Konferenzbericht (PDF) - Dräger-Stiftung
Konferenzbericht (PDF) - Dräger-Stiftung
Konferenzbericht (PDF) - Dräger-Stiftung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
50<br />
stand zu ermatten, weniger intensiv mit<br />
ihren dem Beruf zugewandten Eltern leben<br />
zu können, bei der Übernahme des Be -<br />
triebes nicht im Selbstbewusstsein des<br />
Pioniers beginnen zu dürfen und vielleicht<br />
auch unter dem Schatten des großen Na -<br />
mens zu leiden.<br />
Wirtschaftlich erfolgreiche Eltern bemühen<br />
sich deshalb, ihre Kinder ohne Wohlstandsbehagen<br />
aufwachsen zu lassen, können sie<br />
aber nicht in die Garage verweisen und<br />
selbst in der Villa leben. Sie wählen den<br />
vielversprechenden Weg, körperliche Tüch -<br />
tigkeit und Selbstdisziplin, aber auch das<br />
Gebot der Fairness unter Gleichen im Sport<br />
einzuüben, im Musikinstrument Bildungs -<br />
erlebnis und Anstrengungserfolg zu ver -<br />
mitteln, im Auslandsaufenthalt Selbst bestimmung<br />
und Eigeninitiative zu erproben, neh -<br />
men Sohn und Tochter auch mit auf die<br />
Holzfällertour in Kanada, neigen gelegent -<br />
lich aber auch dazu, mit übermäßiger<br />
Strenge und Verboten die wirtschaftliche<br />
glückliche Ausgangslage kompensieren zu<br />
wollen.<br />
Vor allem aber haben Eltern ihren Kindern<br />
trotz beruflicher Inanspruchnahme viel Zeit<br />
zu widmen. Zutrauen der Kinder zu den<br />
Eltern entsteht beim Kleinkind, kann später<br />
nicht nachgeholt werden. Deshalb müssen<br />
Vater und Mutter sich bewusst sein, dass<br />
die berufliche und die familiäre Aufbau -<br />
phase gleichzeitig und gleichrangig ver -<br />
laufen, die Zuwendung zum Säugling und<br />
Kleinkind also den Unternehmensnachfolger<br />
sichert. Bei der Übergabe des Betriebes<br />
haben die Eltern dem Nachfolger das wich -<br />
tigste Rüstzeug mitzugeben, das sie zu ver -<br />
mitteln haben: ihr Vertrauen. Deshalb ist<br />
der Be trieb rechtzeitig zu übergeben. Der<br />
erfah rene Betriebsinhaber muss seinem<br />
Nach folger Chancen bieten, also Risiken<br />
eröff-nen und Fehler tolerieren. Er muss<br />
ihn in die Freiheit entlassen und sich selbst<br />
mög lichst vollständig zurückziehen. Wer<br />
gegenüber dem eigenen Nachwuchs über -<br />
höhte, unerfüllbare Leistungserwartun gen<br />
formuliert, sein besseres Wissen nicht ver -<br />
trauensvoll anbietet, sondern vor Mitar beitern<br />
demonstriert, möglicherweise sogar den<br />
Gewinn des Nachfolgers vertraglich zu<br />
binden sucht, bekundet sein Misstrauen,<br />
bricht das Selbstbewusstsein und den Stolz<br />
des Nachfolgers und darf sich dann nicht<br />
wundern, wenn ein gebrochener Mensch<br />
zur Unternehmensführung nicht tauglich ist.<br />
In diesem Erziehungsauftrag ist es hilfreich,<br />
sich an den verfassungsrechtlichen Drei -<br />
klang von Mensch, Person und Persönlich -<br />
keit zu erinnern, den das Grundgesetz für<br />
jedermann garantiert. Jeder Mensch ist mit<br />
Würde, Individualität und Freiheit begabt,<br />
deswegen in seinem Dasein und Sosein<br />
willkommen. Die Person – definiert von<br />
prosopon, persona, der Maske, die der<br />
antike Schauspieler in der von ihm über -<br />
nommenen Rolle dem Publikum zeigte –<br />
berechtigt zur Teilnahme am Rechtsverkehr<br />
und Gemeinschaftsleben in der Weise, die<br />
der Berechtigte freiheitlich ausgewählt hat.<br />
Die Persönlichkeit ist die zur Sittlichkeit<br />
und Freiheit fähige Person, die ihr Frei -<br />
heitsrecht stets in Verantwortlichkeit für ihr<br />
Gegenüber, im Bewusstsein von des sen<br />
Rechten und Persönlichkeit wahrnimmt.<br />
Das Grundgesetz sucht dieses Menschen -<br />
bild als Grundlage einer freiheitlichen Ge -<br />
sellschaft und eines demokratischen Staates