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jüdisches leben_innen.qxd - Geschichtswerkstatt Mülheim

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Diese Anzeige vom 23.3.1933 verweist auf das vierunddreißigjährige<br />

Bestehen des Herrenbekleidungshauses Oppenheimer,<br />

eine Woche vor den Boykottaktionen am 1.4.<br />

1933. Heymann schreibt seinen Vornamen seit den 30 er<br />

Jahren mit „K“ statt zuvor mit „C“. Dies scheint ein Hinweis<br />

zu sein für Anpassung an eher „deutsche Schreibweisen“. In<br />

welchem Ausmaß die Geschäfte von Carl Heymann boykottiert<br />

wurden, ist nicht bekannt.<br />

Auflösung des Geschäftsbetriebes<br />

Die von den Nationalsozialisten geförderte Konkurrenz breitete<br />

sich jedoch sehr<br />

bald aus. Im Mai 1933<br />

eröffnete ein neues Herrenbekleidungsgeschäft in<br />

<strong>Mülheim</strong>. Der Inhaber W. Leiteke inserierte in der<br />

NSDAP-Wochenzeitung „Westdeutscher Beobachter“:<br />

„Ganz <strong>Mülheim</strong> und Umgebung freut sich über die<br />

Errichtung eines neuen deutschen Fachgeschäftes für<br />

gute, fertige Herrenkleidung. Eröffnung: Mittwoch, 23.<br />

Mai, Frankfurter Str. 38. FFüürr nnaattiioonnaallee VVeerrbbäännddee aallllee<br />

KKlleeiidduunngg pprreeiisswweerrtt..““ 5b<br />

Der in fast 34 Jahren gut florierende und engagiert<br />

betriebene Geschäftsbetrieb geriet in Schwierigkeiten. Heymanns Geschäft konnte<br />

sich nicht mehr halten. Ende Oktober 1933 gab Heymann das Herrenkonfektionsgeschäft<br />

Oppenheimer auf und kündigte einen Totalausverkauf mit günstiger Gelegenheit zum<br />

Einkauf für Allerheiligen an.<br />

Über die Hintergründe und wahrscheinlichen Drangsalierungen, die zur Auflösung führten,<br />

haben wir keine konkreten Kenntnisse. Wahrscheinlich ist, dass gerade die erfolgreiche<br />

Tätigkeit von Heymann der Grund für Angriffe und Diffamierungen war. Aring schreibt<br />

(Seite 2), Heymann sei 1936 in Konkurs gegangen, danach nach Breslau verzogen und<br />

hier ermordet worden. In den Berichten über den Novemberpogrom in <strong>Mülheim</strong> ist Carl<br />

Heymann nicht mehr genannt.<br />

Adressbuch und Zeitzeugen<br />

Im Eigentümerverzeichnis (IV. Teil) 6des Adressbuches 1935 ist Karl Heymann zwar weiterhin<br />

als Eigentümer der Häuser Buchheimer Str. 13 und 15, Clevischer Ring 80, 82 und<br />

Wallstraße 87 und 89 geführt, auch das Haus Rhodiusstraße ist – noch – in seinem Besitz,<br />

aber in den Straßenverzeichnissen 1935 und 1936 findet man die Einträge „unbewohnt“<br />

für die Villa Rhodiusstraße 10!<br />

Die Befragung von Zeitzeugen brachte keine sichere Klärung. Eine Zeitzeugin, Jahrgang<br />

1922, berichtete Einzelheiten zum Geschäft Buchheimer Str. 13-15. Nach ihrer Erinnerung<br />

existierte bis in die 1980er Jahre ein Grabstein auf dem <strong>Mülheim</strong>er katholischen Friedhof<br />

mit einer Inschrift zu Karl Heymann. Wir konnten zu dieser Angabe bisher keinen Nachweis<br />

finden, weder zu ihm noch zu einer Ehefrau von Karl Heymann.<br />

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