Oktober 2012 - PDF - Leoben

26. Oktober
■ Von Johannes Gsaxner
Der Nationalfeiertag im Wandel
der Zeit
Der 25.10.1955 war der letzte Tag einer
im österreichischen Staatsvertrag vom
15. Mai 1955 festgelegten Frist, in der alle
alliierten Besatzungssoldaten, die seit dem
Ende des Zweiten Weltkrieges hier stationiert
waren, Österreich zu verlassen hatten.
Am folgenden Tag, dem 26. Oktober 1955,
beschloss der Nationalrat aus freien Stücken
die immerwährende Neutralität unserer
Heimat. Aus diesem Grunde – dem Tag
der Neutralitätserklärung – erkor kurz
darauf das Parlament
den
26. Oktober
zum Gedenktag.
Die oft gelehrte Erklärung
vom „letzten
Soldaten“ als Grund für
dieses Datum muss somit
als falsch betrachtet werden,
zumal der Abzug der
alliierten Besatzungsmacht
bereits Mitte September
1955 abgeschlossen war.
Tag der Fahne. Heute, da die staatliche
Souveränität Österreichs Normalität und
die Freiheiten der Bürger in einem sozialen
Wohlfahrtsstaat selbstverständlich geworden
sind, ist auch das Hissen der rot-weißroten
Fahne auf Häusern zum Feiertag stark
zurückgegangen. Nicht so in den 1950ern
und 1960ern: Am „Tag der Fahne“, wie der
Gedenktag am 26. Oktober damals noch
hieß, war allgemeine Be� aggung der Gebäude
und Wohnungen üblich. Den Menschen
und vor allem der Jugend sollte mit
großen Feiern die historische Dimension
dieses Tages in Erinnerung gerufen und verständlich
gemacht werden.
Nationalfeiertag. Zum „echten“ Feiertag
wurde der 26. Oktober erst im Jahre 1965.
Das Parlament beschloss nämlich in diesem
Jahr, den Tag der immerwährenden Neutralität
zum o� ziellen Nationalfeiertag zu erheben.
Seitdem ist dieser Tag unterrichts-
und arbeitsfrei. Von vielen Traditionen der
Begehung dieses Tages hat sich österreichweit
der „Fitmarsch“ als Breitensportveranstaltung
gehalten. Außerdem führt das
Bundesheer oftmals Angelobungen und
Leistungsschauen durch.
Leoben. Zu Ehren des
26. Oktober fanden
in Leoben früher
unter großer
Anteilnahme
der Bevölkerungaufwendige
Festakte
statt. So marschierten
beispielsweise die
Volksschüler am „Tag der Fahne“
zu Fuß von ihrer Schule zum Kammersaal,
wo dann bei vollem Haus eine Feier
mit Gedichten, Liedern und Ansprachen bekannter
Persönlichkeiten stattfand. Jeder
Schüler erhielt ein rot-weiß-rotes Fähnchen,
zum Teil selbst gebastelt. Zuletzt gab es
zum Nationalfeiertag lange Jahre den – anfangs
sehr gut besuchten – Festakt am
Kirchplatz. Doch im Laufe der Jahre
schwand das Interesse – der freie Tag wurde
anderweitig genutzt oder in Kombination
mit Allerheiligen und Allerseelen zu Herbstferien
ausgebaut.
Dennoch. Es ist für die heutige Jugend und
auch für die Erwachsenen sinnvoll, sich mit
dem Nationalfeiertag zu beschäftigen und
auch ein kurzes Gedenken einzulegen, dass
unsere österreichische Heimat demokratisch
und unabhängig ist und dass alle Bürger
die Vorzüge eines freien Staates genießen
können.
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