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Konferenzbericht (PDF) - Dräger-Stiftung

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das heißt in erster Linie Investitionen in<br />

Universitäten und Forschungsinstitute – zu<br />

realisieren. Dabei wäre jedes Fraunhofer-<br />

Institut mehr ein großer Vorteil im inter -<br />

nationalen Wettbewerb. Ich brauche nur<br />

an meine Heimat Baden-Württemberg<br />

zu denken. Als ich 1982 mit einem<br />

Forschungs konzept und For schungsin ves -<br />

titionen angefangen habe, hat mir der<br />

Kollege Dohnányi aus Hamburg damals<br />

noch bestätigt, technisch seien wir gut,<br />

aber in der Kultur fehle es. Nur, heute<br />

lacht niemand mehr darüber, dass im<br />

Grunde alles eine Frage des Infrastruk tur -<br />

wett be werbs ist.<br />

Und wenn Sie jetzt fragen, was kann die<br />

Wirtschaftspolitik im Ganzen tun, dann<br />

kann sie eigentlich nur die Infrastruktur<br />

verstärken. Wenn wir z.B. über die Sub -<br />

ventionspolitik für die neuen Länder reden,<br />

sage ich Ihnen, dass wir uns diese Sub -<br />

ventionen ganz genau ansehen sollten. Wir<br />

verbrauchen zu viel Geld für Einzelsub ven -<br />

tionen und bauen unsere Leistungsinfra -<br />

struktur nicht ausreichend aus. Und wenn<br />

wir von Infrastruktur reden, reden wir oft<br />

genug vom dritten Autobahnstreifen. Aber<br />

das ist nicht das Thema. Sicher ist die<br />

Verkehrsinfrastruktur wichtig. Aber noch<br />

wichtiger sind die Bildungsinfrastruktur und<br />

die Forschungsinfrastruktur. Denn<br />

Deutschland muss sich über den<br />

Produktionsstandort hinaus als Bildungsund<br />

Forschungs stand ort einen Namen<br />

machen, und hierbei ist auch der<br />

Mittelstand gefordert. Bei unseren<br />

Lohnkosten können wir als reiner Produk -<br />

tionsstandort im globalen Wettbewerb<br />

nicht bestehen. Und Deutschland wird ein<br />

Hochlohnstandort bleiben. Ich will es noch<br />

einmal in Stichworten sagen: Wir können<br />

die Löhne in Deutschland nicht senken.<br />

Wir müssen froh sein, wenn wir die Real -<br />

löhne halten können. Alles andere halte<br />

ich für eine Illusion. Zwar reden alle über<br />

Lohn senkungen und Lohnflexibilität, aber<br />

in Wirklichkeit verstehen wir darunter le -<br />

diglich, dass das Lohnniveau nicht rascher<br />

steigt als die Inflationsrate oder die Pro -<br />

duk tivitätsrate. Damit bleiben wir ein Hoch -<br />

lohnland. Denn wenn Sie überlegen, dass<br />

Volkswagen jetzt entschieden hat, die<br />

nächste Fabrik nicht in Shanghai zu bauen,<br />

weil die Löhne dort mit € 1,20 pro Stunde<br />

zu hoch seien, sondern lieber für € 0,84<br />

nach Nordchina zu gehen, dann müssen<br />

wir mal überlegen, wo wir da bleiben mit<br />

unseren € 26 Stundenlohn, die in Wolfsburg<br />

bezahlt werden. Selbst bei € 13 in Barce -<br />

lona, oder sogar noch bei € 4 in Tsche chien<br />

bei Skoda sind wir nicht konkurrenz fähig.<br />

Lassen Sie mich außerdem auch gleich mit<br />

einem weiteren Irrtum aufräumen, der die<br />

Lohnnebenkosten betrifft: es ist einer der<br />

größten Irrtümer zu behaupten, wir könnten<br />

die Lohnnebenkosten insgesamt senken.<br />

Das halte ich nicht für möglich. Ich glaube<br />

nicht, dass wir die Rentenkosten in<br />

Deutsch land senken können. Dabei ist das<br />

ein völlig unpolitisches Problem: Wir haben<br />

acht Rentnerjahrgänge ungedeckt, weil wir<br />

acht Rentnerjahrgänge zu viel haben, weil<br />

die Deutschen im Durchschnitt acht Jahre<br />

älter werden. Darüber brauchen wir doch<br />

gar nicht lange zu diskutieren – Sie können<br />

das drehen und wenden wie Sie wollen,<br />

Sie kriegen die Rentenkosten nicht runter<br />

in einer Gesellschaft, die acht Rentner -<br />

jahrgänge zu viel hat. Und in der Renten -<br />

kasse ist nichts drin – wir haben das ge -<br />

prüft. Wir bräuchten jetzt eigentlich acht<br />

zusätzliche Beitragsjahrgänge, aber woher<br />

wollen Sie die so schnell kriegen, wenn die<br />

Lebensarbeitszeit eher immer kürzer als<br />

länger wird. Heute kommen die jungen<br />

Leute nicht mehr mit 14 von der Lehre<br />

sondern mit 28 von der Universität (wenn<br />

sie dort bis zum Vorruhestand nicht blei -<br />

ben dürfen), und gehen zum Ausgleich<br />

nicht mit 65 – wir diskutieren 67 – in den<br />

Ruhestand, sondern im Schnitt mit 60, und<br />

sind auf dem besten Weg zu 55. Und jetzt<br />

erzählen Sie mir mal, wie Sie die Renten -<br />

kosten senken können, auch wenn Sie<br />

jetzt einen Teil der Rentenbeiträge über<br />

die Ökosteuer an der Tankstelle bezahlen<br />

können – ein Ausweg, ohne Frage. Wenn<br />

es stimmt, dass der, der viel einzahlt, viel<br />

Rente bekommt, müssten Sie eigentlich<br />

am Wochenende mit der Familie auf die<br />

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