Kultur satt - Quartier
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Titel neue linie<br />
Foto: Wolfgang Huppertz<br />
Die U-Bahnhaltestelle Überseequartier im Bau: Der Rohbau war über 20 Meter breit und 200 Meter lang.<br />
weltweit jedes öffentliche Bauvorhaben<br />
50 Prozent teurer wird als geplant.<br />
In der Hälfte der Fälle steigen die Kosten<br />
sogar um bis zu 200 Prozent, und das ist<br />
niedrig angesetzt, weil öffentliche Bauvorhaben<br />
nicht mit Krediten finanziert<br />
werden, sondern mit Steuergeldern. Wie<br />
kann das sein? Nachdem 2009 bekannt<br />
wurde, dass der Bau des ZOBs in Bergedorf<br />
mit über 40 Millionen Euro doppelt<br />
so teuer war wie kalkuliert, wurde eine<br />
Prüfung dieses Phänomens durch den<br />
Rechnungshof veranlasst. Das Ergebnis:<br />
Seit 1989 hatte sich die Stadt bei Baumaßnahmen<br />
um 300 Millionen Euro zu<br />
ihren Ungunsten verrechnet, wobei die<br />
Zusatzkosten aus dem Bau der Elbphilharmonie<br />
nicht berücksichtigt wurden.<br />
Eine der vorrangigen Ursachen identifizierte<br />
der Rechnungshof in übereilten<br />
Beschlüssen der Bürgerschaft, die häufig<br />
keine belastbaren Zahlen kenne, wenn<br />
sie über Projekte abstimme.<br />
Kann eine solche Verschwendung<br />
von Steuergeldern tatsächlich damit erklärt<br />
werden, dass Generation nach Generation<br />
dieselben Fehler begeht? Oder<br />
sind Projekte dieser Größenordnung gar<br />
nicht auf den Weg zu bringen, würde<br />
man realistische Kostenschätzungen<br />
abgeben?<br />
Zwei Seiten derselben Medaille<br />
Der Senat rechtfertigte die gewaltigen<br />
Zusatzkosten für die U4 ungerührt damit,<br />
dass die U-Bahn ja trotzdem wirtschaftlich<br />
sinnvoll sei, weil sie nicht nur<br />
die HafenCity anbinde, sondern auch<br />
eine mögliche Weiterführung nach Wilhelmsburg<br />
berücksichtige. Dabei war<br />
dieser Punkt schon vom Tisch. Im vergangenen<br />
Februar wurde der Verkehrsausschuss<br />
darüber informiert, eine Weiterführung<br />
nach Süden sei sicherlich<br />
wünschenswert, aber bis 2020 auf kei-<br />
nen Fall finanzierbar. Die Wirtschaftlichkeit<br />
der U4 gilt aber trotzdem als<br />
gegeben. Warum? Weil ein U-Bahn-<br />
Anschluss für die anliegenden Grundstücke<br />
eine ganz erhebliche Wertsteigerung<br />
bedeutet. Schon 2002 hieß es<br />
seitens der Baubehörde und des Senats,<br />
eine Erschließung mit Bussen habe den<br />
Nachteil, „dass hierfür die sehr wichtige<br />
Investorenakzeptanz nicht gegeben“ sei.<br />
Die HafenCity Hamburg GmbH, damals<br />
noch GHS, hatte deutlich gemacht, dass<br />
für lokale, nationale und internationale<br />
Investoren eine effiziente Anbindung an<br />
den Personennahverkehr ein kritischer<br />
Erfolgsfaktor für die HafenCity sei. Sie<br />
verlangten massentaugliche, schnelle,<br />
komfortable und imagestarke Lösungen.<br />
Kurz: Die Investoren wollten eine<br />
U-Bahn; sie machten Investitionen im<br />
Überseequartier und dessen bedeutende<br />
Flächen für Einzelhandel, Gewerbe<br />
und Büros davon abhängig.<br />
12 ausgabe 20, dezember 2012 – februar 2013