Alte Heilkunst für LARPer - LARPMagier.de
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<strong>Alte</strong> <strong>Heilkunst</strong> <strong>für</strong> <strong>LARPer</strong><br />
eine Infosammlung von Flo 'Irian' Schätz ( mail@irian.<strong>de</strong> - http://www.larpmagier.<strong>de</strong> )<br />
Einführung.................................................................................................................................. 2<br />
Geschichtlicher Überblick.......................................................................................................... 2<br />
Magie?........................................................................................................................................ 4<br />
Ärzte und Handwerkschirurgen ................................................................................................. 4<br />
Theoretische Grundlagen ........................................................................................................... 6<br />
Die Humoralpathologie .......................................................................................................... 7<br />
Die Renaissance ..................................................................................................................... 8<br />
Die Lehren <strong>de</strong>s Paracelsus...................................................................................................... 9<br />
Praxis........................................................................................................................................ 10<br />
Sauberkeit............................................................................................................................. 11<br />
Eiter ...................................................................................................................................... 11<br />
Dreckmedizin ....................................................................................................................... 12<br />
A<strong>de</strong>rlass................................................................................................................................ 12<br />
Ligatur .................................................................................................................................. 13<br />
Amputation........................................................................................................................... 13<br />
(Aus-)Brennen...................................................................................................................... 14<br />
Darmoperation...................................................................................................................... 15<br />
Pfeilentfernung ..................................................................................................................... 15<br />
Leichenöffnung .................................................................................................................... 16<br />
Betäubung............................................................................................................................. 17<br />
Schä<strong>de</strong>löffnung..................................................................................................................... 18<br />
Harnschau............................................................................................................................. 18<br />
Hilfsmittel................................................................................................................................. 19<br />
Messer .................................................................................................................................. 19<br />
Skalpell............................................................................................................................. 20<br />
An<strong>de</strong>re Klingen ................................................................................................................ 20<br />
Na<strong>de</strong>l und Fa<strong>de</strong>n................................................................................................................... 20<br />
Knochensäge ........................................................................................................................ 21<br />
Uringlas ................................................................................................................................ 21<br />
Theriak ................................................................................................................................. 21<br />
Literatur.................................................................................................................................... 23<br />
... <strong>für</strong> extrem Interessierte..................................................................................................... 24
Einführung<br />
Diese Sammlung von Informationen entstand aus <strong>de</strong>m Wunsch heraus, meinen eigenen<br />
Charakter mehr ans Mittelalter (o<strong>de</strong>r, wie sich später herausstellte, an die Renaissance)<br />
anzulehnen. Es mag daher einige nützliche Informationen <strong>für</strong> jene bieten, die ähnliche<br />
Wünsche haben o<strong>de</strong>r einfach nur Anregungen suchen - wobei ich betonen möchte, dass we<strong>de</strong>r<br />
echte Authentizität (die eh kaum möglich ist) noch die Verbannung <strong>de</strong>r Fantasy aus <strong>de</strong>r<br />
Heilerei mein Ziel ist. Das Mittelalter bietet viele tolle Anregungen, aber die Fantasy ebenso.<br />
In je<strong>de</strong>m Fall versuche ich hier auch, stets einen Blick auf die Gegebenheiten im LARP<br />
gerichtet zu halten, <strong>de</strong>nn letzten En<strong>de</strong>s sollen all diese Informationen nur dazu dienen, dieses<br />
<strong>für</strong> alle schöner zu machen.<br />
Wie oben ange<strong>de</strong>utet, hat meine Beschäftigung mit <strong>de</strong>m Thema zu <strong>de</strong>r Erkenntnis geführt,<br />
dass es <strong>für</strong> meinen Charakter wohl sinnvoller ist, eher die Theorien <strong>de</strong>r Renaissance zu<br />
verfolgen anstelle <strong>de</strong>r Lehren <strong>de</strong>s Mittelalters, da Paracelsus <strong>für</strong> ihn wirklich ein schönes<br />
Vorbild darstellt. Aus diesem Grund versuche ich zumin<strong>de</strong>st in theoretischen Belangen (also<br />
insb. bei <strong>de</strong>r inneren Medizin) bei<strong>de</strong> Sichtweisen hier darzustellen, auf dass je<strong>de</strong>r sich seine<br />
eigene Meinung bil<strong>de</strong>n (und damit die bevorzugte Ansicht seines Charakters aussuchen) kann<br />
- in praktischen Belangen, also insb. <strong>de</strong>r Chirurgie, erscheinen mir die Unterschie<strong>de</strong> weitaus<br />
weniger be<strong>de</strong>utungsvoll (<strong>für</strong> <strong>de</strong>n typischen Live-Rollenspieler) als in theoretischer Hinsicht<br />
(obwohl es natürlich durchaus große Fortschritte in <strong>de</strong>r Chirurgie <strong>de</strong>s 15. und 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
gab), weshalb ich mich bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Chirurgie primär an <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
zu orientieren versuche, vor allem da zwei wichtige Quellen <strong>für</strong> diese Sammlung aus diesem<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt stammen: Das "Feldbuch <strong>de</strong>r Wundarznei" aus <strong>de</strong>m Jahre 1517 und (indirekt,<br />
durch Ralf Vollmuth) die "Große Chirurgie" von Walther Hermann Ryff aus <strong>de</strong>m Jahre 1545<br />
(die in Teilen auf <strong>de</strong>m Feldbuch aufbaut).<br />
Es sollte klar sein, dass dieser Text in vielen Dingen ungenau bleibt, da nicht eine minutiöse<br />
historische Darstellung, son<strong>de</strong>rn eher ein Überblick bzw. Inspiration das Ziel ist. So ist zum<br />
Beispiel zu sagen, dass das Ba<strong>de</strong>r/Barbier-Wesen sich im Laufe <strong>de</strong>r Zeit erst entwickelte und<br />
keineswegs das ganze Mittelalter über gleich blieb. Wer <strong>für</strong> seinen Charakter eine bestimmte<br />
Jahreszahl im Auge hat, wird um genauere Studien <strong>de</strong>r Quellen kaum herumkommen - <strong>für</strong> alle<br />
an<strong>de</strong>ren dürfte ein <strong>de</strong>rart grober Einblick aber vermutlich ausreichen.<br />
Da ich selbst we<strong>de</strong>r Historiker noch Mediziner bin, musste ich alle Informationen (sowohl<br />
solche zur Geschichte als auch <strong>de</strong>r Wirksamkeit) aus verschie<strong>de</strong>nen Quellen (s.
Literatur) und <strong>de</strong>m Internet zusammentragen, weshalb man sich natürlich sicherlich über <strong>de</strong>n<br />
einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Punkt trefflich streiten kann. Kritik o<strong>de</strong>r Verbesserungsvorschläge sind<br />
<strong>de</strong>shalb immer willkommen und wer<strong>de</strong>n ggf. in späteren Versionen berücksichtigt.<br />
Geschichtlicher Überblick 1<br />
Vorneweg: Dies ist nur ein laienhafter Überblick, primär gewonnen aus <strong>de</strong>n am En<strong>de</strong><br />
genannten Quellen, vor allem natürlich Jankrifts "Krankheit und Heilkun<strong>de</strong> im Mittelalter",<br />
sollte <strong>für</strong> eine oberflächliche Beschäftigung mit <strong>de</strong>m Thema aber ausreichen. Wer es<br />
<strong>de</strong>taillierter haben will, sollte vor einem Kauf <strong>de</strong>s genannten Buches (und an<strong>de</strong>rer) nicht<br />
zurückschrecken.<br />
Grundlage <strong>de</strong>r mittelalterlichen Medizin waren antike Schriften wie <strong>de</strong>r "hippokratische<br />
Corpus" (eine Sammlung an Schriften, die Hippokrates zugeschrieben wer<strong>de</strong>n) und die Werke<br />
Galens. Diese wur<strong>de</strong>n, nach<strong>de</strong>m das weströmische Reich im 5. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
zusammengebrochen war, in Teilen(!) durch die Klöster bewahrt und auch weiter vermittelt,<br />
wobei hier schon Wissen <strong>de</strong>r Antike verloren ging. Erst im 11. und 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt begann<br />
man damit, Schriften aus <strong>de</strong>m arabischen Raum zu übernehmen, zum großen Teil<br />
Übersetzungen (ins Arabische) aus <strong>de</strong>m griechischen, womit die medizinische Theorie einen<br />
neuen Aufschwung erlebte. Zu nennen wäre hier vor allem Konstantin von Afrika, <strong>de</strong>r um<br />
1065 herum zahlreiche arabische Texte in die westliche Welt brachte.<br />
Bis zum 12./13. Jahrhun<strong>de</strong>rt war die "organisierte" Medizin vor allem auf Klöster beschränkt.<br />
Hier wur<strong>de</strong> nicht nur Wissen bewahrt und vermittelt, son<strong>de</strong>rn auch Kranke behan<strong>de</strong>lt, wobei<br />
auch Klöster baulich nach entsprechen<strong>de</strong>n Notwendigkeiten geplant wur<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n<br />
Klostergärten wur<strong>de</strong>n zahlreiche Heilpflanzen angebaut und die Mönche dieser Zeit verfügten<br />
auch über große chirurgische Kenntnisse.<br />
Ab <strong>de</strong>r Syno<strong>de</strong> von Clermont (1130) begann das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Klostermedizin, da es <strong>de</strong>n<br />
Mönchen immer stärker verboten wur<strong>de</strong>, sich <strong>de</strong>r Chirurgie, zu widmen, bis sie mit <strong>de</strong>m 4.<br />
Laterankonzil (1215) endgültig untersagt wur<strong>de</strong>n. Grund hier<strong>für</strong> war die allgemeine<br />
Vorstellung "Die Kirche schreckt vor <strong>de</strong>m Blut zurück". Insbeson<strong>de</strong>re die Möglichkeit, dass<br />
ein Mönch in kurzem Abstand mit Blut und bei <strong>de</strong>r Kommunion mit <strong>de</strong>m heiligen Leib<br />
Christi in Kontakt kam, war <strong>für</strong> damalige Kleriker eine nicht gera<strong>de</strong> wünschenswerte<br />
Vorstellung. Auch die notwendigen Sektionen an toten Verbrechern waren etwas, womit die<br />
Mönche nicht in Berührung kommen sollten (ein allgemeines kirchliches Verbot von<br />
Sektionen hat wahrscheinlich niemals existiert - nichts <strong>de</strong>sto trotz waren Sektionen von<br />
Leichen im Mittelalter zu Forschungszwecken eher die Ausnahme 2 ). Schließlich stand auch<br />
die Be<strong>für</strong>chtung im Raum, dass die Mönche durch ihre Beschäftigung mit <strong>de</strong>r Medizin ihre<br />
geistlichen Pflichten vernachlässigen wür<strong>de</strong>n.<br />
Durch diese Beschlüsse wur<strong>de</strong> auch die durch das spätere Mittelalter hindurch aufrecht<br />
erhaltene Trennung zwischen Chirurgie und innerer Medizin zementiert, die vormals bei <strong>de</strong>n<br />
Mönchen so nicht bekannt war, lediglich im antiken Griechenland sprach bereits <strong>de</strong>r Eid <strong>de</strong>s<br />
Hippokrates davon, das "Schnei<strong>de</strong>n" <strong>de</strong>n spezialisierten Nicht-Medizinern zu überlassen - was<br />
aber vermutlich eher ein Zeichen da<strong>für</strong> sein dürfte, dass größere Operationen in <strong>de</strong>r Antike<br />
eher schlechte Erfolgschancen hatten und so gut es ging vermie<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n um <strong>de</strong>n Ruf <strong>de</strong>s<br />
Arztes nicht zu schädigen. Natürlich gab es auch bei dieser Trennung immer wie<strong>de</strong>r<br />
Ausnahmen, meist in Form einzelner Ärzte. So ging die Medizin langsam von <strong>de</strong>n Klöstern in<br />
weltliche Hän<strong>de</strong> über, wie zum Beispiel die Schule von Salerno, in <strong>de</strong>r schon vor <strong>de</strong>m Jahr<br />
1 Größtenteils übernommen aus Jankrifts "Krankheit und Heilkun<strong>de</strong> im Mittelalter"<br />
2 "Anmerkungen zur Geschichte <strong>de</strong>r anatomischen Sektion" von Dr. med. Kurt W. Becker
1000 Mönche aus <strong>de</strong>m Kloster Monte Cassino als Lehrer und Ärzte wirkten. 1140 erließ<br />
Roger II von Sizilien die erste Medizinalordnung (zur Regulierung <strong>de</strong>r <strong>Heilkunst</strong>), obwohl es<br />
an<strong>de</strong>rnorts, vor allem nördlich <strong>de</strong>r Alpen, bis in 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt dauerte, bis sich eine solche<br />
durchsetzte (z.B. in <strong>de</strong>r Hansestadt Soest).<br />
Ab <strong>de</strong>m 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt schließlich wur<strong>de</strong> die (innere) Medizin an <strong>de</strong>n (meist immer noch mit<br />
Klöstern verbun<strong>de</strong>nen) Universitäten gelehrt und das Wundarzt/Ba<strong>de</strong>r-Wesen begann sich<br />
durchzusetzen.<br />
Erst die Renaissance (ab <strong>de</strong>m 14., vor allem aber das 15./16. Jahrhun<strong>de</strong>rt) lockerte die<br />
Dogmen <strong>de</strong>r galenschen Medizin. Mit <strong>de</strong>m Aufkommen <strong>de</strong>r Druckerpresse war es möglich<br />
gewor<strong>de</strong>n, überliefertes und neues Wissen vergleichsweise schnell einer großen Masse<br />
zugänglich zu machen. Hauptmotivation <strong>de</strong>r Renaissance war die Beschäftigung mit <strong>de</strong>r<br />
Antike, aber auch hier versuchte man nicht primär neues Wissen zu erlangen, son<strong>de</strong>rn antikes<br />
Wissen wie<strong>de</strong>r zu fin<strong>de</strong>n: Man beschäftigte sich mit <strong>de</strong>n antiken Schriften im griechischen<br />
Original (und nicht <strong>de</strong>n mittelalterlichen Varianten, die teilweise drei o<strong>de</strong>r viermal, z.B. vom<br />
Altgriechischen ins Syrische, davon ins Arabische und davon in ein schlechtes Latein,<br />
übersetzt wor<strong>de</strong>n waren) und versuchte sie mit aktuellen Kenntnissen in Einklang zu bringen.<br />
Die bis dato aus religiösen Grün<strong>de</strong>n eher gemie<strong>de</strong>nen Sektionen an Leichen wur<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r<br />
aufgenommen und führten zu einem Anstieg <strong>de</strong>s Wissens über <strong>de</strong>n menschlichen Körper,<br />
welches zumin<strong>de</strong>st einige Details <strong>de</strong>r mittelalterlichen Lehren wi<strong>de</strong>rlegte. Beson<strong>de</strong>rs<br />
Leonardo da Vinci (<strong>de</strong>ssen ausgezeichnete anatomische Zeichnungen lei<strong>de</strong>r verloren gingen<br />
und erst 300 Jahre später wie<strong>de</strong>rgefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n) ist hier als herausragend zu nennen,<br />
obwohl in Wahrheit natürlich eine Unzahl an Forschern zum Fortschritt dieser Epoche<br />
beigetragen haben. 3 Trotz<strong>de</strong>m blieben viele mittelalterliche Vorstellungen auch in <strong>de</strong>r<br />
Renaissance zumin<strong>de</strong>st zum Teil erhalten.<br />
Natürlich existierte die ganze Zeit über auch eine breite Volksmedizin, die jedoch nicht<br />
Thema dieser Sammlung sein soll und vermutlich auch lokal sehr unterschiedlich ausgeprägt<br />
war. Insbeson<strong>de</strong>re aber Paracelsus soll versucht haben, die Erkenntnisse dieser Volksmedizin<br />
in seine eigene Praxis zu übernehmen.<br />
Magie?<br />
Magie war im Mittelalter eine durchaus anerkannte Tatsache und wur<strong>de</strong> von gelehrten Ärzten<br />
auch als Grund <strong>für</strong> eine Erkrankung in Erwägung gezogen. Magische Behandlungen fan<strong>de</strong>n<br />
sich vor allem in <strong>de</strong>r Volksmedizin, wie zum Beispiel die Merseburger Zaubersprüche (die,<br />
obwohl aus christlicher Zeit überliefert, noch die alten heidnischen Gestalten enthalten). In<br />
<strong>de</strong>r medizinischen Praxis hingegen war, insb. im Mittelalter, vor allem die Anrufung von<br />
Heiligen (wobei je<strong>de</strong>r Heilige sein spezifisches Gebiet hatte), das Spen<strong>de</strong>n von<br />
Bittgottesdiensten, etc. verbreitet.<br />
Ärzte und Handwerkschirurgen<br />
Grob gesagt kann man im Mittelalter zwischen "gelehrten" Ärzten (doctores medicinae) und<br />
<strong>de</strong>n "Handwerkschirurgen" unterschei<strong>de</strong>n: Erstere hatten eine langjährige Ausbildung an einer<br />
Universität hinter sich und sie durften keine Chirurgie betreiben, was darin begrün<strong>de</strong>t lag,<br />
dass sie sich aus <strong>de</strong>n klerikalen Ärzten heraus entwickelt hatten, <strong>de</strong>nen die Chirurgie verboten<br />
wor<strong>de</strong>n war. Diese "nie<strong>de</strong>re Tätigkeit" blieb so <strong>de</strong>n Handwerkschirurgen überlassen wur<strong>de</strong><br />
(welche wie<strong>de</strong>rum keine "innere" Medizin, also die Behandlung mit Medikamenten, etc.<br />
3 http://<strong>de</strong>.wikipedia.org/wiki/Medizin_<strong>de</strong>r_Renaissance
etreiben durften). Wie <strong>de</strong>r Name schon sagt hatten die Handwerkschirurgen eine<br />
handwerkliche Ausbildung genossen (zumin<strong>de</strong>st im <strong>de</strong>utschen Raum, in an<strong>de</strong>ren Regionen<br />
existieren auch "gelehrte" Chirurgen, s.u.).<br />
Sowohl <strong>für</strong> Ärzte als auch <strong>für</strong> Chirurgen galten an vielen Orten strenge Regularien, auch<br />
wenn in an<strong>de</strong>ren Gebieten erst spät medizinische Gesetze eingeführt wur<strong>de</strong>n.<br />
Grundsätzlich war die Hauptaufgabe <strong>de</strong>r Handwerkschirurgen also, neben <strong>de</strong>m A<strong>de</strong>rlass (<strong>de</strong>m<br />
Allheilmittel <strong>de</strong>s Mittelalters), die Behandlung je<strong>de</strong>r Form von Verletzung. Außer<strong>de</strong>m<br />
behan<strong>de</strong>lten sie Abszesse, Tumore, Hämorrhoi<strong>de</strong>n, Verbrennungen und Krampfa<strong>de</strong>rn, führten<br />
Starstiche, Blasenstein- und Bruchoperationen und Darmnähte durch, renkten Gelenke ein,<br />
versorgt Knochenbrüche und zogen Zähne. Außer<strong>de</strong>m nahmen Wundärzte Amputationen vor<br />
und stellten Prothesen her. 4<br />
Häufig (zumin<strong>de</strong>st im Gebiet <strong>de</strong>s späteren Deutschlands) waren diese Chirurgen (insb. die<br />
Barbiere) in Zünften zusammengeschlossen, welche ihnen die Wege in öffentliche Ämter<br />
öffnete. So wehrten sie sich auch gegen die Übergriffe <strong>de</strong>r gelehrten Ärzte in ihr Fachgebiet,<br />
aber auch gegen die reisen<strong>de</strong>n Chirurgen.<br />
Es gab aber auch z.B. in Paris das Collège <strong>de</strong> St. Côme, in welchem "studierte" Chirurgen<br />
ausgebil<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, die sich sogar "magister <strong>de</strong> cirurgie" nennen durften und zeitweise<br />
ähnlich angesehen waren wie die Ärzte <strong>für</strong> innere Medizin <strong>de</strong>r Pariser Universität, was sich<br />
auch in ihrer Kleidung und ihrem Auftreten wi<strong>de</strong>rspiegelte. Letztere sahen ihre chirurgischen<br />
Kollegen aber nicht als gleichwertig an und wandten sich zunehmend an die Konkurrenz, die<br />
Barbiere, um die chirurgischen Pflichten zu erfüllen, während die Chirurgen sich mehr auf<br />
äußere Heilmittel, das Anlegen von Verbän<strong>de</strong>n, etc. konzentrierten und so die Operationen<br />
tatsächlich mehr in Hän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Barbiere überging. Die Konflikte zwischen Pariser<br />
Universitäts-Ärzten und College-Chirurgen währten jedoch bis ins 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt hinein. 5<br />
Zu <strong>de</strong>n Handwerkschirurgen zählten auch die Ba<strong>de</strong>r, welche eine Ba<strong>de</strong>stube betrieben und<br />
dort auch viele chirurgische Tätigkeiten - vor allem die <strong>de</strong>r "kleinen Chirurgie" (z.B. das<br />
Zähne ziehen) - durchführten. Barbiere übernahmen ähnliche Aufgaben, waren aber insb. im<br />
späteren Mittelalter angesehener als die Ba<strong>de</strong>r, welche immer mehr in Richtung Prostitution<br />
und Kuppelei gerückt wur<strong>de</strong>n. Sowohl Ba<strong>de</strong>r als auch Barbiere verfügten - entgegen <strong>de</strong>r<br />
gesetzlichen Vorschriften - nicht selten über gewisse Kenntnisse <strong>de</strong>r inneren Medizin,<br />
allerdings waren nur die Barbiere in Zünften organisiert und <strong>de</strong>mentsprechend einflußreich.<br />
Zu be<strong>de</strong>nken ist natürlich auch, dass es nicht wenige (vor allem reisen<strong>de</strong>) "Chirurgen" gab,<br />
die sich auf nur eine Operation spezialisiert hatten, welche dann teilweise seit langer Zeit vom<br />
Vater an <strong>de</strong>n Sohn weitergegeben wur<strong>de</strong>. Beispiele hier<strong>für</strong> ist <strong>de</strong>r "Steinschnei<strong>de</strong>r" (auch<br />
"Lithotomus", jemand <strong>de</strong>r Blasensteine herausschnei<strong>de</strong>t) und <strong>de</strong>r "Bruchbrenner".<br />
Wundärzte, welche entgegen <strong>de</strong>r Regularien mit Medikamenten behan<strong>de</strong>lten, wur<strong>de</strong>n<br />
"Kurpfuscher" genannt, was anfangs keine Aussage über die Qualität <strong>de</strong>r Behandlung war,<br />
son<strong>de</strong>rn lediglich ausdrückte, dass sie Ärzten "in die Kur pfuschten", also eine ihnen<br />
eigentlich nicht erlaubte Behandlung vornahmen.<br />
Auch <strong>de</strong>r Begriff "Quacksalber" erhielt erst später seinen negativen Klang, ursprünglich<br />
bezeichnete es, wahrscheinlich aus <strong>de</strong>m holländischen stammend, "prahlen<strong>de</strong><br />
Salbenverkäufer", also all jene Mediziner, welche als fahren<strong>de</strong>s Volk herumzogen und ihre<br />
Dienste lautstark anpriesen, im Gegensatz zu jenen, die eine feste Praxis führten. Da diese<br />
natürlich fahren<strong>de</strong>s Volk waren, genossen sie weniger Ansehen als ihre städtischen Kollegen. 6<br />
4 http://<strong>de</strong>.wikipedia.org/wiki/Wundarzt<br />
5 "<strong>Alte</strong> Chirurgie", S. 112-115<br />
6 http://<strong>de</strong>.wikipedia.org/wiki/Quacksalber
Feldscher selbst ist ein Begriff <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts, <strong>de</strong>r vom "Feldscherer" kommt, <strong>de</strong>r "nur"<br />
die Bezeichnung <strong>für</strong> einen beim Militär angestellten Barbier (<strong>de</strong>r nicht nur "Bartscherer" war<br />
son<strong>de</strong>rn eben auch Wun<strong>de</strong>n behan<strong>de</strong>lte) war. Man sollte hier be<strong>de</strong>nken, dass insb. zu Anfang<br />
(also im 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt) Feldscherer sehr wenig Ansehen genossen und man wirklich<br />
organisierte Lazarette, etc. auf <strong>de</strong>m Feld wohl vergeblich gesucht hätte. Erst in Richtung <strong>de</strong>s<br />
16. Jahrhun<strong>de</strong>rts besserte sich hier die Situation, als das Fel<strong>de</strong>rerwesen besser organisiert und<br />
überwacht wur<strong>de</strong>.<br />
Da bis in die Neuzeit hinein die Chirurgie <strong>de</strong>n Wundärzten überlassen blieb (erst ab <strong>de</strong>m 17.<br />
wur<strong>de</strong> sie regelmäßig als theoretisches Fach an Universitäten gelehrt, die Praxis blieb jedoch<br />
bis ins 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt hinein in Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Wundärzte) kann man hier sowohl in Mittelalter<br />
als auch Renaissance von vergleichbaren Zustän<strong>de</strong>n ausgehen.<br />
Verwendung im LARP<br />
Ob die Trennung Arzt ↔ Handwerkschirurg/Ba<strong>de</strong>r/Barbier im LARP sinnvoll ist, muss je<strong>de</strong>r<br />
selbst entschei<strong>de</strong>n. Da diese Trennung primär auf christlichen Ansichten beruht, ist je<strong>de</strong><br />
an<strong>de</strong>re Möglichkeit problemlos <strong>de</strong>nkbar, obwohl sie z.B. in ceridischen Län<strong>de</strong>rn durchaus<br />
angemessen sein kann. Man sollte im LARP auch be<strong>de</strong>nken, dass ein "doctor medicinae"<br />
kaum Arbeit auf einem typischen Con hat, während sich ein Chirurg vor Arbeit kaum retten<br />
kann - immerhin flickt letzterer die Verletzten zusammen, während ersterer primär<br />
Krankheiten und ähnliches behan<strong>de</strong>lt. In <strong>de</strong>r Praxis wird im LARP <strong>de</strong>shalb oft auf eine<br />
Unterscheidung zwischen "Wundarzt" und "gelehrter Arzt" verzichtet bzw. diese nur an <strong>de</strong>r<br />
Qualität <strong>de</strong>s Heilers festgemacht - <strong>de</strong>r etwas einfachere Heiler behan<strong>de</strong>lt vor allem Wun<strong>de</strong>n,<br />
während <strong>de</strong>r "Meister" dazu auch noch Krankheiten, Gifte, etc. zu behan<strong>de</strong>ln weiß. Nur<br />
wenige Regelwerke for<strong>de</strong>rn hier eine explizite Entscheidung. Wer also nur "nebenher" einen<br />
Heiler spielt (o<strong>de</strong>r einen Heiler mit etwas weniger umfassen<strong>de</strong>n Ausbildung), sollte sich<br />
vielleicht überlegen, sich auf das reine "Handwerk" zu beschränken).<br />
Trotz<strong>de</strong>m kann es sinnvoll sein, wenn ein Heiler zumin<strong>de</strong>st auf die "nie<strong>de</strong>ren" Tätigkeiten <strong>de</strong>r<br />
kleinen Chirurgie (z.B. Zähne reißen) verzichtet und diese <strong>de</strong>n "nie<strong>de</strong>ren" Ba<strong>de</strong>rn überlässt -<br />
insb. da diese Tätigkeiten auf einem Con ohnehin noch seltener vorkommen als Krankheiten,<br />
etc. Hier kann man dann zumin<strong>de</strong>st ein wenig Stan<strong>de</strong>s<strong>de</strong>nken einfließen lassen.<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Während das Mittelalter durch die Vier-Säfte-Lehre dominiert wur<strong>de</strong>, traten zur Renaissance<br />
erstmals abweichen<strong>de</strong> Meinungen auf und verschie<strong>de</strong>ne, neue Erkenntnisse wur<strong>de</strong>n gemacht.<br />
Da sowohl die Lehren Galens als auch einige <strong>de</strong>r Lehren <strong>de</strong>r Renaissance als <strong>für</strong>s LARP<br />
geeignet erscheinen, sollen auch bei<strong>de</strong> hier kurz umrissen wer<strong>de</strong>n.<br />
Bevor man sich <strong>de</strong>r Theorie widmet, muss man sich aber darüber klar wer<strong>de</strong>n, dass Wissen<br />
damals - selbst nach Erfindung <strong>de</strong>s Buchdrucks - kaum schnell zu verbreiten war. Während<br />
heute neue medizinische Erkenntnisse durch Internet, wissenschaftliche Publikationen, etc.<br />
binnen kürzester Zeit die meisten Ärzte erreichen können, konnte es im Mittelalter in<br />
Extremfällen Jahrhun<strong>de</strong>rte dauern, bis neues Wissen sich allgemein durchgesetzt hatte. Wenn<br />
man also davon hört, dass ein bestimmtes Buch im Jahr X veröffentlicht wur<strong>de</strong>, kann man<br />
nicht davon ausgehen, dass es im nächsten Jahr zum Standard <strong>für</strong> alle Ärzte gewor<strong>de</strong>n war,<br />
son<strong>de</strong>rn muss von viel längeren Zeiträumen ausgehen. Fürs LARP ist das eine weitere<br />
Begründung da<strong>für</strong>, dass man sich nicht notwendiger an <strong>de</strong>n fortschrittlichsten Techniken<br />
orientieren sollte, da diese häufig <strong>für</strong> lange Zeit relativ selten blieben. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite
e<strong>de</strong>utet das natürlich auch, dass es viele Techniken gegeben haben dürfte, die sich aus <strong>de</strong>m<br />
einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Grund nicht durchgesetzt haben, so dass die Lücke <strong>für</strong> "kreative"<br />
Mediziner durchaus offen ist.<br />
In Bezug auf <strong>de</strong>n Einfluss <strong>de</strong>r Kirche auf die Wissenschaft sollte man be<strong>de</strong>nken, dass die<br />
Kirche nicht notwendigerweise je<strong>de</strong> neue Theorie ablehnte - in <strong>de</strong>n meisten Fällen stand die<br />
Kirche neuen Erkenntnissen eher neutral gegenüber. Allerdings kam es in einigen Fällen zu<br />
einer Vermischung von wissenschaftlichen und religiösen Argumenten, welche die Kirche<br />
dazu brachte, einzugreifen. So wur<strong>de</strong> zum Beispiel Miguel Serveto 1553 in Genf verbrannt -<br />
allerdings nicht, weil er <strong>de</strong>n kleinen Blutkreislauf (Lungenkreislauf) ent<strong>de</strong>ckte und<br />
propagierte, son<strong>de</strong>rn vielmehr, weil er (als Mitglied <strong>de</strong>r Unitarier) die Dreieinigkeit Gottes<br />
angriff und die Kindstaufe ablehnte. Hätte er sich nur an <strong>de</strong>n Blutkreislauf gehalten, wäre er<br />
wohl kaum auf <strong>de</strong>m Scheiterhaufen gelan<strong>de</strong>t.<br />
Die Humoralpathologie<br />
Wie bereits ange<strong>de</strong>utet bil<strong>de</strong>ten vor allem <strong>de</strong>r hippokratische Corpus und die Vier-Säfte-Lehre<br />
Galens (Humoralpathologie) die Grundlagen <strong>de</strong>r mittelalterlichen, medizinischen Theorie,<br />
insbeson<strong>de</strong>re nach<strong>de</strong>m viele <strong>de</strong>r antiken Schriften über <strong>de</strong>n Umweg <strong>de</strong>r islamischen in die<br />
westliche Welt gekommen waren. Was auf <strong>de</strong>n ersten Blick relativ simpel wirkt (Vier Säfte,<br />
etc.) ist bei genauerer Betrachtung ein hochkomplexes, theoretisches System, weshalb hier<br />
auch nur auf die einfachen Grundlagen eingegangen wer<strong>de</strong>n kann (was aber <strong>für</strong> die<br />
Verwendung im LARP völlig ausreichen sollte, da dort sicher niemand die "korrekte"<br />
Einhaltung <strong>de</strong>r Galenschen Säftelehre kontrolliert). Man sollte aber stets im Blick behalten,<br />
dass die Theorie nicht nur ein häufiger zufällig zusammen gewürfelter Unsinn war, son<strong>de</strong>rn<br />
durchaus die <strong>de</strong>n mittelalterlichen Menschen bekannten Fakten ausreichend erklären konnte.<br />
Dass sie heute wi<strong>de</strong>rlegt ist, be<strong>de</strong>utet nicht, dass die Menschen <strong>de</strong>s Mittelalters dumm o<strong>de</strong>r<br />
einfältig waren - ihnen stan<strong>de</strong>n nur weniger Fakten zur Verfügung.<br />
Zeitlich ist zu beachten, dass die Lehren Galens vor allem von <strong>de</strong>r Antike bis ins 15.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt hinein ihre Blütezeit hatten. Ab <strong>de</strong>r frühen Renaissance (15. Jahrhun<strong>de</strong>rt)<br />
begannen immer mehr Ärzte diese Lehren zumin<strong>de</strong>st in Teilen anzuzweifeln. Als Beispiel<br />
hier<strong>für</strong> mag Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus<br />
(1493-1541), gelten, <strong>de</strong>r als einer <strong>de</strong>r ersten oftmals Kritik an <strong>de</strong>r damals noch<br />
vorherrschen<strong>de</strong>n Lehrmeinung <strong>de</strong>r Vier-Säfte-Lehre (und auch am reinen Bücherwissen <strong>de</strong>r<br />
Gelehrten) übte.<br />
Die Säftelehre, von Galen nie<strong>de</strong>rgeschrieben und weiterentwickelt auf Basis hippokratischer<br />
Werke, die auf <strong>de</strong>r Elementarlehre <strong>de</strong>s Empedokles aufbauen, basiert auf <strong>de</strong>m<br />
Grundgedanken, dass vier Elemente existieren: Feuer, Er<strong>de</strong>, Luft und Wasser. Analog dazu<br />
existieren im menschlichen Körper vier Säfte, die in vier Organen <strong>de</strong>s menschlichen Körpers<br />
gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n: Blut, Schleim, weiße (gelbe) und schwarze Galle. Sind diese Säfte im<br />
Gleichgewicht (Eukrasie) so be<strong>de</strong>utet dies Gesundheit, eine Störung dieses Gleichgewichts<br />
(Dyskrasie) hingegen be<strong>de</strong>utet eine Krankheit. Aber auch verfaulte Körpersäfte<br />
(Kakochymien) und eine angeborene Überempfindlichkeit (Idiosynkrasien) waren möglich.<br />
Störungen dieses Gleichgewichts können durch Fehlverhalten <strong>de</strong>s Patienten (z.B. falsche<br />
Diät), aber auch durch äußere Einwirkungen entstehen. Behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n sie durch innere<br />
Medizin (also Medikamente) o<strong>de</strong>r auch chirurgische Eingriffe.<br />
Saft Element Organ Qualität Farbe Geschmack Typ
Blut Luft Herz heiß, nass Rot süß Sanguiniker<br />
weiße Galle Feuer Leber heiß, trock. Gelb bitter Choleriker<br />
Schleim Wasser Gehirn kalt, nass Weiß Salzig Phlegmatiker<br />
schw. Galle Er<strong>de</strong> Milz kalt, trock. Schwarz scharf Melancholiker<br />
Natürlich gibt es weitere Verbindungen zu Jahreszeiten, Lebensabschnitten, etc. aber auch<br />
astrologischen Faktoren, die erst im Mittelalter hinzugefügt wur<strong>de</strong>n.<br />
Blut zirkuliert nach <strong>de</strong>r Galenschen Ansicht nicht im menschlichen Körper, son<strong>de</strong>rn fließt in<br />
<strong>de</strong>r Regel von Herz und Leber in die Peripherie, wo es verbraucht wird (in Ausnahmefällen<br />
kann die Richtung wechseln). Die Abfallstoffe wer<strong>de</strong>n zurück in die Zentralorgane gebracht<br />
und dort als Kot und Urin ausgestoßen bzw. als russartige Abfallstoffe ausgeatmet. Der wahre<br />
Blutkreislauf wur<strong>de</strong> erst im Jahre 1628 durch William Harvey korrekt beschrieben, wenn auch<br />
in Teilen bereits vorher erwähnt (wenn auch von <strong>de</strong>r gelehrten Mehrheit eher ignoriert).<br />
Galen räumt auch <strong>de</strong>n qualitativen und quantitativen Anomalien <strong>de</strong>s Blutes mehr Gewicht ein<br />
als <strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r übrigen Körpersäfte. Nach Galen ist eine Krankheit auch stets in<br />
einem Organ zu fin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ssen (durch das Ungleichgewicht auslöste) Verän<strong>de</strong>rung erst die<br />
Krankheit darstellt. Grundgedanke bei Galen ist auch, dass <strong>de</strong>r Mensch zu einem bestimmten<br />
Zweck (nämlich <strong>de</strong>r Seele, welche die Entelechie - also Kraft und Endzweck <strong>de</strong>s Körpers -<br />
ist) durch einen Gott geschaffen wur<strong>de</strong>, was seine Funktion erklärt und dazu führt, dass er vor<br />
allem die Frage "Wozu?" und weniger die nach <strong>de</strong>m "Wie?" stellt. Auch fin<strong>de</strong>t das Konzept<br />
<strong>de</strong>s Pneumas 7 (Träger <strong>de</strong>r seelischen Kräfte, das eingeamtet wird) bei Galen weitreichen<strong>de</strong><br />
Anwendung.<br />
Während <strong>de</strong>s Mittelalters wur<strong>de</strong> Galens Lehre zu einem Dogma, seine Schriften mussten von<br />
<strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r Medizin auswendig gelernt und ständig rezitiert wer<strong>de</strong>n, ein Abweichen<br />
von dieser Lehre wur<strong>de</strong> nicht freundlich aufgenommen. Aus diesem Grund gab es auch lange<br />
Zeit so gut wie keine neuen Erkenntnisse o<strong>de</strong>r Forschungen welche von Galens Lehren<br />
abwichen. Dies hängt sicherlich auch damit zusammen, dass Galen stets von "einem" Gott<br />
(o<strong>de</strong>r Schöpfer) schrieb (welcher <strong>de</strong>n Menschen geschaffen hat) und nicht von "<strong>de</strong>n" Göttern -<br />
was seine Lehren natürlich in kirchlichen Kreisen überaus beliebt machte. Auch die späteren<br />
Gelehrten <strong>de</strong>r Renaissance sollten nicht gänzlich mit Galen brechen, son<strong>de</strong>rn nur vorsichtig<br />
versuchen, seine Lehren zu ergänzen und zu korrigieren.<br />
Verwendung im LARP<br />
Die Humoralpathologie ist sicherlich eine <strong>für</strong>s LARP recht nette Theorie, weil sie halbwegs<br />
ambientig klingen<strong>de</strong>s Geschwafel erlaubt. Allerdings hat sie <strong>de</strong>n Nachteil, dass immer die<br />
Gefahr besteht, sie gegen Charaktere verteidigen zu müssen, die mo<strong>de</strong>rneres Gedankengut<br />
vertreten - was auch völlig "erlaubt" ist, da zum Beispiel auch z.B. Paracelsus eine gute<br />
Quelle ist. Letzten En<strong>de</strong>s muss je<strong>de</strong>r selbst wissen, was er will - und auch, wann er eine<br />
Diskussion sanft been<strong>de</strong>n sollte, bevor sie Gefahr läuft, ihren Sinn zu verlieren, weil zwei<br />
verschie<strong>de</strong>ne Zeitalter aufeinan<strong>de</strong>r prallen (welcher Heiler, <strong>de</strong>r die Säftelehre vertritt, will sich<br />
<strong>de</strong>nn wirklich zum Blutkreislauf "bekehren" lassen?).<br />
Sicherlich ist ein Problem (o<strong>de</strong>r auch Vorteil) <strong>de</strong>r Humoralpathologie ihre Komplexität.<br />
Anfangs sieht sie relativ simpel aus, aber wenn man etwas tiefer geht, wird es sehr schwer zu<br />
verstehen, insb. da sie ja aus einer komplett an<strong>de</strong>ren Vorstellungswelt kommt. Fürs LARP<br />
reicht aber zum Glück eine simple Variante, die man auf einer Seite festhalten kann,<br />
vermutlich problemlos überall hin, was es auch erleichtert, mit an<strong>de</strong>ren zu diskutieren: Über<br />
7 http://<strong>de</strong>.wikipedia.org/wiki/Geist#pneuma
die Säfte können noch viele mitre<strong>de</strong>n ohne dass es komisch klingt, aber sobald man mit<br />
Digestitiones (<strong>de</strong>r Verdauungstheorie) anfängt, dürften schon die ersten verwirrten Gesichter<br />
zu sehen sein und sobald man Pneuma in <strong>de</strong>n Raum stellt, hat man <strong>für</strong> gewöhnlich viele seine<br />
Gesprächspartner völlig im Galopp verloren - was nicht notwendigerweise ein Nachteil ist.<br />
Die Renaissance<br />
Neben <strong>de</strong>m Versuch die originalen griechischen Texte unmittelbarer (ohne Verfälschung<br />
durch mehrmalige Übersetzungen) zu begreifen, zeichnete sich die Renaissance dadurch aus,<br />
dass versucht wur<strong>de</strong>, diese Texte (insb. Galen) mit <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r Autopsien von<br />
Leichen und an<strong>de</strong>ren neuen Erkenntnissen in Einklang zu bringen. Es wur<strong>de</strong> von<br />
verschie<strong>de</strong>nen Seiten (meist eher <strong>de</strong>zente) Kritik an <strong>de</strong>r bisherigen Lehrmeinung geübt und<br />
Verbesserungen vorgeschlagen, von einer einheitlichen "neuen" Lehrmeinung kann hier also<br />
noch nicht die Re<strong>de</strong> sein. Auch wur<strong>de</strong> durch die meisten Gelehrten nicht völlig mit Galens<br />
Lehrmeinung gebrochen, obwohl dies durchaus möglich gewesen wäre.<br />
Es wur<strong>de</strong>n vor zahlreiche anatomische Studien unternommen, welche zur Folge hatten, dass<br />
zahlreiche Aspekte <strong>de</strong>r menschlichen Anatomie besser verstan<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n: Das Werk "De<br />
Humanis Corpori Fabrica" von Vesalius (1543) gilt als Meilenstein <strong>de</strong>r Medizingeschichte<br />
und beschreibt viele Aspekte <strong>de</strong>r Anatomie <strong>de</strong>s Menschen weitestgehend korrekt. Auch stellte<br />
zum Beispiel Michael Servetus <strong>de</strong>n Lungenkreislauf richtig dar, während Gabriel Fallopius<br />
die Eileiter sowie das Trommelfell ent<strong>de</strong>ckte und Augenmuskeln, Tränengänge und Eileiter<br />
sehr genau beschrieb.<br />
An <strong>de</strong>r Humoralpathologie wur<strong>de</strong> aber auch in <strong>de</strong>r Renaissance oftmals festgehalten, teilweise<br />
bis ins 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt hinein (im Bereich Esoterik/Naturheilkun<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>t man manche <strong>de</strong>r<br />
Gedanken auch heute noch).<br />
Die Lehren <strong>de</strong>s Paracelsus<br />
Als Beispiel <strong>für</strong> einige Gedanken <strong>de</strong>r Renaissance mag hier Paracelsus (1493-1541) gelten,<br />
<strong>de</strong>r die Humoralpathologie als einer <strong>de</strong>r ersten relativ stark angriff und gleichzeitig die<br />
Pflanzenkun<strong>de</strong> im Sinne <strong>de</strong>r Renaissance (direkter Zugang zu <strong>de</strong>n originalen griechischen<br />
Schriften und Ergänzung dieser durch eigene Forschungen) erweiterte. Natürlich ist<br />
Paracelsus Lehre nur ein Beispiel <strong>für</strong> I<strong>de</strong>en <strong>de</strong>r Renaissance - genauer gesagt han<strong>de</strong>lt es sich<br />
bei Paracelsus um eine Ausnahmeerscheinung und keineswegs um <strong>de</strong>n führen<strong>de</strong>n Vertreter<br />
<strong>de</strong>r Renaissance-Medizin.<br />
Er führte aus, dass die Medizin auf vier Säulen zu ruhen habe:<br />
• Philosophie (im Sinne von "Naturkun<strong>de</strong>" o<strong>de</strong>r "Naturwissenschaft")<br />
• Astronomie (Mikrokosmos-Makrokosmos-Lehre, Einfluss <strong>de</strong>s ,Himmels` auf <strong>de</strong>n<br />
Menschen)<br />
• Alchemie (chemische Arzneikun<strong>de</strong>)<br />
• Proprietas (Stan<strong>de</strong>sethik, Christlichkeit)<br />
Laut Paracelsus sind <strong>für</strong> die Entstehung von Krankheiten fünf Einflüsse (Entia)<br />
verantwortlich:<br />
• Ens Astrale (o<strong>de</strong>r Ens Astrorum) (die Gestirnseinflüsse)<br />
• Ens Veneni (durch <strong>de</strong>n Körper aufgenommenes "Gift")
• Ens Naturale (Vorherbestimmung; Konstitution)<br />
• Ens Spirituale (Einfluss <strong>de</strong>r "Geister", Psychosomatik aber auch Magie, etc.)<br />
• Ens Dei (unmittelbarer Einfluss Gottes)<br />
Dabei sind die ersten drei Einflüsse jene, die auf <strong>de</strong>n Körper, während die bei<strong>de</strong>n letzten auf<br />
<strong>de</strong>n Geist wirken. Eine Krankheit konnte auf eine o<strong>de</strong>r mehrere dieser Einflüsse<br />
zurückgeführt wer<strong>de</strong>n. So konnte zum Beispiel ein aufgenommenes Gift (Veneni) stärker<br />
wirken, wenn es auf eine schwache Konstitution (Naturale) trifft.<br />
Die verschie<strong>de</strong>nen Einflüsse wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>mentsprechend auch verschie<strong>de</strong>n bekämpft:<br />
• Ens astrale durch eher unspezifische aufbauen<strong>de</strong> Mittel, welche <strong>de</strong>n Menschen<br />
allgemein stärken (Immuntherapie) und Lebenselixiere, aber auch Räucherungen um<br />
direkt <strong>de</strong>n Einfluss <strong>de</strong>r Gestirne zu schwächen o<strong>de</strong>r zu än<strong>de</strong>rn.<br />
• Ens veneni durch diverse Mittel (harnför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>, ausleiten<strong>de</strong>, schweißför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>, etc.)<br />
genauso wie A<strong>de</strong>rlass, Schröpfen, etc.<br />
• Ens naturale durch spezifische Therapien nach astrologischen Gesichtspunkten,<br />
Therapie nach Elementlehre, etc.<br />
• Ens spirituale durch "magische" Mittel, Gegenzauber, Suggestivtherapie, Amulette,<br />
etc.<br />
• Ens <strong>de</strong>i durch Bewusstwerdung <strong>de</strong>r metaphysischen Hintergrün<strong>de</strong> von Krankheit, aber<br />
auch Wun<strong>de</strong>rheilungen, etc.<br />
Nach Meinung <strong>de</strong>s Paracelsus baut <strong>de</strong>r Mensch (wie alles an<strong>de</strong>re auch) auf drei Prinzipien<br />
auf:<br />
• Sulphur (Schwefel) als das feurige Prinzip (die Seele <strong>de</strong>s Menschen)<br />
• Mercurius (Quecksilber) als das flüchtige Prinzip (<strong>de</strong>r Lebens-Geist <strong>de</strong>s Menschen)<br />
• Sal (Salz) als das beständige Prinzip (<strong>de</strong>r Körper <strong>de</strong>s Menschen)<br />
Auch hier geht es bei <strong>de</strong>r Heilung um die Wie<strong>de</strong>rherstellung eines Gleichgewichts durch Gabe<br />
von entsprechen<strong>de</strong>n Mitteln.<br />
Eines <strong>de</strong>r wichtigsten Prinzipien <strong>de</strong>s Paracelsus war die Signaturenlehre, die auf <strong>de</strong>m<br />
bekannten Grundsatz "Wie oben, so unten" beruhte: So nahm er zum Beispiel an, dass eine<br />
Blume die aussieht wie ein Herz bei Herzlei<strong>de</strong>n wirkt, stachelige Disteln bei stechen<strong>de</strong>n<br />
Schmerzen in <strong>de</strong>r Brust, etc. Auch war Paracelsus <strong>de</strong>r erste, <strong>de</strong>r <strong>für</strong> Krankheiten auch<br />
unsichtbare, vermehrungsfähige Keime verantwortlich machte<br />
Eines <strong>de</strong>r bekanntesten Zitate <strong>de</strong>s Paracelsus ist ein<strong>de</strong>utig: "All Ding’ sind Gift und nichts<br />
ohn’ Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist."<br />
Verwendung im LARP<br />
Paracelsus ist eine etwas mo<strong>de</strong>rnere aber immer noch taugliche Inspirationsquelle <strong>für</strong> das<br />
Liverollenspiel. Gera<strong>de</strong> seine Krankheitstheorie erlaubt auch die direkte Bezugnahme auf<br />
Magie. Eine Vermischung von Humoralpathologie und <strong>de</strong>n Lehren Paracelsus ist natürlich<br />
ebenso möglich, da erstere noch Jahrhun<strong>de</strong>rte nach ihm Bestand hatte.<br />
Einige seiner Gedanken sind jedoch sehr "gefühlt mo<strong>de</strong>rn" und könnten im LARP <strong>de</strong>n<br />
falschen Eindruck entstehen lassen, man praktiziere "neuzeitliche" Medizin, zum Beispiel
eben <strong>de</strong>r Gedanke <strong>de</strong>r vermehrungsfähigen Krankheitsüberträger, weshalb man hier lieber<br />
eher zurückhaltend sein sollte.<br />
Praxis<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n sollen einige Aspekte <strong>de</strong>r ärztlichen Praxis aufgeführt wer<strong>de</strong>n. Ich bitte auch<br />
die aktuell recht kru<strong>de</strong> Liste <strong>de</strong>r Details zu entschuldigen, sobald die Liste halbwegs inhaltlich<br />
fertig ist, wer<strong>de</strong> ich sie neu formatieren und einteilen.<br />
Man sollte bei <strong>de</strong>n genannten Praktiken und I<strong>de</strong>en immer be<strong>de</strong>nken, dass es zwar in vielen<br />
Fällen Gelehrte gab, die "mo<strong>de</strong>rnere" I<strong>de</strong>en hatten, diese sich aber meist nicht schnell<br />
durchsetzten und vor allem im LARP trotz<strong>de</strong>m "gefühlt mo<strong>de</strong>rn" wirken können. Was hilft es,<br />
wenn man belegen kann, dass eine I<strong>de</strong>e aus <strong>de</strong>m 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt stammt, wenn alle Zuhörer<br />
glauben, es wäre eine neuzeitliche Sache? Persönlich tendiere ich daher, allzu mo<strong>de</strong>rn<br />
wirken<strong>de</strong> I<strong>de</strong>en lieber zu ignorieren, selbst wenn sie in Einzelfällen möglich wären.<br />
Sauberkeit<br />
In <strong>de</strong>r Antike hatte es durchaus Vorschriften über die Sauberkeit von Arzt, Patient und<br />
Instrumenten gegeben - diese waren im Mittelalter aber größtenteils wie<strong>de</strong>r vergessen<br />
wor<strong>de</strong>n. Im Mittelalter war ein hygienischer Arzt ein solcher, <strong>de</strong>r sich nach <strong>de</strong>n Operationen<br />
die Hän<strong>de</strong> wusch, damit er nicht blutig herumlief. Auf die I<strong>de</strong>e, sich selbst o<strong>de</strong>r Instrumente<br />
zwischen zwei Operationen zu reinigen, kam jedoch kaum jemand - so dass natürlich Keime<br />
von einem Patienten zum an<strong>de</strong>ren übertragen wur<strong>de</strong>n.<br />
Verwendung im LARP<br />
Bei <strong>de</strong>r IT-Sauberkeit kann man ruhig etwas großzügig sein, ein allzu keimfreies Vorgehen<br />
dürfte aber eher das Ambiente stören <strong>de</strong>nn hilfreich sein. "Realistisch" kriegt man LARP-<br />
Heilung ohnehin niemals hin. Worte wie "keimfrei", "antiseptisch" o<strong>de</strong>r "Desinfektion"<br />
sollten in je<strong>de</strong>m Fall vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, da sie viel zu mo<strong>de</strong>rn klingen.<br />
Eiter<br />
Wun<strong>de</strong>n die ohne Eiterung abheilten waren im Mittelalter noch die Ausnahme, weshalb<br />
angenommen wur<strong>de</strong>, dass <strong>de</strong>r "gute, lobenswerte Eiter" <strong>de</strong>r Wundheilung zuträglich sei, so<br />
dass oftmals versucht wur<strong>de</strong>, die Eiterung künstlich herbei zu führen, in<strong>de</strong>m z.B. Haarseile in<br />
die Wun<strong>de</strong> eingelegt wur<strong>de</strong>n. Wun<strong>de</strong>n, die ohne Eiter abheilten, wur<strong>de</strong>n meist als "zufällige<br />
Ausnahme" angesehen.<br />
Zwar for<strong>de</strong>rte im zwölften Jahrhun<strong>de</strong>rt Ugo von Lucca, dass stets die Heilung ohne Infektion<br />
und Eiter anzustreben sei, allerdings wur<strong>de</strong> seine Meinung nicht wirklich von vielen<br />
übernommen, noch Jahrhun<strong>de</strong>rte später herrschte aber die Theorie <strong>de</strong>s "guten" Eiters vor.<br />
Interessant ist an dieser Stelle vielleicht anzumerken, dass Hippokrates in <strong>de</strong>r Antike selbst<br />
durchaus ein weitaus besseres Verständnis dieser Vorgänge hatte: Er kannte <strong>de</strong>n Unterschied<br />
zwischen einfachen Wun<strong>de</strong>n ohne Verschmutzung, Gewebetrümmern, etc. und komplizierte<br />
Verletzungen mit viel abgestorbenem Gewebe, Verschmutzung, etc. Erste kann (ggf. vernäht)<br />
primär heilen (weitgehend narbenfrei und komplikationslos), letztere muss meist offen<br />
bleiben und heilt sekundär (größere Narbenbild). Der "gute, lobenswerte" Eiter war <strong>für</strong><br />
Hippokrates nur <strong>de</strong>r weiße, cremige Eiter, <strong>de</strong>r bei sekundärer Heilung auftritt, alles an<strong>de</strong>re
(z.B. dünnflüssiger, riechen<strong>de</strong>r Eiter o<strong>de</strong>r Eiterung bei primär heilen<strong>de</strong>n Wun<strong>de</strong>n) war negativ<br />
und wur<strong>de</strong> ggf. auch mit entsprechen<strong>de</strong>n Arzneien behan<strong>de</strong>lt. Die Metho<strong>de</strong>, je<strong>de</strong> Wun<strong>de</strong><br />
künstlich eitern zu lassen, entstand erst durch falsches Verständnis im Mittelalter - wobei hier<br />
dann auch vollkommen auf die Reinlichkeit die Hippokrates sich zu Eigen gemacht hatte,<br />
verzichtet wur<strong>de</strong> (dieser hatte z.B. die Schafswolle, die er in zerklüftete, verschmutzte<br />
Wun<strong>de</strong>n einbrachte, vorher extra abgekocht).<br />
Verwendung im LARP<br />
Im LARP dürfte Eiter ein reines Stilelement sein, ohne größere Be<strong>de</strong>utung außerhalb von<br />
Diskussionen von Heilern. Praktisch gesehen dürften relativ viele Wun<strong>de</strong>n die unter LARP-<br />
Bedingungen behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, Eiter bil<strong>de</strong>n, die eiterlose Behandlung sollte also eher selten<br />
möglich sein. Die Mär vom "guten, lobenswerten Eiter" sollte auf je<strong>de</strong>n Fall im LARP ein<br />
stylisches Element sein und <strong>de</strong>utlich machen, dass man sich hier Mühe gibt, InTime zu sein.<br />
Man kann zwar natürlich mit historischen Quellen belegen, warum man etwas an<strong>de</strong>res glaubt,<br />
aber dies könnte <strong>de</strong>m "gefühlten" Ambiente abträglich sein (immerhin wird im LARP ja nicht<br />
das Mittelalter simuliert, son<strong>de</strong>rn nur eine "gefühlt" irgendwie mittelalterliche Atmosphäre).<br />
Dreckmedizin<br />
Aus <strong>de</strong>n theoretischen Überlegungen heraus entstan<strong>de</strong>n teils auch <strong>für</strong> heutige Verhältnisse<br />
extrem kurios wirken<strong>de</strong> Vorstellungen, die auch in Wundbehandlungen mittels Dreck und Kot<br />
ihren Ausdruck fan<strong>de</strong>n. So sind zum Beispiel Rezepte mit Hun<strong>de</strong>kot u.ä. bekannt.<br />
Verwendung im LARP<br />
Wenn man es zu gut macht, dürfte einigen Leuten real das Kotzen kommen, trotz<strong>de</strong>m könnte<br />
es in einigen Varianten durchaus ein stilechtes Element darstellen, auch <strong>für</strong> nichtmittelalterliche<br />
Charaktere.<br />
A<strong>de</strong>rlass (o<strong>de</strong>r "Phlebotomie")<br />
Der A<strong>de</strong>rlass ist schlicht und ergreifend die Entnahme einer größeren Menge Blutes. Hier<strong>für</strong><br />
wird eine oberflächennahe Vene <strong>de</strong>s Patienten mit einer Klinge angeschnitten, so dass das<br />
Blut in ein A<strong>de</strong>rlass-Becken fließen kann. Er gehört zu <strong>de</strong>n ältesten überlieferten<br />
medizinischen Therapieformen (bereits im antiken Griechenland zur Zeit Hippokrates war er<br />
bekannt) und wur<strong>de</strong> bis in 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt hinein angewandt, obwohl bereits William Harvey<br />
mit seiner "Ent<strong>de</strong>ckung" <strong>de</strong>s Blutkreislaufes 1628 die theoretischen Grundlagen <strong>de</strong>s<br />
A<strong>de</strong>rlasses wi<strong>de</strong>rlegt hatte.<br />
Diese Grundlage <strong>für</strong> <strong>de</strong>n Glauben an <strong>de</strong>n A<strong>de</strong>rlass war die Säftelehre, nach <strong>de</strong>r eine<br />
Verringerung <strong>de</strong>s Blutes ggf. das Gleichgewicht zwischen <strong>de</strong>n Säften wie<strong>de</strong>rherstellen<br />
konnte. Aber auch die Entfernung "schlechten" o<strong>de</strong>r "krankhaften" Blutes war eine häufige<br />
Begründung <strong>für</strong> <strong>de</strong>n A<strong>de</strong>rlass.<br />
Der A<strong>de</strong>rlass diente oftmals auch <strong>de</strong>r Diagnostik: Nach<strong>de</strong>m Blut abgenommen wor<strong>de</strong>n war,<br />
schritt <strong>de</strong>r Arzt zur "Blutschau", bei <strong>de</strong>r Konsistenz, Farbe, Geschmack, Geruch und<br />
Temperatur <strong>de</strong>s Blutes untersucht wur<strong>de</strong>n, was ähnlich wie die Harnschau zu <strong>de</strong>n beliebtesten<br />
diagnostischen Mitteln zählte.<br />
Zur A<strong>de</strong>r gelassen wur<strong>de</strong> aber nicht an je<strong>de</strong>r beliebigen, son<strong>de</strong>rn meist an genau<br />
ausgesuchten, häufig nach astrologischen Gesichtspunkten bestimmten Stellen. Zahlreiche
Bil<strong>de</strong>r sog. A<strong>de</strong>rlassmännchen, also Darstellung <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Körperteile, sind<br />
überliefert. Für gewöhnlich wur<strong>de</strong>n nur oberflächennahen Venen angeschnitten (o<strong>de</strong>r dies<br />
zumin<strong>de</strong>st beabsichtigt).<br />
Die verwen<strong>de</strong>ten A<strong>de</strong>rlass-Messer ("Flieten" genannt) wur<strong>de</strong>n meist benutzt um<br />
vergleichsweise große Wun<strong>de</strong>n zu schnei<strong>de</strong>n (o<strong>de</strong>r eher zu "schlagen", da die Klinge auf die<br />
Haut aufgelegt und diese dann mit einem Schlag darauf geöffnet wur<strong>de</strong>), da über <strong>de</strong>n Verlauf<br />
<strong>de</strong>r Gefäße oft noch relativ wenig bekannt war.<br />
Ab <strong>de</strong>m 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt kamen sowohl beim A<strong>de</strong>rlass als auch beim Schröpfen so genannte<br />
"Schnepper" ("A<strong>de</strong>rlasschnepper" o<strong>de</strong>r "Schröpfschnepper") zum Einsatz, mechanische<br />
Geräte, bei <strong>de</strong>nen mittels einer Fe<strong>de</strong>r eine (o<strong>de</strong>r mehre) Klingen kurzzeitig hervorsprangen,<br />
die Haut/A<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Patienten öffneten und dann sofort wie<strong>de</strong>r zurück klappten. Dies sollte die<br />
Öffnung <strong>de</strong>r Vene/Haut beschleunigen und weniger schmerzhaft gestalten, allerdings waren<br />
die Geräte dank ihres Aufbaus innen schwer zu reinigen und erhöhten so die Gefahr <strong>für</strong> eine<br />
Übertragung von Krankheiten. Spätere Varianten (zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>r Schröpfschnepper) verfügten<br />
auch über eine Schraube, mit welcher sich die Schnitttiefe regulieren ließ.<br />
Die Becken, in welche das Blut gelassen wur<strong>de</strong>, bestan<strong>de</strong>n meist aus Messing, Zinn o<strong>de</strong>r<br />
Keramik und waren häufig aufwändig verziert. Dieses Becken entwickelte sich im Laufe <strong>de</strong>r<br />
Zeit zum Stan<strong>de</strong>ssymbol <strong>de</strong>r Ba<strong>de</strong>r.<br />
Nach heutigem Verständnis <strong>de</strong>r Schulmedizin hat <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>rlass bei <strong>de</strong>n wenigsten<br />
Krankheitsbil<strong>de</strong>rn einen positiven Effekt. Lediglich in speziellen Fällen (z.B. einer<br />
krankhaften Erhöhung <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r roten Blutkörperchen) wird diese Therapie heute<br />
angewandt. In <strong>de</strong>r Naturheilkun<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>rlass aber auch heute noch Verwendung,<br />
wenn auch diese Form <strong>de</strong>r Behandlung natürlich umstritten ist.<br />
Grundsätzlich kann man sagen, dass ein intensiver A<strong>de</strong>rlass <strong>de</strong>n Patienten natürlich stark<br />
schwächt - immerhin han<strong>de</strong>lt es sich hierbei um einen Blutverlust. Über einige bekannte<br />
Persönlichkeiten <strong>de</strong>r Vergangenheit (insb. George Washington und Wolfgang Ama<strong>de</strong>us<br />
Mozart) wird spekuliert, dass ein A<strong>de</strong>rlass kurz vor ihrem Tod diesen wohl zumin<strong>de</strong>st<br />
beschleunigt hat. Auch besteht die Gefahr beim A<strong>de</strong>rlass, eine Arterie o<strong>de</strong>r Sehne zu<br />
verletzen (erstes konnte leicht zum Verbluten führen).<br />
Verwendung im LARP<br />
Wie viele mittelalterliche Metho<strong>de</strong>n ist <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>rlass <strong>für</strong> die schnelle Unfall-Chirurgie, zu <strong>de</strong>r<br />
die LARP-<strong>Heilkunst</strong> meist verkommt, eher suboptimal. Auf Cons jedoch, auf <strong>de</strong>nen man<br />
etwas mehr Zeit und Ruhe hat, kann ein A<strong>de</strong>rlass - als Therapie o<strong>de</strong>r zur Diagnostik mittels<br />
Blutschau - ein sehr schönes Spielelement sein, welches sich auch gut darstellen läßt:<br />
Man nehme Zwei-Komponenten-Blut (z.B. Kryolan Zauberblut) um einen kleinen Schnitt zu<br />
machen (ein Messer reicht, es muss ja keine Fliete sein) und drücke <strong>de</strong>m Patienten dann einen<br />
kleinen Beutel mit Kunstblut in die Hand, <strong>de</strong>n er langsam ausdrücken soll, so dass dieses in<br />
ein Gefäß läuft. Wenn er <strong>de</strong>n Arm dabei umdreht und <strong>de</strong>n Beutel in <strong>de</strong>r Hand versteckt, sollte<br />
das eigentlich einen schönen Effekt geben.<br />
Zinnschalen als Auffangbehälter gibt es (mehr o<strong>de</strong>r weniger teuer) bei Ebay zu ersteigern.<br />
Ligatur<br />
Das Abbin<strong>de</strong>n von Gefäßen mittels eines chirurgischen Fa<strong>de</strong>ns war in <strong>de</strong>r Antike durchaus<br />
bekannt, ging im Mittelalter aber wohl durch <strong>de</strong>n Übergang <strong>de</strong>r Chirurgie von geistliche in<br />
weltliche Hän<strong>de</strong> verloren. Erst im 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> durch Ambroise Paré wie<strong>de</strong>r eine<br />
Amputation mit Aterienligaturen (Abbin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>r mit einem med. Fa<strong>de</strong>n, z.B. einem<br />
Blutgefäß) durchgeführt.
In <strong>de</strong>r Zwischenzeit behalf man sich stets mit <strong>de</strong>r Kauterisation von Gefäßen - was nicht<br />
selten zum Verbluten führte.<br />
Amputation (Amputatio)<br />
In vielen Fällen unumgänglich war die Amputation, also die Entfernung eines Körperteils.<br />
Beson<strong>de</strong>rs hier war Eile sehr wichtig, da je<strong>de</strong> Sekun<strong>de</strong> die Überlebenschance <strong>de</strong>s Patienten<br />
verringerte.<br />
Amputation war vor allem nötig, wenn sich eine kleinere Wun<strong>de</strong> infiziert hatte und <strong>de</strong>r<br />
Patient an<strong>de</strong>rs nicht mehr zu retten war - wobei natürlich die Amputationswun<strong>de</strong> dann erneut<br />
<strong>de</strong>r Gefahr einer Infektion ausgesetzt war.<br />
Bei <strong>de</strong>r Amputation wur<strong>de</strong> wohl so manches Mal auch ein stark gekrümmtes, fast<br />
sichelförmiges Messer verwen<strong>de</strong>t 8 , mit welchem es möglich war, Haut und Fleisch bei fast<br />
300° <strong>de</strong>s Beines mit einem Schnitt zu zerteilen, <strong>de</strong>r verbleiben<strong>de</strong> Rest konnte dann mit <strong>de</strong>m<br />
Zurückführen <strong>de</strong>s Messers geschnitten wer<strong>de</strong>n. Danach konnte <strong>de</strong>r Knochen mit <strong>de</strong>r Säge<br />
durchtrennt wer<strong>de</strong>n.<br />
Zur Methodik kann gesagt wer<strong>de</strong>n, dass ein Hautlappen aufgeschnitten wird, <strong>de</strong>r dann nach<br />
<strong>de</strong>r Durchtrennung <strong>de</strong>s Knochens über <strong>de</strong>r Wun<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r zusammen genäht wer<strong>de</strong>n kann -<br />
eine wesentlich sicherer Metho<strong>de</strong> als die Kauterisation (und Pechverschluss) <strong>de</strong>r ganzen<br />
Wun<strong>de</strong>. Noch aus <strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt ist ein Holzstich überliefert, <strong>de</strong>r bei einer<br />
Brustamputation zeigt, wie die Wun<strong>de</strong> am En<strong>de</strong> mit einem Kauter ausgebrannt wird.<br />
Verwendung im LARP<br />
Prinzipiell sind Amputationen im LARP kaum sinnvoll: Zum einen ist die Darstellung<br />
bestenfalls schwierig - sowohl die Amputation selbst als auch das Verstecken <strong>de</strong>s<br />
abgeschnittenen Glieds ist relativ schwierig (und unbequem). Zum an<strong>de</strong>ren ist ein<br />
abgeschnittener Arm o<strong>de</strong>r ein abgeschnittenes Bein in vielen Fällen völlig äquivalent zum<br />
Charaktertod, daher sollte eine Amputation allerhöchstens im Einverständnis mit <strong>de</strong>m<br />
betreffen<strong>de</strong>n Spieler durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
(Aus-)Brennen (Kauterisation)<br />
Ausbrennen gehört zu <strong>de</strong>n mittelalterlichen Praktiken, die in gewisser Form auch heute noch<br />
Anwendung fin<strong>de</strong>t - jedoch nicht so, wie es sich die meisten Leute vorstellen. Grundsätzlich<br />
kann man zwei Dinge unter diesem Begriff zusammenfassen:<br />
- Blutungen stoppen, in<strong>de</strong>m Gefäße kauterisiert wer<strong>de</strong>n<br />
- Die Säfte ins Gleichgewicht bringen<br />
Das Kauterisieren von Gefäßen kann durchaus sinnvoll sein. Überlieft ist zum Beispiel ein<br />
Holzschnitt aus <strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt, bei <strong>de</strong>m die Wundfläche einer amputierten Brust mit<br />
einem Kauter ausgebrannt wur<strong>de</strong>. Denkbar sind aber auch kleinere Kauterisationen einzelner<br />
Blutgefäße, was naturgemäß aber schwieriger ist (in einem blutigen Stück Fleisch schnell und<br />
genau die Arterie zu fin<strong>de</strong>n dürfte relativ problembehaftet sein). Die Kauterisation war im<br />
Mittelalter die häufigste Metho<strong>de</strong>, Blutgefäße zu verschließen, nach<strong>de</strong>m die Kenntnis <strong>de</strong>r<br />
Ligatur verloren gegangen war.<br />
Die zweite Metho<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> zumin<strong>de</strong>st von <strong>de</strong>n Griechen überliefert, scheint aber selbst dort<br />
nur das allerletzte Mittel gewesen sein: Wenn sonst nichts mehr half, konnte man durch<br />
8 http://www.fightmasters.com/KnightsInBattle/Surgeon.htm (auch nette Bil<strong>de</strong>r von Fliete, etc.)
"Ausbrennen" versuchen, <strong>de</strong>n Zufluss von schwarzer Galle und Schleim zu verhin<strong>de</strong>rn, in<strong>de</strong>m<br />
die entsprechen<strong>de</strong> Stelle mit einem glühen<strong>de</strong>n Kauter ausgebrannt wur<strong>de</strong>. Enorm<br />
schmerzhaft, wur<strong>de</strong> diese Metho<strong>de</strong> sowohl auf <strong>de</strong>r Haut als auch direkt an Knochen und<br />
Sehnen angewandt um eine Heilung gemäß <strong>de</strong>r Humoralpathologie herbei zu führen.<br />
Die oft gehörte Metho<strong>de</strong>, eine Wun<strong>de</strong> alleine um <strong>de</strong>r Desinfektion wegen auszubrennen,<br />
dürfte im Mittelalter weniger eine Rolle gespielt haben (insb. da <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r Desinfektion<br />
o<strong>de</strong>r auch nur Wundsauberkeit nicht bekannt war), obwohl das Ausbrennen zumin<strong>de</strong>st eine<br />
Infektion mit Tetanus verhin<strong>de</strong>rn kann.. Primär <strong>für</strong> <strong>de</strong>n mittelalterlichen Chirurgen war wohl<br />
eher zu verhin<strong>de</strong>rn, dass <strong>de</strong>r Patient schon bei <strong>de</strong>r Operation verblutete - ein durchaus nicht<br />
kleines Risiko, weshalb oftmals zu Kauterisation und anschließen<strong>de</strong>m Be<strong>de</strong>cken <strong>de</strong>r Wun<strong>de</strong><br />
mit Pech gegriffen wur<strong>de</strong>.<br />
Mögliche Folgen einer Kauterisation sind aber in je<strong>de</strong>m Fall eine Sepsis (Blutvergiftung<br />
durch die bei <strong>de</strong>r Verbrennung entstehen<strong>de</strong>n Giftstoffe), Wundbrand o<strong>de</strong>r auch eine<br />
Thrombose (durch bei <strong>de</strong>r Verbrennung ausgeflockte Eiweiße).<br />
Verwendung im LARP<br />
Die Kauterisation kann im LARP durchaus sinnvolle Anwendung fin<strong>de</strong>n, insb. bei <strong>de</strong>r<br />
Behandlung von größeren Wun<strong>de</strong>n.<br />
Das Ausbrennen auf Basis <strong>de</strong>r Säftelehre kann <strong>für</strong> Ambiente-Behandlungen sicher eine nette<br />
Metho<strong>de</strong> sein (o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st eine angedrohte, falls sonst nichts hilft).<br />
Darmoperation (am Beispiel <strong>de</strong>s Roger von Salerno)<br />
Eine <strong>für</strong> die damalige Zeit erstaunliche Darmoperation führte Roger von Salerno durch.<br />
Anstatt <strong>de</strong>n Patienten mit einem verletzten Darm wie sonst üblich abzuschreiben, setzte er in<br />
<strong>de</strong>n Darm ein ausgehöhltes Holun<strong>de</strong>rrohr ein und nähte <strong>de</strong>n Darm wie<strong>de</strong>r zu. Obwohl die<br />
Metho<strong>de</strong> wohl kaum erfolgreich war (zu groß war die Chance eines Darmverschlusses und<br />
auch die Möglichkeiten, eine gute Darmnaht anzulegen waren eher beschei<strong>de</strong>n), stellte sie <strong>für</strong><br />
damalige Zeiten einen großen Innovationssprung dar.<br />
Ebenfalls von Roger von Salerno überliefert ist die Metho<strong>de</strong> "Hun<strong>de</strong> aufzulegen". Hierzu<br />
wur<strong>de</strong>n bei einem Patienten, <strong>de</strong>ssen Gedärme aus <strong>de</strong>m Bauchraum herausgetreten waren, ein<br />
Hund (o<strong>de</strong>r eine Taube) <strong>de</strong>m ebenfalls <strong>de</strong>r Bauch aufgeschnitten wor<strong>de</strong>n war, aufgelegt.<br />
Durch die Körperwärme <strong>de</strong>s Tieres sollte das Zurückgleiten <strong>de</strong>r Gedärme in <strong>de</strong>n Bauchraum<br />
geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Obwohl die Metho<strong>de</strong> wohl kaum wirksam war, zeigt sie doch die<br />
Kreativität dieses Chirurgen.<br />
Pfeilentfernung 9<br />
Die Entfernung von Pfeilen war im Mittelalter - und auch lange davor - eine häufig<br />
notwendige Operation. Noch Anfang 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt wird von Inselvölkern berichtet, die mit<br />
primitiven Mitteln Pfeilextraktionen durchführten - bis hin zur Trepanation, scheinbar mit<br />
nicht geringem Erfolg. Schon aus <strong>de</strong>r Antike bekannt ist <strong>de</strong>r sog. "Löffel <strong>de</strong>s Diokles",<br />
welcher dazu diente, nach einer Vergrößerung <strong>de</strong>r Wun<strong>de</strong>, vorsichtig am Schaft <strong>de</strong>s Pfeiles<br />
entlang zur Pfeilspitze vorzustoßen und diese mit <strong>de</strong>m Löffel einzufangen, so dass keine<br />
weitere Gewebeschädigung beim Herausziehen (insb. bei Wi<strong>de</strong>rhaken) entstand.<br />
Celsus (etwa 30 vor Chr. bis 50 nach Chr.) berichtet von <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n grundlegen<strong>de</strong>n<br />
Möglichkeiten, einen Pfeil zu entfernen: per erxtractionen' und 'per expulsionem, also<br />
9 "Dissertation Wundballistik bei Pfeilverletzungen"
entwe<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Seite her, durch die er eingedrungen ist (problematisch wg. Wi<strong>de</strong>rhaken,<br />
losen Pfeilspitzen, etc. - hier fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Löffel <strong>de</strong>s Diokles Anwendung) o<strong>de</strong>r durch hindurch<br />
stoßen durch die an<strong>de</strong>re Seite (wenn nur Weichteile dazwischen liegen und die Spitze noch<br />
auf <strong>de</strong>m Schaft sitzt). Für letztere Metho<strong>de</strong> wird <strong>de</strong>r Schaft auch abgebrochen, da die<br />
Befie<strong>de</strong>rung sonst durch die Wun<strong>de</strong> gestoßen wer<strong>de</strong>n müsste. Celsus stellte fest, dass Wun<strong>de</strong>n<br />
mit zwei Ausgängen besser heilten als jene mit nur einem Ausgang.<br />
Im 6. Jahrhun<strong>de</strong>rt schließlich stellte Paulos von Aigina einen Katalog <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />
Pfeilformen, Wi<strong>de</strong>rhaken, etc. auf und wie damit jeweils am besten umzugehen sei. Dies hier<br />
jedoch auszuführen wür<strong>de</strong>n wohl <strong>de</strong>n Rahmen sprengen und <strong>für</strong> <strong>de</strong>n typischen <strong>LARPer</strong><br />
ohnehin nur wenig Sinn machen. Auch erklärte Paulos, wann ein Patient unrettbar sei - in<br />
einem solchen Falle sollte man die Behandlung unterlassen, da an<strong>de</strong>re dies nur als Grund <strong>für</strong><br />
üble Nachre<strong>de</strong> nutzen wür<strong>de</strong>n. In kritischen aber nicht hoffnungslosen Fällen empfahl er<br />
jedoch, eine Operation zu wagen, da dies besser sei als <strong>de</strong>r sichere Tod.<br />
Die auf Bil<strong>de</strong>rn zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Armbrust-Metho<strong>de</strong> (<strong>de</strong>r Pfeil wird an einer gespannten<br />
Armbrust-Sehne befestigt, die <strong>de</strong>n Pfeil beim Abschuss aus <strong>de</strong>r Wun<strong>de</strong> reißt) ist nur eine <strong>de</strong>r<br />
kreativen Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Mittelalters, ähnliche Metho<strong>de</strong>n (z.B. mit Hilfe eines Pfer<strong>de</strong>s) sind<br />
aber auch aus vorchristlicher Zeit überliefert.<br />
Verwendung im LARP<br />
Die Entfernung von Pfeilen gehört sicherlich zu <strong>de</strong>n häufiger zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Notwendigkeiten,<br />
will man nicht dauernd von Durchschüssen ausgehen (die mit Pfeilen eher unwahrscheinlich<br />
sind).<br />
Mehr Anregungen und genauere Informationen hierzu fin<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>r genannten<br />
Dissertation o<strong>de</strong>r (<strong>für</strong> die extrem Interessierten) direkt in Paulos Texten 10 (keine Sorge, das<br />
sind auch nur 5-6 Seiten auf englisch), <strong>für</strong> <strong>de</strong>n normalen LARP-Betrieb sollte aber die Frage<br />
"Durchstoßen o<strong>de</strong>r Herausziehen?" wohl schon genug Stoff <strong>für</strong> eine gute Diskussion liefern,<br />
ganz ohne komplexe Überlegungen zu verschie<strong>de</strong>nen Wi<strong>de</strong>rhaken-Formen, etc.<br />
An dieser Stelle sind auch kurz noch die Verletzungen durch eine Kugel zu erwähnen, da<br />
Feuerwaffen im LARP immer beliebter wer<strong>de</strong>n. Praktisch funktioniert es ähnlich wie die<br />
Pfeilentfernung, nur ist ein starker Blutverlust von Anfang an gegeben, da kein Pfeilschaft die<br />
Wun<strong>de</strong> verschließt. 11<br />
Leichenöffnung (Sektion)<br />
Sektionen waren im Mittelalter - an<strong>de</strong>rs als vielfach behauptet - vermutlich niemals durch die<br />
Kirche verboten (wenn auch trotz<strong>de</strong>m bis etwa zur Renaissance nicht oft durchgeführt).<br />
Spätestens ab <strong>de</strong>m 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt sind Sektionen, insb. im Italien, sehr gut nachzuweisen.<br />
Die Bulle von Papst Bonifaz VIII verbot 1299 zwar das Zerstückeln und Auskochen von<br />
Leichen, jedoch betraf dies nur diese Praxis um prominente Tote als "saubere" Leichen aus<br />
<strong>de</strong>n Kreuzzügen mit nach Hause bringen zu können, nicht aber die Sektion von Toten. 12<br />
Der "anatomische Akt" diente zunächst meist <strong>de</strong>r Illustration <strong>de</strong>s dabei vorgelesenen Textes,<br />
als eigene Forschungsmetho<strong>de</strong> existierte sie (noch) nicht. Es han<strong>de</strong>lte sich dabei oftmals um<br />
ein Spektakel, bei <strong>de</strong>m auch die Öffentlichkeit gegen Bezahlung teilnehmen konnte (obwohl<br />
10<br />
http://web2.bium.univ-paris5.fr/livanc/?cote=37321x02&p=427&do=page - Von <strong>de</strong>r Pfeilentfernung<br />
(englisch)<br />
11<br />
Schussverletzungen im Fantasy-LARP:<br />
http://www.teleservice-koper.<strong>de</strong>/ring_<strong>de</strong>r_heiler/in<strong>de</strong>x.php?showtopic=657<br />
12<br />
"The supposed warfare between Medical Science and Theology"
es natürlich auch "private" Sektionen gab). Ein Professor ("Lektor") hielt dabei die Vorlesung,<br />
er rezitierte dabei Texte von Galen, während ein Chirurg ("Prosector", "Incisor" o<strong>de</strong>r<br />
"Dissector") davon unabhängig die Leiche sezierte. Ein Mitarbeiter <strong>de</strong>s Professors (<strong>de</strong>r sog.<br />
"Demonstrator", "Indicator" o<strong>de</strong>r "Ostensor") zeigte dabei mit einem Stock auf die seiner<br />
Meinung nach gera<strong>de</strong> vorgelesenen Strukturen. Dass dabei Fehler unbemerkt blieben, dürfte<br />
leicht verständlich vor - noch lange hielt sich zum Beispiel <strong>de</strong>r Mythos <strong>de</strong>r "fünflappigen<br />
Leber" - Galen hatte Tiere seziert und diese fünf Lappen auch beim Menschen angenommen<br />
(in Wahrheit sind es zwei). Die Menschen sahen, was sie sehen wollten.<br />
Aber auch Autopsien sind aus <strong>de</strong>m Mittelalter bekannt. 1302 wur<strong>de</strong>n zum Beispiel zwei Ärzte<br />
und drei Chirurgen von einem Magistrat damit beauftragt, <strong>de</strong>n Tod <strong>de</strong>s "Azzelino", bei <strong>de</strong>m<br />
Giftmord vermutet wur<strong>de</strong>, zu untersuchen. Die Beauftragten stellten fest, dass er eines<br />
natürlichen To<strong>de</strong>s gestorben war. 12<br />
1543 veröffentlichte dann Andreas Vesalius "De humani corporis fabrica libri septem",<br />
welches als Meilenstein in <strong>de</strong>r Anatomie gilt. Er vereinigte die praktischen und theoretischen<br />
Belange <strong>de</strong>r Sektion, d.h. die gleiche Person sollte <strong>de</strong>n Körper sezieren und dabei die Theorie<br />
erklären. Außer<strong>de</strong>m stellte er zahlreiche von Galens Fehlern richtig, da er ent<strong>de</strong>ckte, dass<br />
Galen scheinbar nur Tiere seziert und die Ergebnisse auf <strong>de</strong>n Menschen übertragen hatte. 13<br />
Verwendung im LARP<br />
Sektionen dürften im LARP eher selten sein, insb. wegen <strong>de</strong>r schwierigen Darstellbarkeit. Für<br />
<strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>s Falles scha<strong>de</strong>t aber sicherlich das Studium <strong>de</strong>r einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren anatomischen<br />
Darstellung (<strong>de</strong>s gewünschten Zeitraumes) nicht, damit man wenigstens weiß, was man an <strong>de</strong>r<br />
Stelle so in etwa zu erwarten hat.<br />
Betäubung<br />
Betäubung war im Mittelalter durchaus bekannt - wur<strong>de</strong> aber aufgrund <strong>de</strong>r großen Risiken<br />
eher selten eingesetzt. Man halte sich vor Augen, dass selbst heute ein speziell ausgebil<strong>de</strong>ter<br />
Arzt die ganze Betäubung überwacht (und es selbst dann nicht risikofrei ist). In einer Welt,<br />
die keine einheitlichen Messgrößen kannte und bei <strong>de</strong>r die Stärke eines speziellen<br />
Betäubungsmittels nur grob eingeschätzt wer<strong>de</strong>n konnte (die Stärke <strong>de</strong>s Wirkstoffes einer<br />
Pflanze zum Beispiel hängt von div. Faktoren ab, die ohne chemische Analyse kaum<br />
einzuschätzen waren), war die Betäubung wohl eher noch gefährlicher als die eigentliche<br />
Operation - insb. die man die Wirkung vieler Pflanzen und an<strong>de</strong>rer Stoff nur ungefähr kannte.<br />
Verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> natürlich Alkohol, um <strong>de</strong>n Patienten zu beruhigen und zu betäuben, aber<br />
auch sog. "Schlafschwämme" (mit Kräutern getränkt, wur<strong>de</strong>n befeuchtet und in <strong>de</strong>n Mund<br />
genommen) fan<strong>de</strong>n Verwendung: Schon um 1300 herum berichtet Guy <strong>de</strong> Chauliac<br />
(Frankreich) über Komplikationen bei <strong>de</strong>r Anwendung dieses Mittels. Überliefert sind zum<br />
Beispiel Rezepte <strong>für</strong> betäuben<strong>de</strong> Mittel, von <strong>de</strong>nen man heute weiß, dass sie auch leicht<br />
tödlich wirken können.<br />
Manche Operationen sind ohne Betäubung aber kaum <strong>de</strong>nkbar (<strong>de</strong>r Schmerz wür<strong>de</strong> z.B. bei<br />
einem vollständig wachen Patienten zu einer stärkere Blutung führen - man be<strong>de</strong>nke, dass<br />
viele <strong>de</strong>r positiven Effekte <strong>de</strong>s Adrenalins bei so einer Operation negativ sind), so dass man<br />
wohl nicht immer gänzlich auf dieses Mittel verzichten konnte.<br />
13 "Zur Geschichte <strong>de</strong>r anatomischen Sektion", S. 7-8
Die Gefährlichkeit <strong>de</strong>r Betäubung sorgte auch da<strong>für</strong>, dass eine chirurgische Behandlung, wie<br />
z.B. eine Amputation, oftmals möglichst schnell durchgeführt wer<strong>de</strong>n musste, um das Risiko,<br />
dass <strong>de</strong>r Patient verblutete, zu minimieren. Deshalb darf man <strong>für</strong> viele Patienten wohl hoffen,<br />
dass die verwen<strong>de</strong>ten Mittel zumin<strong>de</strong>st eine Schmerzlin<strong>de</strong>rung mit sich brachten.<br />
Verwendung im LARP<br />
Betäubung ist ein zweischneidiges Schwert im LARP: Einerseits erscheint es sicherlich <strong>für</strong><br />
mo<strong>de</strong>rne Menschen "wünschenswert", an<strong>de</strong>rerseits nimmt sie viel vom Spiel mit <strong>de</strong>m<br />
Patienten. Wenn dieser die Schmerzen nicht auszuspielen wünscht, kann er auch einfach<br />
durch die Schmerzen in Ohnmacht fallen, was durchaus häufig vorgekommen sein dürfte.<br />
Insgesamt wür<strong>de</strong> ich Betäubung eher selten empfehlen, um soviel Spiel wie möglich zu<br />
garantieren, in je<strong>de</strong>m Fall aber nur in Absprache mit <strong>de</strong>m Patienten, <strong>de</strong>nn vermutlich ist sie<br />
fast genauso gefährlich wie <strong>de</strong>n Patienten nie<strong>de</strong>rzuschlagen (eine lei<strong>de</strong>r im LARP verbreitete<br />
Idiotie).<br />
Die Länge einer Operation war im Mittelalter sicherlich wesentlich kürzer als man es auf<br />
einem LARP oftmals sieht. Stun<strong>de</strong>nlanges rumschnippeln an einem Patienten wäre bei<br />
schlimmeren Verletzungen ein To<strong>de</strong>surteil - und bei geringeren die reinste Folter. Hier muss<br />
man einfach einen Kompromiss zwischen aufwendiger Darstellung und Realismus fin<strong>de</strong>n.<br />
Schä<strong>de</strong>löffnung (Trepanation)<br />
Schä<strong>de</strong>löffnungen kennt man schon aus <strong>de</strong>r Frühzeit <strong>de</strong>s Menschen. Dabei wird die Kopfhaut<br />
aufgeschnitten und ein Stück <strong>de</strong>s Schä<strong>de</strong>lknochens entfernt. Erstaunlich ist hierbei, dass selbst<br />
damals die To<strong>de</strong>srate nicht so enorm war, wie man sich vorstellen wür<strong>de</strong>. Tatsache ist, dass<br />
viele <strong>de</strong>r prähistorischen, im dt. Raum gefun<strong>de</strong>nen Schä<strong>de</strong>l mit Trepanationsöffnungen<br />
Anzeichen von Knochenneubildung aufweisen - die Menschen hatten <strong>de</strong>n Eingriff also<br />
überlebt. Natürlich muss man be<strong>de</strong>nken, dass in jener Zeit generell nur die Stärksten<br />
überlebten, so dass <strong>de</strong>r typische Patient schon über eine starke Konstitution verfügte und dass<br />
die hygienischen Zustän<strong>de</strong> besser waren als in <strong>de</strong>n Städten <strong>de</strong>s Mittelalters, in welchen viele<br />
Keime paradiesische Zustän<strong>de</strong> vorfan<strong>de</strong>n.<br />
Die Grün<strong>de</strong> <strong>für</strong> <strong>de</strong>n Eingriff waren vermutlich vielfältig (häufig religiös-mystischer Art) - und<br />
in <strong>de</strong>n meisten Fällen dürfte <strong>de</strong>r Erfolg ausgeblieben sein, abgesehen von rein praktischen<br />
Fällen, in welchen lediglich Pfeile entfernt wur<strong>de</strong>n o.ä. Im frühen Mittelalter wur<strong>de</strong>n<br />
Trepanationen durch die Kirche verboten und erst im 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt wie<strong>de</strong>r aufgenommen.<br />
Im 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt dann nahm die Zahl an Trepanationen zu - auch von Scharlatanen, die<br />
angebliche Steine, Metalle o<strong>de</strong>r gar Tiere aus <strong>de</strong>m Schä<strong>de</strong>l schnitten wird berichtet, z.B. in<br />
<strong>de</strong>m Gemäl<strong>de</strong> "Die Narrenheilung" (Die Steinoperation) <strong>de</strong>s Hieronymus Bosch (1450-<br />
1516). 14<br />
Verwendung im LARP<br />
Eine möglicherweise interessante I<strong>de</strong>e, aber wohl schwierig darzustellen. Erfor<strong>de</strong>rt sicherlich<br />
eine ganze spezielle Vorbereitung, eventuell eine fertige Wun<strong>de</strong> zum auf <strong>de</strong>n Kopf legen.<br />
Rein praktisch gesehen gibt es natürlich auch durchaus gute Grün<strong>de</strong> <strong>für</strong> eine Trepanation (z.B.<br />
bei einer Gehirnblutung durch "Pömpfen"), aber die dürften im LARP eher selten zu fin<strong>de</strong>n<br />
sein.<br />
Harnschau (o<strong>de</strong>r "Uroskopie")<br />
14 http://<strong>de</strong>.wikipedia.org/wiki/Trepanation#Mo<strong>de</strong>rne_Medizin
Die Urinschau gehörte neben Puls, Fiebermessung und Blutschau zu <strong>de</strong>n beliebtesten<br />
Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r mittelalterlichen Diagnostik. Hierzu wird <strong>de</strong>r Morgenurin ("beim<br />
Hahnenschrei") in einem speziellen Glasgefäß mit trichterförmiger Öffnung (das Urinal,<br />
Matula o<strong>de</strong>r Uringlas) gesammelt. Das Gefäß wur<strong>de</strong> (vor Sonneneinstrahlung in einem Korb<br />
geschützt) <strong>de</strong>m Harnbeschauer gebracht, <strong>de</strong>r es daraufhin zweimal untersuchte: Einmal frisch<br />
und einmal zwei Stun<strong>de</strong>n alt. 15<br />
Anhand von Konsistenz, Farbe, Geruch, Geschmack und Beimengungen <strong>de</strong>s Urins<br />
diagnostizierte <strong>de</strong>r Arzt gemäß <strong>de</strong>n bereits von Galen eingeführten Vorschriften <strong>de</strong>n Zustand<br />
<strong>de</strong>s Patienten. 20 verschie<strong>de</strong>ne Farben (von kristallklar über hellgelb, kamelhaarweiß,<br />
himbeerrot, brombeerrot, fahlgrün, tiefgrün bis schwarz) wur<strong>de</strong>n in "Fasciculus Medicinae"<br />
beschrieben. Die Konsistenz <strong>de</strong>s Urins wur<strong>de</strong> aufgeteilt in dünn, mittelmäßig o<strong>de</strong>r dickflüssig,<br />
während unter <strong>de</strong>n Beimengungen ("Sedimente") Bläschenbildung, Fetttröpfchen und<br />
verschie<strong>de</strong>ne Nie<strong>de</strong>rschläge verstan<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n. Der Geschmack <strong>de</strong>s Urins wies unter<br />
an<strong>de</strong>rem auf ein Vorliegen <strong>de</strong>r Zuckerkrankheit hin - noch heute zeugt die Bezeichnung<br />
"Diabetes Mellitus" (griech./lat. "honigsüßer Durchfluss") von dieser Metho<strong>de</strong>.<br />
Gute Harnbeschauer waren angeblich in <strong>de</strong>r Lage, männlichen und weiblichen Urin<br />
auseinan<strong>de</strong>r zu halten, wie eine Anekdote zeigt, in welcher <strong>de</strong>r Mönch und Arzt Notker <strong>de</strong>m<br />
bayrischen Herzog Heinrich I (gest. 955) wortgewandt mitteilte, er wer<strong>de</strong> in einem Monat ein<br />
Kind gebären - <strong>de</strong>r Herzog hatte seinen Urin mit <strong>de</strong>m einer schwangeren Hofdame<br />
vertauschen lassen.<br />
Das Uringlas wur<strong>de</strong> zum Inbegriff <strong>de</strong>s ärztlichen Instrumentariums und wur<strong>de</strong> auf vielen<br />
Bil<strong>de</strong>rn verwen<strong>de</strong>t, um Ärzte zu kennzeichnen - noch heute ist das Logo <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Urologie ein Arzt mit Matula.<br />
Verwendung im LARP<br />
Geschmacksfrage, im wahrsten Sinne <strong>de</strong>s Wortes, aber wenn man will, kann man sicherlich<br />
nettes Spiel machen, in<strong>de</strong>m man <strong>de</strong>n Patienten IT <strong>de</strong>n Morgenurin (o<strong>de</strong>r auch an<strong>de</strong>ren)<br />
abnimmt (verwen<strong>de</strong>t wird da<strong>für</strong> natürlich nur gefärbtes Wasser - wie man sieht, muss es nicht<br />
Gelb sein) und dann daraus diagnostische Schlüsse zieht. Sicher mal etwas, was man nicht auf<br />
je<strong>de</strong>m LARP fin<strong>de</strong>t. Für die übliche Notfall-Schlacht-Heilerei ist das natürlich ungeeignet,<br />
das ist eher etwas <strong>für</strong> Cons, wo man Zeit hat und auch ambiente-kranke (o<strong>de</strong>r auch vergiftete)<br />
Patienten fin<strong>de</strong>t.<br />
Hilfsmittel<br />
Die Wundärzte verfügten über eine Vielzahl verschie<strong>de</strong>ner Instrumente, die <strong>für</strong> verschie<strong>de</strong>ne<br />
Zwecke genutzt wur<strong>de</strong>n. Tatsächlich sind es so viele verschie<strong>de</strong>ne Instrumente, dass hier nur<br />
ein Bruchteil <strong>de</strong>r grundlegendsten aufgezählt wer<strong>de</strong>n kann - insbeson<strong>de</strong>re solche, welche auch<br />
im Liverollenspiel Verwendung fin<strong>de</strong>n können. Auch einige grundlegen<strong>de</strong> Konzepte und<br />
I<strong>de</strong>en sollen hier erklärt wer<strong>de</strong>n.<br />
Allgemeiner Hinweis zur Sicherheit: Bei allen metallischen Gegenstän<strong>de</strong>n muss man sich<br />
ggf. natürlich auch über die Gefahren Gedanken machen. Im hektischen Schlachtgetümmel<br />
15 http://<strong>de</strong>.wikipedia.org/wiki/Uroskopie
wür<strong>de</strong> ich zumin<strong>de</strong>st keine spitzen Sachen an <strong>de</strong>n Patienten halten, während z.B. ein Messer<br />
ohne echte Schnei<strong>de</strong> (also stumpf) in einem ruhigen Lazarett vermutlich relativ problemfrei<br />
zur Darstellung benutzt wer<strong>de</strong>n könnte - ein reales, d.h. mo<strong>de</strong>rnes, scharfes Skalpell sollte<br />
man jedoch nicht in die Nähe an<strong>de</strong>rer Spieler bringen. Hier muss je<strong>de</strong>r Spieler selbst darauf<br />
aufpassen, ob eine (reale) Gefahr von seinem Werkzeug ausgeht.<br />
Messer<br />
In <strong>de</strong>r Medizin gab es stets eine Vielzahl an verschie<strong>de</strong>nen Messern <strong>für</strong> verschie<strong>de</strong>ne Zwecke.<br />
Ein "normales" Messer sollte zur Standard-Ausstattung je<strong>de</strong>s Heilers gehören, um damit im<br />
Notfall schnell Kleidung zu öffnen, etc.<br />
Skalpell<br />
Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Skalpellformen, aber prinzipiell han<strong>de</strong>lt es sich dabei<br />
einfach um sehr scharfes Messer mit einer meist relativ kurzen, gekrümmten Klinge, das <strong>für</strong><br />
Schnitte durch die Haut, etc. gut geeignet ist.<br />
Verwendung im LARP<br />
Ein Skalpell muss wohl als Grundausstattung <strong>für</strong> <strong>de</strong>n LARP-Chirurgen gelten. Obwohl<br />
verschie<strong>de</strong>ne Formen <strong>für</strong> verschie<strong>de</strong>ne Schnitte sinnvoller wären, reicht im Normalfall ein<br />
einfaches Skalpell - im Notfall sogar ein normales LARP-Messer (wenn auch unschön) -<br />
völlig aus.<br />
An<strong>de</strong>re Klingen<br />
Es gibt viele weitere Klingenformen, die ein Heiler brauchen kann, z.B. eine sichelförmige <strong>für</strong><br />
Amputationen o<strong>de</strong>r ein Fliet <strong>für</strong> <strong>de</strong>n A<strong>de</strong>rlass, etc. Angaben dazu fin<strong>de</strong>t man bei <strong>de</strong>n<br />
einzelnen Metho<strong>de</strong>n.<br />
Auch alternative Materialien sind <strong>de</strong>nkbar - im alten Peru wur<strong>de</strong>n z.B. Obsidian-Klingen<br />
verwen<strong>de</strong>t, die schärfer sein konnten als je<strong>de</strong>s mittelalterliche Skalpell, da<strong>für</strong> natürlich<br />
aufgrund <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>s Steins evtl. <strong>für</strong> tiefere Schnitte problematisch waren<br />
Na<strong>de</strong>l und Fa<strong>de</strong>n<br />
Na<strong>de</strong>l und Fa<strong>de</strong>n sind klassische Werkzeuge <strong>de</strong>s Chirurgen <strong>für</strong> <strong>de</strong>n Wundverschluss (dank<br />
fehlen<strong>de</strong>r Ligatur im Mittelalter aber weniger <strong>für</strong> die Stoppung <strong>de</strong>r Blutung).<br />
Für innere Nähte wur<strong>de</strong>n auch im Mittelalter organische Fä<strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>t, die sich in <strong>de</strong>r<br />
Wun<strong>de</strong> auflösten, zum Beispiel Blutgefäße o<strong>de</strong>r Därme von (kleineren) Tieren. Bei letzterem<br />
ist beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r "Catgut" (Katzendarm) bekannt gewor<strong>de</strong>n, wobei zu be<strong>de</strong>nken ist, dass<br />
dieser z.B. in Teilen Italiens nicht von <strong>de</strong>r Katze, son<strong>de</strong>rn von wil<strong>de</strong>n Bergschafen stammte<br />
(und lediglich Katzendarm genannt wur<strong>de</strong>, um <strong>de</strong>ssen Herkunft zu verschleiern, da er sich gut<br />
<strong>für</strong> die Herstellung von Musikinstrumenten eignete). In an<strong>de</strong>ren Fällen, zum Beispiel in <strong>de</strong>n<br />
Texten <strong>de</strong>s Arabers Abulcasis 16 (um 939 - um 1013) dürfte jedoch wirklich Darm <strong>de</strong>r Katze<br />
gemeint gewesen sein.<br />
16 http://u0028844496.user.hosting-agency.<strong>de</strong>/malexwiki/in<strong>de</strong>x.php/Abulcasis
Im Mittelalter dürften natürlich die wenigsten medizinischen Fä<strong>de</strong>n steril gewesen sein, was<br />
je<strong>de</strong>m Wundverschluss <strong>de</strong>n Hauch <strong>de</strong>s Glücksspiels mitgab.<br />
Verwendung im LARP<br />
Reale Na<strong>de</strong>ln <strong>für</strong> diesen Zweck sind allerdings vergleichsweise klein, so dass <strong>de</strong>r typische<br />
Beobachter kaum etwas davon mitbekommt. Bei Latex-Na<strong>de</strong>ln entsteht das Problem natürlich<br />
nicht, da sie fast automatisch eine bestimmte Min<strong>de</strong>stgröße haben. <strong>Alte</strong>rnativen dazu sind<br />
gekrümmte Teppichna<strong>de</strong>ln (Vorsicht: Spitz, s.o.), die es in <strong>de</strong>n meisten Kurzwaren-<br />
Abteilungen zu kaufen gibt (alternativ z.B. auch in Zeltfachgeschäften).<br />
Als Fa<strong>de</strong>n eigenen sich einfache Garne recht gut (vorzugsweise auf Holzrollen), alternativ<br />
dazu kann man zu Kunstdarm greifen, <strong>de</strong>r hier recht gut aussieht und die Rolle von sich selbst<br />
auflösen<strong>de</strong>m Fa<strong>de</strong>n spielen kann.<br />
Zum Nähen selbst gibt es viel zu sagen (siehe entsprechen<strong>de</strong> medizinische Lehrbücher), in <strong>de</strong>r<br />
Praxis dürfte aber kaum einem Beobachter auffallen, wenn man hier wirklich viele Details<br />
einfließen lässt.<br />
Knochensäge<br />
Die Knochensäge dient eben genau jenem Zweck: Einen Knochen zu durchsägen. Vor einer<br />
Amputation wur<strong>de</strong> natürlich erst einmal das umliegen<strong>de</strong> Gewebe aufgeschnitten, um <strong>de</strong>n<br />
Knochen freizulegen - durch die Haut zu sägen dürfte eine schnelle Metho<strong>de</strong> sein, <strong>de</strong>n<br />
Patienten umzubringen.<br />
Verwendung im LARP<br />
Die Knochensäge dürfte im LARP vor allem ein eindrucksvolles Deko-Instrument sein - eine<br />
Latex-Knochensäge dürfte immerhin ein gewisses Unbehaben bei so manchem Spieler<br />
hervorrufen. Begründung hier<strong>für</strong> siehe "Amputation".<br />
Uringlas (Matula)<br />
Im Uringlas wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Urin <strong>für</strong> die Harnschau (siehe dort) aufgefangen.<br />
Verwendung im LARP<br />
Zu einem Viertel gefüllt mit gelber Flüssigkeit (Apfelsaft o<strong>de</strong>r gefärbtes Wasser) eignet sich<br />
hier<strong>für</strong> i<strong>de</strong>al eine einfache, klare Weinkaraffe. Hiermit kann dann <strong>de</strong>r Arzt die Urinschau<br />
ausspielen - inklusive Geschmackstest - Prost.<br />
Theriak 17<br />
Theriak war in <strong>de</strong>r Antike ein Antidot, später die klassische Wun<strong>de</strong>rmedizin <strong>de</strong>s Mittelalters<br />
und wur<strong>de</strong> nach einem überaus komplexen Rezept gebraut und unterstand häufig strenger<br />
Kontrolle. Berühmt wur<strong>de</strong> vor allem <strong>de</strong>r venezianische Theriak, auch wenn es natürlich lokale<br />
(preiswertere) <strong>Alte</strong>rnativen gab, insb. da einige <strong>de</strong>r Zutaten nördlich <strong>de</strong>r Alpen so gut wie<br />
nicht aufzutreiben waren (was Venedig, durch seine Position als Han<strong>de</strong>lsstadt am Mittelmeer<br />
einen Vorteil verschaffte).<br />
17 http://<strong>de</strong>.wikipedia.org/wiki/Theriak
Die Wirksamkeit dieses Medikaments darf nach heutigem Verständnis eher bezweifelt<br />
wer<strong>de</strong>n. Als eine mo<strong>de</strong>rne Variante könnte man <strong>de</strong>n sog. "Schwe<strong>de</strong>nbitter" 18 betrachten,<br />
welcher heute in <strong>de</strong>r Naturheilkun<strong>de</strong> auch gegen eine Vielzahl von Beschwer<strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>t<br />
wird.<br />
Verwendung im LARP<br />
Effektiv han<strong>de</strong>lt es sich hier um eine grundlegen<strong>de</strong> Zutat <strong>für</strong> Arzneimittel und eine<br />
Wun<strong>de</strong>rmedizin, ein entsprechend gespielter LARP-Heiler könnte zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>n Namen mal<br />
in <strong>de</strong>n Raum werfen - o<strong>de</strong>r es <strong>für</strong> je<strong>de</strong> beliebige Rezeptur verwen<strong>de</strong>n. Der Effekt ist<br />
vermutlich gering, da <strong>de</strong>r Name nicht vielen Liverollenspielern etwas sagen dürfte (und<br />
außer<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Begriff z.B. durch das Rollenspiel "Das Schwarze Auge" verwässert wur<strong>de</strong>, wo<br />
Theriak aus <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n "gebohrt" wird).<br />
18 http://<strong>de</strong>.wikipedia.org/wiki/Schwe<strong>de</strong>nbitter
Literatur<br />
Die folgen<strong>de</strong> Liste ist in relativ unsortierter Reihenfolge und enthält alle Bücher, die sich<br />
schon in unserer Bibliothek befan<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r zwecks Nachforschung bestellt wur<strong>de</strong>n. Ich weise<br />
darauf hin, dass ich (noch) nicht alle Bücher selbst gelesen habe, nicht gelesene Bücher sind<br />
entsprechend markiert.<br />
Kay P. Jankrift: "Krankheit und Heilkun<strong>de</strong> im Mittelalter", 176 Seiten<br />
Entwicklung <strong>de</strong>r medizinischen Zunft und <strong>de</strong>r Behandlung von Krankheiten im<br />
Mittelalter. Guter Überblick über die Materie, lei<strong>de</strong>r relativ wenig Material über<br />
tatsächliche Behandlungsmetho<strong>de</strong>n. Als allgemeiner Überblick aber gut geeignet.<br />
Lois N. Magner: "A history of Medicine, Second Edition", 611 Seiten<br />
Wolfgang F. Reddig: "Ba<strong>de</strong>r, Medicus und Weise Frau", 160 Seiten<br />
Bernt Karger-Decker: "Die Geschichte <strong>de</strong>r Medizin", 448 Seiten<br />
Peter M. Jones: "<strong>Heilkunst</strong> <strong>de</strong>s Mittelalters", 112 Seiten<br />
Heinz Goerke: "Arzt und Heilkun<strong>de</strong>", 284 Seiten<br />
Ralf Vollmuth: "Traumatologie und Feldchirurgie an <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> vom Mittelalter zur<br />
Neuzeit", 352 Seiten<br />
Online (auszugweise): http://books.google.<strong>de</strong>/books?id=sOat5xGQPVsC<br />
Überblick über die spätmittelalterliche-frühneuzeitliche Chirurgie anhand <strong>de</strong>s Buches<br />
"Große Chirurgie" von Walther Herrmann Ryff (1545).<br />
Dtlef Rüster: "<strong>Alte</strong> Chirurgie. Von <strong>de</strong>r Steinzeit bis zum 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt.", 320 Seiten<br />
Überblick über einige tausend Jahre Chirurgie, sehr nett, wenn auch oberflächlich bei<br />
<strong>de</strong>n Behandlungsmetho<strong>de</strong>n.<br />
Olaf Rippe u.a.: "Paracelsusmedizin", 340 Seiten<br />
Naturheilkundlich angehauchtes Buch, trotz<strong>de</strong>m als Informationsquelle über Paracelus<br />
Thesen recht interessant und nützlich (insb. da Paracelsus Schriften - selbst ins<br />
Hoch<strong>de</strong>utsche übersetzt - <strong>für</strong> einen mo<strong>de</strong>rnen Menschen sehr schwer zu lesen sind).<br />
Kitti Jurina: "Vom Quacksalber zum Doctor Medicinae.", 331 Seiten<br />
"Die Heilkun<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Graphic <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts"<br />
Nancy Siraisi: "Medieval and Early Renaissance Medicine: An Introduction to Knowledge<br />
and Practice", 264 Seiten, englisch<br />
Hubert Sudhues: "Dissertation 'Wundballistik bei Pfeilverletzungen'",<br />
Online: http://miami.uni-muenster.<strong>de</strong>/servlets/DerivateServlet/Derivate-<br />
2146/diss/Dissertation%20Wundballistik%20bei%20Pfeilverletzungen.pdf<br />
Insbeson<strong>de</strong>re die Seiten 12 bis 23 (Behandlung von Pfeilwun<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Antike bis<br />
zur Renaissance) sind überaus interessant.<br />
Kurt Becker: "Anmerkungen zur Geschichte <strong>de</strong>r anatomischen Sektion"
Online: http://wwwalt.med-rz.unisb.<strong>de</strong>/med_fak/anatomie/downloads/Zur_Geschichte_<strong>de</strong>r_anatomischen_Sektion.pdf<br />
Kurzer Text (14 Seiten) mit interessanten Details zu diesem Thema.<br />
Oliver Richter: "Schussverletzungen im Fantasy-Larp"<br />
Online: http://www.teleservice-koper.<strong>de</strong>/ring_<strong>de</strong>r_heiler/in<strong>de</strong>x.php?showtopic=657<br />
Kurzer Text über Schußverletzungen (im LARP)<br />
Michael Schlathölter: "Geschichte <strong>de</strong>r Theorie und Praxis <strong>de</strong>r Wundheilung und<br />
Wundbehandlung"<br />
Online: http://<strong>de</strong>posit.ddb.<strong>de</strong>/cgibin/dokserv?idn=975668986&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=975668986.pdf<br />
Inklusive ca. 25 Seiten von Antike bis Renaissance.<br />
... <strong>für</strong> extrem Interessierte<br />
Die folgen<strong>de</strong>n Titel sind primär originale Texte (meistens ins englische übersetzt) und <strong>für</strong><br />
Leute mit sehr viel Freizeit und noch mehr Durchhaltevermögen bestimmt. In einigen Fällen,<br />
sind aber auch schon kurze Textstellen äußerst aufschlussreich, z.B. Paulos Kapitel über<br />
Pfeilentfernungen.<br />
Hans von Gersdorff: "Feldbuch <strong>de</strong>r Wundarztnei"<br />
Reprint eines Chirurgischen Lehrbuches aus <strong>de</strong>m Jahr 1517.<br />
Wun<strong>de</strong>rschönes, ziemlich IT-taugliches (und noch dazu <strong>für</strong> Heiler-Spieler auf <strong>de</strong>r<br />
Suche nach Vorlagen überaus interessantes) Buch mit tollen Abbildungen, lei<strong>de</strong>r in<br />
Fraktur geschrieben (und nicht gera<strong>de</strong> in mo<strong>de</strong>rnem Hoch<strong>de</strong>utsch), das Lesen erfor<strong>de</strong>rt<br />
also etwas Einarbeitung.<br />
Aulus Cornelius Celsus: "De Medicina", translated by W. G. Spencer<br />
Online: http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Celsus/home.html<br />
Celsus (ca. 30 vor Chr. bis 50 nach Chr.) gehörte neben Galen zu <strong>de</strong>n zu <strong>de</strong>n<br />
wichtigsten Quellen <strong>de</strong>s Mittelalters. Buch VII beschäftigt sich mit <strong>de</strong>r Chirurgie.<br />
"The Seven Books of Paulus Aegineta", translated by Francis Adams<br />
Online: http://web2.bium.univ-paris5.fr/livanc/?intro=egine&statut=charge<br />
Paulus Aegina (ca. 6. Jhdt) wur<strong>de</strong> <strong>für</strong> seine chirurgischen Schriften bekannt, insb. sein<br />
sechsts Buch (zur Chirurgie) wur<strong>de</strong> im Mittelalter gerne herangezogen. Die englische<br />
Version ist erfreulich leicht verständlich und bietet <strong>für</strong> div. chirurgische Eingriffe (z.B.<br />
die Entfernung von Pfeilen) gute Anregungen.<br />
Paracelsus, gesammelte Werke (verschie<strong>de</strong>ne Ausgaben)<br />
Online: http://sunny.biblio.etc.tu-bs.<strong>de</strong>:8080/FAM?PPN=492088861<br />
Paracelsus gesammeltes Werk.