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Das trockene Auge: Ein Update über Epidemiologie, Diagnose

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16<br />

Cyclosporin A<br />

Lokal applizierbares Cyclosporin A (CsA)<br />

wurde im Dezember 2002 unter dem Namen<br />

Restasis (Allergan,Inc.) von der amerikanischen<br />

FDA zur Behandlung des <strong>trockene</strong>n<br />

<strong>Auge</strong>s zugelassen.<br />

Der Hauptwirkungsmechanismus besteht<br />

darin, dass durch die Bindung des<br />

Cyclosporins an ein spezifisches Kernprotein,<br />

das Cyclophilin, eine Hemmung der<br />

T-Zell-Aktivierung erfolgt. Dies wiederum<br />

unterdrückt die Produktion proinflammatorischer<br />

Zytokine wie Interferon-<br />

Gamma oder Interleukin 6. So wird<br />

schließlich die Autoimmunantwort gestoppt.<br />

Bei Patienten, die sich einer Organtransplantation<br />

unterziehen mussten und<br />

aus diesem Grund systemisch mit Cyclosporin<br />

A,der klassischen immunsuppressiven<br />

Therapie seit den frühen achtziger<br />

Jahren, behandelt wurden, hatte man beobachtet,<br />

dass sie eine deutlich verstärkte<br />

Tränenproduktion aufwiesen.<br />

Die unseres Wissens nach erste Studie,<br />

die gezielt lokales Cyclosporin zur Therapie<br />

des <strong>trockene</strong>n <strong>Auge</strong>s untersuchte,wurde<br />

1994 publiziert. Gunduz et al. fanden<br />

eine eindeutige Verbesserung der Tränenfilmaufreißzeit<br />

sowie der Bengalrosafärbung,jedoch<br />

keinen Unterschied im Schirmer-I-Test<br />

nach zweimonatiger Therapie<br />

mit 2%-igem Cyclosporin in Olivenöl im<br />

Vergleich zum Vehikel [33].<br />

Es gab nachfolgend zahlreiche Studien,<br />

die Hinweise auf einen inflammatorischen<br />

Hintergrund der KCS und die potenzielle<br />

Wirksamkeit von Cyclosprin A gaben.<br />

So konnte gezeigt werden, dass bei Hunden<br />

mit spontaner idiopathischer KCS die<br />

Azinuszellen der betroffenen akzessorischen<br />

Tränendrüse, sowie der Konjunktiva<br />

einer vermehrten Apoptose unterliegen,während<br />

die Lymphozyten dieser Tiere<br />

ein signifikant niedrigeres Apoptoseniveau<br />

aufwiesen,als es bei den Kontrolltieren<br />

der Fall war. Nach dreimonatiger<br />

Behandlung mit einer 0,2% Cyclosporin<br />

A-Lösung wurde die Lymphozytenapoptose<br />

induziert und die der Epithelzellen<br />

von Tränendrüse und Bindehaut supprimiert<br />

[22]. Jones et al. fanden erhöhte<br />

mRNA-Expressionslevel für die proinflammatorischen<br />

Cytokine TNF-alpha,IL-<br />

1-alpha und -beta, IL-6, IL-8, IL-10 und<br />

| Der Ophthalmologe 1 · 2004<br />

Leitthema<br />

TGF-beta im Bindehautepithel von Sjögren-Syndrompatienten.<br />

Sie fanden außerdem<br />

ein nur präterminal differenziertes<br />

Bindehautepithel und stellten die Hypothese<br />

auf, dass die Umgebung mit vermehrter<br />

Zytokinpräsenz, möglicherweise<br />

zusammen mit anderen Faktoren, dafür<br />

verantwortlich sein könne [38]. Stern<br />

et al.gingen noch einen Schritt weiter und<br />

konstatierten, dass allen Erkrankungen<br />

der <strong>Auge</strong>noberfläche als gemeinsamer<br />

Nenner ein Zytokin-Rezeptor-mediierter<br />

Prozess zugrunde läge [69].Weitere Entzündungs-<br />

und/oder Apoptosekorrelierte<br />

Marker konnten im Bindehautepithel<br />

von an Keratoconjunctivitis sicca (KCS)<br />

und Sjögren-Syndrom erkrankten Patienten<br />

vermehrt nachgewiesen werden.<br />

Hierzu gehörten HLA DR, CD40 und<br />

CD40-Ligand [6].Kunert et al.fanden eine<br />

gewisse Reduktion der Lymphozytenmarker<br />

CD3,CD4 und CD8 nach Cyclosporin<br />

A-Therapie von KCS-Patienten mit und<br />

ohne Sjögren-Syndrom sowie eine signifikante<br />

Abnahme der Zellen positiv für<br />

CD11a und HLA DR,die beide als Marker<br />

für die Lymphozytenaktivierung dienen<br />

[43].<br />

Die beiden umfangreichen, randomisierten<br />

Multicenterstudien der CsA-Phase-III-Study-Group<br />

belegten am Menschen<br />

die Wirksamkeit und Sicherheit einer<br />

sechsmonatigen Lokaltherapie mit einer<br />

0,05%- und 0,1%-igen Cyclosporin A-<br />

Emulsion,die 2mal täglich an 877 Patienten<br />

mit mäßiggradigem bis schwerwiegendem<br />

<strong>trockene</strong>m <strong>Auge</strong> angewendet<br />

wurden. Es konnten signifikante Verbesserungen<br />

im Hornhautfärbetest und beim<br />

Schirmer-I-Test nachgewiesen werden.<br />

Zusätzlich wurde bei der 0,05%-igen<br />

Emulsion eine signifikante Verbesserung<br />

der subjektiven Parameter Verschwommensehen,Bedarf<br />

an zusätzlichen Tränenersatzmitteln<br />

sowie dem Gesamteindruck<br />

des <strong>Auge</strong>narztes im Hinblick auf<br />

das Ansprechen der Therapie festgestellt<br />

[61].Höhere CsA-Konzentrationen boten<br />

keine weiteren Vorteile [70]. Die gleiche<br />

Therapie reduzierte in anderen Studien<br />

die Expression der mRNA des proinflammatorischen<br />

IL-6 [78],sowie den prozentualen<br />

Anteil der für HLA DR, CD40,<br />

DC40-Ligand und Fas-positiven Zellen<br />

(nur CsA 0.05%) in der Flow-Zytometrie.<br />

Der größte Effekt wurde hier für HLA DR<br />

festgestellt [5]. Die sechsmonatige lokale<br />

CsA-Therapie resultierte in einer Studie<br />

von Kunert et al. in einer Erhöhung der<br />

Becherzellzahl bei KCS-Patienten mit und<br />

ohne Sjögren-Syndrom, sowie in einem<br />

verminderten Turnover der Bindehautzellen<br />

bei nicht an Sjögren-Syndrom leidenden<br />

KCS-Patienten [42]. Es wurden<br />

keine relevanten CsA-Spiegel im Blut von<br />

Patienten gefunden, die die lokale Standardtherapie<br />

von 0,05%- und 0,1%-iger<br />

Cyclosporin A Emulsion, 2× täglich erhielten<br />

[68].<br />

Cross et al. konnten nach CsA-Therapie<br />

neben den verbesserten objektiven Parametern<br />

auch die erhöhte subjektive Zufriedenheit<br />

der Patienten und den verminderten<br />

Verbrauch an Tränenersatzmitteln<br />

feststellen [10].<br />

Die lokale Anwendung von CsA erlaubt<br />

nach diesen Studien eine wirkungsvolle<br />

Mehr Informationen zum Thema<br />

„Trockenes <strong>Auge</strong>“<br />

Internetlinks und Kontaktadressen<br />

• http://www.augeninfo.de<br />

Berufsverband der <strong>Auge</strong>närzte<br />

Deutschlands e.V. (BVA)<br />

D-40474 Düsseldorf,Tersteegenstr. 12<br />

D-40401 Düsseldorf, Postfach 30 01 55<br />

Tel. 0211/43037–00, Fax 0211/43037–20<br />

E-mail: bva@augeninfo.de<br />

Arbeitsgruppe „Trockenes <strong>Auge</strong>“ des BVA<br />

Leitung: Prof. Dr. med. H. Brewitt<br />

• http://www.tearfilm.org<br />

Tear Film & Ocular Surface Society<br />

Amy G. Sullivan, Senior Marketing Manager<br />

121 Madison Avenue, Apartment #5J<br />

New York, NY 10016 USA<br />

Phone/Fax: +1 212.545.0292<br />

E-mail: amy@tearfilm.org<br />

Buchtipps<br />

• Brewitt H, Zierhut M (Hrsg) (2001)<br />

Trockenes <strong>Auge</strong>, Anatomie, Physiologie,<br />

Pathophysiologie, Diagnostik,Therapie.<br />

Kaden-Verlag, Heidelberg<br />

• Sullivan DA, Calmenson SA, Stern ME,<br />

Dartt DA (eds) (2002) Lacrimal Gland,Tear<br />

Film, and Dry Eye Syndromes 3: Basic<br />

Science and Clinical Relevance (Advances<br />

in Experimental Medicine and Biology,V.<br />

506) Kluwer Academic/Plenum Publishers,<br />

New York Boston Dordrecht London<br />

Moskau

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