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jüdisches leben_innen.qxd - Geschichtswerkstatt Mülheim

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hat und 1878 Sarah Baum aus Elsdorf geheiratet hat. Sarah Heymann ist 1944 in Theresienstadt<br />

ermordet worden.<br />

Das Grundstück Wallstr. 68 liegt unmittelbar gegenüber dem späteren Geschäftsbetrieb<br />

von Carl Heymann und Willi Oppenheimer in der Buchheimer Str. 13-15. Es ist<br />

anzunehmen, dass Carl Heymann hier aufgewachsen ist und sich hier eine Existenz als<br />

Kaufmann aufgebaut hat. Aus den wenigen Quellen ist zu entnehmen, dass er ein kluger,<br />

erfolgreicher und sozial handelnder Unternehmer war. Es ist daher denkbar, dass er in jungen<br />

Jahren eine besondere Beziehung zu <strong>Mülheim</strong> entwickelt hat und sich deshalb hier als<br />

junger Kaufmann auch stark engagiert hat.<br />

Vielleicht können Nachweise zu seiner Herkunft oder zur Gründung des Unternehmens<br />

von Willi Oppenheimer in Archiven gefunden werden, die uns bisher nicht zugänglich<br />

waren. Meinhard Heymann, Metzger aus der Freiheitsstraße 35 und ranghohes Mitglied<br />

der Synagogengemeinde, war vermutlich sein Onkel.<br />

Seine berufliche und soziale Tätigkeit<br />

In der Dokumentation der Handelskammer für den Kreis <strong>Mülheim</strong>/Rhein finden sich mehrfache<br />

Hinweise für die hervorragenden kaufmännischen Fähigkeiten und Berufungen von<br />

Carl Heymann.<br />

Carl Heymann war als selbständiger Kaufmann und Inhaber eines großen Herrenbekleidungsgeschäftes<br />

Vorsitzender des Einzelhandelverbandes <strong>Mülheim</strong>, des „<strong>Mülheim</strong>er Detaillistenvereins“.<br />

Seit 21.1.1905 war er Mitglied des Kaufmannsgerichtes zu <strong>Mülheim</strong> 1<br />

und von 1908 bis zu dessen Auflösung in 1914 Mitglied der Handelskammer <strong>Mülheim</strong> 2.<br />

In 1907 wurde er von der Handelskammer <strong>Mülheim</strong> zum vereidigten Gutachter für gerichtliche<br />

Angelegenheiten in „Manufakturwaren“ bestellt.<br />

Auf dem Hintergrund der späteren Diskriminierungen, war diese Karriere eines jüdischen<br />

Geschäftsmannes ein auffallendes Zeichen für ein gutes Miteinander von jüdischen<br />

und christlichen <strong>Mülheim</strong>ern.<br />

Carl Heymann war auch in der Synagogengemeinde <strong>Mülheim</strong> engagiert, die erst im<br />

Mai 1929 der Kölner Gemeinde angeschlossen wurde. In der Abschiedsfeier zur Aufgabe<br />

der Selbständigkeit dankt der Handelsgerichtsrat Carl Heymann namens der Repräsentanz<br />

dem scheidenden Gemeindevorsteher Max Cahen für die kluge und gerechte Leitung der<br />

Gemeinde durch ihn und seit über 200 Jahren durch Mitglieder seiner Familie.<br />

Seine finanzielle Situation<br />

Karl Heymann war im Jahre 1932 ein wohlhabender Mann in <strong>Mülheim</strong>. Neben dem Wohnund<br />

Geschäftsgrundstück mit dem Bekleidungshaus Oppenheimer in der Buchheimer<br />

Straße 13-15 besaß er vier Mietshäuser und zwar am Clevischen Ring 80 und 82 sowie<br />

Wallstraße 87 und 89.<br />

Er selbst bewohnte ab den 1920er Jahren eine schöne Gründerzeitvilla in der Rhodiusstraße<br />

10 (s.u.), die er dem Fabrikdirektor Heinrich Steinkrüger, Vorstand der Farbwerke<br />

Rasquin AG, abgekauft hatte. 4 Im Adressbuch von 1914 war sein Geschäftshaus noch als<br />

seine Privatadresse eingetragen. Herr Heymann soll nach Angaben einer Zeitzeugin sehr<br />

sozial eingestellt gewesen sein. Wie sie berichtete, habe er jährlich 40 Kommunionkinder<br />

unentgeltlich eingekleidet. 5<br />

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