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Franz Jansen-Minßen - Staatliche Führungsakademie für Ernährung ...

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<strong>Franz</strong> <strong>Jansen</strong>-<strong>Minßen</strong><br />

Kurzfassung<br />

<strong>Staatliche</strong> <strong>Führungsakademie</strong> <strong>für</strong> <strong>Ernährung</strong>, Landwirtschaft und Forsten<br />

Das „Kammermodell“ in Niedersachsen<br />

Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat als Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />

eigene gesetzlich verankerte Pflichtaufgaben im Bildungs-, Untersuchungs- und Beratungsbereich<br />

wie auch zahlreiche per Landesverordnung übertragene hoheitliche Aufgaben als<br />

landwirtschaftliche Fachbehörde und als Zahlstelle <strong>für</strong> EU-Förderangelegenheiten. Sie beschäftigt<br />

über 2.000 Mitarbeiter, deren Arbeitszeit sich zu 30 Prozent auf Auftragsangelegenheiten<br />

und 70 Prozent auf die Pflichtaufgaben verteilt. Organisatorisch und personell sind<br />

hoheitliche Aufgaben und Pflichtaufgaben strikt getrennt, wobei über haupt- und ehrenamtliche<br />

Steuerungsgremien der Informationsfluss zwischen den Organisationseinheiten gepflegt<br />

wird, um mögliche Synergien <strong>für</strong> die Facharbeit zu nutzen.<br />

Insgesamt werden 50.000 Betriebe in der Landwirtschaft, 4.300 Betriebe im Gartenbau und<br />

50.000 Waldbesitzer betreut. Weitere Kunden der Landwirtschaftskammer sind das Land<br />

Niedersachsen mit allen Fachbehörden und die kommunalen Gebietskörperschaften sowie<br />

zahlreiche berufsständische Organisationen und die Betriebe der <strong>Ernährung</strong>swirtschaft. Eine<br />

besonders enge Zusammenarbeit besteht im Rahmen des Grünen Zentrums Niedersachsen<br />

mit den berufsständisch getragenen Beratungsringen und dem Landesbauernverband im<br />

Sinne einer niedersächsischen „berufsständischen Verbundberatung“.<br />

Die Landwirtschaftskammer unterliegt – wie alle anderen Organisationen der Landwirtschaft<br />

– der ständigen Anforderung, ihre Organisations- und Personalentwicklung auf den fortlaufenden<br />

Wandel der Beratungs- und Bildungsnachfrage auszurichten. Sowohl das Aufgabenspektrum<br />

als auch die Zahl der Kundengruppen und die Qualität der Beratungsnachfrage<br />

haben in den letzten Jahren ständig zugenommen. Treiber der Nachfrage sind die Agrarpolitik,<br />

die Entwicklung der Agrarmärkte und zunehmend auch die rechtlichen Rahmenbedingungen,<br />

wobei der Trend zu einer Differenzierung zwischen öffentlichen und privaten Interessen<br />

in der Finanzierung, Organisation und Durchführung der Beratung immer deutlicher<br />

zu Tage tritt. Künftige Beratungssysteme, die zwingend mehrere Bausteine erfordern, müssen<br />

sowohl öffentlich-rechtliche als auch private Interessen bedienen. Die Entwicklung von<br />

Verbundsystemen zwischen öffentlichen Einrichtungen und privaten Beratungsanbietern ist<br />

daher eine Notwendigkeit <strong>für</strong> die Zukunft der landesspezifischen Beratungssysteme.<br />

Die ständige aufgabenorientierte Organisations- und Personalentwicklung ist die wichtigste<br />

Führungsaufgabe in Beratungsorganisationen. Notwendige Veränderungen als Chance und<br />

nicht als Bedrohung zu verstehen, ist die Herausforderung der Personalentwicklung.<br />

Die beiden ehemaligen Landwirtschaftskammern in Niedersachsen hatten zu Beginn der<br />

90er Jahre je 8 Abteilungen und 4 Institute mit weit über 70 regionalen Dienststellen in der<br />

Fläche. Heute ist die Landwirtschaftskammer Niedersachsen fusioniert und betreibt 6 zentrale<br />

Geschäftsbereiche <strong>für</strong> die Betreuung von 11 Bezirksstellen, 9 Forstämtern und 10 Bewilligungsstellen<br />

im Lande. Im Zuge der Verwaltungsreform wurden weitere Aufgaben vom<br />

Staat übernommen. Vor Beginn dieser Entwicklung wurden die Landwirtschaftskammern mit<br />

allen Aufgaben und Planstellen zu 60 Prozent vom Land finanziert, heute stehen im Zeichen<br />

der Budgetierung nur noch 40 Prozent Landesmittel zur Verfügung, die zuerst <strong>für</strong> die Finanzierung<br />

der hoheitlichen Aufgaben heranzuziehen sind. Für die umfangreichen Pflichtaufgaben<br />

ist der Landesbeitrag inzwischen auf 26 Prozent gesunken. Vor dem Hintergrund der<br />

zunehmenden Privatfinanzierung der Landwirtschaftskammer wurde die Kameralistik inzwischen<br />

durch privatwirtschaftliche Steuerungsinstrumente wie kaufmännische Buchführung,<br />

Controlling, Zielvereinbarungen und Kostenleistungsrechnung ersetzt. Die Erfahrung belegt,<br />

Forum 2010 – Zukunftsfähige Beratung mit neuen Formen der Zusammenarbeit


<strong>Franz</strong> <strong>Jansen</strong>-<strong>Minßen</strong><br />

Kurzfassung<br />

<strong>Staatliche</strong> <strong>Führungsakademie</strong> <strong>für</strong> <strong>Ernährung</strong>, Landwirtschaft und Forsten<br />

dass die Landwirte im Gegensatz zu den Beratern mit der zunehmenden Privatfinanzierung<br />

der Beratung kein Problem haben, wenn die Leistung stimmt.<br />

Für eine erfolgreiche Organisations- und Personalentwicklung können aufgrund der vorliegenden<br />

Erfahrungen folgende Empfehlungen gegeben werden:<br />

- Jeder Veränderungsschritt bedarf einer grundlegenden Vorbereitung durch eine Analyse<br />

der Stärken und Schwächen bestehender Strukturen unter Einbeziehung aller Arbeitsebenen,<br />

Kooperationspartner und der zu betreuenden Kunden.<br />

- Jede Organisationsveränderung muss durch intensive Maßnahmen der Mitarbeiterinformation<br />

und Coaching begleitet werden. Neue Organisationsstrukturen müssen in den<br />

Köpfen der Mitarbeiter reifen, um in zielorientiertes Handeln umgesetzt werden zu können.<br />

- Finanzvorgaben der Führungsebene, Maßnahmen der Mitarbeiterentwicklung, die Optimierung<br />

der Steuerungssysteme und Arbeitsprozesse sowie die Intensivierung der Kundenbeziehungen<br />

müssen als Gesamtkonzept in einem Managementprozess zusammengeführt<br />

und gecoacht werden.<br />

- In einem Verbundsystem mehrerer Beratungspartner ist entscheidend, dass alle Partner<br />

ihre Schulaufgaben in der Organisationsentwicklung leisten und in gleichberechtigter<br />

Partnerschaft auf Augenhöhe ein gemeinsames Konzept mit gegenseitiger Steuerung<br />

entwickeln. Eine klare Aufgabenteilung ist hierbei hilfreich.<br />

- Alle Beratungsanbieter haben künftig neben der Finanzierung gemeinsam die Probleme<br />

der Nachwuchsrekrutierung, der Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie der Systementwicklung<br />

zur Bedienung öffentlicher und privater Interessen in der Agrarberatung. Künftig<br />

muss es besser gelingen, die Fachhochschulen und Universitäten <strong>für</strong> die Aufgaben der<br />

Beratung zu gewinnen.<br />

Fazit:<br />

Es gibt keine Alternative zur Kooperation von Verbundpartnern bei der Entwicklung von zukunftsfähigen<br />

Beratungssystemen. Bayern und Niedersachsen sind auf einem guten Weg.<br />

Forum 2010 – Zukunftsfähige Beratung mit neuen Formen der Zusammenarbeit

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