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Das Ritual der Gleißenden Dämonen

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Sie schüttelte traurig den Kopf und sah ihm in die Augen.<br />

„Ich hoffe nur, dass du die richtigen Prioritäten setzt, Hans.“<br />

Sie verstummten, als Gerhard Neebel die Bühne betrat. Er<br />

stolperte über ein Kabel, das zu den neben <strong>der</strong> Bühne aufgebauten<br />

Lautsprecherboxen führte, konnte sich gerade noch ab-<br />

fangen und versuchte den unwürdigen Augenblick durch möglichst<br />

souveränes Zurechtrücken seiner Krawatte wie<strong>der</strong> ungeschehen<br />

zu machen.<br />

„Ich wünsche allen Anwesenden einen schönen Abend“,<br />

schrie er lauthals ins Publikum.<br />

Hans Leonardt stöhnte entnervt. „Können die nicht mal das<br />

Mikro einschalten?“<br />

„Lei<strong>der</strong>“, fuhr Neebel mit ebenso kräftiger Stimme fort,<br />

„muss ich Ihnen die Mitteilung machen, dass unsere Tonanlage<br />

durch das Unwetter letzte Nacht offenbar Schaden genommen<br />

hat. In diesem Moment versuchen wir gerade, Ersatz bei einem<br />

Verleih zu bekommen. Der Austausch <strong>der</strong> defekten Teile wird<br />

voraussichtlich nicht lange dauern.“<br />

Hans seufzte tief. Er erinnerte sich an den Sturm <strong>der</strong> letzten<br />

Nacht. Sämtliche Wettervorhersagen hatten ihn nicht kommen<br />

sehen. Er war unter völliger Missachtung <strong>der</strong> üblichen Windverhältnisse<br />

aus südöstlicher Richtung nach Deutschland gekommen.<br />

Fast, als ob ihn die beiden Prager aus ihrer Heimatstadt<br />

mit eingeschleppt hätten. Vielleicht eine gute Möglichkeit,<br />

mit ihnen ins Gespräch zu kommen: Was haben Sie denn für<br />

Wetter mitgebracht? Gemeinsames Lachen. Gute Stimmung.<br />

Schneller Vertragsabschluss.<br />

Ein erneuter Blick auf die Uhr zeigte 20:15. Wenn sie innerhalb<br />

<strong>der</strong> nächsten zehn Minuten anfingen, hatte er noch eine<br />

Chance.<br />

Lea spähte hinter <strong>der</strong> Bühne durch den Vorhang. Ihre Eltern saßen<br />

in <strong>der</strong> dritten Reihe. Daneben erkannte sie die unauffälligen<br />

Gestalten des Ehepaars Winckelmann, die diese Unauffälligkeit<br />

offenbar voll und ganz auf ihren schüchternen Sohn vererbt<br />

hatten. Timm Winckelmann jedenfalls war die absolute Negation<br />

von „cool“, und er war so gewesen, seit sie ihn kennengelernt<br />

hatte. Nett, ja, aber alles an<strong>der</strong>e als cool.<br />

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