann um einen reziproken Gittervektor um <strong>und</strong><br />

liegt danach am linken Rand <strong>der</strong> Brillouinzone bei k = -B/a. Von dort steigt k weiter, v ist bis<br />

k=0 negativ. Ohne Streuung an Defekten wäre <strong>der</strong> zeitliche Mittelwert von v null <strong>und</strong> es träte<br />

kein Stromfluss auf.<br />

4 Halbleiter I: Gleichgewicht F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 32 -<br />

Abb. 4.6: Prinzipielle Struktur eines Elektronenbandes <strong>und</strong> Vorgang bei <strong>der</strong> Bewegung unter<br />

konstanter Kraft (rechts)<br />

Die Leitfähigkeit eines Metalls hängt mit folgendem zusammen: Das Leitungsband ist teilgefüllt,<br />

wegen <strong>der</strong> Symmetrie sind die Zustände mit k <strong>und</strong> -k gleichwertig <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mittelwert<br />

<strong>der</strong> Geschwindigkeit aller Elektronen ist null. Ein elektrisches Feld übt auf die Gesamtheit <strong>der</strong><br />

Leitungselektronen eine Kraft aus <strong>und</strong> führt zu einem Impulszuwachs, also zu einem Zuwachs<br />

von k. Wegen <strong>der</strong> Streumechanismen ist <strong>der</strong> Zuwachs aber nicht dauernd anwachsend, son<strong>der</strong>n<br />

begrenzt. Die Verschiebung <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Elektronen im k-Raum (Abb. 4.7) führt zu einer<br />

mittleren Geschwindigkeit <strong>und</strong> zu einem Strom <strong>und</strong> damit zu einer Leitfähigkeit.<br />

Ist ein Band aber voll gefüllt, dann erfährt jedes einzelne Elektron zwar einen k-Zuwachs. Aber<br />

nach diesem Zuwachs sieht die Gesamtheit <strong>der</strong> Elektronen auch nicht an<strong>der</strong>s aus als vorher:<br />

Alle Zustände sind besetzt, die mittlere Geschwindigkeit ist null, es fließt kein Strom <strong>und</strong> das<br />

Material ist nichtleitend. Ein Wechsel eines Elektrons von einem Band ins nächste durch<br />

elektrische Fel<strong>der</strong> ist unmöglich, außer bei so hohen Feldstärken, dass ein Durchbruch erfolgt.<br />

Durch thermische Anregung gelangen einige Elektronen über die Bandlücke in das leere<br />

Leitungsband <strong>und</strong> führen zu einer endlichen Leitfähigkeit.<br />

Abb. 4.7: Zur Leitfähigkeit von Metallen<br />

4 Halbleiter I: Gleichgewicht F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


4.4 Elektronen <strong>und</strong> Löcher<br />

- 33 -<br />

Ist ein Band nur schwach mit Elektronen besetzt, so halten sie sich in <strong>der</strong> Umgebung des<br />

Minimums bei k=k min auf. Ihre Energie hängt dort näherungsweise quadratisch von k ab:<br />

(4.6)<br />

E c gibt die Energie <strong>der</strong> Leitungsbandkante an, m n ist die effektive Masse <strong>der</strong> Elektronen (Index<br />

n). Im isotropen Fall gilt einfach<br />

(4.7)<br />

Bis auf die Ersetzung <strong>der</strong> Masse eines freien Elektrons durch die effektive Masse ist das im<br />

Fall, dass das Bandminimum bei k=0 liegt, dieselbe Beziehung wie für freie Elektronen. Die<br />

Zustandsdichte in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Bandkante beträgt im isotropen Fall<br />

(4.8)<br />

Im anisotropen Fall bleibt die Beziehung erhalten, wenn man anstelle <strong>der</strong> isotropen effektiven<br />

Masse m n einen geeigneten Mittelwert <strong>der</strong> Eigenwerte des Tensors <strong>der</strong> effektiven Masse einsetzt,<br />

<strong>der</strong> effektive Zustandsdichte-Masse heißt.<br />

Im entgegengesetzten Grenzfall eines fast gefüllten Bandes sind nur wenige Zustände am<br />

oberen Ende des Bandes unbesetzt. Die unbesetzten Zustände nennt man Defektelektronen o<strong>der</strong><br />

Löcher. Statt die Bewegung <strong>der</strong> vielen Elektronen zu betrachten, ist es bequemer, zu verfolgen,<br />

wie sich die Löcher bewegen, nämlich genau umgekehrt wie die angrenzenden Elektronen. In<br />

einem vollständig gefüllten Band verschwindet <strong>der</strong> Stromfluss auch bei angelegtem Feld. Im<br />

nicht ganz gefüllten Band ist er um den Beitrag <strong>der</strong> fehlenden Elektronen vermin<strong>der</strong>t <strong>und</strong> hat<br />

den Wert i = 0-(-ev p) = ev p. Die Löcher besitzen die Eigenschaft eines positiv geladenen<br />

Teilchens im gefüllten Band. Fehlt das Elektron mit Wellenvektor k n, so wirkt das so, dass ein<br />

Loch mit Wellenvektor k p=-k n vorhanden ist. Damit die Bewegungsgleichung für das Loch<br />

korrekt aus <strong>der</strong> <strong>der</strong> Elektronen folgt, muss man für seine effektive Masse setzen m p=-m n. Da in<br />

<strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> oberen Bandkante die effektive Masse <strong>der</strong> Elektronen negativ ist, ist die <strong>der</strong><br />

Löcher positiv.<br />

Die Dispersionsrelation für Löcher lautet im isotropen Fall<br />

E v ist die Energie <strong>der</strong> Valenzbandkante.<br />

(4.9)<br />

Da die Zahl <strong>der</strong> möglichen Löcher gleich <strong>der</strong> Maximalzahl <strong>der</strong> Elektronen ist, ist ihre Zustandsdichte<br />

ebenfalls gleich <strong>und</strong> man erhält im isotropen Fall<br />

(4.10)<br />

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- 34 -<br />

Bei amorphem Silicium gibt es infolge <strong>der</strong> Unordnung keine scharfe Bandlücke. Die Zustandsdichte<br />

nimmt aber doch in einem Gebiet, das bei kristallinem Silicium <strong>der</strong> Bandlücke entspricht,<br />

stark ab (Abb. 4.8). Die Zustände in den Bän<strong>der</strong>n sind wie die im kristallinen Material<br />

delokalisiert <strong>und</strong> die Elektronen <strong>und</strong> Löcher sind dort beweglich. Innerhalb <strong>der</strong> Lücke sind die<br />

Zustände lokalisiert <strong>und</strong> die Elektronen sind unbeweglich. Man spricht daher in amorphen<br />

Halbleitern lieber von den Beweglichkeitskanten als von Bandkanten. Die Zustandsdichte in<br />

<strong>der</strong> Lücke in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Kanten kann in amorphen Materialien oft exponentiell dargestellt<br />

werden als<br />

(4.11)<br />

wo E K die Kantenenergie ist. Die Urbach-Energie E U ist ein Maß für die Unordnung <strong>und</strong> liegt<br />

beim amorphen Silicium im Bereich einiger 10 meV bis etwas über 100 meV.<br />

Abb. 4.8: Zustandsdichte von kristallinem (links) <strong>und</strong> amorphem (rechts) Silicium<br />

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- 35 -<br />

4.5 Fermiverteilung <strong>und</strong> Ladungsträgerdichte in <strong>und</strong>otierten<br />

Halbleitern<br />

Bei T=0 sind die Zustände bis zum Ferminiveau E F mit Elektronen besetzt, darüber sind sie<br />

unbesetzt. Das Ferminiveau ergibt sich aus <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung, dass alle vorhandenen Elektronen<br />

untergebracht werden müssen. Bei endlicher Temperatur ist die Besetzungskante verschmiert.<br />

Die Verteilung <strong>der</strong> Elektronen im Gleichgewicht ergibt sich aus <strong>der</strong> Quantenstatistik. Auch in<br />

idealen Systemen erhält man nichttriviale Ausdrücke, die oft nur näherungsweise geschlossen<br />

darstellbar sind.<br />

Die Elektronen verteilen sich auf die Zustände gemäß <strong>der</strong> Fermiverteilung (Abb. 4.9)<br />

(4.12)<br />

f(E) gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass bei <strong>der</strong> Temperatur T ein Zustand <strong>der</strong> Energie E mit<br />

einem Elektron besetzt ist. Für das Valenzband ergibt sich die Besetzungswahrscheinlichkeit<br />

mit Löchern zu 1-f(E). Bei T=0 wird f(E) eine Rechteckverteilung mit f=1 für EE F <strong>und</strong>. Bei höheren Temperaturen wird <strong>der</strong> Abfall zwischen f=1 bei niedrigen Energien <strong>und</strong><br />

f=0 bei hohen Energien flacher. Seine Breite ist 2kT <strong>und</strong> es gilt f=1/2 bei E=E F.<br />

Abb. 4.9: Fermi-Verteilung<br />

E F, die Fermienergie, ist das elektrochemische Potential <strong>der</strong> Elektronen, das sich additiv aus<br />

dem chemischen Potential . <strong>und</strong> dem elektrischen Anteil -eM zusammensetzt. Das elektrochemische<br />

Potential ist auch in inhomogenen Körpern <strong>und</strong> unter dem Einfluss elektrischer<br />

Fel<strong>der</strong> im Gleichgewicht überall konstant. Beachten Sie, dass ein Voltmeter Differenzen des<br />

elektrochemischen Potentials E F misst, nicht des elektrischen Potentials M.<br />

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Dann ergibt sich<br />

- 37 -<br />

(4.14)<br />

m nZ ist die oben erwähnte effektive Zustandsdichte-Masse, die im isotropen Fall in die effektive<br />

Masse übergeht. Der Faktor vor dem Multiplikationspunkt, N c, heißt effektive Zustandsdichte<br />

des Leitungsbandes <strong>und</strong> kann dargestellt werden als<br />

(4.15)<br />

Der Integralausdruck hinter dem Multiplikationspunkt in Gl. 4.14 ist nicht geschlossen<br />

darstellbar <strong>und</strong> wird mit F 1/2 bezeichnet (Fermi-Integral, Index 1/2 wegen des x 1/2 im<br />

Integranden). Wenn jedoch z nn-1 o<strong>der</strong> E c-E FokT gilt, dann geht die Fermiverteilung näherungsweise<br />

in die Boltzmann-Verteilung über <strong>und</strong> es wird F 1/2(z).e z .<br />

Dann wird<br />

(4.16)<br />

In diesem Fall spricht man von einem nichtentarteten Halbleiter. Die Näherung ist konsistent,<br />

solange nnN c.<br />

Analoge Formeln gelten für die Löcher im Valenzband, <strong>der</strong>en Dichte mit p bezeichnet wird:<br />

Für z pn-1 o<strong>der</strong> E F-E vokT gilt ebenfalls die Boltzmannstatistik <strong>und</strong> es wird<br />

gültig für pnN v.<br />

(4.17)<br />

(4.18)<br />

Die angegebenen Formeln sind nicht vollständig, da das elektrochemische Potential E F <strong>der</strong><br />

Elektronen nicht a priori bekannt ist.<br />

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- 38 -<br />

In einem Eigenhalbleiter o<strong>der</strong> intrinsischen Halbleiter ohne Störstellen stammt jedes Elektron<br />

im Leitungsband aus dem Valenzband <strong>und</strong> hinterlässt dort ein Loch. Daher gilt n=p. Diese<br />

Gleichung liefert eine Beziehung für die Fermienergie. Im nichtentarteten Fall kann sie explizit<br />

nach E F aufgelöst werden:<br />

(4.19)<br />

Für T=0 liegt E F im Eigenhalbleiter in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Bandlücke. Für m pZ=m nZ gilt das für alle<br />

Temperaturen. Wenn aber die effektiven Massen von Elektronen <strong>und</strong> Löchern verschieden sind,<br />

dann verschiebt sich E F mit <strong>der</strong> Temperatur. Für Silicium ist m nZ=1,08m 0 <strong>und</strong> m pZ=0,59m 0,<br />

sodass sich die Fermienergie bei 300 K um 12 meV aus <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> verbotenen Zone nach<br />

unten verschiebt.<br />

Die Näherung <strong>der</strong> Nichtentartung gilt, solange<br />

Dann gilt weiter<br />

Zahlenwerte finden sich in Tabelle 4.2<br />

(4.20)<br />

(4.21)<br />

Tab. 4.2: Bandlücke, effektive Masse <strong>und</strong> Ladungsträgerdichten in intrinsischen Halbleitern<br />

Halbleiter Si GaAs<br />

Eg/eV 1,12 1,43<br />

mnZ/m0 1,08 0,067<br />

mpZ/m0 0,55 0,47<br />

ni/cm -3<br />

bei 300 K<br />

10 10<br />

10 6<br />

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4.6 Dotierte Halbleiter<br />

- 39 -<br />

Die Dichte <strong>der</strong> beweglichen Ladungsträger, Elektronen im Leitungsband o<strong>der</strong> Löcher im<br />

Valenzband, kann auch bei Zimmertemperatur stark erhöht werden, indem man den Halbleiter<br />

dotiert, also Atome des Halbleiters durch bestimmte an<strong>der</strong>e ersetzt. Donatoren haben ein<br />

Elektron in <strong>der</strong> äußeren Schale mehr, das sie leicht in das Leitungsband abgeben: n-Dotierung.<br />

Akzeptoren haben ein Elektron weniger als die Halbleiteratome <strong>und</strong> nehmen leicht eines aus<br />

dem Valenzband auf, das dort ein Loch hinterlässt: p-Dotierung. Die Donatorniveaus E D liegen<br />

einige 10 meV unter <strong>der</strong> Leitungsbandkante, die Akzeptorniveaus E A einige 10 meV über <strong>der</strong><br />

Valenzbandkante (Tab. 4.3) <strong>und</strong> können daher bei Raumtemperatur leicht thermisch ionisiert<br />

werden.<br />

Tab. 4.3: Niveaus von Donatoren <strong>und</strong> Akzeptoren in Silicium<br />

Donatoren Ec-ED/meV Akzeptoren EA-Ev/meV P 45 B 44<br />

As 53 Al 68<br />

Sb 42 Ga 72<br />

Bi 71 In 155<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> ionisierten Donatoren N D+, die ein Elektron abgegeben haben, <strong>und</strong> <strong>der</strong> neutralen,<br />

also mit einem Elektron besetzten Donatoren N D0 relativ zur gesamten Anzahl von Donatoratomen<br />

N D bzw. die Anzahl <strong>der</strong> ionisierten Akzeptoren N A- <strong>und</strong> <strong>der</strong> neutralen Akzeptoren N A0<br />

relativ zur gesamten Anzahl <strong>der</strong> Akzeptoratome N A wird im Gleichgewicht durch<br />

(4.22)<br />

gegeben. Die Formeln sind gegenüber <strong>der</strong> gewöhnlichen Fermiverteilung um die Faktoren 1/2<br />

bzw. 2 im Nenner modifiziert, weil die Donatoren bzw. Akzeptoren nur Elektronen in einem<br />

bestimmten Spinzustand abgeben bzw. aufnehmen können. Für die Besetzung des Leitungs<strong>und</strong><br />

Valenzbandes bleiben die Formeln vom letzten Kapitel unverän<strong>der</strong>t. Die Lage des elektrochemischen<br />

Potentials ist wie im intrinsischen Halbleiter durch die Bilanz <strong>der</strong> Ladungsträger<br />

bestimmt. Jetzt muss gelten -(n+N A-)+(p+N D+)=0. Eine explizite Auswertung gelingt wie<strong>der</strong> nur<br />

im nichtentarteten Fall, wenn die Fermi- in eine Boltzmann-Verteilung übergeht <strong>und</strong> man erhält<br />

im Gleichgewicht<br />

4 Halbleiter I: Gleichgewicht F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 40 -<br />

(4.23)<br />

n@p ist von <strong>der</strong> Dotierung <strong>und</strong> damit von E F unabhängig. Betrachten wir zunächst den Fall, dass<br />

nur Donatoren vorliegen. Da E c-E DnE c-E v.E D-E v gilt, stammen fast alle Elektronen im<br />

Leitungsband aus den Donatorniveaus <strong>und</strong> nur wenige aus dem Valenzband <strong>und</strong> folglich ist pnn<br />

<strong>und</strong> n.N D+. Da im n-dotierten Halbleiter die Elektronenkonzentration höher als die<br />

Löcherkonzentration ist, heißen hier die Elektronen die Majoritätsladungsträger <strong>und</strong> die<br />

Löcher die Minoritätsladungsträger.<br />

Solange kTnE c-E D liegt das Ferminiveau bei<br />

(4.24)<br />

Bei T=0 liegt das Ferminiveau mittig zwischen Donatorniveau <strong>und</strong> Leitungsbandkante. Für<br />

wachsende Temperaturen nimmt E F zunächst zu <strong>und</strong> dann wie<strong>der</strong> ab. Wenn obige Näherungsannahme<br />

gilt, dann wird<br />

n ist proportional zu %N D.<br />

Für höhere Temperaturen E g okT>E c-E D ergibt eine Reihenentwicklung<br />

(4.25)<br />

(4.26)<br />

Jetzt sind alle Donatoren ionisiert. Für Silicium gilt das bei Raumtemperatur. Erst wenn kT<br />

vergleichbar mit <strong>der</strong> Bandlücke wird, kommen auch Elektronen aus dem Valenzband ins<br />

Leitungsband, <strong>und</strong> es wird<br />

(4.27)<br />

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Wenn nur Akzeptoren vorhanden sind, gilt<br />

- 41 -<br />

(4.28)<br />

Bei T=0 liegt das Ferminiveau mittig zwischen Akzeptorniveau <strong>und</strong> Valenzbandkante <strong>und</strong><br />

verschiebt sich von dort bei wachsen<strong>der</strong> Temperatur zunächst zur Valenzbandkante hin <strong>und</strong><br />

dann wie<strong>der</strong> zurück in Richtung Leitungsband. Im p-dotierten Halbleiter sind die Löcher die<br />

Majoritätsladungsträger <strong>und</strong> die Elektronen die Minoritätsladungsträger.<br />

Sind sowohl Donatoren als auch Akzeptoren vorhanden, dann werden die Verhältnisse kompliziert.<br />

Diejenigen Dotieratome, die im Überschuss vorliegen, kompensieren die an<strong>der</strong>en. Sind<br />

gleich viele Donatoren <strong>und</strong> Akzeptoren vorhanden, spricht man von vollständiger Kompensation.<br />

Die Verhältnisse sind in den Abb. 4.11-13 dargestellt. In allen Fällen gilt aber im Gleichgewicht<br />

Abb. 4.11: Temperaturabhängigkeit des Ferminiveaus bei verschieden<br />

starker n-Dotierung<br />

(4.29)<br />

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- 42 -<br />

Abb. 4.12: Abhängigkeit <strong>der</strong> Ladungsträgerkonzentration von 1/T,<br />

n-dotiert<br />

Abb. 4.13: Abhängigkeit <strong>der</strong> Ladungsträgerkonzentration von 1/T bei verschieden kompensierten<br />

Halbleitern<br />

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4.7 Leitfähigkeit <strong>und</strong> Hall-Effekt<br />

- 43 -<br />

Unter dem Einfluss eines äußeren elektrischen Feldes werden die negativen Elektronen im<br />

Leitungsband <strong>und</strong> die positiven Löcher im Valenzband beschleunigt. Aufgr<strong>und</strong> von Streumechanismen<br />

ergibt sich eine geschwindigkeitsproportionale Reibung, die dazu führt, dass die<br />

Geschwindigkeiten <strong>der</strong> Elektronen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Löcher proportional zum Feld werden. Daraus resultiert<br />

das Ohmsche Gesetz, also ein Wi<strong>der</strong>stand, <strong>der</strong> vom Feld unabhängig ist. Die Proportionalitätskonstante<br />

zwischen Geschwindigkeit <strong>und</strong> Feld heißt Beweglichkeit :. Die elektrische<br />

Stromdichte i erhält man als Summe <strong>der</strong> Beiträge von Elektronen <strong>und</strong> Löchern:<br />

(4.32)<br />

(4.30)<br />

Wegen <strong>der</strong> unterschiedlichen Streumechanismen ist die Beweglichkeit für Elektronen <strong>und</strong> für<br />

Löcher verschieden. Die Streuung findet an Defekten, an Phononen <strong>und</strong> zwischen den Ladungsträgern<br />

selbst statt. Die Beweglichkeit bei tiefen Temperaturen kann als Maß für die Defekte,<br />

also die Kristallqualität dienen (Abb. 4.14). Da die Phononenstreuung mit steigen<strong>der</strong><br />

Temperatur zunimmt, nimmt die Beweglichkeit ab (Abb. 4.15). Insgesamt ist die Temperaturabhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Leitfähigkeit aber überwiegend durch die Ladungsträgerdichten bedingt. Intrinsische<br />

Halbleiter haben eine geringe Leitfähigkeit, die stark mit <strong>der</strong> Temperatur zunimmt<br />

(Abb. 4.16), dotierte Halbleiter haben eine hohe Leitfähigkeit, die mit <strong>der</strong> Dotierung zunimmt<br />

(Abb. 4.17).<br />

Tab. 4.4: Beweglichkeiten bei 300 K (bei Si <strong>und</strong> GaAs Dotierkonzentration 10 15 cm -3 )<br />

Si GaAs CdTe CuInSe 2 a-Si<br />

: n/cm 2 V -1 s -1 1350 8800 600 320 0,1...1<br />

: p/cm 2 V -1 s -1<br />

500 400 10 10 -3 ...0,03<br />

Anhand <strong>der</strong> Leitfähigkeit lässt sich nicht feststellen, ob ein dotierter Halbleiter n- o<strong>der</strong> p-dotiert<br />

ist. Das macht sich erst beim Hall-Effekt bemerkbar. Wird ein zusätzliches magnetisches Feld<br />

senkrecht zur Stromrichtung angelegt so tritt eine Querspannung auf, die aus <strong>der</strong> Lorentzkraft<br />

folgt. Die Messanordnung ist in Abb. 4.18 dargestellt. Aus dem entstehenden elektrischen<br />

Querfeld E y, <strong>der</strong> Stromdichte i x <strong>und</strong> dem angelegten Magnetfeld B z ergibt sich die Hall-<br />

Konstante<br />

Für kleine Magnetfel<strong>der</strong> gilt<br />

(4.31)<br />

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- 44 -<br />

A ist eine Konstante <strong>der</strong> Größenordnung 1, die vom Streumechanismus abhängt. Das Vorzeichen<br />

von R H <strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Hallspannung hängt vom Leitungstyp ab.<br />

Abb. 4.14: Beweglichkeit in Abhängigkeit von<br />

<strong>der</strong> Dotierung bei 300 K [En<strong>der</strong>lein]<br />

Abb. 4.15: Beweglichkeit in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Temperatur bei verschiedenen Dotierungen<br />

[En<strong>der</strong>lein]<br />

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- 45 -<br />

Abb. 4.17: Wi<strong>der</strong>stand von dotiertem Si bei 300 K [Colinge]<br />

Abb. 4.18: Anordnung zur Messung des Hall-Effekts<br />

Abb. 4.16: Leitfähigkeit in Abhängigkeit<br />

von <strong>der</strong> Temperatur für reines intrinsisches<br />

Si <strong>und</strong> Ge [En<strong>der</strong>lein]<br />

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- 46 -<br />

4.8 Raumladungen, Fel<strong>der</strong>, Ströme<br />

Raumladungen <strong>und</strong> innere Fel<strong>der</strong> treten auf, wenn im Halbleiter Inhomogenitäten vorliegen.<br />

Diese können sein die Oberfläche des Halbleiters, Kontakte mit Metallen o<strong>der</strong> zu einem<br />

an<strong>der</strong>en Halbleiter (Heteroübergang) o<strong>der</strong> Inhomogenitäten <strong>der</strong> Dotierung, speziell ein p-n-<br />

Übergang, aber auch eine inhomogene Bestrahlung.<br />

Die lokale Ladungsdichte ist<br />

Das elektrische Potential M gehorcht <strong>der</strong> Poisson-Gleichung<br />

(4.33)<br />

(4.34)<br />

Damit <strong>der</strong> Begriff noch sinnvoll ist, darf sich das elektrische Potential über eine Gitterkonstante<br />

nur unwesentlich än<strong>der</strong>n <strong>und</strong> darf gegenüber dem atomaren Potential nur eine kleine Störung<br />

sein, was im Folgenden stets vorausgesetzt wird.<br />

Das elektrische Potential addiert sich zur Energie <strong>der</strong> Bandstruktur, die sich also unter dem<br />

Einfluss elektrischer Fel<strong>der</strong> verbiegt. Das elektrische Potential ist zwar auch additiv im elektrochemischen<br />

Potential <strong>der</strong> Elektronen, also in <strong>der</strong> Fermienergie enthalten, diese ist im Gleichgewicht<br />

aber überall gleich <strong>und</strong> eine räumliche Variation des elektrischen Potentials wird durch<br />

eine umgekehrte des chemischen Potentials <strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Elektronenkonzentration ausgeglichen.<br />

Da sich die Bandstruktur verbiegt, führt das zu ortsabhängigen Ladungsträgerdichten<br />

(4.35)<br />

wobei E c0 <strong>und</strong> E v0 die Bandkantenenergien an einem Ort sind, an dem M=0 gilt <strong>und</strong> .=E F+eM<br />

das chemische Potential ist.<br />

Nach wie vor gilt ortsunabhängig Gl. 4.29<br />

(4.36)<br />

Vergleicht man die Ladungsträgerdichten n 1 <strong>und</strong> n 2 an zwei Orten r 1 <strong>und</strong> r 2, an denen die<br />

elektrischen Potentiale M 1 <strong>und</strong> M 2 herrschen, so gilt<br />

(4.37)<br />

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- 47 -<br />

Setzt man k (Gl. 4.33) zusammen mit den Gleichungen für n <strong>und</strong> p im Gleichgewicht (Gl. 4.35)<br />

in die Poisson-Gleichung für M (4.34) ein, so ergibt sich eine nichtlineare partielle Differentialgleichung.<br />

Die Fermienergie ist aus <strong>der</strong> globalen Ladungserhaltung zu bestimmen. Insgesamt<br />

liegt eine nur schwer lösbare Aufgabe vor, die in Spezialfällen in Abschnitt 4.9 behandelt wird.<br />

Im Gleichgewicht mit räumlich konstanter Fermienergie treten keine Teilchenströme j n <strong>und</strong> j p<br />

<strong>und</strong> auch keine elektrischen Ströme i n <strong>und</strong> i p <strong>der</strong> Elektronen <strong>und</strong> Löcher auf. Die Elektronen <strong>und</strong><br />

Löcher erfahren zwar Kräfte durch das elektrische Feld. Dadurch bauen sich Konzentrationsgradienten<br />

auf, die so lange anwachsen, bis ein entgegengesetzt gerichteter diffusiver Antrieb<br />

entsteht, <strong>der</strong> die Feldkraft gerade aufhebt. Der Strom ist proportional <strong>der</strong> Gesamtkraft, <strong>der</strong><br />

Summe aus beiden, <strong>und</strong> verschwindet somit im Gleichgewicht.<br />

Man kann schreiben<br />

(4.38)<br />

<strong>und</strong> analog für i p. Dabei wurde die Fermi-Energie in die Anteile elektrisches Potential <strong>und</strong><br />

chemisches Potential zerlegt, die Abhängigkeit des chemischen Potentials von <strong>der</strong> Elektronendichte<br />

(Umkehrung von 4.35) eingesetzt <strong>und</strong> die Einstein-Relation<br />

(4.39)<br />

berücksichtigt. Die Summanden in Gl. 4.38 repräsentieren die Kräfte, die das elektrische Feld<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Konzentrationsgradient ausüben. In <strong>der</strong> Literatur werden die Summanden etwas<br />

unglücklich als „Feldstrom“ <strong>und</strong> „Diffusionsstrom“ bezeichnet. Zwar lassen sich sinnvoll<br />

Kräfte addieren, für den Strom hat die Aufteilung aber wenig Sinn.<br />

4.9 Inhomogenitäten im Gleichgewicht<br />

In diesem Abschnitt werden konkrete Inhomogenitäten, nämlich die freie Oberfläche <strong>und</strong> dort<br />

vorhandene Ladungsdichten <strong>und</strong> von außen angelegte Fel<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Kontakt des Halbleiters mit<br />

einem Metall (Schottky-Kontakt) o<strong>der</strong> mit einem an<strong>der</strong>en Halbleiter (Heteroübergang) <strong>und</strong><br />

inhomogene Dotierungen in Form eines p-n-Überganges hinsichtlich <strong>der</strong> erzeugten Raumladungen<br />

untersucht. Die Ergebnisse von Abschnitt 4.8 werden also für spezielle Fälle<br />

konkretisiert.<br />

4.9.1 Oberfläche <strong>und</strong> äußere Fel<strong>der</strong><br />

Wir betrachten zunächst einen intrinsischen Halbleiter, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Oberfläche eine Ladung<br />

trägt. Diese kann z.B. über <strong>der</strong> Oberfläche sitzen, wenn auf einer isolierenden Oxidschicht eine<br />

metallische Kontaktschicht aufgebracht ist. Beim Feldeffekttransistor wird eine solche<br />

Konfiguration angewandt.<br />

Liegt an <strong>der</strong> Oberfläche eine Flächenladungsdichte F, so lautet die Lösung des gekoppelten<br />

Systems von Gleichungen für die Ladungsdichten <strong>und</strong> das elektrische Potential<br />

4 Halbleiter I: Gleichgewicht F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 48 -<br />

(4.40)<br />

x ist die Koordinate ins Innere des Halbleiters. Die Oberflächenladung führt also zu einer<br />

Bandverbiegung, die für nicht zu große Ladungsdichten exponentiell mit <strong>der</strong> charakteristischen<br />

Debye-Länge l D nach innen abfällt.<br />

Tab. 4.5: Debye-Längen in intrinsischen Halbleitern bei 300 K<br />

Halbleiter Si GaAs<br />

lD/cm 1,15@10 -3<br />

0,116<br />

Bei einer positiven Oberflächenladung biegen sich die Bän<strong>der</strong> nach unten <strong>und</strong> unter <strong>der</strong><br />

Oberfläche reichern sich zur Abschirmung Elektronen an (n>n i), während die Löcher nach<br />

innen verdrängt werden (Abb. 4.19). Dementsprechend wird eine dünne Oberflächenschicht nleitend.<br />

Umgekehrt ist es bei negativer Oberflächenladung. Unabhängig vom Vorzeichen <strong>der</strong><br />

Oberflächenladung nimmt die Leitfähigkeit einer oberflächennahen Schicht zu.<br />

In n-dotierten Halbleitern ergeben sich ähnliche Beziehungen, jedenfalls in <strong>der</strong> Näherung<br />

eMnkT, n inN D. Dann än<strong>der</strong>t sich nur die Debye-Länge zu<br />

(4.41)<br />

entsprechend <strong>der</strong> Tatsache, dass im Inneren die Elektronendichte in dieser Näherung n=N D anstelle<br />

von n=n i gilt. Nach wie vor gelten C.G <strong>und</strong> dieselben Beziehungen 4.40 für G, M, n <strong>und</strong><br />

p. Abgesehen von <strong>der</strong> viel kleineren Debye-Länge bleibt es bei <strong>der</strong>selben Art von Bandverbiegung.<br />

4 Halbleiter I: Gleichgewicht F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 49 -<br />

Abb. 4.19: Bandverbiegung an <strong>der</strong> Oberfläche eines intrinsischen Halbleiters<br />

4 Halbleiter I: Gleichgewicht F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 50 -<br />

In einem n-dotierten Halbleiter führt eine positive Oberflächenladung zu einer Akkumulation<br />

von Elektronen an <strong>der</strong> Oberfläche <strong>und</strong> die Leitfähigkeit steigt an. Eine negative Oberflächenladung<br />

verdrängt die Elektronen ins Innere <strong>und</strong> es kommt zu einer Verarmung von Ladungsträgern<br />

<strong>und</strong> einer Verkleinerung <strong>der</strong> Leitfähigkeit. Bei sehr großer negativer Ladung werden die<br />

Bän<strong>der</strong> so stark verbogen, dass die Valenzbandkante über das Fermi-Niveau angehoben wird<br />

<strong>und</strong> unter <strong>der</strong> Oberfläche eine Inversionsschicht mit p-Leitung entsteht. Die Leitfähigkeit steigt<br />

wie<strong>der</strong> an. Die Verhältnisse sind in Abb. 4.20 dargestellt.<br />

Abb. 4.20: Bandverbiegung an <strong>der</strong> Oberfläche<br />

eines n-dotierten Halbleiters<br />

4 Halbleiter I: Gleichgewicht F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 51 -<br />

Bei p-dotierten Halbleitern ist alles analog bei Oberflächenladungen mit umgekehrtem<br />

Vorzeichen.<br />

Der hier behandelte Effekt ist das Funktionsprinzip von Feldeffekttransistoren.<br />

4.9.2 p-n-Übergang<br />

Bringt man einen n- <strong>und</strong> einen p-dotierten Halbleiter in Kontakt, so entsteht ein p-n-Übergang.<br />

Bevor <strong>der</strong> Kontakt hergestellt ist, befindet sich das Fermi-Niveau in den beiden Halbleitern auf<br />

verschiedener Höhe. Nach Einstellung des Gleichgewichts ist das Fermi-Niveau, also das<br />

elektrochemische Potential <strong>der</strong> Elektronen, in beiden Teilen auf gleicher Höhe. Dazu muss ein<br />

elektrisches Potential, die Diffusionsspannung V D zwischen beiden Teilen entstehen (Abb.<br />

4.21). Ein angeschlossenes Voltmeter misst die Differenz <strong>der</strong> Ferminiveaus, also null. Die<br />

Diffusionsspannung kann nicht mit einem Voltmeter gemessen werden.<br />

Abb. 4.21: Bandschema eines p-n-Übergangs<br />

Die Diffusionsspannung lässt sich folgen<strong>der</strong>maßen berechnen: In <strong>der</strong> Näherung, dass auf beiden<br />

Seiten die Dichte <strong>der</strong> Minoritätsladungsträger viel kleiner als die <strong>der</strong> Majoritätsladungsträger ist<br />

<strong>und</strong> alle Dotanden ionisiert sind, also dass eine mittlere Temperatur herrscht, ist die Dichte <strong>der</strong><br />

Majoritätsladungsträger gleich <strong>der</strong> jeweiligen Dotandenkonzentration. Die Minoritätsladungs-<br />

2<br />

trägerdichte ergibt sich jeweils aus np=ni <strong>und</strong> die Potentialdifferenz, also die Diffusionsspannung,<br />

aus Gl. 4.37.<br />

(4.42)<br />

4 Halbleiter I: Gleichgewicht F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 52 -<br />

Werte für Silicium sind in Tabelle 4.6 zusammengestellt.<br />

Tab. 4.6: Diffusionspotential an einem p-n-Übergang in Silicium bei 300 K für N A=N D<br />

N A=N D/cm -3 10 15 10 16 10 17 10 18 10 19 10 20<br />

VD/V 0,542 0,654 0,766 0,878 0,991 1,103<br />

w 1,4 µm 440 nm 140 nm 44 nm 14 nm 4,4 nm<br />

Durch die Bandverbiegung in <strong>der</strong> Umgebung des p-n-Übergangs entsteht eine Raumladungszone<br />

(Abb. 4.22).<br />

Abb. 4.22: Bandschema, Ladungsträgerdichten <strong>und</strong> Raumladungen bei einem p-n-Übergang<br />

Durch eine näherungsweise Lösung <strong>der</strong> Poisson-Gleichung kann bestimmt werden, wie weit<br />

sich die Raumladungszone in das n- <strong>und</strong> p-Gebiet hinein erstreckt (x n, x p) <strong>und</strong> wie breit sie<br />

insgesamt ist (w)<br />

(4.43)<br />

Das aus <strong>der</strong> Potentialdifferenz folgende elektrische Feld <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gradient <strong>der</strong> Ladungsträgerdichten<br />

üben auf die Ladungsträger entgegengesetzte Kräfte aus, die sich im Gleichgewicht<br />

kompensieren.<br />

4 Halbleiter I: Gleichgewicht F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


4.9.3 Schottky-Kontakte<br />

- 53 -<br />

Metall-Halbleiter-Kontakte, bei denen es zu einer Bandverbiegung kommt, heißen Schottky-<br />

Kontakte. Im Allgemeinen liegen verwickelte Verhältnisse vor, weil fast nie eine ideale Halbleiteroberfläche<br />

an eine ideale Metalloberfläche grenzt, son<strong>der</strong>n Zwischenschichten aus Metallo<strong>der</strong><br />

Halbleiteroxiden auftreten. Diese sind Nichtleiter <strong>und</strong> tragen oft Ladungsdichten. Die<br />

Zwischenschichten sind experimentell schwer kontrollierbar. Daher ist eine befriedigende<br />

Beschreibung mit Vorhersagekraft schwierig.<br />

Wie beim p-n-Übergang liegen die Fermi-Niveaus von Metall <strong>und</strong> Halbleiter vor Kontakt auf<br />

unterschiedlicher Höhe. Bei Kontakt fließen so lange Elektronen von einem zum an<strong>der</strong>en, bis<br />

sich die Fermi-Niveaus angeglichen haben, sodass eine Potentialdifferenz auftritt. Wegen <strong>der</strong><br />

hohen Dichte <strong>der</strong> freien Ladungsträger im Metall ist die Debye-Länge dort meist kleiner als <strong>der</strong><br />

Atomabstand <strong>und</strong> es tritt keine Bandverbiegung auf. Im Halbleiter ist die Debye-Länge viel<br />

größer <strong>und</strong> die Bän<strong>der</strong> verbiegen sich im Längenmaßstab von l D.<br />

Je nachdem, ob ein p- o<strong>der</strong> n-Halbleiter vorliegt <strong>und</strong> ob die Austrittsarbeit beim Metall größer<br />

o<strong>der</strong> kleiner ist als im Halbleiter, können vier verschiedene Fälle auftreten (Abb. 4.23). Zwei<br />

von diesen führen zu ohmschen Kontakte, die zwei an<strong>der</strong>en zu nicht-ohmschen Kontakten,<br />

<strong>der</strong>en Verhalten einem p-n-Übergang ähnelt. Eine geladene Zwischenschicht führt zu einem<br />

zusätzlichen Potentialsprung zwischen Metall <strong>und</strong> Halbleiter. Jedenfalls bildet sich ein<br />

Diffusions- o<strong>der</strong> Kontaktpotential aus <strong>und</strong> im Halbleiter nahe <strong>der</strong> Grenzfläche entsteht eine<br />

Raumladungszone.<br />

4.9.4 Heteroübergänge<br />

Kontakte zwischen zwei verschiedenen Halbleitern nennt man Heteroübergänge. Auch hier sind<br />

die Verhältnisse meist dadurch kompliziert, dass die Grenzflächen durch Zwischenschichten<br />

gestört sind, an denen Ladungsdichten sitzen. Der Idealfall ist in Abb. 4.24 dargestellt. Die<br />

Situation vor dem Kontakt ist oben abgebildet. Nach dem Kontakt liegt das Fermi-Niveau in<br />

beiden Halbleitern auf <strong>der</strong> selben Höhe, was dadurch zustande kommt, dass sich eine Potentialdifferenz<br />

zwischen den Halbleitern einstellt, die durch Umgruppierung von Ladungen entsteht.<br />

Mit dem Potential verbiegt sich das Bandschema. Solange keine Flächenladungen auftreten,<br />

macht das Potential keine Sprünge. Da die energetischen Abstände zwischen Vakuumniveau,<br />

Leitungs- <strong>und</strong> Valenzbandkante in jedem <strong>der</strong> beiden Halbleiter unverän<strong>der</strong>t bleiben, die<br />

Bandlücke aber verschieden ist, geht das nur so, dass die Bandkanten an <strong>der</strong> Grenze Sprünge<br />

machen. Wenn man die Elektronenaffinitäten in beiden Halbleitern <strong>und</strong> die Bandlücke kennt,<br />

dann liegen diese Sprünge im Idealfall fest (An<strong>der</strong>son-Modell). Durch Flächenladungen können<br />

die Sprünge verän<strong>der</strong>t werden.<br />

4 Halbleiter I: Gleichgewicht F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 54 -<br />

4 Halbleiter I: Gleichgewicht F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11<br />

E 0 bzw. E 0 -eφ: Vakuumniveau; M: Metall; S: Halbleiter; Φ: Austrittsarbeit Metall; Χ: Elektronenaffinität<br />

Abb. 4.23: Metall-Halbleiter-Kontakte in vier unterschiedlichen Fällen; oben vor Kontakt, unten nach Kontakt [En<strong>der</strong>lein]


- 55 -<br />

Vor dem Kontakt<br />

Im Kontakt<br />

Abb. 4.24: Bandschema eines Heteroübergangs ohne Ladungen an <strong>der</strong> Grenzfläche<br />

[Würfel]<br />

4 Halbleiter I: Gleichgewicht F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 56 -<br />

5 Halbleiter II: Nichtgleichgewicht<br />

5.1 Optische Absorption<br />

Im sichtbaren Spektralbereich absorbieren Halbleiter Licht durch freie Ladungsträger, Band-<br />

Band-Übergänge <strong>und</strong> Übergänge, an denen Störstellen beteiligt sind. Für <strong>Solarzellen</strong> wesentlich<br />

sind photoneninduzierte Übergänge zwischen Valenz- <strong>und</strong> Leitungsband. Dazu muss die<br />

Photonenenergie größer als die Bandlücke sein. Wie bereits in Kapitel 4.2 erwähnt, muss in<br />

einem kristallinen Halbleiter bei <strong>der</strong> elektronischen Anregung durch ein Photon auch die<br />

Impuls- o<strong>der</strong> k-Erhaltung erfüllt werden. Da bei Photonenenergien in <strong>der</strong> Größenordnung <strong>der</strong><br />

Bandlücke <strong>der</strong> k-Wert des Photons kleiner als 10 5 cm -1 ist während die k-Werte <strong>der</strong> Elektronen<br />

am Rand <strong>der</strong> Brillouin-Zone 10 8 cm -1 betragen, erfolgt die Anregung im Bandschema nahezu<br />

senkrecht. In einem direkten Halbleiter, bei dem das Maximum des Valenzbandes <strong>und</strong> das<br />

Minimum des Leitungsbandes beim selben k-Wert liegen, kann die Absorption unter k-<br />

Erhaltung bei Photonenenergien an <strong>der</strong> Bandlücke beginnen. In indirekten Halbleitern ist die k-<br />

Erhaltung unmittelbar oberhalb E g nicht gewährleistet. Es muss mindestens ein Phonon erzeugt<br />

o<strong>der</strong> absorbiert werden, das zur k-Erhaltung beiträgt, aber wenig Energie überträgt. In<br />

amorphen Halbleitern entfällt die k-Erhaltung. Sie verhalten sich oberhalb <strong>der</strong> Bandlücke eher<br />

wie direkte Halbleiter.<br />

In die Berechnung des Absorptionskoeffizienten gehen ein:<br />

1. Das Matrixelement des Störoperators <strong>der</strong> Lichtwelle mit den ungestörten Wellenfunktionen<br />

des Ausgangs- <strong>und</strong> des Endzustandes: Haben beide Wellenfunktionen dieselbe Parität, so<br />

verschwindet das Matrixelement, es liegt ein dipolverbotener Übergang vor <strong>und</strong> <strong>der</strong> Absorptionskoeffizient<br />

ist klein. Sind die Paritäten verschieden, dann ist <strong>der</strong> Übergang erlaubt <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Absorptionskoeffizient groß.<br />

2. Die Zustandsdichten in den beiden beteiligten Bän<strong>der</strong>n: Sie beschreiben die Anzahl <strong>der</strong><br />

vorhandenen Elektronenzustände <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Energiedifferenz.<br />

3. Die Fermiverteilung: Der Ausgangszustand muss besetzt, <strong>der</strong> Endzustand unbesetzt sein. Das<br />

ist für Halbleiter mit E g>1 eV bei Raumtemperatur kein Problem.<br />

4. Bei indirekten Übergängen die Wahrscheinlichkeit von Phononenerzeugung <strong>und</strong> -vernichtung.<br />

Störstellen sind wenig effektiv bei <strong>der</strong> Impulsübernahme.<br />

Das alles führt zu folgen<strong>der</strong> Abhängigkeit des Absorptionskoeffizienten von <strong>der</strong> Photonenenergie,<br />

gültig ab <strong>der</strong> Bandlücke bis einige zehntel eV darüber:<br />

Direkte Halbleiter<br />

Erlaubte Übergänge<br />

Verbotene Übergänge (5.1)<br />

Amorphe Halbleiter<br />

Indirekte Halbleiter<br />

5 Halbleiter II: Nichtgleichgewicht F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 57 -<br />

Misst man "(


Halbleiter ergibt sich<br />

mit den effektiven Zustandsdichten (4.15/17)<br />

- 58 -<br />

(5.3)<br />

(5.4)<br />

Für E n = E p = E F gehen diese Beziehungen in diejenigen von Gl. 4.16/18 über <strong>und</strong> die Ladungsträgerdichten<br />

sind im Gleichgewicht. Die Nichtgleichgewichtskonzentrationen werden also<br />

durch die Aufspaltung des Ferminiveaus in Quasi-Fermi-Niveaus beschrieben (Abb. 5.2).<br />

Solange n > n 0 <strong>und</strong> p > p 0 sind, weicht das Quasi-Fermi-Niveau E n vom ursprünglichen E F in<br />

Richtung E c (E n > E F) <strong>und</strong> das Quasi-Fermi-Niveau E p von E F in Richtung E v ab (E p < E F). Es gilt<br />

Abb. 5.2: Quasi-Fermi-Niveaus unter Beleuchtung<br />

(5.5)<br />

5 Halbleiter II: Nichtgleichgewicht F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 59 -<br />

5.3 Generation <strong>und</strong> Rekombination<br />

Solange keine Ströme fließen sind die Raten, mit denen sich die Abweichungen <strong>der</strong> Ladungsträgerdichten<br />

*n <strong>und</strong> *p vom Gleichgewicht im Volumen des Halbleiters zeitlich verän<strong>der</strong>n,<br />

durch Generation <strong>und</strong> Rekombination bestimmt:<br />

(5.6)<br />

G ist die äußere Generationsrate von Elektronen <strong>und</strong> Löchern, die bei Bestrahlung mit<br />

monochromatischem Licht (lokale Intensität I, Frequenz


- 60 -<br />

(5.11)<br />

Als Temperaturabhängigkeit <strong>der</strong> Vorfaktoren wird eine Arrheniusbeziehung mit einer Aktivierungsenergie<br />

von 0,5E g angegeben. Bei Raumtemperatur sind die Vorfaktoren bei Silicium<br />

C n.C p.10 -30 cm 6 /s. Jedenfalls nimmt die Relaxationszeit J Auger mit <strong>der</strong> Temperatur <strong>und</strong> mit dem<br />

Überschuss <strong>der</strong> Ladungsträgerdichte ab (Abb. 5.3).<br />

Abb. 5.3: Lebensdauer von<br />

Ladungsträgern in Silicium in<br />

Abhängigkeit vom<br />

Ladungsträgerüberschuss<br />

[Lewerenz u. Jungblut]<br />

Rekombination über Störstellen hängt stark von <strong>der</strong> Art <strong>und</strong> Konzentration <strong>der</strong> Störstellen ab.<br />

Für eine einzelne Störstellenart gilt die Shockley-Read-Hall Beziehung<br />

(5.12)<br />

E t ist die Lage des Störstellenniveaus in <strong>der</strong> Bandlücke, E i das Ferminiveau im intrinsischen<br />

Halbleiter (Gl. 4.19). J n <strong>und</strong> J p sind störstellenspezifische Parameter, die umgekehrt<br />

proportional zur Störstellenkonzentration sind. Beson<strong>der</strong>s wirksam sind tiefe Störstellen, <strong>der</strong>en<br />

Niveaus in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Bandlücke liegen, in Silicium z.B. Au, Ni, Co. Die<br />

Energieabgabe kann strahlend, durch Phononen o<strong>der</strong> durch Auger-Prozesse erfolgen. Tiefe<br />

Störstellen können die Relaxationszeit stark verringern. Schon 10 12 cm -3 Ni kann sich in Si<br />

merklich auf die Lebensdauer auswirken (s. Kap. 6.1.3). Zum Teil wirken auch Komplexe aus<br />

mehreren Fremdatomen ungünstig, z.B. B-O-Komplexe in Si. Außer Fremdatomen erhöhen<br />

auch Versetzungen die Rekombination.<br />

Die Rekombinationsraten aller aktiven Mechanismen addieren sich. In indirekten Halbleitern<br />

kann die strahlende Rekombination gegenüber <strong>der</strong> Auger-Rekombination vernachlässigt werden.<br />

Für hohe Anregungsdichten wird die Lebensdauer durch Auger-Rekombination bestimmt.<br />

In nicht sehr reinen Proben bestimmt bei Raumtemperatur die Rekombination über Störstellen<br />

die Relaxationszeit <strong>und</strong> damit die Lebensdauer.<br />

5 Halbleiter II: Nichtgleichgewicht F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 61 -<br />

Da in <strong>Solarzellen</strong> die Rekombination von Ladungsträgern, die durch die Bestrahlung generiert<br />

wurden, den Wirkungsgrad verringert, ist eine große Lebensdauer wichtig. Man muss also<br />

versuchen, die Defektdichte so klein zu machen, dass Rekombination über Störstellen keinen<br />

wesentlichen zusätzlichen Beitrag mehr leistet.<br />

Außer im Inneren des Halbleiter kommt es auch an <strong>der</strong> Oberfläche o<strong>der</strong> an inneren Grenzflächen<br />

zur Rekombination. An einer freien Oberfläche befinden sich zunächst unabgesättigte<br />

Bindungen, die aber bei Silicium an Luft durch eine Oxidschicht abgesättigt werden. Je nach<br />

<strong>der</strong> genauen chemischen Beschaffenheit <strong>der</strong> Oberfläche gibt es dort mehr o<strong>der</strong> weniger viele<br />

Störstellen, die als Rekombinationszentren wirken. Da sie in einer atomar dünnen Schicht angesiedelt<br />

sind, kann man ihre Dichte als *-Funktion annehmen. Als Folge davon tritt auf <strong>der</strong><br />

rechten Seite von Gl. 5.9 ein zusätzlicher, ortsabhängiger Term -S *n*(x-x 0) auf, wo x die<br />

Koordinate senkrecht zur Oberfläche <strong>und</strong> x 0 die Position <strong>der</strong> Oberfläche bezeichnet. Da <strong>der</strong><br />

Ausdruck auf <strong>der</strong> linken Seite von Gl. 5.9 die Dimension cm -3 s -1 hat <strong>und</strong> die eindimensionale *-<br />

Funktion die Dimension cm -1 , muss <strong>der</strong> Vorfaktor S die Dimension einer Geschwindigkeit<br />

haben. S heißt Oberflächenrekombinationsgeschwindigkeit. Für Oberflächen von Silicium<br />

reichen gemessene Werte von 10 cm/s bis 10 6 cm/s. Die Kunst bei <strong>der</strong> <strong>Solarzellen</strong>herstellung<br />

beruht unter an<strong>der</strong>em darauf, die Oberflächen so zu passivieren, dass geringe Oberflächenrekombinationsgeschwindigkeiten<br />

auftreten, die sonst einen Teil <strong>der</strong> durch das Licht erzeugten<br />

Ladungsträger wie<strong>der</strong> vernichten.<br />

5.4 Ladungsträgerbilanz im Nichtgleichgewicht<br />

5.4.1 Gr<strong>und</strong>gleichungen<br />

Wenn inhomogene Ladungsträgerdichten im Nichtgleichgewicht auftreten, z.B. in einem<br />

beleuchteten p-n-Übergang in <strong>Solarzellen</strong>, wird <strong>der</strong> raum-zeitliche Verlauf dieser Dichten durch<br />

Bilanzgleichungen beschrieben:<br />

(5.13)<br />

G ist die Generationsrate von Gl. 5.7, J n <strong>und</strong> J p sind die Relaxationszeiten, n 0 <strong>und</strong> p 0 die<br />

Gleichgewichtskonzentrationen <strong>der</strong> Ladungsträger gemäß Gl. 4.16/18 <strong>und</strong> j n <strong>und</strong> j p die<br />

Ladungsträgerströme. Ohne Ströme geht Gl. 5.13 in Gl. 5.9 über.<br />

Am freien Rand eines Halbleiters gelten die Randbedingungen<br />

(5.14)<br />

mit <strong>der</strong> Oberflächenrekombinationsgeschwindigkeit S <strong>und</strong> <strong>der</strong> äußeren Normale <strong>der</strong> Oberfläche<br />

n. An einer kontaktierten Oberfläche müssen noch die in den Kontakt hineinfließenden Ströme<br />

addiert werden. An Metallkontakten ist S sehr groß, so dass sich dort keine über die Gleichgewichtswerte<br />

erhöhten Ladungsträgerdichten halten können.<br />

5 Halbleiter II: Nichtgleichgewicht F. Falk, <strong>Photovoltaik</strong> WS 2010/11


- 62 -<br />

Für die Ströme benötigt man noch konstitutive Gleichungen (Materialgleichungen), die angeben,<br />

wie die Ströme von den treibenden Kräften abhängen. In linearer Näherung lauten sie<br />

(Gl. 4.38)<br />

(5.15)<br />

D n <strong>und</strong> D p sind die Diffusionskoeffizienten <strong>der</strong> Ladungsträger, F n <strong>und</strong> F p die Leitfähigkeiten, : n<br />

<strong>und</strong> : p die Beweglichkeiten. E n <strong>und</strong> E p sind die Quasi-Fermi-Niveaus <strong>und</strong> damit die elektrochemischen<br />

Potentiale <strong>der</strong> Elektronen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Löcher, . n <strong>und</strong> . p die chemischen Potentiale, M<br />

ist das elektrische Potential <strong>und</strong> E=-LM das elektrische Feld.<br />

Außerdem muss noch die Poisson-Gleichung<br />

erfüllt sein, wo N D+ <strong>und</strong> N A- die Dichten <strong>der</strong> ionisierten Donatoren <strong>und</strong> Akzeptoren sind.<br />

(5.16)<br />

Die Lösung dieser Gleichungen kann in praktisch wichtigen Fällen kompliziert sein, insbeson<strong>der</strong>e,<br />

wenn die Gleichgewichtskonzentrationen n 0 <strong>und</strong> p 0 ortsabhängig sind, z.B. in einem<br />

p-n-Übergang. Zur numerischen Lösung unter Beleuchtung, also für <strong>Solarzellen</strong>, gibt es im<br />

eindimensionalen Fall z.B. das Programm PC1D <strong>der</strong> University of New South Wales, Australien.<br />

Hier werden zunächst zwei triviale, aber wichtige Fälle betrachtet.<br />

5.4.2 Photoleitung<br />

Ein homogener Halbleiter werde homogen bestrahlt, sodass G überall gleich ist. Das setzt<br />

voraus, dass nur wenig Licht im Halbleiter absorbiert wird. Dann werden die Gleichungen für<br />

den Fall J n=J p=J=const. (unabhängig von *n, *p) gelöst durch<br />

(5.17)<br />

Die Leitfähigkeit F=e(n: n+p: p) erhöht sich um *F=e(: n+: p)JG, also proportional zur<br />

Lichtintensität: In Halbleitern, insbeson<strong>der</strong>e intrinsischen, tritt Photoleitung auf. Nach dem<br />

Abschalten des Lichtes verringert sich die Leitfähigkeit exponentiell mit <strong>der</strong> Lebensdauer J, die<br />

auf diese Weise gemessen werden kann.<br />

5.4.3 Diffusionslängen<br />

Im Gebiet x

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